Einfluss verschiedener Standortseigenschaften auf die
Schätzung von Hochwasserabflüssen in kleinen Einzugsgebieten
Von C/îràr/on 7?/ck//undFe/«Fore/er
TCeywords:Peakflow;runoffcoefficient;site characteristics;infiltrationcondition; water
uptake capacity. fdk114.1:116.2
1. Einleitung
Der
Schutz vor Naturgefahren und damit auch der forstliche Bachverbau gehört zu den Aufgabenbereichen des Forstdienstes.Im
Zusammenhangmit
der Planung und Bemessung von Schutzmassnahmen in Wildbächensowiebei Gefahrenkartierungen müssen häufig Hochwasserabflüsse abgeschätzt wer- den. In kleinen Einzugsgebieten, wie sie der Forstdienst üblicherweise zu beurteilen hat, entstehen extreme Hochwasserspitzen mehrheitlich durch oberflächennahen Abfluss nach intensiven Starkniederschlägen.Für
die Abschätzungdieser Hochwassermengen werden in der Regel einfacheAnsät-ze verwendet, bei denen als Faktoren die Fläche des Einzugsgebietes, der zu erwartende Niederschlag sowie die örtlichen Standortseigenschaften einflies- sen.
Der
vorliegende Bericht konzentriert sich aufdie Standortseigenschaften.Diese bestimmen die Reaktion der Fläche auf einen bestimmten Regen. Sie müssen
-
wie auch der zu erwartende Niederschlag-
in jedem Einzugsgebiet separatbeurteilt
werden.Im
Rahmen einer einfachen Hochwasserschätzung basiert diese Beurteilungheutefür
gewöhnlich auf Grundlagen, die einerseits nicht alle massgebenden Elemente berücksichtigen und andererseits auch das komplexe Zusammenwirken verschiedener Einflüsse von Standortseigen- schatten nicht ausreichend einbeziehen.Das
Ziel
dernachfolgenden Ausführungen besteht darin, die Grundlagenfür
Standortsbeurteilungen bei einfachen Hochwasserabschätzungen zu erweitern. Eswird
versucht, diefür
die Hochwasserentstehung relevantenEigenschaften eines Standortes zu definieren und ihren Einfluss auf die Abflussreaktion zu quantifizieren.
Im
Vordergrund steht dabei nicht die auf- wendige Klärung einzelner Detailfragen bei der Abflussbildung. Es geht viel- mehr darum, aufbauend aufden bestehenden Grundlagen, einen Schritt wei- ter zu kommen in Richtung einer Standortsbeurteilung, die den natürlichen Vorgängen Rechnung trägt.Zu
diesem Zweck werden anhand derLiteratur
Ergebnisse vonInfiltrations-
und Beregnungsversuchen ausgewertet. Darauf basierendwird
ein Vorgehen erarbeitet, das eine angemessene und nachvoll- ziehbare Beurteilungund Bewertung derStandorte hinsichtlichder Hochwas- serentstehung erlauben soll. Das Verfahrenwird
infünf
kleinen Einzugsge- bieten getestet, in denen langjährige Abflussmessreihen vorliegen.2. Grundlagen
Zu den häufig verwendeten Hochwasserbemessungsansätzen in
forstli-
chen Einzugsgebieten gehörenVerfahren, beidenen ein sogenannterAbfluss- koeffizient\|/ alswesentlichesElement indie Berechnung einfliesst. Zu erwäh- nensind hierbeispielsweise die
modifizierte
Formel vonMelli-Müller
(Bö/Z,in Vorbereitung) oder auch ein vereinfachtes Fliesszeitverfahren (Förster, 1992,unveröffentlicht).
Melli-Müller,
modifiziert: Q \|/ • A •E
Fliesszeitverfahren: Q (x) 0,278 \p i(T^,x) • E dabei bedeuten: Q : Hochwasserabfluss [irF/s]
\|/ : Abflusskoeffizient [dimensionslos]
A : Niederschlagskoeffizient [dimensionslos]
E : Einzugsgebietsfläche [knF]
x : Wiederkehrdauer in Jahren
i (T<. ,x): Niederschlagsintensität [mm/h] in Abhängigkeit der Konzentrations- zeit T(. und der Wiederkehrdauer
Der Abflusskoeffizient
\|/ umschreibt das Verhältnis zwischen abfliessen- dem und gefallenem Niederschlag.Er wird
neben der klimatischen Vorge- schichte massgeblich durch die örtlichen Standortseigenschaften bestimmt.Bereits seit langer
Zeit
werden Anstrengungen unternommen, dieAuswir-
kungen vonVegetation, Boden, Topographie undweiteren Merkmalen aufdieInfiltration
bzw. die Abflussbildung zu untersuchen. Beispielsweise hat sich Burger an der ehemaligen EidgenössischenAnstalt für
das forstliche Ver- suchswesen während mehrererJahrzehntemit
bodenphysikalischen Untersu- chungen beschäftigt. In diesem Zusammenhang führte er eine Vielzahl klein-flächiger Infiltrationsversuche durch, um die Durchlässigkeit und
Infiltrati-
onsrate in gewachsenen Böden zu untersuchen. Im
Verlauf
der letzten zwei Jahrzehnte wurden an verschiedenen Instituten Beregnungsversuchemit
demZiel
durchgeführt, die massgebenden Abflussprozesse besser verstehen und quantifizierenzukönnen(/far/
und ToMr/arz, 1973,Sc/zwarz, 1985,ßzznza undiSc/zaner, 1989,
Aae/et
a/., 1994, MazLartundKo/z/, 1995,Fae/zeta/., 1996). Das bayerische Landesamtfür
Wasserwirtschaft veröffentlichte in einem Bericht die Auswertungen von zahlreichen Beregnungsversuchen (Sayeràc/zes Lan-z/esamt
/zir
Wa^erwzrttc/za/Z, 1996).In den folgenden
Kapiteln
werden einige Ergebnisse derInfiltrationsver-
suche von Bzz/'ger (1922, 1927, 1937) sowie jene der grossflächigeren Bereg- nungsversuche zusammengefasst und hinsichtlich der Abflussbildung in
klei-
nenEinzugsgebieteninterpretiert.
Darausresultiert ein Vorschlag, wie dieauf kleinen und kleinsten Versuchsflächen gemachten Erfahrungen auf Einzugs- gebiete übertragen werden können.3.
