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Archiv "EBM 2000plus: Was für eine Schöpfung!" (29.04.2005)

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Impfungen

Zu dem Leserbrief „Windpockenimp- fung kritisch bewerten“ von Anke Scheer in Heft 7/2005:

Nicht genügend Sachverstand

Wenn Frau Scheer den Sach- verstand hätte, auf den sie sich in ihrem Leserbrief beruft, wüsste sie, dass durch eine Le- bendimpfung die natürliche

Infektion weitgehend imitiert wird und damit sicher keine

„wichtigen Trainingsschritte für das Immunsystem unter- bunden werden“. In den „be- eindruckenden Entwicklungs- schüben“ nach der klinischen Erkrankung werden die Kin- der oft nur das aufholen, was wegen der Erkrankung nicht seinen natürlichen Gang gehen konnte. Was Frau Scheer, aus welchen Gründen auch immer, herunterspielt, sind die im Ein-

zelfall verheerenden Kompli- kationen der natürlichen In- fektion. Worauf gründet sich Frau Scheers Behauptung, die Impfkomplikationen würden heruntergespielt? Ihre persön- liche Erfahrung ist für eine sol- che Bewertung sicherlich un- geeignet, dazu sind diese Er- eignisse zu selten. Eine solche Bewertung an Einzelfällen festzumachen (oder gar am Hörensagen von Einzelfällen) wäre menschlich verständlich, aber unqualifiziert. Hier kann nur die von Frau Scheer verun- glimpfte Statistik helfen, die nichts weiter ist als die Syste- matisierung von Erfahrung in Bereichen, in denen das eigene Erleben oder Nicht-Erleben, z. B. wegen der Seltenheit des Ereignisses, keine zuverlässige Beurteilung erlaubt.

Priv.-Doz. Dr. Gregor Caspari,Institut für Transfusionsmedizin, Hochstraße 29, 14770 Brandenburg an der Havel

EBM 2000plus

Zu dem Beitrag „Jetzt wird abge- rechnet“ von Josef Maus in Heft 12/2005:

Was für eine Schöpfung!

Wut, Zorn, ohnmächtig er- sticktes Lachen, geballte Fäu- ste, ungläubiges Staunen, tiefe Resignation, das sind Reaktio- nen vieler Kolleginnen und Kollegen bei den Informati- onsveranstaltungen der KV zum neuen EBM 2000plus.

Warum hagelt es keine Pro- testbriefe von der Basis? Wo sind die Funktionäre der Be- rufsverbände gewesen, als der große Meister, Dr. Köhler, Vorsitzender der KBV, den EBM neu erschuf. Welch ein Meisterwerk mit hohlen Ver- sprechungen! Punktwert über fünf Cent! Niedersachsen be- kommt 3,44 Cent per Schieds- B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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amt für zwölf Monate verord- net, die Konsultationsgebühr beträgt somit stolze 1,20 Euro.

Welch ein Fortschritt! Zwei dicke Bücher wurden dafür von unserem Geld gedruckt, ohne Register – man hatte nach zwölf Jahren EBM-Ba- steln dafür keine Zeit mehr.

Zwei Wochen vor Beginn des neuen Zeitalters der fünfstelli- gen Zahlen erhalten wir lau- fend Änderungen! Aber alle Kolleginnen und Kollegen schweigen, es schweigen die Berufsfunktionäre und unsere KV-Gaufürsten – warum?

Gottvater schuf Himmel und Erde in sechs Tagen, Herr Dr.

Köhler schuf in zwölf Jahren ein Monster, das von uns Ärz- ten gefüttert wird, das uns be- droht durch abstruse Lei- stungsvorgaben, durch Tages- und Quartalsprüfzeiten, durch Arznei- und Heilmittelbudget.

