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P H Y S I K I M A L LTA G

46 Physik Journal 7 (2008) Nr. 11 © 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Damit es richtig rund läuft

Wenn Autoreifen nicht ausgewuchtet werden, entstehen Fliehkräfte, die das Rad vibrieren lassen und zu Materialbeanspruchungen führen können.

Dr. Katja Bammel, science & more redaktionsbüro, kb@science-and- more.de

D

er Herbst hat Einzug gehalten, und der Winter steht vor der Tür: Vorausschauende Autofahrer haben vielleicht schon ihre Som- mer- gegen die eingelagerten Win- terreifen ausgetauscht, um bereits gegen Schneefälle und vereiste Stra- ßen gewappnet zu sein. Das Aus- wuchten der Räder sollte die Auto- werkstatt dabei nicht vergessen.

Durch den Abrieb der Reifen im letzten Winter und Bordstein- rempler laufen Räder mitunter nicht mehr rund. Wenn die Masse nicht rotationssymmetrisch verteilt ist, führt dies bei hohen Geschwin- digkeiten dazu, dass das Lenkrad unkontrolliert zittert. Diese Vibra- tionen können auf Dauer Achs- gelenke, Stoßdämpfer und Radauf- hängung schädigen. Eine Unwucht von 50 g an einem 10 kg schweren Rad entspricht bei 100 km/h einer um den Faktor 200 größeren Zu- satzmasse am Rad.

Aber nicht nur Autoräder müs- sen rund laufen, sondern fast alles, was sich dreht: Zentrifugen, Wal- zen, Schleifscheiben, Kurbelwellen, Lüfter und Propeller, Turbinen, aber auch Zahnarztbohrer.

Wenn das Rad ins Taumeln kommt Bei einem rotierenden Massekörper entstehen an jedem Massen element Fliehkräfte. Ist seine Masse rota- tionssymmetrisch zur Drehachse verteilt und entspricht somit die Drehachse einer der Hauptträg- heitsachsen, so heben sich die Fliehkräfte gegenseitig auf – der Rotor dreht sich stabil. Ist das nicht der Fall, ändert sich das Rotations- verhalten drastisch.

Die statische Unwucht lässt sich anhand einer flachen Scheibe beschreiben, deren Schwerpunkt durch eine Zusatzmasse verschoben wird (Abb. 1a): Dann verlagert sich auch die Hauptträgheitsachse, die nun parallel zur Drehachse liegt.

Die Unwucht U ist definiert als das Produkt ur und die auftretende Fliehkraft als F = mrΩ2 = UΩ2, wo-

bei Ω die Winkelgeschwindigkeit und m die Masse der Scheibe ist.

Die Größe e= Uzul /m, das Verhält- nis der zulässigen Unwucht zur Ge- samtmasse des starren Rotors, heißt auch spezifische Unwucht.

Bei ausgedehnten Rotoren wie Autorädern ist die Situation kom- plizierter: Bringt man eine Zusatz- masse am Rad an (Abb. 1b), fallen Dreh- und Masse achse nicht länger zusammen, sondern liegen parallel zueinander. Bei der Rotation be- wegt sich das Rad dann senkrecht zur Drehachse auf und ab. Ergänzt man das Rad um zwei gleiche Mas-

sen (Abb. 1c), liegt der Schwerpunkt zwar noch auf der Drehachse, aber die Hauptträgheitsachse ist nun in einem bestimmten Winkel dazu geneigt. Bei dieser sog. Momenten- unwucht schneiden sich Dreh- und Masseachse im Schwerpunkt.

Statisch ist dieser Rotor im Gleich- gewicht, bei der Umdrehung rufen die Massen aber Fliehkräfte hervor, die das Rad zum Taumeln bringen.

Sind die beiden Massen unter- schiedlich groß, schneiden sich Dreh- und Masseachse nicht mehr im Schwerpunkt, und man spricht von dynamischer Unwucht.

Das Auswuchten der Räder sollte beim Reifenwechsel eine Standardmaßnahme

jeder Werkstatt sein, um den optimalen Rundlauf der Räder zu gewährleisten.

y

x

m s s*

e

z u r

F, U→ → a

Ω

Statische

Unwucht Dynamische

Unwucht

b c

Zusatzmasse

Abb. 1 Befindet sich an einer flachen Scheibe eine zusätzliche Masse u im Ab- stand r vom Schwerpunkt S, verschiebt dieser sich um die Exzentrizität e(a). Bei der statischen Unwucht (b) erzeugen

Fliehkräfte eine Schwingung senkrecht zur Drehachse. Bei der dynamischen Unwucht (c) kommt durch die Schieflage der Schwerpunktsachse eine Taumel- bewegung hinzu.

