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Himj arisch.
Von F. Fratorias.
Auf dem Gebiet der liimj arischen Epigraphilc und Alterthums¬
kunde sind mehrere Arbeiten zu erwähnen, die zum Theil in unserer
Zeitschrift erschienen sind. D. H. Müller erklärte mehrere theil-
weis bisher unveröffentlichte Inschriften, von denen er einige als
gefälscht erkannte, ausserdem behandelte er einzelne in den Inschriften
stehend wiederkehrende Formeln und einzelne grammatische Er¬
scheinungen '). In einer anderen Arbeit erörtei^te derselbe Ver¬
fasser die Nachrichten, welche sich bei den Arabern über die
Himjaren erhalten haben ^). Der jüngere Mordtmann cultivirte
vomehmlich die reale Seite des himjarischen Gebiets ») ; auch ein
Aufsatz allgemeineren Inhalts von Meyer*) beschäftigt sich wenn
auch nur zum kleinsten Theil mit himjarischen Gottheiten. Das¬
selbe himjarisehe Bild mit Inschrift, welches D. II. Müller in
unserer Zeitschrift Bd. 30, S. 115 f. veröffentlicht und besprochen
hat, hatte schon früher, nämlich am 8. Sept. 1873, Haleuy auf
dem Orientalistencongress zu Paris erörteii; ; im Drack ist dieser
Aufsatz indess erst Ende 1876 erschienen 5). Eine Abhandlrmg über
dasselbe Monument von Castainy in den Memoires de la Societe
d'ethnographie ist uns nicht näher bekannt geworden ^). Prideaux
versuchte die bisherigen Ergebnisse der Inschriftenerklärang in
einer grammatischen Skizze zusammenzustellen und gab dazu Inter¬
pretationsproben '). Die Geogi'aphie und Ethnographie Südarabiens
betreffend, so fuhr HaUvy*) fort über seine Reise nach Negrän
zu berichten. Eine wie es scheint mehr historische und ethno-
1) Hlmjarischo Stadion, Von David Heinrich Müller. (Hierzu 3 litiiogr.
Tafeln): ZDMG. Bd. 30, p. 671 ff.
2) Südarabisehe Stadien. Von Dr. David Heinrich Müller. (Aus dera Aprilbeft des Jahrganges 1877 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kaiserl. Akad. der Wissenschaften.) Wien (Gerold) 1877. 82 pp. 8. 1,20 M.
3) Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. Von Dr. J. H. Mordt¬
mann 'jr.: ZDMG. Bd. 31, p. 61 if, 4) S. Heft I, p. 19, No. 156.
5) Tia Stele himyarito de Saba , par J. Halevy : Congriis international des Orientalistes. Compte-rendu de la premiere session. Paris 1873. Tomo deuxifemo.
Paris 1876. p. 307 f
6) S. Friederici Bibliotheca orientalis 1877, No. 41. 1150.
7) A sketch of Sabaean grammar; with examples of translation. By Captain W. F. Prideaux: Transactions of the Society of Biblical Archaeology V, p, 177—224 und 384—425.
8) S. oben p. 101, No. 10.
Prätorius, Himjarisch. 151
gi-aphische Arbeit desselben Verfassers bedauern wir nicht selbst
gesehen zu haben"). Historisches Interesse beanspracht auch ein
von Schröter veröffentlichtes syrisches Schriftstück '•).
Während sich die oben erwähnten Arbeiten nur mit den him¬
jarischen Schriftmonumenten im engeren Sinne beschäftigen, ich
meine soweit dieselben dem Boden Südarabiens angehören, so hat
D. H. Müller es in einer anderen Arbeit auch unternommen, die¬
jenigen aus Syrien herrührenden Inschriften zu entziffern , welche
man den nach Syrien ausgewanderten südarabischen Stämmen zu¬
geschrieben hat*'). Es ist fraglich, ob Müller mit seinem Versuch
(der von Blau's früher angestelltem Versuch durchaus abweicht)
das Eichtige getroffen hat. Denn während freilich Deecke in einer
paläogi-aphischen Arbeit '2) Müller's Entzifferung als im Ganzen
glücklich bezeichnet, so haben, nachdem jetzt durch die endlich
ei-folgte Veröffentlichung des lang erwarteten zweiten Theils von
des Grafen de Vogü/i „Syrie centrale" '') reicheres Inschriftenmaterial
vorHegt als das von Müller benutzte, auf Grund desselben Deren-
bourg' *) und namentlich HaUvy''') neue Forschungen angestellt,
welche zu unei-warteten Eesultaten geführt haben. Nach Halevy
steht die Sprache der fraglichen Inschriften in der Mitte zwischen
dem Arabischen und dem Nordsemitischen, während die Schrift
allerdings zu der himjarischen in einem nicht zu verkeimenden,
aber noch aufzuklärenden Verwandtschaftsverhältniss steht; in keinem Falle, meint Halevy, seien die Urheber der Inschriften südarabischen Ursprungs. Man vergleiche dazu noch eine kurze Notiz von Hall'")
über ein im Haurän gefundenes himjarisches Siegel.
