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Archiv "Infratest: Leistungsboom bei den Kliniken" (08.10.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Sanitätsdienstliche Versorgung kritisiert

— und verteidigt!

Der Deutsche Bundeswehrver- band (DBwV) hat scharfe Kritik an der sanitätsdienstlichen Versor- gung der Bundeswehr-Soldaten geübt. Einem Bericht des Inspek- teurs des Sanitäts- und Gesund- heitswesens zufolge fehlten 30 Jahre nach Aufstellung der Truppe immer noch nahezu 40 Prozent längerdienende Sanitätsoffiziere.

Die ärztliche Versorgung der Sol- daten laste „weitgehend auf den Schultern der g rundwehrdienstlei- stenden Ärzte" (hierzu auch DÄ 33/1986).

Die Soldaten seien nicht länger bereit, so der DBwV, diesen Zu- stand sowie Erschwernisse wie lange Anfahrtswege und Wartezei- ten in Sanitätszentren und Bun- deswehrkrankenhäusern oder die stationäre Unterbringung in Bun- deswehrkrankenhäusern in bis zu 300 Kilometer Entfernung von Wohnort und Familie hinzuneh- men. Der Bundeswehrverband for- dert deshalb, daß Soldaten auch zivile Ärzte am Standort aufsu- chen dürfen beziehungsweise an zivile Gebietsärzte und Kranken- häuser überwiesen werden.

Diese Kritik des DBwV hat der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidi- gung, Peter Kurz Würzbach, ent- schieden zurückgewiesen. Nach seinen Worten hat das Ministeri- um „die notwendigen Maßnahmen eingeleitet, um langfristig den Be- darf an Ärzten nur durch länger- dienende Sanitätsoffiziere abzu- decken". Jährlich würden rund 160 Sanitätsoffiziere eingestellt.

Anfang der 90er Jahre werde der notwendige Bestand erreicht. Die Finanzmittel für den Sanitäts- dienst seien nach dem Regie- rungswechsel (also ab 1982) über- proportional erhöht worden. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr leiste im übrigen pro Jahr rund zwei Millionen ärztliche Behand-

lungen. Bei einem solchen Um- fang sei es unvermeidlich, daß in einem geringen Maße Beanstan- dungen auftreten könnten. Die tägliche Praxis widerlege die Kritik des Bundeswehrverbandes ein- drucksvoll. Nicht zuletzt die grundweh rd ienstleistenden Ärzte glichen zum Teil mangelnde Er- fahrung durch besondere Einsatz- und Leistungsbereitschaft aus.

„Im übrigen verweise ich in die- sem Zusammenhang auf unsere Bundeswehrkrankenhäuser, die einen hervorragenden Platz in der Bundesrepublik einnehmen und einen auch international aner- kannten Ruf haben", hob Würz- bach hervor. rei

Infratest:

Leistungsboom bei den Kliniken

Die überproportionalen Ausga- bensteigerungen der Krankenkas- sen für die stationäre Krankenpfle- ge sind in erster Linie auf die in den letzten sechs Jahren erheb- lich erhöhten Leistungssteigerun- gen vor allem im Bereich der pa- tientenorientierten Leistungen zu- rückzuführen. Zu dieser Feststel- lung kommt eine Untersuchung von Infratest Gesundheitsfor- schung, München, im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (DKG), Düsseldorf. Die Lei- stungen in Akutkrankenhäusern (Hotel-, verwaltungs- und patien- tenorientierte Leistungen) sind von 1978 bis 1984 um 34 Prozent

Bremen: Kritik am „Ortsgesetz"

Erhebliche Kritik zu dem vom Bre- mer Gesundheitssenator Herbert Brückner (SPD) Ende Januar 1986 vorgelegten Entwurf für ein neues

„Krankenhausbetriebsgesetz"

(KHBG) hat jetzt (nach Anhörung der Betroffenen) der Präsident der Ärztekammer Bremen, Dr. Karsten

gestiegen. Die preisbereinigten Ausgaben der Krankenversiche- rung haben sich demgegenüber lediglich um 18,1 Prozent erhöht.

