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Sportschäden der Wirbelsäule und der Schulter beim Wellenreiten

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Academic year: 2022

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Dissertation zur Erlangung des

akademischen Grades des Doktors der Naturwissenschaften

vorgelegt von

Trumpp, Christian

an der

Geistes- und Sozialwissenschaftliche Sektion Fachbereich Sportwissenschaft

Tag der mündlichen Prüfung: 12.07.2012 1. Referent: Prof. Dr. Hartmut Riehle 2. Referent: Prof. Dr. Wolfram Kutsch

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-197470

(2)

Inhaltsverzeichnis

1 Vorstellung der Sportart...5

1.1 Athletisches Anforderungsprofil...9

1.1.1 Bewegungsverhalten...9

1.1.2 Bewegungsanalysen...11

1.1.3 Anthropometrie...13

1.1.4 Maximale Sauerstoffaufnahme...14

1.1.5 Laktatwert...15

1.1.6 Herzfrequenz...15

1.1.7 Energiestoffwechsel...18

1.1.8 Neuromuskuläre Variablen...19

1.2 Stand der Forschung Sporttraumatologie...20

1.3 Fazit Stand der Forschung...34

2 Zielsetzung...36

3 Aufbau der Arbeit...37

4 Sportschäden...38

4.1 Wirbelsäule...38

4.1.1 Protusion/Prolaps und Osteophyten...38

4.1.2 LWS-Syndrom, Hyperlordose...42

4.1.3 Spondylose/Spondylolisthese...43

4.1.4 Thoracic Outlet-Syndrom...45

4.1.5 Zervikalsyndrom...47

4.2 Schulter und Arm...48

4.2.1 Läsionen der langen Bizepssehne...48

4.2.2 Schulterinstabilität...49

4.2.3 Risse der Rotatorenmanschette...51

4.2.4 Das Impingement-Syndrom...52

4.2.5 Schultereckgelenksarthrose...58

4.2.6 Insertionstendopathie Epicondylus humeri medialis...59

(3)

4.3.1 Fazit Probantenbefragung...62

5 Beanspruchung der Lendenwirbelsäule durch die Lage auf dem Surfbrett...67

5.1 Anatomische Grundlagen der Wirbelsäule...67

5.2 Bewegungsbeschreibung Lage auf dem Surfbrett...68

5.3 Extension der Wirbelsäule...69

5.4 Muskeln der Extension...71

5.5 Muskulatur Halswirbelsäule...72

5.6 Beanspruchung Rumpfextension...73

5.7 Simulation der Beanspruchung Hyperextension...77

5.7.1 Fazit Beanspruchung Hyperextension...84

5.8 Therapieansatz ...84

5.8.1 LWS...84

5.8.1.1 Mm. multifidii...85

5.8.1.2 Fascia thoracolumbalis und M. transversus abdominis (TrA)...85

5.8.1.3 Die Rolle von M. psoas und M. quadratus lumborum...88

5.8.1.4 Intraabdominaler Druck...92

5.8.2 ISG...92

5.8.2.1 Mm. multifidii...93

5.8.2.2 Mm. abdominii (Bauchmuskulatur)...93

5.8.2.3 Beckenboden...94

5.8.2.4 Duralschlauch...94

5.9 Fazit LWS/ISG...95

5.10 Fazit HWS...95

6 Beanspruchung der Schulter durch die Paddelbewegung...98

6.1 Anatomische Grundlagen der Schulter...98

6.1.1 Schultergürtel...99

6.1.2 Rotatorenmanschette...101

6.2 Bewegungsbeschreibung der Armbewegung...102

6.2.1 Vorführphase...102

(4)

6.2.3 Druckphase...112

6.2.4 Fazit Bewegungsbeschreibung...113

6.3 Simulation der Beanspruchung der Schulter...114

6.3.1 Fazit Beanspruchung der Schulter...129

6.4 Therapieansatz...130

6.4.1 Schultergürtel...130

6.4.2 Rotatorenmanschette...133

6.5 Ausblick Vergleich mit Schwimmern...135

6.6 Fazit Schulter...136

7 Diskussion ursächliche Faktoren Sportschaden...138

7.1 Ungewohnt hohe Belastungen / Regeneration...140

7.2 Ungünstigen äußeren Bedingungen...140

7.3 Unphysiologische Bewegungsabläufe...142

7.3.1 Sportart vs. anatomische Idealbewegung...142

7.3.2 Muskuläre Dysbalancen...142

7.3.3 Aufwärmen...145

7.3.4 Energiebereitstellung...147

7.4 Verminderte Belastbarkeit des Gewebes...147

8 Zusammenfassung...149

Abbildungsverzeichnis...151

Tabellenverzeichnis...156

Abkürzungsverzeichnis...158

Anhang...160

Literaturverzeichnis...168

(5)

1 Vorstellung der Sportart

Der Sport Wellenreiten wird von der International Surfing Association (ISA) wie folgt definiert:

Surfing is defined as follows:

- Any sport in which the primary force that moves the participant's surfing equipment, is a wave either of natural or artificial source.

- An activity on the waves on any type of equipment used for surfing.

- An activity in calm waters on any type of equipment used for surfing ("Consitution of the International Surfing Association," 2008, p. 2).

Überlieferungen von Gesängen und alten Höhlenmalereien aus dem 12. Jahrhundert zeigen, dass die Polynesier auf Holzplanken oder Kanu ähnlichen Hölzern Wellen abgefahren sind. Der Ursprung dieser Sportart liegt wahrscheinlich darin, dass die Fischer, nach dem Fischfang, ihre Boote von der Brandung ans Ufer tragen ließen. Die Polynesier besiedelten durch ihre Entdeckungsfahrten Hawaii. Im 18. Jahrhundert entdeckte der Seefahrer James Cook die Insel Tahiti und berichtet zum ersten mal in

Abbildung 1.1: Mick Fanning in einer Barrel/Tube am Strand Supertubos in Portugal 2009 http://live.ripcurl.com/index.php?aid=561 [Stand 27.01.2012]

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seinem Tagebuch über das Wellenreiten. Er schreibt, dass die surfenden Tahitianer: „[...]

mit der beruhigenden Wirkung einer bestimmten Art der Fortbewegung die in einigen Fällen offenbar ebenso erfolgreich den Geist besänftigen wie die Musik, durchaus vertraut sind“ (DUANE, 2007, S.31 zitiert nach James Cook, 1769, Tagebuch). Aus der Beobachtung, wie ein Eingeborener eine Welle abreitet, schreibt James Cook: „Ich kam nicht umhin, daraus zu schließen, dass dieser Mann das größte Vergnügen empfand, während ihn die Wellen so schnell und sanft vor sich her trieben“ (DUANE, 2007, S.32 zitiert nach James Cook, 1769, Tagebuch). Er bemerkte auch, dass sich die anderen Dorfbewohner für die europäischen Zelte und Schiffe interessierten, der Surfer „[...]

diese offenbar nicht im Geringsten bewunderte, ja nicht einmal bemerkte“ (DUANE, 2007, S.32 zitiert nach James Cook, 1769, Tagebuch). Die Hawaiianer waren sehr spirituell und Surfen war Bestandteil ihrer Religion (STRAUSS & GÖTZE, 2005). Die Herstellung von Surfbrettern war mit religiösen Ritualen begleitet, so wurde vor dem Fällen eines Baumes, zum Bau eines Surfbretts, ein Fisch als Opfergaben an den Stamm des Baumes gelegt (DUANE, 2007). Christliche Missionare verboten daraufhin das Surfen und es verschwand fast vollkommen auf den Hawaiianischen Inseln bis Ende des 19. Jahrhundert (STRAUSS et al., 2005).

Der Durchbruch und die Verbreitung dieser Sportart ist Duke Kahanamoku zu verdanken. Er war ein Rettungsschwimmer und Surfer auf Hawaii. Im Jahre 1912 gewann er bei den Olympischen Spielen in Stockholm die 100m Freistil. Daraufhin bereiste er die Welt und machte Schwimm- und Surfvorführungen in Europa, Australien und Amerika. Es dauerte nicht lange, bis dieser Sport ein breites Interesse gefunden hatte (STRAUSS et al., 2005).

In etwa kann gesagt werden, dass bis zum zweiten Weltkrieg auf Holzplanken, die bis zu 100 Pfund schwer waren, gesurft wurde. Es ist traurig aber wahr, dass durch Kriege technologische Weiterentwicklungen entstanden sind, die das moderne Surfen ermöglicht haben. So ist das Styropor, der Neoprenanzug wie auch die ersten hydrodynamischen Berechnungen darauf zurückzuführen (DUANE, 2007).