Globus Press

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P H Y S I K I M A L LTA G

© 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 7 (2008) Nr. 11 47 Vom Auswuchten

Bei Autorädern, die nicht rund lau- fen, ist die Masse unsymmetrisch verteilt. Hier schaffen Auswucht- maschinen Abhilfe: Beim Auswuch- ten versucht man, die Massenver- teilung des Rades so zu verändern, dass seine Hauptträgheitsachse mit der Drehachse zusammenfällt und dadurch alle während der Drehung wirkenden Fliehkräfte miteinander im Gleichgewicht stehen.

Bei der statischen Unwucht wird das Rad ausgependelt, d. h. in einer freien Drehung stellt es sich so ein, dass die schwere Seite unten liegt.

Ausgewuchtet wird das Rad, indem man um 180 Grad versetzt eine Ausgleichsmasse anbringt.

Auswuchtmaschinen erlauben es, dynamische Unwuchten von starren, ausgedehnten Rotoren hin- sichtlich ihrer Größe und Position in mindestens zwei Wuchtebenen zu bestimmen. Zu diesem Zweck wird das Rad ohne sein Lager in der Maschine auf eine horizontale Drehachse gespannt (Abb. 2). Die Unwuchtkräfte lassen sich indirekt über die Messung der Lagerkräfte bestimmen. Dabei beeinflusst die Anlage die durch die Unwucht her- vorgerufene Schwingung. Daher ist es erforderlich, solche Maschinen regelmäßig mit ausgewuchteten Rädern und bekannten Unwucht- massen zu kalibrieren.

Da die Lager der Maschinen meist sehr steif sind, schwingen sie beeinflusst durch die Fliehkräfte nur wenig. Deshalb sind in jedem

Lagerstand piezoelektrische Kraft- aufnehmer montiert, um die auf die Lager ausgeübte Kraft bezogen auf den Drehwinkel zu messen. Dabei detektiert man eine Sinusschwin- gung, deren Amplitude drehzahl- abhängig und proportional zur unwuchtbedingten Fliehkraft, aber unabhängig von der Rotormasse ist.

Eine Software wandelt die Si- gnale mithilfe der Fourier-Trans- formation in ein Frequenzspektrum der Unwucht um. Der Rechner vergleicht auch die Amplituden- und Phasenwinkelwerte mit den kalibrierten Werten der Maschinen.

Unter Berücksichtigung radspe- zifischer Daten und des Abstands der Lagerständer lässt sich nun die Position und Größe der zum Aus- wuchten nötigen Korrekturmassen in den jeweiligen Wuchtebenen ermitteln.

Die erforderliche „Wuchtgüte“

hängt dabei von der geforderten Laufruhe, von der Masse des Rotors und seiner Drehzahl ab. Je schwerer der Rotor ist, umso größer darf im Allgemeinen die zulässige Unwucht sein. Im Fall der Autoräder werden die meist aus Zinn oder Zink gefer- tigten Ausgleichsgewichte beidsei- tig an der Felgenwulst umgeschla- gen oder – wenn es sich um schicke Alufelgen handelt – an der Innen- seite eingeklebt. Kurbelwellen, Schwungscheiben oder Kupplungen lassen sich auch auswuchten, indem man Material abträgt.

Nützliche Unwuchten

Unwuchten sind aber nicht immer unerwünscht: Wer hätte gedacht, dass der Vibrationsalarm im Handy durch einen Minimotor zustande kommt, bei dem einseitig an der Welle ein kleines Gewicht sitzt?

Sobald ein Anruf eingeht, läuft der Motor an und lässt durch die Un- wucht das Handy vibrieren – mit- unter so stark, dass es dabei vom Tisch hüpft!

*

Ich danke Dr. Kersten Kämpfer (TIRA GmbH), der Fa. Hofmann Mess- und Auswuchttechnik in Pfungstadt und Andreas Buschbeck (SCHENCK RoTec GmbH) für wertvolle Informationen.

Katja Bammel Abb. 2 Eine moderne Maschine zum

Auswuchten von Kompletträdern.

Sicam

Abbildung

Abb. 1  Befindet sich an einer flachen  Scheibe eine zusätzliche Masse u im  Ab-stand r vom Schwerpunkt S, verschiebt  dieser sich um die Exzentrizität e → (a)

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