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Trade follows Hallstein?

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Trade follows Hallstein?

Deutsche Aktivitäten im zentralafrikanischen Raum

des Second Scramble.

Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades

doctor philosophiae (Dr. phil.)

eingereicht

an der Philosophischen Fakultät I der Humboldt-Universität zu Berlin

von Magister Torben Gülstorff

Erstgutachter: Prof. Dr. Andreas Eckert Zweitgutachterin: Prof. Dr. Gabriele Metzler Datum der Disputation: 13. Dezember 2012

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Den beiden Menschen,

die ich stets für meine Arbeit begeistern konnte und

die mich über all die Jahre unterstützt haben:

meinen Eltern

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Inhaltsverzeichnis

Die 'Wiederentdeckung' Afrikas in Bonn und Ost-Berlin 1

Fragestellung, Ansatz und Gliederung 4

Forschungsdiskurs und Literaturlage 8

Quellenlage 27

Quellenkritik 29

I. Afrika und Deutschland – Zum Stand der Forschung

Der erste Scramble for Africa 31

Brandenburg-Preußen und das Deutsche Kaiserreich in Afrika 33

Deutsche Afrikaaktivitäten während der 'Weimarer Republik' und des 'Dritten Reichs' 34

Der Second Scramble for Africa 36

Westdeutsche Aktivitäten in Afrika (1945-1975) 42

Ostdeutsche Aktivitäten in Afrika (1945-1975) 44

Der Zentralafrikanische Raum (1945-1975) 46

II. Zur Afrikapolitik an deutschen Außenministerien

Planungen und Konferenzen in Bonn und Ost-Berlin 52

Zur Informationsgewinnung an deutschen Auslandsvertretungen 59

Deutsch-deutscher Gegensatz und Hallstein-Doktrin – Versuch einer Einordnung 62

III. Deutsche Aktivitäten in Zentralafrika

Exkurs: 'Den Afrikaner' im Fokus – Vom deutschen Bemühen um die indigenen

Eliten Zentralafrikas 87

Der 'evolutionäre' Ansatz – Westdeutsche Bemühungen 87

Der 'revolutionäre' Ansatz – Ostdeutsche Bemühungen 95

(7)

Staatliche Aktivitäten

Diplomatie ...

a) … in Afrika 102

b) … in Zentralafrika 107

c) Ein Balanceakt zwischen westlicher Macht- und westdeutscher Wirtschaftspolitik – Westdeutsche

Diplomatie in der Demokratischen Republik Kongo 119

d) 'Klassen'kampf um neue Märkte – Ostdeutsche Diplomatie in der Demokratischen Republik Kongo 133

e) Zwischenfazit 145

Entwicklungshilfe ...

a) … in Afrika 146

b) … in Zentralafrika 150

c) Von der geostrategischen Relevanz einer Zementfabrik – Westdeutsche Entwicklungshilfe für die

Republik Kongo 161

d) Entwicklung ohne großen Plan – Ostdeutsche Entwicklungshilfe für die Republik Kongo 171

e) Zwischenfazit 177

Wirtschaftshilfe ...

a) … in Afrika 178

b) … in Zentralafrika 181

c) Mehr Tropenholz für deutsche Möbel – Westdeutsche Wirtschaftshilfe für die Gabunische Republik 191

d) Spielräume handelspolitischer Ambitionen – Ostdeutsche Wirtschaftshilfe für die Republik Kamerun 196

e) Zwischenfazit 203

Kulturhilfe ...

a) … in Afrika 204

b) … in Zentralafrika 208

c) Postkoloniale Kulturarbeit in einer einstmals deutschen Kolonie – Westdeutsche Kulturhilfe für die

Republik Kamerun 215

d) Über Vereinskultur zum Realsozialismus – Ostdeutsche Kulturhilfe für die Republik Kongo 223

e) Zwischenfazit 230

Exkurs: Öffentlichkeitsarbeit ...

a) … in Afrika 231

b) Westdeutsche Öffentlichkeitsarbeit in Zentralafrika 239

c) Ostdeutsche Öffentlichkeitsarbeit in Zentralafrika 247

d) Zwischenfazit 253

Militärhilfe ...

a) … in Afrika 254

b) … in Zentralafrika 257

c) Unterstützung im 'Antiterrorkampf' – Westdeutsche Militärhilfe für die Republik Tschad 264

d) Vom schwierigen Aufbau einer Volksarmee – Ostdeutsche Militärhilfe für die Republik Kongo 269

e) Zwischenfazit 275

Verdeckte Unterstützung ...

a) ... in Afrika 276

b) ... in Zentralafrika 277

c) Dem Lumumbismus eine Niederlage bereiten – Westdeutsche verdeckte Unterstützung für die

Demokratische Republik Kongo 285

d) Weniger ist nicht immer mehr – Ostdeutsche verdeckte Unterstützung für die

Demokratische Republik Kongo 301

e) Zwischenfazit 310

(8)

Wirtschaftliche Aktivitäten

Außenwirtschaft …

a) … in Afrika 311

b) … in Zentralafrika 314

c) Von Investitionen und Kompensationen – Westdeutsche Außenwirtschaft in der Republik Angola 320

d) Konkurrenzdruck nicht gewachsen – Ostdeutsche Außenwirtschaft in der Zentralafrikanischen Republik 327

e) Zwischenfazit 334

Außenhandel ...

a) … in Afrika 335

b) ... in Zentralafrika 339

c) 'Falsches Spiel' mit einem Diktator – Westdeutscher Außenhandel in der Republik Äquatorialguinea 352

d) Von Rostock an die Küsten Afrikas – Ostdeutscher Außenhandel in Afrika 359

e) Zwischenfazit 364

Exkurs: Investitionen und Finanztransaktionen ...

a) ... in Afrika 366

b) Westdeutsche Investitionen und Finanztransaktionen in Zentralafrika 367

c) Ostdeutsche Investitionen und Finanztransaktionen in Zentralafrika 370

d) Zwischenfazit 371

Gesellschaftliche Aktivitäten

Exkurs: (Zentral)afrika im Blick

a) (Zentral)afrika und die westdeutsche Gesellschaft 373

b) (Zentral)afrika und die ostdeutsche Gesellschaft 386

c) (Zentral)afrika im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit und der Medien 389

d) Zwischenfazit 395

Parteiarbeit ...

a) … in Afrika 396

b) ... in Zentralafrika 400

c) Mäßigung als oberstes Gebot – Westdeutsche Parteiarbeit für die Republik Angola 405

d) Den Sozialismus auf Linie bringen – Ostdeutsche Parteiarbeit für die Republik Kongo 414

e) Zwischenfazit 420

Gewerkschaftsarbeit ...

a) … in Afrika 421

b) ... in Zentralafrika 423

c) Zwischen Antikommunismus und Antilumumbismus – Westdeutsche Gewerkschaftsarbeit für die

Demokratische Republik Kongo 432

d) Unterstützung für Genossen und Kampfgefährten – Ostdeutsche Gewerkschaftsarbeit für die

Republik Kamerun 440

e) Zwischenfazit 447

Kirchlicher Beistand und Solidaritätshilfe ...

a) … in Afrika 448

b) ... in Zentralafrika 453

c) Hilfe nur für Glaubensbrüder – Westdeutscher Kirchlicher Beistand für die Republik Kamerun 463

d) Ein kleiner Beitrag zum Sieg des Sozialismus – Ostdeutsche Solidaritätshilfe für die Republik Angola 469

e) Zwischenfazit 476

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IV. Analyse

Die quantitative und qualitative Entwicklung der Aktivitäten – Souverän auf Expansion 478 Die geographische Entwicklung der Aktivitäten – Schwerpunkte statt Flächen 479 Das nationale Motiv hinter den Aktivitäten – Der Ausbau der ökonomischen Beziehungen 481 Einflussnahmen politischer Bündnispartner – Die Schwäche der Lager 482 Einflussnahmen ökonomischer Bündnispartner – Die Stärke Westeuropas 483 Einflussnahmen geostrategischer Bündnispartner – Die Dominanz der Supermächte 485

V. Auswertung

Deutschlands Beitrag zum Second Scramble Zentralafrikas 487

Zur Unvereinbarkeit der Ergebnisse dieser Arbeit mit einigen die derzeitige Forschung

zu den deutschen Afrikaaktivitäten dominierenden Thesen 489

a) Trade follows Hallstein? Doktrin und Gegensatz als Leitmotive der deutschen Afrikapolitiken 489

b) Jenseits deutscher Interessen? (Zentral)afrika als marginalisierter Raum 491

c) Erfolgreich ohne Machtpolitik? Das Gebaren des westdeutschen Staats in Afrika 492

d) Gefangen zwischen Einheitspartei und Moskau? Zur Entwicklung ostdeutscher Afrikaaktivitäten 493

e) Neuanfang oder Kontinuität? Deutsche Afrikapolitiken nach 1945 494

Afrika ist überall – Deutschlands Auslandsaktivitäten in der ('Dritten') Welt 495

Der Blick auf die Ökonomie als Perspektivgewinn 496

Quellenverzeichnis 499

Literaturverzeichnis 510

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Die 'Wiederentdeckung' Afrikas in Bonn und Ost-Berlin

„Nach meiner Afrika-Reise habe ich die völlige Überzeugung gewonnen, – wie viele zahlreiche denkende Menschen in der Bundesrepublik, – dass die Zukunft Berlins und der deutschen Ostzone nicht auf den Konferenzen der grossen Vier [der alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkriegs] entschieden wird, sondern in Afrika und Asien.“1

Mit diesen Worten hatte sich im Frühjahr 1960 Elsie Kühn-Leitz an Außenminister Heinrich von Brentano gewandt und unter Zuhilfenahme der immer noch ungelösten deutschen Frage für eine Verstärkung des staatlichen Engagements der Bundesrepublik Deutschland (BRD)2 in Afrika – wie der gesamten 'Dritten Welt' – plädiert.