Der Neoprenanzug wurde 1953 von Jack O'Neill entwickelt und schützt den Surfer vor Auskühlung.

Das erste moderne Surfbrett wurde von Bob Simmons entwickelt. So begann „[...] er als

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erster leichtere, Schaumstoff gefüllte Boards mit Balsaholzrails und Decks aus Sperrholz, deren Form noch dazu die Gesetze der Strömungslehre berücksichtigen“ zu bauen (THIES, 2010, S.38). Daraufhin entwickelte sich das Surfbrettdesign rasant weiter. Im Jahr 1972 entwickelte Simon Anderson die heutige 3-Finnen Anordnung und setzte den Startschuss für die Entwicklung der Shortboards (THIES, 2010).

Die Surfmanöver wurden immer radikaler und es wurde möglich ganz neue Turns und tiefer in der Welle zu surfen. Im Jahre 1994 wurde erstmals ein Aerial in einem Surfwettbewerb gezeigt. Junge Surfer aus Santa Cruz wurden vom Skateboarden inspiriert und versuchten sich am Aerial Surfen. Bei einem Aerial nutzt der Surfer die Welle als eine Startrampe, um durch die Luft zu fliegen. Das moderne Surfen war geboren.

Die erste Weltmeisterschaft fand in Australien im Jahr 1964 statt. Heute gibt es Surfwettkämpfe für alle Leistungsniveaus. Die namhaften Verbände die hinter diesen Contests stehen sind die Association of Surfing Professionals (ASP), die International Surfing Association (ISA) sowie die jeweiligen landeseigenen Verbände. Die ASP ist der Veranstalter der World Championship Tour (WCT) auch „Dreamtour“ genannt, bei der die 32 besten Surfer der Welt an den besten Wellen, zur besten Jahreszeit, um den Weltmeistertitel surfen. Das Judging Criteria der ASP lautet wie folgt:

Surfers must perform to the ASP judging key elements to maximize their scoring potential. Judges analyze the following major elements when scoring. Commitment and degree of difficulty. Innovative and progressive manoeuvres. Combination of major manoeuvres. Variety of manoeuvres.

Speed, power and flow ("ASP RULE BOOK 2011," 2011, p. 55).

Im Jahr 2010 wurde der Surfer Kelly Slater zum bisher größten Sportler aller Zeiten ausgezeichnet, in dem er den 10. Weltmeistertitel gewonnen hat. Im Jahr 2011 wurde er zum 11 mal Weltmeister.

Kelly Slater ist 39 Jahre alt und surft seit 20 Jahren in der WCT. Es bedarf vieler Jahre intensiven Trainings, um in dieser Sportart erfolgreich zu sein. Die Faszination dieser Sportart lässt selbst ältere Männer jugendlich wirken.

Die Liebe zu diesem Wassersport ist nicht auf die Jungen beschränkt. Ich sah große, dicke Männer mit ergrautem Haar, die mit so viel Freude auf ihren

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schmalen Wellenbrettern balancierten und auf den Brandungswellen zum Strand glitten, als wären sie in ihrer ersten Jugend (DUANE, 2007, S.34 zitiert nach Isabella Bird, 1875, Reisebericht).

Wie so jeder Sport ist auch dieser Sport nicht vor Sportverletzungen und Sportschäden geschützt. Eine präventive Aufklärung soll dem Sportler helfen diesen Sport bis ins hohe Alter mit voller Freunde ausüben zu können.

Riding waves daily or consistently and taking it seriously enough, you run the risk of becoming totally surf-stoked. Once you experience this phenomenon, you can lose connection with anything and everything except your peers down on the beach, and the values the waves and ocean force upon you, whether you like it or not (NAT YOUNG in KAMPION, 1997, p.

191).

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1.1 Athletisches Anforderungsprofil

Die physiologischen Anforderungen an einen Surfer sind vielfältig. MENDEZ- VILLANUEVA und BISHOP (2005a, p. 64) schreiben folgendes: „Although neuromuscular skills, such as agility, balance, muscular power, flexibility or reaction time are considered important in surfing [...]“. Die nachfolgende Abbildung nach MENDEZ-VILLANUEVA et al. (2005a) zeigt ein schematisches Diagramm über physiologische Aspekte, die für eine Surfperformance relevant sind.

Das Surfen einer Welle stellt hohe Ansprüche an unseren Bewegungsapparat. Eine gute Koordination, kurze Reaktionszeit, gutes dynamisches Gleichgewicht, gute Beweglichkeit und gezielte Kraftentwicklung sind erforderlich, um im Surfen erfolgreich zu sein. MENDEZ-VILLANUEVA et al. (2005, p. 55) schreibt „[...] little is known about physiological and other factors related to surfing performance.“ Um Parameter, welche die Surfperformance beeinflussen zu identifizieren, ist daher Forschung in allen Bereichen des Surfens notwendig.

1.1.1 Bewegungsverhalten

Der Surfer kommt für eine Surfsession an einen Strand. Die Surfsession bezeichnet eine über einen längeren Zeitraum erstreckende Surftätigkeit, die meist ein bis zwei Stunden dauert. Den Strand an dem er surfen möchte nennt er Surfspot. Da das Wasser meist

Abbildung 1.2: Physiologische Aspekte Surfperformance (nach 2005a, p. 59)

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kühl ist, zieht der Surfer zum Schutz vor Auskühlung einen Neoprenanzug an. So kann der Surfer länger im Wasser bleiben, um seinen Sport auszuüben. Er läuft mit dem Surfbrett unter dem Arm zum Wasser und legt sich auf das Surfbrett.

Die Lendenwirbelsäule befindet sich während der Lage auf dem Surfbrett in Hyperextension. Die Rückenmuskulatur wird durch die Haltearbeit des Oberkörpers in dieser Position isometrisch beansprucht. Durch die Aufbiegung entsteht eine Anpresskraft vom Brustkorb auf das Surfbrett, so dass eine stabile Lage entsteht. Bei unruhigem

Wasser sind stabilisierende

Ausgleichsbewegungen erforderlich. Damit der Surfer auf dem Surfbrett zur brechenden Welle gelangt, werden wechselseitig die Arme neben dem Surfbrett durch das Wasser geführt, um so die Vortriebskraft zu erzeugen. Diese Armbewegung wird als Paddeln bezeichnet. Die Armbewegung unterteilt sich in drei Phasen: Vorführphase, Druck- und Zugphase. In der Vorführphase findet im Schultergelenk eine Retroversion, Abduktion und Elevation statt. Während der Druck- und Zugphase eine kraftvolle Innenrotation und Adduktion. Auf dem Weg zur brechenden Welle, was sich Line Up nennt, muss der Surfer meist Weisswasserwalzen von gebrochenen Wellen oder unmittelbar vor ihm brechende Wellen überwinden. Hierzu nutzt der Surfer, je nach Volumen des Surfbretts unterschiedliche Durchtauchtechniken. Mit einem kurzen Surfbrett, was sich als Shortboard bezeichnet, wird mit dem Surfbrett unter der Welle durchgetaucht. Diese Technik nennt sich Duck Dive. Erreicht der Surfer das Line Up, so setzt er sich auf das Surfbrett und wartet auf eine passende Welle, die er Surfen möchte.

Abbildung 1.3: Owen Wright mit einem Floater http://live.ripcurl.com/?aid=1708 [Stand 31.01.2012]

Abbildung 1.4: Tiago Pires mit einem Backside Spray http://live.ripcurl.com/?

aid=1221 [Stand 31.01.2012]

Abbildung 1.5: Josh Kerr mit einem Aerial http://live.ripcurl.com/?aid=1708 [Stand 31.01.2012]

(11)

Er hat nun eine Ruhephase. Der Untergrund, über den die Welle bricht, die Windrichtung sowie die Wellenhöhe und Wellenperiode beeinflussen die Wellenbrechung und die Wasserströmung. Durch die Wellenbrechung entstehen Strömungen. Der Surfer nutzt diese Strömungen um leichter in das Line Up zu paddeln.

Einmal im Line Up angekommen, kann jedoch ausdauerndes Paddeln gegen die Strömung erforderlich sein, um die Position auf Höhe der brechenden Welle zu halten.

