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Archiv "Betablocker und das Zentralnervensystem" (20.05.1976)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Die Wirksamkeit der Betablocker bei Angina pectoris, Hypertonie und Arrhythmien ist seit längerem bekannt. Daß sie auch somatische Symptome der Angst — wie Pal- pitationen, Tremor, Schweißaus- brüche — beseitigen und einige günstige psychische Wirkungen entfalten, wurde erst in jüngster Zeit beobachtet.

Zentraler Wirkungsmechanismus wahrscheinlich

Im Tierversuch ist für die Beta- blocker eine eindeutige zentrale Wirkung nachgewiesen. Sie beein- flusse Affektverhalten, Vigilanz und Lernen. Auch beim Menschen kann eine zentrale Wirkung nahezu als gesichert gelten. Dennoch konnte zum Beispiel P. Turner (London) keine deutliche oder signifikante Leistungsbeeinträchtigung bei psy- chomotorischen Tests an gesun- den Probanden feststellen, die Ox- prenolol (Trasicor®) oder Propra-

nolol (Dociton®) erhalten hatten.

Er folgert daraus, daß die anxiolyti- sche Wirkung der Betablocker wahrscheinlich eher durch die Blockade der peripheren ß-adrener- gischen Rezeptoren zustande- kommt und daß diese Medikamen- te bei Personen mit ungestörter Gehirndurchblutung wohl kaum die psychomotorische Leistungsfähig- keit bei alltäglichen Tätigkeiten vermindern.

Betablocker bei Angstzuständen Für die Anwendung der Betablok- ker in der Psychiatrie ergaben sich einige klare Indikationen, bei- spielsweise sprechen phobische (nicht einfühlbare) Angstzustände besser auf Betablocker an als si- tuationsbedingte (einfühlbare); bei Phobien zeigten — nach M. Lader (London) — sowohl Propranolol als auch Diazepam (Valium()) im Gegensatz zu Placebo einen signi- fikaten Effekt während bei situa- Niereninsuffizienz durch Phenacetin

throzyturie und die „sterile Leuk- urie" sowie die stärkere Ausbildung von Papillennekrosen abgegrenzt werden.

0 Die Behandlung besteht in der Versorgung des Patienten mit phen- acetinfreien Analgetika, der Aus- schaltung einer eventuell beste- henden bakteriellen Superinfektion sowie der Hochdrucksenkung. Nur bei Früherkennung gelingt es, ein Fortschreiten des Leidens aufzu- halten.

Die Phenacetin-Niere ist ein häufiges, in hohem Prozentsatz zum Tode, Dialysebedürftigkeit oder chronischem Nierensiechtum füh- rendes Leiden. Sicher hat die Sub- stanz Phenacetin weit mehr Unheil angerichtet als Contergan. Bis zu einem eventuellen Verbot des Phen- acetins (wie in anderen Ländern erfolgreich geschehen) oder we- nigstens der Einführung der Re- zeptpflicht für Phenacetin bleibt es Aufgabe aller praktisch tätigen Ärzte, schon auf die Frühsymptome dieses Leidens zu achten und da- mit schlimmste Folgen abzuwen- den.

Literatur

(1) Höffler, D., Koeppe, P., Knoop, H., Opitz, A.: Anämie und Nierenfunktion, Mün- chen. med. Wschr. 112 (1970) 1395 — (2) Höffler, D., Fiegel, P.: Moderne nephrologi- sche Untersuchungsmethoden, Dtsch. med.

