Behandlung der extremen Adipositas
ln einem dänischen Adipositas-Pro- jekt wurde die Prognose einer inte- stinalen Bypass-Operation mit einer konservativen Abmagerungsthera- pie verglichen. Bei 130 randomisier- ten Patienten wurde eine End- zu-Seit-Jejuno-lleostomie durchge- führt, 66 Patienten wurden konser- vativ behandelt. Alle Patienten wie- sen eine exzessive Adipositas mit somatischen, psychischen und so- zialen Problemen auf. Die Nachbe- obachtungszeit betrug mindestens drei Jahre. Der durchschnittliche Gewichtsverlust innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren lag in der Bypass-Gruppe bei 42,9 Kilogramm, in der Kontrollgruppe bei 5,9 Kilo- gramm. Todesfälle traten in der ope- rativ behandelten Gruppe nicht auf.
Bei den Patienten mit Bypass konnte die Lebensqualität deutlich verbes- sert werden; die Patienten waren zu- friedener mit ihrem Allgemeinzu- stand als die konservativ behandel-
ten. R
The Danish Obesity Project: Randomised trial of jejunoileal bypass versus medical treatment in morbid obesity. Lancet II (1979) 1255--1257.
Bjorn Andersen, Department of Surgical Ga- stroenterology, Herlev University Hospital, DK-2730 Herlev, Denmark
Plasmapheresebehand- lung bei Myasthenia gravis
ln den letzten Jahren wurde mehr- fach über den erfolgreichen Einsatz der Plasmaaustauschbehandlung bei Autoimmunkrankheiten berich- tet. Auch bei acht von elf schwer- kranken Patienten mit Myasthenia gravis, zum Teil mit beatmungsbe- dürftiger Ateminsuffizienz, kam es unter der Kombination von Immun- suppression und Plasmaaustausch- behandlung zu rascher und ein- drucksvoller Besserung der Muskel- schwäche. Meist kam es schon 24 bis 48 Stunden nach Beendigung des Plasmaaustausches zur objekti- vierbaren Muskelkraftzunahme, wo- bei das Maximum nach etwa sechs Plasmapheresen erreicht wurde. Ei-
ne signifikante Korrelation von klini- scher Besserung und Titerverlauf der myasthenie-spezifischen Anti- Acetylcholinrezeptor-Antikörper ließ sich nicht feststellen. Der weitere Krankheitsverlauf wurde durch die Immunsuppression bestimmt. Unter alleiniger Gabe von lmurek kam es schon nach zwei bis vier Wochen zur erneuten Verschlechterung, wo- gegen bei Zugabe von Stereiden oder Endoxan anhaltende Besse- rung über Monate erreicht werden
konnte. Gök
Reuther, P.; Wiebecke, D.; Hertel, G.; Böske, A.; Mertens, H. G.: Plasmapheresebehandlung
bei Myasthenia gravis, Dtsch. med. Wschr. 104
(1979) 1806-1810
Gibt es eine Post-
defäkations-Bakteriämie?
Über transitorische Bakteriämien ist nach einer Vielzahl diagnostischer und chirurgischer Maßnahmen be- richtet worden, so nach einer nase- trachealen Intubation, nach Panen- doskopie, nach ERCP, nach Leber- biopsie sowie nach zahnärztlichen oder urelogischen Manipulationen.
Nachdem in jüngster Zeit wiederholt über Bakteriämien nach Koloskopie, Rektosigmoidoskopie, Kontrastein- lauf und sogar nach einer rektal-di- gitalen Austastung referiert wurde, untersuchten die Autoren bei 82 ge- sunden Freiwilligen, ob es nicht be- reits bei einer Defäkation zu einer Einschwemmung von Keimen in die Blutbahn - insbesondere bei obsti- pierten Patienten mit entsprechend fester Kotsäule - kommt. Lediglich in zwei Blutproben (0,6 Prozent) fan- den sich post defaecationem Mi- kroorganismen (Propionibacterium acnes). Daraus ist zu schlußfolgern, daß bei Gesunden eine Bakteriämie im Rahmen der Stuhlentleerung nicht vorkommt oder ein sehr selte- nes Ereignis darstellt, während durch einen Kontrasteinlauf eine Bakteriämie in 11,5 bis 23 Prozent
induziert wird. R
Slavin, S.: Goldwyn, R. M.: ls there postdefe- cation bacteremia? Arch. Surg. 114 (1979) 937-938, Division of Plastic Surgery of the De- partment of Surgery, Harvard Medical School, Boston
Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Bei Brustkrebs Hormonrezeptoren bestimmen
Die Bestimmung von Stereidrezep- toren im Mammakarzinomgewebe ist nur am nativen, nicht fixierten Material möglich.
~ Wegen der Wärmeempfindlich- keit des Rezeptorproteins muß das Gewebe nach der Entnahme sofort im Kühlschrank (2° C) oder in einem eisgekühlten Gefäß aufbewahrt wer- den; das gilt auch für den weiteren Transport.
~ Im Bestimmungslabor wird die Gewebsprobe grob zerkleinert und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren.
~ Nach Pulverisierung erfolgt die Aufnahme des Materials in einem Tris-HCI-Puffer mit anschließender vorsichtiger Homogenisierung.
~ Durch Zentrifugieren entsteht ein Überstand, welcher die Zytoplasma- tischen Rezeptoren enthält.
~ Unter Standardbedingungen werden aliquote Teile des Extraktes mit H3-17ß-Östradiol hoher spezifi- scher Aktivität stimuliert.
~ Der östrogenrezeptor-Nachweis im Tumorgewebe ermöglicht es, prätherapeutisch den Effekt endo- krin wirkender Behandlungsmaß- nahmen zu beurteilen.
ln 50 bis 70 Prozent aller Fälle von Mammakarzinom lassen sich Östro- genrezeptoren nachweisen. Dieser Prozentsatz liegt bei menstruieren- den Frauen niedriger als bei Patien- tinnen in der Postmenopause. Wie eine Sammalstatistik zeigt, kann bei positiver Östrogenrezeptoranalyse durch eine endokrine Therapie eine Remissionsrate von 56 Prozent er- zielt werden. Bei negativem Resultat der Rezeptorbestimmung liegt die- ser Wert dagegen unter zehn Pro-
zent. Ptr
Trams, G.: Die klinische Bedeutung von Hor- monrezeptoren bei der Behandlung des Mam- makarzinoms, Fortschr. Med. 97 (1979) 641~44, Univ.-Frauenklinik Hamburg-Eppen- dorf
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 33 vom 14. August 1980 1973