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Archiv "Die Mannheimer Impfzwischenfälle" (26.06.1975)

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DEUTSCHES

ARZTEBLATT Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

EDITORIAL:

Die Mannheimer Impfzwischenfälle

BCG-Vaccine (Kopenhagen) zurückgezogen

Nachtrag zu

„Therapie bei Vergiftung mit Lost (Gelbkreuz)"

KOMPENDIUM:

Die offene Lungenbiopsie Störungen der

Farbstoffpassage bei der

Fluoreszenzangiographie des Augenhintergrundes durch

Gefäßverschlußkrankheiten

PROGRAMMIERTE FORTBILDUNG:

Die chronische Hepatitis, Vor-Test, Repetitorium, Nach-Test

FÜR SIE GELESEN:

Atelektatische Pseudotumoren der Lunge

In

der Bundesrepublik Deutschland wurde bisher im allgemeinen für die BCG-Impfung sowohl bei Neu- geborenen als auch bei älteren Kindern der sogenannte Trocken- impfstoff der Behring-Werke mit abgeschwächten Erregern vom Stamm „Göteborg" verwendet. Die europäische Pharmakopöe, deren Vorschriften zu entsprechen die Bundesrepublik gesetzlich ver- pflichtet ist, schreibt verbindlich die Verwendung des Stammes

„Kopenhagen" vor. Die Behring- Werke haben dieser Vorschrift Fol- ge leisten müssen und die Produk- tion umgestellt. Der neue Impfstoff gelangte seit einigen Wochen unter dem Namen BCG-Vaccine (Kopen- hagen) zur Verteilung. Der Impf- stoff war vom Bundesamt für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich- Institut) geprüft und freigegeben worden.

Die Vorschrift der Pharmakopöe fußt auf der Erfahrung, daß der Stamm Kopenhagen eine länger dauernde und auch stärkere Immu- nität hinterläßt, wie sich auch in ei- ner länger persistierenden positi- ven Tuberkulinreaktion im Ver- gleich zum Stamm Göteborg doku- mentiert.

Der neue Impfstoff hinterläßt je- doch nicht nur eine offenbar stär- kere und länger anhaltende Immu- nität sondern er führt auch zu ei- ner lebhafteren Auseinandersetzung mit dem Organismus: die Reaktion ist stärker.

Die Behring-Werke haben, ohne of- fenbar mit genügend Nachdruck die Ärzte auf diesen Tatbestand hingewiesen zu haben, die Char- gen geändert. Dabei haben sie zwar in dem neuen Beipackzettel

Die Mannheimer Impfzwischenfälle

BCG-Vaccine (Kopenhagen) zurückgezogen

Erich Gladtke und Hans Stickt

Die europäische Pharmakopöe, deren Vorschriften für die Bundes- republik verbindlich sind, schreibt für die BCG-Impfung Impfstoff vom Stamm „Kopenhagen - vor. Bisher wurde in der Bundesrepu- blik Trockenimpfstoff der Behring-Werke mit abgeschwächten Erre- gern vom Stamm „Göteborg" verwendet. Als Folge der Einführung des neuen, stärkeren und eine längere Immunität erzeugenden Impf- stoffes „BCG-Vaccine (Kopenhagen)" kam es in der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten Mannheim zu Zwischenfällen, die in der Tagespresse kommentiert wurden. Der Impfstoff wurde vorerst aus dem Handel gezogen.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 26 vom 26.Juni 1975 1929

(2)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin BCG-Impfung

die Empfehlung ausgesprochen, anstatt wie bisher 0,1 nunmehr 0,05 ml Impfstoff zu verwenden, was of- fenbar im Routinebetrieb nicht immer beachtet worden ist.

Auch der Rundbrief wurde offen- sichtlich nicht von allen Impfärzten gelesen.

So trafen von einigen wenigen Stellen Meldungen über Reaktio- nen nach der BCG-Impfung ein, die über das Gewohnte hinausgingen.

Es handelte sich um Schwellungen der regionalen Lymphknoten, zum Teil mit Einschmelzung und BCG- Nachweis. Auch stärkere Lokalre- aktionen traten auf. Es fällt auf, daß von jenen Regionen, in denen ein hoher Durchimpfungsgrad der Bevölkerung erreicht wird, insge- samt weniger Schadensmeldungen gekommen sind als aus anderen Gegenden.

Nun stellt sich heraus, daß der Keimgehalt des Impfstoffes laut Pharmakopöe zwischen 2 und 20 Millionen/ml zu liegen hat (Impfdo- sis 200 000 bis 2 000 000 Keime/0,1 ml). Ein nach dieser Vorschrift her- gestellter Impfstoff ist seit länge- rem in Frankreich, in Skandinavien und in anderen Ländern im Einsatz.