Kühn-Leitz gehörte einem kleinen aber engagierten Kreis von Westdeutschen an, der sich brennend für das Schicksal des afrikanischen Kontinents interessierte und privat für den Auf- und Ausbau der westdeutsch-afrikanischen Beziehungen engagierte. In zweifacher Hinsicht hob Kühn-Leitz sich jedoch deutlich vom wachsenden Kreis afrikabegeisterter Westdeutscher ab. Als Tochter von Ernst Leitz II., Geschäftsführer und Besitzer der Ernst Leitz Gesellschaft, einem Unternehmen, das in Wetzlar optische Geräte produzierte, standen ihr für ihr privates Engagement größere finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Außerdem war sie in der westdeutschen Christdemokratie gut vernetzt, war Gründungsmitglied des hessischen Landesverbandes der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, war sogar mit Bundeskanzler Konrad Adenauer bekannt, was die Bereitschaft westdeutscher Behörden, ihr bei ihrem Vorhaben zur Seite zu stehen, stark begünstigte. Sie gehörte zu den ersten Westdeutschen, die um 1960 auf gesellschaftlicher Ebene Kontakt zu afrikanischen Politikern, Parteien und Massenorganisationen suchten. Ihrer Initiative war es auch zu verdanken, dass am 23. Februar 1960 ein Autobus der, ebenfalls von ihr mitbegründeten, deutsch-französischen Gesellschaft Wetzlar mit wertvoller Fracht die deutsch-belgische Grenze überquerte. Ein Grenzübertritt, der eine neue Phase der westdeutschen Aktivitäten in Belgisch-Kongo – wie dem gesamten zentralafrikanischen Raum – einleiten sollte.3 An Bord des Busses befanden sich drei

1 Kühn-Leitz an Minister Brentano (Auswärtiges Amt), 7. März 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

2 Im Folgenden wird die Bundesrepublik Deutschland, aus rein praktischen Gründen, nur noch unter dem Kürzel 'BRD' Erwähnung finden. Eine politische Aussage ist hiermit nicht verbunden. Große Teile der leider immer noch politisch-ideologisch aufgeladenen Forschung legen Wert auf andere Abkürzungen mit dem Hinweis, BRD sei ein ideologisch aufgeladener 'Kampfbegriff' der DDR. Hierzu sei angemerkt, dass Westdeutschland in den vom Autor eingesehenen ostdeutschen Akten zur Hochzeit des Kalten Krieges, um 1960, nicht mit BRD, sondern mit 'DBR', als 'Deutsche Bundesrepublik' abgekürzt wurde. Zudem fand der Begriff BRD in den 1950er und den beginnenden 1960er Jahren in Ost- wie Westdeutschland gleichermaßen Verwendung. Vor allem ist der Autor dieser Arbeit aber der Ansicht, dass der Begriff BRD spätestens seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wieder als das betrachtet werden sollte, was er ursprünglich repräsentierte: eine simple Abkürzung für 'Bundesrepublik Deutschland'.

3 Referatsleiter Steltzer – Referat Afrika südlich der Sahara (Auswärtiges Amt) an Auswärtiges Amt, 24. Februar 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

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Funktionäre der belgisch-kongolesischen Partei Mouvement National Congolais – Lumumba. Deren Vorsitzender, Patrice Lumumba, sein Stellvertreter, Victor Nendaka, und der sogenannte politische Direktor der Partei, Christophe Gracis. Direkt nach der in Brüssel tagenden Konferenz am runden Tisch, auf der das Ob und Wie der Dekolonialisierung Belgisch-Kongos verhandelt wurde, waren sie, auf Einladung von Kühn-Leitz, in die BRD aufgebrochen – trotz Verbots des belgischen Geheimdienstes. Der erwartete den Bus der deutsch-französischen Gesellschaft dann auch bereits an der Grenze und machte klar, dass er die Ausreise der Kongolesen in die Bundesrepublik zu verhindern wüsste.4 Doch war die belgische Staatsführung in der Frage einer möglichen Einbeziehung der BRD in die belgisch-kongolesische Dekolonialisierung gespalten5 und Kühn- Leitz im Besitz bester Privatkontakte zur belgischen Staatselite. Bereits nach wenigen Telefonaten durfte der Bus ungehindert passieren. In den folgenden zwei Tagen nahmen die drei Kongolesen Kontakt zur Deutschen Afrika-Gesellschaft, dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, sowie zu Vertretern der westdeutschen Privatwirtschaft auf. Sie baten um die Möglichkeit der Errichtung eines Parteibüros in der BRD,6 sowie um finanzielle und materielle Unterstützung durch die westdeutsche Wirtschaft für den anstehenden Wahlkampf um die Besetzung des Nationalparlaments und der Regionalparlamente Belgisch-Kongos.7 Im Gegenzug verpflichtete sich Lumumba gegenüber seinen westdeutschen Partnern schriftlich, seine Partei auf einem pro-westlichen Kurs zu halten.8

Bereits zwei Monate zuvor, am 15. Dezember 1959, hatte der Kongolese Antoine Gizenga, Vorsitzender der sowjetophilen Parti Socialiste Africain, über West-Berlin die Staatsgrenze zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) überschritten und damit die ersten Kontakte Belgisch- Kongos nach Ostdeutschland geknüpft. Gizenga bat im Namen des Cartel, einer losen Vereinigung mehrerer kongolesischer Parteien zu denen auch seine Parti zählte,9 um die Erlaubnis zur Errichtung eines kongolesischen Informationsbüros und – sollte Belgien die schnellstmögliche Unabhängigkeit Belgisch-Kongos doch noch verweigern – eines Sitzes für eine noch zu konstituierende kongolesische Exilregierung in Ost-Berlin.10

Die Wahl der vier Kongolesen, unterstützende inter- und transnationale Netzwerke für den von

4 Auswärtiges Amt an Auswärtiges Amt, 22. Februar 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

5 Kühn-Leitz an Minister Brentano (Auswärtiges Amt), o.T. o.M. 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

6 Kühn-Leitz an Referatsleiter Steltzer – Referat Afrika südlich der Sahara (Auswärtiges Amt), 1. März 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

7 Kühn-Leitz an Auswärtiges Amt, o.T. o.M. o.J., PA AA, AA, B 34, 221.

8 Mitarbeiter Schneider (Deutsch-Französische Gesellschaft, Wetzlar) an Kühn-Leitz, 12. Dezember 1960, PA AA, AA, B 34, 221.

9 Vorsitzender Gizenga (Parti Socialiste Africain) an Ministerrat, 16. Dezember 1959, PA AA, MfAA, C 799/74, Fiche 2, S. 96-99.

10 Hauptreferent Schüßler – Abteilung Afrika (Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten) an Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, 15. Dezember 1959, PA AA, MfAA, C 799/74, Fiche 2, S. 100.

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ihnen angestrebten unabhängigen Kongostaat gerade mit und in den beiden deutschen Staaten zu suchen, war kein Zufall gewesen. Beide deutschen Staaten verkörperten, mit ihrem Willen zum Wiederaufbau, ihrer Proklamation eines politischen Neuanfangs nach den Schrecken des 'Dritten Reichs', für die politischen Eliten der jungen afrikanischen Nationalstaaten eine durchaus nachahmenswerte wirtschaftliche, gesellschaftliche, aber auch politische Potenz. Das Lavieren der beiden deutschen Staaten zwischen globalen Super- und europäischen Kolonialmächten – wenn auch eingebunden in den globalen Systemgegensatz – sicherte ihnen ein eigenes Profil, das von zahlreichen Afrikanern als attraktiv für eine Partnerschaft empfunden wurde.

Dieses Interesse war nicht bloß einseitiger Natur. Auch die beiden deutschen Staaten hatten das wirtschaftliche wie politische Potenzial des an Rohstoffen reichen und für afrikanische Verhältnisse wirtschaftlich weit entwickelten Belgisch-Kongos früh erkannt. Schon in den frühen 1950er Jahren hatten sie ihre Handelsbeziehungen zur belgischen Kolonie kontinuierlich ausgebaut. Doch nicht nur Belgisch-Kongo und Zentralafrika, der ganze afrikanische Kontinent – und die sich gerade konstituierende 'Dritte Welt' – stellte einen Aktionsraum dar, den West- wie Ostdeutschland seit spätestens 1949 erneut für sich zu 'entdecken' suchten.

