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Archiv "Sportschäden beim Tennis — Sportverletzungen beim Squash" (05.03.1981)

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Sportschäden beim Tennis — Sportverletzungen beim Squash

Volker Hendrich und Eugen H. Kuner

Aus der Abteilung für Unfallchirurgie

(Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. Eugen H. Kuner) der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg/Breisgau (Vorstand: Professor Dr. med. Max Schwaiger)

Während Tennis schon seit Jahren als Volkssport zu bezeichnen ist, sind die rasch steigenden Spielerzahlen der Squash-Zentren in der Bundesrepublik Deutschland erst seit etwas mehr als 10 Jahren zu beobachten. Die Übersichtsarbeit befaßt sich zuerst mit einem Sport- schaden, dem sogenannten „Tennisellenbogen", im Gegensatz dazu werden im Zusammenhang mit Squash die möglichen akuten Verlet- zungen besprochen. Für die Entstehung des Sportschadens beim Tennis ist eine chronische Überlastung mit sich wiederholenden Mikrotraumen anzuschuldigen, für die Verletzungen beim Squash sind es die besonderen Gegebenheiten des Spiels und des Spielgerä- tes sowie mögliche Überforderungen und zu fanatisches Spiel.

In der Traumatologie des Halte- und Bewegungsapparates ist streng zwi- schen Sportschäden und Sportver- letzungen zu unterscheiden. Typi- scher Sportschaden beim Tennis ist der sogenannte „Tennisellenbo- gen", während beim Squash, das ebenfalls mit einem Racket gespielt wird, vor allem Verletzungen vor- kommen, die nicht im Bereich des Ellenbogengelenkes lokalisiert sind, sondern meist an der unteren Extre- mität und am Kopf.

Der Tennis-Ellenbogen oder Tennis-Arm

Der „Tennis-Ellenbogen" oder

„Tennis-Arm" ist auch bekannt un- ter den Synonyma: Epicondylitis ra- dialis humeri, Epicondylopathia hu- meri lateralis, Epikondylalgie, Epi- kondylose beziehungsweise Inser- tionstendopathie. Hauptursache für die Entstehung ist die chronische Überlastung mit sich wiederholen-

den Mikrotraumen. Neben Tennis- und Golfspielern können auch Haus- frauen (Bügeln, Wäscheauswringen) und Handwerker (Eindrehen von Schrauben usw.) davon betroffen werden. Beim Tennis sind es nicht selten Anfänger ohne korrekten Un- terricht sowie Überwechsler vom Tischtennis, Badminton und Squash, die mit einer völlig falschen Technik spielen. Dazu kommen ver- krampfte Körperhaltung, zu großer Kraftaufwand, individuell ungünsti- ges Sportgerät und anderes mehr.

Besonderes Augenmerk gebührt den funktionell-anatomischen Ver- hältnissen auf der radialen Seite des Ellenbogengelenkes sowie dem In- sertionsmodus der kollagenen Seh- nenfibrillen über eine verkalkte Fa- serknorpelschicht zum Knochen (19)*), so daß chronische Überla- stung mit Mikrotraumatisierung in diesem bradytrophen Gewebe zu Einrissen sowie degenerativen und reparativen Umbauvorgängen mit Rundzellinfiltraten führt.

Unter dem funktionell anatomischen Aspekt kommt dem Rückhand- schlag besondere Bedeutung zu, vor allem deswegen, weil durch den Tennisschläger selbst der Unterarm beträchtlich verlängert und damit die Hebelwirkung enorm gesteigert wird. Gerade die radiale Gelenkseite ist stärker vulnerabel als die ulnare, wo sich das Seitenband vom Nume- rus zum Olekranon — also von Kno- cheninsertion zu Knocheninsertion

— in zwei Strängen ausspannt, die eine kräftige Sicherung des Gelen- kes bedeuten. Das Ligamentum col- laterale radiale geht zwar am Nume- rus ebenfalls durch knöcherne In- sertion aus, strahlt aber am Radius ausschließlich in die Ringband- schlinge ein, so daß die Gelenksi- cherung hier zum größten Teil auf der Festigkeit des Ligamentum anu- lare beruht.

