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Archiv "Problemorientierte Praxis-EDV" (03.12.1982)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen THEMEN DER ZEIT

1. Der große Unterschied

EDV-Systeme können weitaus mehr als nur rechnen. Sie sind in der Lage, Texte zu speichern, zu suchen, zuzuordnen, an Ereignis- se zu erinnern und zu warnen. Den Praxiscomputer nur als Rechen- maschine beispielsweise für Ab- rechnungszwecke einzusetzen, bedeutet daher eine Verschwen- dung prinzipiell vorhandener Res- sourcen; dies ist letztlich unwirt- schaftlich. Andererseits enthält ei- ne moderne ereignisbezogene In- formationsverarbeitung auch alle erforderlichen Rechneroperatio- nen und kann somit den admini- strativen Erfordernissen vollauf entsprechen. Diese Vorgehens- weise bewirkt einen konstruktiven Beitrag zur Weiterentwicklung schlagkräftiger ambulanter Medi- zin und nicht die Beugung unter das Joch bürokratisch beeinfluß- ter Lenkungsmaßnahmen, wie es die lebhaft diskutierten Fallwert- prüfer und Statistikrechner unter- stützen.

Der Name des Systems PRODAV (Praxis-orientierte Datenverarbei- tung für den niedergelassenen Arzt) signalisiert eine alternative Strategie der ärztlichen Datenver- arbeitung: Im Mittelpunkt der EDV-Anwendung steht der dia- gnosenbezogene Katalog sinnvol- ler Maßnahmen hinsichtlich weite- rer Abklärung und Therapie im Rahmen interner und externer Lei-

stungserbringung. Hinter jeder der für eine konkrete Praxis rele- vanten rund 3000 Diagnosen folgt eine Liste möglicher Aktivitäten — zur selektiven Anordnung durch den Arzt. Diese Maßnahmen wer- den sofort auf Kontraindikationen geprüft, so daß nur vorgeprüfte Anordnungen durchgeführt oder an die einzelnen Arbeitsplätze wei- tergeleitet werden.

Diese Organisation hat zwei ent- scheidende Vorteile: Erstens be- schränkt sich der EDV-Kontakt des Arztes ausschließlich auf die Feststellung der (Verdachts-)Dia- gnose und der aus dem Problem- zusammenhang angezeigten Maß- nahmen. Zweitens erlaubt die logi- sche Trennung von Anordnung und Durchführung die jederzeitige Kontrolle des gesamten Praxisab- laufs in zeitlicher, räumlicher, ar- beitsplatzbezogener und patien- tenspezifischer Hinsicht. Dies gilt gleichermaßen für medizinisch- technische Verrichtungen, Arznei- verordnungen und Patientenregie.

Entsprechend benutzerfreundlich ist die Handhabung von PRODAV und die Transparenz der gesam- ten Praxisabläufe. Der Verlust von Daten, Informaionen oder Leistun- gen ist weitestgehend ausge- schlossen.

2. Die ärztliche Motivation Die hier vorgestellte EDV-Lösung wurde offensichtlich nicht von ei-

nem Computerhersteller program- miert: Vielmehr hat ein Arzt mit seinen Helferinnen das Organisa- tionskonzept entwickelt, konven- tionell erprobt, dann revidiert und schließlich von einem Software- Haus professionell codieren las- sen. Lange Zeit bevor das Rech- nerfabrikat endgültig festgelegt wurde, waren die geforderten Ef- fekte formuliert:

Das EDV-System sollte

> die Praxisabläufe organisieren,

> automatisch und vollständig dokumentieren,

> die praxisinterne Kommunika- tion unterstützen,

für klare Aufgabenzuordnung]

sorgen, 1> den medizinischen Entschei- dungsgang überwachen,

ohne zusätzlichen Aufwand ab- rechnen und

leicht bedienbar und selbst- kontrollierend sein.

Da Spontanauswertungen und Sonderanalysen zum Datenbe- stand ex ante entweder nicht fest- legbar oder zu starren Auswertsy- stemen führen, wurde die zusätzli- che Forderung erhoben — und er- füllt —, sämtliche dokumentierten Tatbestände durch einen fallweise einzusetzenden Tabellengenera- tor auswertbar zu halten.

Nur auf diese Weise kann der nie- dergelassene Arzt effektives Pra- xismanagement betreiben in einer Zeit, die von ständig wechselnden Problemlagen gekennzeichnet ist.

Einmal gilt es zu klären, wie sich die Laborbegrenzung auswirkt, dann interessiert die Coxygonver- ordnung oder der Engpaß am Röntgengerät. Insbesondere grö- ßeren Praxen und Gemeinschafts- einrichtungen ist so die gezielte interne Schwachstellenanalyse und die schnelle Reaktion auf ex- terne Einflüsse möglich.