Die praktische Umsetzung dieser 'Neuentdeckung' liegt im Mittelpunkt der vorliegenden, makrohistorisch angelegten, Untersuchung. Am Beispiel Zentralafrikas zur Zeit des Second Scramble – einer Zeit, in welcher die festgefügten Einflusszonen der europäischen Kolonialmächte aufbrachen und international besetzten Einflusssphären wichen – soll die Entwicklung der staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten der beiden deutschen Staaten untersucht, analysiert und ausgewertet werden. Hierzu wird nicht nur ein einzelner Interessenschwerpunkt, wie es Belgisch-Kongo zweifellos war und auch heute immer noch ist, als einzelnes Fallbeispiel herausgegriffen. Vielmehr wird die gesamte zentralafrikanische Region dem deutsch-deutschen Forschungsgegenstand als geographischer Rahmen und dieser Untersuchung als Projektionsfläche dienen. Mit den hierbei gewonnenen Erkenntnissen sollen dann die zentralen Aussagen des derzeitigen Forschungsstandes zu den deutschen Afrikaaktivitäten einer Überprüfung unterzogen werden. Eine zentrale Rolle wird hierbei die Frage spielen, inwieweit im Fall der beiden deutschen Staaten tatsächlich, wie von der Forschung immer wieder behauptet, die wirtschaftlichen Motive den politischen – genauer, dem deutsch-deutschen Gegensatz und dem Kampf für beziehungsweise gegen die Hallstein-Doktrin – hintangestellt waren. 1955 war die Hallstein- Doktrin in die westdeutsche Außenpolitik eingeführt worden, um diplomatische Beziehungen zwischen der DDR und Staaten der 'Ersten' und 'Dritten Welt' zu verhindern. Sie besagte, dass eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der DDR deren Anerkennung impliziere und damit den westdeutschen Anspruch auf die alleinige Vertretung der deutschen Nation torpediere. Die Doktrin

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berechtigte das Auswärtige Amt, als Gegenmaßnahme die westdeutschen diplomatischen Beziehungen zum betreffenden Staat einzuschränken – bis hin zu ihrem vollständigen Abbruch.

Zumindest bis zum Beginn der 1970er Jahre habe die Hallstein-Doktrin, so die Forschung, die Afrikapolitik von BRD und DDR dominiert. Dies scheint verwunderlich, hatte in der Geschichtswissenschaft doch für die Afrikapolitik der europäischen Mächte seit Mitte des 19.

Jahrhunderts der Grundsatz gegolten: flag follows trade – der Staat, und damit die politischen Interessen, folgt dem Handel, also den Interessen des Außenhandels und der Außenwirtschaft.

Inwieweit dieser Grundsatz nun in der Mitte des 20. Jahrhunderts im Fall der beiden deutschen Staaten nicht mehr galt und einem innenpolitisch motivierten Vorsatz Platz machte, diese Frage soll im Zentrum der vorliegenden Untersuchung stehen. Kann der den Außenpolitiken der beiden deutschen Staaten innewohnende außenpolitische Leitsatz tatsächlich gelautet haben: trade follows Hallstein?

Fragestellung, Ansatz und Gliederung

Die Auseinandersetzung mit mehreren Thesen des Forschungsdiskurses, die bis heute in entscheidendem Maße das Narrativ zu den deutschen Aktivitäten in Afrika prägen, steht im Zentrum dieser Studie. Aus ihnen ergibt sich die Fragestellung dieser Arbeit:

1. Die deutschen Afrikaaktivitäten werden für gewöhnlich in eine politische Phase der 1960er Jahre, bestimmt vom Kampf für beziehungsweise gegen die Hallstein-Doktrin und eine Anfang der 1970er Jahre einsetzende wirtschaftliche Phase eingeteilt. Doch folgte tatsächlich, wie bereits im Titel dieser Arbeit angefragt, der Handel der Hallstein-Doktrin?

2. Afrika wird innerhalb der Forschung im globalen Vergleich eine untergeordnete Rolle innerhalb der deutschen Auslandsaktivitäten bescheinigt. Betrachtet man nun die Forschung zu den deutschen Aktivitäten in Gesamtafrika, wird der zentralafrikanische Raum ebenfalls marginalisiert. Doch kann man tatsächlich von einem geringen Interesse der beiden deutschen Staaten am afrikanischen Kontinent und hier wiederum am zentralafrikanischen Raum sprechen?

3. Die Afrikaaktivitäten der BRD werden in der Forschung meist als passiv und zurückhaltend, bar jeder Machtpolitik beschrieben – lagen doch kaum handfeste Interessen vor, die ein größeres Engagement gerechtfertigt hätten. Doch kam innerhalb der westdeutschen Afrikaaktivitäten tatsächlich keine Machtpolitik zum Tragen?

4. Auch den Aktivitäten der DDR auf dem afrikanischen Kontinent werden kaum staatliche

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Eigeninteressen zugrunde gelegt. Stattdessen werden die afrikapolitischen Interessen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und die geostrategischen Interessen der Sowjetunion als eigentliche Katalysatoren der ostdeutschen Afrikaaktivitäten angeführt. Doch reichen diese tatsächlich aus, Art und Umfang der ostdeutschen Afrikaaktivitäten in ihrer Gesamtheit zu erklären?

5. In der Frage nach möglichen Traditionen, an welche die Afrikaaktivitäten von BRD und DDR anknüpfen konnten, ist die Forschung geteilter Meinung. Während die Politikwissenschaft im Ende des 'Dritten Reichs' im Jahr 1945 einen klaren Bruch – auch für die deutschen Afrikaaktivitäten – sieht, vertritt die historische Wissenschaft den Standpunkt, dass nach 1945 Traditionen des Deutschen Reichs, die im Zuge der kurzen deutschen Kolonialzeit zu Tage getreten waren, in den Afrikapolitiken der beiden deutschen Nachkriegsstaaten fortlebten. Welcher dieser beiden Richtungen ist nun Recht zu geben?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden die staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten von BRD und DDR dargelegt, analysiert, ausgewertet und miteinander verglichen.

Diplomatie, Entwicklungshilfe, Wirtschaftshilfe, Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, Militärhilfe und verdeckte Operationen werden dabei ebenso berücksichtigt, wie Außenwirtschaft, Außenhandel und Finanztransaktionen, wie Partei- und Gewerkschaftsarbeit, sowie die Arbeit der Kirchen und des Solidaritätskomitees. Um dem Leser die Vergleichbarkeit der untersuchten Aktivitäten zu erleichtern, werden sämtliche Geldwerte in westdeutschen DM angegeben. Die hierzu erforderlichen Umrechnungen orientieren sich an den jeweiligen damals geltenden Wechselkursen der freien Kapitalmärkte.11 Auch im Fall der ostdeutschen Währung wird in der Umrechnung nach diesem Prinzip verfahren. Hier wird auf eine Wechselkurstabelle der Deutschen Verkehrs-Kredit- Bank zurückgegriffen.12

Der zeitliche Rahmen der Untersuchung erstreckt sich auf die drei Jahrzehnte zwischen 1945 und 1975. Der frühe Ansatz ist den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Afrikaaktivitäten der beiden deutschen Staaten geschuldet, die bereits in den späten 1940er Jahren wieder anliefen – lange bevor die staatlichen Institutionen von BRD und DDR ihre Arbeit auf dem afrikanischen Kontinent wieder aufgenommen hatten. Das Ende der Untersuchung bildet die durch die Dollar-Krise eingeleitete Finanz- und Wirtschaftskrise, die Mitte der 1970er Jahre die Welt erfasste und in den Außenministerien beider deutscher Staaten eine Neujustierung ihrer jeweiligen Afrikapolitik erforderlich machte.

Untersucht werden die deutschen Aktivitäten zwischen 1945 und 1975 im zentralafrikanischen Raum. Dieser Raum setzt sich aus neun zentralafrikanischen Staaten zusammen:

11 Vgl.: http://fxtop.com/de/historische-wechselkurse.php vom 10.01.2012.

12 Vgl.: o.A.: Ostmark zum Willkürpreis. In: Der Spiegel 48 (1989) [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d- 13498743.html vom 09.01.2012.].