Die
Infiltrationsversuche von Burger 3./. Mez/zoz/z/cßizrgez" (1922) entnahm
im
Rahmen seiner bodenphysikalischen Untersu- chungen mit dem sogenannten «Burger-Zylinder» Bodenproben von 1000 cm-' undanalysiertesieanschliessendim Labor. Neben derDichte,dem Wassergehalt, dem Skelettanteil und dem Gesamtporenvolumen ermittelte er auch die söge- nannte Luftkapazität. Burgers Luftkapazität beschreibt dasjenige Porenvolu- men, das nach vollständiger Sättigung der Bodenprobe und einer an- schliessenden, einstündigen Vertropfzeit entleert ist. Es handelt sich dabei also um eineArt
Grobporenvolumen. In unmittelbarer Umgebung der Probeent- nahmesteilenführteerEinsickerungsversuche durch.ZudiesemZweckschluger ein Stahlrohrmit
einem Innendurchmesser von 11,3 cm 10 cmtief
in den Boden ein.Der Infiltrationsversuchbestand darin, einenLiter
Wasserin denluftseitigen Teil des Rohreseinzugiessen unddieZeit
biszur vollständigen Einsickerungdes Wassers zu messen. Die Böden und die Vegetation der entsprechenden Standor- te wurden mitden damals üblichen Bezeichnungenbeschrieben.3.2 Ez-ge/mzWe zzzzz//zzterpretariozz
In A/z/u/z/zzzzg
i
ist ein Teil der Ergebnisse der Einsickerungsversuche von/Jzzrger (1922,1927 und 1937) dargestellt. Die gemessenen Einsickerungszeiten sindinFunktion derLuftkapazität aufgetragen und zudemnachWald undFrei- land sowie nach vernässten und nicht vernässten Standorten aufgeschlüsselt.
A Wald O Freiland A Wald, vernâsst
•
Freiland,vernâsst«0
o.
O o1 1 1 11 11 1
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A A A A
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10
Luftkapazität(%)
15 20
AbMrfung 7. Einsickerungszeit in Minuten für 1 Liter Wasser auf einer Fläche von 100 crrd in Abhängigkeit der Luftkapazität(Grobporenvolumen)desOberbodens.Datenausßurger(1922,
1927und 1937).
• Einfluss der Vegetation:
Auf
Freilandstandorten wurdeim
allgemeinen eine geringereLuftkapazität
und eine höhere Einsickerungsdauer gemessen als auf den Waldstandorten. Eine Waldbestockung scheint sich somit positiv aufdas Grobporenvolumen und damit auf dieInfiltrationsrate
auszuwirken.• EinflussderBewirtschaftung:
Der
Einfluss derBewirtschaftung kann auf- grund der vorliegenden Daten nicht eindeutig von jenem der Vegetation unterschieden werden. Anhand von einigen Beispielen beschreibt Bürger (1922) jedoch den negativen Einfluss einer bewirtschaftungsbedingten Ver- dichtung und weist auf den Zustand der Bodenoberfläche als massgebende Einflussgrössefür
die Infiltrationsverhältnisse hin.Unter
anderem beschreibt er die negativen Auswirkungen einer durch ungünstige Bewirtschaftung bedingten Bodenverschlämmungmit
oberflächlichem Verschluss der Grob- poren. Auch nach Zm'deraa (1985)wird
durch eine derartige Oberflächenver- schlämmung dieInfiltration
drastisch reduziert.•
Einfluss der Bodeneigenschaften:Mit
zunehmenderLuftkapazität nimmt
dieEinsickerungszeit ab, d.h.je grösserdasGrobporenvolumenist, destogros- serwird
dieInfiltrationsrate. Im
Gegensatz dazu istjedoch in den Daten von Burger zwischen der Einsickerungszeit und dem Gesamtporenvolumen kein Zusammenhang erkennbar. Offenbarwird
dieInfiltrationsrate
vorwiegenddurch das Grobporenvolumen und weniger durch das Gesamtporenvolumen bestimmt. Eine mögliche Erklärung
für
die weite Streuung in Abb/Mtmg 7 liegt im unterschiedlichen Probenmaterial, dasfür
die Einsickerungsversuche und dieErmittlung
des Grobporenvolumens verwendet wurde. DieInfiltra-
tionsversuche wurden in unmittelbarer Nachbarschaft der Entnahmestellen der Probenfür
die physikalischen Untersuchungen durchgeführt.Die
eben- fallsgemessenen Parameter Skelettgehalt, DichteundAnteil
Wurzeln übenim Gegensatzzu heutigen Erkenntnissengemäss den Untersuchungsergebnissen von Burger keinen Einfluss aufdie Einsickerungszeit aus. Diesbezüglich muss jedoch neben dem beschränkten Datenumfang auch das geringe Probenvolu- men von nur 1000cm'
berücksichtigt werden.An
vernässten Standorten ermittelte ßurger (1937) in der Regel längere Einsickerungszeiten als an ver- gleichbaren,jedoch trockeneren Standorten.Damit wird
neben dem Grobpo- renvolumen auch der Sättigungsgrad des Bodens als Einflussgrösse deutlich.Eingeschränkte Tiefensickerung kann zu stehendem Wasser in den Grobpo- ren führen und dadurch die
Infiltration
vermindern.Die
Bodenbeschrei- bungen der untersuchten Standorte lassen keine weiteren Beurteilungen zu.Burger hat die Böden nicht nach heute üblichen Klassifikationssystemen beschrieben. Seine Ergebnisse können deshalb nur ansatzweise auf die heu- tige Boden-Systematik übertragen werden. Als eine derwichtigsten Einfluss- grossen
für
dieInfiltrationsrate
führte er dieLuftkapazität
auf. Diese kannin grober Näherungmit
dem PorenvolumenVI
(Saugspannungsbereich0-80
hPa) der
Lokalformen
(7?/c/zara! et«/. 1978-1987) verglichen werden.Für
die Beschreibung derLokalformen
wurden die Wasserleitfähigkeiten (k-Werte, gesättigt) imLabor
horizontweise bestimmt. Diese zeigen eine ähnliche Abhängigkeit der Durchlässigkeit vom Grobporenvolumen wie die Ergeb- nisse von Burger in AbbzMzmg 7.Die
k-Werte werdenmit
zunehmendem GrobporenvolumenVI
grösser.Beim Gesamtporenvolumen kannsowohl bei denLokalformen