Für die DKG ergibt sich daraus, daß die Zunahme der Kranken- hausleistungen für die Kranken- kassen zu weniger als fünfzig Pro- zent ausgabenwirksam wurden.

Die Personalbesetzung in Akut- krankenhäusern nahm nur um 11 Prozent zu. Für sich allein be- trachtet, stiegen die patienten- orientierten Leistungen der Häu- ser von 1978 bis 1984 um 52,1 Pro- zent. Die Veränderung des medizi- nischen Behandlungsaufwandes je Pflegetag betrug 78,3 Prozent.

Insgesamt fünf Leistungsindikato- ren wurden ermittelt:

I> Veränderungen des individuel- len Pflegeaufwandes je Pflegetag:

+ 19,7 Prozent;

I> Veränderung des medizini- schen Behandlungsaufwandes:

+ 78,3 Prozent;

I> Veränderung der patienten- orientierten Leistung je Pflegetag für den tagesbezogenen Pflege- und den medizinischen Behand- lungsaufwand: + 56,8 Prozent;

> Veränderungen der gesamten patientenorientierten Leistungen:

+ 52,1 Prozent;

I> Veränderungen der gesamten Krankenhausleistungen, in deren Berechnung neben patienten- orientierten Leistungen auch die Leistungen für Unterkunft und Verpflegung der Patienten sowie die Verwaltungsleistungen einge- hen: + 34,0 Prozent. HC

Vilmar, in einer schriftlichen Ein- gabe an den Senat angemeldet. Es geht bei diesem Rechtsakt („Orts- gesetz über den Betrieb der kom- munalen Krankenhäuser in der Stadtgemeinde Bremen") um die Verselbständigung der kommuna- len Krankenhäuser und um „Voll- zug" einer am 5. September 1985 getroffenen Vereinbarung zwi- schen der Stadt Bremen und den Landesverbänden der Kranken- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 41 vom 8. Oktober 1986 (27) 2753

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

kassen über die umstrittenen Pfle- gesätze von 1980 bis 1985. Die Stadt Bremen ist zu einer millio- nenträchtigen Nachzahlung ver- pflichtet worden.

Die Ärztekammer Bremen begrüßt zwar die Bestrebungen, die kom- munalen Krankenhäuser rechtlich zu verselbständigen, befürchtet je- doch, daß mit diesem Gesetz le- diglich „formal" der Vereinbarung versprochen werden soll. Trotz ei- ner übergroßen Anzahl von Einzel- bestimmungen sei nicht absehbar, wie der Senator das Ortsgesetz ausgestalten wolle, schreibt Vil- mar. Besonders kritisiert die Kam- mer, daß die Direktion der Kliniken zu einer „kooperativen Zusam- menarbeit" verpflichtet werden soll, der Vorsitz der Direktion aber an den Verwaltungsdirektor über- gehe. Ferner wird moniert, daß der Verwaltungsdirektor faktisch ein Veto-Recht bei den Beschlüssen des Direktoriums eingeräumt be- komme. Dadurch werde nicht un- beträchtlich die Einhaltung des Wirtschaftsplanes beeinträchtigt.

Hingegen werden dem ärztlichen Direktor keine vergleichbaren In- terventionsrechte eingeräumt, ins- besondere dann, wenn die Patien- tenversorgung aufgrund zusätz- licher Wirtschaftlichkeitsauflagen gefährdet werde. Die ungleichen Kompetenzen korrespondierten jedenfalls nicht mit den weitrei- chenden Aufgaben und Verant- wortungsbereichen des ärztlichen Direktors für sämtliche notwendi- gen ärztlich-medizinischen Ent- scheidungen, kommentiert Vilmar.