Je nach äußeren Bedingungen ergeben sich somit unterschiedliche konditionelle Paddelanforderungen. Erkennt der Surfer eine Welle, die er Surfen möchte, so muss er deren bevorstehendes Brechungsverhalten antizipieren, und sich dementsprechend positionieren. Der Surfer beginnt zu paddeln, er positioniert sich, die Welle hebt in an, nun folgen ein paar kräftige Armzüge. Passen die Variablen Surfergeschwindigkeit, Wellengeschwindigkeit und Steilheit der Welle, so entsteht aufgrund der Wasserströmung und Hangabtriebskraft eine Auftriebskraft auf das Surfbrett, so dass dieses ins gleiten gerät. Dies ist der Zeitpunkt, an dem der Surfer die Aufstehbewegung ausführt. Hierzu drückt er sich mit einem Impuls mit den Händen vom Surfbrett ab. Die Beine werden aus der liegenden Position unter dem Körper durchgeführt, um im seitlichen Schulterbreiten Stand zum Stehen zu kommen. Nun beginnt das eigentliche Surfen: das Wellenface lesen, antizipieren und den Rhythmus der Welle spüren, um gezielte Surfmanöver auszuführen. Die Manöver können dabei sehr kraftvoll sein, um plötzliche Richtungsänderungen zu verursachen, während einer Kurve viel Wasser weg zu spritzen, dem sog. Spray oder einen Aerial zu machen. Diese Manöver werden dann als radikale Manöver bezeichnet. Die Abbildungen 1.1, 1.3, 1.4 und 1.5 zeigen Manöver, die sich Cut Back, Barrel, Aerial und Floater nennen.

1.1.2 Bewegungsanalysen

Bewegungsanalysen, wie die nach MEIR, LOWDON und DAVIE (1991) ergaben, dass sich eine Surfsession in 44 % paddeln, 35 % ruhen, 5 % surfen und 16 % andere Aktivitäten aufteilt. Die Studie von MENDEZ-VILLANUEVA, BISHOP und HAMER (2006) betrachtet das Bewegungsverhalten von Wettkampf-Surfern während 42 abgehaltenen Runden zu jeweils 25 Minuten. Hierzu wurde während jeder Runde ein Surfer mit einer Videokamera gefilmt und ausgewertet. Die Studie ergab, dass sich das Bewegungsverhalten in 51,4 % paddeln, 42,5 % ruhen, 3,8 % surfen und 2,2 % andere

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Aktivitäten aufteilt. Unter anderen Aktivitäten versteht der Autor einen Duck Dive oder das Wiedererlangen des Surfbretts nach einem Sturz. Bei der Paddelbewegung kann gesagt werden, das 60 % aller Paddelaktivitäten zwischen 1 und 20 Sekunden dauern.

Im Zeitintervall zwischen 1 und 90 Sekunden liegen 90 % aller Paddelaktivitäten. Die maximale Paddeldauer reicht von 79 bis 286 Sekunden. Interessant wäre eine Einteilung, der unterschiedlich lang andauernden Paddelphasen, in Paddelstärke und Armfrequenz. Das Anstarten einer Welle erfordert wenige starke Paddelzüge.

Nachfolgende Abbildung zeigt nochmals das durchschnittliche Paddelverhalten während den abgehaltenen Runden.

Die Ruhephasen dauern zu 50,9 % zwischen 1 und 20 Sekunden und zu 88,7 % zwischen 1 und 90 Sekunden. Die mittlere Dauer der Paddellbewegung und der Ruhephase betragen 30,1 Sekunden respektive 37,7 Sekunden. Es liegt somit ein work- to-rest ratio von 1,25 vor.

Die Studien von MEIR et al. (1991) und MENDEZ-VILLANUEVA et al. (2006) zeigen, dass nur 3,8 % bzw. 5 % der Zeit gesurft wird. Diese Zahlen zeigen, dass sehr viel Zeit im Wasser verbracht werden muss, um die Bewegungsfähigkeiten zu erlernen. Die meiste Zeit während einer Surfsession wird mit paddeln verbracht (51,9 % bzw. 44 %).

Die Beschaffenheit des Surfspots, ob Riff oder Sandbank, die Windrichtung, die Wellenhäufigkeit, die Anzahl der Mitsurfer sowie die eigenen Fähigkeiten zu Surfen beeinflussen dabei maßgeblich das Paddelverhalten.

Abbildung 1.6: Anzahl Paddelperioden (MENDEZ - VILLANUEVA, BISHOP, & HAMER, 2006, p.

479)

(13)

1.1.3 Anthropometrie

Die Anthropometrie der 2009 in der WCT surfenden Surfer lässt sich wie folgt zusammenfassen. Das Durchschnittsalter beläuft sich auf 28 Jahre, die Durchschnittsgröße ist 176 cm und das Durchschnittsgewicht beträgt 74,2 kg, siehe Tabelle 1.

Tabelle 1: Anthropometrie WCT Surfer 2009

mean value difference max difference min

age in years 30 9 7

weight in kg 74,20 11,80 9,20

height in m 176,07 11,93 9,07

Stance goofy 10

regular 35

BMI1 23,94 4,43 2,72

MENDEZ-VILLANUEVA et al. (2006) untersuchte die Anthropometrie der, im Jahr 2003, in der WCT surfenden Surfer. Die WCT Surfer 2003 hatten eine Körperhöhe von 174,7 cm ± 6,1 cm. Über das Körpergewicht wird in dieser Studie keine Aussage getroffen. Nach einer Untersuchung von LOWDON (1980), bei der 76 männliche Weltklasse-Surfer untersucht wurden, ergab sich ein Körpergewicht von 67,9 kg ± 7,2 kg. In derselben Studie wird ein Körperfettanteil von 10,5 % angegeben. Der Vergleich mit Schwimmern wäre, aufgrund der ähnlichen Wasserumgebung, interessant. Eine Einteilung des Körperbaus nach dem Somatotyp-Modell von SHELDON und STEVENS (1942) ergab, dass Surfer zur Muskulösität (Mesomorphie) neigen. In Abbildung 1.7 sind die Somatotypen verschiedener Sportarten zueinander dargestellt.

Surfer haben einen ähnlichen Körperbau wie Schwimmer. Sie sind jedoch ein bisschen muskulöser als diese.

1 BMI steht für Body Mass Index

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1.1.4 Maximale Sauerstoffaufnahme

Die Untersuchung von MENDEZ-VILLANUEVA, PEREZ–LANDALUCE, BISHOP, FERNANDEZ-GARCIA, ORTOLANO, LEIBAR und TERRADOS (2005b) zeigte, dass Surfer im Vergleich zu Ausdauersportlern der oberen Extremität eine ähnlich hohe maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) haben. Er fand bei 7 europäischen Contest Surfern eine maximale Sauerstoffaufnahme von 50 ± 4,67 mL/kg/min. Die Athleten lagen dabei in überstreckter Lage auf dem Surfbrett, während ein umgebauter Kajak- Ergometer, mittels Handpaddel, die Paddellast simulierte. Die Studien nach LOWDON (1989) ergab, bei einem ähnlichen Versuchsaufbau, VO2max Werte von 54,20 ± 10,2 mL/kg/min. Tabelle 2 zeigt eine Übersicht der maximalen Sauerstoffaufnahme verschiedener Athleten und Nichtathleten.

Abbildung 1.7: Somatotyp verschiedener Sportarten (nach PARNELL, 1954; RIEHLE, 2008)

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Tabelle 2: Werte Maximale Sauerstoffausnahme verschiedene Sportarten (nach 2008)

Group of sports Age in years Males VO2max in mL/kg/min

Nonathletes 10-39 39-56

Basketball 18-30 40-60

Bicycling 18-26 62-74

Soccer 22-28 54-64

Swimming 10-25 50-70

1.1.5 Laktatwert

Zur Interpretation der Änderung des Laktatwertes gibt es unterschiedliche Methoden, z.B. der Laktatstufen-Test, Coconi-Test oder Individuelle Laktat-Steady-States-Test (ILS) (vgl. HERING, BOHLKEN, HONOLD, LÖHMANN, METZLER, & RIEHLE, 2003; HERING, SCHMIDT, BOHLKEN, EGNER, & HONOLD, 2001). Derzeit gibt es wenige Untersuchungen, welche die Aussage des Laktatwertes für Sportler der oberen Extremität untersuchen. In einer Studie von MENDEZ-VILLANUEVA, et al. (2005b) wurden deshalb die Laktatwerte verschiedener Surfer relativ zu einander vergliechen.

