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Lehrstellenmarkt Schweiz

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Academic year: 2022

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Research Collection

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Lehrstellenmarkt Schweiz

Author(s):

Bolli, Thomas; Caves, Katherine M.; Pusterla, Filippo; Rageth, Ladina; Renold, Ursula; Sritharan, Aranya Publication Date:

2020-05-07 Permanent Link:

https://doi.org/10.3929/ethz-b-000436368

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ETH Library

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LehrstellenPuls – Faktenblatt

Lehrstellenmarkt Schweiz

7. Mai 2020

Forschungsteam

Thomas Bolli, Katherine M. Caves, Filippo Pusterla, Ladina Rageth, Ursula Renold, Aranya Sritharan

Professur für Bildungssysteme, ETH Zürich

Forschungspartner Urs Casty

Domenica Mauch

Yousty.ch Professional.ch

Der Lehrstellenmarkt hat in der Schweiz eine hohe Bedeutung, denn jährlich treten rund zwei Drittel der Schul- abgänger*innen in eine berufliche Grundbildung ein. Deshalb kann der Bundesrat bei sich abzeichnenden Un- gleichgewichten «befristete Massnahmen zur Bekämpfung» treffen (Art. 13, BBG, 2015). Seit 2018 überwacht das zuständige Bundesamt den Lehrstellenmarkt mit dem sogenannten Nahtstellenbarometer, welcher den seit 1997 existierenden Lehrstellenbarometer ablöste. Zweimal pro Jahr - im April und im August - wird eine repräsen- tative Zahl von Jugendlichen und Firmen über das Angebot von und die Nachfrage nach Lehrstellen befragt.

Ein Vergleich der Befragungsergebnisse über die Zeit erlaubt eine Einschätzung, inwiefern und in welchen Regio- nen bzw. Branchen Ungleichgewichte zwischen Nachfrage und Angebot bestehen1.

Der Lehrstellenbarometer ist auch während der COVID-19-Pandemie von grosser Bedeutung. Weil er auf den Übergang von der obligatorischen Schule in die Sekundarstufe II fokussiert, kann er aber zu wenig differenziert auf die gegenwärtige Problematik in der Berufsbildung eingehen. Denn die gegenwärtige Krise betrifft auch Ju- gendliche, die bereits eine Berufslehre absolvieren und solche, die kurz vor dem Übertritt von der Lehre in den Arbeitsmarkt stehen.

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Ungleichgewichte im Lehrstellenmarkt

Ungleichgewichte zwischen dem Angebot von Lehrstel- len und ihrer Nachfrage sind in der Schweiz mehrmals aufgetreten. Mitte der 1990er Jahren wurde eine sol- che Krise erstmals dokumentiert und hat mitunter zum Berufsbildungsgesetz von 2004 geführt (Schweizeri- scher Bundesrat, 1996).

Eine zweite Lehrstellenmarkt-Krise trat 2003 auf (BBT, 2004). Diese Krise veranlasste das zuständige Depar- tement, eine Task Force einzusetzen. Diese Task Force untersuchte die Situation auf dem Lehrstellen- markt und schlug entsprechende Massnahmen vor (BBT, 2004). Dabei stellte sie fest, dass für die Über- wachung des Lehrstellenmarktes keine schweizweit

vergleichbaren und monatlich verfügbaren Daten vor- handen sind. Deshalb trug die Task Force zusammen mit den Kantonen und den Organisationen der Arbeits- welt die existierenden kantonalen Daten auf Bundes- ebenen zusammen, analysierte und veröffentlichte diese monatlich.

Schliesslich blickte man auch im Zuge der Finanzkrise 2008 mit Sorge auf den Lehrstellenmarkt. Wie der Lehrstellenbarometer2 in den Folgejahren zeigte, geriet der Lehrstellenmarkt allerdings nicht derart ins Un- gleichgewicht, dass der Bundesrat nach der Finanz- krise Massnahmen ergreifen musste.

Das Lehrstellen-Angebot

Das Angebot auf dem Lehrstellenmarkt ist sehr hetero- gen, was unter anderem mit den Unterschieden bei der Rekrutierung von angehenden Berufslernenden zu- sammenhängt. In der Deutschschweiz beginnt der Rekrutierungsprozess bereits im Herbst des Vorjahres, während die lateinische Schweiz erst im Frühling des Lehrbeginn-Jahres startet.

Abbildung 1 zeigt schematisch die bei den Kantonen verfügbaren Indikatoren zum Lehrstellen-Angebot.

Grundsätzlich sind in den Kantonen Zahlen zu den ge- meldeten offenen Lehrstellen und zu den abgeschlos-

senen Lehrverträgen verfügbar. Im Weiteren macht je- der Kanton eine Schätzung zu den nicht gemeldeten offenen Lehrstellen.

Will man also im Frühjahr 2020 die Angebotsseite auf dem Lehrstellenmarkt überprüfen, so ist es wichtig, dass diese kantonal unterschiedlichen Rekrutierungs- prozesse berücksichtig werden.

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2020 Mai 2020

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Schweizer Lehrstellenmarkt September 2019 – September 2020

Rekrutierungsphase Deutschschweiz Rekrutierungsphase Tessin/Romandie Gemeldete Lehrstellen

Abgeschlossene Lehrverträge Nicht gemeldete Lehrstellen Nahtstellenbaromenter-Messzeitpunkt

Abbildung 1: Idealtypischer Verlauf des Lehrstellen-Angebots mit den unterschiedlichen Rekrutierungsphasen in der Deutschschweiz und in der Westschweiz bzw. im Tessin. Quelle: adaptierte Grafik aus BBT, 2004, S. 16

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Die Lehrstellen-Nachfrage

Gemäss Nahtstellenbarometer im August 2019 haben rund 78'000 Jugendliche das 9. Schuljahr abgeschlos- sen. Diese Zahl ist für die Beurteilung der gegenwärti- gen Situation aber nur bedingt aussagekräftig. Denn die Nachfrage nach Lehrstellen kommt von weit mehr Jugendlichen als nur von Schulabgänger*innen eines Jahrgangs. Allerdings fehlen Daten zu den anderen Gruppen von Jugendlichen, die gleichzeitig auf den Lehrstellenmarkt strömen.

