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A952 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006
Eine antientzündliche Thera- pie mit inhalativen Kortiko- steroiden gilt als Basis der Asthmatherapie. Reicht diese Therapie allein nicht aus, kön- nen Patienten durch die Gabe von Leukotrienantagonisten von einem zusätzlichen antiin- flammatorischen Wirkprinzip profitieren. Dies gilt vor allem, wenn die allergische Entzün- dung bei zusätzlicher allergi- scher Rhinitis nicht auf die un- teren Atemwege beschränkt ist. Schon lange ist es bekannt, dass die allergische Entzün- dung nicht nur durch steroid- sensitive Mediatoren, sondern auch durch Leukotriene ge- triggert wird, sagte Prof. Wolf- gang Petro (Bad Reichenhall).
In mehreren Studien konn- te belegt werden, dass der Leukotrienantagonist Monte- lukast (Singulair®) eine stero- idunabhängige antiinflamma- torische Wirksamkeit aufweist und die Kombination bei- der Wirkprinzipien in einem additiven antiinflammatori- schen Effekt resultiert. So konnte zum Beispiel in der COMPACT-Studie1 gezeigt werden, dass die Addition von 10 mg Montelukast zu 800 µg Budenosid bei Asth- matikern genauso wirksam ist wie die Verdopplung der Bu- denosiddosis auf 1 600 µg und die Wirkung dabei signifikant schneller eintritt.
In der IMPACT-Studie2er- wies sich die Kombination von 10 mg Montelukast mit 200 µg Fluticason bei deutlich bes- serer antientzündlicher Wir- kung als ebenso wirksam wie die Kombination von Flutica-
son mit einem langwirkendem
2-Agonisten. Dies muss vor allem auch vor dem Hinter- grund der zurzeit diskutierten Sicherheitsbedenken beim Einsatz von langwirkenden
2-Agonisten betrachtet wer- den, betonte Petro.
Bis zu 80 Prozent aller Asth- matiker leiden zusätzlich unter einer allergischen Rhinitis. Mit
Beginn der Pollensaison und damit der Rhinitissymptoma- tik kommt es oft zu einer dra- stischen Verschlechterung der Asthmasymptome. Schon in der COMPACT-Studie hat sich gezeigt, dass diese Patienten besonders von einer zusätz- lichen systemischen antiin- flammatorischen Therapie mit Montelukast profitieren. Bus- se et al. konnten zeigen, dass Asthmapatienten mit bekann- ter Pollensensitivität durch die Gabe von 10 mg Mon- telukast drei Wochen lang nicht nur weniger Rhinitissym- ptome, sondern auch deut- lich weniger Asthmasympto- me und eine bessere Lungen-
funktion aufweisen. Dies be- stätigte auch die Multicenter- studie PRAACTICAL3, in de- ren Rahmen 788 Patienten mit Asthma und saisonaler Rhi- nitis ein Jahr lang zusätzlich 10 mg Montelukast erhielten.
Laut Aussage von Prof.
Claus Bachert (Gent) stellt die Gabe des Leukotrienantago- nisten eine Alternative für Pa- tienten mit alleiniger allergi- scher Rhinitis dar, wenn sie auf die Gabe von Antihista- minika nicht ausreichend an- sprechen. Maria Weiß
Pressekonferenz „Asthma und allergische Rhinitis – was haben wir gelernt?“ in Ber- lin, Veranstalter: MSD
Asthma und allergische Rhinitis
Duale Antiinflammation während der Pollensaison
Unternehmen
Über kaum ein Arzneimittel ist in der Geschichte der Medi- zin so viel geschrieben worden wie über die Acetylsalicylsäu- re (ASS). Der Grund: Das Me- dikament lindert nicht nur Schmerzen, Erkältungssym- ptome und Fieber, Forscher diskutieren derzeit sein Po- tenzial zur Krebsbekämpfung und beim Diabetes. Etwa 3 500 wissenschaftliche Ver- öffentlichungen beschäftigen sich jährlich mit neuen Wirk- mechanismen und Anwen- dungsgebieten der Substanz.
Dr. Derek W. Gilroy (Cen- tre for Clinical Pharmacology
and Therapeutics, London) hat einen bisher unbekannten Mechanismus der Acetylsali- cylsäure hinsichtlich seiner an- tiphlogistischen Eigenschaf- ten entschlüsselt. Der Wissen- schaftler hat nachgewiesen, dass die Substanz die einzig- artige Fähigkeit besitzt, die Entstehung von Stickoxiden auszulösen, mit deren Hilfe die Leukozyten Infektions- herde besser bekämpfen kön- nen. „Diese Entdeckung wei- tet das bekannte biologische Wirkungsspektrum der ASS erheblich aus und zeigt, dass bisher nur ein Teil der zahl-
reichen biologischen Aktivi- täten des Wirkstoffs erforscht ist“, sagte Prof. Karsten Schrör (Universität Düssel- dorf) in Lissabon.
In einer Reihe von Experi- menten fand Gilroy heraus, dass ASS bei einer akuten Entzündung durch die Ent- stehung von Stickoxid (NO) seine volle antiinflammatori- sche Wirkung entfaltet. ASS hemmt nicht nur die Bil- dung der schmerzverstärken- den Prostaglandine, die Sub- stanz erzeugt darüber hinaus entzündungshemmende Hor- mone – so genannte Lipoxine –, die wiederum NO bilden und den Stickoxid-Blutspie- gel erhöhen. Diese Fähigkeit spielt vor allem bei akuten Entzündungen eine Rolle, da NO die Beförderung weißer Blutkörperchen zu Infekti- onsherden und Verletzungen steuert. Durch die Einnahme von ASS können weiße Blut- körperchen das Blutsystem einfacher verlassen, um In- fektionen zu bekämpfen oder Verletzungen des Gewebes zu reparieren. Die Folge: Hit- ze, Rötung, Schwellung und Schmerz nehmen ab.
Seit zehn Jahren fördert Bayer HealthCare die Ent- schlüsselung möglicher Wirk- mechanismen der Acetylsali- cylsäure und vergibt dafür den International Aspirin®-Award.
Die letzte Auszeichnung er- hielt Gilroy in Lissabon. zyl
Acetylsalicylsäure
Wie die Entzündung gehemmt wird
1COMPACT: Clinical Observation of Mon- telukast as Partner Agent for Comple- mentary Therapy
2IMPACT: Investigation of Montelukast
3PRAACTICAL: Patient-level Review of Asthma and Allergy Care Therapy Includ- ing Corticosteroids and Anti-Leuko- trienes
Produktionsanlage von Aspirin®im Werk Bitterfeld
Foto:Bayer AG