A 36 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 1–2|
7. Januar 2010 Die Inzidenz chronisch entzündli-cher Darmerkrankungen (CED) nimmt deutlich zu. Auch wenn man die Ätiologie und Pathogenese noch unvollständig versteht, sind CED ein Paradebeispiel des „Zusammen- spiels“ zwischen der Genetik, des angeborenen und erworbenen Im- munsystems mit unterschiedlichsten Umweltfaktoren. Dieses Handbuch für Klinik und Praxis ist nicht nur Gastroenterologen zur Lektüre zu empfehlen, sondern allen Ärzten, die in die Diagnostik und Therapie von Patienten mit CED involviert sind. Die Lektüre der Kapitel über Genetik, über das intestinale Im- munsystem und die intestinale Bar- riere sind ein „Muss“ für jeden, der verstehen will, warum manche the- rapeutische Konzepte erfolgreich sind, andere nicht und weshalb man die Erkrankungen noch nicht heilen kann. Die Autoren der Kapitel „in- testinales Immunsystem“ und „in- testinale Barriere“ hätten sich viel- leicht etwas besser absprechen sol- len, da es viele Überlappungen gibt.
Das Kapitel „Biologika bei CED“
GASTROENTEROLOGIE
Gelungen und notwendig
ist für ein Handbuch zu kurz. Hier wäre eine kritische Würdigung der zahlreichen publizierten Studiener-
gebnisse wünschenswert.
Auch die Kapitel „Endo- skopie“ und „Bildgebende Verfahren“ hätten etwas in- formativer sein dürfen. Von der Verlagsseite wünscht man sich eine etwas sorg- fältigere Korrektur von Rechtschreib- und „Sprach- fehlern“.
Insgesamt handelt es sich aber um ein gelunge- Auch reiche Länder haben sozialpä-
diatrische Probleme. Zur Situation in Deutschland bieten zwölf Auto- ren jetzt einen professionellen Überblick: Epidemiologie, Normal- und Fehlentwicklungen, Rehabilita- tion, Prävention oder Versorgungs- systeme werden dargestellt – neben einem unterschwellig begleitenden Abriss der Kinderheilkunde. Selbst ethische, qualitätssichernde und zu- kunftsorientierte Aspekte kommen zu Wort. Für Außenstehende mag die Thematik zunächst grau und trocken wirken, mit fortschreiten- der Lektüre wird sie aber immer bunter und zeigt an vielen Punkten durchaus spannende Elemente.
So wird am derzeit öffentlich- keitswirksamsten Beispiel der Kin- SOZIALPÄDIATRIE
Professioneller Überblick
desmisshandlung mit einer angebli- chen Dunkelziffer von bis zu zwei Prozent aller stationären Aufnah- men bei gleichzeitig hochsensiblem Fehldeutungspotenzial aufgedeckt, dass im juristischen Prozess noch vor 120 Jahren auf dem Niveau des Tierschutzrechtes argumentiert wurde. Und selbst die klinische Pä- diatrie vor 50 Jahren müsste sich bezüglich Besuchsverbot und insuf- fizienter Schmerztherapie massive Kritik anhören. Heutzutage wird die sozialpädiatrische Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen auf summarisch zehn bis 15 Prozent ge- schätzt.
Willkommene Auflockerung er- fährt der Band durch eine Reihe von Fallbeispielen im Kapitel „Spe- zielle Störungen“, das zusammen mit „Therapie und Förderung“ auch zu den umfangreichsten gehört.
Höchstens zu den auftürmenden
Problemkreisen Bewe- gungsmangel/Fehlernäh- rung, PC-Sucht oder Ko- masaufen mag noch größe- rer Informationsbedarf re- klamiert werden, hier hat das reale Leben offenbar die Auflage überholt. Die mehrfach falsche Schreib- weise eines Koautors ist ei- gentlich unverzeihlich, ver- blasst aber vor der Bedeu- tung des Gesamtwerks.
Angesprochen sind interdiszipli- näre Gruppen, primär Neuropädia- ter, alle Kinder- und Hausärzte, Psychologen und Lehrer, aber auch Erzieher, Physiotherapeuten sowie Gesundheitsbeamte. Und nicht zu- letzt: Zur allgemeinen Bestärkung ihres wichtigen Auftrags durchläuft die formale Zusatzweiterbildung
„Sozialpädiatrie“ gerade ihr An- tragsverfahren. Manfred Doerck Harald Bode, Hans
Michael Straßburg, Helmut Hollmann (Hrsg.): Sozialpädia- trie in der Praxis. Ur- ban & Fischer, Mün- chen 2009, 444 Sei- ten, kartoniert, 59,95 Euro
nes und notwendiges Buch über Krankheitsbilder, die weiter an kli- nischer Bedeutung gewinnen wer- den, viel Raum für künftige For- schung lassen und bei denen der Weg bis zum vollen Verständnis ih- rer Ätiopathogenese und Entwick- lung einer kausalen Therapie noch weit sein wird. Joachim Mössner
Jörg C. Hoffmann, Anton J. Kroesen, Bodo Klump (Hrsg.): Chronisch entzündliche Darm- erkrankungen. Handbuch für Klinik und Praxis.
2. Auflage, Thieme, Stuttgart, New York 2009, 394 Seiten, gebunden, 89,95 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Hartmut Rabe (Hrsg.): Medizingeschichte 2010. Kalen- der, Daten, Biographien. Rabe Verlag, Bonn 2009, 132 Sei- ten, kartoniert, 9,95 Euro
Dincer Aktuerk: Checklisten Chirurgie. Krankheitslehre für Pflege- und medizinische Fachberufe – mit www.pflege heute.de-Zugang. Urban & Fischer, Elsevier GmbH, Mün- chen 2010, 224 Seiten, Wire-O-Bindung, 24,95 Euro Thomas Carus: Operationsatlas Laparoskopische Chi- rurgie. Indikationen, Operationsablauf, Varianten, Kompli - kationen. Mit Single Access Surgery. 2. Auflage. Springer
Medizin Verlag, Heidelberg 2010, 370 Seiten, gebunden, Ladenpreis: 129,95 Euro, Vorbestellpreis gültig bis 31. 1. 2010: 99,95 Euro
Harald Lapp, Ingo Krakau: Das Herzkatheterbuch. Dia - gnostische und interventionelle Kathetertechniken. 3. Aufla- ge. Thieme, Stuttgart, New York 2010, 429 Seiten, gebun- den, inklusive DVD, 149,95 Euro
Bernd Pötzsch, Katharina Madlener (Hrsg.): Hämosta- seologie. Grundlagen, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage.
Springer, Berlin, Heidelberg 2010, 972 Seiten, gebunden, Ladenpreis 249 Euro, Vorbestellpreis gültig bis 28. 2. 2010:
199,95 Euro