A 176 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 5|
31. Januar 2014 kament eingenommen hatten, dien-ten als Referenz. Als aktuelle An- wender galten Frauen, die für min- destens 6 Monate Blutdrucksenker einnahmen und sie aktuell in den ersten sechs Monaten nach der Brustkrebsdiagnose verwendeten.
Frühere Anwenderinnen waren Frauen, die Antihypertensiva min- destens 6 Monate genommen, sie aber sechs Monate vor der Krebs - dia gnose abgesetzt hatten. Kurzzeit- anwenderinnen hatten Antihyperten- siva weniger als 6 Monate erhalten.
In der Gesamtgruppe der Anwen- derinnen war das Mammakarzinom- risiko nicht erhöht, aber zum Bei- spiel in der Subgruppe der Frauen, die aktuell Kalziumantagonisten über mindestens zehn Jahre einnah- men, und zwar für duktale (Odds Ratio [OR] 2,4; 95-%-Konfidenzin- tervall [KI] 1,2–4,9; p = 0,04) und für lobuläre Mammakarzinome (OR 2,6; 95-%-KI 1,3–5,2; p = 0,01), un- abhängig vom Estrogenrezeptor-Sta-
tus. Andere Antihypertensiva erhöh- ten das Brustkrebsrisiko nicht. Ein möglicher Mechanismus der tumor- fördernden Wirkung von Kalzium- antagonisten könnte die Hemmung der Apoptose als Folge erhöhter in- trazellulärer Kalziumspiegel sein.
Fazit: Daten einer aktuellen Studie stützen die These, dass eine Lang- zeittherapie mit Kalziumantagonis- ten das Brustkrebsrisiko erhöht. Die Studie sei methodisch erstklassig, heißt es im begleitenden Kommen- tar (2). Natürlich müsse die Thera- pie bei Frauen, die sie seit 9,9 Jah- ren einnehmen, nicht abgesetzt wer- den, denn dies sei eine Beobach- tungsstudie, deren Ergebnisse nicht zu einer Änderung der klinischen Praxis führen könnten. Dem stimmt Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Direktor am Deutschen Herzzen- trum in München, zu: „Es wurden fünf Medikamentenklassen unter- sucht mit einer Vielzahl von statisti-
schen Vergleichen zwischen den Brustkrebspatientinnen und den Kontrollen, so dass auch durch Zu- fall ‚statistische Signifikanzen‘ auf- treten können. So konnte für Diure- tika kein Risiko festgestellt werden, obwohl dieselbe Arbeitsgruppe in einer früheren Untersuchung ein solches Risiko gefunden hatte.“
Überraschend sei, dass in der aktu- ellen Studie bei postmenopausalen Frauen kein Zusammenhang zwi- schen Übergewicht und Brustkrebs- risiko gefunden wurde.
Sollte sich die Hypothese der Studienautoren bestätigen, würde die Langzeittherapie mit Kalzium- antagonisten zu einem wichtigen modifizierbaren Brustkrebsrisiko- faktor (2). Dr. rer. nat. Susanne Heinzl 1. Li CI, et al.: Use of antihypertensive
medications and breast cancer risk among women aged 55 to 74 Years. JAMA Intern Med 2013; 173: 1629–37.
2. Coogan PF: Calcium-channel blockers and breast cancer. A hypothesis revived.
JAMA Intern Med. 2013; 173: 1637–8.
Der VEGF-Antikörper Bevacizu- mab ist in Kombination mit Che- motherapie für die Erstlinienbe- handlung und der EGFR-Tyrosinki- naseinhibitor Erlotinib für die Zweit- und Drittlinientherapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) vom Nichtplattenepithel- Typ zugelassen – in beiden Fällen
wegen einer Verlängerung der Überlebenszeit. Die Hypothese, dass eine Kombination aus beiden Medikamenten im Anschluss an die Erstlinien-Induktionsbehandlung mit Chemotherapie und Bevacizu- mab einen weiteren Fortschritt brin- gen könnte, wurde in der Phase-III- Studie ATLAS* getestet. 1 145 Pa- tienten mit fortgeschrittenem NSCLC (Stadium IIIB mit mali- gnem Pleuraerguss, Stadium IV oder Rezidiv) erhielten vier Zyklen einer Chemotherapie mit Bevacizu- mab. 743 von ihnen, die nicht pro- gredient waren und keine prohibiti- ve Toxizität aufwiesen, wurden ran- domisiert für zwei Varianten der Er- haltungstherapie: Bevacizumab (15 mg/kg alle drei Wochen) mit oder ohne Erlotinib (150 mg/d). Primä- rer Endpunkt war das progressions- freie Überleben. Hier zeigte sich ein mäßiger, aber signifikanter Zu-
gewinn von median 3,7 auf 4,8 Mo- nate (Hazard Ratio [HR] 0,71; p <
0,001), aber beim Gesamtüberleben waren beide Erhaltungstherapien vergleichbar (13,3 vs. 14,4 Monate;
HR 0,92; p = 0,5341). Außerdem war die Toxizität im Kombinations- arm insgesamt erhöht, und es gab mehr Nebenwirkungen Grad 3/4, vor allem Hautausschlag und Diar- rhö, sowie mehr Nebenwirkungen, die zu einem Abbruch der Erlotinib- Behandlung führten. Ein Abbruch der Bevacizumab-Behandlung auf- grund von Nebenwirkungen war in beiden Armen gleich häufig.
Fazit: Die Kombination Bevacizu- mab plus Erlotinib als Erhaltungs- therapie beim fortgeschrittenen NSCLC hat vergleichsweise gerin- gen Einfluss auf das Überleben, erhöht aber die Toxizität. Eine Etablierung als Standard gilt daher als unwahrscheinlich. Josef Gulden Johnson BE, et al.: ATLAS: Randomized, double-blind, placebo-controlled, phase IIIB trial comparing bevacizumab therapy with or without erlotinib, after completion of chemo- therapy, with bevacizumab for first-line treat- ment of advanced non–small-cell lung cancer.
J Clin Oncol 2013; 31: 3926–34.
FORTGESCHRITTENES NICHTKLEINZELLIGES BRONCHIALKARZINOM
Kombination als Erhaltungstherapie mäßig erfolgreich
*ATLAS: Avastin Tarceva Lung Adenocarcinoma Study
GRAFIK
Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Kurven) für Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom unter zwei verschiedenen Erhaltungstherapien
Anteil überlebender Patienten
Zeit (Monate)
Bevacizumab + Placebo Bevacizumab + Erlotinib Hazard Ratio 0,917; 95%-KI 0,698–
1,205; Log-rank p = 0,5341
modifiziert nach: J Clin Oncol 2013; 31: 3926–34