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Archiv "Schlankheitsmittel: Aufgeflogen" (15.09.1995)

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van Coesens' Rezept eines offenbar gefährli- chen Schlankheitsmittels scheint nicht nur im Grenzraum Eifel und Ardennen verbreitet ge- wesen zu sein. Als Geheimtip kur- sierte es durch das ganze Land. An der Verbreitung und an der Her- stellung waren nicht zuletzt auch Ärzte und Apotheker beteiligt.

Haben sie nicht gewußt, was sie den Frauen (und wohl auch eini- gen Männern), die alles tun woll- ten, um schlank zu werden, da ver- abreichten?

Coesens' Rezept, das jetzt aufgeflogen ist, enthielt 16 ver- schiedene Bestandteile, darunter Seltsames, Ungebräuchliches und Gefährliches. Der Vorsitzende der

Schlankheitsmittel

Aufgeflogen

Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, Prof. Dr. med.

Bruno Müller-Oerlinghausen, fühlt sich an mittelalterliche Re- zepturen von Hexensalben erin- nert und urteilt: „Im Falle der letz- ten Todesfälle durch obskure

‚Schlankheitsmittel' haben einige Ärzte entweder bewußt ein tödli- ches Risiko des Profits halber in Kauf genommen, oder sie haben alles vergessen, was sie jemals in ihrer pharmakologischen Ausbil- dung gelernt haben sollten."

Die Ärzte und Apotheker, die wissentlich oder grob fahrlässig ih- re Patienten(innen) mit Coesens' oder anderen Rezepturen gefähr- det haben, müssen zur Verantwor- tung gezogen werden. Aber auch

die Behörden, die zum Teil früh- zeitig informiert worden sind, soll- ten Rechenschaft darüber abge- ben, weshalb sie nicht früher tätig wurden.

Ob all die Frauen (und Män- ner), die einem Schlankheitsideal huldigen, das möglicherweise für sie gar nicht paßt, aus dem Fall ei- ne Lehre ziehen, sei dahingestellt.

Offensichtlich sind der Mei- nungsterror der Mitwelt und der Druck, unter den man sich selbst stellt, derart groß, daß man selbst riskanten, zugeflüsterten Geheim- tips folgt — nicht um wie durch ein Wunder von einer lebensbedrohli- chen Krankheit geheilt zu werden, nein, sondern schlicht um dünner zu werden. NJ

UN-VVe tfrauenkonferenz

Ungewohnte Koalitionen

D

ie Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Peking, die diese Woche endet, hat anfangs vor allem we- gen des Gebarens der Gastgeber für Aufmerksamkeit gesorgt.

Wirklich überrascht sein konnte jedoch niemand über die Bespitze- lungen und Behinderungen — Chi- na ist kein demokratisches Land.

Überraschender ist eher manche Allianz in Peking, gerade zu Fra- gen der Gesundheit.

Zwar wäre es naiv anzuneh- men, daß Frauen aus aller Welt sich inzwischen ohne Debatten auf Kernaussagen zu Empfängnisver- hütung und Schwangerschaft eini- gen können. Zu glauben, man kön- ne diese Themen einfach ausspa- ren, wäre aber ebenfalls naiv. Die gesundheitlichen Gefahren für Frauen durch HIV-Infektionen sind ein wichtiges Thema im zu diskutierenden Handlungskon-

zept, der sogenannten Aktions- plattform. Andere sind sexuelle und geschlechtsbedingte Gewalt.

Um Aussagen zu Schwangerschaft und Verhütung kommen die Frau- en in Peking also gar nicht herum.

Das gilt auch aus einem anderen Grund: „Die Fähigkeit der Frau zur Kontrolle ihrer Fertilität bildet eine wesentliche Grundlage für die Ausübung anderer Rechte", heißt es im Entwurf der Aktionsplatt- form zutreffend.

Daß Übereinstimmungen schwer zu erzielen sind in Peking, war klar. Überraschend ist jedoch, welch ungewöhnliche Koalitionen gebildet werden: Repräsentantin- nen etlicher islamischer Staaten und Chinas, so ist zu lesen, wollen verhindern, daß Frauenrechte mit Menschenrechten gleichgesetzt werden. Das hat nichts mit poli- tisch-philosophischen Feinheiten zu tun, sondern mit der Sorge, Un-

terdrückung nicht mehr mit einer Sonderstellung der Frau begrün- den zu können. Ähnliche Überein- stimmung herrscht beim Thema

„reproduktive Rechte der Frauen"

zwischen bestimmten islamischen und katholischen Grüppchen.

So ereignet sich in China ne- ben Neuem auch Bekanntes: Wer die eigene Weltanschauung für Gesetz hält, kann weitergehende Vorstellungen nicht tolerieren.

Zwar hinderte keine Formulie- rung in der Pekinger Deklaration eine Katholikin daran, niemals ab- zutreiben, oder eine islamische Frau, Einschränkungen als frauen- gegeben zu empfinden. Doch in- nerhalb selbstgesetzter Grenzen zu leben und zu akzeptieren, daß sie im Sinne anderer weiter gezo- gen werden — das scheint manchen Frauen in Peking kaum möglich.

Vielleicht, weil so wenige Grenzen wirklich selbst gewählt sind. th Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 37, 15. September 1995 (1) A-2359

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