Vorwort und Danksagung
Meine Beschäftigung mit der Energiewende in Studium und Beruf ließ mich im Jahr 2009 auf Energiegenossenschaften aufmerksam werden. Das Phänomen inte- ressierte mich, weil ich damals den Eindruck gewann, dass die Energiewende mehr als ein technologischer Wandel der Energieerzeugungsformen sein würde.
Mich beschäftigte die Frage, wie man das gesamtgesellschaftliche Transforma- tionsprojekt Energiewende organisieren sollte und welche Alternativen es zu den vorwiegend staatlichen Stadtwerken und den Investor-orientierten Energieversor- gern gab. Diese Fragestellung war für mich der Einstieg in ein tieferes Studium der Transaktionskostentheorie.
Die Transaktionskostentheorie bietet faszinierende Erklärungen für die Existenz von zahlreichen Organisationsformen und differenziert diese anhand ihrer Governance.
So kann man mit ihr die Nützlichkeit von genossenschaftlicher Governance auf dem sich wandelnden Energiemarkt begründen. Allerdings bietet die Transaktionskosten- theorie wenig Einblick in den konkreten Entstehungsprozess von Governance, insbe- sondere bei Genossenschaften. Dieser Entstehungsprozess schien mir jedoch sehr interessant, da sich bei näherer Betrachtung der neu entstandenen Energiegenossen- schaften zeigte, dass diese eine große Heterogenität ihrer Governance aufwiesen. So formulierte ich die Forschungsfrage: Wie entsteht die Governance der hybriden Organi- sationsform Genossenschaft?
Ein tieferes Verständnis der Entstehung genossenschaftlicher Governance und der Ursachen ihrer vielfältigen Erscheinungsformen würde dazu beitragen, die Funktionsweise und Verbreitung von Genossenschaften besser erklären zu können.
Mit der an die Forschungsfrage anknüpfenden Dissertation verfolgte ich daher drei Ziele: 1. den Governance-Entstehungsprozess von Genossenschaften besser zu ver- stehen, 2. die Genossenschaft hinsichtlich ihrer Governance zu differenzieren und 3. Faktoren zu identifizieren, die die Entstehung der genossenschaftlichen Governance beeinflussen.
Die Beantwortung der Forschungsfrage erschien mir zudem umso gewichtiger, als Genossenschaften für die Koordination von Transaktionen weltweit große Be- deutung besitzen. Darüber hinaus weisen Genossenschaften einzigartige Merkmale auf wie die Identität von Nutzer und Eigentümer oder das Pro-Kopf-Stimmrecht, die ihnen gegenwärtig neue Popularität in der gesellschaftlichen Debatte über alterna- tive Wirtschaftsformen verschaffen.
Meine persönliche Auseinandersetzung mit Energiegenossenschaften mündete nicht ausschließlich in der vorliegenden Doktorarbeit. Über das Untersuchungsob- jekt Energiegenossenschaft entstanden Kontakte zu anderen Wissenschaftlern, von denen ich hier insbesondere Lars Holstenkamp, Julian Sagebiel und Jens Rommel nennen und danken möchte. Mit ihnen und weiteren gründete ich das Forschungs- netzwerk„Genossenschaften in der Energiewende“und es entstanden mehrere ge- meinsame Veröffentlichungen – alle mit Bezug zu Energiegenossenschaften. Aber
https://doi.org/10.1515/9783110611151-203
auch meine berufliche Tätigkeit orientierte ich in den letzten Jahren an der Fragestel- lung, wie eine organisationale Transformation des Energiemarktes gelingen könnte, und so arbeitete ich für die Beteiligungsgesellschaft der GLS Gemeinschaftsbank eG an Konzepten zur Risikokapitalfinanzierung von Energiegenossenschaften und enga- gierte mich ehrenamtlich im Bündnis Bürgerenergie e. V.
Eine ganze Reihe besonderer Menschen begleitete mich während dieser Zeit, denen ich hier danken will. Zuvorderst möchte ich meinem Doktorvater Professor Dr. Till Talaulicar für seine hervorragende Unterstützung in den vergangenen Jah- ren danken. Sein forderndes Interesse, sein kritischer Blick und sein fundierter Rat waren für mich Haltepunkte, an denen ich meine Arbeit auf- und ausrichten konnte. Mit tiefer Bewunderung für sein Können und größtem Respekt möchte ich ihm hier dafür danken, dass er mir als Doktorvater zur Seite stand. Ebenso möchte ich Professor Dr. Markus Hanisch für seine fachliche Begleitung und seinen Rat in den vergangenen Jahren danken. Die genossenschaftswissenschaftliche Plattform, die er an der Humboldt-Universität zu Berlin geschaffen hat, war für mich das Ein- gangstor in eine Gemeinschaft aus Genossenschafts-Forschern. Zum Gelingen die- ses Forschungsvorhabens hat auch die finanzielle Unterstützung der „Stiftung Neue Energie“und der„Daniela und Jürgen Westphal-Stiftung“beigetragen. Bei- den gilt mein herzlicher Dank.
Auch meinem privaten Umfeld möchte ich herzlich danken, ohne hier alle ein- zeln erwähnen zu können. Ich danke meiner Familie und insbesondere meinen El- tern für all ihre Unterstützung. Zudem bin ich meinem Freund Mario Clemens in tiefer Dankbarkeit für den persönlichen und fachlichen Austausch in den vergange- nen Jahren verbunden. Ganz besonders gilt mein Dank aber meiner geliebten Frau Kristine für ihre Ermutigungen in Momenten des Zweifels, ihre ausdauernde Geduld und ihren wertvollen Rat.
Jakob R. Müller Bochum, Mai 2019 X Vorwort und Danksagung