Hinzu kommt, daß radial jegliche Knochensicherung des Gelenkes fehlt, so daß seitliche Gewalteinwir- kung das Radiusköpfchen verhält- nismäßig leicht aus seiner Lage brin- gen kann. Die radiale Stabilisierung erfolgt somit durch die punktuell vom Epikondylus ausgehenden Ex- tensoren und Supinator-Muskulatur, welche das Gelenk überspannt. Ge- rade sie wird aber beim Rückhand- schlag besonders stark bean- sprucht, weil der Unterarm in halber oder stärkerer Pronationsstellung ist und die Fingerbeuger ihre Leistung

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis des Sonderdrucks.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 10 vom 5. März 1981 461

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Aktuelle Medizin

Sportschäden und Sportverletzungen

durch Dorsalextension im Handge- lenk zusätzlich erhöhen, damit der Schläger so kräftig gefaßt werden kann, daß das Retournieren des Bal- les aus dieser Stellung kraftvoll möglich ist.

Auch der dauernde und reflexartige Wechsel zwischen Pro- und Supina- tion- also z.wischen Rück- und Vor- handspiel - ist nicht unbedeutend.

Die Belastung des Ellenbogengelen- kes und besonders der lnsertions- stelle am Epikondylus wird bei fal- scher Spieltechnik noch um ein Viel- faches gesteigert, so daß schließlich der Sportschaden resultiert.

Diagnose und Differentialdiagnose Die Diagnose eines Tennis-Ellenbo- gens ist im allgemeinen leicht zu stellen, wenn die Anamnese und fol- gende klinische Symptome beachtet werden:

111> Umschriebener Spontan- und

Druckschmerz am radialen Epikon- dylus und in seiner unmittelbaren Umgebung;

111> Kraftloser Faustschluß im Ver-

gleich zur gesunden Seite;

111> Starke Schmerzhaftigkeit am Ex-

tensorenansatz, wenn die Faust aus fixierter Dorsalextension herunter- gedrückt wird (Thomsen-Handgriff);

111> Positives signe de Ia chaise

(chair-Test): Schmerzhaftigkeit am Epicondylus radialis, wenn ein Stuhl von etwa 4 kg in Pronationsstellung des Unterarmes bei gestrecktem El- lenbogengelenk hochgehoben wer- den soll.

Das Röntgenbild zeigt in den aller- meisten Fällen keinen krankhaften Befund.

Differentialdiagnostisch sind alle echten posttraumatischen Zustän- de, Knorpelveränderungen, Osteo- chondrosen sowie die aseptische Nekrose des Capitulum humeri be- ziehungsweise radii und das Zervi- kobrachialsyndrom abzugrenzen.

Bei letztgenanntem Syndrom sind das signe de Ia chaise und der Thomsen-Handgriff negativ. Beim Vorliegen eines sogenannten .,Ra- dialistunnelsyndroms" bestehen faßbare sensible beziehungsweise motorische Störungen im Ausbrei- tung$gebiet des Nervus radialis.

Therapie

Für die Behandlung des Tennis-El- lenbogens werden zahlreiche Vor- schläge in der Literatur unterbreitet.

Allgemein anerkannt ist bei erstmali- ger Symptomatik die konservative Behandlung mit Trainings- und Wettkampfpause sowie kurzzeitiger Immobilisierung des Ellenbogens bei leicht dorsal flektiertem Handge- lenk durch eine Oberarmgipsschie- ne für etwa 2 bis 3 Wochen. Viele Autoren berichten, daß sich die einmalige lokale Kortisoninjektion in das Punctum maximum der Schmerzzone und der näheren Um- gebung des Sehnenansatzes sehr bewährt hat, wobei zum Beispiel ei- ne Ampulle Celestan

+

eine Ampulle Depot-Impietal appliziert werden.

