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Archiv "Leberresektion — Indikationen, Möglichkeiten und Ergebnisse" (18.02.1983)

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Leberresektion -

Indikationen, Möglichkeiten und Ergebnisse

Reinhart Grundmann und Heinz Pichlmaier

Aus der Chirurgischen Universitätsklinik (Direktor: Professor Dr. Dr. Heinz Pichlmaier) der Universität zu Köln

Erfolgreiche Eingriffe an der Le- ber werden bereits seit Ende des letzten Jahrhunderts berichtet.

So gelang es Langenbuch 1887 (18)*), einen linksseitigen Schnür- lappen der Leber mit Erfolg zu entfernen, und 1888 wurde von Garre (12) die erste rechtsseitige Leberlappenteilresektion vorge- nommen.

Wendel (29) führte dann 1910 als erster eine anatomiegerechte Le- berlappenresektion durch.

Trotzdem blieb der Leberresektion gegenüber eine gewisse Scheu, nicht zuletzt deshalb, weil bei der Operation mit hohen Blutverlusten zu rechnen war.

Mit der Entwicklung der soge- nannten "anatomiegerechten" ty- pischen Leberlappenresektion durch Lortat-Jacob (21), Pack (23) und Quattlebaum (25) gelang es jedoch, den Blutverlust bei der Operation in Grenzen zu halten, es entwickelte sich ein mittlerweile standardisiertes operatives Vor- gehen.

Im folgenden werden Indikationen und Möglichkeiten der Leberre- sektion anhand eines eigenen Krankengutes von 61 Patienten beschrieben.

Anatomische Vorbedingungen Die heutigen Operationsverfahren beruhen auf einer Einteilung der Leber in verschiedene Lappen und Segmente (funktionelle Anatomie) (5). Die Einteilung geht zurück auf Untersuchungen von Couinaud (7), Goldsmith (13) u. a. und hält sich an die Verzweigungen der zu- führenden Gefäße im Bereich des Portalfeldes sowie an die Lokali- sation der abführenden Leberve- nen.

Entsprechend dieser Einteilung kann die Leber in zwei etwa gleich große Hälften, eine rechte und lin- ke Leber, eingeteilt werden. Diese Einteilung stimmt nicht mit der morphologischen Lappen- grenze überein, bei der der rechte Leberlappen bis zum Ligamentum falciforme hepatis und Ligamen- tum teres hepatis reicht.

Die rechte Leber wird vielmehr von einer Linie begrenzt, die äu- ßerlich nicht sichtbar und vom Gallenblasenbett zur rechten Le- bervene gedacht werden muß. Der Mittellappen gehört damit der lin- ken Leber an (Abbildung 1).

Rechte und linke Leber sind des weiteren in insgesamt 8 Segmente gegliedert (Abbildung 2).

Zu den eindeutigen Indikatio- nen für eine Leberresektion gehört das Lebermalignom.

Hier bietet die Leberresektion für den betroffenen Patienten die einzige Chance zum län- gerdauernden Überleben.

Beim zentral sitzenden Gal- lengangstumor kann ebenfalls die Leberlappenresektion ver- suc.ht werden. Allerdings sind zentrale Tumoren häufig· so ungünstig lokalisiert, daß für ihre radikale Behandlung die Leberlappenresektion nicht ausreicht. Eine weitere Indika- tion zur Leberlappenresektion stellen Lebermetastasen dar.

Operationsverfahren

Es werden prinzipiell zwei Verfah- ren unterschieden:

..,.. die typischen "regelrechten"

Hepatektomien, bei denen ein Le- berlappen entfernt wird und ..,.. die atypischen Hepatektomien, bei denen nur ein Teil des Paren- chyms - meist keilförmig - exzi- diert wird, ohne auf die verschie- denen Lappengrenzen Rücksicht zu nehmen. (Auf die Segmentekto- mien soll hier nicht weiter einge- gangen werden, sie sind nur sel- ten indiziert.) · Die Nomenklatur der typischen Resektionen ist nicht immer ein- deutig, da, wie bereits ausgeführt, funktionelle und morphologisch- anatomische Grenzen sich nicht entsprechen.

