Wenn Männer miteinander reden ...
Anfang Juni fand in Evian-Ies-Bains (F) am Genfer
see
ein G8 Gipfel statt. Das regelmässige Treffen der Mächtigen ist jedoch in den Medien meistens nicht wegen der Diskussionen der Staatenführer, sondern wegen der "Randerscheinungen". G8, aus der Sicht eines Lokalen.Schon Monate vor dem Gipfel begannen die Vorbereitungen, nicht nur in Evian, sondern auch in den umliegenden Regionen, allem voran der Region des Chablais, in der die Konferenz- stadt liegt, aber auch in sämtli- chen anderen Orten im Umkreis von 50km Luftlinie.
~Sicherheitum jeden Preis" war das Credo der französischen Organisatoren, und das Unwol- len der Bevölkerung war ihnen gewiss: Evian komplett abge- riegelt und nur für Einwohner zugänglich, sämtliche öffentli- chen Verkehrsmittel am linken Seeufer eingestellt, 66% der Grenzübergänge von Frankreich zur Schweiz geschlossen, kom- plettes Seefahrverbot am Genfer See (auch für mein kleines 1-
Personenschlauchboot) brachten das öffentliche Leben untertags fast völlig zum Erliegen.
Und nicht einmal in der Nacht war Ruhe - schliesslich muss die fran- zösische und schweizer Luftwaffe ja im Tiefflug über die Region fliegen. Zumindest die ganzen kleinen Delikte, die sonst im Genfer Becken auf der Tagesord- nung stehen (Einbrüche, Dieb- stähle) verschwanden gänzlich.
Wer will sich schon mit einem der 15000 Gendarmen anlegen?
Genf selber verbarrikadierte sich, zitternd dem was kommen möge.
Die Staatenführer trafen sich, redeten miteinander, Chirac ist wieder ein Freund von Bush, und Blair ermunterte Schröder, seine
Reformen durchzuziehen.
Acht Männer trafen sich in Evian, um ihre Anliegen zu besprechen, und gleichzeitig trafen sich 70000, die von ihnen gehört werden woll- ten, zu einem längeren Stadtspa- ziergang in Genf am 1.6., zur grossen Anti-Ga Demonstration.
Jedoch wer sind nun eigentlich diese Globalisierungsgegner?
Zerstörer, Plünderer, Brandschat- zer, oder Menschen wie du und ich, die einem Protest auf friedlichem Weg Ausdruck geben wollen?
Erstere findet man in den Medi- en, denn "Only bad news are good news", und welche Fernsehstation lässt es sich nehmen, brennende Geschäfte, eingeschlagene Schei- ben und zerstörte Infrastruktur gross ins Bild zu rücken?
Letztere kommen nicht in die Medien: eine Anti-G8-Demonstra- tion ist ein farbiges Fest für Jung und Alt, die gemeinsam eine
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••• eine Veranstaltung names G8
••••111.11••
Anmerkungen zu den Fotos:
DemoFrieden
Farbenfrohe Demonstranten - für den Frieden und gegen Zerstörung,(C)Tribune de Geneve
Fahne
Genf ganz friedlich - nicht einmal die Auslagen zeigen sich.
Genflacht
~Geneveriche rit jauneW- das reiche Genf lächelt gelb.
Ein Hoch auf Schaltafeln.
zivilere Gesellschaft fordern. Selbst die sonst so skeptischen West- schweizer säumten die Strasse des Demonstrationszuges, und ap- plaudierten den Teilnehmenden.
Jedoch hört man in den Medien auch von den Veranstaltungen des Anti-G8? Nein.
G8 und Anti-G8 sind Ge- gensätze, dort die Elite der Mächtigen, hier die Masse der Fordernden.
Beide Seiten haben (auch) ehrenvolle Ziele, die jedoch durch
~RanderscheinungenW in den Schatten gestellt werden.
Anti-G8 bedeutet nicht Schlägereien, Ausschreitungen und Verletzte, sondern vielmehr Verständnissuche, Auf- klärung und Darlegen von anderen Sichtweisen.
Kurt Hänsler
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Anti-G8 hat nichts mit Gewalt zu tun. In Genf, während der Tage des Gipfels war es eine Minder- heit von nicht einmal hundert Personen, welche die Ziele von mehreren Zehntausenden in den Schatten gestellt haben.
Auch für Unterhaltung war ge- sorgt: Freiluftprojektionen in den grossen Parks, Konzerte an ver- schiedensten Plätzen und Hallen.
Man konnte z.B. Diskussionsaben- de auf der Universität zu verschie- densten Themen besuchen - ~Von
lokal zu globalW, "Welche Politik für alternative Energien W, Europa aus der Sicht von Ökologen und seine Rolle in der Welt", um nur einige Beispiele zu nennen.
Der Anti-G8, hauptsächlich or- ganisiert vom ~Forum Social du Lemanw, organisierte eine Reihe von Veranstaltungen.