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Archiv "Taiwan: „Wir haben uns wie Waisen gefühlt“" (08.06.2007)

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A1646 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 23⏐⏐8. Juni 2007

T H E M E N D E R Z E I T

das Internet. Zur Schutzkleidung von Ärzten und Krankenschwestern gehören neben Mundschutz, Kitteln und Haube eine Plastikmaske und zwei Paar Handschuhe. Zudem ist genau festgelegt, wie diese nach je- der Behandlung ausgezogen und entsorgt werden. Bisher hat das Krankenhaus die Räume nicht ge- braucht. Um auf den Ernstfall vor- bereitet zu sein, fänden ein- bis zweimal im Jahr Übungen statt, so Dr. Hsu.

Letzter Fall vor fünf Jahren Taiwan ist es gelungen, SARS ein- zudämmen. „Ich kann nicht sagen, unsere Vorbereitungen seien perfekt und alles sei sicher. Aber jedenfalls haben wir derzeit keinen Fall von SARS oder Vogelgrippe“, sagt Dr.

Ming-Liang Lee, Forscher am Na- tionalen Gesundheitsforschungsin- stitut (NHRI) in Taipeh. Man möch- te nicht mehr so unvorbereitet von Danach wurde ein spezieller Sek-

tor in dem Krankenhaus eingerich- tet, in dem im Fall einer Epidemie 119 Patienten in Isolationsräumen versorgt werden könnten. Davon sind 14 Betten für eine Intensivpfle- ge vorgesehen. In diesen Räumen herrscht Unterdruck, damit die Luft nicht frei zirkulieren kann. Zwei Fahrstühle dienen ausschließlich der Beförderung von infektiösen Pa- tienten. Auf den Fluren stehen läng- liche, durchsichtige Zelte, in denen Menschen untergebracht werden können. Für den Transport der SARS-Patienten sind diese unerläss- lich, da der Atem der hochinfek- tiösen Patienten hierdurch nicht nach außen gelangen kann. Um den Kontakt der Patienten zur Außen- welt möglichst zu vermeiden, wur- den Monitore installiert, die eine ge- sundheitliche Überwachung außer- halb der Isolationsräume ermögli- chen. Die Kommunikation läuft über

W

ärmebildmessgeräte kontrol- lieren die Körpertemperatur der ankommenden Passagiere in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh.

Die SARS-Epidemie im Jahr 2003 hat ihre Spuren hinterlassen. Etwa 800 Menschen hätten sich damals in Taiwan mit SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) infiziert, 70 bis 80 seien an der Atemwegsinfek- tionskrankheit gestorben, sagt Dr.

Yen-Tao Hsu, Direktor des Taipeh- City-Hospitals – Heping Branch.

Genaue Zahlen zu nennen, sei aller- dings schwierig, da die Körper der To- ten innerhalb von 24 Stunden ver- brannt werden mussten. Das Taipeh- City-Hospital wurde am 24. April 2003 geschlossen. 1 300 Menschen, Angestellte und Patienten, wurden damals für einige Wochen unter Qua- rantäne gestellt. Vor der Wiederauf- nahme des Betriebs musste alles desinfiziert werden: Räume, Abwas- serleitungen und das Lüftungssystem.

TAIWAN

„Wir haben uns wie Waisen gefühlt“

Aus Angst vor neuen Epidemien hat Taiwan viele Vorkehrungen getroffen, um auf einen Ernstfall besser vorbereitet zu sein. Das Land will nicht noch einmal wie 2003 von SARS überrascht werden.

Ansteckung vermeiden:

Im Fall einer erneu- ten Epidemie ist für das Pflegepersonal im Taipeh-City-Hos- pital Schutzkleidung vorgesehen.

Fotos:Pamela Messi

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 23⏐⏐8. Juni 2007 A1647

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einer gesundheitlichen Krise getrof- fen werden wie vor fünf Jahren.

„Wie Waisen“ hätten die Taiwaner sich damals in der Welt gefühlt. In- ternationale Hilfe durch die WHO sei damals erst nach mehrmaligen Nachfragen geleistet worden. Dabei sei es für die Menschen eine große psychologische Hilfe gewesen, zu wissen, man sei nicht allein mit dem Problem.

