Der Einfluss von Mykorrhizapilzen auf die Bodenstruktur und deren Bedeutung Mykorrhizapilzen für
für Mykorrhizapilzen
den Lebendverbau
VonFranft Gra/und IVeraerGe/Fer
ÄeyHwds:Soil bioengineering;mycorrhiza; soil structure; germ patch assembly.
FDK114:116:181.3:384
1. Einleitung
Der
Lebendverbau oder,wie man heutezu sagen pflegt, die Ingenieurbio- logie, hat sich seitMitte
dieses Jahrhunderts als Verbautechnikimmer stärker etablierenkönnen.Zur
Renaissance dieser überhundertJahre alten «biologi- sehen Verbautradition» hat wohl in entscheidendem Masse von /fraerfenens Werk aus dem Jahre 1951 beigetragen. Seither wurden insbesondere im Anwendungsbereich die Methoden und Techniken stetig weiterentwickelt.Entsprechend erschienen in regelmässigen Abständen Lehrbücher
mit
aktu- eilen Erkenntnissen, aber auch neuen Aspekten zum Handwerk des Lebend- verbaus (TCvrvvaM, 1964; Sc/zzecM, 1973; Begeraa/m und Sc/zzecM, 1986;Mor-
gan und /Vc/cvon, 1995). Ausgangs des 20. Jahrhunderts prägen nunvorallem Bemessungsmodelle sowie Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes die Ingenieurbiologie.
Mit
wachsendem Engagementwird
im Zusammenhangmit
Stabilität und Sicherheit versucht, die verschiedenen Verbauungstypen sowie derenWir-
kungen numerischzu erfassen undSimulationsmodellezu erstellen (Wn, 1984;1995). Daessichbeim eigentlichen Baustoffum lebende Pflanzenhandeltund das Fundament von einem sich entwickelnden Boden gebildet
wird,
sind die Verknüpfungen undAbläufe
sehr komplex und dynamisch. Entsprechend schwierig ist es,für
Modellierungszwecke geeignete und exakt definierbare Parameter zu finden.Damit
dennoch Berechnungen durchführbar sind, wer- den unter anderem die Rahmenbedingungen der ingenieurbiologischen Anwendung stark eingeschränkt und vereinfacht (iSc/zwppener, 1994;//o/f-
m«««, 1995). Gleichzeitig sind es aber gerade die
Komplexität
und die zu Grunde liegendeVielfalt
und Dynamik, welche die entscheidende Basisfür
die natürliche Entwicklung von Lebensgemeinschaften bilden und somit im Zusammenhang
mit
Natur- und Landschaftsschutzdiskussionen von zentraler Bedeutung sind (Lewzmger und Lnc/rat, 1995; //flc&eret a/., 1996).Ungeachtet der differenzierten Ansätze bezüglich Systemparameter postulieren sowohl die «Modellierung» als auch der «Natur- und Landschafts- schütz» Keimung, Wachstum und Etablierung des verwendeten Pflanzenma- terials, ohne die dafür notwendigen bodenspezifischen Voraussetzungenange- messen zuberücksichtigen. WieentscheidenddiesebodenvorbereitendenPro-
zesse
im Hinblick
aufdie Pflanzenentwicklungsind, hatjedochschon vonKra-
ebener (1950) in seinem Aufsatz «Der unterirdische Wald» angedeutet.
Damit
Pflanzen überhaupt gedeihen können, ist ein funktionstüchtiges Keimbeet essentiell, was ein gewisses Mass an pedologischer Entwicklung voraussetzt.Erstein intaktesKeimbeetkanndieVerankerungsfunktion der Wurzelnsowie die Wasser- und Nährstoffversorgung garantieren.
An
extremen Standorten resultiertsomitnichtselteneine Diskrepanzzwischenden Anforderungen der Pflanzen an das Substrat und der aktuellen Situation zumZeitpunkt
des inge- nieurbiologischen Eingriffes. Neuentstandene, oberflächennahe Bereiche rezenter Rutschungen, stark erosiverBödensowie neuangelegter geschütteter Böschungen entsprechen im Sinne derklassischen Pedologie dem «ZeitpunktNull» für
dieEntwicklung
des Bodens (Z/arfge, 1985) und dessen Lebewelt.BevorPflanzenwachstummöglich
wird,
sindbodenbildende Vorgänge undder damitverbundeneAufbau
einesintakten Nährstoffkreislaufesnotwendig.Als
eine logische Konsequenz muss also das Hauptanliegen des Lebendverbaus zuerst darin bestehen, die Entwicklung einer Bodenmatrix sowie deren Stabi- lisierung zu fördern, damit ein funktionstüchtiges Keimbeet entstehen kann.Die Verantwortung dafür liegt grösstenteils bei den Bodenmikroorganis- men, welche als Baumeister stabiler Bodenfundamente
wirken
und gleichzei- tig wichtige Prozesse imNährstoffkreislauf
steuern. Für den Lebendverbau bilden diese versteckten Winzlinge sozusagen die Lebensversicherung (Lync/î und Bragg, 1985; MB/er und /astrow, 1990), denn ohne derenWirken
sind Wachstum undEtablierungder Pflanzenlangfristig nichtgewährleistet. Basie- rend auf geotechnischen Bodenanalysen und experimentellen Ansätzen bezüglich Bodenbildung und Erosionsverhalten werden nachfolgend Aggre- gation, Nährstoffakkumulation und Keimbeetentwicklung aus derOptik
von Mikroorganismen und insbesondere der Mykorrhizapilze betrachtet.2. Rahmenbedingungen am Renaturierungsstandort
Die
physiologischen Möglichkeiten und die Konkurrenz andererLebewe- sen gestatten es den meisten Pflanzen, in der Natur nur unter ganz bestimm-ten Umweltbedingungen zu gedeihen (Xarzdo/f, 1977). Die Einsatzgebiete
für
Pflanzen in der Ingenieurbiologie entsprechen häufig natürlichenInitialpha-
sen von Sukzessionsreihen, welche unter anderem den Beginn der Besiedlung von Fels, Gesteinsschutt oder rezenter Gletschervorfelder markieren.