Folgendes wurde herausgefunden: bessere Surfer haben eine höhere Laktatschwelle als weniger gute Surfer (~7 %, p=0,001). Als Maß galt der prozentuale Anteil des VO2max

Wertes, bei dem das Laktat eine Konzentration von 4,0 mmol/l im Blut hat. Es wurde ein Wert von 95,18 ± 3,42 % VO2peak gefunden. Des weiteren wurde eine Korrelation (r=-0.58, p=0.03) zwischen der Endplatzierung der Surfer, nach Beendigung der Wettkampfsaison, und ihrer Laktatschwelle sowie ihrer maximalen Leistungsabgabe gefunden. Es wird die Hypothese getroffen, dass der Laktatwert der oberen Extremität die Motorik der unteren Extremität negativ beeinflusst.

1.1.6 Herzfrequenz

MEIR, et al. (1991) fand bei Freizeitsurfern, während einer einstündigen Surfsession, folgende Herzfrequenzen und deren prozentualen Anteile an der maximalen Herzfrequenz. Die maximale Herzfrequenz wurde durch einen Armpaddeltest im Labor bestimmt. Tabelle 3 zeigt die Herzfrequenzen während den unterschiedlichen Aktivitäten.

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Tabelle 3: Herzfrequenzen (nach 1991)

Aktiviät Herzfrequenz in Schläge pro

Minute % max. Herzfrequenz

Surfen 171 ± 7 95 %

Paddeln 143 ± 10 80 %

Ruhe 127 ± 7 71 %

Gesamte Session 135 ± 6 75 %

Nachfolgende Tabelle zeigt die Einteilung der Trainingsintensität entsprechend der Herzfrequenz nach WILMORE et al. (2008).

Tabelle 4: Classification of Exercise Intensity Based (nach WILMORE et al., 2008, p. 464)

Classification of intensity Relative intensity maximal Heartrate

Very light < 35 %

Light 35-59 %

Moderate 60-79 %

Heavy 80-89 %

Very Heavy ≥ 90 %

Eine durchschnittliche Surfsession entspricht daher einer moderaten Trainingsintensität.

Die Paddelbewegung sowie das Surfen einer Welle entspricht hingegen einer schweren bis sehr schweren Trainingsintensität (vgl. 2008, S. 464, Tabelle 19.3). Ab einer Trainingsintensität von 50 % bis 60 % erfolgt eine Trainingsadaption (WILMORE et al., 2008).

GARCIA, VAGHETTI und PEYRE-TARTARUGA (2008) untersuchten an 17 männlichen Surfern deren Herzfrequenz während einer Surfsession von 25 Minuten.

Die Studie fand in Brasilien am Strand Imbituba statt. Die Herzfrequenz wurde mit einer Pulsmessuhr der Firma Polar alle fünf Sekunden gespeichert. Die Art der Aktivität während der Session wurde mit einer Videokamera aufgezeichnet und den Pulsfrequenzen zugeordnet. Nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse.

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Tabelle 5: Herzfrequenzen (nach 2008, p. 41)

Aktivität Herzfrequenz in Schläge pro

Minute % max. Herzfrequenz

Surfen 157,1 ± 14,81 86,15 %

Paddeln 151,93 ± 10,73 83,3 %

Ruhe 127,58 ± 8,86 69,96 %

Sonsige Bewegungen 141,08 ± 18,34 77,36 %

Gesamte Session 143,9 ± 13 78,91 %

Die maximale Herzfrequenz wurde nach der Formel von TANAKA, MONAHAN und SEALS (2001) berechnet (vgl. 2008, S.163). Es konnte gezeigt werden, dass während dem Surfen einer Welle und dem Paddeln Belastungen von bis zu 90 % der max.

Herzfrequenz auftreten. Der Vergleich mit WILLMORE (2008, S. 168, Abb. 7.6a) zeigt, dass eine durchschnittliche Surfsession ähnliche Herzfrequenzen wie sie beim Joggen auftreten zur Folge hat.

Tabelle 6: Herzfrequenzen bei unterschiedlichen Aktivitäten (nach 2008, S. 168, Abb. 7.6a)

Art der Aktivität Herzfrequenz in Schläge pro Minute

Liegen 55

Sitzen 57

Stehen 60

Laufen 90

Joggen 140

Rennen 180

MENDEZ-VILLANUEVA, et al. (2005a) erfassten, im fünf Sekunden Takt, die Herzfrequenz, von fünf männlichen Contestsurfern, während einer nach gespielten 25 minütigen Wettkampfrunde. Die maximale Herzfrequenz wurde mittels eines modifizierten Kajakergometers erfasst. Während der abgehaltenen Runde ergab sich eine mittlere Herzfrequenz von 146 ± 20 Herzschläge pro Minute. Dies entsprach 84 % der maximalen Herzfrequenz.

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Tabelle 7: Percentage of time vs. Exercise inensity (nach MENDEZ-VILLANUEVA et al., 2005a, p. 66)

Exercise intensity max. Heartrate Percentage of time

<75 % 20 -30 %

75-80 % 10-12 %

80-85 % 10-12 %

85- 90 % 20-26 %

90-95 % 17-20 %

>95 % 20-28 %

Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass in etwa 25 % der Zeit während einer Surfsession, in einem Belastungsbereich von über 95 % der maximalen Herzfrequenz trainiert wird (vgl. Tabelle 7).

1.1.7 Energiestoffwechsel

Die in Intervallen auftretende Belastung mit Herzfrequenzen von bis zu 90% der max.

Herzfrequenz zeigen, dass beim Surfen hauptsächlich die Energiebereitstellung auf anerobem Weg erfolgt. In Kapitel 1.1.2 konnte gezeigt werden, dass während einer Surfsession zwischen 51,4 % und 44 % der Zeit gepaddelt wird. Surfen ist demnach als Kraft-Ausdauersport anzusehen. In Abbildung 1.8 ist die zeitliche Verfügbarkeit der Energiestoffwechselwege dargestellt. Der in Kapitel 4.3 vorgestellte Fragebogen ergab bei portugisischen Surfern, für die Dauer einer durchschnittlichen Surfsession eine Zeit von 2,78 Stunden. Bei einem zugrunde gelegten prozentualen Paddelanteil von 44 % ergibt dies insgesamt eine Paddeldauer von 1,22 Stunden. Auch wenn ein work to rest ratio von 1,25 vorliegt, bedeutet dies, dass die Energiebereitstellung nicht vollständig auf anaerobem Weg erfolgen kann, sondern auch auf aerobem Weg. Des weiteren dauert die maximale Paddeldauer 286 Sekunden, wobei 90 % aller Paddelaktivitäten zwischen 1 und 90 Sekunden und 60 % aller Paddelaktivitäten zwischen 1 und 20 Sekunden dauern. Somit erfolgt zu 60 % hauptsächlich die Energiegewinnung aus dem Phosphocreatine (PCr) und Adensonsin Triphospat (ATP), welche direkt in der Muskelzelle gespeichert sind. Während den Pausen kommt es ständig zur Resynthese von ATP-PCr, in die Muskelzelle. Reicht die Resyntheserate nicht aus, kommt verstärkt der anaerobe Energiestoffwechel dazu. 90 % aller Paddelaktivität dauern zwischen 1 und 90 Sekunden, so dass, wie aus Abbildung 1.8 ersichtlich, ab 20 Sekunden, die anaerobe Energiegewinnung dominiert. Hierbei wird Glucose in ATP zerlegt, wodurch

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Energie in Form von ATP sowie Milchsäure (Laktat) entsteht. ATP ist der Treibstoff der Muskelzelle. Da die insgesamte Beanspruchung der Paddelaktivität mehr als eine Stunde dauert, werden sich die Kohlenhydratspeicher (Glucose) immer mehr entleeren, so dass die aerobe Energiegewinnung ebenfalls dauerhaft mitbeteiligt sein wird.

Aufgrund des work-to-rest ratio kann davon ausgegangen werden, dass das Laktat meistens ausreichend abgebaut werden kann und es somit zumindest beim trainierten Surfer nicht zu einer Übersäuerung, durch Laktat, der Muskelzelle, aufgrund einer Senkung des pH- Wertes kommt (WILMORE et al., 2008).