als auch bei den Daten von Burger kein Einfluss auf die Durchlässigkeit beobachtet werden.Die
Daten derLokalformen
zeigen zudem, dass Rendzinen eher grosse Durchlässigkeiten aufweisen, Braun- erden und Parabraunerden eineMittelstellung
einnehmen und Nassböden, insbesondere Pseudogley und Stagnogley,relativ
undurchlässig sind.Die
Untersuchungen von 7?/c/wz7 et a/. (1978-1987) bestätigen damit in einem erweiterten Rahmen die Ergebnisse von Burger, wonach das Grobporenvo- lumen Hinweise bei der Beurteilung derInfiltration
gibt. Da sich das Grob- porenvolumen ingewachsenen Böden nurmit
erheblichemAufwand
bestim- menlässt, kann derBodentypals Indizfür
eine erste Feldschätzung desGrob- porenvolumens dienen.Aus den Ergebnissen der Einsickerungsversuche hat Burger geschlossen, dass Standortscharakteristika wie Bewirtschaftung, Vernässung, Grobporen- volumen und oberflächlicher Bodenverschluss einen Einfluss auf die
Infiltra-
tionsverhältnisse ausüben. Diese Zusammenhänge deckensich
mit
den heuti-gen Erkenntnissen. Sie können jedoch durch die in letzter
Zeit
durchgeführ- ten und imKapitel
4 beschriebenen Beregnungsversuche bei weitem nicht soeindeutig nachgewiesen werden, wiediesBurger offenbargelang. Im weiteren zeigen seine Ergebnissedeutlich,dasssich die
Infiltrationsrate
aneinem unter- suchtenOrt
praktisch nie nur durch eine einzige Einflussgrösse erklären lässt.4. Beregnungsversuche
4.7 Methodik
Beideneingangserwähnten Beregnungsversuchenwurden Flächenvon60 bis 100 durch künstlichenStarkniederschlag ausSprinkleranlagen
mit
einerIntensität
vonrund 100 mm/hberegnet.Der
resultierende Oberflächenabfluss wurde mittels Spatenblechen und leicht in den Boden versenkten Blechtrich- tern aufgefangen und gemessen. Falls zusätzlich der Abfluss im Bodeninter-
essierte,wurden beide Abflusskomponenten in einemunterhalb der beregne- ten Fläche ausgehobenen Graben getrennt aufgefangen und gemessen. Eine allfällige Interzeptionswirkung der Baumschicht kannmit Hilfe
der Bereg- nungsanlagen nichtermittelt
werden.4.2 Ergebnisse und interpretation
•
Einfluss der Vegetation:Aufgrund
der Ergebnisse zahlreicher Bereg- nungsversuche scheint die häufig zitierte Aussage, dass Oberflächenabfluss auf Waldböden unter natürlichen Bedingungen so gut wie ausgeschlossen sei (Schwarz, 1985), nicht allgemeingültigzu sein.Die
Ergebnissevon ßwnza und Schalter (1989) sowie Mar/cart und Koh/ (1995) ermöglichen unter Berück- sichtigung der Vegetation und des Bodens eine klare Präzisierung des Sach- Verhaltes:Im
Misch- undFichtenaltbestandmit
gut entwickelterStrauch- und Krautschicht (ohne Vernässungs- und Verdichtungszeiger) aufsiltig-sandigen Böden ist tatsächlich kein Oberflächenabfluss zu erwarten. Fehlt jedoch bei gleichen Bodenverhältnissen in einem Fichtenjungwald der Unterwuchs ganz oder teilweise, muss nach ßunza und Schauer (1989) bereitsmit
einem gerin- gen Oberflächenabfluss gerechnet werden. In jungen Fichtenbeständenmit
einem hohenAnteil
an Feuchte- und Staunässezeigern sowiein erlenreichen Gehölzbeständen istmit mittleren
Oberflächenabflüssen zu rechnen, wenn sich diese Standorte über siltig-tonigen oder Silt-Sand-Bödenmit mittlerem
Tongehalt befinden. Hohe Oberflächenabflüsse sind in Fichtenjungwüchsen über Bödenmit
hohem Feinanteil und ungenügendem Porenraum insbeson- dere dann zu erwarten, wenn diese Flächen beweidet werden oder in der Ver- gangenheit beweidet wurden.Im
weiteren zeigen Buuza und Schauer (1989),class durch eine intensive Durchwurzelung die Bildung von Oberflächenab- fluss reduziert wird. Kritische Bereiche bezüglich Abflussdisposition sind vegetationslose Flächen und solche
mit
einem geringen Deckungsgrad (z.B.Grabeneinhänge). Erosion und Verschlammung des obersten Bodenhorizon- tes ist die Folge.
Auf
diesen Flächen ist daher schon bei sehr geringenInten-
sitätenmit
hohen Oberflächen- und Zwischenabflüssen zu rechnen(Markart
und Kok/, 1995).• Einfluss der Bewirtschaftung:
Die
Auswertungen in Bwnza und Sckawer (1989) sowieMar/cartundKok/
(1995) gebendeutlicheFlinweise aufdie nega- tiven Auswirkungen von Beweidung und Kahlschlagwirtschaft auf das Abflussverhalten. Je nach Bodenverhältnissen kann sich die Bodenverdich- tung durchViehtritt
oder durch intensives Befahrenmit
schweren Maschinen auch auf bereits wieder aufgeforsteten Flächen nachhaltig negativ auswirken.Mit
geringen bis mittleren Oberflächenabflüssen ist auf Kahlschlagflächen über Bödenmit mittlerem
Feinanteil zu rechnen.Mit
zunehmendem Tonge- halt und abnehmendem Grobporenvolumennimmt
der Oberflächenabfluss auf kahlgeschlagenen oder beweideten Flächen zu. Generell kann festgehal- ten werden, dass grobtexturierte Böden durch Belastungen wie Kahlschlag und Beweidung weniger verdichtet werden als solchemit
hohem Feinanteil (kVo/jk'tter a/., 1993).Bei den Beregnungsversuchen von Larrg (1995) ging es darum, die
drei
Bewirtschaftungsgruppen Wald, Weide und Skipiste bezüglich ihresAbfluss-
Verhaltens zu beurteilen.Die
resultierenden Unterschiede zeigten sich sowohl bezüglich Abflussmengen als auch in bezug auf die Zeitspanne zwi-sehen Beginn derBeregnung und Einsetzen des Abflusses.