Die Erfolgsrate nach konservativer Behandlung wird mit 80 bis 90 Pro- zent der Fälle angegeben.

Anhänger der lokalen Röntgenbe- strahlung mit etwa 600 rOD in 6 Ein- zeldosen (2- bis 3mal wöchentlich)

berichten über eine hohe, definitive

Heilungsquote.

Auch die Behandlung mit dynami- schem Interferenzstrom (Nemec- tron) zeitigt gute Resultate.

Allen konservativen Maßnahmen ist eine lange, oft mehr als sechs Mona- te dauernde Behandlungszeit ge- meinsam, bis auch bei Belastung wieder Schmerzfreiheit besteht. Lei- der liegen keine exakt verwertbaren Nachuntersuchungsergebnisse vor.

Die operative Therapie ist resisten- ten Fällen und Rezidiven vorbehal- ten. Das bekannteste Verfahren geht auf Hohmann (7) zurück und beruht im wesentlichen auf einem Entspan- nungseffekt, besonders des Muscu- lus extensor carpi radialis brevis, 464 Heft 10 vom 5. März 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT

wobei die Ablösung durch Inzision über und vor dem Epikondylus er- folgt, und bis auf den Knochen reicht. Mit diesem .,kleinen operati- ven Eingriff" konnte Hohmann in al- len Fällen Heilung erzielen. Andere Autoren kommen dagegen lediglich auf etwa 67 beziehungsweise 56 Prozent (5, 16).

Wilhelm und Gieseler (21) empfeh- len die Denervation nach gezielter Novocain-Test-Ausschaltung. Sie wird mit einer Desinsertion der Mus- cu Ii extensores carpi radiales longus et brevis verbunden. Damit wird die gesamte sensible Versorgung der Schmerzzone ausgeschaltet. Die mitgeteilten Heilungsresultate lie- gen zwischen 80 und annähernd 90 Prozent (9, 16).

Weitere Operationsmethoden sind beschrieben und stellen im wesentli- chen Modifikationen dar.

Prävention

Große Bedeutung kommt unseres Erachtens der Prävention eines Ten- nis-Ellenbogens zu, insbesondere, weil Tennis auf dem Wege zum Volkssport ist und bei etwa einem Drittel der Spieler ein sogenannter

.,Tennis-Arm" behandelt werden

muß.

Gewissenhaftes Training und die Er- lernung einer perfekten Schlagtech- nik mit individuell abgestimmtem Sportgerät nehmen eine zentrale Stellung ein.

Bei akut bemerkten, auch leichteren Beschwerden am radialen Epikon- dylus helfen oft kurze Spielpausen mit lokalen Maßnahmen (Sportupac und ähnliches) und vor allem auf- bauendes Training, eventuell ver- bunden mit Wechsel des Schlägers (mid-line beziehungsweise Groß- kopfmodell) und/oder der Bespan- nung. Durch gezielte isometrische und isotonische Muskelübungsthe- rapie, besonders in Rückhandstel- lung, sowie mit einigen Trainerstun- den, lassen sich derartige Sport- schäden weitgehend vermeiden

(11). [>

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Abbildung 0: Achillessehnenruptur ei- nes 27jährigen Squash-Spielers mit er- haltener Plantarissehne (durch Pfeil mar- kiert)

Abbildung (I): Gehaltene Aufnahme (Ge- genseite zum Vergleich) zum Nachweis einer Außenbandruptur am oberen Sprunggelenk

Abbildung ®: Sogenanntes vorderes Schubladenphänomen bei Ruptur des Li- gamentum fibulotalare anterius

Verletzungen beim Squash

Squash, ein Hallenspiel mit Schläger und kleinem Hohlgummiball, ermög- licht ein witterungsunabhängiges Fitneßtraining und wird in den letz- ten Jahren auch in unserer Region immer beliebter. Es wird seit etwa 100 Jahren in den angloamerikani- schen Ländern gespielt.