Er hat sich sehr gut bewährt und keine nennenswerten Nebenreak- tionen gezeigt. Die Behring-Werke vermuten, daß ihre beanstandeten Chargen an der oberen erwünsch- ten Keimzahlgrenze lagen; Zwi- schentests sprechen dafür. Die Behring-Werke haben am 4. Juni 1975 den Impfstoff zurückgezogen und werden ihn demnächst in ver- dünnter Suspension in den Handel bringen, so daß keine stärkeren Reaktionen mehr zu erwarten sind.

Lymphknoten-Reaktionen lassen sich nie gänzlich vermeiden: Sie waren auch mit dem früheren Impf- stoff Göteborg — ebenso wie stärkere lokale Reaktionen — ver- einzelt immer wieder zu beobach- ten gewesen. Sie treten bei Neuge- borenen intensiver als bei Jugend- lichen und Erwachsenen auf.

Der Stamm Göteborg machte in etwa dreieinhalb Prozent der Fälle stärkere Lymphknotenreaktionen;

bei dem neuen Impfstoff zeigten sich etwa zu 15 Prozent der geimpf- ten Neugeborenen stärkere Reaktio- nen. Lokale oder auch (ganz sel- ten) allgemeine Behandlungen mit Isoniazid haben verhindert, daß aus diesen vereinzelten Fällen je

„Problemfälle" wurden. Wer impft, muß auch die Auseinandersetzung des geimpften Organismus mit dem Impfstoff, die „Impfkrankheit", in Kauf nehmen. Unser Bestreben soll sein, die Impfreaktionen in zu- mutbarem Rahmen zu halten.

Anschriften der Verfasser:

Prof. Dr. med. E. Gladtke 5 Köln 41

Universitätskinderklinik Lindenburg

Prof. Dr. med. H. Stick) Leiter der Bayerischen Landes-Impfanstalt 8 München 95 Am Neudeck 1

Nachtrag zu „Therapie

bei Vergiftung mit Lost (Gelbkreuz)"

Zur Therapie bei Vergiftung mit Lost (Gelbkreuz) im Edi- torial von N. Weger (DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT, Heft 23 vom 5. Juni 1975, Seite 1749) ist nachzutragen, daß Natriumthiosulfat 7prozentig in 500-ml-Infusionsflaschen (500 ml entsprechen hierbei der erforderlichen Einzel- dosis von 35 g Natriumthio- sulfat) durch die Firma J.

Pfrimmer -1- Co. Pharmazeu- tische Werke, 852 Erlangen, Hofmannstraße 26 (Telefon- Nr. 0 91 31/2 40 81), lieferbar ist. K. Schultis

FÜR SIE GELESEN

Atelektatische Pseudotumoren der Lunge

Parenchymverdichtungen im Lun- genmantelbereich, die auch als Rundatelektasen beschrieben wur- den, entsprechen einem Durch- gangs- und Abheilstadium einer Pleuritis exsudativa oder eines Pneumothorax. Sie sind auf pleuro- pulmonale Falten- und Umklapp- vorgänge in Nähe der basalen Lap- penkanten zurückzuführen. Daher findet man sie dorsal, paraverte- bral, in Mittel-, Untergeschoßhöhe als rundliche, dorsal peripher im Lungenmantel liegende, unter- schiedlich große Verdichtungen mit pleuritischen oder postpleuriti- schen Veränderungen und mit den Zeichen einer Atelektase (kompen- satorisches Emphysem, Verlage- rung der Hilusstrukturen und Lap- penfissuren, Umgruppierung der bronchovaskulären Bildelemente, Mediastinalverlagerung). Oft sind sie nur im Seitenbild deutlich. Die Bronchographie zeigt subsegmen- tär multiple Füllungsabbrüche, Zu- sammenrücken, Abknickungen und Verlagerungen von Bronchien.

Durch Überdehnung des benach- barten Parenchyms sind die Bron- chien der Nachbarsegmente ge- spreizt. Das Tomogramm im fronta- len Strahlengang zeigt rundliche subpleurale Parenchymverdichtun- gen mit konvergierendem Verlauf der Gefäß-Bronchus-Strukturen, Verlagerung der Lappenfissuren, kompensatorisches Emphysem, Abrundung der dorsalen Unterlap- penkante und die pleuritischen Re- siduen. In Atelektasenhöhe ist der Erguß oder Schwartenschatten ver- breitert (Westermarksches Zei- chen). Die Rundatelektase kann in streifige Strukturen auslaufen. Es wird vorgeschlagen, diese Prozes- se analog den entzündlichen Pseu- dotumoren der Lunge, als atelek- tatische Pseudotumoren zusam- menzufassen. Pz

Kretzschmar, R.:

Über atelektatische Pseudotumoren der Lunge

Fortschr. Röntgenstr. 122 (1975) 19-29 Königin Juliana Ziekenhuis, Röntgenabt.

Boerhaavelaan 65, Hengelo (0v.) Nederland

1930 Heft 26 vom 26. Juni 1975 DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT

Referenzen

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