Obwohl
der Wald im vorliegendenFall
beweidet war, wurde auf den Waldparzellen am wenig- sten Abfluss gemessen.Für
die Weide- und Pistenstandorte fielen das Reten- tionsvermögen und die Dämpfung der Abflussganglinien bedeutend geringeraus.
• Einfluss der Bodeneigenschaften:
Aufgrund
der verschiedenen Versuchs- anordnungen können nur generelle Aussagen gemacht werden:Auf
Rohbö- den, Rendzinen und Braunerdenmit
hohem Skelettanteil ist kein Ober- flächenabfluss zu erwarten. Dabei ist hier die Nutzung von untergeordneter Bedeutung. Hoherbis sehr hoher Oberflächenabfluss ist hingegen auf Bödenmit
hohem Feinanteil zu erwarten, insbesondere wenn die Flächen zusätzlich beweidet werden.Die
Auswertung der Beregnungsversuche von Btmza und Sckaaer (1989) zeigt, dass der Oberflächenabflussmit
zunehmendem Skelett- gehalt abnimmt.Organisches
Material
im Boden und an der Bodenoberfläche beeinflusst die Abflussbildung in unterschiedlicherArt
undWeise. Reine organische Sub- stanz in Auflagehorizonten weist einen hohen Benetzungswiderstand auf.Nach längeren Trockenperioden kann deshalb zu Beginn des Niederschlags- ereignisses durch organische Auflagehorizonte (insbesondere bei dachziegel- artiger
Anordnung
der Pflanzenreste) dieInfiltration
reduziertwerden. Inden humushaltigen Mineralerdehorizonten(A-Horizonte) wirkt
sichjedochdieser höhere Benetzungswiderstand des organischenAnteils im
Falle von schneller Wassersättigung des Bodens(Gewitter)
positiv auf die Aggregatstabilität aus (S«///van, 1990). Auch nach Sc/ze/ferund Sc/zac/ztec/zabe/(1992) begünstigt diehumifizierte
organische Substanz in den humushaltigen Mineralerdehorizon- tendieBildung
undStabilität einesgrobporigenAggregatgefüges.Damit
wer- den die Voraussetzungenfür
gute Durchlässigkeit undgrossesWasserrückhai- tevermögen geschaffen. Gut ausgebildete, humushaltigeMineralerdehorizon- te werden deshalb aus der Sicht der Abflussbildung bei Starkniederschlägen alsinfiltrationsfördernd
beurteilt.• Einfluss weiterer Parameter: Die Auswertungen der verschiedenen Beregnungsversuche lassen keinen direkten Zusammenhang zwischen Hang- neigungund Oberflächenabflusserkennen. Sc/zwarz (1985) schloss ausseinen Beregnungsversuchen, dass sich ein Einfluss der Hangneigung auf die Abflussbereitschaft nur dann erkennen lässt,wenn die Böden vor Beginn der Starkniederschläge einen verhältnismässig einheitlichenFeuchtezustand auf- weisen.
Mit
zunehmender Hangneigung erhöht sich jedoch grundsätzlich die Abflussgeschwindigkeit des oberflächlich abfliessenden Niederschlagswas- sers. Dieswirkt
sich auf den kleinen Beregnungsflächen nicht messbar aus.Auf
der Ebene von Einzugsgebieten hat jedoch eine grössere Abflussge- schwindigkeit einen Anstieg der Abflussspitze zur Folge.Im
weiteren ver- muten Mar/cart und Xo/z/ (1995), dass ein unregelmässigesRelief
durch erhöhten Wasserrückhalt in Flachstellen und Mulden eine abflussverzögern- deWirkung
haben könnte. Der Bodenwassergehalt und dieGründigkeit
des Bodens sind weitere Einflussgrössen, welche sichdirekt
auf dieAbflussbil-
dung auswirken.5. Bestimmung des Abflusskoeffizienten
Der
Abflusskoeffizient \(/, der in einfachen Hochwasserschätzverfahren wie der modifizierten Formel vonMelli-Müller
oder demFliesszeitverfahren zurAnwendung kommt,soll möglichstobjektiv
undnachvollziehbarfestgelegt werden. Dabei sind die Erkenntnisse aus den oben beschriebenenInfiltra-
tions- und Beregnungsversuchen in die Überlegungen einzubeziehen. Bei der nachfolgenden Beschreibung eines Vorgehens zur Bestimmung von Abfluss- koeffizienten liegt das SchwergewichtaufStandorten mit Vegetation. Vegeta- tionsfreie Flächen waren nicht Gegenstand der Untersuchungen, und demzu- folge werden diesbezüglich nureinige generelle Hinweise gemacht.5.7 AT>//M.ss/coe/jfo;entera/ür Standorte
mit
VegetationInden vorangehenden Kapiteln wurdeneine Vielzahl von Einflussgrössen aufgeführt, welche die Abflussreaktion eines Standortes beeinflussen.
Um
dem Zusammenwirken dieser Eigenschaften gerecht werden zu können, wer- den sie entsprechend der Fliessrichtung des einsickernden Wassers in die Beurteilung eingeführt: zuerst die Vegetation, dann dieBodenoberfläche und schliesslich der Boden.Die
aus der Sicht der Abflussbildung wichtigstenWir-
kungsweisen dieser Komponenten werden imfolgenden zusammengefasst:•
Die
Vegetationsdecke fängt die Energie der aufprallenden Regentropfenab und verhindert so die Zerstörung und Erosion von Bodenaggregaten und damit eine Verkrustung und Verschlammung der Bodenoberfläche.