Unter
diesen Voraussetzungen spielen weniger Konkurrenzen innerhalb von Pflan- zengemeinschaften eine Rolle als viel mehr die Bodenverhältnisse und insbe- sondere der pedologische Entwicklungsgrad, welche massgebendfür Zeit-
punkt undErfolg
pflanzlicher Besiedlung sind. Obwohl es sich bei den im Lebendverbau verwendeten Pflanzen grösstenteils um Pionierarten handelt, ist es ihnen kaum möglich, im pedologischen Sinne unentwickelte Bödenlän- gerfristig erfolgreich zu besiedeln.Analysiert
man zum Beispiel die Zeiger- werte einiger in der Ingenieurbiologie häufig verwendeter Weidenarten (Tabellei),
erkennt man unschwer,dassdiese trotz Pioniercharakterbezüglich Nährstoffangebot (N), Humusanteil(H)
und Bodenstruktur(D)
gewisse Ansprüche stellen.Die aktuellen Verhältnisse am
Ort
ingenieurbiologischerEingriffe
können je nach Intensität der vorausgegangenen Ereignisse oder je nachArt
der bau-technischen Vorarbeiten mehr oder weniger stark von denpflanzlichen
Mini-
malansprüchen abweichen. Solche neuentstandenenOberflächenentsprechen demnach nicht einem
für
Pflanzenwachstum und -etablierung geeigneten Boden, sondern bilden lediglich das Rohmaterialfür
einen solchen.7aöe//e7. Zeigerwerte bezüglich Nährstoffe (N), Humus (H) und Dispersität (D) nach Laado/r (1977) sowie dieHöhenverbreitungsstufen einigerinder Ingenieurbiologie verwendeterGehölze.
TVä/a-sto/fe (TV)
Hamas
w
D«pere;'fa((DJ
Hö/ieasru/e
Sa/«
-
a/èa 4 2 3 kollin-
append/ca/ata 3 4 5 montan-subalpin-
aar/ta 2 5 5 kollin-subalpin-
cinerea 2 4 5 kollin-montan-
dap/znoofcr 2 2 3 montan-
e/aeag«cw 2 2 3 kollin-montan-/ragi/is 3 4 .4 kollin
-
/rastafa-/ragi/is
/rastafa
-/ragi/is
3 3 3 montan-subalpin
-
/zerèacea 2 4 4 alpin-
nigricans 3 3 4 kollin-subalpin-
pentandra 3 4 3 subalpin-
pnrpwrea 3 2 3 kollin-subalpin-
pnrpwreapnrpwreavimma/isvimma/is 3 3 4 kollin-montan zl/nas-
incana 4 3 4 kollin-montan-
g/atwosa 4 4 5 kollin-montan-
viridis 4 3 5 subalpinLigasirum
-
va/gare 2 3 4 kollin2.7 Gectfec/m/sc/ze Gnzzzd/agezz
Für eine längerfristig erfolgreiche Bodenentwicklung muss also das Aus- gangsmaterial gewisse Stabilitätsanforderungen erfüllen. So soll beispielswei-
se die Neigung der Oberfläche nicht höher sein, als es die
oft
zeitabhängige Böschungsstabilität zulässt (Bö//, 1997).Mit Hilfe
geotechnischer Methoden können die Festigkeitseigenschaften respektive das Spannungs-Deforma- tionsverhalten von Bödenfür
verschiedene Klassen analysiert werden.Die
Klassierung der Rohböden basiert auf der Korngrössenverteilung sowie den Plastizitätseigenschaften der Feinanteile (Korngrösse < 0,5 mm).Die
Vertei- lung der Korngrössenwird mit Hilfe
von Sieb- (> 1 mm) und Aräometerana- lyse (< 1 mm) bestimmt. Aus den entsprechenden Resultatenwird
ersichtlich, ob es sichbeim untersuchten Rohboden um Kies, Sand, Silt oderTon handelt(7a/ze//e 2).
Auf
Grund der Plastizitätseigenschaften der Feinanteile werden weitere Differenzierungen vorgenommen (Casagrazzc/e, 1947).Die
Auswer- tung der Korngrössenanalyse-
dargestellt als sogenannte Kornverteilungs- kurve-
erlaubt eine erste Schätzung des Scherwinkels(Winkel
der inneren Reibung), welcher zu einem grossen Teil die Scherfestigkeit des Bodens bestimmt (Langund /Lider, 1990). Zusätzlichwird
dieserStabilitätsparameter auch durch die Dichte des Bodenmaterials beeinflusst. Je dichter ein Boden gelagert ist, desto höher ist seine Scherfestigkeit.In seinem natürlichen Zustand besitzt ein Bodenteilchen ein bestimmtes Volumen und eine bestimmte Masse.
Mit
diesen Angabenwird
die sogenann- te Feuchtdichte berechnet.Unter
Berücksichtigung des Wassergehaltes lässt sichdaraus dieTrockendichte und,bei bekannter Dichte der Festsubstanz, die Porosität ermitteln (7a/ze//e2). Rohbödenmit
einem hohenAnteil
an groben Komponenten sind wenig porös und weisen entsprechend eine hoheTrocken- dichte auf. Derartiges Material bildet nicht selten das Ausgangssubstratfür
den Lebendverbau. Neuentstandene Oberflächen, sei es durch Rutschungen oderErosionsprozesse, weisen vergleichsweise eine höhere Dichte auf, da tie- fere Bodenschichten, welche zuvor unter der Last des ursprünglichen Ober-
7aöe//e2. Charakteristische Kennziffernvon Rohböden inihrem natürlichen Zustand nach S/VV 670070a (1993).
Kiese Sande S//Ze Tone
60-2mm 40-70% 15-20% 1-3% 0-1%
2,0-0,06 mm 25-30% 40-75% 15-30% 15-20%
0,06-0,002 mm 2-20% 2-30% 60-65% 60-70%
<0,002mm 0-10% 0-10% 5-15% 20-25%
Feuchtdichte 1,90-2,15t/m' 1,85-2,10t/m' 1,75-2,05 t/m' 1,65-1,75t/m'
Wassergehalt 5-15% 10-20% 20-30% 40-60%
Porosität 28-32% 32-40% 35-45% 55-65%
Trockendichte 1,85-1,95 t/m' 1,65-1,85t/m' 1,50-1,75t/m' 0,95-1,25t/m'
Scherwinkel 35-40° 30-38° 25-33° 22-27°
bodens lagen, die neue Oberfläche bilden.
Ähnlich
verhält es sichmit
neuan- gelegten Böschungen (7/artge, 1985).Um
deren Standfestigkeit zu erhöhen,wird
die geschüttete Oberfläche künstlich verdichtet. Diese erhöhte Dichte erweist sichjedoch im Zusammenhangmit
Wurzelbildung und -Wachstum als massgeblicherNachteilundwirkt
sich negativaufdasEtablieren von Pflanzen aus (Bö// und Gerber, 1986). Die einzelnen Bodenteilchen solcher Bodenge- füge stehen zudem in einer weitgehend strukturlosen und labilen Lage zuein- ander,weildie Prozessefür
denAufbau
einer stabilen Bodenmatrix nichtfort-
geschritten genug sind oder mangels der dafür notwendigen Voraussetzungen gar nicht einsetzen können.Die
entsprechenden Standorteigenschaften wer- den deshalb den Anforderungen derfür
Stabilisierungszwecke einzusetzen- den Pflanzen nicht zwingend gerecht. Das Fehlen einer widerstandsfähigen Bodenstruktur vermindert nicht nur dieVerankerungsmöglichkeiten der Wur- zeln, sondern auch dieAkkumulation
von Nährstoffen, welche fortwährend Auswaschungsprozessen unterworfen sind. Somit fehlenfür
ein funktionelles Keimbeetzwei essentielle Voraussetzungen-
StabilitätundNährstoffe-,
wel-che längerfristig erfolgreiches Pflanzenwachstum garantieren können.