9) J. HaUvy. Les auciennes populations de l'Arabie: Extension de cor- tainos colonies sabeonnes vers le Nord: Mcm. de la Soc. d'otbnograpbie. Sect, orient. 1877, II.
10) S. oben p. 98, No. 23.
11) Pie Harra-Inscbrifton und ihre Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte der sitdsemitischen Schritt, Ein EntzifTerungsversuch von David Heinrich Müller.
(Hierzu 3 lithogr. Tafoln): ZDMG. Bd. 30, p. 514 tf.
12) Ueber das indische Alphabot iu seinem Zusammenhange mit den übrigen südsemitischen Alphabeten. Von W. Deecke. (Mit 4 autographirten Tafeln) : ZDMG. Bd. 31, p. 598—612.
13) Syrie centrale. Inscriptions semitiques pubUees par le Cte. de Vogüe.
Deuxifemo Partie. Inscriptions Sabeonnes. Paris (Baudry) 1877. p. 135—164.
PI. 17—38.
14) Quelques observations sur les inscriptions de Safa. Par M. Derenbourg : Academic des Inscriptions et Belles-Lettres. Comptes rendus. 1877. p. 269—
273. — Vgl. EC. 1877, No. 37, p. 159; Ath. 16. März 1878, p. 352.
15) Note sur lo dcchiffrement des Inscriptions du Safa. Par M. J. HaUvy.
Ebenda p. 277—282. Ferner Essai sur les inscriptions du Safa, par M. J. Ha¬
levy. JA, 1877, VH serio, tomo X, p. 293—450 mit 5 Tafeln. — Vgl. RC. 1877, No. 37, p. 159; Ac. 27. Oct. 1877, p. 412; Ath. 16. März 1878, p. 352.
16) On a Himyaritic Seal found in tbo Hauran. By Isaac H. Hall:
Transactions of tho Society of Biblical Archaeology V, p. 445 ff. (Holzschn.) — Vgl. Ac. 17. Febr. 1877, p. 143 ff.
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Geographisches über Afrika im Allgemeinen,
die Nilländer und Centraiafrika.
Von A. Socin.
Den Bericiit über das ungeheure Forschungsgebiet des modernen
Afrika möchte ich für meine Person bloss so weit ausdehnen, als
der Islam eingedrungen ist; doch bleibe ich bei dem raschen
Umsichgreifen dieser Religion wohl noch weit hinter der bezeichneten
Aufgabe zurück. Von allgemeineren Schriften über Afrika kann
ich nur Weniges anführen ; denn FisclmS ') physicaliscli-geogra-
phische Untersuchungen betreffen grösstentheils Sicilien. Ueber
die Lagunen am Strande des Mittelmeeres hat Ansfed ^) berichtet.
Das zusammenfassende Werk von Saint-Martin») über die alte
Geographie Nordafrikas schliesst wohl Aegypten aus. Ein Auf¬
satz Peschel's*) behandelt mittelalterliehe Missions- und Handels¬
geschichte.
Unter Afrika in speciellem Sinn ist bisweUen das Centralland zu verstehen*), wilhrend andererseits französische Schilderungen
afrikanischen Lebens meist aus Algier stammen "). Populär ge-
1) Theobald Fischer. Boiträge zur physischon Goograpliio dor Mittolmoer- länder, besoiidors Siziliens. Leipzig (Fues) 1877. V, 154 pp. 8. 6,60 M. — rec. von Kirehlioft' in .JLZ. ,'S. Miirz 1877 (No. 126), p. 1,14.
2) D. T. Aiisted. On the lagoons and marshes of certain parts of the shores of the Mediterranean. Vgl. Mediterranean Delta's: Edinburgh Review, Januar 1877, p. 99— 1.'14; Eevue britannicpio April 1877, p. 293—330.
3) Lo Nord do l'Afrique dans I'antiquite grecque et romaine. Etude histo¬
rique et geographique par M. Vivien de Saint-Martin. Ouvrago eouronne par l'Academie des inscriptions. I Vol. 8. 9 planches. Paris {'I).
4) Oscar Peschel. Die mittelalterlichen Missionen in Afrika. Aus Aus¬
land 1860, No. 48, neu abgedruckt in Abhandl, zur Erd- und Völkerkunde von O. p., hrsg. von ./. Löweuberq, Leipzig 1877, p 163—168.
5) Africa. Edited and extended by Keith Johnston. With ethnological appendix by A. U. Keane. With maps and illustr. London (Stanford) 1877.
628 pp. 8. 21 sh.
6) La fillo du peche, scenes do la vie d'Afrique, par Achille Leger. Paris (Societe des amis des lettres) 1877. 245 pp. 16. 2 fr.