Die Wir-
kung hängt vom Deckungsgrad ab. Die Vegetationfördert
zudem dieInfiltra-
tion, indem die an die oberirdischen Pflanzenteile anschliessenden Wurzel- kanäle das Wasserdirekt
in den Boden leiten. Lebende und zerfallende Wur- zelnbilden im Boden Makroporen unterschiedlicherGrösse (Zuidenzn, 1985).Die
Interzeption spieltim
Fallevon Starkregenereignissen keine massgeben- de Rolle.•
Der
Zustand der Bodenoberfläche bestimmt dasInfiltrationsverhalten
eines Bodens massgeblich. Nutzung und Bewirtschaftung einer Fläche beein-
Aussen einerseits den Bewuchs und andererseits die Bodenoberfläche und die Bodenstruktur des Oberbodens. Bei starker Beweidung oder durch Befahren mit schweren Maschinen kann eine Verdichtung der obersten Bodenhorizon- te stattfinden, wobei die
Infiltration
eingeschränkt wird.•
Der
Boden beeinAusst über seine Durchlässigkeit und Speicherfähigkeit massgeblich denAnteil
des Niederschlagswassers, der am Standort zurückge- halten werden kann (Ztayerzsc/zes Lzznde.va/nt/z'zr Wzmerw/rtvc/zfl/t, 1996).Basierend aufdiesen Angaben
wird
nachfolgend ein Wegbeschrieben, wie der Abflusskoeffizient \j/ aufgrundeiner Auswahl der massgebenden Grössen abgeschätzt werden kann. Es handelt sich dabei um ein zweistufiges Verfah- ren, bei dem einerseits die Infiltrationsbedingungen an der BodenoberAäche und andererseits die Wasser-Aufnahmefähigkeit des Bodensmit
«gut», «mäs- sig» oder «schlecht»beurteilt
werden.Die
Infiltrationsbedingungen sindim
Zusammenhangmit
der Frage von Bedeutung, wieviel Niederschlagswasserin den Boden einsickern kann. Sind die Infiltrationsbedingungen schlecht,wird
auch bei einem an sich gut aufnahmefähigen Boden nur wenig Wasser aufge- nommen. Andererseits kann bei idealen Infiltrationsbedingungen nur wenig Wasserzwischengespeichert werden, falls der Bodeneinegeringe Wasser-Auf- nahmefähigkeit aufweist.
Fürdie zwei zubeurteilenden Aspekte erfolgtjeeineBewertungentsprechend den in Abbi'Murtg 2 dargestellten Entscheidungswegen. Für die verschiedenen Bewertungskombinationen werden hier zudem unterschiedliche Abflusskoeffizi- enten für Wald und Freiland vorgeschlagen. Die Grenzwerte der entsprechenden Wertebereiche stützensichauf GrundlagenvonMü//er(1943)undZe//er(1975) ab.
Die Abstufung innerhalb der Bereiche wurde aufgrund derErkenntnisse aus den Infiltrations- und Beregnungsversuchen unter Berücksichtigungder Standortsver- hältnisse vorgenommen.
DerGrundfürdieDifferenzzwischen Wald undFreiland liegteinerseitsineiner positiveren Beurteilung der EvapotranspirationsleistungdesWaldes. Andererseits findet aber auch eine tendenzielltiefere Durchwurzelung statt, was die Vorausset- zungen fürdie Makroporenwirkung in Waldböden verbessert. Zudemistim Wald die Bodenstruktur der obersten Bodenschicht grossflächig kaum je vergleichbar beeinflusst, wiediesaufeinerintensivbeweidetenFreilandflächederFallseinkann.
Die Abflusskoeffizienten sind in Wirklichkeit variabel, in Abhängigkeit des Niederschlagsgeschehens vor und während dem betrachteten Ereignis. Die nach- folgend angegebenen Abflusskoeffizienten sind so festgelegt, dass sie
-
in einfa-chen Hochwasserbemessungsansätzen eingesetzt und kombiniert mit einem Extremniederschlag
-
HochwasserabflüssemitgeringerEintretenswahrscheinlich- keitergeben.Infiltrationsbedinqunaen
Nässezeiger
neirv
ja
Verdichtung Verdichtung nein
ja\
/nein jagut (g-|) mässig
(mj
schlecht (si)Wasser-Aufnahmefähiakeitdes Bodens
nein
vernässter Boden
> 20 Vol.-% Skelett
z
oderviel Makroporen Jâ.
flach- gründig nein ja\
ja
nein
mächtiger Humus- Horizont (Ah, Aa)
ja/ nein [ gut (g2)' mässig (UI2) schlecht (S2)
Abflusskoeffizienten
y
Wald
Freiland mit Vegetation
9I92
0,05 0,1
giiri2' mig2
0,15 0,25
giS2' m-inv
S1Ü2
0,25 0,35
m-|S2' Sirri2
0,35 0,45
S1S2
0,45 0,55
/IMVMtmg 2. Abflusskoeffizienten t|/ für den Einsatz in Hochwasser-Bemessungsansätzen. Sie werden für Wald undFreiland in Abhängigkeitvon den Infiltrationsbedingungen anderBoden- Oberfläche undvon der Wasser-Aufnahmefähigkeitdes Bodens festgelegt.
a) ßeür/e//;/«g c/er /n/i/tranonsbet/zngungen a/? der £<9deno/)er/Zäc/ze
Nässezeiger: Bestimmen Nässezeiger den
Aspekt
der Vegetation, kann von häufiger Sättigung des Bodens ausgegangen werden.Damit wird
dieMöglichkeit für
dieInfiltration
von Niederschlagswasser eingeschränkt.Verdichtung:
Durch
ungünstige Bewirtschaftungsformen wie starke Beweidung, intensives und häufiges, flächendeckendes Befahren oder Ski- pistennutzungwird
die Bodenoberflächeverdichtet. Als
Folge werdenfür
dieInfiltration
wichtigeWassereintrittspforten
zerstört. Besonders anfällig auf Verdichtung sindfeinkörnige
Böden.Merkmale:
Verdichtungszeiger, Spuren usw.Die
nachfolgendenKriterien
fliessen zwarnicht unmittelbar
in dasBeurteilungsschema ein, können jedoch
im Zweifelsfalle
herangezogen werden:-
einevielfältige
und dichteKraut-
und Strauchschichtwirkt
sichpositiv
auf dieInfiltrationsbedingungen
aus.-
DachziegelartigeAnordnung
nochnicht vollständig
zersetzter, hydro- phobwirkender
Pflanzenreste in denAuflagehorizonten
kann dieInfil- tration
reduzieren.b) Rezzr/ezYnzzg des Rodens bezzzg/zc/z der Wnsser-Azz/na/zrae/ü/zzgkezY
Vernässte Böden wie zum Beispiel Gley, Pseudogley und Stagnogley sind bei Starkniederschlägen schlecht aufnahmefähig, einerseits aufgrund
ihrer
natürlicherweise hohen Wassersättigung, andererseits aufgrund der zum Teil geringen Durchlässigkeit.Lockere
Braunerden und Rendzinen haben im allgemeinen eine guteDurchlässigkeit
und ein grosses Wasser- Aufnahmevermögen. Rohböden sind zwar in der Regel gut durchlässig, können jedoch bei dichtemUntergrund infolge
der häufig geringen Mäch-tigkeit
meist nur wenig Niederschlagswasser aufnehmen.Skelettanteil
(0 > 2 mm): selbstfeinkörnige
Böden sind verhältnismäs- sig gut durchlässig, wenn sie einen entsprechendenSkelettanteil
(> 20 Vol.-%)
aufweisen.Makroporen:
von Pflanzenwurzeln, Tieren (Regenwürmer) oder durch Schwundrisse gebildetenichtkapillare Hohlräume
können Niederschlags- wasser schnell von der Bodenoberfläche in grössere Bodentiefen leiten.Mächtigkeit
der aufnahmefähigen und speicherndenHorizonte
über all-fällig
undurchlässigenHorizonten:
eine geringeMächtigkeit
(< 40cm)wirkt
sich negativ aus.