Bei dieser dem Hallentennis am ehe- sten verwandten Sportart werden Reaktionsschnelligkeit und Kondi- tionsstärke gleichermaßen gefor- dert, da — besonders unter Wett- kampfbedingungen — mit sehr hoher Schlagfrequenz geschlagen wird.

Der Ball wird beim Squash von zwei Spielern in einem geschlossenen Raum mit knapp 70 qm Spielfläche erlaufen und an die vor den Spielern liegende Spielwand geschlagen. Die Benutzung der Seitenwände » des

Feldes ist erlaubt und ermöglicht das Schlagen schneller, sogenann- ter Winkelbälle.

Wenn auch der Schläger kleiner, die Schlagtechnik nicht so ausholend wie beim Tennis ist, so besteht doch vor allem durch die Enge des zur Verfügung stehenden Raumes Ver-

letzungsgefahr für Spieler und Mit- spieler. So können sich die Spieler gegenseitig mit dem Schläger ver- letzen.

Andere Verletzungsmöglichkeiten ergeben sich durch den Gummiball, der Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreicht, wobei besonders der Kopf und hier speziell die Augen gefährdet sind. Hinzu kommt:

Squash ist ein schnelles Spiel und verlangt plötzliche, reflexartig ab- laufende Bewegungsabläufe, die zu Verletzungen am oberen Sprungge- lenk und zur Ruptur der Achillesseh-

ne führen können. Während die Au- ßenbandruptur des oberen Sprung- gelenkes durch abruptes Umknik- ken in Supinationsstellung, wobei auch Schubkräfte wirksam werden, zustande kommt, wird die Achilles- sehnenruptur des Squash-Spielers durch eine degenerative Vorschädi- gung begünstigt. Dies ist verständ- lich, wenn man bedenkt, daß Sport- treibende im 3. und 4. Dezennium gerade bei dieser Sportart am stärk- sten vertreten sind.

Untersuchungen über Sportverlet- zungen bei Squash finden sich in der medizinischen Fachliteratur nur spärlich. Ophthalmologen berichten von Augenverletzungen, deren Spät- folgen — zum Beispiel Sekundär- glaukome nach Blutungen in die Vorderkammer hinein und Netzhaut- ablösungen durch Narbenzüge nach Glaskörperverletzung — noch nicht abzusehen sind. Trotzdem dürften DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 10 vom 5. März 1981 465

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Sportschäden und Sportverletzungen

dies wohl Einzelfälle sein. Immerhin mußten unseres Wissens in den knapp drei Jahren, in denen Squash im Raume Freiburg gespielt wird, bereits sechs Spieler mit einer Con- tusio bulbi in der Universitäts-Au- genklinik behandelt werden (6).

Während der „Tennis-Ellenbogen"

wegen der üblichen Schlagtechnik bei Squash-Spielern sehr selten vor- kommt, wird in der englischen Fach- literatur über Sportschäden am Handgelenk in vereinzelten Fällen berichtet.

Studie an 30 Squash-Zentren Häufigkeit und Prävention von Sportverletzungen bei Squash un- tersuchten 1978 Pförringer und Keyl (17) an 30 Squash-Zentren der Bun- desrepublik. In einer Fragebogenak- tion konnten 8000 Spieler erfaßt werden. Ihre Angaben über Verlet- zungshäufigkeit, Art der Verletzun- gen und Lokalisation konnten mit denen von Biener und Fasler (3) für andere Sportarten verglichen wer- den. Danach muß ein Spieler beim Squash alle 27 Jahre, beim Tennis alle 33 Jahre, beim Handball alle 3,7 Jahre mit einem behandlungsbe- dürftigen Unfall rechnen.

Frakturen und Luxationen sind beim Squash mit etwa 2 Prozent deutlich seltener als bei Tennisunfällen mit 7 Prozent, Handball und Fußball mit 12 beziehungsweise 11 Prozent.