Quod licet! Alle Macht den Funktionären, und wir schau- en ohnmächtig zu . . . Dr. med. Wolfgang Kröger, Strichweg 187, 27476 Cuxhaven-Döse

Quittung folgt

Der EBM 2000plus stellt ein kostspieliges und realitäts- fremdes EDV-Beschäftigungs- und Strategiespiel für Ärzte, Verwalter und Gesundheits- ökonomen dar. Die bekannte Lockvogel-Zielsetzung, dass die angeblich betriebswirt- schaftlich kalkulierten Kriteri- en mittelfristig zu festen Prei- sen (wofür?) führen sollen, wird sich alsbald als Luftblase erweisen. Im Mutterland der Planer, Bürokraten und BITCOM-Förderer (Stich- wort: „Gesundheits“-karte) wurde offensichtlich verges- sen, dass genuin der Arzt in er- ster Linie ganz andere Aufga- ben hat, als seine Zeit und Nerven mit PC-Spielen, Ab- rechnungsakrobatik, Wirt- schaftlichkeitsberechnungen und IGeL-Geschäften zu ver- geuden. Schockierend, dass unser Berufsstand diese Men- schenverachtung und alle dies- bezüglichen Hirtenbrief-Ver- lautbarungen und -Artikel der Berufsfunktionäre praktisch stillschweigend hinnimmt.

Natürlich kommt der Tag der endgültigen Abrechnung, und damit folgt die Quittung für diesen Unsinn.

Dr. Norbert M. Hien, Friedrichshafener Straße 11, 81243 München

Ho(h)norar für Ärzte?

Schon ein Fünftklässler kann leicht ausrechnen, dass bei ge- deckelter Gesamtvergütung ein Punktwert von 5,11 Cent Makulatur bleiben muss. Da-

mit erledigt sich auch die an- gebliche betriebswirtschaftli- che Kalkulation inklusive des Arztlohnes von 77,9 Cent/Mi- nute; entspricht 46,74 Euro/

Stunde – ein Salär, das vergli- chen mit anderen Freien Beru- fen geradezu lächerlich ist. Be- triebswirte im richtigen Leben, die sich Voodoo-Ökonomie nach Art der KBV nicht leisten können, kommen zu anderen, eher ernüchternden Zahlen.

So ermittelten G. Frielingsdorf und Partner (Köln) für eine mittlere gynäkologische Praxis einen Fixkostensatz, der weit über dem per EBM zu erzie- lenden Umsatz liegt. Fazit: Das Betreiben einer Kassenpraxis ist betriebswirtschaftlich ein Verlustgeschäft, das nur durch Erlöse aus Privat- und Selbst- zahlermedizin quersubventio- niert wird.

Dr. med. Steffen Lindner, Hauptstraße 102–104, 50126 Bergheim

Wir werden wieder betrogen

Ab dem 1. April 2005 müssen wir nach dem EBM 2000plus abrechnen. Er wurde, so wur- de immer wieder vollmundig betont, Zitat: „ nach streng be- triebswirtschaftlichen Ge- sichtspunkten“, so erstellt, dass der Punktwert endlich bei der Vorgabe von 0,0511 Euro liegen würde. Im Rahmen der Einführungsvorträge erfahren wir Ärzte nun 14 Tage vor dem Start, dass der Punktwert nicht

gehalten werden kann, was an- dere KVen, z. B. Schleswig- Holstein, schon viel früher be- merkt haben, er liegt jetzt in Niedersachsen bei 0,0344 Eu- ro. Wir werden also wieder betrogen, wie schon bei Ein- führung des alten EBM, bei dem uns gesagt wurde, dass wir, wenn wir ihm zustimmen, Anfang der Neunzigerjahre zur Einzelleistungsvergütung zurückkehren werden . . . Dr. med. Wolf Nerger,

Kirchröder Straße 107, 30625 Hannover

Tausendseitige Zwangsverordnung

Mit gespannter Erwartung ha- ben wir im DÄ den Beitrag zum neuen EBM gelesen, be- wegt uns doch im Kollegen- kreis seit Wochen kein Thema mehr als diese tausendseitige Zwangsverordnung. Da war

von einem Werk die Rede, das in mehr als 70 Zwischenstadi- en gereift sei, Anregungen ärztlicher Berufsverbände sei- en eingeflossen; von „nach- vollziehbarer betriebswirt- schaftlicher Bewertung“ und

„morbiditätsorientierter Ver- gütung“ war zu lesen. Und

„die Zeiten, in denen die Krankenkassen unbegrenzte Leistung für begrenztes Geld fordern, sollen vorbei sein“. So weit die Wunschvorstellung.

