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Archiv "Polikliniken (Ost): Analyse von Kosten und Leistungen" (07.03.1991)

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träge als vorübergehende Aufbauhil- fe politisch gewünscht wird, schlägt der Rat eine für West- und Ost- deutschland „einheitliche Abgabe vom beitragspflichtigen Einkommen der Versicherten" vor. Diese Abgabe bei den Krankenkassen der alten Bundesländer sollte an die neuen Bundesländer transferiert werden.

Die Abgabe werde auf jeden Fall deutlich unter einem Beitragsprozent- punkt liegen. Sie sollte für den Bei- tragszahler in ihrer Höhe kenntlich gemacht werden, um den Ausnahme- charakter zu verdeutlichen.

Mit der Freigabe der Beitrags- sätze im Jahr 1992 (derzeit ist der Beitragssatz einheitlich auf 12,8 Pro- zent festgesetzt) werden sich die un- terschiedlichen Risikostrukturen der Mitglieder der Krankenkassen in Beitragsdifferenzen niederschlagen, prognostiziert der Rat. Damit gewin- ne die beabsichtigte Organisations- reform der Kassen erneut an Aktua- lität.

Nach Feststellungen des Rates sind rund ein Drittel der insgesamt 307 Paragraphen des bereits am 1. Januar 1989 in Kraft getretenen SGB V noch nicht umgesetzt wor- den. Über Empfehlungen, Richt- linien und Rahmenverträge werde zur Zeit noch verhandelt. Aber nur in wenigen Fällen sei bisher abseh- bar, daß es nicht zu einer Beschluß- fassung oder Vereinbarung auf der Selbstverwaltungsebene kommen werde. Bei der weiteren Umsetzung der Vorschriften des GRG sollte der Vereinbarung von Richtgrößen für Arznei- und Heilmittel gemäß § 84 SGB V Priorität eingeräumt werden.

Kritisch setzt sich der Rat mit der Forderung auseinander, die Ge- samtvergütung von der Entwickung der beitragspflichtigen Einnahmen abzukoppeln. Es sei illusorisch, kurz- fristig zu einer „ungedeckelten Ein- zelleistungsvergütung" im kassen- ärztlichen Bereich zurückzukehren und die Leistungen der Kassenärzte aus der „gedeckelten Gesamtvergü- tung" herauszunehmen. Statt dessen wird empfohlen, streng die Gebote der Rationalität und Wirtschaftlich- keit bei der kassenärztlichen Verord- nung zu beachten und sich an eine individuelle Positivliste der Arzneimit- tel zu halten. Dr. Harald Clade

Blüm:

Pflegeversicherung nicht als

„Volksversicherung"

Gegen eine Einbeziehung von Beamten und Selbständigen in eine Pflegeversicherung haben sich Bun- desarbeitsminister Dr. Norbert Blüm (CDU) und die Vertreter der kom- munalen Spitzenverbände ausge- sprochen. Die Selbständigen hätten genügend Spielraum zur Eigenvor- sorge, und die Beamten seien durch die Beihilfe ausreichend abgesichert.

Die kommunalen Spitzenverbände stimmten Blüms Konzept, die Versi- cherung „unter dem Dach" der ge- setzlichen Krankenversicherung an- zusiedeln, grundsätzlich zu.

Der Bundesarbeitsminister trug anläßlich dieses ersten Gesprächs mit den betroffenen Verbänden — nach den kommunalen Spitzenver- bände sollen weitere gehört werden

— im Diakoniewerk Coenaculum in Köln-Michaelshoven Argumente für sein Modell vor. So solle der Bitt- gang vieler Rentner und Behinderter zum Sozialamt die Ausnahme und nicht die Regel sein. Dieser Ansicht war auch Stuttgarts Oberbürgermei- ster Manfred Rommel (CDU). Er sagte, es sei zwar keine Schande, So- zialhilfe in Anspruch zu nehmen, doch müsse für die soziale Absiche- rung bei Pflegebedürftigkeit eine neue Lösung gefunden werden: „Der Rückgriff auf das Vermögen und auf Unterhaltspflichtige führt in vielen Fällen zu einer vergifteten Atmo- sphäre". Gefördert werden müsse besonders auch die ambulante, häus- liche Pflege. Trotz der ständig wach- senden Zahl von Pflegefällen gebe es immer weniger Pflegeeinrichtungen und Pfleger.