Bemerkenswert ist ferner, daß beim Squash in mehr als der Hälfte der Fälle der Kopf betroffen ist. Bei an- deren Ballsportverletzungen liegen die Kopfverletzungen nur bei 10 Pro- zent. Pförringer und Keyl fanden bei 6 von 10 Squash-Verletzungen als Ursache die Einwirkung von Racket oder Ball. Außerdem erfaßte ihre Fragebogenaktion 40 Achillesseh- nenrupturen sowie 35 Knie- und Sprunggelenksverletzungen.

Wir selbst mußten seit Bestehen der Squash-Zentren in Freiburg 3 Achil- lessehnenrupturen und eine Außen- bandruptur am oberen Sprungge- lenk operativ behandeln.

Diagnose und Therapie

Die Behandlung von Squash-Verlet- zungen orientiert sich ausschließ- lich an chirurgischen Richtlinien.

Ausschlaggebend sind Lokalisation und Ausmaß der Verletzung. In Fra- ge kommen die funktionelle, konser- vative und operative Behandlung.

So werden Weichteilkontusionen mit resorptionsfördernden schmerz- lindernden Salbenverbänden und später eventuell mit lokaler Kältean- wendung und vorübergehender Im- mobilisierung behandelt.

Die sogenannte „Distorsion des oberen Sprunggelenkes" erfordert eine differenzierte Diagnostik, ins- besondere durch gehaltene Rönt- genaufnahmen. In diesem Zusam- menhang sei auf die erst kürzlich im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT erschie- nene Arbeit von Meeder, Weller, Ha- bekost und Dittel (14) über Diagno- stik und Therapie frischer Verletzun- gen des Außenbandapparates am oberen Sprunggelenk verwiesen. Ist die Diagnose einer Bandruptur am Außenknöchel gesichert (Abbildun- gen 2 und 3), erfolgt die operative Versorgung durch Bandnaht. Der günstigste Operationszeitpunkt ist sofort oder nach Rückbildung des Hämatoms und des posttraumati- schen Ödems nach etwa 5 bis 6 Ta- gen. Zur Sicherung der Bandnaht wird postoperativ im Unterschenkel- liegegips-Verband für 3 Wochen ru- higgestellt. Danach wird ein Geh- gips für weitere 3 Wochen angelegt.

An die definitive Gipsabnahme schließen sich krankengymnasti- sche Übungsbehandlung sowie Thermalbadschwimmen an. Die Er- gebnisse sind im allgemeinen sehr zufriedenstellend.

Die Abgrenzung einer Achillesseh- nenruptur von einer bloßen Zerrung ist in der Regel einfach. In der Ana- mnese geben die Verletzten an, ei- nen plötzlichen Knall nach Art einer kleinen Explosion empfunden zu ha- ben, oder aber sie glauben, einen Schlag oberhalb der Ferse verspürt zu haben. Der Zehenstand ist nicht mehr möglich. Während ein kräfti- ger Druck im Bereich des größten Wadenumfanges dorsal bei einer in-

takten Achillessehne mit einer passi- ven Plantarflexion des Fußes beant- wortet wird, ist dies nach der Seh- nenruptur nicht mehr möglich. Die gelegentlich noch aktiv ausführbare Plantarflexion ist auf die vorhande- ne Sehne des Musculus plantaris zu- rückzuführen, die nicht selten tast- bar ist. Im Bereich der Achillessehne findet man jedoch immer die typi- sche Eindellung, womit die Indika- tion zur Operation gegeben ist. Der Operationstermin sollte ebenfalls so früh als möglich gewählt werden.

Stärkere Schwellungen oder Häma- tombildungen bestehen nicht. Be- währt hat sich die adaptierende Naht mit feinem Dexon und die anschlie- ßende Du rchflechtung der Plantaris- sehne. Fehlt die Plantarissehne, dann sollte die Naht mit nichtresor- bierbarem Nahtmaterial innerhalb der Sehne erfolgen, wobei die Fa- sern als Bündel adaptiert werden.

