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Archiv "Multinationale Nicht kommerzielle Studien: Kritik an uneinheitlichen Anforderungen" (27.06.2008)

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A1442 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 26⏐⏐27. Juni 2008

T H E M E N D E R Z E I T

B

ei der patientenorientierten Forschung werden multina- tionale klinische Studien von Uni- versitätskliniken oder anderen For- schungseinrichtungen dringend be- nötigt und daher weiter zunehmen.

Beispiele, wie die Hürden bei der Organisation nicht kommerzieller Studien genommen werden können, gab es auf einem Symposium des bundesweiten Netzwerks der Ko- ordinierungszentren für Klinische Studien (KKSN) in Köln.

Als zentrale Dienstleistungsein- richtungen der Hochschulen ge- hören heute 13 Koordinierungszen- tren für Klinische Studien (KKS) mit mehr als 400 Mitarbeitern bun- desweit zum KKS-Netzwerk. Sie unterstützen Ärzte und Wissen- schaftler in Universitätskliniken, Krankenhäusern oder Praxen bei der Organisation von klinischen Prüfungen. 2007 wurden rund 1 000 Studien im Netzwerk durchgeführt,

davon 73 Prozent Arzneimittelstu- dien. Anlässlich des Kölner Sympo- siums warb Prof. Dr. med. Herbert Maier-Lenz vom Vorstand des KKSN dafür, solche Studien auch als Möglichkeit zu einer wissen- schaftlichen Karriere zu sehen.

Klinische Studien, die nicht von pharmazeutischen oder medizin- technischen Unternehmen gespon- sert würden, seien zunehmend mul- tinational angelegt, etwa wegen zu geringer Patientenzahlen bei selte- nen Erkrankungen in Deutschland oder für pädiatrische Indikationen, sagte Prof. Dr. med. Markus Löffler vom KKS Leipzig. Er verwies auf nach wie vor bestehende Probleme bei der Finanzierung.

Nationale Förderer wie das Bun- desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) oder die Deut- sche Krebshilfe (DKH) stellten kei- ne Mittel für ausländische Prüfzen- tren bereit. Löffler schlug die Aus-

weitung der Förderprogramme von BMBF sowie der Deutschen For- schungsgemeinschaft (DFG) um ein Modul für multinationale Studien vor. Die mangelnde Kenntnis der Ansprechpartner in den Ländern so- wie die kaum harmonisierten Anfor- derungen an die Genehmigung er- schwerten solche Studien.

Vergleich von Operationsmethoden

Den erfolgreichen Start einer euro- paweiten klinischen Studie zu zwei unterschiedlichen Operationsme- thoden bei der Entfernung des Schwanzes der Bauchspeicheldrüse erläuterte Priv.-Doz. Dr. med. Chris- toph M. Seiler vom Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie an der Universitätsklinik Heidelberg. Bei der Linksresektion des Pankreas variieren die Angaben zur Morbidität in der Literatur sehr stark (zwischen zehn und 40 Pro- zent), die zu postoperativen Fisteln als gefürchteter Komplikation lie- gen zwischen drei und 40 Prozent.

Um die Sicherheit und Effekti- vität der medizinischen Eingriffe quantitativ zu erfassen, startete das Studienzentrum im Dezember 2006 die randomisierte kontrollierte Stu- die DISPACT (distal pancreatec- tomy), die das BMBF mit 1,5 Millio- nen Euro fördert. Dabei wird das Gewebe nach Entfernung des Pan- kreasschwanzes entweder mit Hand- nähten oder einem Klammernaht- gerät verschlossen. In jahrelangen Vorarbeiten konnten laut Seiler viele Probleme gelöst werden. So einigten sich beispielsweise die Chirurgen aus 20 europäischen Zentren, darun- ter einige osteuropäische, nach ge- meinsamen Eingriffen an Tieren auf einheitliche Operationstechniken, die Einbeziehung von Patienten mit Pankreastumoren oder chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung

MULTINATIONALE NICHT KOMMERZIELLE STUDIEN

Kritik an uneinheitlichen Anforderungen

Es ist nicht einfach, die Hürden bei der Organisation nicht kommerzieller Studien zu nehmen.