2.2 /ComgTOS5enverte//unge/î e/«er p/art/erfe« .S'k/p/.Ve
Für
diegeotechnischeBodenanalyse eineralpinenSkipistenplanie wurden im Sommer 1996 vierProben innerhalb eines gleichmässig geneigten Sektors(rund
1000 m^) der «Dorftälli-Piste» im Skigebiet Parsenn (Davos,GR)
auf einer Höhe von2535 m ü.M. entnommen.Die
Vegetationüber denjeweiligen Entnahmestellen (1 nF) wurde vorgängig nach Brawn-B/anguet (1964) régi-striert
(7obe//e3).Auf
Grund der Laboranalysen können alle vier Bodenpro-Pabe//e5. Kenndaten der Bodenproben ausder «Dorftälli-Piste» (2535m ü.M.) des Skigebietes Parsenn (Davos,GR).
Probezl Probeß ProbeC ProbeD
Entnahmetiefe 0-30cm 0-10cm 0-20cm 0-20cm
Feuchtgewicht 15 kg 23 kg 16kg 27 kg
Vegetation der Entnah-
mestelle(1 nP) keine keine punktuell flächig
-
Pflanzenarten • Poo a/p/na /«na«/'acgainiiCeravfi'um K/ti/Zorttm L«z«/a spa/icea iïutc/tirtitaa/pma Zlgrosi« r«peVr«
Po«aipina S«/ix berbacea Si/ene exscapa Veronica a/p/na
-
Deckungsgrad — — 1 (ca.5%) 3 (ca.30%)Korndurchmesser(mm)
7. Korngrössenverteilungdervier Bodenproben(A,B,C,D)ausder«Dorftälli-Piste»
(2535 m ü.M.)desSkigebietes Parsenn (Davos,GR).
benalsKieseklassiertwerden
(AbMdung i Mit
Ausnahmeder ProbeB, wel-che zu den sauberen Kiesen (GP) gezählt werden kann, entspricht der unter- suchte Skipistenboden einem siltigen Kies
(GM).
Gestützt auf zusätzliche Daten von Proben des gleichen Standortes vom Sommer 1995 (Gerber,
unveröffentlicht)
kann die ProbeA
als repräsentativfür
den ganzenplanierten Skipistenabschnittbezeichnetwerden. Setztman die entsprechende Korngrössenverteilungdem Ausgangszustand der Bodensitua- tion nach Planierungsarbeiten gleich, lassen sich Entwicklungstendenzen derKornfraktionen
im Zusammenhangmit
der Vegetation aufzeigen (AhhiWnng2, 7hhe//e 5).
In Abbildung
2 sind die Massen der einzelnenKornfraktionen
der Proben B, C undD
durchjene der ProbeA
(Referenz)dividiert
und als Quotienten dargestellt.Die
oberflächennahe Probe B weist einen drastischen Verlust an Feinanteilen auf. Von den Fraktionen kleiner als 0,1 mm sind nur noch gerade 20% der Referenzmenge vorhanden,respektive 80% durchEro-
sions- und Auswaschungsprozesse verfrachtet worden. Betrachtet man den gesamten Bereich der Feinerde (< 2 mm), summiert sich der
Abtrag
immer noch auf 60%.Im
Zusammenhangmit
dieser erheblichen Degradation der Bodenstruktur desohnehinfür
Pflanzenwachstum ungeeigneten Ausgangszu- Standes erstaunt es kaum, dass sich keine Vegetation entwickeln konnte.Im
Gegensatz dazu ist bei den Proben C und D eine beträchtlicheAkku-
mulationfeinkörniger
Komponenten zu beobachten. In beiden Fällen ist eine1.8
0.001
»Boden B Boden C Boden D
0.01 0.1 1
Korndurchmesser (mm)
10 100
Aftft(Mang2. Vergleich derKorngrössen der vier Bodenproben (A, B,C,D) dargestelltals Quo- tienten dereinzelnenKorndurchmesser, wobei dieProbe Aals Referenzdient (Na,®/a,*-/a,®/a).
Zunahme derFeinerdevon über 30% festzustellen.
In
ProbeD
beläuft sichdieAnhäufung
im Bereich derKornfraktion
0,1mm sogar auf60%. Erosion und Auswaschung sind also unter diesen Bedingungen stark reduziert, was eine Erhöhung der Rückhaltekapazität zur Folge hat. Entsprechend ist an beiden Probeentnahmestellen eine Vegetation ausgebildet.Im
Bereich der Probe C handelt es sich um eine noch sehr punktuelle Ansammlung einzelnerIndivi-
duen von Po«a/p/ra
L., Cerasiiara ani/Zorwra Clariv. und//wic/iinsia
a/pi«a(L.)
R. Br.mit
einem Deckungsgrad von 1. Die Vegetation über der Probe D kannmit
einem Deckungsgrad von3 als teilweise deckend eingestuft werden.Neben einemkleinen Teppich von Sa/A/zerbacea L.,der den Flauptanteil aus- macht, sind weitere Vertreter:
/«nctu
yacgwinü L., Lwzw/a 5padicea(All.)
DC., /Igro.vto rapesfrisAll.,
Poa a/pina L., Si/ene exscapaAll.
und Veronica a/p/na L. (Pahe/ie 3).3. Ansprüche erfolgreichen Pflanzenwachstums
Für
eine erfolgreiche Vegetationsentwicklungim
Rahmen von ingénieur- biologischen Massnahmen zur Stabilitätserhöhung und zum Schutz vorEro-
sion fehlen demnach gewisse Entwicklungsschritte, welche dieinitialen
und strukturlosen Bodenverhältnisse in einfür
Pflanzenwachstum und -établie-90-H 80 70 60 50 40 30-H
20 10-1-
nackter Boden Moose, Flechten s Krautschicht n Strauchschicht
Jahrenach Gletscherrückzug
Aftft/Mung3. Chronologische Änderung der Bodenbedeckung durch die Besiedlungeinesrezen- ten Gletschervorfeldes (DatenausLüdr, 1958,verändert).
rung geeignetes Substrat überführen.
