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Prof. Dr. med. habil. Albrecht Gläser zum 80. Geburtstag

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Prof. Dr. med. habil.

Albrecht Gläser zum 80. Geburtstag

Albrecht Gläser wurde am 27. 7. 1928 in Chemnitz geboren. Er verlebte Kindheit und Jugend in Westsachsen.

Trotz Unterbrechung seiner Gymnasi- alausbildung durch einen Lufthelfer- einsatz am Kriegsende wuchs er in einem Elternhaus auf, das ihm eine tiefe humanistische Ausbildung ver- mittelte. Nach dem Abitur studierte er von 1947 bis 1953 in Leipzig Medizin und promovierte sich im April 1953. Nach dem anschließen- den Pflichtjahr absolvierte er ein Jahr Innere Medizin sowie 1.5 Jahre Patho- logie. Danach trat er unter dem Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Uebermuth im Januar 1953 in die Chirurgische Universitätsklinik ein. In Herbert Uebermuth, dem jüngsten und letzten Schüler des großen Payr, fand er seinen wichtigsten Lehrer und Förderer. Er erhielt unter Ueber- muth eine breit gefächerte und fun- dierte chirurgische Ausbildung, die damals noch die Traumatologie und die Urologie einschloss. Die Chirurgi- sche Universitätsklinik verfügte über ein eigenes histologisches Labor, in dem alle Operationspräparate ein- schließlich der intraoperativen Schnell- schnitte befundet wurden. Bei steter Beratung durch das Pathologische Institut war Albrecht Gläser von 1958 bis 1968 verantwortlicher Leiter dieses Labors. Diese Kombination bil- dete das Fundament seiner wissen- schaftlichen Arbeit, der Beschäfti- gung mit der klinischen Pathologie

der Geschwülste, die sich unter anderem in fünf Monographien nie- derschlug. Nach seiner Facharztaner- kennung für Chirurgie avancierte Albrecht Gläser rasch 1960 zum Oberarzt, habilitierte sich 1961 und wurde Dozent. Von 1962 bis zum Ausscheiden aus der Leipziger Chir- urgischen Universitätsklinik 1983 war er 1. Oberarzt und einziger Chefstell- vertreter. Die Berufung zum Professor mit Lehrauftrag erfolgte 1966, zum ordentlichen Professor für Chirurgie 1969. Mehrere Berufungen als Chef an andere Universitätsklinken schei- terten, da der hierfür zur Bedingung gemachte Parteieintritt von Gläser abgelehnt wurde. Trotz Parteilosig- keit erfolgte 1983 endlich die Beru- fung zum Direktor der Chirurgischen Klinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die noch alle Sub- disziplinen als Abteilungen unter einem Dach vereinigte. Hier erlebte er die Wende und seine Neuberu- fung nach neuem Recht. Ende 1994 schied Albrecht Gläser altersbedingt durch Emeritierung aus dem Chirur- giedienst aus.

Albrecht Gläser war ein leidenschaft- licher Operateur. Unter genauer Be - achtung anatomischer Strukturen und strenger Berücksichtigung des pathologisch-anatomischen Befun- des führte er die Operationen – für seine Assistenten und Mitarbeiter gleichzeitig Lehroperationen – durch.

Basierend auf seiner breit gefächer- ten operativ-technischen Ausbildung führte er Anfang der 60-ziger Jahre mit der Wippleschen Operation die moderne Pankreaschirurgie erfolg- reich in das Repertoire der Leipziger Klinik ein. Etwas später folgten die Hemipelvektomie und die erste Evis- zeration des kleinen Beckens mit Neoblase und Anus praeter. Er arbei- tete ständig an der Vervollständi- gung der Krebsoperationen im Kopf- Halsbereich, im und am Thorax, an der Mamma, der Schilddrüse, am oberen und unteren Gastrointestinal- trakt und an den Weichteilen. Neben einer Vielzahl von Publikationen in Fachzeitschriften erschienen die Er - gebnisse seiner hierzu sehr intensi- ven Arbeiten auch als Monographie.

Die Interdisziplinarität der Tumordia- gnostik und -behandlung frühzeitig

klar erkennend, gründete er in Leip- zig Ende der 60-ziger Jahre die inter- disziplinäre „Arbeitsgemeinschaft kli- nische Onkologie“. Ziel war die Stan- dardisierung der Diagnostik und The- rapie von Patienten mit Geschwulst- erkrankungen. Für 11 Tumorerkran- kungen wurden damals unter seiner Federführung Diagnostik- und Thera- piestandards formuliert und auf wöchentlichen Veranstaltungen der Akademie für ärztliche Fortbildungen diskutiert und verbreitet. Die Chirur- gische Klinik in Leipzig wurde so unter seinem Einfluss zu einem über- regionalen Zentrum für Onkologie.

Mit gleich großem Elan entwickelte er nach Übernahme des Direktorates der Chirurgischen Klinik der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg auch diese Klinik zu solch einem Zen- trum.

Trotz der hohen zeitlichen Adsorp- tion durch administrative Aufgaben und der umfangreichen klinischen Arbeit umfasste das wissenschaftli- che Werk Gläsers 112 Publikationen und 312 Vorträge, 5 allein von ihm verfasste Monographien (4 Bände

„Klinische Pathologie der Geschwüls- te“, und „Krebsoperationen“) und weitere zahlreiche Beiträge in Lehr- büchern und Monographien sowie Arztbiographien, die seinem beschei- denen Charakter entsprechend hier nicht aufgelistet werden sollen. Er betreute weit über 100 Doktoranden und Diplomanden, 8 Mitarbeiter habi- litierten sich unter seiner Leitung. Er war Mitherausgeber mehrer medizi- nischer Fachzeitschriften und ge - hörte deren Beirat an. Albrecht Glä- ser war Mitglied zahlreicher chirurgi- scher und onkologischer Fachgesell- schaften, so unter anderem seit 1958 der Deutschen Gesellschaft der Natur- forscher und Ärzte, seit 1959 der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

Seit ihrer Gründung 1968 war er im Vorstand der Gesellschaft für Ge - schwulstbekämpfung der DDR, deren Vorsitzender er von 1981 bis 1987 war, tätig. Außerdem gehörte er der European Association for Cancer Re - search an. Mehrere regionale Chirur- gen- und Krebsgesellschaften wähl- ten ihn nach langjähriger Tätigkeit als Vorsitzender zum Ehrenmitglied.

1984 erhob ihn die „Sächsische Aka- Personalia

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demie der Wissenschaften“ in Wür- digung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Krebstherapie zu ihrem Mitglied.

Albrecht Gläser war als einziger Pro- fessor niemals im Vorstand der Ge - sellschaft für Chirurgie der DDR. So brachte die politische Wende in Deutschland die späte, aber ver-

diente Würdigung für Albrecht Glä- ser. Er wurde als einziger Ostdeut- scher von 1990 bis 1993 in das Prä- sidium der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie sowie von 1990 bis 1994 in den Vorstand der Deutschen

Krebsgesellschaft kooptiert.

Albrecht Gläser war nicht nur ein unbeugsamer Mensch, mitfühlender Arzt und hervorragender Chirurg. Er

war im Besonderen auch ein akade- mischer Lehrer mit menschlicher Wärme und seltener Großzügigkeit, die viele von uns bewegte und prägte. Vielen Dank! Herzlichen Glückwunsch ad multos annos!

Manfred Schönfelder, Leipzig Peter Würl, Ulm

Personalia

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