Es lassen sich jedoch folgende Operationsverfahren unterschei- den (Abbildung 1):

O

rechtsseitige Hepatektomie (Lappenresektion), bei der der ei- gentliche rechte Leberlappen ent- fernt wird (bis zur funktionellen

Lappengrenze) C>

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis des Sonderdrucks.

50 Heft 7 vom 18. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

(2)

IM>

Hepatektomie re. Hepatektomie

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Leberresektion

Abbildung 1: Leberanatomie nach funktionellen und morpholo- gischen Gesichtspunkten und die entsprechenden Operations- verfahren

Abbildung 2: Einteilung der Leber in verschiedene Lappen und Segmente, entsprechend dem portalen Zufluß und Lebervenen- abfluß

O linksseitige Hepatektomie (Lappenresektion): Entfernung des linken Lappens (einschließlich Mittellappens) bis zur funktionel- len Lappengrenze

O rechtsseitige Lobektomie (er- weiterte rechtsseitige Lappenre- sektion): Entfernung des rechten Lappens und des Mittellappens (bis zur morphologischen Lappen- grenze des Ligamentum falci- forme)

linksseitige Lobektomie (Ent- fernung des lateralen Segmentes des linken Lappens): Entfernung des linken Lappens bis zur mor- phologischen Grenze des Liga- mentum falciforme.

Operationstechnik

Die Operationstechnik bemüht sich, den Blutverlust während der Parenchymdurchtrennung so klein wie möglich zu halten, die Parenchymdurchtrennung erfolgt deshalb mit der sogenannten

„Finger-Fraktur-Technik" unter Abklemmen des Leberhilus. Bei dieser Technik wird das Paren- chym in der Resektionslinie digital zerquetscht, die zwischen den Fin-

gern tastbaren Gefäße werden ein- zeln gefaßt und ligiert, damit sie sich nicht in das Gewebe zurück- ziehen können, wo sie nur schwer auffindbar sind und dementspre- chende Blutungen auslösen wür- den. Wird während der digitalen Zerquetschung des Gewebes der Leberhilus abgeklemmt, so blutet die rohe Parenchymfläche kaum, der intraoperative Blutverlust kann statistisch signifikant ge- senkt werden. Die Ischämietole- ranz der menschlichen Leber ist ganz ausgezeichnet, es werden Abklemmzeiten bis zu einer Stun- de folgenlos toleriert (17). So kommt es nach Abklemmen des Leberhilus weder zu einer ver- mehrten Enzymausschüttung, noch zu stärkeren Veränderungen des Quick-Wertes oder des Biliru- binspiegels (Abbildung 3). Um die Ischämietoleranz zu erhöhen, ver- abreichen wir allen Patienten vor Abklemmen des Leberhilus 1 g

Methyl-Prednisolon.

Indikationen

Eine Übersicht über die verschie- denen Indikationen und Möglich- keiten der Leberresektion anhand des eigenen Krankengutes ist in Tabelle 1 wiedergegeben.

1. Lebermalignom

Das primäre Lebermalignom stellt zwar bei uns eine relativ seltene Erkrankung dar (im eigenen Kran- kengut kamen in den letzten 22 Jahren 51 Patienten zur stationä- ren Aufnahme), trotzdem müssen diese Tumoren Erwähnung finden, da die Leberresektion für die be- troffenen Patienten die einzige Chance zum längerdauernden Überleben bietet. Voraussetzung ist allerdings, daß der Tumor auf einen Lappen begrenzt ist, bei zentralem Tumorsitz kommen be- stenfalls palliative (Segment-)Re- sektionen oder in speziellen Situa- tionen die Transplantation in Be- tracht.