Das krasse Gegenteil trifft zu, liest man den EBM 2000plus mit den Augen eines Dermato- logen, und viele andere Fach- arztgruppen werden es ähnlich sehen. Was uns so aus der Fas- sung bringt – auf den EBM- Seminaren hörte man die Kol- legen immer wieder verstört

„Kafka“ murmeln –, ist erst in zweiter Linie die fortschrei- tende finanzielle Strangulie- rung. Der echte Skandal, darin zeigt sich ein Quantensprung vom alten zum neuen EBM, ist die schamlose und wider- sinnige Bevormundung ärztli- chen Denkens und Handelns durch wild gewordene Büro- kraten. Zur Rede gestellte Vertreter unseres Berufsver- bandes äußerten dazu nur, sie hätten mit Argumenten medizinischer Ratio keinerlei Chancen gehabt, hier wurde par ordre du mufti entschie- den . . .

Dr. Birgit Grzesiek,Marktplatz 25, 85567 Grafing

Welch ein Jammern!

Welch ein Jammern bei der Einführung des EBM 2000plus über die Plausibi- litätsprüfungen wegen der täg- lichen Arbeitszeitbegrenzung auf zwölf Stunden! Wer jeden Tag von morgens halb acht bis abends halb neun (ein biss- chen Mittagspause braucht wohl jeder, der konzentriert arbeiten will) durchgehend Kassenpatienten versorgt hat, kann sich dann noch zwei Stunden den Privatpatienten widmen, eine Stunde IGeLn und wird dann wohl auch noch eine Stunde für Befunde, Post und die zunehmende Bürokra- tie brauchen. Dann ist es A

A1200 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1729. April 2005

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Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1729. April 2005 AA1201

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schon nach Mitternacht (noch ohne Abendessen), ohne in der so genannten „Plausi-Prü- fung“ aufzufallen. Das so er- strebte Geld reicht zwar wahr- scheinlich nicht, um die Schei- dung zu bezahlen, man kann sich aber immerhin eine Ta- gesmutter für die eigenen Kin- der leisten. Ich bin zwar noch jung und nicht lange niederge- lassen, aber ich fange schon an, die Politiker zu verstehen, dass man uns die Budgets ganz offensichtlich begrenzen muss, wenn wir so argumentieren!

Dr. med. Martin Lenfers, Limburger Straße 101, 65552 Limburg/Lahn

Entlassungen nicht ausgeschlossen

„Nun beschäftigt uns der neue EBM 2000plus“! Gut organi- sierte und qualifizierte Praxen sind schon in den ersten Tagen wegen Zeitüberschreitung auffällig geworden, bis zum Quartalsende werden sie überprüfungspflichtig und po- tenziell „abrechnungskrimi- nell“. Die betroffenen Kolle- gen werden sich noch wun- dern, was das bedeutet und was hier auf sie zukommen wird! In den nächsten Wochen wird wieder computermanipu- liert, die guten und gesuchten Praxen werden versuchen, un- ter der 12-Stunden-Grenze zu bleiben, weniger frequentierte Praxen werden sich auf über zehn Stunden aufblähen. Gute Praxen mit ausgebildeten Mit-

arbeitern, mit eingeschliffener Diagnosestellung und festen Behandlungsplänen sind durchaus in der Lage, für Not- fälle weit über eine willkürli- che, abstrakte 12-Stunden- Grenze hinaus zur Verfügung zu stehen. Die Mitarbeiter die- ser Praxen sind die ersten, die gekündigt werden müssen.