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- der heutigen Republik Kamerun [bis 1960 Französisch-Kamerun (Mandatsgebiet) und bis 1961 Britisch- Kamerun (Mandatsgebiet), ab 1960 Republik Kamerun (unabhängig), ab 1961, nach der Eingliederung eines Teils von Britisch-Kamerun, Bundesrepublik Kamerun, ab 1972 Vereinigte Republik Kamerun], - der heutigen Republik Äquatorialguinea [bis 1963 Spanisch-Guinea (Kolonie), ab 1963 Republik Äquatorialguinea (teilautonom), ab 1968 Republik Äquatorialguinea (unabhängig)],

- der heutigen Gabunischen Republik [bis 1958 Region Französisch-Äquatorialafrikas (Kolonie), ab 1958 Gabunische Republik (teilautonom), ab 1960 Gabunische Republik (unabhängig)],

- der heutigen Zentralafrikanischen Republik [bis 1958 Region Französisch-Äquatorialafrikas (Kolonie Frankreichs), ab 1958 Zentralafrikanische Republik (teilautonom), ab 1960 Zentralafrikanische Republik (unabhängig)],

- der heutigen Republik Tschad [bis 1958 Region Französisch-Äquatorialafrikas (Kolonie), ab 1958 Republik Tschad (teilautonom), ab 1960 Republik Tschad (unabhängig)],

- der heutigen Republik Kongo [bis 1958 Region Französisch-Äquatorialafrikas (Kolonie), ab 1958 Kongolesische Republik (teilautonom), ab 1960 Kongolesische Republik (unabhängig), ab 1965 Republik Kongo, ab 1969 Volksrepublik Kongo],

- der heutigen Demokratischen Republik Kongo [bis 1960 Belgisch-Kongo (Kolonie), ab 1960 Republik Kongo, ab 1961 Bundesrepublik Kongo, ab 1964 Demokratische Republik Kongo, ab 1971 Republik Zaïre. Hinzu kamen im Süden der Republik Kongo, zwischen 1960 und 1963, die sich für unabhängig erklärende Provinz Katanga und das sich, zwischen 1960 und 1961, für unabhängig erklärende Gebiet Süd-Kasai, im Osten der Bundesrepublik Kongo die 1961 bestehende Freie Republik Kongo und die im Osten der Demokratischen Republik Kongo zwischen 1964 und 1965 bestehende Volksrepublik Kongo], - der heutigen Demokratischen Republik Sao Tomé e Principé [bis 1951 Sao Tomé e Principé (Kolonie), ab 1951 Sao Tomé e Principé (Überseeprovinz), ab 1975 Demokratische Republik Sao Tomé e Principé]

und

- der heutigen Republik Angola [bis 1951 Portugiesisch-Westafrika (Kolonie), ab 1951 Angola (Überseeprovinz), ab 1975 Volksrepublik Angola. Hinzu kam im Osten der Volksrepublik Angola die sich 1975 für unabhängig erklärende Republik Angola].

Auch wenn in der Forschung bis in die heutige Zeit unterschiedliche Ansichten über die genaue Zusammensetzung des zentralafrikanischen Raumes bestehen, so werden exakt diese neun Staaten doch in den Vereinten Nationen, deren Mitglieder sie allesamt sind, zum Raum Middle Africa gezählt.13 Die für diese Arbeit gewählte Übersetzung von Middle Africa mit Zentralafrika ergibt sich aus der Geläufigkeit des Begriffs im Deutschen und der Tatsache, dass die Bezeichnung Mittelafrika bereits im 'Dritten Reich' als Bezeichnung eines anders gelagerten afrikanischen Raums Verwendung gefunden hat. Die Staaten standen viele Jahre mit unterschiedlichem Status unter der Verwaltung unterschiedlicher europäischer Mächte. Sie besaßen und besitzen unterschiedliche staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Profile und durchliefen nach Erlangung ihrer

13 Vgl.: http://millenniumindicators.un.org/unsd/methods/m49/m49regin.htm#africa vom 01.05.2009.

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Unabhängigkeit unterschiedliche Entwicklungen. Dies macht sie für eine vergleichende Untersuchung – auch und gerade unter der von mir gewählten Fragestellung – interessant. Hinzu kommt, dass es sich um einen Raum handelt, der zu einem guten Teil an einer vermeintlichen Peripherie der deutschen wie der internationalen Interessen lag. Wo, wenn nicht hier, sollten die deutschen Aktivitäten ihren geregelten Gang nehmen, sich an Planungen halten, der Norm entsprechen, sollte deren Untersuchung und Analyse eine ideale empirische Basis für verallgemeinernde Aussagen über die deutschen Afrikaaktivitäten erlauben?

Drei Grundannahmen bilden den Rahmen dieser Untersuchung:

1. Mit der Dekolonialisierung setzte ein globaler Second Scramble for Africa ein.

2. BRD und DDR hatten einen nicht unbedeutenden Anteil an diesem Second Scramble.

3. Der Second Scramble bot beiden deutschen Staaten den erforderlichen Spielraum, eigene deutsche Afrikapolitiken auszuformulieren, die weit mehr autonome Züge aufwiesen, als dies in der diesbezüglichen Forschung bislang angenommen wird.

Aus diesen Annahmen und der Fragestellung ergibt sich die Gliederung dieser Studie in fünf Kapitel. Das erste Kapitel dient der historischen Einführung in den Ort und den Gegenstand der Untersuchung. Der erste Scramble for Africa und der in dieser Arbeit behandelte Second Scramble for Africa werden vorgestellt, erläutert und durch eine Einführung in die Zeitgeschichte des zentralafrikanischen Raums ergänzt. Außerdem werden die Afrikaaktivitäten des Deutschen Reichs, von BRD und DDR – basierend auf dem derzeitigen Forschungsstand – dargelegt. Im zweiten Kapitel werden dann die beiden deutschen Außenministerien in den Blick genommen. Wesentliche Züge der Afrikaaktivitäten der beiden deutschen Staaten wurden an ihren Abteilungen und Referaten erdacht, das Vorgehen staatlicher Institutionen – in gewissem Umfang auch dasjenige wirtschaftlicher Unternehmen und gesellschaftlicher Organisationen – über ihre Abteilungen koordiniert. Die Planungen an den beiden Zentralen werden vorgestellt und die Auslandsvertretungen auf Schwerpunkte ihrer Berichterstattung hin überprüft. Außerdem wird ein erster Einblick in die Rolle, welche die Hallstein-Doktrin und der deutsch-deutsche Gegensatz innerhalb der Arbeit der beiden Außenministerien spielten, genommen. Im dritten Kapitel beginnt dann die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Forschungsgegenstand dieser Arbeit: den staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten von BRD und DDR in den neun Staaten des zentralafrikanischen Raums. Ein Abschnitt dieses Kapitels widmet sich den staatlichen Aktivitäten: der Diplomatie, der Entwicklungshilfe, der Wirtschaftshilfe, der Kulturhilfe, der Öffentlichkeitsarbeit, der Militärhilfe und den verdeckten, beziehungsweise geheimdienstlichen

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Aktivitäten. Ein zweiter Abschnitt hat die ökonomischen Aktivitäten, der Wirtschafts-, Handels- und Finanzunternehmen, zum Gegenstand. Ein dritter Abschnitt nimmt schließlich die gesellschaftlichen Aktivitäten, der Parteien, der Gewerkschaften, der Kirchen im Fall der BRD und des Solidaritätskomitees im Fall der DDR, sowie der breiten Bevölkerung und der Medien, in den Blick. Jeder dieser Gegenstände wird – separiert in west- und ostdeutsche Aktivitäten – zunächst kursorisch im Hinblick auf den gesamten Kontinent und dann ausführlich im Kontext des zentralafrikanischen Raumes vorgestellt und untersucht. Den Abschluss einer jeden Untersuchung bildet eine kurze Zwischenanalyse, in der die auf den jeweiligen Gegenstand bezogenen west- und ostdeutschen Aktivitäten noch einmal zusammengefasst und vergleichend betrachtet werden. Im vierten Kapitel werden diese Zwischenanalysen dann zusammengeführt und in eine umfassende Gesamtanalyse der west- und ostdeutschen Afrikaaktivitäten implementiert. Auch die hinter den Aktivitäten stehenden Motive kommen hierbei zur Sprache. Schließlich werden im fünften und letzten Kapitel die Ergebnisse der Gesamtanalyse zur Beantwortung der zu Beginn dieser Arbeit aufgeworfenen fünf Fragen herangezogen.

Forschungsdiskurs und Literaturlage

Der heutige Forschungsstand, auf dessen Inhalt an späterer Stelle noch eingegangen werden soll, ist das Produkt eines Diskurses, der mehrere Jahrzehnte zurückreicht und im Wesentlichen von vier Thesen getragen wird:

1. Eine langfristig geplante, in sich geschlossene deutsche Afrikapolitik ist nicht existent.

2. Innerhalb der deutschen Globalaktivitäten besitzen die deutschen Afrikaaktivitäten nur einen geringen Stellenwert.14

3. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die deutschen Afrikapolitiken von deutschlandpolitischen Interessen – dem deutsch-deutschen Gegensatz und der Hallstein-Doktrin – bestimmt.

4. Ab Beginn der 1970er Jahre waren es dann ökonomische Interessen, welche die Afrikapolitiken der beiden deutschen Staaten dominierten.