Die Prognose der Erkrankung ist außerdem dadurch getrübt, daß bei der relativ unspezifischen Symptomatik, wie Müdigkeit und Leistungsabfall, in der Mehrzahl der Fälle nur weit fortgeschrittene Tumoren zur Operation eingewie- sen werden. Auch liegt den Tu- moren häufig eine Leberzirrhose zugrunde (3) (im eigenen Kranken- gut bei 48,5 Prozent der Fälle), und so konnten nur 13,7 Prozent unserer Patienten tatsächlich durch Leberresektion radikal be-

(3)

Postoperative Laborwerte nach Leberresektion Leberhilus

abgeklemmt (n = 30) Leberhilus

nicht abgeklemmt (n = 22)

3.

r

5. Tag pOp Quick

100 - 90- 80- 70- 60- 50- 40- 30- 20- 10-

U/I GPT 900-

800-

700- prae Op. 1.

mg/d1 Bilirubin 10-

9- 8- 7- 6-

3. 5. Tag 600- POP

500-

400-

300- 5 -

4- 3- 2- 1-

prae Op 1. 3. 5. Tag pOp prae Op. 1.

200-

100-

Abbildung 3: Enzymausschüttung, Quick-Wert und Bilirubinspiegel nach Leberresek- tion. Es gibt keine Unterschiede, ob der Leberhilus abgeklemmt wird oder nicht.

handelt werden. Die Resektion sollte jedoch immer versucht wer- den, da nur so beim primären Le- bermalignom 5-Jahres-Überle- bensraten von 10 bis 30 Prozent (3) möglich sind (auch im eigenen Krankengut lebten 2 von 7 Patien- ten noch 3 Jahre nach Leberresek- tion, während sämtliche anderen Patienten spätestens nach 7 Mo- naten verstorben waren). Bei den ungünstigen Voraussetzungen überrascht es nicht, daß gerade beim Lebermalignom die Klinikle- talität relativ hoch ist (6 bis 40 Pro- zent) (3), während umgekehrt die Leberresektion unter günstigeren Voraussetzungen, z. B. bei Resek- tion gutartiger Tumoren (siehe im folgenden), ein relativ gefahrloses Operationsverfahren darstellt (Ta- belle 1). So ist die ausgezeichnete Regenerationsfähigkeit der Leber

immer wieder beschrieben wor- den, und es sollen bis zu 90 Pro- zent der Leber resezierbar sein (22), jedoch steht uns kein verläßli- cher Test zur Verfügung, mit dem die Regenerationsfähigkeit der Zirrhoseleber abgeschätzt werden kann. Dementsprechend muß ge- rade beim Lebermalignom nach ausgedehnter Lappenresektion mit der Möglichkeit des postope- rativen Leberversagens gerechnet werden.

2. Gallengangskarzinom

Die Therapie des Gallengangskar- zinoms hängt von der Lokalisation des Tumors ab. Während distale Tumoren durch (partielle) Duo- denopankreatektomie bzw. durch die Gallengangsresektion kurativ

zu beseitigen sind, kann der zen- trale Tumor nur durch eine Leber- lappenresektion radikal entfernt werden. Allerdings sind zentrale Tumoren häufig so ungünstig lo- kalisiert, daß für ihre radikale Be- handlung die Lappenresektion nicht ausreicht. Darüber hinaus läßt der ungünstige Allgemeinzu- stand dieser Patienten (im eigenen Krankengut der letzten 22 Jahre, n=68, wiesen 89,7 Prozent aller Patienten mit Gallengangskarzi- nom bei Klinikeinweisung bereits einen Ikterus auf) in der Mehrzahl der Fälle keine größeren Eingriffe zu. Dementsprechend konnten wir beim zentralen Gallengangskarzi- nom nur eine Resektionsquote von 4,8 Prozent erreichen, wie sie auch von anderen berichtet wird (8, 28). Jedoch haben bei zentra- lem Tumorsitz auch Palliativmaß- nahmen nur einen beschränkten Wert, und so sind in neuerer Zeit immer wieder Lebersegmentre- sektionen beschrieben und gefor- dert worden (6, 9, 19).