Abbildung 2 zeigt schematisch, wer jährlich auf den Lehrstellenmarkt strömt: neben den Jugendlichen aus der Sekundarstufe I sind dies auch solche aus Brü- ckenangeboten und anderen Zwischenlösungen. Die- ses Jahr werden mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Jugendliche auf den Lehrstellenmarkt kommen, die be- reits eine Berufslehre begonnen haben und deren Lehrbetrieb Konkurs ging oder den Betrieb aus ande- ren Gründen stilllegen musste.

Veränderte Lehrstellen-Ströme aufgrund COVID-19 Den besten Überblick zu den Kategorien von Jugendli- chen vor der Ausbildungswahl bieten die Daten des Lehrstellenbarometers, der bis 2017 geführt wurde. Die Daten sind in Abbildung 3 abgebildet. Diesen Katego- rien von Jugendlichen gilt in der von der COVID-19- Pandemie verursachten Krise die Aufmerksamkeit.

Seit 2012 erfasst das Bundesamt für Statistik Daten, die Längsschnittanalysen im Bildungsbereich zulas- sen.3 Damit kann im Nachhinein die Anzahl der Lehr- abbrüche und der Berufslehr-Wechsel berechnet wer- den. Zur kurzfristigen Identifikation der Lehrstellenab- brüchen im 2020 muss allerdings auf die kantonalen Daten zurückgegriffen werden. Weil die Kantone die Aufsicht über die Lehrverhältnisse haben, verfügen sie

über die Daten zu den abgebrochenen und neu vermit- telten Lehrstellen.

Dieser Kurzüberblick über den Lehrstellenmarkt fasst zusammen, weshalb es für die Steuerungsbehörde der Berufsbildung Schweiz schwierig sein wird, zielgrup- penspezifische Massnahmen einzuleiten. Für solche Massnahmen braucht es evidenz-basierte und differen- ziertere Informationen zu den Auswirkungen der CO- VID-19-Pandemie auf die Berufslehre, Lehrbetriebe, aktuelle und zukünftige Berufslernende. Anhand einer regelmässigen Befragung bei den Lehrbetrieben stellt der LehrstellenPuls diese Informationen zur Verfügung (siehe Factsheet zum Forschungsdesign auf

www.lehrstellenpuls.ch).

Abbildung 2: Wer strömt auf den Lehrstellenmarkt? Quelle: Grafik adaptiert und ergänzt von BBT, 2004 , S. 17. 1 = Jugendliche, welche vor der Ausbildungswahl stehen; 2 = Jugendliche, welche in einer Berufslehre sind 3 = Jugendliche, welche eine Berufslehre beenden haben und auf den Arbeitsmarkt kommen.

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Referenzen

BBT (2004). Schlussbericht «Task Force Lehrstellen 2003». 22.

März 2004, Bern.

BBG (2015). Bundesgesetz über die Berufsbildung (Berufsbildungs- gesetz, BBG) vom 13. Dezember 2002

Schweizerischer Bundesrat (1996). Bericht über die Berufsbildung (Bundesgesetz über die Berufsbildung), 11. September 1996. Bern.

LINK (2017). Lehrstellenbarometer April 2017. Detaillierter Ergebnis- bericht. LINK Institut für Markt- und Sozialforschung. Luzern.

1 Weiterführende Informationen siehe:

www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufliche-grundbil- dung/nahtstellenbarometer.html

2 Siehe dazu Archiv Lehrstellenbaromenter:

www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufliche-grundbil- dung/nahtstellenbarometer/archiv-lehrstellenbarometer.html

3 Siehe dazz: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statisti- ken/bildung-wissenschaft/erhebungen/labb.html

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Übersicht Jugendliche gemäss Lehrstellenbarometer

Judendliche vor der Ausbildungswahl Interesse an beruflicher Grundbildung (April) Berufliche Grundbildung (August) Vorbereitung auf berufliche Grundbildung

Allgemeinbildende Schulen Zwischenlösungen

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Anzahl Jugendlichen vor der Ausbildungswahl gemäss dem Lehrstellenbarometer. Quelle: LINK Insti- tut, Lehrstellenbaromenter, detaillierte Berichte 2007-2017 im Archiv:

www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufliche-grundbildung/nahtstellenbarometer/archiv-lehrstellenbarometer.html

Kontakt

ETH Zürich

Prof. Dr. Ursula Renold Professur für Bildungssysteme www.ces.ethz.ch →

LehrstellenPuls

info@lehrstellenpuls.ch → www.lehrstellenpuls.ch →

Abbildung

Abbildung 1 zeigt schematisch die bei den Kantonen  verfügbaren Indikatoren zum Lehrstellen-Angebot
Abbildung 2 zeigt schematisch, wer jährlich auf den  Lehrstellenmarkt strömt: neben den Jugendlichen aus  der Sekundarstufe I sind dies auch solche aus  Brü-ckenangeboten und anderen Zwischenlösungen
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Anzahl Jugendlichen vor der Ausbildungswahl gemäss dem Lehrstellenbarometer

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