• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ausstellung in Köln: Von der Zipfelmütze zur Königskrone" (12.12.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ausstellung in Köln: Von der Zipfelmütze zur Königskrone" (12.12.2014)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 2236 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 50

|

12. Dezember 2014

K U L T U R

AUSSTELLUNG IN KÖLN

Von der Zipfelmütze zur Königskrone

Wie sich das Bild der Heiligen Drei Könige in der Kunst bis weit in die Renaissance gewandelt hat, das erzählt eine sehenswerte Ausstellung in Köln.

S

chlichte Zipfelmützen und einfache Gewänder – diese Herrschaften haben so gar nichts Majestätisches. Ihre Mitbringsel sind ebenso wenig zu erkennen wie individuelle Gesichtszüge. Bis aus ihnen üppig ausstaffierte Könige werden sollten, brauchte es noch ein paar Jahrhunderte. Wie sich das Bild der Heiligen Drei Könige in der Kunst bis weit in die Renais- sance gewandelt hat, das erzählt ei- ne sehenswerte Ausstellung in meh- reren Kapiteln und aus diversen Blickwinkeln.

Wo sollte eine Dreikönigsaus- stellung schon stattfinden, wenn nicht in Köln – der Stadt, die seit 850 Jahren im Besitz der Dreikö- nigsreliquien ist. Das dortige, auf die Kunst des Mittelalters speziali- sierte Museum Schnütgen hat für diese Sonderschau rund 130 hoch- karätige Exponate aus bedeutenden Museen der Welt ausleihen können – Skulpturen und Tafelmalerei, Buchkunst und Elfenbeine, Gewän- der und Zeremonialobjekte.

Die Anbetungsszene gehört ne- ben der Darstellung der Kreuzi- gung und dem Osterbild zu den zentralen Bildthemen der christli- chen Kunst. Die frühesten Beispie- le orientieren sich noch an Huldi- gungsszenen aus der Antike. Die Gabenbringer, die zum Kind eilen, sind aufgrund ihrer Kleidung als Heiden zu erkennen, die den Heils-

bringer ehren. Maria wird bereits sitzend mit dem Kind auf ihrem Schoß dargestellt.

Aus Magiern und Weisen sollten Könige werden – zunächst noch na- menlose. In Handschriften, die um das Jahr 1000 in den Schreibstuben bedeutender Klöster entstanden, tauchen die drei, die seitdem Cas- par, Melchior und Balthasar heißen, erstmalig als gekrönte Häupter auf.

Und Christus greift nun nicht mehr nach den Gaben, sondern segnet die Herantretenden. Der Bedeutung Marias entspricht, dass sie schon in früh entstandenen Werken oft ins Zentrum der Szene gerückt wird.

Ein Elfenbeinrelief aus dem 6./7.

Jahrhundert, in das zwei Kreuze eingearbeitet worden sind, versinn- bildlicht den Zusammenhang von der Menschwerdung Gottes mit Tod und Auferstehung Christi. Der An- betungsszene wurde später in mehr- teiligen Tafelmalereien die Kreuzi-

gung sogar direkt gegenüberge- stellt.

Ab dem späten 14. Jahrhundert ändert sich die Gestaltung der Sze- nen, sie wird freier, reicher an De- tails und individualisierter. Das Ge- schehen wird vor eine reale Kulisse verlegt. Man erkennt in den Bildern den Dom von Siena oder ein nieder- ländisches Dorf im Winter, in dem die Anbetung nur noch eine Rand- erscheinung ist. Die Könige tragen höfische Kleidung und sind als Per- sonen ihrer Zeit dargestellt. Die Re- naissance hatte der Kunst neue Aus- drucksmöglichkeiten eröffnet. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis tatsächliche Herrscher wie der burgundische Herzog Philipp der Gute in die Rolle eines der Heiligen Drei Könige schlüpften oder sich zumindest in die Szene gruppierten.

Es gibt viel zu sehen in dieser ambitionierten Ausstellung. Das gilt im Besonderen für die Bilder, in denen sich der Reiz des Fremden, des Exotischen, der die Künstler herausgefordert hatte, ablesen lässt.

Ein letzter Augenschmaus ist die mit 135 Figuren üppig besetzte Krippe aus Neapel, die der dortige Adel im 18. Jahrhundert in Auftrag gegeben hat. Dort treten die Könige als Gesandte des osmanischen Sul- tans in Erscheinung. Das Gesche- hen in Bethlehem mutet dagegen ganz süditalienisch an.

Ulrich Traub Die Ausstellung „Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst

und Kult“ ist bis 25. Januar im Museum Schnütgen in Köln zu sehen. Infomationen: www.museum-schnuetgen.de; Ka- talog mit Abbildungen aller Exponate, Hirmer Verlag, 39 €.

Parallel wird in der Domschatzkammer die Ausstellung

„Caspar, Melchior, Balthasar – 850 Jahre Verehrung der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom“ gezeigt.

INFORMATIONEN

Altaraufsatz: „Die Geschichte der Heiligen Drei Könige“:

Ölmalerei auf den Flügeln und Schnitz- werk in der Mitte, Nürnberg oder Um - gebung, letztes Viertel 15. Jahrhundert

Foto: Ulrich Traub

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Noch bis Mitte November wird im Gläsernen Foyer des Theaters im Pfalzbau die Ausstellung Kunst im Dialog der drei Künstler Moussa Sene Absa (Senegal), Zulu Mbaye (Senegal) und

Der für die Ausstellung entwickelte Workshop bietet einen biographischen Zugang zu den verschiedenen Formen und Orten der NS-Zwangsarbeit. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt bei

verdanken, über die Aufführung des „Johan- nisfeuers" geschrieben hat: „Wenn m a n das Schauspiel nicht naturalistisch, sondern aus einer panischen landschaftlichen Vision

83, nicht verzeichnete, etwas veränderte Wiederholung dieses Christus soll sich (nach Angabe des neuesten Katalogs der National Gallery in London) in der Eremitage zu

An beiden Pfingsttagen wird zur Eröffnung der 12. Ausstellungsstaffel ein Event mit kostenlosen Führungen, Musik und Performance stattfinden. Das Catering an beiden Tagen wird

Details zum Musterhaus: Das 275 m² große HUF Haus ART 5 in der Ausführung als Plus-Energie-Haus setzt auf regenerative Energien: Herzstück ist die leistungsstarke

(1) Wird eine Grabstätte nicht ordnungsgemäß hergerichtet oder gepflegt, fordert die Kirchengemeinde den Verpflichteten nach § 17 dieser Ordnung durch schriftlichen Bescheid

Die Gesetzmäßigkeiten des Ausstellungsortes sind im Gegensatz zum Museum variabel. Seit den großen Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts stehen Ausstellungen für die Mobilität