Humus-Horizonte (Ah
oderAa)
über vernässten Böden sind Speicher- fähig underhöhen bei ausreichenderMächtigkeit
(>20 cm)die Wasser-Auf- nahmefähigkeit.5.2 Ab/'/ussb(9e//7zzeme«
/ür
vege/m/<?m7o,se bVacbeuIn Einzugsgebieten
im
alpinen Bereich können auch vegetationslose Gebiete flächenmässig von Bedeutung sein. Abgestützt auf die erwähnten Grundlagen von Mz'i//er (1943) und Ze//er (1975) werdenfür
Flächen ohne Vegetation in 7ube//e 7 Bereiche möglicher Abflusskoeffizienten angegeben.Mit Hilfe
der nachfolgend beschriebenenKriterien
kann derAbflusskoeffizi-
ent genauer eingegrenzt werden.7flôe//e /. Abflusskoeffizientenfürvegetationslose Flächen.
Lockergesteine 0,05 <\)/<0,4
Fels 0,4 <
y
<0,8Lockergesteine:
Unter
denBegriff
Lockergesteine werden hier Gletscher- und Bachablagerungen, Bergsturzmaterial und Gehängeschutt verstanden.Die
Durchlässigkeit der Lockergesteine ist abhängig von derKornverteilung,
der Verdichtung und allenfalls von der Schichtmächtigkeit über dichtem Untergrund. Hohe Abflusskoeffizienten werden beispielsweisefür
grossen Ton- bzw. Feinanteil,für
hohe Lagerungsdichte,für
geringeMächtigkeit
der Lockergesteine über kompaktem Fels oder sonst schlecht durchlässigem Untergrund sowiefür
Permafrost gewählt.Fels: KompakterFels istinbezug aufdieHochwasserhydrologie undurch- lässig. Durch tektonische Beanspruchung sowie Verwitterung an der Ober- fläche entstehenjedoch
Diskontinuitäten,
die einenTeildes Oberflächenwas-sers in den Untergrund ableiten können. Bei Formationen
mit Kalk, Dolomit
und Gips können zudem Karsterscheinungen auftreten. HoheAbflusskoeffi-
zientenwerdenfür
kompakten, wenigzerklüfteten Fels undfür
hangparallele Stauschichtung gewählt.5.3 EmuW/uug eines minieren Ah/Znsskoe/fizienten/ürein Einzugsgebiet Das Abflussverhalten eines Einzugsgebietes kann
mit
demhier vorgestell- ten Ansatz nurmit Hilfe
einer Geländebegehung seriösbeurteilt
werden. Als Vorbereitunghat essich alssinnvoll erwiesen,das Einzugsgebietmit Hilfe
der Landeskarte provisorischin
Teileinzugsgebietemit
möglichst homogenen Eigenschaften zu unterteilen.Kriterien
wie Wald, Freiland, vernässte Stellen, Fels und Schuttflächen, allenfalls Hangneigungund Exposition können dabei berücksichtigt werden. Neben weiteren Grundlagenliefert
auch einBlick
in die Bodeneignungskarte der Schweiz(£7PD
er u/., 1980) einen ersten grobenEindruck
über die zu erwartenden Bodenverhältnisse. Die tatsächlichen Boden- und Bewirtschaftungsverhältnisse gilt eswährend der Begehung abzu- klären. Neben demBohrstock habensichdabei Spaten oder Schaufel als uner- lässliche Begleiter erwiesen.Mit Hilfe
der Ergebnisse der Geländebegehung lässt sich das Einzugsge- biet abschliessend in Teileinzugsgebiete AE; unterteilen, für welche die Abflusskoeffizienten V)/; nach dem oben vorgeschlagenen Verfahrenermittelt
werden.Der mittlere
Wert des gesamten Einzugsgebieteswird
anschlies- send durch eine entsprechende Flächengewichtung bestimmt:x(f/
*AE)
fm -i x(f/
-i x(f/
; E XAE
XAE T XAE T XAE
/'
Einflussder Hangneigung: Obwohl ausdenBeregnungsversuchen aufklei- nen Flächen keine direkte Abhängigkeit des Abflusses von der Hangneigung abgeleitet werden kann, sind in steilen Einzugsgebieten grössere Abfluss- geschwindigkeiten des Oberflächenabflusses zu erwarten. Dadurch ist eine
-
wenn auch im Vergleich zu den Angaben von Zeder (1975) geringere
-
Erhöhung des Abflusskoeffizienten gerechtfertigt: Beträgt die
mittlere
Nei- gung der gerinnenahen, massgeblich zum Abfluss beitragenden Einhänge mehrals 60%,wird
der Abflusskoeffizient \j/^um denBetragvon 0,05 erhöht.Bei Neigungen unter 20% wird \|/^ um 0,03 reduziert. Zwischen 20% und 60% bleibt der Abflusskoeffizient
\|/^
Abflusskoeffizient
\|/^
unverändert (7d6e//e2). Für die Beurtei- lung der Neigungsverhältnisse der Einhänge wird eine an das Gerinne an- schliessende Hanglänge von etwa 200 m als massgebend vorgeschlagen.