Unter
natürlichen Bedingungen und in Abhängigkeit von Standortparametern kann es, wie zum Beispiel Untersu- chungen aufrezenten Gletschervorfeldern(Lud/
1958, t/go/im 1968) verdeut- liehen, Jahrzehnte dauern, bissicherste Inseln vonPionierpflanzen erfolgreich etablieren(MbMdungi). In
der Zeitspanne davorhandelt es sich,beidenvon AugesichtbarenEinwanderern, vor allem um Flechten und Moose, deren Bei- trag zur Bodenverbesserung nicht unwesentlich ist.Die
wahren Baumeister funktionstüchtiger Keimbeetefür
Pflanzen sindjedochdiemeistunsichtbaren Mikroorganismen; Bakterien und insbesondere Pilze sind an vielen im Boden ablaufenden Prozessen beteiligt und beeinflussen in entscheidendem Masse Intensität und Richtung der Bodenentwicklung und somit die Eigenschaften der Böden als Pflanzenstandort.3.i
£nbv/c/c/Mwg derßodenstnikfwrEin funktionelles Keimbeet muss je nach den verwendeten
Arten
ver- schiedenenAnsprüchen genügen(Tnbe//e7). InersterLinie
wichtigsindin den meisten Fällen eine ausreichendeAnzahl
von Grobporenfür
eine effiziente Belüftung sowie ein angemessenerAnteil
vonMittelporen,
um dieErhaltung
des Wasser- und Nährstoffvorrates garantieren zu können. Entscheidende Voraussetzung dafür sind stabile Sekundärporen. Diese werden vor allem durch Quellungs- und Schrumpfungsvorgänge sowie
Bioturbation
gebildetund zeichnen sich,
im
Gegensatzzu den körnungsbedingten Primärporen,oft
durch ausgeprägteKontinuität
und bedeutende Grösse aus (Sc/ze/jfer und Sc/mc/ztec/zflhe/, 1992). Das Sekundärporensystem bildet dieHohlformmatrix
zu den Aggregaten und ist entsprechend von deren
Art
und Entwicklung abhängig.Die Aggregatbildung ihrerseits ist in der Regel ebenfalls eine Folge der Bodenentwicklung.
Im
Wechselspiel von abbauenden(Verwitterung, Erosion) und aufbauenden (Aggregierung)Prozessenentstehen verschiedenste Grund- bausteine, welchefür
denAufbau
eines Keimbeetesweiterverwendet werden (77sda// und Oades, 1982, So//mseta/., 1996).Die
Formender Aggregate sind je nach Entstehungsart sehr verschieden, ebenso der Gradihrer
Ausbildung.Die
Aggregierung kann so ausgeprägt werden, dass geotechnisch betrachtet feinkörnige Böden die Eigenschaften grobkörniger annehmen, was insbeson- derefür
die Dränung undErodierbarkeit
von Bedeutung ist.Die Stabilität des Bodengefüges und damit vor allem jene der Sekundär- poren
wird
durch verschiedene Stoffemit
verklebenderWirkung
gefördert, wie zum BeispielAluminium-
und Eisenoxide,CaCOj
oder organische Sub- stanzen. Letztere haben einen sehr starken Einfluss auf die Stabilität von Aggregaten, was sich meist in einem höheren C-Gehalt stabiler Teilchen widerspiegelt. Zwischenstufen beimmikrobiellen
Abbau und als Stoffwech- selprodukte der Mikroorganismen auftretende Verbindungen haben teilweise die Eigenschaft, anorganische Teilchen zu verkleben.3.2
M
iLroorgfl«z.vme« u/,v ßazzmmferdes Kez'mheetesNeben den Bakterien sind es vor allem die mycelbildenden Pilze, welche
für
die Aggregation verantwortlich sind. Durch die grosse Ausbreitung der Hyphennetzwerke werdenMineralpartikel
umgarnt und somit rein mecha- nischstabilisiert. ZusätzlichfördernPilze die chemische Zementierung, indemsie einerseits «Kittsubstanzen» (Polysaccharide, Polyuronide) ausscheiden und andererseits als Vektoren weiterer Mikroorganismen dienen, insbesonde- re
für
Bakterien, welche ihrerseits die Aggregatbildung und somitein stabiles Bodengefüge fördern(ßumi,
1995).Die
Bildung vonAggregaten und deren Stabilisierung dient nicht nur allei-neder mechanischenFestigkeit,sondern istgleichzeitig zwingende Vorausset- zung
für
dieEtablierungeinesfunktionellen
Wasser-undNährstoffkreislaufes.Wasser kann nur dann im Boden zurückbehalten werden, wenn die dazu not- wendigen Poren vorhanden und stabil genug sind.
Ähnlich
verhält es sichmit
den Nährstoffen.
Damit
diese nicht der fortlaufenden Auswaschung unterlie- gen, müssen sie in die Aggregate einer solidenMatrix
eingebaut oderim
Porenwasser der Hohlräume in gelöster Form gespeichert werden können.Nur
so werdenfür
das Pflanzenwachstum unentbehrliche Nährstoffreservenangelegt. Die Mikroorganismen sind aber nicht nur
für
die Fixierung von Nährelementen zuständig. Schwerlösliche Stoffe werden teilweise überhaupt erst durch Bakterien und Pilzeineine pflanzenverfügbare Formumgewandelt (£/ga/a et«/., 1995, Marschner, 1995).Die Abhängigkeit der Pflanzen von Mikroorganismen beschränkt sich nicht nur auf eine indirekte wie im Falle des Aufbaues eines funktionstüchti- gen Keimbeetes. Fast alle höheren Pflanzen, so auch die in der Ingenieurbio- logie verwendeten
Arten,
leben natürlicherweise in Symbiosemit
sogenann- ten Mykorrhizapilzen (7/ar/ey und Z/ar/ey, 1987).In
einigen Fällen, wie zum Beispiel bei den Leguminosen und Erlen,werden zusätzlich Gemeinschaftenmit
stickstoffixierenden Bakterien gebildet.Im
Falle derMykorrhiza
sind die Pilzpartner in ersterLinie für
die Wasser- und Nährstoffversorgungihrer
Wirtspflanzen verantwortlich. Das Pilzmycel, das einerseits die Kurzwurzeln der Wirtspflanzen besiedelt, durchdringt andererseitsmit
unzähligen feinen Hyphen den Bodenkörper.Der
Durchmesser dieser Pilzfäden(2-5
pm) istverglichen
mit
jenenvonWurzelhaaren(15-20
pm) um ein Vielfaches kleiner, was Pilzen teilweise auch denZugriff
auf die Wasser- und NährstoffreservenFabe//e4. Mykorrhizatypen(A arbuskulär, E Ektomykorrhiza)sowieAnzahl bekannterPilz- partner(k.A. keine Angaben) derhäufigsten Weidenin derSchweiz(aus:Favre, 1955;Fonama, 1962; Frappe, 1962; War/mg, 1981,1992; P/ar/ey und 7/ar/ey 1987; D/affion, 1994; Gra/, 1994 und unveröff.).
Mykorr/îizafyp Arbaska/äre Fktomy/corr/u'za-
Pi/zartea Pi/zarte«
Safe
-
a/ba E k.A.-
append/cafea E 2-
aurda E 19-
hi'co/or A, E 4 5-
brevlrerrata A.E 3 4-
caprea A,E k.A. 3-
cmerefl A, E k.A. 13-
dap/moides A,E k.A. 1-
e/aeagncw E 1-/rag/fo E k.A.