Abbildung 1.8: Zeitliche Verfügbarkeit der Energiestoffwechselwege (nach HERING, 2011, S.52;

WILMORE, COSTILL, & KENNEY, 2008)

1.1.8 Neuromuskuläre Variablen

In der Untersuchung von LOWDON (1980) wird die Bewegungs-Reaktionszeit der 76 an der Studie teilgenommen Surfern durch einen externen Stimulus gemessen. Es gibt eine Signifikanz (p<0,05) zwischen der Platzierung bei professionellen Wettkämpfen und der Bewegungs-Reaktionszeit. Die Reaktionszeit scheint daher ein wichtiger Indikator zu sein, wenn es um die Prognose der Surfperformance geht.

In der Studie von VAGHETTI, ROESLER und ANDRADE (2007) wird die Reaktionszeit verschiedener Surfer verglichen. Die Surfer wurden hierzu in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. An der Studie nahmen 42 professionelle männliche

(20)

Surfer, 11 professionelle weibliche Surferinnen, 25 Amateur Surfer (Hochschulstudenten) und 25 Surfanfänger teil. Ziel der Studie war es, statistische Unterschiede in der auditiven und visuellen Reaktionszeit der unterschiedlichen Gruppen und deren Platzierungen im Wettkampf herauszufinden. Die Reaktionszeit der professionellen Surfer wurde hierzu eine Stunde vor und eine Stunde nach einem Wettkampf erfasst. Ausgewählt wurde ein Wettkampf der World Qualifying Series (WQS), ein Contest während der brasilianischen Meisterschaft und ein Contest der Hochschulmeisterschaft. Die Reaktionszeit wurde dabei zum einen durch einen auditiven Reiz und zum anderen durch einen visuellen Reiz und deren Zeitspanne bis zum Betätigen eines Tasters ermittelt. Signifikante Unterschiede wurden für folgende Gruppen gefunden. Professionelle männliche Surfer haben eine signifikant kürzere auditive und visuelle Reaktionszeit als männliche Surfanfänger. Professionelle weibliche Surferinnen haben eine signifikant kürzere visuelle Reaktionszeit als weibliche Surfanfänger. Die Contestplatzierung professioneller weiblicher Surferinnen korreliert signifikant für die auditive Reaktionszeit. Auch wenn bei männlichen Surfern keine signifikante Korrelation bei der Contestplatzierung nachgewiesen werden konnte, zeigte sich, dass der Gewinner des WQS Wettkampfs die kürzeste auditive Reaktionszeit hatte. Der Gewinner des Contests der brasilianischen Meisterschaft hatte die kürzeste visuelle Reaktionszeit und die drei Erstplatzierten weiblichen Contestsurferinnen hatten die drei kürzesten auditiven Reaktionszeiten. Möglicherweise zeigt die Reaktionszeit auch das Konzentrationslevel der Athleten auf. Es ist nicht möglich, die Bewegungsperformance anhand der Reaktionszeit zu interpretieren.

Nach MENDEZ–VILLANUEVA, et al. (2005a) sei Skateboarding und Snowboarding aufgrund ähnlicher Bewegungsmuster ein gutes Traningsprogramm für das Surfen. Es wird auch vermutet, dass Übungen mit dem Swiss-Ball einen positiven Effekt auf das dynamische Gleichgewicht haben.

1.2 Stand der Forschung Sporttraumatologie

In der Studie nach LOWDON, PATEMAN und PITMAN (1983) antworteten auf eine Umfrage 340 Surfer (37,5 % Antwortrate). Die Surfer teilten sich in 18 Frauen und 328 Männer auf. Insgesamt gaben 31 Surfer an, bisher keine Verletzungen erlitten zu haben.

In den meisten Studien vermuten die Autoren, dass bisher unverletzte Surfer selten auf

(21)

eine Befragung antworten, was wiederum ein Problem für die Statistik darstellt. Im Mittel surften die Surfer an 2,7 Tagen pro Woche. Berücksichtigt man jedoch, dass 110 Surfer (32 %) nur an zwei Tagen pro Woche surften, bedeutet dies, dass viele Surfer keine ausreichende Regenerationszeit einhalten. Des weiteren surften die Surfer im Mittel vier Stunden am Tag. Diese vier Stunden teilen sich sehr wahrscheinlich auf zwei bis drei Surfsessions zu je 1,5 – 2 Stunden auf. Bessere Neoprenanzüge ermöglichen aufgrund der geringeren Auskühlung längere Surfzeiten.

Tabelle 8: Demographics of Respondents (nach LOWDON et al., 1983, p. 614)

Age (years) mean (SD)

Length of participation in surfing (years) mean (SD)

Days of surfing per week in past 12 months mean (SD)

Hours of surfing per day

mean (SD)

21,8 (5,7) 7,9 (5,7) 2,7 (1,4) 4,0 (1,6)

Schnittverletzungen (contusion) sind mit 44 % die häufigste Verletzungsursache, dicht gefolgt von Stauchungen (sprain) und Zerrungen, Muskelverspannungen (strain).

Angeblich traten vier Stressfrakturen im Bereich der Lendenwirbelsäule auf.

Nachfolgende Tabelle zeigt eine Einzelauflistung der Verletzungsregionen am Körper.

(22)

Tabelle 9: Type and Location of Acute Injuries (nach LOWDON et al., 1983, pp. 614-615)

Laceration

Schnittverletzung Contusion Sprain/strain/

dislocation (%) Fracture Head (nose, chin,

teeth) 81 - - 24

Foot 24 - - 6

Leg 14 - - 4

Thigh 3 7 -

Arm or Hand 4 - - 6

Ribs - 4 6 (2 %) 6

Abdomen 3 - - -

Spine - - - 4

Ankle - - 14 (4 %) -

Knee - - 18 (6 %) -

Low Back - - 23 (7 %) -

Shoulder - - 21 (7 %) -

Neck - - 10 (3 %) -

Groin - - 8 (3 %) -

Stomach - - 5 (2 %) -

Others 9 - 7 (2 %)

Total (%) 138 (44 %) 11(4 %) 112 (36 %) 50 (16 %)

Verletzungen im Lendenwirbelsäulenbereich, Nacken und Schulter stellen insgesamt 17

% aller Surfverletzungen dar. Als Grund dafür wird die isometrische Hyperextension der Wirbelsäule während des Paddelns angegeben. So vermuten 26 Surfer, dass ihre Verspannungen und Schmerzen durch die Paddelbewegung verursacht werden. Die starke Beanspruchung durch Surfmanöver verursacht laut Angaben der Surfer 46 dieser Verletzungen. Ein kurzes Shortboard bewirkt, dass der Ellbogen während der Rückführbewegung aufgrund des geringeren Auftriebsvolumens höher geführt werden muss, was eine erhöhte Belastung der Schulter darstellt. Längere Surfsessions aufgrund der verbesserten Thermoisolierung von Neopreananzügen können ebenfalls zu einer Überbelastung führen. Der Autor vergleicht die Armbewegung mit der Kraulbewegung beim Schwimmen – „swimmer’s shoulder vs. Surfer’s shoulder“ und „surfers elbow“.

Es konnte keine Signifikanz zwischen Zerrungen/Muskelverhärtungen/Stauchungen (strain/sprain) und Aufwärmen/Dehnen/Ausgleichsübungen gefunden werden.

(23)

Tabelle 10: Mobile Workout nach (nach LOWDON et al., 1983, p. 615)

Mobile Workout -never,rarely 57 %

Mobile Workout -twice aweek 25 %

Der Artikel von LOWDON (1984) beruht auf persönlichen Überlegungen des Autors und der Studie von MCCREREY (1979). MCCREREY (1979) analysierte die Unfallstatistik des Kahuana Hospital auf Hawaii zwischen 1975 und 1976. Darin wurden 90 Surfverletzungen erfasst. Traumatologisch scheint die größte Gefahr die degenerative Sehnenveränderung in der Rotatorenmanschette („rotator cuff tendonitis“) zu sein. Verursacht wird diese durch die Hyperextension mit gleichzeitiger Innenrotation der Schulter während des Paddelns. „As the rotators pass under the acromion process, tendonitis and degeneration occurs“ LOWDON (1984, p. 107).

Um im Surfen erfolgreich zu sein, ist laut LOWDON und PITMAN (1987, p. 57) folgendes erforderlich: “Success demands a distinctive and limited body type that is lean and muscular compared to the non-athlete, a high level of cardiovascular fitness, a quick reaction and movement time“ Es wurden durch einen Fragebogen 86 Contest Surfer im Jahre 1982 und 1983 befragt. Der Contest mit dem Namen „International Surfing Competition“ fand in Australien am Bell’s Beach statt. Folgende Tabelle zeigt die akuten Verletzungen der Surfer, die in den zwei Jahren zusammengetragen wurden.