Bestandteil des Konzepts solle auch die soziale Sicherung, insbeson- dere die Alters- und Unfallversiche- rung von Personen sein, die wegen der Pflege auf eine Berufstätigkeit verzichten. Erforderlich sei ein plu- ralistisches wettbewerbsorientiertes Angebot ineinandergreifender am-

bulanter Pflegedienste und stationä- rer und teilstationärer Pflegeeinrich- tungen in freigemeinnütziger, priva- ter oder öffentlicher Trägerschaft.

Im Zuge der gesetzlichen Regelung der Pflegeversicherung müßten auch Fragen der Infrastruktur (Personal, Organisationen und Institutionen) gelöst werden, so der Bundesarbeits- minister und sein Abteilungsleiter, Ministerialdirektor Karl Jung (der dies auf einer Tagung der Gesell- schaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e. V. am 25. Februar in Bonn bekräftigte).

Die Sozialdemokraten wollen in Kürze einen Gesetzentwurf einbrin- gen, in welchem sie ebenfalls ei- ne gesetzliche Pflicht-Pflegeversi- cherung fordern. Im Gegensatz zur SPD ist Blüm jedoch gegen eine

„Volksversicherung", bei der alle Bürger als Pflichtmitglieder einbezo- gen werden sollen. Kli

Polikliniken (Ost)

111"111M

Analyse

von Kosten und Leistungen

Mindestens 613 Behandlungsfäl- le pro Arzt und Quartal müssen die ostdeutschen Polikliniken im Durch- schnitt erbringen, um in der kassen- ärztlichen Versorgung kostendek- kend arbeiten zu können. Dies geht aus einer Analyse hervor, welche die Wibera Wirtschaftsberatung AG, Düsseldorf, im Auftrag des Bundes- arbeitsministeriums und der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung er- stellt hat. Ziel der Untersuchung war, Informationen über den Um- fang, die Struktur und die Kosten- ströme der Versorgung durch Poli- kliniken und Ambulatorien zu ge- winnen.

Typisch für die bisherige Lei- stungsstruktur der Polikliniken und Ambulatorien ist nach dem Wibera- Gutachten eine Vielzahl von Lei- stungen, die nicht zur kassenärztli- chen Versorgung zählen. Das Spek- trum reicht dabei von der Tauglich- Dt. Ärztebi. 88, Heft 10, 7. März 1991 (21) A-721

(2)

Israel: Gasmasken im Kreißsaal

Seit Beginn des Golfkrieges mußten in Israel wegen der ständigen Giftgasdrohungen auch bei Geburten Gasmasken getragen wer- den. Dr. med. Moshe L. Grüngras, Dr. med. Uriel Elchalal und Dr.

med. Eli Dreazen von der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkolo- gie am Kaplan-Hospital in Rehovot (Leitung Prof. Dr. Vaclav Insler), das an die Medizinische Hochschule der Hebräischen Universität Hadassah, Jerusalem, angeschlossen ist, berichten über ihre Erfah- rungen mit 14 Geburten während der ersten Kriegstage.

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

BLICK INS AUSLAND

keitsprüfung für den Erwerb des Führerscheins bis hin zur Erstellung von medizinischen Gutachten im Zu- sammenhang mit der „bevorzugten Genehmigung eines Telefonan- schlusses". Wer bei all dem wofür zahlen muß, war früher in den ambu- lanten Einrichtungen der damaligen DDR überhaupt kein Thema. Aus- zug aus dem Gutachten: „Beispiels- weise konnte keiner der angespro- chenden Ärzte in den chirurgischen Fachbereichen Angaben darüber machen, ob bestimmte Leistungen nach Berufs-, Wege- oder Schulun- fällen entstanden waren."

