Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 42⏐⏐19. Oktober 2007 A2901
P H A R M A
Neben biomechanischen Prozessen und bakteriellen Superinfektionen spielen in der Pathogenese der chro- nischen Rhinosinusitis zunehmend immunologische und oxidative Pro- zesse eine bedeutende Rolle. Wie Prof. Hans Behrbohm (Berlin) sagte, sei bei entzündlichen Prozessen der Schleimhaut der Sekret-Transport verlangsamt und komme gelegent- lich sogar völlig zum Erliegen. Für die Schleimhaut bedeute dies, dass sie dem Angriff von Viren und Bakte- rien nahezu schutzlos ausgeliefert sei.
Die Tatsache, dass die Pathogene- se der Rhinosinusitis sehr komplex ist, bedeutet zugleich, dass in der Therapie dieser Erkrankung Wirk- stoffe benötigt werden, die auf mög- lichst viele Faktoren wirken. Für das in dem Präparat GeloMyrtol®enthal- tene Myrtol belegen verschiedene klinische Studien die sekretolytische Wirkung. Ferner steigert Myrtol die
ziliäre Schlagfrequenz, hat sekre- tomotorische Wirkungen und führt auch zu einer dosisabhängigen Ab- nahme der Leukotrienkonzentra- tionen (LTC4/D4/E4).
Auch ist von klinischer Bedeu- tung, dass der Wirkstoff das Wachs- tum der beiden häufigsten Erreger präklinisch erworbener Sinusitiden hemmt: Streptococcus pneumoniae und Hämophilus influenzae. Behr- bohm stellte die Ergebnisse einer randomisierten Multicenter-Studie vor, an der 331 Patienten mit Sinusi- tis beteiligt waren. Die Patienten wurden dabei entweder mit Myrtol oder einem Placebo behandelt.
Im Verlauf einer sechstägigen Behandlung verbesserte sich der Symptomenscore (Kopfschmerzen, Schmerzen beim Bücken, Allgemein- befinden, Fieber, Nasensekretion, Sekretmenge, Sekretviskosität und Nasenatmung) signifikant im Ver-
gleich zur Placebogruppe. Die Not- wendigkeit einer antibiotischen Be- gleittherapie und das Ausmaß der Ar- beitsunfähigkeit waren in der Myrtol- gruppe um den Faktor 2 geringer als im Placeboarm. „Im Gegensatz zu Acetylcystein wirkt Myrtol nicht zilientoxisch“, betonte Behrbohm.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass sich Gelomyrtol 300 mg im kli- nischen Alltag seit Jahrzehnten be- währt habe. Wirksamkeit und Ver- träglichkeit im Anwendungsgebiet der Rhinosinusitis seien durch mo- derne klinische Studien klar be- stätigt. „Aufgrund seines breiten Wirkspektrums ist Gelomyrtol die Therapieoption der ersten Wahl bei Rhinosinusitis“, so das Fazit des
Wissenschaftlers. I
Alexander Wehr
Pressegespräch „Pharmakotherapie bei Sinusitis:
GeloMyrol®forte umfasst mehrere Behandlungs- prinzipien“ in Hamburg, Veranstalter: Pohl-Boskamp
SINUSITIS
Standardisiertes Myrtol beschleunigt Heilung
Der kindliche Organismus weist im Vergleich zu Erwachsenen Besonder- heiten auf, die auch bei der Behand- lung der allergischen Rhinitis beach- tet werden müssen. Vor allem der natürliche Verlauf der Erkrankung sei zu bedenken, mahnte Prof. Ulrich Wahn (Berlin), wobei Kinder ohne allergische Sensibilisierung gute Chancen hätten, das Asthma später wieder zu verlieren. Allergietests sollten deshalb in jedem Lebensalter durchgeführt werden.
Zu berücksichtigen sei, dass oft andere Trigger der Erkrankung vorlä- gen und dass es häufig bei Kindern andere Reaktionen auf die Pharma- kotherapie gebe. Eine internationale Expertengruppe unter Leitung von Wahn hat die PRACTALL-Leitlinien (PRACTicing ALLergology) speziell für die Behandlung der kindlichen allergischen Rhinitis entwickelt. Der
Konsensusreport, der von 38 Exper- ten aus 18 europäischen Ländern ge- tragen wird, soll sicherstellen, dass die erkrankten Kinder in allen Natio- nen gleich behandelt werden und eine optimale Therapie erhalten.
Er sieht bei Kindern mit moderater bis schwerer Erkrankung als First- Line-Therapie die Behandlung mit einem inhalativen Steroid oder gleichberechtigt mit einem Leuko- trien-Antagonisten vor. Wird die Symptomatik damit nicht adäquat kontrolliert, so sollen im zweiten Schritt beide Therapieprinzipien mit- einander kombiniert werden, oder es ist eine Erhöhung der Steroiddosis zu erwägen.
Nur wenn auch durch solche Maßnahmen eine Symptomkontrolle nicht zu erreichen ist, empfehlen die PRACTALL-Leitlinien die Behand- lung mit langwirksamen Betamime-
tika. „Niemals sollten diese jedoch ohne begleitende Behandlung mit ei- nem inhalativen Steroid eingesetzt werden“, betonte Wahn.
Nach längerem stabilen Krank- heitsverlauf sehen die neuen Leit- linien auch eine Deeskalation der Therapie vor, bei der der Behand- lungs-Algorithmus in umgekehrter Abfolge zu beachten ist. „Es muss eine gute Krankheitskontrolle ge- währleistet bleiben“, sagte Wahn.
Integraler Bestandteil der Behand- lung sei eine adäquate Schulung der Kinder und der Eltern, auch müsse bei jedem Arztbesuch die Größen- entwicklung der Kinder erfasst und dokumentiert werden. I Christine Vetter
Symposium „Back to Basics in 2007: Airway In- flammation in Asthma, Allergic Rhinitis and New Guidelines" beim ERS Congress (European Respir- atory Society) in Stockholm, Veranstalter: MSD
ALLERGISCHE RHINITIS