-
g/aacosericea A,E 4 4-
basfafa A,E 3 4-
begetscWeder; A,E k.A. k.A.-
he/vef/ca E k.A.-
berbacea A,E 5 60-
mgr/ca/zs A,E 5 5-
peataadra E 1-
pwrpwraz A,E k.A. 2-
repe/zs A,E k.A. 41-
red'ca/ata A,E 4 4-
retasa E k.A.-
ierpy////b/ia E — k.A.-
friarcdra E k.A.-
v/mmafe A,E k.A. k.A.-
wa/dste/ra'ana A,E k.A. k.A.in den
Mittelporen
(0,2-10 gm) erlaubt. Zudem ist die Absorptionsflächemykorrhizierter
Wurzeln um bis zu fünfzigmal grösser als jene nicht mykor-rhizierter
(Jansen, 1992). Ohne ihre relevanten Pilzpartner sind die Wirts- pflanzen unter Konkurrenzbedingungen, wie sie in derNatur
herrschen, des- halb auflange Sicht nichtüberlebensfähig.Bis heute weiss man jedoch erst von wenigen Pflanzen einigermassen Bescheid über die gegenseitigen spezifischen Beziehungen
mit
ihren Pilzpart- nern. Insbesondere im Bereich der Pilzökologie und -Soziologie ist die Mehr- heit der mykorrhizierten Pflanzen noch unbearbeitet. Betrachtet man die in der Ingenieurbiologie häufig verwendeten Weiden, treten diese Wissens- lücken offenkundig zutage (7abe//e 4). Bei der Bepflanzung von extremen Standorten, wie diesim Zusammenhangmit
Lebendverbau häufig derFallist, wären aber gerade solche Informationen von entscheidender Bedeutung.Im
Gegensatz zu natürlichen (Wieder-)Besiedlungen kann man nämlich bei anthropogenen Renaturierungseingriffen nicht davon ausgehen, dass dieMykorrhizierung
innerhalb nützlicher Frist spontan stattfindet (Gra/j 1997).4.
Die
SonderstellungderMykorrhiza
Der
Aufbau und die Erhaltung eines funktionstüchtigen Keimbeetes ist eine unabdingbare Voraussetzungfür
denErfolg
im Lebendverbau. Innerhalb der grossenVielfalt
vonMikroorganismen,welche an den dafürverantwortli-
chen Prozessen beteiligt sind, nehmen dieMykorrhizapilze
nicht nurfür
den Lebendverbau einebesondere Stellung ein.In
einererstenPhase beeinflussen sie die Bodenaggregation und gehörenmit
zum Kreis der wichtigen Baumei- ster vonfunktionellen
Keimbeeten (77.sr/a// und Oades, 1982; AJzY/er und /astrow, 1992).In
einem nächsten Schrittnehmen sie als Symbiosepartnervon Pflanzen direkten Einfluss auf deren Wachstum und Etablierung und sind somitauchmassgeblichanderstrukturellen Entwicklung vonganzen Gemein- schattenbeteiligt(Ä
Jo/zn und Co/eman, 1983).Die
entscheidendeRollespie- lenMykorrhizapilze
jedoch bei derVerknüpfung vonProzessen der Bodenag- gregierung undNährstoffakkumulationmit
jenender Pflanzenernährung. Wie die Vielzahl anderermycelbildenden Bodenpilzeumgarnen siemit
ihrenPilz- fäden kleinste Bodenpartikel und fügen diese zu stabilen Aggregaten zusam- men, welche wiederum die Bausteine der Bodenmatrix und der entsprechen- den Porenstruktur bilden.Die
Nährstoffe, welche in diesen stabilen Gefügen gespeichert werden, stehen so mittels der Hyphennetzwerke denWirtspflan-
zendirekt
zur Verfügung. Während der Einfluss vonMykorrhizapilzen
auf Wachstum (AbZüMmzg 7) und Überleben von Pflanzen seit langem bekannt undvielfach untersucht ist (Grz'meeta/., 1987;Marx, 1991),sind bisheute ver- hältnismässig wenig Informationen zur Wirkung dieser Symbionten auf dieBodenstruktur
erhältlich. Was dieEktomykorrhizapilze betrifft,
welcheim
/lèfci'Muttg4. Unterschiede vonoberirdischer Biomasseund Wurzelwachstum zwischen einermit Lrttcnriu Wco/or mykorrhizierten (M) Silberwurzpflanze (Dryu.v ocfopera/aj und einer nicht mykorrhizierten (K) Kontrollpflanzenach fünfMonaten Wachstum in Rootrainernim Gewächs- haus (Graf, unveröff.).
Zusammenhang
mit
den meisten in der Ingenieurbiologie eingesetzten Gehölzpflanzen (7abe//e4) vonBedeutungsind,weissman bis heute noch sehr wenig.4.7 Zggregahonivermöge« von F/uomy/co/77zzTapz7zen
Im
Zusammenhangmit
alpinen Renaturierungsanstrengungen wurden an der WSLfür
Zaccariab/co/or(Maire)
RD.Orton
und L. montanaSinger,zweiEktomykorrhizapilzpartner
der Krautweide (Sa/ix herbacea L.), Aggrega- tionstests durchgeführt. Künstliche Substratgeniische aus 80 g Quarzsand (Durchmesser < 2 mm), 25 g Sirankügelchen (Koc/z und F/tz/z/er, 1993), 14 gTorf
(Durchmesser < 1 mm) und 20 ml destilliertem Wasser wurden unter ste- rilen Bedingungen in Bechergläser (150 ml) gefüllt undmit
20 ml Flüssigkul-tur
des entsprechenden Pilzes(Gra/
und ßrnnner, 1996) beimpft, respektiveals
Kontrolle mit
20ml «modifiedMelin
Norkrans»(MMN)
Flüssignährmedi- um (Marx und Bryan, 1975) versehen. Der pH der Proben lag bei 5,5. Nach einer Inkubationszeitvon drei Monaten beiDunkelheit
und 18°C wurden die Proben den Bechergläsern entnommen und in einem Wasserbad während 24 Stunden vollständig untergetaucht. Anschliessend wurden das abgebröckelte Feinmaterial und der stehengebliebene Restkörper getrennt bei 105°CWiederholungen l-V
AhhiMang5. Unterschiedlicher MaterialverlustvonKörpern künstlicherSubstratgemischedurch Abbröckeln nach 24 h Wassersättigung von unbehandelten Kontrollen (0 61% Gewichtsverlust
desAusgangskörpers) undbeimpften Proben mit den Ektomykorrhizapilzen Laccarz'a montana (0 36% Verlust) undLaccarz'aWco/or (025% Verlust).