Problemorientierte Praxis-EDV

Peter Au bel

Medizinische Maßnahmen erzeugen in der Arztpraxis Verwal- tungsvorgänge — nicht umgekehrt. Wenn der behandelnde Arzt sich die EDV-Unterstützung nutzbar machen möchte, sollte er bei den ärztlichen Tätigkeiten anfangen — nicht um sie an den Compu- ter zu delegieren, sondern um Dateien und Programme als qualifi- zierte Leistungsverstärker zu nutzen. Diesen Ansatz wählte ein niedergelassener Internist, der selbstverständlich auf die admini- strativen Nebeneffekte nicht verzichten wollte.

56 Heft 48 vom 3. Dezember 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B

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PROBLEM

BEFUNDUNG

KONTROLLE DIAGNOSTIK

L

THERAPIE

ENTSCHEIDUNG

LEISTUNGEN

EXTERNE ARZT

L

PERSONAL -1

4

ANORDNUNG

DOKUMENTATION PRÜFUNG

DURCHFÜHRUNG -1

MASSNAHMEN

Kurative Medizin als vielschichtiger EDV-gestützter Regelkreis

Sämtliche Krankenblätter im „Direktzugriff": Diagnostik mit PRODAV Foto: DPS Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen Praxis-EDV

3. Schlüsselfunktionen

Erfahrungsgemäß werden Syste- me wie PRODAV zunächst in Pra- xen installiert, die bereits tech- nisch gut ausgestattet sind und ei-

nen hohen Organisationsgrad be- sitzen. Dort müssen sie sich aber auch unter strengen Maßstäben bewähren, indem sie zusätzliche Rationalisierungseffekte bewir- ken. Mehraufwand durch aufwen-

dige Datenerfassung kann nicht toleriert werden.

Der Dialog mit PRODAV erfolgt da- her nach der primären Eingabe des Diagnosekürzels ausschließ- lich über Funktionstasten in Me- nütechnik, d. h. aus sinnvollen Al- ternativen wird der jeweils zutref- fende Tatbestand durch Ankreu- zen ausgewählt und danach die nächste Bildschirmseite aufge- schlagen. Da GO-Ziffern lediglich die Verschlüsselung von ärztli- chen Verrichtungen darstellen, fällt durch Dokumentation der Maßnahmen automatisch die Lei- stungserfassung an. Sie wird von PRODAV mit dem integrierten KV- Regelwerk auf sachlich-rechneri- sche Richtigkeit geprüft. Alle ab- rechnungsfähigen Verrichtungen führen somit fehler- und verlust- frei zur Honorarforderung auf der Behandlungsscheinrückseite, die entsprechend den Richtlinien nach Quartalswechsel auf Endlos- formular gedruckt wird.

Der Reifegrad dieses EDV-Sy- stems erweist sich beispielsweise auch in Feinheiten der Patienten- stamm-Datenmaske: Hier wird be- reits die Befreiung von der Rezept- gebühr festgelegt und beim Emp- fang der Patienten die Zuweisung

zu den einzelnen Leistungsplätzen vorgenommen. Im übrigen hat das Personal mit Ausnahme des Re- zepts keinen Einblick in medizini- sche Daten; nur dem Arzt steht das durch persönlichen Code ge- schützte dateimäßige Kranken- blatt zur Verfügung.

4. Konkrete Effekte

Die Antwortzeiten von PRODAV, das auf Rechnern der IBM-Serie/34 realisiert ist, liegen größtenteils unter einer Sekunde. Das Personal der weiträumigen Praxis wird von zeitraubenden, sonst oft ergebnis-

losen Sucharbeiten und Lauferei- en ebenso befreit wie von dem mühsamen Beschriften diverser Formulare; denn dafür steht ein flinker Einzelblattdrucker in der Anmeldung. Dem Zeitgewinn von

58 Heft 48 vom 3. Dezember 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Das Ziel dieser Arbeit ist, die Be- dingungen zu analysieren, unter denen gesunde Personen in der UdSSR für psychisch krank erklärt werden und als psychisch Kranke zu existieren verurteilt sind. Ich kann einige dieser Leute beim Na- men nennen: Ihre Fälle illustrie- ren, was der Gruppe als ganzer geschieht. Alle die von mir unter- suchten Personen gelangten in den Status von psychisch Kran- ken, weil sie Dinge getan oder ge- sagt hatten, die in unserem Land als antisowjetisch betrachtet wer- den. Einige hatten den Versuch gemacht, die UdSSR durch Über- schreiten der Grenze oder Asylsu- che bei fremden Gesandtschaften zu verlassen; einige hatten Flug- blätter mit Appellen oder Gedich- ten zirkulieren lassen; einige ga- ben bekannt, daß sie mit der be- stehenden Ordnung in unserem Land nicht einverstanden waren, und beschrieben, wie ihre ökono- mischen, religiösen oder anderen bürgerlichen Rechte von der Ver- waltung, an ihrem Arbeitsplatz, bei der Partei oder von Regierungs- ämtern mißachtet wurden.

