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Professionen positionieren sich in der Öffentlichkeit; sie bilden neben Staat und Wirtschaft eine dritte Instanz, welche – zumindest in den heutigen westlichen Ländern – massgebend Einfluss nimmt auf die Gesellschaft und ihre Organisation. Professionen gestalten politische und gesellschaftliche Veränderungen aktiv mit und passen ihr Selbstverständnis den entsprechenden Zeichen der Zeit an. Sie hüten ihren Wissenskorpus und konzipieren die Ausbildungen ihres Nachwuchses mit. Zudem bestimmen sie ihr Verhältnis zu ihren Klienten und die Kontexte, in welchen sie ihren Klienten begegnen.
Kann der Lehrberuf als Profession bezeichnet werden?
Falls ja: wie bewegt sie sich im gesellschaftlichen Kon- text, wo nimmt sie Einfluss, wo setzt sie Zeichen? Wenn nein: wo unterscheidet sich der Lehrberuf von typischen Professionen – mit Blick auf gesellschaftliche Einfluss- nahme, Gestaltungsspielräume oder Position gegenüber Wirtschaft und Staat? Auf dem Hintergrund der laufenden Veränderungen im eigenen Tätigkeitsfeld, im Verständnis des Berufsauftrags sowie im Verhältnis zwischen Lehr- person und ihren Kunden, ist es wichtig zu fragen: Unter welchen Bedingungen können diese Veränderungen zur Professionalisierung von Lehrpersonen beitragen?
Die Forderung nach Professionalisierung des Lehrberufs, welche in den gegenwärtigen Reformen mitschwingt, er- fordert eine Klärung, was denn unter «Profession» oder
«Professionalisierung» zu verstehen ist. In einem ersten Beitrag loten Sabina Larcher Klee und Judith Hollenweger die Spannungsfelder aus, welche sich auftun, wenn das Praxisfeld Schule, die Ausbildungsinstitutionen und die Bildungsverwaltung sich in einem immer komplexer und globaler werdenden Kontext zu professionalisieren haben.
Karl Mäder zeigt in seinem Beitrag auf, dass die Umset- zung des neuen Volksschulgesetzes als eine Professionali- sierungschance gesehen werden kann, wenn Lehrperso- nen diesen Prozess aktiv mitgestalten und für ihre Selbstbefähigung nutzen können. Ob dies insbesondere den Schulleitungen in den kommenden Jahren gelingt oder nicht, wird ein massgeblicher Einfluss auf die Zu- kunft der Schulen und der Profession haben.
Ungewöhnlich für Professionen ist, dass ihr Berufsauftrag von anderen geklärt wird; denn Professionen haben den Anspruch, dies selber zu tun – natürlich im Dialog mit der Öffentlichkeit und oft auch unter Druck der Wirtschaft und des Staates. Mit dem von Thomas Hermann mode- rierten Gespräch zwischen Elisabeth Hardegger, Karl Mä- der und Alois Suter sollen deshalb nicht nur die ver- schiedenen Facetten dieser wichtigen Diskussion ausgelo- tet, sondern auch ein Dialog initiiert werden.
Im Beitrag von Ruedi Isler wird dem Spannungsfeld nachgegangen, das sich zwischen der zunehmenden Standardisierung und Festlegung des professionellen Handlungsrepertoires einerseits und den wirtschaftlichen und schulpolitischen Entwicklungen in Zeiten des Lehrer- mangels andererseits auftut. Es stellt sich die Frage, wie Lehrpersonen zu aktiven Transformatoren gesellschaftli- cher Veränderungen werden können, die zwar Neues auf- nehmen, aber Haltungen von «anything goes» entschie- den entgegentreten.
Die Auseinandersetzung mit Forderungen nach «mehr Professionalisierung» oder «mehr Profession» darf jedoch nicht zu einer Defizitdebatte werden, so argumentiert Bettina Diethelm. Das Arbeitsfeld «Schule» steht in einem ganz anderen Verhältnis zur Öffentlichkeit als dies etwa bei einem Spital oder Gerichtssaal der Fall ist: Staat und Markt sind nicht nur interessiert an einer hohen Qualität der Leistungen der öffentlichen Schule. Sie haben gegen- über der Schule ein ganz anderes Kontrollbedürfnis, weil sowohl die Sicherung des Staates als auch die Sicherung des Marktes direkt vom Outcome der Schulen abhängig ist. Dies soll zur Kenntnis nehmen, wer allfällige Defizite vor allem bei der Profession selber festzumachen ver- sucht.
Judith Hollenweger, Leiterin Departement Forschung und Entwicklung
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E i n f ü h r u n g i n d e n S c hw e r p u n k t : S c h u l e u n d P ro fe s s i o n a l i tä t
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