Leistungen von Ärzten in solchen Therapiestudien werden zu wenig anerkannt.

KLINISCHE FORSCHUNG

Nur über Ländergrenzen hinweg lassen sich häufig ausreichend Patienten, die an seltenen Erkrankun- gen leiden, für nicht kommerzielle klinische Studi- en rekrutieren. Diese Barrieren sollen durch den Aufbau einer paneuropäischen Infrastruktur für kli- nische Forschung mit dem Akronym ECRIN besei- tigt werden. Das „European Clinical Research Infrastructures Network“ wurde 2004 ins Leben gerufen, um die Fragmentierung der klinischen Forschung in Europa zu überwinden. In Deutsch- land ist das Netzwerk der Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS-Netzwerk) nationaler Partner von ECRIN.

Klinische Studien auf multinationalem Niveau kranken meist an länderspezifisch unterschiedli- chen Anforderungen. Die Kenntnisse über diese unterschiedlichen Anforderungen werden in ECRIN

zusammengebracht und – wo immer möglich – harmonisiert. „Die Harmonisierung betrifft Bereiche wie Datenmanagement, Monitoring und den Trans- fer von biologischen Proben", erläuterte Prof. Chris- tian Ohmann, nationaler Koordinator des KKS- Netzwerks für das ECRIN-Projekt und Leiter des Koordinierungszentrums für Klinische Studien an der Universität Düsseldorf.

„Darüber hinaus“, so Ohmann, „ist aber eine weitere Harmonisierung der europäischen Gesetz- gebung im Bereich des Reporting von unerwarteten schwerwiegenden Arzneimittelnebenwirkungen, der Herstellung von Arzneimitteln und der Geneh- migung von Forschungsprojekten erforderlich.“

Diesen Fragen widmet sich derzeit die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit der Europä- ischen Zulassungsbehörde.

ECRIN – europäische Infrastruktur

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A1444 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 26⏐⏐27. Juni 2008

T H E M E N D E R Z E I T

sowie Pseudozysten und akzeptier- ten die Definition einer Konsensus- gruppe zur postoperativen Fistel.

Zur Qualitätssicherung werden stan- dardisiert Fotos während der Ein- griffe aufgenommen.

Bei dieser Studie mit 336 geplan- ten Kranken sei der Zulauf von Pati- enten größer als erwartet, nannte Seiler als einen Vorteil des multina- tionalen Vorhabens. Im November 2008 soll eine Zwischenanalyse zei- gen, ob sich eines der Verfahren be- reits zu diesem Zeitpunkt als überle- gen erwiesen haben wird oder ob die Rekrutierung bis 2010 fortgeführt wird.

Erhebliche Verzögerungen hätten sich durch die völlig unterschiedli- chen Anforderungen an das Studi- enmanagement in den Ländern er- geben. Darüber hinaus bemängelte Seiler die zu große Bürokratie bei den Ethikkommissionen, deren Be- ratung jede Klinik benötigt, um an der Studie teilzunehmen. Die Ethik- kommissionen sollten die Verfahren standardisieren und sich mehr auf die ethische Beratung der Wissen- schaftler konzentrieren, anstatt den zehnfachen Ausdruck des Studien- antrags oder geringfügige Änderun- gen am Datenformat der Patien- teninformation zu verlangen. Zu- dem stellten die wissenschaftlichen Kooperationsverträge mit den Ver- waltungen eine Herausforderung dar, weil die Juristen zum Teil ganz andere Rechtsauffassungen verträ- ten.

