„Wir bleiben
doch die Alten!"
Fränkisches erzählt ein 65jähri- ger Patient, der zur Hörprüfung kommt: „I hab' emol en Hund gehabt, der war zwar scharf und ging auf die Leut' los; aber hö- ren tat er schlechter als ich. Ich mußte ihn öfters wecken und ru- fen: ,Wach' auf, Zamperl, da is wer!'"
Bildlich beschreibt eine ältere Patientin ihre starken Kopf- schmerzen: „I mein' manchmal, mir tät's des Deckele oben vom Schädel hochhebe!" Ein älterer Patient mit starkem, einseitigem Ohrensausen meint: „Bei lauten Geräuschen tut's sogar aufs an- dere Ohr überlaufen — was mei- nen Sie, kann man das lästige Trommelfell nicht 'rausmontie-
ren?" Der nächste Patient drückt es kürzer aus: „Herr Dok- tor, der Piratensender ist immer noch im Ohr!"; und der andere Tinnitus-Patient gibt an: „Im lin-
ken Ohr hab' ich einen Gesang- verein!" Bei einer ältlichen Da- me fällt mir zufällig am rechten Handrücken ein ziemlich großes Ganglion auf. Auf die Frage, ob sie dies nicht operativ entfer- nen lassen möchte, meint sie:
„... das ist ein Andenken an
Zeichnung: Felix Roosenstein meinen Hund; da hat er mich 'mal gebissen. Der ist aber schon lange tot. Nein, ich möcht's lieber als Andenken be- halten!"
Mit der Anatomie hapert's auch manchmal. Ein Patient mit aku- ter Parotitis meint beim Herein- kommen: „Ich mein', die rechte Vorsteherdrüse ist entzündet!"
Eine 76jährige Patientin, die re- gelmäßig zur Behandlung kommt, erzählt: „Herr Doktor, ich bin zu dick, aber mir schmeckt's immer so gut. Aber ich bin ja Witwe, und keiner sieht mich mehr an. Da ich kei- nen Mann mehr hab', begnüge ich mich mit Liebesroma- nen ..." Überhaupt — die ganz Alten: Eine 93jährige, noch sehr
rüstige Patientin, die ich vor elf Jahren, damals also mit 82, letzt- mals sah: „Sie haben immer ,Meta' zu mir gesagt, nennen Sie mich doch bitte wieder beim Vornamen, das höre ich so gern ... !"
Auch über Gastarbeiter muß man öfters schmunzeln: Ein tür- kisches Ehepaar,. mittleren bis höheren Alters, kommt in die Sprechstunde. Klagt er: „Meine Frau immer nachts ,Rhrrr- Rhurrr` machen, viel schnar- chen!" Ich sage: „Dann müßt ihr in getrennten Zimmern schla- fen!" — worauf die kopftuch-ge- schmückte „baiar" protestiert:
„Warum ich heiraten, Dokter, ich Mann brauchen!" So einfach ist das. Auf die Frage an einen 70jährigen Patienten nach sei- nem ehemaligen Beruf antwor- tet er zackig: „Hauptfeldwebel bei den Pionieren, Sie wissen schon — der, wo so schreit!"
Doch warm ums Herz wird ei- nem so recht, wenn ein altes, dankbares Mütterchen beim Hinausgehen meint: „Gell, Herr Doktor, mir zwei bleibe doch die Alten ... !"
Dr. med. Fritzheinz Sprenger HNO-Arzt
Kaiserstraße 13 8700 Würzburg
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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen POST SCRIPTUM
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74 Heft 33 vom 19. August 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A