während 24 Stunden getrocknet und dann gewogen. Für jede Behandlung
(Kontrolle,
L. montera, L. Wco/or) wurdenfünf
Wiederholungen durchge- führt.Die Ergebnisse dieser Versuche
(A6Mdimg5)
zeigen signifikanteUnter-
schiede (a 2,5%) zwischen den
mit
Pilzen beimpften Proben und der Kon- trolle. Während der Materialverlust durchAbbröckeln
derKontrollen im
Durchschnitt bei61% des Gesamtgewichtes der Proben lag,konnte diesermit
der Beimpfung von L. montana auf 36%,mit
jener von L. 6/co/or sogar auf 25% reduziert werden. Weniger deutlich (nicht signifikant), jedoch immer noch beachtlich, ist diedurchschnittliche Differenz von 11% zwischen den bei- den verwendeten Pilzarten.Der
Unterschied bezüglich des Aggregationspo- tentials zwischen zwei sehr nahe verwandten Mykorrhizapilzen, dienatürli-
cherweisemit
der gleichen Wirtspflanze in Symbiose leben,bekräftigt
die Annahme, dass verschiedene Pilzpartner unter verschiedenen Voraussetzun- gen zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Funktionen ausüben (Ferry eia/., 1987).4.2 Fros/onsvermmdmmg r/wrc/z F/ctorny/corr/z/zap/Fe
Der
Aggregationseffekt des Mykorrhizapilzmycelswirkt
sich nicht nur unter statischer Belastung von losen und sterilen Substratgemischen positiv auf die Festigkeit von Bodenkörpern aus. Beregnungsexperimente haben gezeigt, dass die Symbiosepilze auch in nicht sterilisierten Böden unterdyna- mischen Belastungen, wie zum Beispiel Starkniederschlägen, entscheidend zur Stabilität (Erosionsverminderung) beitragen.Für
diesen Nachweis wur- den 4Kisten (150x75x15 cm)mit
je350kgMoränenerde (Beyer Former, 1997)mit
einem Grösstkorn von 64 mm gefüllt. Eine Kiste wurde alsKontrolle
so belassen, die zweite wurdemit
1000ml
FlüssigkulturdesEktomykorrhizapil-
zes Lflccur/ö 6/co/or beimpft
(Gra/und
Brimner, 1996), diedritte
wurdemit
2,5 g Samen der Silberwurz (Dryas octopeta/n
L.)
bestückt und die vierte erhielt sowohl 1000 ml L. b/co/or-Inoculum als auch 2,5 g Silberwurzsamen.Die
Kisten wurden in einerKlimakammer
bei 20°C und 60%Luftfeuchtigkeit
sowie einemTag-Nacht-Rhythmus von 16zu8Stunden gelagert. Wöchentlich wurden sie je einmalmit
3 1destilliertem
Wasser begossen sowie einmal pro Monatmit
je 3 1 MMN-Flüssignährmedium. Nach einer Inkubationszeit von drei Monaten wurde die erste von drei Beregnungsserien auf dem Regensi-mulator
derWSL durchgeführt (Beyer Former, 1997). Die Kisten waren40%geneigt und die Regenintensität betrug90mm/h.
Auf
eine 60minütige Regen- période folgten30Minuten
Pausemit
anschliessend einerweiteren30minüti- gen Regenperiode. Vor der zweiten unddritten
Serie wurden die vier Kisten jeweils wiederfür
einenMonat
bei oben beschriebenen Bedingungen gela- gert.Die
Resultate der drei Beregnungsserien(AhMdung
6) zeigen eine deut- liehe AbnahmederErosioninderReihenfolge:Kontrolle
>Pilzmycel>Pflan- zen > Pilzmycelmit
Pflanzen. Diese Unterschiede waren in allen drei Serien mehr oder wenigerausgeprägt.Betrachtet man die durchschnittlicheErosions- Verminderung derdrei behandelten Variantenim
Vergleich zurKontrolle (K),
deren Materialverlust als 100% vorgegebenwird,
ergibt sichfür
die Behand- lungmit
Pilzmycel(M)
eine Reduktion um 19,7% (± 5,3),für
jenemit
Pflan- zen (P) um 35,9% (± 8,3) undfür
jenemit
Pilzmycel und Pflanzen(MP)
um 49,3% (± 1,8). Werden dieMaterialverluste derdrei Beregnungsserienfür
die einzelnen Kisten addiert, beträgt der Gesamtverlustfür
dieKontrolle
8,07 kg,für
die Variantemit
Pilzmycel 6,39kg,für
diemit
Pflanzen 5,08 kg undfür
dieKombination
von Pilzmycelmit
Pflanzen(mykorrhiziert)
4,05 kg.Die
ent- sprechenden Prozentzahlenfür
den gesamten Materialverlust bezüglich des Totalgewichtesder Proben (350kg) sind 2,31%(K),
1,82%(M),
1,45% (P) und 1,16% (MP).Schon drei Monate nach Ausbringen des Saatgutes respektive Beimpfung
mit
Ektomykorrhizamycel werden beträchtliche Erosionsverminderungen erzielt.Die
alleinige Zugabe von Mykorrhizamycel verminderte in diesem Versuch die Erosion um einen Fünftel, was wohl grösstenteils auf eine besse-4000
3500
E 3000 E
0
s 2500C
1
2000k_
rä> 1500 'C
i
0)0)i
0) iooo500
o
zlbb/Mungd Materialverlustvonvier Moränenbodenproben (Volumen: 150x75x15 cm;Gewicht:
350 kg) mit zlbb/Mungd
mit zlbb/Mungd
unterschiedlicher Behandlung (K: Kontrolle, M: beimpft mit Z-accaria b/co/or, P:
bepflanztmitDryasoeropera/a, MP: beimpft mit L. b/co/or und bepflanztmit£>. oefopetu/n)durch Beregnungen (Intensität: 90 mm/h, Regenregime: 60 min Regen, 30 min Pause, 30 min Regen) nachdrei Monaten (Serie 1),vier Monaten(Serie 2) undfünfMonaten(Serie3) Inkubationszeit.
Fürdiedrei Beregnungsserienwurden jeweilsdie gleichen vier Kisten wiederverwendet.
flegen/ntens/fäf90mm/b Serie 1
s 1. Regenperiode (60 min) b 2. Regenperiode(30 min)
1. +2. Regenperiode (Total)
Serie2
Serie3
H=
K M P MP K M P MP K M P MP
re Aggregation des Oberbodenszurückzuführen ist.