Die Verletzungen teilen sich in 45 % Schnittwunden (lacerations) in 42 % Zerrungen/Verspannungen/Stauchungen (strain/sprain) und 5 % Prellungen (contusion).

Tabelle 11: Surfer demographics (nach LOWDON et al., 1987, p. 58)

age in years (mean±SD)

years surfing (mean±SD)

days of surfing per week in past 12 months (mean±SD)

lhours of surfing per day (hours, mean±SD)

22,4 (3,7) 11,8 (6,3) 5,2 (1,3) 3,7 (1,1)

(24)

Tabelle 12: Akute Verletzungen (nach LOWDON et al., 1987, pp. 59-61)

Body region Laceration Sprain/Strain Contusion Fracture

Head 44 - - -

Foot 9 - - 1

Leg 7 - - 1

Thigh 1 1 4 -

Arm /Hand 7 - - 5

Ribs - - - 3

Abdomen 2 - 1 -

Back/Vertebra 2 - - 1

Ankle - 7 - -

Knee - 19 - -

Low Back - 17 - -

Shoulder - 11 1 -

Neck - 7 - -

Forearm/elbow - 3 1 -

Others 3 3 1 2

Total (%) 75 (45 %) 69 (42 %) 8 (5 %) 13 (8 %)

29 Surfer gaben als Grund für die Zerrungen/Stauchungen ein radikales Surfmanöver an. Insgesamt gaben 11 Surfer (13 %) an, bisher keine Verletzungen erlitten zu haben.

Wie auch in anderen Studien ersichtlich, treten häufig Zerrungen/Verspannungen (strain ) und Stauchungen (sprain) in der Schulter, Nacken und in Lendenwirbelsäule auf. Laut Angabe der Surfer, werden 20 Zerrungen/Stauchungen durch die Überbeanspruchung der Paddelbewegung verursacht. Des weiteren werden 29 Zerrungen/Stauchungen durch die Beanspruchung bei einem Surfmanöver verursacht.

“The high frequency of shoulder, neck and low back injury is attributed primarily to over-use in paddling” (LOWDON et al., 1987, p. 60f). Die Schulterbeanspruchung beim Paddeln sei ähnlich der Kraulbewegung im Schwimmen, “[...] due to the isometric hyperextension of the spine and the internal rotation of the rotator cuff group at the shoulder during prone paddling on boards of low floatation” (LOWDON et al., 1987, p.

61). Die Häufigkeit der Knie, Sprunggelenkverletzungen und ein Teil der Verletzungen des unteren Rückens entstehen aufgrund der recht kraftvollen Surfmanöver. 39 % der Befragten gaben an, dass Kraft, Fitness, Beweglichkeit und Aufwärmen für Zerrungen/Stauchungen (sprain/strain) und Dislokationen verantwortlich seien.

(25)

Diesbezüglich konnte jedoch keine signifikante Korrelation gefunden werden. Eine weitere Ursache sieht LOWDON et al. (1987, p. 59) in: „Smaller boards are associated with loss of buoyancy and increased difficulty of paddling, a more „radical and frezied“

style which leads to increased risk of sprain and strain [...]“.

Die Veröffentlichung von RENNEKER (1987) stellt eine kleine Meta-Analyse bestehender Studien über Surfverletzungen und physiologische Aspekte des Surfens dar.

Namhafte Autoren wie LOWDON (1984), LOWDON (1980), LOWDON et al. (1983), LOWDON et al. (1987) und GILLIAM, ELLIS und JOHNSON (1986) werden genannt.

Laut GILLIAM et al. (1986) haben Surfer eine starke jedoch begrenzte Schulter Flexion („powerful shoulder flexion“) und sogar eine besserer Extensionsfähigkeit der Schulter als Kajaker. Surfer besitzen jedoch im Vergleich zu anderen Athleten wenig Abdominalkraft, eine begrenzte Flexibilität von Schulter, Lendenwirbelsäule und ischiocruraler Muskulatur (Hamstring). Sie erreichen bei dem bekannten „sit-and-reach test“ nicht die Zehenspitzen. Nacken und Schultermuskulatur sind bei Surfern kräftig ausgebildet, die Abdomialmuskulatur hingegen schwach. “Overuse injuries are common in surfers' backs, necks, and shoulders. Isometric hyperextension of the back and neck during paddling causes a great deal of strain“ (RENNEKER, 1987, p. 162). Die Paddelfitness ist sehr wichtig. Duke Kahanamoku wurde olympischer Gewinner im Kraulschwimmen.

FRISBY (2000) untersuchte in seiner Bachelorarbeit 53 neuseeländische Surfer. Neben der eigenen Studie wird zu beginn der Arbeit ausführlich auf bisherige Veröffentlichungen zum Thema „Surfverletzungen“ eingegangen. Er stellt die These auf, dass „Strains, sprains and dislocations will effect the key movement areas to surfing; the shoulder, neck, low back, knee and ankle regions“ (FRISBY, 2000, p. 24).

Laut dem Autor treten kleinere Verletzungen wie Prellungen, Schnittwunden und Schürfwunden (contusions, lacerations and abrasions) häufig auf. Zerrungen, Stauchungen (strain/sprain) oder Bänderrisse (torn ligaments) entstehen meist durch einen Sturz während eines Surfmanövers (13 Verletzungen). Überbeanspruchungs - Verletzungen (overuse and repetition) entstehen anscheinend infolge fehlendem

(26)

Aufwärmen und Dehnen (18 Verletzungen). Nachfolgende Tabelle zeigt die Verletzungsstatistik.

Tabelle 13: Verletzungen (nach FRISBY, 2000, p. 44)

Body region Laceration Sprain/Tear Contusion

Upper Body 16 (8,65 %) 6 (3,24 %) 20 (10,81 %)

Middle Body 3 (1,62 %) 9 (4,86 %) 20 (10,81 %)

Lower Body 15 (8,11 %) 3 (1,62 %) 10 (5,41 %)

Insgesamt traten 185 Verletzungen auf. Davon waren 12 (6,5 %) Verletzungen durch Überbeanspruchung und zu einseitige Bewegungswiederholung verursacht. In dieser Studie stellt nicht die Schulter die meist betroffene Körperregion dar, sondern der Nacken und die Lendenwirbelsäule. Nacken und Lendenwirbelsäule werden beim Surfen über lange Zeit belastet („strain“). Es traten 9 Überbeanspruchungs - Verletzungen des Nackens und 3 des unteren Rückens auf. Der Autor stellt die Hypothese auf, dass diese sogenannten „Overuse injuries“ eine Folge von Stauchungen/Zerrungen (sprain/tears) seien, die in diesen Regionen ebenfalls häufig vorkommen. Overuse tritt häufig bei älteren Surfern auf. Sprain/tears- Verletzungen entstehen meist durch einen Sturz bei einem Surfmanöver. Ursache der Verletzung ist meist das fehlende Aufwärmen, Dehnen oder die Kondition. Es wurden keine Wirbelsäulen Verletzungen vermerkt. Der Fuß stellt mit 34 Verletzungen die häufigste Verletzungsregion dar. Laut dem Autor bedarf es einer Aufklärung über die möglichen Risiken von Overuse - Verletzungen, welche durch das Surfen verursacht werden. Es werden in diesem Zusammenhang das Impingement Syndrom, Rotatorenmanschetten Syndrom und das Thoracic Outlet Syndrom genannt. Auf diese Syndrome wird jedoch in dieser Studie kein näherer Bezug genommen. Verantwortlich für Overuse sei das fehlende Aufwärmen, Dehnen oder die Kondition. „A much greater awareness is needed of the overuse and repetition conditions associated with surfing“ (FRISBY, 2000, p. 63).

NATHANSON (2002) geht eher auf akute Verletzungen und weniger auf chronische Verletzungen ein. In dieser Studie handelt es sich um eine umfassende Internetbefragung mit 1348 Rückantworten.

(27)

Tabelle 14: Demographics of Respondents (nach NATHANSON, 2002, p. 157)

Mean age (SD2) Mean years surfing mean months/year Mean days/month

28,6 (10,6) 11 (10,6) 9,5 (3,4) 11,5 (9,0)

Es wurden 1237 akute Verletzungen gemeldet. Schnittverletzungen (laceration) (42 %) stellen die häufigsten Verletzungen dar (sprain nur 12 %). Der Kopf/Nacken und die untere Extremität sind bei den akuten Verletzungen die häufigsten Verletzungensregionen. 70 % der 105 akuten Knieverletzungen wurden durch radikale Manöver/Airs verursacht (sprain, meniscal tear, dislocation).