Postoperativ ist die Einhaltung der Spitzfußstellung durch Unterschen- kelliegegipsverband für vier Wochen erforderlich. Danach erfolgen eine leichte Redressierung und das Anle- gen eines Unterschenkel-Gehgips- verbandes für weitere drei Wochen.

Nach Gipsabnahme sollte eine Ab- satzerhöhung um etwa 1,5 cm für zwei bis drei Monate eingehalten werden. Nach weiteren sechs Wo- chen ist die volle sportliche Aktivität wieder möglich.

Verletzungen im Bereich des Auges beziehungsweise des Gesichts er- fordern je nach Ausmaß die Behand- lung durch entsprechende Spezial- abteilungen.

Unfallprävention

Zur Verminderung des Unfallrisikos bei Squash sind zunächst die übli- chen Richtlinien zu beachten, wie genügendes Warmmachen vor dem Spiel, geeignete Kleidung und be- sonders geeignetes Schuhwerk.

Überforderungen, Unfairneß, aber auch zu fanatisches Spielen sollten unterbleiben. Vorkehrungen zum Schutz der Augen, etwa Schutzbril- len — in Kanada bei offiziellen Wett- kämpfen obligatorisch —, haben sich bewährt.

466 Heft 10 vom 5. März 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Ursprünglich wurde Phenylcyclidin (auch Phencyclidin) 1960 als Anal- getikum und allgemeines Anästheti- kum eingeführt. Da schwere Begleit- erscheinungen wie Halluzinationen und Symptome, die denen bei ma- nisch-depressiven Psychosen und Schizophrenie glichen, auftraten, wurde das Präparat nur noch für die Veterinärmedizin hergestellt.

Inzwischen wurde das Medikament, insbesondere in den USA, zuneh- mend von Drogenabhängigen be- nutzt. 1979 erfolgte die Einstellung der Produktion. Die Droge ist jedoch einfach und preiswert zu synthetisie- ren und wird häufig mit LSD, Am- phetamin, Kokain, Meskalin ge- mischt angeboten.

Wirkung von Phenylcyclidin Kleine Dosen von Phenylcyclidin verursachen einen Rausch, verbun- den mit Taubheit von Fingern und Zehen. Betäubende Dosen führen zu einer Sinnesisolierung, wobei der Patient die Augen weit geöffnet hat, ohne jedoch auf äußere Einflüsse zu reagieren. Phenylcyclidin kann eine Anästhesie mit nachhaltiger Analge- sie bei vorhandenen Reflexen von Pharynx und Larynx verursachen. Im Gegensatz zu vielen anderen Anäs- thetika stimuliert das Präparat so- wohl das respiratorische als auch das kardiovaskuläre System. Es kann geschnupft, injiziert, ge- schluckt oder geraucht werden.

Phenylcyclidin-Vergiftung

Bei 22 Patienten mit nichttödlicher Phenylcyclidin-Vergiftung waren die häufigsten Beobachtungen Unruhe, Bewußtseinseinschränkungen, Hy- pertonie, Augenzittern, Schizophre- nie-ähnliche Psychose, Aggressivi- tät und bei hohen Dosen Krämpfe und Koma bei geöffneten Augen.

Ataxie, Analgesie, Muskelsteifheit und normale oder kleine Pupillen bei einem kampflustigen oder abge-

stumpften, betäubten Patienten wei- sen auf die Möglichkeit einer Phe- nylcyclidin-Vergiftung hin.

Gefahren bei Überdosierung Bei schweren Überdosierungen kann eine adrenerge Krise auftreten und eine Herzinsuffizienz, Hirn- durchblutungsstörungen oder eine maligne Hyperthermie heraufbe- schwören. Die Muskelsteifheit kann sich bis zum Anfall und Status epi- lepticus steigern. Chronische An- wendung von Phenylcyclidin resul- tiert in Aggressivität, psychischer und physiologischer Abhängigkeit sowie Gedächtnisverlust. Ferner sind Sprachstörungen, Schweig- samkeit, Gesichtsgrimassen oder Kieferklemme beobachtet worden.