Die Differenz
von Pflan- zen alleinzu Pflanzenmit
Mycel istzusätzlich imhöheren Bodenbedeckungs- grad durch die Silberwurz indermykorrhizierten
Variantebegründet. Sowohl die oberirdische Biomasse als auch das Wurzelwerk waren hier besser ausge- bildet (Abbi/rhmg 4), was auf eine effizientere Wasser- und Nährstoffversor- gung durch den Pilzpartner schliessen lässt.Die
Resultate verdeutlichen den Einfluss des Mykorrhizapilzeseinerseits aufdie Bodenbildung (Aggregation) und andererseits auf die Pflanzenernährung und zeigen somit die Relevanz dieser Symbiose im Zusammenhangmit
der Erosionsverminderung und ent- sprechend der Bodenstabilisierung.5. Diskussion, Folgerungen
Esist eineunbestrittene Tatsache, dassjede Pflanze spezifische Ansprüche an ihre
Umwelt
stellt (Lanc/o/t, 1977;ßegeraonrc und Sc/uecM, 1986;Sc/uecM, 1992), ohne deren minimaleErfüllung
sie an einem gegebenen Standort nicht überleben kann.Will
manmit
Methoden des Lebendverbaus die Bodenstabi-lität
umweltrelevant erhöhen und die Erosion dauerhaft reduzieren, müssen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden, welche Pflanzen- Wachstum und folglich die natürliche Entwicklung der Sukzession gewährlei- sten. Entsprechend sind also im Zusammenhangmit
der Ingenieurbiologie Vorarbeiten zu leisten, welche einen erfolgversprechenden Pflanzeneinsatz überhaupt erst ermöglichen. Diese erweisen sich selten alstrivial,
denn die Einsatzgebiete sind meist durch stark einschränkende Rahmenbedingungen charakterisiert. Dabeisind es häufig die aktuellen Bodenverhältnisse, welchelimitierend
wirken. Ausschlaggebend sind insbesondere die Strukturverhält-nisse des zu stabilisierenden Baugrundes, respektive der Entwicklungsgrad
des Keimbeetes. Selbst wenn standortangepasste Vertreter der natürlichen Vegetation verwendet werden
-
einefür
erfolgreiche Ingenieurbiologie not- wendigeBedingung,die auch heutenicht immererfüllt
ist-
treten Situationen auf, welche den minimalen pflanzlichen Anforderungen nicht apriori
genü- gen.Im
herkömmlichen Lebendverbauwird
nun versucht, die entsprechenden Lücken zwischen dem tatsächlich vorhandenen Keimbeetzustand und den effektiven Ansprüchen der Pflanzen durch die Zugabe von Hilfsstoffen zu schliessen.Zur
Stabilisierung derBodenstruktur
werden Festiger appliziert, der Mangel an verfügbaren Nährstoffenwird mit
Düngemitteln wettgemacht.Im Hinblick
auf Naturnähe und Dauerhaftigkeit ist die Anwendung syn- thetischer Zusatzstoffe stärker denn je umstritten. Vor allem der Gebrauch von Düngern ist eine heikle undkontroverse Angelegenheit, nicht zuletzt auf- grund des Einsatzes von teilweise fragwürdigen Produkten.Im
Zusammen-hang
mit
Lebendverbau kann künstliche Düngung in verschiedener Hinsicht negative Auswirkungen auf die Vegetation, den Boden und dessen Lebewelthaben.
Auf
die Pflanzen bezogen,wird
dadurch in ersterLinie
dasoberirdi-
sehe Wachstum gefördert. Dieser Biomassezuwachs ist jedoch gekoppelt
mit
einerReduktionderWurzelbildung(Grab/im;
1978, Cerrzwsca, 1986), was ent- sprechend eine unerwünschte Verminderung der Bodenstabilitätmit
sich bringt. Ein weiteres Problem stellt die Begünstigung von natürlicherweise standortfremden und unter den gegebenen Rahmenbedingungen eigentlich konkurrenzschwachenArten
dar.Damit
einhergehend kann es zu einer Ver- drängung der autochthonen Vegetation kommen, respektivewird
das Ein- wandern dieser erschwert oder gar verhindert. Durch denkurzfristig
grossenNährstoffinput
kann zudem die Bodenorganismenwelt tiefgreifend verändert werden (/nsarn und //ase/wandfer, 1985; Lw/fenegger ef a/., 1986). So werden zum Beispiel lebensnotwendige Symbiosepartner von Pflanzen, insbesondere Mykorrhizapilze verdrängt (7/ora/c und Fö//m, 1988; O/zeno/a, 1988; draoWs, 1989), während es bei saproben Organismen zu einer Massenvermehrung kommt. Werden die Düngergaben eingestellt, fehlen den nun bedürftigen Pflanzenmit
ihren rudimentären Wurzelwerken die relevanten Partner, wel- che unter den plötzlich wieder kargen Bedingungen lebensnotwendig sind.Eine vielversprechende
Alternative,
um im Bereich des Nährstoffdefizites degradierter Böden solche Lücken zu schliessen, ist die Förderung der Sym- biosebildung der verwendeten Pflanzen. Diese unter natürlichen Vorausset- zungen spontan einsetzende Verknüpfung ist an gestörten Standorten stark eingeschränktodergarnicht mehr möglich (Sc/zwab undReeves, 1981; Pz'ozzdz- ni eia/., 1985; Gra/, 1997). Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt,dass das natürlicheInfektionspotential
vonMykorrhizapilzen
einerseits in Abhän- gigkeit der Intensität des vorausgegangenen Schadensereignisses sehr schnell abnimmt (Powe//, 1980; Doerr ei«/., 1984; Amarazzf/zzzs und Trappe, 1993) und andererseits auchmit
derZeitspanne,während der ein Standortohne die nöti- gen Wirtspflanzen belassenwird
(Parke ei a/., 1984; Ferrier und Alexander, 1985). Es gibt also keine Gewissheit, im Oberbodenbereich rezenter Rut- schungen, stark erosiver Böden oder geschütteter Böschungen spezifische Symbiosepartner der eingesetzten Pflanzen vorzufinden. Ebenso ist es nicht zwingend, dass sich intakte Gebiete ähnlicher Vegetationmit
geeignetem Ino- kulumpotential in der Nähe befinden, von wo ausreichender Sporeneintrag stattfinden könnte.Für
eine erfolgreiche Symbiosebildung ist es im Lebend- verbau deshalbnotwendig, demverwendeten Pflanzenmaterial die adäquaten Organismen mitzugeben (Grzrzze ef a/., 1987;Gra/
und Prunner, 1995). DurchdieZugabevon geeigneten
Mykorrhizapilzen wird
beispielsweisenicht nurdie Effizienz der Pflanzenernährung gesteigert, sondern auch die Wurzelbildung angeregt (AbMdwzzg 4).Die
Vorteilemykorrhizierter
Pflanzen bezüglich Nährstoffversorgung und Wachstum (AMü/c/ung4; Lang/oz's und Forfzzz, 1984;A/exander und Faz'r/ey, 1986), Krankheitsresistenz (Marx, 1973; Perrz'n, 1985) und kleinerer
Empfindlichkeit
gegenüber toxischen Stoffen (./one.s und 7/zzf-c/zznso«, 1988; Co/paer/ und Fan Assc/ze, 1992) sind vielfach dokumentiert.