3. Gallenblasenkarzinom

Die Prognose des Gallenblasen- karzinoms ist äußerst unbefriedi- gend, im eigenen Krankengut der letzten 22 Jahre (n=69) wurde für alle Patienten eine 3-Jahres-Über- lebensrate von 4,4 Prozent gefun- den. Die Prognose hängt entschei- dend davon ab, ob der Tumor bei Operation bereits makroskopisch sichtbar ist, oder ob es sich um wirkliche Frühfälle handelt, die auf Mukosa und Submukosa be- schränkt sind und damit als Zu- fallsbefunde bei Cholezystektomie entdeckt werden. Während bei fortgeschrittenem Tumorwachs- tum durch eine Leberlappenresek- tion — im Vergleich zur einfachen Cholezystektomie — keine wesent- liche Verbesserung der Prognose zu erzielen ist, sollte eine Leber- lappen- oder -keilresektion gerade für die Frühfälle vermehrt disku- tiert werden. Für diese Fälle war bisher die einfache Cholezystekto- mie als Regeloperation empfohlen worden, keiner unserer Patienten lebte jedoch mehr als 5 Jahre nach 54 Heft 7 vom 18. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

(4)

n Lappenresektion

Indikationen rechts links

(n) (n)

Echinokokkus 18 13 4

benigner Tumor (n=14)

....

FNH 8 2 0

....

Hämangiome 3 0 1

....

Adenome 3 1 1

Leberzyste 1 0 1

Leberabszeß 1 0 1

maligner Tumor (n=9)

..,. Gallenblasen- und 2 2 0 Gallengangskarzinom

..,. Lebermalignom 7 4 3

Metastasen ( n = 11 )

....

kolarektale Karzinome 7 2 1

....

übrige 4 2 0

Polytrauma 7 3 1

Gesamt 61 29 13

atypische Enukleation/

Resektion Exstirpation

(n) (n)

1 0

2 4

1 1

0 1

0 0

0 0

0 0

0 0

4 0

0 2

3 0

11 8

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Leberresektion

Blut intra- Letalität operativ

(n) (n)

12 2

3 0

1 0

2 0

1 0

1 0

2 1

7 3

4 1

4 0

7 2

44 9

Tabelle 1: Indikationen und Operationsverfahren - Eigenes Krankengut

dem Eingriff, wie es auch der Be- obachtung anderer entspricht (24).

Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Leberlappenresektion gerade in den frühen Fällen die Prognose verbessern könnte, zumal bei gu- tem Allgemeinzustand und fehlen- dem Ikterus des Patienten die Le- berresektion mit relativ geringe- rem Risiko verbunden ist.

Die Frage ist im Moment nicht ent- schieden, jedoch wird für die

Frühfälle des Gallenblasenkarzi-

noms zumindest die Leberkeilex- zision zusätzlich zur Cholezystek- tomie gefordert (10, 24).

4. Lebermetastasen

Sie stellten im eigenen Kranken- gut zwar eine relativ seltene Indi- kation zur Leberlappenresektion dar, da meist multiples Metasta- senwachstum zu beobachten war.

Es darf jedoch heute als gesichert gelten, daß Solitärmetastasen - zumindest kalorektaler Tumoren-

grundsätzlich entfernt werden sollten (20). Dies gilt sowohl für synchron bei dem Primäreingriff gefundene Metastasen als auch für solche, die metachron - nach Resektion des Primärtumors-be- obachtet werden.

Nach Resektion von Solitärmeta- stasen kalorektaler Tumoren wer- den mittlerweile 3-Jahres-Überle- bensraten von 20 bis 40 Prozent beschrieben (1, 4), Foster fand so- gar eine 5-Jahres-Überlebensrate von 22 Prozent (11 ). Während es bei einzelnen Metastasen und

(5)

günstiger Tumorlokalisation wohl genügt, die Leber atypisch, d. h.

keilförmig zu resezieren, stellt sich bei mehreren, auf einen Lappen beschränkten Metastasen das Pro- blem, daß sie nur durch eine rechts- oder linksseitige Hepatek- tomie radikal entfernt werden kön- nen. Inwieweit ein solcher Eingriff das Patientenüberleben tatsäch- lich verlängert, muß offenbleiben.