In diesem Zusammenhang wird eine organische Hirnstörung durch Phe- nylcyclidin mit dauernder neuropsy- chologischer Schädigung vermutet.

Therapie

Die schnellste Methode, um Phenyl- cyclidin bei einer Intoxikation zu eli- minieren, ist, den Urin-pH-Wert mit Ammoniumchlorid auf 5,— zu drük- ken, wobei gegebenenfalls der Ma- geninhalt abgesaugt werden kann.

Haloperidol oder Diazepam beseiti- gen die Unruhe, die durch die Phe- nylcyclidin-Vergiftung verursacht wird. Anfälle können mit intravenö- sem Diazepam oder Phenytoin be- herrscht werden. Bei den meisten Patienten empfiehlt sich die Unter- suchung einer Urinprobe, da Phe- nylcyclidin hier 72 Stunden bis 7 Ta- ge nachweisbar ist.

Ausblick

Da Phenylcyclidin in den USA heute zu den gängigen Drogen gehört, können morgen bereits ähnliche Pro- bleme auf Europa zukommen. Nre

Phencyclidine: the new American street drug, British Medical Journal 281 (1980) 1511-1512

Auch bauliche Besonderheiten einer Squash-Halle (etwa Kunststoffwän- de und die sogenannte „schwim- mende" Verlegung der Parkettbö- den) sind im Rahmen der Unfallprä- vention nicht zu unterschätzen.

Schlußfolgerung

Abschließend sei darauf verwiesen, daß die aufgezeigten Verletzungs- möglichkeiten beim Squash eine po- sitive Einstellung gegenüber dieser Sportart nicht mindern sollten. Das Verletzungsrisiko ist, wie am Ver- gleich mit anderen Ballsportarten gezeigt werden konnte, nicht hoch, insbesondere, wenn man einige Re- geln der Prävention, hier insbeson- dere den Schutz der Augen, beach- tet. Schließlich führt das Squash- Spiel in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem hohen Zuwachs an körper- licher Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Reaktionsschnelligkeit.

Literatur

Biener, K., u. Fasler, S.: Sportunfälle, Huber- Verlag, Bern, Stuttgart, Wien (1978) — Gries- mann, H.: Die Epicondylitis humeri lateralis, Chirurg 22 (1951) 43 — Hohmann, G.: Das We- sen und die Behandlung des sog. Tennis-El- lenbogens, Münch. Med. Wschr. 80 (1933) 250

— Kleinig, R., u. Ludolph, E.: Epicondylitissyn- drom, Unfallchirurgie 5 (1979) 5— Kuner, E. H.:

Tennis-Ellenbogen, Langenbecks Arch. Chir.

349 (1979) 367 — Meeder, P.-J.; Weller, S.;

Habekost, H.-J.; Dittel, K.-K.: Diagnostik und Therapie frischer Verletzungen des Außen- bandapparates am oberen Sprunggelenk, Dtsch. Arztebl. 77 (1980) 1187 — Paar, 0., et al.:

Zur Operationstechnik der Epicondylitis hu- meri radiatis, Chirurg 49 (1978) 520 — Pförrin- ger u. Keyl, W.: Sportverletzungen beim Squash, Münch. med. Wschr«120 (1978) 1163 — Steinbrück, K., u. Rompe, G.: Sportschäden und Sportverletzungen am Ellenbogen, Dtsch.

Arztebl. 74 (1977) 431 — Wilhelm, A., u. Giese- ler, H.: Die Behandlung der Epicondylitis hu- meri radialis durch Denervation, Chirurg 33 (1962) 118. Das gesamte Literaturverzeichnis ist den Sonderdrucken beigefügt.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Volker Hendrich Unfallabteilung

Chirurgische Universitätsklinik Hugstetter Straße 55

7800 Freiburg

Phenylcyclidin:

Ein weiteres Präparat in der Palette der Rauschmittel

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 10 vom 5. März 1981 467

Referenzen

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