WHO-Mitgliedschaft abgelehnt 1972 musste Taiwan sich aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurückziehen und ist seither kein ei- genständiges Mitglied mehr. Nun hatte sich das Land erneut um einen Sitz in der WHO beworben. Die Ar- gumente hierfür lauteten: Krankhei- ten kennen keine Grenzen, Gesund- heitsversorgung ist ein Menschen- recht, Taiwan kann dem Rest der Welt mit seinem Know-how helfen.

Die Aussicht auf Erfolg dieser Be- werbung schien von Anfang an recht unwahrscheinlich. Die Volks- republik China verfolgt die soge- nannte Ein-China-Politik. Hierzu werden das Festland und Taiwan ge- zählt. Ein unabhängiger Sitz Tai- wans in den internationalen Organi- sationen ist nicht Teil dieser Politik.

Auf Druck Chinas ist Taiwan zudem international kaum de jure als eigent- ständiger Staat anerkannt. Mitte Mai teilte die taiwanesische Regierung mit, dass die Bewerbung für Tai- wans Mitgliedschaft in der WHO nicht auf die Tagesordnung der 60.

World Health Assembly gesetzt wur- de. Bereits im April habe das WHO- Sekretariat unter der Führung der Generalsekretärin Margret Chang ei- ne Beratung über eine Mitgliedschaft des Landes abgelehnt.

Taiwan verfügt über ein gut funk- tionierendes Gesundheitssystem. 80 Prozent der Patienten seien glück- lich, die Ärzte seien es nicht, be- schreibt Peter Chang, Abgeordneter der Regierungsorganisation Taiwan International Health Action, das Ge- sundheitssystem in Taiwan. Zu viel Arbeit und zu wenig Einkommen, das kenne man auch aus Deutsch- land. Seit 1995 gibt es eine nationale Krankenkasse, die National Health Insurance, in der 96 Prozent der Tai- waner versichert seien. Auf einen

Arzt kommen circa 660 Patienten.

Jeder Patient erhält eine sogenannte IC Card, die der deutschen Kran- kenkassenkarte sehr ähnlich ist. Seit 2002 werden einige Basisdaten hierauf gespeichert. Vertrauliche In- formationen wie zum Beispiel eine HIV-Infektion werden nicht ver- merkt.

Der westlichen Medizin steht in Taiwan immer noch die traditionelle chinesische Medizin gegenüber. Et- wa bis zu 15 Prozent der Bevölke- rung nutzten diese Form der Be- handlung, so Dr. Yuh-Hsinag Yeh, Chefarzt der traumatologischen Ab- teilung des Hospital of Traditional Chinese Medicine in Taipeh. Das Krankenhaus bietet – trotz großer Bettenzahl – ausschließlich ambu- lante Behandlungen an. Neben der- matologischen und gynäkologischen

Beschwerden versorgen die dort be- schäftigen Ärzte auch Erkrankun- gen aus der Inneren und traumatolo- gischen Medizin. Akupunktur und Pflaster mit verschiedenen Kräutern sollen helfen, die Beschwerden zu lindern. Zur Herstellung der zahlrei- chen Kräutermischungen gibt es im ersten Stock ein Labor, in dem unter anderem zu Themen wie Asthma und Kosmetologie geforscht wird.

Die meisten der 13 dort beschäf- tigten Ärzte haben zunächst Allge- meinmedizin studiert und sich dann zusätzlich ausbilden lassen. Das Krankenhaus bietet Seminare an, die eine solche Fortbildung ermög- lichen.

Häufig sei die traditionelle chine- sche Medizin als eine zusätzliche Behandlung zu verstehen und erset- ze nicht die westliche Medizin. Dr.

Yeh berichtet von einer 30-jährigen Frau, die sich das Schienbein gebro- chen hatte. Für die Behandlung wählte sie eine Kombination aus westlicher und traditioneller chine- sischer Medizin. Auch mit Krebspa- tienten hat Yeh gute Erfahrung ge- sammelt. Ihnen könne man beson- ders bei Schwächegefühlen gut hel- fen, denn für viele solcher Fragen habe die westliche Medizin keine Lösungen. Hier könne die traditio- nelle chinesische Medizin gute Hil- fe leisten. „Es gibt eben nicht nur ein gültiges System der Medizin“,

so Dr. Yeh. I

Sunna Gieseke Sicherer Trans-

port:

Für SARS-Patienten sind im Taipeh-City- Hospital diese Zelte vorgesehen.

Akupunktur gegen Schmerzen:Die traditionelle chinesische Medizin spielt in Taiwan immer noch eine große Rolle.

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