Zusätzlich sind die Pilzpartner im Vorfeld der pflanzenspezifischen Funktio- nen an einemweiteren essentiellen Prozess beteiligt. Sie fördern neben ande- ren Mikroorganismen in entscheidendem Masse die Entwicklung des Bodens (M/Werundiasfrow, 1992;Tluras, 1995)undsomitdie StabilisierungundFunk-
tionalität
des Keimbeetes.Die
von Bakterien und Pilzen ausgeschiedenen Polyuronideund Polysaccharide vermögenMineralteilchen in ähnlicher Weise zu verkleben, wie diesfür
Derivate der Polyacrylsäure und derPolyvinylsäu- re bekannt ist, welcheim
Zusammenhangmit
der Ingenieurbiologie als Bodenfestigereingesetzt werden (Sc/ze/jferundSc/mc/zfsc/mbe/, 1992). Diedar- ausresultierende Meinung,dassentscheidendeBausteineundProzessefür
die natürliche Festigung der Bodenstrukturmikrobieller Herkunft
sind, konntemit
Aggregations- und Erosionsversuchenfür
die getestetenEktomykor-
rhizapilzein eindrücklicherArt
undWeisebestätigt werden (Mbbi'Mimgerc5,6).Mit Hilfe
dieser Erkenntnisse bezüglich der Keimbeetfunktionen vonMykorrhizabildnern
sowie deren Funktionen in der Pflanzenernährung kön- nen natürlich auftretende Phänomene der Vegetationsetablierung auf degra- dierten Bodenstrukturen aus einer neuenOptik erklärt
werden. Betrachtet man die BodenprobeD
desnatürlich wiederbesiedelten Skipistenabschnittes, müsste diese aufgrund der Korngrössenverteilung (AbMrùmgerc 7, 2) als am stärksten erosionsgefährdet eingestuft werden.Unter
den Bodeneigenschaf- ten fördern nämlich ein hoher Silt- und Feinsandgehalt (0,002-0,1 mm) und eine geringe Durchlässigkeit dieErodierbarkeit.
Von zusätzlicher Bedeutung istim Zusammenhangmit
der Erosion auch der Schutz derOberfläche gegen die aufprallenden Regentropfen. Permanente Bedeckung verringert die Flächenerosionsehrstark.In
dem Masse,wie die Flächen offenliegen undauf ihnen leicht verschlämmbares und transportierbares Material erzeugt wird, steigt dagegenderAbtrag.In
deralpinenStufebedingt esfür
einenwirksamen Erosionsschutz eine Bedeckung von 70% (Mos/mann, 1981; Cerausca, 1984).Diese Forderung ist am Standort der Probe Djedoch bei weitem nicht
erfüllt
(7hbe//e 5).
Die
in diesem Sektor trotzdem dichtere Bodenbedeckung kann also nicht der Hauptgrundfür
die geringere Erosion respektive das bessere Pflanzenwachstum sein. Weitere Faktoren, welche dieErodierbarkeit
redu- zieren, sindhöherer Humusgehalt, gesteigerte Durchlässigkeit sowie grössere Stabilität des Bodengefüges, insbesondere im oberflächennahen Bereich.Letztere wiederum bildet eine Voraussetzung
für
die anderen Parameter.Die
Vegetationsaufnahme zeigt, dassder ProbeentnahmeortD
von der Krautwei- de (Sa/bc /mrbacea) dominiert wird. Dieser Spalier weist ein weites SpektrumanSymbiosepilzen auf(Gra/, 1994).
Der
Schlussliegt nunnahe, dass aufgrund der im Boden anwesenden Mycelien die Aggregatstabilität stark erhöht ist (TIsrfa// und Oades, 1980) undsomit die Voraussetzungenfür
eine erosionsre- sistente Bodenmatrix gegeben sind.Der
höhereAnteil
an Feinmaterial, wel- eherinder geotechnischen Analyse zum Vorscheinkommt (Abbildung
7), bil- det in diesem Falle das Ausgangssubstratfür
die Aggregation,welche wieder-um Voraussetzung
für
die Nährstoffakkumulation und eine bessere Was- serrückhaltekapazität ist. Diese Prozesse dürften im Zusammenhangmit
derFunktionaliät
des Keimbeetes ausschlaggebendfür
die erfolgreiche Wieder- besiedlung in diesem Skipistenabschnitt gewesen sein.Die
weitgehend vege- tationslose Situation und die erhöhte Auswaschung von Feinanteilen im Bereich der ProbenA
und B hingegen kann zu einem bedeutenden Teil aufdas Fehlen von geeigneten Mikroorganismen zurückgeführt werden. Basie- rend aufdiesen Erkenntnissen aus natürlichen
Abläufen
sowie Untersuchun- gen und Experimenten im Labor scheint es möglich, sowohl imFlinblick
auf die Nährstoffversorgung als auch bezüglich der Stabilisierung von Boden- strukturen,dieimmensen Düngergaben und denEinsatz synthetischerBoden- festiger durchdieZugabe geeigneterMikroorganismenweitgehendzu ersetzen.Sucht man in diesem Zusammenhang in der immensen
Vielfalt
dieser Kleinstlebewesen nach möglichenAnwärtern,
sind es die Mykorrhizabildner, welche spezielleAufmerksamkeit
erregen. Sie nehmen in der Prozesskaskade der Bodenentwicklung aufgrundihrer
Funktionen und Lebensweise eine besondere Stellung ein. So gehören sie einerseits zu den massgebenden Bau- meistern des für Pflanzen lebensnotwendigen Keimbeetes. Es erstaunt kaum, dass Aggregatstabilitätdirekt proportional
zur Länge der Pilzhyphen im Boden ist (Ttsda// und Ondes, 1980).Als
Symbiosepartnerihrer
Wirtspflanzen übernehmen sie andererseits deren Wasser- und Nährstoffversorgung und üben so unmittelbaren Einfluss auf dieEntwicklung
von Pflanzengemein- schaften aus (St. ,/o/m und Co/eman, 1983).Auf
Grund dieser Funktionen empfehlensichdieMykorrhizapilze
alspotentielle Kandidatenfür
denEinsatz im Vorfeld ingenieurbiologischerArbeiten. Im
Lebendverbau wie auch bei der natürlichen Besiedlung neuentstandener Bodenoberflächen bedeutet derAufbau
einesintakten und soliden Mykorrhizafundamentes einen ersten und entscheidenden Schritt, um die Lücke zwischen den tatsächlich vorhandenen Bodenbedingungen und den effektiven Anforderungen der Pflanzen zu schliessen. Erst wenn dieserGrundpfeiler
steht, sind die Voraussetzungenfür
erfolgreiches Wachstum und Etablieren der Pflanzen aus der Perspektive des Bodens erfüllt.Wie beim Pflanzenmaterial ist auch bei der Auswahl der relevanten Pilz- partner daraufzu achten, dass nur standortangepasste