Über Ländergrenzen hinweg kooperieren

Wissenschaftler müssen bei multi- nationalen, nicht kommerziellen Studien das Problem lösen, dass es zumeist keinen Sponsor mit Nieder- lassungen in den verschiedenen Ländern gibt. Bei der europäisch- US-amerikanischen Studie zu Kno- chenkrebs bei Kindern und Jugend- lichen, EURAMOS, übernahm die britische öffentlich geförderte Orga- nisation zur Forschungsförderung Medical Research Council (MRC) die Rolle eines europäischen Spon- sors, berichtete Prof. Dr. med. Stefan Bielack von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Stuttgart. MRC wiederum delegierte

die Sponsorpflichten für Deutsch- land an die Universitätsklinik Müns- ter, die Bielack als Leiter der Cooperativen Osteosarkomstudien- gruppe COSS mit der Koordination beauftragte. Mit der deutsch-öster- reichisch-schweizerischen Gruppe kooperieren seit 2001 drei weitere etablierte Studiengruppen im Pro- jekt, an dem zwölf europäische Län- der, die USA und Kanada beteiligt sind. Patienten wurden ab 2005 auf- genommen, 713 Tumorkranke wur- den bis Ende September 2007 in 233 Einrichtungen betreut. Die vier in-

ternationalen Studiengruppen erhe- ben eigenständig ihre Daten, die sie an das MRC nach London in eine ge- meinsame Datenbank senden. Die Arzneiüberwachung übernahm das KKS Münster. Das Projekt wird außer von der DKH auch von der DFG gefördert, es ist Teil eines For- schungsvorhabens der europäischen Wissenschaftsorganisation European Science Foundation (ESF).

Bei dem Symposium wurden die hohen administrativen Anforderun- gen an die Ärzte deutlich. Mit der 12. Novelle des Arzneimittelgeset- zes hat seit 2004 der Studienleiter die Verantwortung für die Anträge zur Genehmigung einer klinischen Studie bei den Ethikkommissionen und Bundesoberbehörden. Grund- sätzlich wertete Prof. Dr. med. Her- bert Maier-Lenz (KKS-Netzwerk) die Änderungen als positiv, sie hät- ten das Niveau auf einen internatio- nal vergleichbaren Standard ange- hoben. Allerdings müsse die Har-

monisierung der Pflichten national und international vorangetrieben werden. Besonders die uneinheitli- chen Melde- und Anzeigepflichten der vielen Ethikkommissionen und der Behörden in den einzelnen Mit- gliedsstaaten bedeuteten bei multi- nationalen Studien hohe Hürden für die Wissenschaftler. Zudem müss- ten unnötige Anforderungen des Arzneimittelgesetzes beseitigt wer- den, die beispielsweise von Kran- kenhausapotheken bereits bei Um- kartonierungen von Medikamenten für andere Prüfzentren außerhalb

der Einrichtung eine Herstellungs- erlaubnis verlangten.

Nach Meinung von Maier-Lenz zeigen die DISPACT- und EURA- MOS-Studien, dass ein Engagement in aufwendigen multinationalen kli- nischen Studien gelingen kann. Al- lerdings müsse sich die Beteiligung der Wissenschaftler daran auch loh- nen. Noch erkennen zu wenige Kli- niken die Leistung von Ärzten in Therapiestudien an, sagte Maier- Lenz, der für eine bessere Würdi- gung der diesbezüglichen Veröf- fentlichungen und Verbesserungen bei wissenschaftlichen Karrieren in diesem Bereich plädierte. Gegen die bestehende Unterfinanzierung der Projekte müssten mehr Drittmittel, zum Beispiel von Stiftungen oder der Industrie, eingeworben werden und die vom BMBF geförderten Vorhaben gezielt ausgesucht und bei ausreichend langer Laufzeit kosten- deckend unterstützt werden. I Susanne Imhoff-Hasse

Handnaht oder Klammernahtgerät:

Operateure aus 20 europäischen Zentren einigten sich auf ein- heitliche Operations- techniken bei Pank- reasoperationen.

Foto:ddp

Referenzen

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