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Frankreich lässt Weinwerbung zu

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werbung in Spanien und de fac- to auch in Italien frei sei, so die französischen Winzer.

STEFANBRÄNDLE, PARIS

Weinindustrie 11 Milliarden Eu- ro Umsatz erwirtschafte, koste- ten die fünf Mio. Alkoholiker die Nation jährlich 17.5 Milliar- den. 45 000 Franzosen ster- ben jährlich an Alkoholismus, 750 000 Säuglinge kommen je- des Jahr mit Alkoholschäden auf die Welt. Die Regierung, so kommentierten darauf auch vie- le Zeitungen, könne nicht den Kampf gegen Drogen- und Al- koholkonsum zu einer nationa- len Priorität erklären, um dann nicht einmal am Werbeverbot für Alkoholika festzuhalten.

Frankreich sah sich unver- hofft inmitten eines Kultur- kampfs, bei dem es um Tausen- de von Arbeitsplätzen und Men- schenleben geht – und dies vor dem Hintergrund eines gesell- schaftlichen Wandels: Alkoho- lismus und Autorasen gelten auch in Frankreich nicht mehr als lästige Begleiterscheinungen des französischen «Savoir-Vivre»

und Freiheitsgefühls – sondern als Volkskrankheit.

Werbung mit «objektiven»

Eigenschaften erlaubt Premierminister Jean-Pierre Raf- farin musste entscheiden. Sel- ber aus der Charente stam- mend, wo Cognac produziert wird, hatte er ein offenes Ohr für die Winzer. Er überredete seine Partei zu einem Kompro- miss, der den Interessen der Weinbranche weitgehend ent- gegenkommt: Alkoholwerbung wird zugelassen, aber nur mit den «objektiven Eigenschaften»

des Produkts; im Fall von Wein wäre dies etwa «die Farbe, der Geschmack oder der Geruch».

Was daran objektiv ist, bleibt et- was schleierhaft. Das Parlament billigte diese Fassung trotzdem mit grossem Mehr. Für die Weinbauern ist das ein klarer Erfolg, da sich die erwähnten Kriterien sehr weit auslegen las- sen. Dies wurde möglich, weil die Branche von sich aus einen Verhaltenskodex mit verant- wortungsbewussten Slogans wie etwa «Trinken Sie weniger, trinken Sie besser» anbot. Eine solche Selbstbeschränkung sei auch in Deutschland oder Eng- land üblich, während die Wein-

Frankreich lässt Weinwerbung zu

Die französische Weinindustrie, mit einem Jahresumsatz von 11 Milliarden Euro der drittwich- tigste Exportzweig des Landes nach Autos und Flugzeugen, steckt in einer schweren Krise.

Nur einige Grands Crus im Bor- delais und Burgund erzielen nach wie vor Spitzenpreise. Die übrigen Winzer leiden unter dem schwachen Dollar und der Konkurrenz aus Australien, Ka-

lifornien, Chile und Südafrika.

Zudem trinken die Franzosen nur noch bei jedem vierten Es- sen Wein. Von der französi- schen Jahresproduktion 2004 von über 55 Mio. hl ist ein Fünf- tel Überschuss.

Aufhebung des Werbever- bots als Ausweg aus der Krise?

Die Branche weiss, dass nur drastische Eingriffe abhelfen können – das Ausreissen von Reben oder eine Systemreform bei den «Appellations d’origine contrôlée» (AOC). Aber sie zieht eine weniger schmerzhaf- te Massnahme vor: die Aufhe- bung des aus dem Jahr 1991 stammenden Alkoholwerbe- verbots. Zum Teil demonstrier- ten Zehntausende der 300 000 in der Weinindustrie Beschäf- tigten, um Weinreklame zuzu- lassen. Im Visier hatten sie da- bei vor allem die Supermärkte, wo ohne Werbung nichts läuft.

In Paris lobbyierte die einfluss- reiche Weinindustrie-Vereini- gung und es wurde ein Geset- zesvorschlag eingebracht. Die- ser klingt eher moderat: Die Al- koholwerbung sollte bloss mit

«sensoriellen Qualitäten» zuge- lassen werden, was etwa den Vergleich «der Robe eines Wei- nes mit derjenigen einer Frau»

zugelassen hätte. Ein paar Bor- deaux-Weingüter präsentier- ten zur Illustration Plakate, auf denen nicht mehr Weinbauern mit Beret und der Gitanes im Mundwinkel abgebildet sind, sondern eine blonde «Winze- rin», die den Betrachtern tief in die Augen schaut.

Alkoholgegner forderten Festhalten am Werbeverbot Die Nationalversammlung bil- ligte den Gesetzeszusatz, der in einem Monstergesetz für die

«ländlichen Gebiete» versteckt war, in erster Lesung mit 102 gegen 12 Stimmen. Doch jetzt meldete sich die Lobby der Ver- kehrsopfer und Alkoholgegner zu Wort. Sie fuhren nüchternes Zahlenmaterial auf: Etwa die Hälfte aller tödlichen Unfälle in Frankreich seien auf Alkohol zurückzuführen. Während die

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