Unter Berücksichtigung dieser Thesen zeichnete die Forschung für die 1950er bis 1970er Jahre das Bild zweier Staaten, die – annähernd gänzlich uneigennützig – Afrika in ihrem Sinne und behaftet mit ihren jeweiligen ideologischen Zügen – die BRD sprach von 'Hilfe' und 'Zusammenarbeit', die

14 Vgl.: Hofmeier, Rolf: Das subsaharische Afrika: Stiefkind der aussenpolitischen Aufmerksamkeit. In: Kaiser, Karl, Joachim Krause (Hrsg.): Deutschlands neue Außenpolitik. Band 3. Interessen und Strategien. München 1996, S.

203-210, hier S. 203.

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DDR von 'Solidarität' – 'entwickeln' wollten.15 Da verwundert es nicht, dass sich Gegenstände wie die Entwicklungs- und die Solidaritätshilfe und die Unterstützung von Befreiungsbewegungen zu zentralen Forschungsthemen entwickelten. Bis heute hat sich an diesem Bild nur wenig geändert.

Zwar wird von Seiten der historischen Wissenschaft – wenn auch nur auf die Bundesrepublik bezogen – die These diskutiert, dass innerhalb der Afrikaaktivitäten nach 1945 Reste der kolonialen, der wirtschaftlichen Ambitionen des Deutschen Reichs fortgewirkt hätten, doch dominiert bislang noch die Ansicht der Politikwissenschaft,16 dass das Jahr 1945 für Deutschland einen vollständigen Neuanfang – auch der allgemeinen Auslands- und damit auch der Afrikaaktivitäten – bedeutet habe.

So konnte sich auch die in jüngerer Zeit aufgestellte These, in der BRD habe statt Interessenlosigkeit eine imperialistische Grundhaltung die deutschen Afrikaaktivitäten vor – wie nach – 1945 bestimmt,17 im Diskurs – zumindest bislang – nicht wirklich etablieren, geschweige denn durchsetzen. Immerhin gelang es ihrem Autor aber, der Forschung eine Alternative zur alten These der ostdeutschen Forschung, die Afrikapolitik der BRD sei von (Neo-)Kolonialismus und Rassismus bestimmt gewesen, aufzuzeigen. Eine These, die, trotz ihres Alters und Ursprungs, derzeit im Zuge der postcolonial studies neuen Auftrieb erhält18 – wenn auch bislang noch ohne größere Auswirkungen auf den Gesamtdiskurs.

Diese weitgehend substanzlose Umschreibung der deutschen Auslandsaktivitäten ist kein spezifisch afrikanisches Phänomen. Ähnliche Zuschreibungen der deutschen Auslandsaktivitäten lassen sich auch im Kontext der 'Dritten', 'Zweiten' und 'Ersten Welt' finden. Auch dort nimmt der deutsch- deutsche Rahmen während der 1950er, 1960er und frühen 1970er Jahre eine zentrale Position ein.

Auch dort kann die Verfolgung anderer – zum Beispiel ökonomischer – Interessen, den deutschen Auslandsaktivitäten allenfalls als Randmerkmal bescheinigt werden.19 Lediglich Europa bildet eine

15 Lisa-Marie Rohrdantz bringt dies für Westdeutschland – auch auf Ostdeutschland läßt sich diese Aussage aber anwenden – treffend auf den Punkt: „Erneut konstruiert sich Deutschland somit als 'Stereotyp des selbstlosen Sendboten der Zivilisation'“ und verfolgt eine „'Europäisierung' der Welt“ (Rohrdantz, Lisa-Marie: Weis(s)heiten im postkolonialen Deutschland. Das Konzept des critical whiteness am Beispiel der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Menschen afrikanischer Herkunft und weißen Deutschen in Deutschland. Frankfurt am Main u.a. 2009, S. 61.).

16 Engel, Ulf: Die Afrikapolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949-1999. Rollen und Identitäten.Münster u.a.

2000, S. 3.

17 Laak, Dirk van: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert. München 2005, S.

175.

18 Lisa-Marie Rohrdantz vertritt die Ansicht, dass weder Rassismus noch Kolonialismus nach 1945 innerhalb der Bundesrepublik kritisch aufgearbeitet worden seien, weshalb diese vor wie nach 1945 in Gesellschaft und Kultur die „Denkstrukturen“ bestimmt hätten (Rohrdantz 2009, S. 60.). Zumindest in Bezug auf den Rassismus lässt sich diese Aussage aber problemlos auch auf die ostdeutsche Gesellschaft übertragen (Vgl.: Scherzer, Landolf: Die Fremden. Unerwünschte Begegnungen und verbotene Protokolle. Berlin 2002.).

19 Vgl.: Hellmann, Gunther, Reinhard Wolf, Siegmar Schmidt: Deutsche Außenpolitik in historischer und systematischer Perspektive. In: Schmidt, Siegmar, Gunther Hellmann, u.a. (Hg.): Handbuch zur deutschen Außenpolitik. Wiesbaden 2007, S. 15-46. ; Fraude, Andreas: Die Außenpolitik der DDR. Erfurt 2006. Ganz bewusst hat Michael Staack seine Monographie, in der die Bundesrepublik als 'Handelsstaat' auftritt, erst nach dem Ende von Hallstein- und Scheel-Doktrin beginnen lassen (Vgl.: Staack, Michael: Handelsstaat Deutschland:

Deutsche Außenpolitik in einem neuen internationalen System. Paderborn 2000.).

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Ausnahme. Hier meint der Forschungsdiskurs, den Aufbau von und die Integration in multilaterale Systeme als eigentlichen Hintergrund der deutschen Auslandsaktivitäten ausmachen zu können – in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, die Nordatlantikpakt-Organisation und 'den Westen' im Fall der BRD, in den Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, den Warschauer Pakt und 'den Osten' im Fall der DDR. Hier können dann auch ungewöhnlich intensive Wirtschafts- und Handelsinteressen festgestellt werden. Am Ende dieser Arbeit wird hierauf noch zurückzukommen sein.

Gespeist wird der Diskurs über die deutschen Afrikaaktivitäten aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern. Publiziert wird in der BRD, wurde in der DDR, und wird in einigen westlichen und auch afrikanischen Staaten. Den Dreh- und Angelpunkt des Diskurses bildet aber die westdeutsche – heute gesamtdeutsche – Forschung, die am intensivsten – auch und gerade von ostdeutscher Seite – Forschungsergebnisse aufgreift und rezipiert.

Hier lag und liegt das Zentrum der historischen Aufarbeitung der Afrikaaktivitäten von BRD und DDR. In der ostdeutschen Forschung waren die eigenen Aktivitäten zwar auch ein Thema, doch setzten die politischen Vorgaben der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands solch enge thematische und inhaltliche Grenzen, dass kaum Einfluss auf den Forschungsdiskurs genommen werden konnte. Ausnahmen bestätigen hier lediglich die Regel. So existieren durchaus einige unveröffentlichte Dissertationen zu den ostdeutschen Afrikaaktivitäten, die im Auftrag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands oder eines der ostdeutschen Ministerien erstellt wurden.

Den Promovierenden hatte man zur Erleichterung ihrer Arbeiten sogar Einsichtnahmen in laufende Aktenvorgänge, Auslandsaufenthalte und Interviews ermöglicht. Doch war ein Einblick in die Ergebnisse ihrer Arbeiten nur einem kleinen Personenkreis vergönnt. Zu einer Veröffentlichung der Arbeiten kam es nie. So waren es vor allem westdeutsche Forscher, die den Diskurs über die ostdeutschen Afrikaaktivitäten bestimmten. Dafür gelang es der ostdeutschen Forschung aber, nicht zuletzt dank der progressiv-kritischen Einstellung vieler westdeutscher Forscher, Einfluss auf die Entwicklung des Diskurses über die westdeutschen Afrikaaktivitäten zu nehmen.

Im westlichen Ausland setzte eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Afrikaaktivitäten der beiden deutschen Staaten Ende der 1970er Jahre, mit dem erneuten Aufflammen des Kalten Krieges, ein. Primär handelte es sich um britische und US-amerikanische Studien. Mit dem Ende des Systemkonflikts flaute das Interesse der anglophonen Forschung an den deutschen Afrikaaktivitäten dann aber rasch wieder ab. Erst in jüngerer Zeit hat es sich, in Gestalt konstruktivistischer Studien über den deutschen Imperialismus, wieder bemerkbar gemacht. Die französische Forschung nahm sich erst gut zwei Jahrzehnte später, in den 1990er Jahren, der deutschen – genauer, der westdeutschen – Afrikaaktivitäten an. In ihrem Fokus stand die Rolle der

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BRD innerhalb der Dekolonialisierung der französischen Überseegebiete in Afrika, vor allem derjenigen Algeriens. Die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem afrikanischen Kontinent – ob nun zwischenstaatlich oder innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beziehungsweise der Europäischen Gemeinschaft – bildete einen weiteren Untersuchungsgegenstand.