Wschr. 97 (1973) 912 — (3) Höffler, D., De , mers, H. G., Demers, G.: Phenacetinhaltige Asthmamittel, Dtsch. med. Wschr. 100 (1975) 120 — (4) Spühler, 0., Zollinger, H. U.: Die chronisch interstitielle Nephritis, Z. klin. Med. 151 (1953) 1.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Dietrich Höffler Dr. med. Hans Gerd Demers Dr. med. Barbara Bittner Medizinische Klinik III der Städtischen Kliniken Darmstadt 6100 Darmstadt

KONGRESSBERICHT

Betablocker

und das Zentralnervensystem

Kurzbericht über ein internationales Symposium unter Vorsitz von Professor P. Kielholz (Basel)

C. A. S. Wink

Da einerseits das Vorkommen von ß-Rezeptoren sich nicht allein auf das cardiovasculäre System beschränkt und zum anderen in- zwischen andere, nicht über /i-Rezeptoren vermittelte Effekte der ß-Rezeptoren-Blocker erkennbar wurden, wird zur Zeit untersucht, welche anderen pharmakodynamischen Wirkungen diese Substanz- klasse beim Menschen noch besitzt. Es hat sich nun gezeigt, daß eine Reihe von psychischen Erkrankungen durch ß-Blocker beein- flußt werden können. Ein internationales Symposium in St. Moritz beschäftigte sich ausschließlich mit den bisher auf diesem Gebiet vorliegenden Befunden. Inwieweit eine breite Anwendung der ti-Blocker in der Therapie zentralnervöser Störungen in der allge- meinen Praxis in Frage kommt, läßt sich allerdings bisher nicht festlegen. Es erscheint jedoch wichtig, diese lohnend erscheinenden therapeutischen Ansätze weiter zu verfolgen, auch wenn vor einer unkritischen weitgestreuten Anwendung dieser Substanzen ge- warnt werden muß.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 21 vom 20. Mai 1976 1451

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Betablocker und ZNS

tionsbedingter Angst nur die Wir- kung von Diazepam signifikant war.

Außerdem kann man, wie M. Lader ergänzte, durch die Zugabe eines Betablockers zu einem zentralwir- kenden Tranquilizer dessen Dosis niedriger ansetzen und somit ge- wisse Nebenwirkungen verringern.

Furcht hat, im Gegensatz zur (un- motivierten) Angst, oft einen päd- agogisch positiven Effekt, betonte G. Nissen (Berlin). Bei Kindern mit psychosomatischen Störungen, die später zu Neurosen oder Angst führen, können Betablocker jedoch mit Vorteil in die Therapie einge- baut werden.

Betablocker bei

ängstlich gefärbten Depressionen Depressionen liegen Angstzustän- den häufiger zugrunde als man ge- wöhnlich annimmt, hob R. Kuhn (Münsterlingen) hervor. Ängstlich gefärbte Depressionen behandelte W. Pöldinger (Wil) mit einer Kombi- nation von Clomipramin (Anafra- nil®) und Oxprenolol (Trasicor®).

Er verglich die Wirkung der Kombi- nation in einer kontrollierten cross- over-Studie mit der von Clomipra- min und Placebo. Nach präliminä- ren Resultaten bewirkt die Zugabe des Betablockers gegenüber Pla- cebo ein rascheres Abklingen der Angstsymptomatik. In der ersten Behandlungswoche sind die Unter- schiede in der Selbstbeurteilung der Patienten signifikant, in der Be- urteilung durch den Arzt als Ten- denz erkennbar. Auch nach Beob- achtungen von W. Walcher (Graz) an 80 Depressiven, die mit Oxpre- nolol (120-240 mg/die) plus Clo- mipramin oder Maprotilin (Ludio- mil®) behandelt wurden, erleich- tert die Zugabe von Oxprenolol die Einleitung der antidepressiven The- rapie und verkürzt die Latenzzeit bis zum Eintritt des vollen antide- pressiven Effekts.

