A 1712 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 36|
10. September 2010PERTUSSIS
Eine Kinderkrankheit wird erwachsen
Wer in der Kindheit gegen Pertussis geimpft wurde oder bereits einmal erkrankt war, ist nicht lebenslang vor einer Neuinfektion geschützt.
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rwachsene und Jugendliche ohne Auffrischimpfung bil- den heute das wesentliche Reser- voir für Pertussiserreger. Ende- misch und zyklisch auftretend, sind sie für zehn Prozent der länger dau- ernden trockenen Husten bei Er- wachsenen verantwortlich. Infekti- on und Vakzinierung schützen nurzeitlich begrenzt für sechs bis zwölf Jahre, wie Prof. Dr. med.
Carl-Heinz Wirsing von König (Krefeld) und Prof. Dr. med. Ulrich Heininger (Basel) ausführten.
Die Mehrheit der Pertussisfälle – nach Daten des Robert-Koch-In- stituts 75 Prozent im Jahr 2008 – wird bei Erwachsenen diagnosti-
ziert. Um die Krankheitslast zu re- duzieren, hat sich die Ständige Impfkommission (STIKO) für eine allgemeine Pertussisimpfung aller Erwachsenen ausgesprochen. Da kein Monoimpfstoff verfügbar ist, wird die Vakzinierung zusammen mit der Tetanus- und Diphtherie- impfung empfohlen (etwa mit Boostrix®), gegebenenfalls mit ei- ner Poliokomponenten.
Da die Infektion bei Säuglingen vor der Impfung mit einer nicht un- beträchtlichen Mortalität einher- geht und in rund der Hälfte der Fäl- le von der Mutter übertragen wird, sollte bei bestehendem Kinder- wunsch unbedingt präkonzeptio- nell der Impfstatus der Frau über- prüft werden – und vier Wochen vor der Geburt idealerweise auch der des Mannes, der Geschwister, der Großeltern und des Babysitters.
Bei Immunsupprimierten erin- nerten die Referenten daran, dass vor allem auch Rheuma- und Krebspatienten vor einer Chemo- therapie durch die Impfung ge- schützt werden sollten.
Im Gesundheitsbereich wird die Impfung inzwischen für das gesam- te Personal in der stationären und ambulanten Versorgung sowie allen Gemeinschaftseinrichtungen emp- fohlen.
Die Umsetzung der STIKO- Empfehlungen gelingt nach Anga- ben von Prof. Dr. med. Klaus Wahle (Münster) am besten durch ein nichtautorisiertes Recall-System.
Die Überprüfung des Impfschutzes durch eine qualifizierte Arzthelferin sorgt in der Praxis für eine Entlas-
tung des Arztes. ■
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Satellitensymposium „Pertussis – eine Kinder- krankheit wird erwachsen“ im Rahmen des Inter- nistenkongresses, Firma: Glaxosmithkline
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Zulassungserweiterung von Orencia® – Der Wirkstoff Aba- tacept (Orencia, Bristol-Myers- Squibb) hat eine Zulassungser- weiterung für die Kombination mit Methotrexat (MTX) erhalten.
Dies gilt für die Behandlung der mäßigen bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis bei Er- wachsenen, die unzureichend auf eine Therapie mit einem oder mehreren krankheitsmodi- zifierenden Antirheumatika (DMARDs) einschließlich MTX oder eines TNF-alpha-Inhibitors angesprochen hatten.
Indacaterol für COPD-The - rapie – Mit Indacaterol (Hiro- briz®Breezhaler®,Takeda- Pharma) steht der erste Beta- 2-Agonist für die Therapie der COPD zur Verfügung, der bei täglicher Einmalgabe eine starke Bronchodilatation über 24 Stun - den sicherstellt. Indacaterol wirkt vergleichbar rasch wie der kurz wirksame Beta-2-Agonist Salbutamol. Das FEV1 war nach fünf Minuten vergleichbar und doppelt so hoch wie unter einer Kombination aus Salmeterol und Fluticason.
Verwechslungsmöglichkeit zwischen Gramm und Milli- liter bei Xyrem® – Das Betäu- bungsmittel Xyrem (Natriumsalz der Gammahydroxybuttersäure, Natriumoxybat) ist ein auf das Zentralnervensystem wirkendes Sedativum, das zur Behandlung der Narkolepsie bei erwachse- nen Patienten zugelassen ist.
Der Hersteller weist in einem Rote-Hand-Brief darauf hin, dass es zu Dosierungsfehlern aufgrund einer Verwechslung zwischen Gramm (g) und Milli -
litern (ml) gekommen sei. Der Xyrem-Packung liegt eine Messspritze bei, die seit De- zember 2008 nur eine Gramm- Skalierung aufweist. Zuvor wur- de Xyrem mit einer Messspritze abgegeben, die sowohl eine Gramm- als auch eine Milliliter- Skalierung aufwies. Um sicher- zustellen, dass die Patienten die korrekte Dosis erhalten, muss die Dosis von Xyrem in Gramm angegeben werden.
Lungenkrebstest unterstützt Pathologen – Ein neuartiger molekulardiagnostischer Test auf Basis der Polymeraseket- tenreaktion bestätigt den Ver- dacht auf Lungenkrebs mit hoher Gewissheit, wenn her- kömmliche diagnostische Ver- fahren scheitern oder keine schlüssigen Ergebnisse liefern.
Der Epi proLung BL Reflex Assay (Epigenomics AG) weist methylierte DNA des SHOX2- Gens in Bronchiallavage-Flüs- sigkeit nach. Eine erhöhte DNA- Methylierung ist ein wichtiger Indikator für eine maligne Lun-
generkrankung. EB