Auch die afrikanische Forschung, zunächst nur diejenige der Republik Südafrika, später auch diejenige der bedeutenderen afrikanischen Regionalmächte, nahm sich der deutschen Afrikaaktivitäten an. Im Fokus ihrer Studien stand die Beziehung ihres jeweiligen Herkunftslandes zu Deutschland – worunter wieder allein die Bundesrepublik zu verstehen ist.20 Zwei Arbeiten nahmen darüber hinaus auch die westdeutschen Auslandsaktivitäten auf dem gesamten afrikanischen Kontinent in den Blick.21 Auch von Seiten der afrikanischen Forschung wurde die These vorgetragen, die westdeutschen Afrikaaktivitäten hätten an koloniale und rassistische Traditionen angeknüpft und neokolonialistische Züge aufgewiesen. Wie schon ihr deutsches Pendant stieß aber auch die afrikanische These im Diskurs auf keine größere Resonanz. Die Wirkungsmacht der These der deutschen Politikwissenschaft konnte auch die afrikanische Forschung nicht überwinden.

Um so mehr Einfluss auf den Gesamtdiskurs besaßen der deutsch-deutsche Gegensatz und der Kalte Krieg. Betrachtet man den Diskurs in historischer Perspektive, so lassen sich vier unterschiedliche Phasen ausmachen:

Die erste Phase reicht von 1945 bis 1960. Hier wurde der Diskurs noch von eher unpolitischen Studien über die Handels- und Wirtschaftsinteressen der BRD in Afrika sowie von westdeutschen Reise- und Erlebnisberichten dominiert.

In der zweiten Phase, von 1960 bis 1970, nahm dann der Anteil politisch inspirierter Studien am Diskurs deutlich zu, wobei die westdeutsche Forschung ihren Fokus auf die DDR, die ostdeutsche Forschung den ihrigen auf die BRD legte. Vor allem die Friedrich Ebert-Stiftung tat sich auf westdeutscher Seite mit Monographien22 und einer Reihe nacheinander herausgegebener Zeitschriften über die Aktivitäten des östlichen Lagers – und damit auch der DDR – innerhalb der 'Dritten Welt' hervor. Von 1960 bis 1966 veröffentlichte sie in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache die Zeitschrift Der Ostblock und die Entwicklungsländer.

20 Vgl.: Dibengue, Augustin: Zur Vormachtstellung Frankreichs im frankophonen Afrika. Die Beziehungen Kameruns zu Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland von 1960 bis Anfang der achtziger Jahre im Vergleich. Aachen 1994.

21 Vgl.: N'dumbe III, Kum'a Alexandre: Was will Bonn in Afrika? Zur Afrikapolitik der Bundesrepublik Deutzschland. Pfaffenweiler 1992. ; Eyinla, Bolade Michael: The foreign policy of West Germany towards Africa.

Ibadan 1996.

22 Vgl.: Stahn, Eberhard: Kommunistische Modelle für Afrika? Ghana und Guinea. Hannover 1967.

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Vierteljahresberichte, von 1974 bis 1977 die Monatsberichte des Forschungsinstituts der Friedrich- Ebert-Stiftung. Entwicklungspolitische Aktivitäten kommunistischer Länder, von 1978 bis 1979 Entwicklungspolitik kommunistischer Länder. Trends und Analysen und schließlich von 1980 bis 1981 Außenpolitik kommunistischer Länder und Dritte Welt. Unterdessen hatte in der DDR ein Forscherkollektiv unter Leitung des Historikers Walter Markov mit der Aufarbeitung der westdeutschen Afrikaaktivitäten begonnen. Ende der 1950er Jahre hatte Markov den Auftrag zur Erforschung der Geschichte der kolonialen Ausbeutung erhalten und hierzu mit der Herausgabe der Reihe Studien zur Kolonialgeschichte und Geschichte der nationalen und kolonialen Befreiungsbewegung begonnen, die sich – wenig überraschend – auch um eine Aufarbeitung der westdeutschen Afrikaaktivitäten bemühte.

Die dritte Phase, zwischen 1970 und 1990, gab dem Diskurs dann schon einen ersten wissenschaftlichen Anstrich. Doch sollten auch hier noch politisch aufgeladene Thesen und Themen dominieren. Eine neue Forschergeneration war in den Diskurs eingetreten und hatte begonnen, den bislang erarbeiteten Forschungsstand einer sogenannten 'kritischen Analyse' zu unterziehen – einer Analyse, die weniger auf empirische Beweisführungen, als auf einen progressiven Fokus setzte.

Gedankengänge der 68er-Bewegung, des Marxismus und der Dependenz-Theorie flossen so in den Diskurs ein.23 Zu den Vordenkern dieser neuen Generation zählten Historiker wie Rudolf von Albertini, denen es gelang, der Kolonialgeschichte und der Geschichte der 'Dritten Welt' innerhalb der Geschichtswissenschaft einen neuen Stellenwert zu verschaffen.24 Ihr theoretischer Ansatz hatte sich jedoch schon bald überlebt. Die kritischen Analysen verloren sich zusehends in neomarxistischen „Spielarten“ von Wissenschaft.25 Bereits in den 1980er Jahren diente der Ansatz nur noch dazu, sich an einer in der Forschung nun einsetzenden konservativ-liberalen Gegenbewegung zu reiben.26 Das Wiederaufleben des Systemgegensatzes Ende der 1970er Jahre hatte erneut eine Politisierung des Diskurses eingeleitet.27 Immerhin gelang es der neuen Forschergeneration aber, die deutsche Kolonialvergangenheit in den Diskurs zu den deutschen

23 Wirz, Albert, Jan-Georg Deutsch: Geschichte in Afrika. Einleitung und Problemaufriss. In: Deutsch, Jan-Georg, Albert Wirz (Hg.): Geschichte in Afrika. Einführung in Probleme und Debatten. Berlin 1997, S. 5-16, hier S. 10.

24 Vgl.: Hablützel, Peter: Historische Forschung und politisches Engagement. Zur Entstehung einer globalen Perspektive in Rudolf von Albertinis Geschichtsschreibung. In: Hablützel, Peter, Hans Werner Tobler, Albert Wirz:

Dritte Welt. Historische Prägung und politische Herausforderung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Rudolf von Albertini. Wiesbaden 1983, S. 9-25.

25 Engel 2000, S. 3.

26 Engel 2000, S. 4.

27 In der Bundesrepublik erschienen reißerische Schriften, wie: Breyer, Karl: Moskaus Faust in Afrika. Stuttgart 1979. ; Gruenthal, Werner: Die kommunistische Bedrohung Südwestafrikas und ihre Abwehr. Bonn 1979. ; Germani, Hans: Rettet Südwest: Am Schicksal der ehemaligen deutschen Kolonie, dem heutigen Namibia, entscheidet sich die Zukunft Afrikas. München 1982. Die ostdeutsche Seite konterte mit Arbeiten, die erneut die BRD in Verruf zu bringen suchten, wie: Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Antiimperialistisches Informations-Bulletin (Hrsg.): Neokolonialismus der BRD und antiimperialistischer Befreiungskampf. Frankfurt am Main 1979.

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Afrikaaktivitäten einzuführen. Hilfestellung leisteten ihr dabei nicht zuletzt die bereits erwähnten postcolonial studies, die seit den 1980er Jahren Kolonisierte28 und 'Kolonisierer' auch und gerade in der Zeit nach 1945 in den Blick nahmen.29 Die von der Politikwissenschaft postulierte These des Neuanfangs nach 1945 konnte sie aber – wie schon mehrfach erwähnt – nicht überwinden.Auch in der ostdeutschen Auseinandersetzung mit den deutschen Afrikaaktivitäten wurde – hier allerdings erst seit Mitte der 1970er Jahre – ein wachsender wissenschaftlicher Anspruch spürbar. Vor allem die seit 1973 herausgegebene Fachzeitschrift Asien, Afrika, Lateinamerika kann in diesem Zusammenhang angeführt werden.

1990 trat der Diskurs dann in seine vierte Phase ein. Der Kalte Krieg hatte sein Ende erreicht. Der wissenschaftliche Charakter der Abhandlungen nahm nun merklich zu und beflügelte den Diskurs erheblich.30 Die Politikwissenschaft, die sich primär um eine wissenschaftliche Begleitung der aktuellen deutschen Afrikapolitik bemühte,31 fiel dabei quantitativ zunehmend hinter die historische Forschung zurück, die mit ihren auf Archivquellen basierenden empirischen Studien erheblich an Boden gutmachen konnte. Ein wegweisendes Projekt war in diesem Zusammenhang die zwischen 1994 und 1997 von der Volkswagenstiftung finanzierte Studie Die Afrikapolitik der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland 1955-1990. Unter der Leitung des Historikers Helmut Bley gelang es hier erstmals, den Forschungsstand in größerem Maße mit empirischen Belegen zu unterfüttern und zu erweitern. Zu einer vollständigen Entpolitisierung des Diskurses kam es allerdings auch jetzt noch nicht. Dies galt vor allem für die Afrikaaktivitäten der DDR. Zeitzeugen veröffentlichten Studien und Erlebnisberichte – mit entsprechendem politischem Einschlag. Hinzu kamen Studien von Organisationen, die, wie der Forscher- und Diskussionskreis DDR-Geschichte und der Forschungsverbund SED-Staat, nicht müde wurden, die Afrikaaktivitäten der DDR in das jeweils 'rechte Licht' zu rücken. Viele Thesen und Stereotype aus der Zeit des Kalten Krieges lassen sich so auch in neueren Abhandlungen finden. Im Fall der Afrikaaktivitäten der DDR, deren Erforschung nach 1990 zumindest in quantitativer Hinsicht einen 'zweiten Frühling'

28 Die „Frage nach der Spezifik deutscher 'Beteiligungen' am kolonialen Weltsystem und der Nachhaltigkeit und Tradierbarkeit der dabei ausgebildeten kulturellen Erfahrungen und Darstellungsmuster” stand nun im Zentrum des Interesses (Honold, Alexander, Oliver Simons: Einleitung: Kolonialismus als Kultur? In: Honold, Alexander, Oliver Simons (Hrsg.): Kolonialismus als Kultur. Literatur, Medien, Wissenschaft in der deutschen Gründerzeit des Fremden. Tübingen u.a. 2002, S. 7-15, hier S. 10.).