Und es sind die qualifizierte- sten Mitarbeiterinnen, die selbstständig Infusionen anle- gen können, Röntgen, Elek- trotherapie und Krankengym- nastik erbringen können und die eigentlich die wertvollsten Mitarbeiter im Gesundheitssy- stem sind. Diese bestausgebil- deten Kräfte muss der Arzt als erste entlassen, weil die von ihnen erbrachten Leistungen seinem Zeitkonto zugerechnet werden. Ein verrückteres Sy- stem kann man sich nicht vor- stellen . . .

Dr. med. C.-P. Hammerle, Ehlersstraße 19, 88046 Friedrichshafen

Euthanasie

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Eutha- nasie in Thüringen: Kein Prozess“ von Norbert Jachertz in Heft 7/2005:

Ausgezeichnet!

Die Sachlichkeit der Informa- tion zeichnet den Autor aus.

Wenn eine Ärztin oder ein Arzt des mehrfachen Mordes bezichtigt wird und die dama- lige Sensationsmeldung als Er- gebnis einer gründlichen Un- tersuchung dargestellt wurde,

erwartet man als Mensch und vor allem als Arzt eine öffent- liche Entschuldigung der Un- tersucher . . .

MR Jochen Kleinsteuber, Gerberstraße 10, 99880 Waltershausen

Historische Aufarbeitungen

. . . Es gab in der DDR durch- aus die „Euthanasie“ betref- fende Prozesse und noch mehr historische Aufarbeitun- gen, die sich nicht zu ver- stecken brauchen und die man jetzt nicht übergehen sollte – auch wenn man möglicherwei- se in der DDR einzelne ten- denzielle Bemerkungen berücksichtigen müsste. So er- schien 1973 im „VEB Verlag Volk und Gesundheit“ von dem namhaften DDR-Juri- sten F. K. Kaul das Buch

„Nazimordaktion T 4 – Ein Bericht über die erste indu- striemäßig durchgeführte Mordaktion des Naziregimes“.

Von A. Thom, Medizinhisto- riker in Leipzig, gab es (vor- wiegend in den 1980er-Jah- ren) Publikationen – bzw.

mehrere von ihm angeregte Promotionen, die sich mit dem Euthanasiethema be- schäftigten. Auch wenn man diese Beispiele noch fortset- zen könnte, ist noch manche Lücke zu schließen – und dies nun wirklich nicht allein in den neuen Bundesländern.

Als Beispiel einer nicht aus- reichend berücksichtigten Po- sition von 1940 möchte ich auf

die im „Zentralblatt für Psy- chotherapie“ von J. H. Schultz (1884–1970) wiedergegebenen Bemerkungen hinweisen. Zi- tat: „ Wenn Sie die Bilder in dem Weygandtschen Buch betrachten – ich habe Ihnen auch die Abbildung eines Ge- hirns eines solchen erwachse- nen Menschen angemerkt, das kleiner ist als das eines Neu- geborenen –, dann ist Ihnen ohne weiteres klar: Hier spielt ein rücksichtslos grausames Naturgeschehen; hier hat die Psychotherapie nichts zu schaffen; hier kann nur Für- sorge getrieben werden, und ich habe die größte Hochach- tung vor allen Menschen, die das aufbringen. Wenn ich per- sönlich zum zweiten Mal heu- te Abend auf die Seite von Hoche treten muss, was mir sonst nicht nahe liegt, dann, indem ich an die Vernichtung von lebensunwerten Leben erinnere und der Hoffnung Ausdruck geben darf, dass die Idiotenanstalten sich bald in diesem Sinne umgestalten und leeren werden.“ Ich weiß nicht, ob diese schlimmen Be- merkungen irgendwelche Auswirkungen hatten. Kaum jemand war später ernsthaft daran interessiert, J. H.

Schultz nach dem Kriege vor Gericht zu bringen – und schon gar nicht wollte irgend- jemand deswegen auf das autogene Training verzichten.

Aber eine Entschuldigung und Distanzierung (vor allem von J. H. Schultz selber) zu diesen – vor allem am Schluss

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