Dies gilt auch für die Frage, ob Metastasen anderer als kolorekta- ler Tumoren bei metachronem Auftreten reseziert werden sollen:

Alle bisherigen Untersuchungen vergleichen nur historische Kol- lektive, prospektive Studien und Dokumentationen liegen nicht vor.

5. Benigne Tumoren

Die Indikation zur Operation hängt hier ganz wesentlich von der Tu- morgröße ab. So wird man speziell beim Hämangiom nur selten die Leberresektion durchführen müs- sen, das gleiche gilt für kleinere solitäre Leberzysten, während um- gekehrt mesenchymale Hamarto- me nicht selten durch Tumorver- drängung Beschwerden hervorru- fen und damit eine Indikation zur Resektion darstellen.

Im eigenen Krankengut überwo- gen in dieser Gruppe Patienten mit Leberzelladenom und fokaler nodulärer Hyperplasie (FNH). Die- se Tumoren werden zunehmend häufiger bei jungen Frauen, die Ovulationshemmer einnehmen, beschrieben (15), und es stellt sich die Frage, inwieweit sie tatsäch- lich operiert werden müssen. Falls die Diagnose „benigner Tumor"

gesichert ist, kann eine abwarten- de Haltung vertreten werden. Al- lerdings fehlen Zahlen darüber, in- wieweit es nach Absetzen der Östrogene zu einem Wachstums- stillstand, vielleicht sogar zu einer Tumorregression kommt. Wir selbst sehen beim Leberzellade- nom die Operationsindikation nach wie vor für gegeben an, da es zum einen nicht auszuschließen ist, daß diese Tumoren trotz Abset- zen der Ovulationshemmer weiter-

wachsen, und da andererseits die Patienten bei größeren Tumoren auch deutliche Beschwerden, wie Druckgefühl und unklare Ober- bauchschmerzen, angeben. Ist erst einmal ein Lebertumor dia- gnostiziert, so sind die Patienten äußerst beunruhigt, wobei auch nicht vergessen werden darf, daß größere Tumoren spontan rup- turieren und eine lebensgefähr- liche Blutung hervorrufen kön- nen (2).

Die Indikation zur Operation wird dadurch erleichtert, daß sich gera- de Leberzelladenome relativ leicht entfernen lassen, so standen im eigenen Krankengut 9 atypischen Resektionen bzw. Tumorexstirpa- tionen nur 5 Leberlappenresektio- nen gegenüber (Tabelle 1), in der Mehrzahl der Fälle war demnach bei günstiger Lokalisation ein rela- tiv kleiner Eingriff möglich. Ent- sprechend war auch das Opera- tionsrisiko gering, keiner unserer Patienten verstarb postoperativ, und nur 43 Prozent der Patienten erhielten überhaupt intraoperativ eine Blutkonserve.

Bei der fokalen nodulären Hyper- plasie wird man hingegen wohl in Zukunft eine mehr abwartende Haltung vertreten (27), da hier die Gefahr der Ruptur und Blutung gering erscheint, solange es sich um kleinere Tumoren handelt. Bei großen Geschwülsten oder wenn präoperativ die Differentialdiagno- se zum Leberzelladenom nicht ge- sichert werden konnte, wird man aber auch die FNH operativ behan- deln, besonders wenn der Tumor günstig liegt und das Risiko des Eingriffs dementsprechend gering ist.

6. Leberechinokokkus

Hier hängt die Indikation zur Le- berlappenresektion ganz ent- scheidend davon ab, ob ein alveo- lärer oder zystischer Echinokok- kus vorliegt. Bei alveolärem Echinokokkus ist die Indikation zur Leberlappenresektion grund- sätzlich gegeben. Dem steht aller-

dings häufig die Tatsache entge- gen, daß der alveoläre Echinokok- kus nicht auf einen Leberlappen beschränkt ist und dementspre- chend auch nicht radikal operiert werden kann.