29 Mar Castro Varela, Maria do, Nikita Dhawan: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung. Bielefeld 2005, S.

23. Laut Mar Castro Varela gaben sich die postcolonial studies nicht mit einer reinen Betrachtung der europäischen Überseegebiete zufrieden. Sie schreibt: „Die Kolonien boten nicht nur den Raum, das Andere zu denken, sondern erwiesen sich auch als 'Experimentierfelder' der europäischen Metropolen [...], weswegen die postkoloniale Kritik eine radikale Restrukturierung des europäischen Denkens und seiner Historiographie sucht“ (Mar Castro Varela 2005, S. 137.).

30 Ulf Engel umschreibt die in dieser Phase vorherrschende Arbeitsweise als „scheinbar wertfreie Beschreibung von Afrikapolitik“ (Engel 2000, S. 4.).

31 Engel, Ulf: Africa images and Africa policy - Pleading for realism. In: Engel, Ulf, Robert Kappel (Hrsg.):

Germany’s Africa policy revisited. Interests, images and incrementalism. Münster u.a. 2002, S. 19-37, hier S. 34.

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erlebte, nahmen sie sogar noch zu.32

Doch auch abseits der Politisierung sind sich Politikwissenschaftler33 und Historiker34 weitgehend einig, dass im Fall der deutschen Afrikaaktivitäten auch weiterhin ein erheblicher wissenschaftlicher Aufarbeitungsbedarf besteht. Wie der folgende, thematisch nach den Abschnitten dieser Arbeit gegliederte, Literaturüberblick zeigt, bestehen größere Forschungslücken in geographischer, chronologischer und selbst thematischer Hinsicht.

Die Erforschung der staatlichen Aktivitäten der BRD auf dem afrikanischen Kontinent wurde 1959 mit einer Artikelserie des ostdeutschen Historikers Walter Markov eingeleitet.35 Noch einige Jahre sollte die ostdeutsche Forschung diesen Teildiskurs dominieren. Zentrale These ihrer Studien war, dass die kolonialen Traditionen des Deutschen Reichs in den Afrikaaktivitäten der Bundesrepublik ihren Fortgang genommen hätten. Ähnliche Bedenken äußerte man auch im westlichen Ausland – hier allerdings weniger in einem politischen als in einem ökonomischen Kontext. Man fürchtete die Expansion westdeutscher Unternehmen auf den afrikanischen Märkten. Ein erster westlicher Artikel, der sich einer Analyse der westdeutschen Afrikaaktivitäten widmete, erschien 1967 im US- amerikanischen Fachmagazin Africa Report36 – über ein Jahrzehnt vor der ersten westdeutschen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Dort stellte 1968 eine offizielle Schrift des Auswärtigen Amtes über die Leitlinien der westdeutschen Außenpolitik noch die einzige Publikation zu den staatlichen Afrikaaktivitäten der BRD dar.37

Erst Ende der 1970er Jahre, als in der DDR mit dem Wiederaufleben des Kalten Krieges eine neue Propagandakampagne gegen die westdeutschen Afrikaaktivitäten losgetreten wurde,38 nahm sich endlich auch die westdeutsche Forschung der Thematik an. Vorreiter waren hier die Historiker Helmut Bley und Rainer Tetzlaff mit ihrem gemeinsamen Band Afrika und Bonn. Versäumnisse und Zwänge Deutscher Afrika-Politik.39 Amtliche Publikationen des Auswärtigen Amtes erschienen zwar

32 Der Annahme Hermann Webers, dass nach der Wiedervereinigung mit einem langsamen Ausklingen des Ost-West- Gegensatzes in der Forschung gerechnet werden könne (Weber, Hermann: Die DDR 1945-1990. München4 2006, S. 135 ff..), kann deshalb – zumindest im Hinblick auf die deutschen Afrikaaktivitäten – nicht zugestimmt werden.

33 Schmidt, Siegmar: Afrika südlich der Sahara. In: Schmidt, Siegmar,Gunther Hellmann, u.a. (Hrsg.):Handbuch zur deutschen Außenpolitik. Wiesbaden 2007, S. 532-544, hier S. 532.

34 Lappenküper, Ulrich: Die Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990. München 2008, S. 115.

35 Vgl.: Markov, Walter: Der westdeutsche Neokolonialismus - ein Feind der freiheitsliebenden Völker. In: Probleme des Friedens und des Sozialismus 2 (1959) 9, S. 78-80. ; Markov, Walter, P. Friedlaender: Le néo-colonialisme et la politique africaine ouest-allemande. In: Recherches Internationales 22 (1960), S. 181-196. ; Markov, Walter: La burguesia nacional y el neocolonialismo germanooccidental. In: El movimiento contemporáneo de liberación y la burguesia nacional, Praga 1961, S. 263-282.

36 Vgl.: Zeitlin, Arnold: Hegelian re-entry - The Germans are back in Africa. In: Africa Report 12 (1967) 2, S. 37-45.

37 Vgl.: Brandt, Willy: Leitlinien der deutschen Afrikapolitik. o.O. 1968.

38 Vgl.: Mader, Julius: Die NATO-Hilfe für Südrhodesiens Rassisten. Berlin 1978. ; Mader, Julius: Das NATO- Komplott mit Südafrikas Rassisten. Berlin 1978. ; Liebscher, Gertraud: Die Afrikapolitik des BRD-Imperialismus.

In: Deutsche Außenpolitik 23 (1978) 5, S. 89-102.

39 Vgl.: Bley, Helmut, Rainer Tetzlaff (Hg.): Afrika und Bonn. Versäumnisse und Zwänge deutscher Afrika-Politik.

Reinbek bei Hamburg 1978. Allenfalls die Friedrich Ebert-Stiftung, die bereits 1975 eine Konferenz zur westdeutschen Afrika-Politik abgehalten und in einer Publikation verewigt hatte, könnte ihnen den Titel streitig

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auch weiterhin, gerieten gegenüber der wachsenden Zahl kritischer Forschungspublikationen aber schon bald ins Hintertreffen.40 Den ersten Versuch, eine Studie über die westdeutschen Afrikaaktivitäten in ihrer Gesamtheit zu erstellen, legte dann Anfang der 1990er Jahre der kamerunische Historiker Alexandre Kum'a N'dumbe vor.41 Seine These deckte sich im Wesentlichen mit den Annahmen der ostdeutschen Forschung.42 Doch kamen ihm nachfolgende Forscherkollegen, wie der nigerianische Historiker Bolade Michael Eyinla43 und der Politikwissenschaftler Ulf Engel,44 zu einem anderen Ergebnis. Dass die These von kolonialistischen und rassistischen Traditionen innerhalb der westdeutschen Afrikaaktivitäten jedoch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, konnte der Autor dieser Studie bereits in einem 2010 erschienenen Aufsatz über die Mentalitäten und Vorstellungen der westdeutschen Afrikadiplomatie im Jahr 1959 empirisch belegen.45

Neben diesen Arbeiten, welche die staatlichen Aktivitäten der BRD auf dem gesamten afrikanischen Kontinent zum Gegenstand hatten, wurden auch einige singuläre Studien zu einzelnen afrikanischen Staaten,46 sowie eine kleinere Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten zu vier Schwerpunkten veröffentlicht: der Republik Südafrika, dem unter südafrikanischer Verwaltung stehenden UNO- Mandatsgebiet Namibia, dem nordafrikanischen Raum und den deutsch-französischen Beziehungen in Afrika. Die Republik Südafrika wurde dabei zunächst von der ostdeutschen Forschung bearbeitet.47 Mitte der 1970er Jahre nahm sich dann aber auch die westdeutsche Forschung ihrer48

machen. (Vgl.: Bielenstein, Dieter (Hg.): Perspectives in Afro-German relations. An international conference under the auspices of the Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn, October 8 - 10, 1975. Bonn Bad Godesberg 1975.). Doch erreicht sie nicht annähernd die Qualität des Werks von Bley und Tetzlaff.