Tabelle 15: Type and Location of Acute Injuries (nach NATHANSON, 2002, p. 158)

Laceration Contusion Sprain Fracture

Head/neck 213 35 12 38

Trunk 29 48 20 27

Upper extremity 50 23 27 15

Lower extremity 231 50 89 21

Total (%) 523 (42 %) 156 (13 %) 148 (12 %) 101 (8 %)

Des weiteren wurden 477 (37%) chronische Verletzungen angegeben. Es werden Schulterschmerzen (18 %), Rückenschmerzen (16 %), sowie Nackenschmerzen (9 %) und Knieschmerzen (9 %) angegeben. Auf die chronischen Verletzungsursachen wird aber nicht näher eingegangen. „Most common were overuse syndromes resulting in musculoskeletal injuries to the upper extremity and paraspinous muscles. Shoulder strain, back strain, and neck strain were frequently cited“ (NATHANSON, 2002, p.

159).

Der Artikel von SUNSHINE (2003) stellt eine zusammenfassende Recherche bestehender Untersuchungen dar. Zu erwähnen sind LOWDON et al. (1987), LOWDON (1983) und NATHANSON (2002). Nach LOWDON et al. (1987) stellt eine Sehnenentzündung des Muskels Supraspinatus mit 16 % die häufigste chronische Surfverletzung dar. Ursache scheint die wiederholende Überkopfarmbewegung beim Paddeln des Surfbretts zu sein. Häufige Rückenschmerzen (back spasm) entstehen aufgrund der isometrischen Hyperextension des Rumpfes während der Paddelbewegung oder aufgrund hektischer Körperbewegungen bei radikalen Surfmanövern. „The

2 SD=Standard Deviation

(28)

condition is more likely to occur in short-board riders, due to the reduced buoyancy, leading to increased paddling stress“ (SUNSHINE, 2003, p. 139)

Laut NATHANSON (2002) werden „knee strain“, „meniscal tears“, „dislocations“ und

„ligament strain“ (medial collateral ligament) bei den Knieverletzungen genannt. Als Ursache wird eine belastende genu valgum Position des hinteren Fußes für die Ausführung von Manövern genannt. Des weiteren kann durch das Wegrutschen des hinteren Fußes über das Tail eine starke genu valgum Position entstehen, wodurch verstärkt Bänderverletzungen entstehen können.

Bei der Studie von TAYLOR, BENNETT, CARTER, GAREWAL und FINCH (2004) mit dem Titel „Acute injury and chronic disability resulting from surfboard riding“

handelt es sich um eine Untersuchung in Australien. Zum einen wurden 646 Surfer an acht verschiedenen Stränden der Stadt Victoria durch zu leistende erste Hilfe und einem Unfallbericht erfasst, und zum anderen wurde die Unfallstatistik des „Victorian emergency departments“ ausgewertet. Der Autor vergleicht seine Ergebnisse aus Australien mit den amerikanischen Ergebnissen nach LOWDON (1983) und NATHANSON (2002). Die Verletzungen wurden ebenfalls in akute und chronische unterteilt (Definition akute Verletzung: erste Hilfe wird benötigt). Die Auswertung ergab folgendes Ergebnis: Akute Verletzungen teilen sich hauptsächlich in 50 % Schnittverletzungen (lacerations) und 25 % Prellungen (sprain) auf. Dabei sind zu 50 % die untere Extremität und zu 25 % der Kopf/Gesicht die betroffenen Körperregionen.

Diese Ergebnisse decken sich recht gut mit denen nach LOWDON (1983) und NATHANSON (2002). Die nachfolgenden Tabelle zeigen die Ergebnisse dieser Studie.

Tabelle 16: Surfer demographics (nach TAYLOR et al., 2004, p. 431)

age in years (mean±SD) years surfing (mean±SD)

days of surfing last 12 months (mean±SD)

length of typical surfing session (hours, mean±SD)

28,2±7,9 (median 27) 11,6±8,4 (median 10) 116,9±87,6 (median 100)

2,0±0,7 (median 2)

(29)

Tabelle 17: Acute injuries reported by the surfers surveyed (nach TAYLOR et al., 2004, p. 432)

Body region Laceration Sprain Dislocation Fracture

Head 11 - - -

Face 21 - - 5

Neck 1 4 - -

Trunk 5 1 - 3

Back 2 8 - 1

Shoulder - 4 9 -

Arm/elbow 3 - 1 -

Hand/wrist 3 - 1 -

Leg 12 10 - 1

Knee/patella 3 11 7 2

Foot/ankle 17 10 - 3

Total (%) 78 (46 %) 48 (29 %) 18 (11 %) 15 (9 %)

Tabelle 18: Acute injuries managed in Victorian emergency departments (nach TAYLOR et al., 2004, p. 432)

Body region Open wound Sprain Dislocation Fracture

Head 33 - - -

Face 49 1 - 9

Neck - 5 - -

Thorax/pelvis 1 2 - 4

Back - 1 - 1

Shoulder - 5 5 1

Arm/elbow 1 1 - 3

Hand/wrist 5 7 - 10

Leg 15 1 - 3

Knee 1 4 - -

Foot/ankle 20 5 - 3

Total (%) 126 (47 %) 33 (12 %) 6 (2 %) 38 (14 %)

Insgesamt berichten 20 Surfer über Folgebeschwerden infolge einer akuten Verletzung.

Folgebeschwerden sind meist ein schmerzendes instabiles oder steifes Gelenk. Nach NATHANSON (2002) sind allerdings zu 60 % „musculo-skeletal strain“ für diese Folgebeschwerden verantwortlich. Das Schultergelenk ist nach NATHANSON (2002) am häufigsten davon betroffen. Es wurden 146 chronische Verletzungen angeben. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Körperregionen der chronischen Verletzungen.

(30)

Tabelle 19: Chronic injury (nach TAYLOR et al., 2004, p. 433)

Chronic Injury (Anzahl) 71

Neck/Back 29

Shoulder 15

Knee 12

Elbow 1

General Joint pain, stiffness 14

Die Studie nach LOWDON (1983) wird aufgrund der geringen Beantwortungsrate kritisiert. Im Vergleich zu den beiden genannten anderen Studien, gibt in dieser Studie kein Surfer Verletzungen aufgrund der Hyperextension der Wirbelsäule während des Paddelns oder radikalen Surfmanöver an. Der Autor stellt aufgrund seiner Ergebnisse folgende Hypothese auf: „That study predict an increase in shoulder injuries because of the use of shorter boards (increased paddling stress) and improved wet suits (potential to extend surfing hours)” (TAYLOR et al., 2004, p. 429).

In der Untersuchung von DAU, DINGERKUS und LORENZ (2005) wurde durch eine dreisprachige Papier- und Onlinebefragung 471 gemischtgeschlechtliche Surfer (32,5 % Deutsche, 18,9 % USA, 11,0 % Großbritannien) mit insgesamt 466 akuten Verletzungen erfasst. Chronische Verletzungen wurden nicht erfasst. Nachfolgende Tabellen geben Auskunft über die Verletzungsart, die Körperregion und die Verletzungsursache.

Extreme Bewegungen stellen auch in dieser Studie mit 64 Verletzungen (14,2 %) eine häufige Verletzungsursache dar. So entstanden 71,8 % der Zerrungen aufgrund eines radikalen Manövers. Die häufigsten Körperregionen waren dabei mit 25,5 % die Schulter und mit 14,9 % der Hals. Die Verletzungsanzahl in dieser Studie ergab für 1000 Stunden surfen einen Wert von 0,41 Verletzungen.

Tabelle 20: Akute Verletzungen, Körperregionen (nach DAU et al., 2005, S.412)

Körperegion Anzahl in Prozent

Untere Extremität 44,20 %

-davon Fuss 19,6 %

Kopf 27,8 %

Rumpf 14,8 %

Obere Extremität 12,2 %

(31)

Tabelle 21: Akute Verletzungsarten (nach DAU et al., 2005, S.412)

Verletzungsart Anzahl in Prozent

Schnittverletzungen 50,8 %

Kontusion 11,7 %

Zerrungen 9,5 %

Frakturen 7,6 %

8 Luxationen, 3 Gehirnerschütterung (Commotio cerebri), 1 vordere Kreuzbandruptur

21,2 % (3 mal beinahes Ertrinken aufgrund

Bewusstlosigkeit)

Neben der Verletzungsstatistik wurden auch die Könnerstufe, das Aufwärmen vor dem Sport und die Lernmethode erfasst.