Präliminäre Beobachtungen über einen antipsychotischen Effekt der Betablocker

W. Grüter (Basel) berichtete über die bisher publizierten Resultate

mehrerer Arbeitsgruppen mit Beta- blockern in hoher Dosierung (bis zu 5800 mg Propranolol pro Tag) bei verschiedenen Psychosen. Den Anstoß zu diesen Forschungen gab die Beobachtung eines reprodu- zierbaren antipsychotischen Ef- fekts bei einer Patientin mit Por- phyrie und Begleitpsychose, die ei- nen Betablocker zur Behandlung von Hypertonie und Tachykardie erhalten hatte. Anscheinend spre- chen vor allem erregte — auch ge- genüber Phenothiazinen refraktäre

— Schizophrenien, Puerperalpsy- chosen und manische Zustände auf Betablocker an. Außer Propra- nolol wurden bisher Oxprenolol (Trasicor®) und Pindolol (Visken®) mit Erfolg angewandt. Bemerkens- werterweise benötigen psychoti- sche Patienten weit höhere Dosen zur kardiovaskulären Betablockade als nichtpsychotische. Der Grund dafür ist ebenso wie der Mechanis- mus der antipsychotischen Wir- kung unbekannt.

Betablocker und die Prophylaxe organischer Herzschäden

L. Delius (Baden-Baden) beschrieb, wie bereits die psychische Antizi- pation einer körperlichen Aktivität oder affektbetonten Situation (die zum Beispiel im Hypnoseversuch suggeriert werden können) autono- me zirkulatorische Mechanismen auslöst, die den Stimulus überdau- ern. Chronisch wiederkehrender psychosozialer Streß könnte so zu einer Chronifizierung vegeta- tiv-zirkulatorischer Alarmreaktio- nen führen, die schließlich bleiben- de Gefäß- und Herzschädigungen in die Wege leiten. S. H. Taylor (Leeds) bekräftigte an Hand zahl- reicher Beobachtungen an Gesun- den und Koronarkranken, daß psy- chische Reize ausgeprägte zirkula- torische Veränderungen bewirken, die eine kardiovaskuläre Krankheit verschlimmern, vielleicht sogar mitverursachen können. Dazu ge- hören unter anderem Tachykardie, systolische Hypertonie und ein oft persistierender Anstieg der freien Fettsäuren im Blut. Betablocker verhindern oder mildern diese Ver-

änderungen und somit die Folgen einer Sympathikus-Stimulation an Herz und Koronarsystem. Nach ei- nem Hinweis auf neuere Publikatio- nen über den Rückgang von Se- kunden-Herztod-Fällen und Rein- farkten bei Patienten mit ischämi- scher Herzkrankheit unter Beta- blockern, sagte Taylor abschlie- ßend: „Bis heute sind Betablocker die einzigen Medikamente, mit de- nen eine Verminderung der Kom- plikationsrisiken bei kardiovaskulä- ren Erkrankungen eindeutig erwie- sen ist."

(Das Symposium, über das vorste- hend berichtet wurde, fand im Ja- nuar 1976 in St. Moritz statt.)

Anschrift des Verfassers:

Dr. C. A. S. Wink 100 Wigmore Street London W 1 HGDR

ECHO

Zu: „Sozialmedizinische Aspekte der Gicht" von Prof. Dr. med.

Dieter P. Metz in Heft 43/1975, Seite 2982 ff.

Volkskrankheit Gicht

„Die Stoffwechselkrankheit Gicht, einstmals als Leiden der Wohlhabenden angese- hen, ist zur Volkskrankheit ,Zivilisationserscheinung' ge- worden, und mittlerweile tritt sie bereits bei jüngeren Jahrgängen auf. Das berich- tet Professor Dieter Paul Mertz, Direktor der Kurklinik Rheinpfalz, Ludwigshafen, in Horn-Bad Meinberg, im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT (Köln). So war im Jahre 1970 der Krankenstand bei Gicht siebzehnmal höher als im Jahre 1948, bei männlichen Gichtkranken ist er sogar um das Zwanzigfache gestie- gen ..." (Frankfurter Allge- meine Zeitung und andere Zeitungen)

1454 Heft 21 vom 20. Mai 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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