Bei zystischem Echinokokkus se- hen wir dann eine Indikation zur Leberlappenresektion, wenn meh- rere Zysten vorliegen, die wieder- um auf einen Lappen beschränkt sind und diesen weitgehend auf- gebraucht haben (für einzelne Zy- sten stehen weit einfachere Ope- rationsverfahren zur Verfügung (16)). Gerade beim zystischen Le- berechinokokkus haben wir aller- dings 2 Patienten nach Leberlap- penresektion an den Folgen einer postoperativ aufgetretenen ana- phylaktischen Reaktion mit Bron- chopneumonie verloren. Dies war darauf zurückzuführen, daß es in- traoperativ zum Austritt von Zy- stenflüssigkeit kam, anaphylakti- sche Reaktionen sind auch beim Spontanplatzen der Echinokok- kuszysten gelegentlich beschrie- ben worden (26). Um eine anaphy- laktische Reaktion zu vermeiden, operieren wir mittlerweile die Pa- tienten unter Kortikoidschutz.

Seitdem haben wir eine solche Re- aktion nicht mehr beobachtet.

7. Lebertrauma

Auch beim Lebertrauma kann die Leberresektion notwendig wer- den, allerdings genügt in der Mehrzahl der Fälle eine weit weni- ger aggressive Maßnahme (14).

Die Indikation zur Leberlappenre- sektion sehen wir dann für gege- ben an, wenn der rechte Leberlap- pen stark zertrümmert ist und Ver- letzungen der retrohepatischen Vena cava vorliegen. Unter diesen Umständen gelingt die Blutstil- lung durch einfache Umstechung oder Tamponade nur schwer.

Im eigenen Krankengut mußte bei 39 Patienten mit stumpfer Leber- verletzung und Polytrauma sie- benmal die Leberlappenresektion (atypisch n=3, typisch n=4) vorge- nommen werden. Der postoperati- 60 Heft 7 vom 18. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

(6)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ve Verlauf gestaltete sich dabei in 5 Fällen völlig problemlos — und dies bei Blutverlusten bis zu 10 I (und bis zu 5 Begleitverletzungen).

Die beiden Patienten, die nach dem Eingriff verstarben, erlagen letzten Endes ihren Begleitverlet- zungen, keiner dieser Patienten entwickelte postoperativ ein Le- berversagen. Die relativ hohe Le- talität, die häufig nach Leberlap- penresektion bei Lebertrauma be- schrieben wurde, kann nicht der Resektion als solcher, sondern nur dem Kombinationstrauma und seinen Folgen zur Last gelegt werden.

8. Leberabszeß

Leberabszesse stellen in Zentral- europa ein relativ seltenes Krank- heitsbild dar. Den parasitischen Abszeß (Amöbenabszeß), seltener auch den pyogenen Abszeß, wird man zunächst konservativ durch Antibiotika behandeln. Gelingt ei- ne Ausheilung nicht, so wird die Drainage des Abszesses notwen- dig, wobei heute — vor allem bei rechtsseitig, günstig lokalisierten Abszessen — die Drainage in Lo- kalanästhesie unter CT-Kontrolle erfolgen kann, um so die Laparo- tomie zu vermeiden.

Im eigenen Krankengut hatte ein Abszeß nach langdauernder kon- servativer Therapie jedoch einen entzündlichen Tumor gebildet, der nur durch Lappenresektion zu be- seitigen war (Tabelle 1).

Folgerungen

Die Leberlappenresektion ist heu- te dank einer Standardisierung der Operationstechnik auf funktio- nell anatomischer Grundlage zu einem Eingriff mit relativ geringem Operationsrisiko geworden. Ist die Restleber funktionell intakt, so kann mit einer hervorragenden Regenerationsfähigkeit gerechnet werden. Resektionen bis zu 90 Prozent des Lebergewebes sind beschrieben worden.

Das Sterberisiko des Eingriffs hängt hauptsächlich von der Grundkrankheit ab, es ist beim Le- bermalignom aufgrund der zusätz- lich bestehenden Leberzirrhose und der Tumorkachexie, beim Po- lytrauma aufgrund vorhandener Begleitverletzungen vermehrt ge- geben.