Die Lebensgeschichten der von mir untersuchten Personen zeigen im eigentlichen Sinne keine jener Merkmale, die der allgemein aner- kannten psychiatrischen Be- schreibung der „krankhaften Prä- disposition" entsprechen, wenn unter letzterer verstanden wird, daß gewisse körperliche oder psy- chologische Züge der individuel- len Persönlichkeit mit Wahr- scheinlichkeit zu seelischer Krankheit führen. Die überwiegen- de Mehrheit dieser Leute war von früher Kindheit an bekannt für ty- pische Eigenschaften starker Per- sönlichkeiten — Energie, Unter- nehmungslust, ausgesprochene Kommunikationsfähigkeit, Führer- schaft und gute oder ausgezeich- nete Noten in der Schule. Sie zeig-

ten frühzeitige Zeichen eines un- abhängigen Urteils und Verhal- tens und die Fähigkeit, Schwierig- keiten zu überwinden und ihre Zie- le zu erreichen. Manche erreich- ten rasch eine gehobene Ausbil- dung, wurden beispielhafte Arbei- ter in der Produktion, nahmen ak- tiven Anteil an freiwilligen Tätig- keiten, waren aktive Mitglieder des Komsomol, manche wurden Par- teimitglieder, waren hingebungs- volle Eltern. Bei der Untersuchung zeigten die meisten einen ziemlich großen Umfang von Interessen, waren auf verschiedenen Gebie- ten kenntnisreich, konsequent in ihrer Argumentation, klar und lo- gisch in ihrem Urteil und völlig an- gemessen in ihrer :emotionalen Reaktionsweise. Sie hatten feste Überzeugungen, klare Ziele und realistische Zukunftspläne. Alle diese Personen waren „positive"

Sowjetbürger mit realen Erfolgs- aussichten in der Gesellschaft — aber alle gerieten sie mit der Zeit in Konflikt mit gerade dieser Ge- sellschaft.

Zum Zeitpunkt, wo sie in Konflikt mit dem Staatssystem der UdSSR gerieten, kamen sie unter psychia- trische Beobachtung, und ihr Ver- halten wurde als abnorm beurteilt.

Von diesem Augenblick an hatten sie den klinischen und sozialen Status des psychisch Kranken an- zunehmen mit allen seinen Konse- quenzen: zwangsweise Internie- rung im Hospital und zwangswei- se Behandlung, eine endgültige psychiatrische Diagnose. Invalidi- tät wegen psychischer Krankheit wurde ihnen zugesprochen, ihnen das Recht, normal tätig zu sein, genommen. Die psychiatrische Odyssee eines Dr. A. Butko be- gann mit dem Versuch, schwim- mend die türkische Küste zu errei- chen, die des Ingenieurs und frü- heren Kommunisten L. Pribytkov, als er auf die sowjetische Staats- Praxis-EDV

1,5 Stunden täglich steht ein vier- telstündiger Aufwand für die Ta- gesabschlußroutine einschließlich Sicherung und Abschalten gegen- über.

Krankenscheinabrechnung und Erstellung der Privatliquidation dauern nicht länger als der Druck- vorgang, der Personaleinsatz re- duziert sich auf das Separieren und Kuvertieren. Weitere ange- nehme, wenn auch nicht quantifi- zierbare Effekte ergeben sich aus der ruhigen und nervenschonen- den Ablauforganisation bei PRO- DAV-Einsatz insbesondere des- halb, weil alle Beteiligten — Arzt, Helferinnen und sogar die Patien- ten — einen höheren Grad an Si- cherheit und einen größeren Schutz vor unliebsamen Flüchtig- keitsfehlern verspüren.

5. Marktchancen

EDV-Systeme für Arztpraxen ha- ben nur dann Verbreitungschan- cen, wenn die Grundprogramme und Dateistrukturen fachgruppen- unabhängig angelegt sind. Die Auswahl der für die Einzelpraxis relevanten Funktionen und das Füllen der Dateien mit den praxis- spezifischen Befunden, Diagno- sen, Therapien und Patientenin- formationen kann ohnehin nur in der Verantwortung des Praxisin- habers durchgeführt werden.

Diese Produktstrategie sichert die leichte Übertragbarkeit in jede Arztpraxis. Die Firma DPS (Data Process Service) in Wermelskir- chen als PRODAV-Lizenzgeber be- rät interessierte Ärzte. Die Kosten des Systems sind angesichts des Leistungsspektrums marktge- recht, deuten aber primär auf grö- ßere Praxen und Praxisgemein- schaften als Kundenkreis hin. Der Rechnerpreis ist im Hinblick auf die sehr breite Konfigurationspa- lette variabel.

Anschrift des Verfassers:

Peter Aubel

Albert-Einstein-Straße 3 5632 Wermelskirchen

THEMEN DER ZEIT

Unfreiwillige Patienten

Anatoly Koryagin

60 Heft 48 vom 3. Dezember 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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