Taèel/e2. Einfluss der Hangneigung aufdenAbflusskoeffizienten.
J >60% + 0,05
20% >J < 60% w•m
J< 20% Vm-0'03
5.4Anwendungdes Ver/a/trens
/n/tin/£inzngsgedieren
Das vorgeschlagene Verfahren zur Bestimmung von Abflusskoeffizienten wurde in
fünf
unterschiedlichen Einzugsgebieten angewendet.Zu
jedem die-ser Gebiete liegen langjährige Abflussmessreihen vor.
In
7dde//e3 sind einige charakteristische Merkmale der untersuchten Einzugsgebiete aufgeführt. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Gebietsmerkmalen wie z.B. der Grösse, dem Waldanteil, derBewirtschaftungsformund dem Vernässungsgrad. Dieser ungleichartige Gebietscharakter spiegelt sich auch in den unterschiedlich7ahe//e5. Charakterisierung der Untersuchungsgebiete, die im Rahmendes Einzugsgebietstests verwendet wurden. Angaben in Klammern: Beurteilung der TeilflächengemässAhöi'/rfimgJ.
Er/enhöc/! Voge/bac/i /tote/ibac/z Roppengrahen
Messperiode [Jahre]
18 26 38 19 92
Fläche[km-] 0,75 1,55 1,65 3,2 0,60
AnteilWald 20% (mjSj) 20% (g.Sj)
30% (g.gj) 35% (g,sj)
6% (gigl) 8% (gjm,)
12% (gjgj)
17% (gj m,) (gjgj)
m,)
(gjgj) 35% (gjSj)
Anteil Wiese 48% (m^) 28% (m,Sj) 43%
(m^)
3% (mjSj)56% (g,mj)
10% (m,gj)
AnteilWeide 12% (IUiSj) 7% (nijSj) 43% (mjUij) 12% (m,m,) 55% (mjgj) Abfluss-
koeffizient 0,39 0,26 0,36 0,23 0,25
hohenAbflusskoeffizienten, diein denverschiedenen Gebieten
ermittelt
wur-den.
Die
nach dem vorgestellten Verfahren ermittelten Abflusskoeffizienten\|/^ der
fünf
Test-Einzugsgebiete fanden Eingang in die Hochwasserschätzun- genmit
dermodifizierten FormelvonMelli-Müller
sowiemit
demvereinfach- ten Fliesszeitverfahren.In
Abb/Mtmg3 werden die sogeschätzten maximalen bzw. lOOjährlichen Hochwassermengenmit
den grössten bisher gemessenen Abflüssen (Qmes, max) und dem aus den gemessenen Hochwässern abgelei- teten lOOjährlichen Hochwasser (HQ100) verglichen.25
Erlenbach Vogelbach Rotenbach Rietholzbach Rappengraben AftWMung5.Vergleich derHochwasser-BemessungsansätzeMelli-MüllerundFliesszeitverfahren mitden höchsten gemessenenAbflüssen(Qmes, max) und aus langjährigen Messreihenabgelei- teten lOOjährlichen Hochwassermengen(HQ100).
Die
ermittelten Hochwasserabflüsse(Melli-Müller,
Fliesszeitverfahren) liegen stets über den höchsten gemessenen Werten (Qmes, max) sowie teils über, teils unter denaus Messreihen abgeleiteten, lOOjährlichen Hochwasser- abflüssen(HQ
100).Die
zur Verfügung stehenden Abflussmessreihen umfassen Perioden zwi- sehen 18 und 92Jahren.Damit
sind die aus den Messungen abgeleiteten 100- jährlichen Hochwasser statistisch unterschiedlich gut abgestützt und der Ver- gleichmit
den Hochwasserschätzungen ist demzufolge nichtfür
alle Einzugs- gebiete gleich zu gewichten.Für
den Rappengrabenmit
der längsten Mess- période liegen die Hochwasserabschätzungen ebenso wie im Vogelbach über dem statistisch ermittelten lOOjährlichen Hochwasser.In
den drei übrigen Gebieten liegen die Hochwasserabschätzungen eher darunter. Ausgehend vom statistisch ermittelten lOOjährlichen Hochwasser liegen die Abweichun- gen der Schätzwerte im Bereich von max.+/-25%.
Berücksichtigt man dabei, dass das statistisch ermittelte lOOjährliche Hochwassermit
einem Fehler ähn-licher
Grössenordnung behaftet ist, kann das vorgeschlagene Verfahren zur Bestimmung der Abflusskoeffizienten als plausibel beurteilt werden.6. Diskussion
Die
Anwendung des Verfahrens in den Testeinzugsgebieten hat gezeigt, dass die Abflusskoeffizientenmit
realistischemAufwand
undnachvollziehbarermittelt
werden können. Für die beurteilten Einzugsgebiete wurden je nach ZugänglichkeiteinbisdreiTagefür
Büro-undFeldarbeitenaufgewendet.Die
Verwendung der Abflusskoeffizienten in zwei Hochwasser-Schätzverfahren hat plausible Werte ergeben. Sind Niederschlags- undAbflussdatenvonHoch- wasserereignissen bekannt, können die entsprechendenAbflusskoeffizienten auch berechnet werden. In den Test-Einzugsgebieten konnten diese Ereignis- Koeffizienten jedoch nichtfür
eine Eichung der nach dem vorgeschlagenen Verfahren ermittelten Abflusskoeffizienten verwendet werden. In den mei- sten Fällen ergaben die grössten gemessenen Abflussereignisse nämlich nicht die höchsten Abflusskoeffizienten. Dies ist zu einem massgebenden Teil auf unterschiedliche Sättigungsverhältnisse zumZeitpunkt
des Hochwasserereig- nisses zurückzuführen. Wenn z.B. kurz vor dem massgebenden Ereignis ein grösserer Niederschlag gefallenist, reichtein verhältnismässig kleiner Nieder- schlag aus, um einen Hochwasserabfluss zu erzeugen. Diese Konstellationführt
zu einem hohenEreignis-Abflusskoeffizienten.Vue/et
u/. (1986)berich- ten von gleichen Erfahrungen auch in grösseren Einzugsgebieten. DieAuto-
ren zeigen auf, dass selbstbei grössten Hochwasserereignissen nie alle bestim- menden Einflussfaktoren (Abflussbereitschaftdes Einzugsgebietes sowieNie- derschlagsverlauf und -intensität) gleichzeitig den ungünstigsten Wert anneh- men. Demzufolge istfür
Hochwasserschätzungen, die aufdem Extremnieder-schlag basieren, nicht der grösste, aus gemessenen Ereignissen abgeleitete
Abflusskoeffizient
einzusetzen, sondern ein Wert, der aufgrund von Stand- ortseigenschaften bestimmtwird.