Der intraoperative Blutverlust läßt sich durch Abklemmen des Leber- hilus in Grenzen halten, Abklemm- zeiten bis zu 60 Minuten werden folgenlos toleriert.

Der Eingriff ist grundsätzlich indi- ziert bei großen benignen Tu- moren, solitären Metastasen, vor allem kolorektaler Tumoren, beim primären Lebermalignom und beim alveolären Echinokokkus.

Ob die Leberresektion in den Frühfällen des Gallenblasenkarzi- noms die Prognose verbessern kann, muß offenbleiben.

Beim zystischen Echinokokkus wird man dann die Leberlappenre- sektion vornehmen, wenn mehre- re Zysten einen Leberlappen durchsetzt haben.

Literatur

Bengmark, S.; Hafström, L.; Jeppsson. B.;

Sundqvist, K.: Primary Carcinoma of the Liver:

Improvement in Sight? World J. Surg. 6 (1982) 54-60 — Grundmann, R.; Marqua, G.; Pichl- maier, H.: Zur Frage des operativen Vorge- hens bei Lebertrauma, Langenbecks Arch.

Chir. 350 (1980) 215-226 — Grundmann, R.;

Eitenmüller, J.; Pichlmaier, H.: Zur Indikation der verschiedenen Operationsverfahren bei Leberechinokokkus, Chirurg 52 (1981) 332-337 — Logan, S. E.; Meier, S. J.; Ramming, K. P.; Morton, D. L.; Longmire, W. P.: Hepatic Resection of Metastatic Colorectal Carcinoma.

A Ten-Year Experience, Arch. Surg. 117 (1982) 25-28 — Piehler, J. M.; Crichlow, R. W.: Primary Carcinoma of the Gallbladder, Surg. Gynecol.

Obstet. 147 (1978) 929-942

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr.

Reinhart Grundmann Professor Dr. Dr.

Heinz Pichlmaier

Chirurgische Universitätsklinik Köln-Lindenthal

Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41

Verschlußikterus:

Präoperative Gallen- gangsdrainage unnötig

In den letzten Jahren ist zuneh- mend einer präoperativen exter- nen oder internen Gallengangs- drainage zur Besserung der Le- berfunktion und einer damit ver- bundenen Senkung der Opera- tionsietalität das Wort geredet worden. In einer prospektiven kontrollierten Studie wurde jetzt am Groote Schuur Hospital, Süd- afrika, der Frage nachgegangen, ob die präoperative Entlastung des gestauten Gallengangs beim malignen Verschlußikterus wirk- lich eine Verbesserung der Pro- gnose mit sich bringt.

Bei insgesamt 29 Patienten wurde eine externe Gallengangsdrainage vorgenommen, bei 28 Patienten wurde auf diese Maßnahme ver- zichtet.

Operiert wurden schließlich 22 Pa- tienten nach durchschnittlich 11,7 Tagen einer vorangegangenen Galleableitung und 25 ohne Entla- stung des Gallengangs.

Die postoperative Komplikations- rate lag in beiden Gruppen gleich niedrig, die Gallengangspunktion war jedoch mit einer beträchtli- chen Anzahl von Komplikationen wie Schmerzen, Galleaustritt, Peri- tonitis und Nierenversagen bela- stet. Die perioperative Mortalität betrug in der drainierten Gruppe 14 Prozent, in der Kontrollgruppe 15 Prozent.

Somit hat die externe Gallen- gangsdrainage in erster Linie ihre Berechtigung bei primär inopera- blen Patienten. Bei operablen bie- tet sie offensichtlich keine Vortei- le.

Hatfield, A. R. W.; Tobias, R.; Terblanche, J.;

Girdwood, A. H.; Fataar, S.; Harries-Jones, R.;

Kernoff, L.; Marks, I. N.: Preoperative external biliary drainage in obstructive jaundice. A pro- spective controlled clinical trial, Lancet II (1982) 896-899, Gastrointestinal Clinic and De- partment of Medicine, Surgery, Radiology and Hematology, Groote Schuur Hospital and Uni- versity of Cape Town, South Africa

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