Tabelle 22: Lernmethode, Aufwärmen, Könnerstufe und Zeitmuster (nach DAU et al., 2005, S. 411f)

Lernmethoden

Selbständiges Erlernen des Sports 51,2%

Anleitung von Freunden/Bekannten 31,9%

Professionelle Anleitung 16,9%

Aufwärmen

Vor dem Surfen aufwärmen 16,1%

meistens 28,9%

selten 36,9%

nie 18,1%

Könnerstufe

Anfänger 21,1%

Fortgeschritten 52,8%

Könner 26,1%

Zeitmuster

Durchschnittliche Surftage pro Jahr 72,5 Durchschnittliche Surfstunden pro Tag 4,1

In TAYLOR, ZOLTAN und ACHAR (2006) wird zu Anfangs ein geschichtlicher Überblick gegeben sowie auf die, von MENDEZ-VILLANUEVA et al. (2005a) ausgearbeiteten, physiologischen Aspekte des Surfens eingegangen. Neben traumatologischen Verletzungen werden verstärkt Verletzungen durch die Meeresumgebung betrachtet. Bei den chronischen Verletzungen werden in diesem

(32)

Artikel weitestgehend die Ergebnisse von NATHANSON (2002), MENDEZ- VILLANUEVA et al. (2005a), LOWDON (1983) und SUNSHINE (2003) übernommen.

Chronische Verletzungen entstehen aufgrund: „Repetitive motion injuries to back, shoulder, knees, neck“ (TAYLOR et al., 2006, p. 263).

Die Überkopfbewegung während dem Paddeln sei ähnlich der beim Kraulschwimmen.

Schulter Impingement Syndrom, Akromioclavicular-Arthrose, Rotatorenmanschetten- Probleme, Nacken- und Lendenwirbelsäulenschmerzen, Spondylolysis und Spondylolisthesis treten häufig auf. „Surfing has been implicated in a number of cases of spondylolysis and spondylolisthesis due to its repetitive hyperextension of the lumbar spine“ (TAYLOR et al., 2006, p. 263). In diesem Artikel wird erstmals auf die sog.

Surfers Myelopathie nach THOMPSON, PEARCE, CHANG und MADAMBA (2004) eingegangen. Es handelt sich hierbei um ein muskuläres Problem mit Nerveneinklemmung in der Lendenwirbelsäule bei untrainierten Surfern (Anfänger).

In der Studie von NATHANSON, BIRD, DAO und TAM-SING (2007) werden Verletzungen, Verletzungsmechanismen und die Verletzungsrate von Contest-Surfern aufzeigt. Die Verletzungsrate bei Wettkampf Surfern ist im Vergleich zu Amateursurfer recht hoch, und beträgt 6,6 Verletzungen auf 1000 Stunden Surfen. In der Datenanalyse enthalten sind vier abgehaltene Wettkämpfe an der Pipeline, Hawaii. Die Verletzungsrate für die Pipeline beträgt 37 Verletzungen auf 1000 Stunden Surfen. Im Zeitraum von 1999-2005 wurden hierfür bei 32 abgehaltenen Wettkämpfen alle Verletzungen auf einem Verletzungsfragebogen festgehalten. Chronische Verletzungen wurden aus der Studie ausgeschlossen. Die häufigsten Verletzungen sind Zerrungen und Stauchungen (strain/sprain) (39 %), gefolgt von Schnittverletzungen (lacerations) (30

%). Knieschmerzen (strain) stellen mit 19 % die häufigste Verletzungsregion dar.

(33)

Tabelle 23: Type and Location of Surfing Injuries (nach NATHANSON et al., 2007, p. 116)

Sprain or Strain Laceration Fracture or

Dislocation Contusion

Head/neck 9 9 5 2

Upper extremity 7 6 5 3

Torso 9 1 1 2

Lower extremity 20 19 0 3

Total (%) 45 (39 %) 35 (30 %) 11 (9 %) 10 (9 %)

Die Verletzungen werden entweder durch einen Zusammenprall mit einem Surfbrett (29

%), Aufprall auf dem Meeresboden (24 %), die eigene Körperbewegung (16 %) oder durch die hydraulische Kraft der Welle (12 %) verursacht. Im Vergleich zur Studie NATHANSON (2002) treten bei Wettkampfsurfern wahrscheinlich aufgrund radikaler Manöver verstärkt Knieverletzungen in den Vordergrund. Im Vergleich zu anderen Studien ergab diese Studie, so wie die Studie nach LOWDON et al. (1987) eine höhere Anzahl an Zerrungen und Stauchungen (strain/sprain). Dies ist vielleicht auf radikale Surfmanöver professioneller Surfer zurückzuführen.

HAY, BARTON und SULKIN (2009) betrachten die während September 2004 und August 2006 aufgenommenen Surfverletzungen des Royal Cornwall Hospital in Cornwall (United Kingdom). Insgesamt wurden 212 Verletzungen behandelt.

Schnittverletzungen stellten mit 73 Fällen die häufigste Verletzungsart dar.

Hauptsächlich betroffen sind dabei der Kopf (55 Fälle) und die untere Extremität (10 Fälle). Zerrungen von Nacken und Rücken repräsentierten 53 % (40 Fälle) aller Verletzungen. Hauptsächlich betroffen sind dabei der Nacken (17 Fälle), die untere Extremität (13 Fälle), die obere Extremität (6 Fälle) und der Rücken (4 Fälle). Des weiteren traten 6 Frakturen des Kopfes, 19 Dislokationen der Schulter, 1 medialer Miniskusabriss, 1 Bandscheibenvorfall sowie 3 Frakturen der Halswirbelsäule auf.

Diese schweren Verletzungen traten meist während den Wintermonaten auf. Im Winter sind die Wellen höher und können aufgrund der hohen Wasserkraft diese schweren Verletzungen nach sich ziehen.

(34)

1.3 Fazit Stand der Forschung

Die nachfolgende Tabelle zeigt die prozentuale Verteilung chronischer Sportschäden auf die unterschiedlichen Körperregionen verschiedener Autoren, gemäß dem Kapitel 1.2 Stand der Forschung.

Tabelle 24: Chronische Verletzungen des Bewegungsapparates

Studie (NATHANSON,

2002) (TAYLOR et al.,

2004) (LOWDON et al.,

1987) (LOWDON et al.,

1983)

Shoulder 86 (27,7%) 15 (21,1%) 11 (32,3%) 21 (38,9%)

Back 76 (24,5%) 29 (40,8%)

Low Back 17 (50%) 23 (42,6%)

Neck 43 (13,9%) 7 (20,6%) 10 (18,5%)

Knee 43 (13,9%) 12 (16,9%) -

Ankle 24 (7,7%) -

Elbow 24 (7,7%) 1 (1,4%) 0 0

Rib inflammation 14 (4,5%) - - -

General Joint

pain, stiffness - - - -

age (mean) 28,6 28,2 22,4 21,8

Years surfing

(mean) 11 11,6 11,8 7,9

Days surfing per

week (mean) 2,7 2,2 5,2 2,7

Hours of surfing

per day (mean) - 2,0 3,7 4,0

Anzahl muskulo- skeletale

Verletzungen

n=310

von 1348 befragten Surfern

n=71

von insgesamt 646 befragten Surfern

n=34

von insgesamt 97 Surfern

n=54

von insgesamt 340 Surfern

Der prozentuale Mittelwert aller vier Autoren zeigt, dass mit 53,5% der Rücken, speziell der Nacken und die Lendenwirbelsäule von chronischen Sportschäden am häufigsten betroffen sind. Alleine auf die Lendenwirbelsäule fallen 30% aller Beschwerden. Auf die Schulter fallen im Mittel ebenfalls 30% aller Sportschäden. Die restlichen 16,5%

betreffen in erster Linie das Knie. Die befragten Surfer waren im Mittel 25,5 Jahre alt und daher noch recht jung. Es ist zu beachten, dass viele Sportschäden erst nach der 3.

oder 4. Lebensdekade auftreten. Im Mittel surfen die Befragten seit 10,5 Jahren, so dass nach dieser Zeitspanne sehr wohl chronische Sportschäden auftreten. Sehr interessant ist auch, dass die Surfer im Mittel an 3,2 Tagen pro Woche mit 3,2 Stunden pro Surftag am

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