Auch enthalte der Entwurf Hinwei- se darauf, daß sich der Gesund- heitssenator nicht auf eine reine Aufsichts- und Trägerfunktion be- schränken, sondern vielmehr auch Betriebsführungsaufgaben über- nehmen wolle. Denn er werde zum Erlaß von „Richtlinien" ermäch- tigt, die vital in die Organisations- hoheit und die Personalverantwor- tung der Träger und leitenden Krankenhausmitarbeiter eingrei- fen. Es ist beabsichtigt, das Bre- mer Ortsgesetz bis Ende 1986 in Kraft zu setzen. HC

Sozialgeschichte:

Die Sicht

der Wissenschaftler ändert sich

Innerhalb der Forschung, auch der geisteswissenschaftlichen, galt es lange als Dogma, daß Sinn- fragen (etwa die nach dem Nutzen und Nachteil von Forschungser- gebnissen) unwissenschaftlich seien. Zunehmend aber wird die Wissenschaft als soziale Macht er- fahren, die neben den Wohltaten des Zivilisationsprozesses gleich- zeitig universelle Katastrophen er- zeugen kann. Daß diese Beunruhi- gung großer Teile der Bevölke- rung jetzt ein Echo innerhalb der Wissenschaft findet, zeigte sich auch jüngst bei einer Veranstal- tung in Lübeck:

Dort fand kürzlich unter der Lei- tung von Professor Dietrich von Engelhardt (Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der Medizinischen Universität) die 24.

Tagung der „Gesellschaft für Wis- senschaftsgeschichte" statt. Zum ersten Mal wurde über die „Sozial- geschichte der Wissenschaften"

gesprochen. Ausdrücklich be- schäftigte sich mit dieser Thema- tik der Vortrag des Tübinger Arz- tes und Theologen Professor Diet- rich Rössler.

Die Entscheidung für die Sozialge- schichtsschreibung der Wissen- schaften zeugt von der veränder- ten Sichtweise der Historiker. Im Versuch, die Entwicklung der Wis- senschaften nicht mehr isoliert als Aneinanderreihung großer Ideen, sondern als integralen Bestandteil der sich verändernden Gesell- schaft zu betrachten, liegt bereits der Aktualitätsbezug. In der So- zialgeschichte der Wissenschaf- ten sollen untersucht werden: das wirkliche Verhalten des einzelnen Forschers; die Interessen, die die- ser vertritt; die Auftraggeber, die seine Projekte finanzieren; die Gründe für das Scheitern anderer wissenschaftlicher Entwürfe, die neben den erfolgreichen existiert

haben — um nur die wichtigsten Fragen zu nennen. Indem man die Widersprüche der sozialen Welt und die Rolle der Wissenschaften in ihr versteht, bekommt man ein Instrumentarium, das auch gegen- wärtige Prozesse begreifen lehrt und möglicherweise dazu beitra- gen kann, mit der Forschung an- ders als bisher umzugehen.

Die einzelnen Beiträge der Tagung spannten einen Bogen von der

„sozialen Lebens- und Arbeits- form an deutschen Universitäten

im 18. und 19. Jahrhundert" bis zu den sozialpolitischen Vorurteilen den ersten Ärztinnen gegenüber.

Stellvertretend sei hier auf den Vortrag des amerikanischen Histo-

rikers William Woodward hinge- wiesen, der über die „Geltung und Wirkung deutscher Gelehrter in der wissenschaftlichen Welt des 19. Jahrhunderts" sprach.

Ausgehend von der neueren Lite- ratur zu seinem Thema gab der Referent die Grundlinien für eine sozialhistorische Untersuchung der wissenschaftlichen Welt im 19.

Jahrhundert an: Die Beziehung der Wissenschaftler zum Staat, ih- re Lebensbedingungen, ihre Kon- takte untereinander, die Zeitschrif- ten und die Universitäten üben ei- nen wesentlichen Einfluß auf Ziele und Ergebnisse wissenschaft- licher Forschung aus.

Daß das Programm einer zu entwickelnden Sozialgeschichts- schreibung der Wissenschaft noch keine Vorentscheidung für eine bestimmte historische Metho- de darstellt, zeigte Dietrich von Engelhardt in seiner. abschließen- den Bemerkungen.

Eine Möglichkeit, die Komplexität der Wirklichkeit zu erfassen, ist dem Lübecker Medizinhistoriker zufolge die Philosophie Hegels, die ein Modell darstellt, die Wider- sprüche zwischen der sozialen Welt und den wissenschaftlichen Theorien zu verstehen. Dieses Programm gilt es nun zu konkreti- sieren.

Dr. Rüdiger W. Schmidt 2754 (28) Heft 41 vom 8. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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