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Ventrikelthrombose nach akutem
Myokardinfarkt
Wegen der potentiellen Gefahr des Auftretens systemarterieller Embo- lien zählt die linksventrikuläre Thrombose zu den gefürchteten Komplikationen eines akuten Myo- kard i nfarktes.
Die Diagnose eines linksventrikulä- ren Thrombus mit Hilfe nichtinvasi- ver Methoden ist daher von erhebli- cher therapeutischer und prognosti- scher Bedeutung.
R. W. Asinger und Mitarbeiter haben unter Verwendung der zweidimen- sionalen Echokardiographie serielle Verlaufsbeobachtungen bei 70 Pa- tienten mit akutem transmuralem Myokardinfarkt durchgeführt, um bei ihnen möglichst frühzeitig eine eventuelle Thromboseentstehung im linken Ventrikel festzustellen. Als Ergebnis ihrer Untersuchungen stellte sich heraus, daß die Infarktlo- kalisation ein entscheidendes Krite- rium für die Entwicklung einer Thrombose im linken Ventrikel ist:
Bei 35 Patienten mit akutem Hinter- wandinfarkt war in keinem Fall eine linksventrikuläre Thrombose nach- weisbar. Dagegen wurde bei 12 der 35 Patienten mit akutem Vorder- wandinfarkt eine Thrombose im lin- ken Ventrikel aufgedeckt. Durch- schnittlich am 5. Tag (± 3 Tage) nach dem akuten Ereignis wurde die Thrombose echokardiographisch diagnostiziert. Ferner zeigte sich, daß alle Patienten mit linksventriku- lärer Thrombose eine ausgeprägte Bewegungsstörung in Form einer Akinesie oder einer Dyskinesie im Bereich der Herzspitze aufwiesen.
Von den 35 Patienten mit akutem Vorderwandinfarkt fanden sich in 26 Fällen echokardiographische Hin- weise für das Vorliegen einer apika- len Akinesie oder Dyskinesie, 12 die- ser 26 Patienten (46 Prozent) entwik- kelten eine linksventrikuläre Throm- bose.
Schlußfolgerung: Die Ausbildung ei- ner apikalen Bewegungsstörung im Verlauf des akuten Vorderwandin-
farktes ist als entscheidender Risi- kofaktor für die Entstehung einer wandständigen Thrombose im lin- ken Ventrikel anzusehen. Bei Patien- ten mit Hinterwandinfarkt oder mit Vorderwandinfarkt ohne apikale Be- wegungsstörung ist dagegen kaum mit dem Auftreten einer linksventri- kulären Thrombose zu rechnen. Mac
Asinger W. R.; Mikell, F. L.; Eisperger, J.;
Hodges, M.: Incidence of left-ventricular Thrombosis after acute transmural myocardial lnfarction — Serial Evaluation by Two-Dimen- sional Echocardiography, The New Engl. J. o.
Med. 305 (1981), Dr. Asinger, Cardiology Sec- tion, Hennepin County Medical Center, 701 Park Ave. S., Minneapolis, MN 55415
Ultraschall —
Verfahren der Wahl bei Gallensteinen
Die Untersuchung der Gallenblase mit einem Real-time-Gerät muß heu- te als Verfahren der Wahl bei Ver- dacht auf Gallensteine angesehen werden. Innerhalb von weniger als fünf Minuten läßt sich auf diese Wei- se eine diagnostische Aussage ge- winnen, die deutlich besser ist als die einer oralen Cholezystographie.
Bei 313 Patienten, bei denen die Dia- gnose später durch eine Cholezyst- ektomie überprüft wurde, lag die diagnostische Treffsicherheit bei 96 Prozent. Fünf Untersuchungen wa- ren falsch negativ, eine falsch posi- tiv und zwei fraglich. Bei 124 Patien- ten wurden prospektiv Ultraschall und orales Cholezystogramm einge- setzt. Bei 5 Patienten fanden sich echographisch Steine, die röntgeno- logisch nicht nachgewiesen worden waren. Umgekehrt entging kein röntgenologisch gefundener Gallen- stein dem sonographischen Nach- weis. Bei einer Sensitivität von 98 Prozent und einer Spezifität von 93,5 bis 97,7 Prozent sollte die Sonogra- phie bei Gallenblasenerkrankungen die Röntgendarstellung der Gallen- blase ablösen.
Cooperberg, P. L.; Burhenne, H. J.: Realtime ultrasonography, Diagnostic technique of choise in calculous gallbladder disease, N.
Engl. J. Med. 302 (1980) 1277-1279 — Depart- ment of Diagnostic Radiology, Vancouver Ge- neral Hospital, 855 W. 12th Ave., Vancouver, BC, Canada, V5Z 1 M9
Dauertherapie bei disseminiertem Hodenkarzinom
Eine prospektive Studie über den Wert einer Langzeittherapie bei dis- seminiertem Hodenkarzinom führ- ten Einhorn und Mitarbeiter durch.
Die in die Studie einbezogenen 171 Patienten wurden entweder aus- schließlich chemotherapeutisch be- handelt, oder es wurde, nachdem durch Chemotherapie eine Zeltre- duktion erzielt worden war, an- schließend eine chirurgische Resek- tion des restlichen Teratoms ver- sucht.
Die einleitende Chemotherapie er- folgte randomisiert entweder mit Cisplatin, Vinblastin und Bleomycin oder mit diesen Medikationen plus Doxorubicin.
Durch Chemotherapie wurde bei 113 Patienten eine vollständige Remis- sion erzielt, bei 19 Männern wurde der Resttumor erfolgreich reseziert.
Von den ursprünglich 171 Patienten wurden 113 entweder einer Nachbe- handlung in Form einer Dauerthera- pie mit Vinblastin (58 Patienten) un- terzogen — oder nachdem die Thera- pie zur Remission geführt hatte, kei- ner weiteren Behandlung (55 Patien- ten) mehr unterzogen.
Bei den weiterbehandelten Patien- ten lag die Rezidivquote bei 9 Pro- zent, bei den unbehandelten bei 7 Prozent.
Die Autoren ziehen aus ihren Ergeb- nissen den Schluß, daß sich der the- rapeutische Wert von Cisplatin, Vin- blastin und Bleomycin bestätigt hat und daß sich eine Dauermedikation mit Vinblastin zur Nachbehandlung des disseminierten Hodenkarzinoms als überflüssig erwiesen hat. Nre
Einhorn, L. H.; Williams, S. D.; Troner, M.;
Birch, R.; Greco, F. A.: The rote of mainte- nance therapie in disseminated testicular cancer, The New Engl. J. Med. 305 (1981) 727-731, Dr. Einhorn, Indiana University Medi- cal Center, 1100 W. Michigan St., Indianapolis, IN 46223, USA
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 3 vom 22. Januar 1982 65 Ausgabe A/B