Die
in Abôz'Wung 2für
Einzugsgebiets-Teilflächen vorgeschlagenenAbflusskoeffizienten
sind grundsätzlich kleiner alsjene, die bei Beregnungs- versuchen aufFlächen zwischen 60 bis 100m^ gemessen werden können.Der
Grund liegt vor allem im Wasserrückhalt in Flachstellenundkleinen Mulden, der sogenannten Geländeretention.Häufig wird
zudem die Drainagedichte, d.h. die Länge des Gerinnenetzes pro Flächeneinheit, als aussagekräftiger Parameterfür
dieBeurteilung
des Abflussverhaltens eines Gebietes während Starkniederschlägen erwähnt (Ze//er, 1995).Die
Drainagedichtewird
in einem Einzugsgebiet massgeblich durch die Boden- undVegetations- Verhältnisse bestimmt. Sowohl die Geländeretention wie auch die Drainage- dichte sindim
vorgestellten Abschätzverfahrenimplizit
berücksichtigt.Das präsentierte Verfahren wurde in
fünf
Versuchseinzugsgebietenmit
Flächen zwischen 0,6 und 3,2 km-überprüft,
die sich hauptsächlich imvoral-
pinen Raum befinden. Unseres Erachtens können dieAbflusskoeffizienten
auchim Alpenraum
nach den gleichen Grundsätzen bestimmt werden. Das Verfahren kann in Einzugsgebieten bis zu ungefähr 10 km-rationell
einge- setzt werden. Denkbar ist zudem, dass die beschriebenen Beurteilungs- grundlagenfür Abflusskoeffizienten
nicht nur bei Hochwasserschätzungenfür
Bemessungszwecke oder bei Gefahrenbeurteilungen eingesetzt werden können, sondern dass sie auch bei Aufgaben wie zumBeispiel derDefinition minimaler
Pflegemassnahmen in Schutzwäldern einen Beitrag leisten kön- nen.Zusammenfassung
Aufgrund einer Auswahl von aus der Literatur bekannten Infiltrations- und Beregnungsversuchen werden massgebende Standortseigenschaften für die Hoch- wasserentstehung abgeleitet. Eine Beurteilung der Einflussgrössen Vegetation, Bewirtschaftung und Bodeneigenschaften erlaubt die Bestimmung von angepassten Abflusskoeffizienten, welche ihrerseits eine Hochwasserschätzung ermöglichen. In der vorliegenden Arbeitwird ein Vorschlag für die Schätzung dieser Abflusskoeffizi- enten vorgestellt. Dabei werden einerseits die Infiltrationsbedingungen an der Bodenoberfläche und andererseits die Wasser-Aufnahmefähigkeit des Bodensbeur- teilt. Als Kriterien für die Infiltrationsbedingungen dienen die Vernässung und die Verdichtung. DiesebeidenAspekte lassensich über Zeigerpflanzenbzw. überKennt-
nisse der Bewirtschaftung beurteilen. Bodenverdichtend wirken sich grundsätzlich die Beweidung, das Befahren mit schweren land- und forstwirtschaftlichen Maschi- nen sowiedie Skipistennutzung aus.FürdieBeurteilungder Wasser-Aufnahmefähig-
keit dienen die Kriterien der Bodenansprache: Bodenaufbau, Skelettgehalt und die Gründigkeit. Das Verfahren wird in fünfkleinen Einzugsgebieten getestet, in denen langjährige Messreihen vorliegen.
Résumé
Estimation dedébits decrues dans des petitsbassins versants enfonction de diffé- rents paramètres locaux
Lesfacteurslocaux déterminantspour l'apparition decrues ontétédégagésàpar-
tir
de publicationssurdes expériencespourpourd'infiltrationd'infiltration ou d'aspersion. La végétation, les propriétés du sol et le mode d'utilisation ont une influence sur lecoefficient de ruis- sellement. Quantifier ces effets permet donc d'évaluer les crues possibles. Une telle démarche est proposée ici. Le coefficient de ruissellement est estimé à partir des conditionsd'infiltrationensurfaceet d'après la capacité d'absorptionhydriquedu sol.Lesconditionsd'infiltrationsontelles-mêmes considéréesenfonction du degréde tas- sement du sol et de sa tendanceàprésenter unehumiditéstagnante. Cesdeuxaspects peuventêtre évaluéssoitd'après des plantesindicatrices, soit enfonctionsde l'exploi- tation du sol.La pâture,les machines agricoles ou sylvicoleslourdes ainsique lespistes de ski sont en principe des facteurs de tassement. Quant à la capacité d'absorption hydrique, elle peut être déduite de l'examen du profil: structure du sol, squelette et profondeur. Laméthodeproposéeiciaété testéedanscinqpetitsbassinsversantsdont on dispose de longues séries demesures.
Summary
Influence ofDifferent Site Characteristicson Estimating Peakflowin Small Catch- inents
From a selection ofinfiltration and field sprinkler experiments described in liter- ature, we derivesome governingsite characteristics for the creation ofpeakflow. An investigation of vegetation, land use management and soil parameters permits the determination ofadaptedrunoffcoefficients which allows an estimation of peakflow.
In this paper a method to estimate these runoffcoefficients is proposed. Infiltration conditions andwater uptake capacity are investigated. Waterloggingand compaction are the primary criteria for the infiltration conditions. These two aspects can be assessed by indicator plants and the knowledge of land use management. Pasturing and riding heavy machinery as well as using the land as ski run have important com- pactingeffects. The water uptake capacity isjudged by criteria ofsoil characteristics suchasthestructure ofthe soil layers, skeleton-contentandsoildepth. The procedure istested in five small catchments, where a data series overmany years exists.
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