Entsprechend schwierig gestal- tete sich auch die Kostenanalyse.

Materialvorräte wurden immer dann angeschafft, „wenn sie am Markt an- geboten wurden"; eine Zuordnung zu Abrechnungsjahren oder gar Quartalen gab es nicht. Verschiede- ne Einrichtungen rechneten selbst die Arzneimittelaufwendungen zu den Sachkosten. Dennoch kam die Wibera Wirtschaftsberatung zu kon- kreten Aussagen in vier wesentlichen Bereichen:

• Kosten je ärztlichen Arbeits- platz und Quartal: im Durchschnitt 34 215 Mark. In diesem Rahmen be- wegen sich auch die monatlichen Ab- schlagszahlungen durch die Kassen- ärztliche Bundesvereinigung.

• Arzt-Mitarbeiter-Relation:

im Durchschnitt entfallen 3,7 Mitar- beiter auf einen vollbeschäftigten Arzt. Dies ist weit mehr als in den al- ten Bundesländern.

• Behandlungsfallpauschale und Sprechstundenpauschale: bei- de zusammengenommen liegen im Schnitt bei 51,57 Mark.

• Notwendige Fallzahlen: 613 im Durchschnitt, allerdings zum Teil erheblichen Schwankungsbrei- ten in den verschiedenen Einrichtun- gen.

Auf zwei wesentliche Konse- quenzen aus dieser Erhebung hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereits vor Wochen nachdrücklich hingewiesen: Die Polikliniken müs- sen sich verstärkt um die Kostenträ- ger außerhalb der gesetzlichen Kran- kenversicherung kümmern; und — ohne Personalabbau ist eine wirt- schaftliche Betriebsführung nicht zu erreichen. JM

B

edauerlicherweise befinden wir uns zur Zeit in einer Situa- tion, in der wir Geburtshilfe unter einer ständigen Bedrohung von Giftgasangriffen betreiben. Der Ausbruch des Golfkrieges und die massive Ausstattung des Iraks mit Sowjetraketen, Nachbauten, Giftga- sen (auch aus Deutschland) und de- ren Herstellungsanlagen lassen uns bei jedem Raketenangriff im unkla- ren, ob es sich um konventionelle oder giftgashaltige Sprengköpfe han- delt, und zwingen daher zum Ge- brauch der Gasmasken.

In der westlichen Literatur fin- den sich unserer Kenntnis nach kaum Berichte über frühere Erfah- rungen mit Geburten unter Gasmas- ken (1)*). Auch aus Jemen, Iran und Kurdistan, wo Giftgas gegen die Zi- vilbevölkerung eingesetzt wurde, lie- gen uns keine Berichte über Gebur- ten mit Gasmasken vor.

Materialien und Methoden In unserem Kreißsaal finden durchschnittlich 400 Geburten pro Monat statt. Da es sich um einen äl- teren Flachbau handelt, konnten die einzelnen Entbindungsräume nicht hermetisch abgedichtet werden. In Befürchtung eines möglichen iraki- schen Giftgasangriffs wurde ein grö- ßeres Vorwehenzimmer im Kreiß- saalbereich vorbereitet und sämtli- che Öffnungen und Ritzen ein- schließlich Fenster und Klimaanla- gen mit Klebeband und Plastikfolien abgedichtet. Bereits Wochen vorher wurde mit der Verteilung von Mas- ken mit Giftgasfilter an die .Zivilbe- völkerung begonnen. Die Säuglinge erhielten durchsichtige giftgasdichte Baby-Zelte, in deren Wände eben- falls Giftgasfilter eingebaut waren.

Ältere Kinder und Atembehinderte bekamen teilweise Masken mit akti- ver Belüftungsanlage. Beim Austei- len wurde das Anlegen demonstriert, manchmal geübt und später auch durch Fernsehspots vorgeführt.

A-722 (22) Dt. Ärztebl. 88, Heft 10, 7. März 1991

Referenzen

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