40 Vgl.: Auswärtiges Amt (Hrsg.): Die Bundesrepublik Deutschland und Afrika. Dokumentation. Bonn 1985. ; Auswärtiges Amt (Hrsg.): Die Bundesrepublik Deutschland und Afrika. Dokumentation 1990-1993. Bonn 1993.

41 Vgl.: N'dumbe III. 1992.

42 In seiner Dissertation hat sich N'dumbe eingehend mit der Afrikapolitik des 'Dritten Reichs' beschäftigt (Vgl.:

N'dumbe III, Kum’a Alexandre: Hitler voulait l'Afrique. Les plans secrets pour une afrique fasciste 1933-1945.

Paris 1980 [in deutscher Übersetzung erschienen als: N'dumbe, Kum'a Alexandre: Was wollte Hitler in Afrika? NS- Planungen für eine faschistische Neugestaltung Afrikas. Frankfurt 1993.].). Anknüpfend an die Ergebnisse dieser Arbeit, kommt er auch im Fall der Afrika-Politik der BRD zu dem Schluß, dass Rassismus und (Neo)Kolonialismus noch nicht von der westdeutschen Bühne verschwunden sind.

43 Vgl.: Eyinla 1996.

44 Vgl.: Engel.2000.

45 Vgl.: Torben Gülstorff: The white man´s burden? Die bundesrepublikanische Afrikapolitik um 1960 zwischen 'moralischer Verantwortung' und 'realen Interessen'. In: zeitgeschichte-online Oktober 2010 [aus:

http://www.zeitgeschichte-online.de/Themen-Guelstorff-10-2010 vom 09.01.2012.].

46 Vgl.: Langer, Peter: Die Außen- und Entwicklungspolitik der Bundesrepublik gegenüber Ghana. Eine Fallstudie zur Überprüfung der neueren Imperialismus-Theorien. Meisenheim am Glan 1975. ; N'dumbe III, Kum’a Alexandre: L’enseignement de l’allemand dans les cycles du supérieur au Cameroun - Etat actuel, perspectives. In:

Cahiers d’Allemand et d’Études Germaniques 1 (1985) 2, S. 114-128. ; Durotoye, Adeolu: Nigerian German relations. The role of political culture. Münster, u.a. 2001. ; Köhler, Volkmar: Beziehungskisten: Zum Verhältnis BRD-Mosambik: Ziele, Erfolge und Fehler der bundesrepublikanischen Politik. In: Döring, Hans-Joachim (Hg.):

Freundschaftsbande und Beziehungskisten. Die Afrikapolitik der DDR und der BRD gegenüber Mosambik.

Frankfurt am Main 2005, S. 173-179.

47 Vgl.: Czaya, Eberhard: Achse zum Kap. Das Bündnis zwischen Bonn und Südafrika. Berlin 1964.

48 Vgl.: Rode, Reinhard: Die Südafrikapolitik der Bundesrepublik Deutschland 1968-1972. München/Mainz 1975. ; Rogers, Barbara, Zdenek Červenka: The nuclear axis. Secret collaboration between West Germany and South

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und Namibias an.49 Auch im Fall Nordafrikas war es zunächst die ostdeutsche Forschung, die einen Blick auf die dortigen westdeutschen Aktivitäten warf – und dies sogar bereits Ende der 1950er Jahre.50 Die westdeutsche Forschung setzte erst 40 Jahre später ein51 – und dies auch nur, da die französische Forschung sich in wachsendem Maße für die deutsch-französischen Beziehungen im afrikanischen Kontext zu interessieren begann. Eckpfeiler dieses Schwerpunktes waren die Rolle der Bundesrepublik während der französischen Dekolonialisierung,52 die deutsch-französische Zusammenarbeit im postkolonialen Afrika53 und das Afrikaengagement Deutschlands und Frankreichs innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.54

Die Aufarbeitung des staatlichen Instrumentariums, welches der Bundesrepublik zur Durchsetzung ihrer Afrikainteressen zur Verfügung stand, verlief recht ungleichmäßig. Die meisten Publikationen erschienen zum wohl wichtigsten Instrument der bundesdeutschen Afrikapolitik, der Entwicklungshilfe. Doch wurde der Forschungsgegenstand nur selten klar abgesteckt. Häufig

Africa. London 1978. ; Arbeitskreis Afrika (Hrsg.): Südafrika - BRD, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit. Münster 1981. ; Youkpo, Boli Nicodème: Les relations entre la République fédérale d'Allemagne et l'Afrique du Sud, 1949-1982. Frankfurt am Main/Bern/u.a. 1986. ; Meyns, Peter: Cooperation without change.

The foreign policy of the Federal Republic of Germany in Southern Africa. Bonn 1987. ; Wenzel, Claudius: Die Südafrika-Politik der Bundesrepublik Deutschland, 1982-1992. Politik gegen Apartheid? Opladen 1994. ; N'dumbe III., Kum’a: Nationalsozialismus und Apartheid. Rassenideologie und Geldgeschäfte in den Nord-Süd Beziehungen 1933-1973. Berlin 2007. ; Madörin, Mascha, Gottfried Wellmer, Martina Egli: Apartheidschulden.

Der Anteil Deutschlands und der Schweiz. Stuttgart 1999. ; Dedering, Tilman: Ostpolitik and the Relations between West Germany and South Africa. In: Fink, Carole, Bernd Schaefer (Hrsg.): Ostpolitik. 1969-1974.

European and global responses. Cambridge 2009, S. 206-231.

49 Vgl.: Hubrich, Heinrich Georg, Henning Melber: Namibia - Geschichte und Gegenwart zur Frage der Dekolonisation einer Siedlungskolonie. Bonn 1977. ; Mader, Julius: Neokolonialistische Praktiken der BRD gegenüber Namibia. Berlin 1978. ; Melber, H.: Bonns Namibia-Politik. Resolution 435, Kontaktgruppe und besondere Verantwortung. Eine kritische Bestandsaufnahme. In: Vereinte Nationen 35 (1987) 2, S. 45-50. ; Ropp, K. Frhr. v. d.: Perspektiven einer Lösung des Namibia-Konflikts. Unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der BR Deutschland. In: Verfassung und Recht in Übersee 20 (1987) 4, S. 431-442. ; Brenke, Gabriele: Die Bundesrepublik Deutschland und der Namibia-Konflikt. München 1989. ; Haspel, Annelie: Kontinuität oder Wandel? Das besondere Verhältnis von Deutschen zu Namibia. Hamburg 1995. ; Oldhaver, Mathias: Die deutschsprachige Bevölkerungsgruppe in Namibia. Ihre Bedeutung als Faktor in den deutsch-namibischen Beziehungen. Hamburg 1997.

50 Vgl.: Haack, Ernst, Martin Jahr: Tausendundeine Ohrfeige den Imperialisten. Eine Betrachtung zur militärpolitischen Lage im Nahen Osten und in Nordafrika. Berlin 1959. ; Markov, Walter (Hg.): Kolonialismus und Neokolonialismus in Nordafrika und Nahost. Berlin 1964.

51 Vgl.: Michels, Eckard: Die Bundesrepublik und die Unabhängigkeit Tunesiens und Marokkos 1951-1962. In:

Revue d'Allemagne 31 (1999), S. 439-452.

52 Vgl.: Bouhsini, Sabah: Die Rolle Nordafrikas (Marokko, Algerien, Tunesien) in den deutsch-französischen Beziehungen von 1950 bis 1962. Aachen 2000. ; Rosoux, Valérie-Barbara: Les usages de la mémoire dans les relations internationales. Le recours au passé dans la politique étrangère de la France à l'égard de l'Allemagne et de l'Algérie, de 1962 à nos jours. Brüssel 2001. ; Cahn, Jean-Paul, Klaus-Jürgen Müller: La République Féderale d'Allemagne et la guerre d'Algérie (1954-1962). Perception, implication et retombées diplomatiques. Paris 2003. ; Bülow, Mathilde v.: The foreign policy of the Federal Republic of Germany, Franco-German relations, and the Algerian war, 1954-62. Cambridge 2006 [ungedruckt].

53 Vgl.: Dibengue 1994. ; Müller, Klaus-Jürgen: L'Allemagne et la décolonisation française. Actes du colloque de l'Université de Paris XII, Créteil, 18 au 20 mars 1999. Straßburg 1999 [In: Revue d'Allemagne 31 (1999).]. ; Hallbauer, Bastian: Rivalität und Zusammenarbeit in der deutschen und französischen Afrikapolitik in West- und Äquatorialafrika, 1958-1974. Kiel 2007 [ungedruckt].

54 Vgl.: Dabo, Gbota: Die Politik Deutschlands und Frankreichs bei der Aushandlung der Verträge von Jaunde bis Lomé-III. Düsseldorf 2000. ; Reyels, Lili : Die Entstehung des ersten Vertrags von Lomé im deutsch-französischen Spannungsfeld 1973-1975. Baden-Baden 2008.

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