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Feiger, G., Forster, B., & Hoffmann, C. (1996). Ringeln von entkronten, stehenden Fichtenstümpfen als Forstschutzmassnahme? Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 147(2), 71-82.

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Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen

Journal forestier suisse

147. Jahrgang Februar 1996 Nummer 2

Ringeln von entkronten, stehenden Fichtenstümpfen

als Forstschutzmassnahme? '

Fichtenstümpfen

'

Fichtenstümpfen

Von GünterFe/ger, SentFörsterund Christian //o/jfntan«

Keywords.-Protection forest; forest protection; stormdamage;Norwayspruce;girdling;

barkbeetles. fdk145.7:174.7Picea:453:907

1. Ausgangslage

In den letzten Jahren traten in den Schweizer Wäldern infolge extremer Windverhältnisse immer häufigerSturmschäden auf.DieSchadenflächenwur- den bisher zur Wiederbewaldung und aus Forstschutzgründen, insbesondere wegen der Gefahr von Sekundärschädigung durch Borkenkäfer, meist voll- ständig geräumt.

DieseMassnahmen sindvor allembeiBruchholz nichtkostendeckend und verschlechtern die ohnehinschwierigefinanzielle Lage derbetroffenen Forst- betriebe. Ferner bindet die zeitaufwendige Aufarbeitung Arbeitskräfte und führt in den übrigen Waldbeständen zu Pflegerückständen, da reguläre Ein- griffe ausKapazitätsgründen nicht mehr ausgeführt werden können.

An der Rigi-Nordlehne, zwischen Immensee und Goldau, zerstörte am 21. August 1992 ein Hagelsturm einen grossenTeil der Schutzwaldungen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).

Auf

einer Fläche von 73 Hektaren wurden 28000 Kubikmeter Holz gebrochen. Allein auf 55 Hektaren davon musste einTotalschaden verzeichnet werden (Pro St/vnPtgt-Aord, 1992).

Diezerstörten Bestände setztensichaus rund25% Fichte, 25% Tanne und 50% Laubholzzusammen. 40% der Bäume wurdenin3bis 15m Höhegebro- chen. Bei den Aufräumungsarbeiten wurden die noch stehenden, entkronten Baumstümpfe, lokal auch «Stirzel» genannt, stehengelassen. Die oberen, abgebrochenen Stammteile wurden aufgerüstet und das Derbholz weg- geräumt. Ziel war, die Schutzfunktion gegen Steinschlag, Schneebewegung, 'Erarbeitet mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Land- schaft/Eidg. Forstdirektion im Rahmen der Flankierenden Massnahmen (FLAM) des Wald- erhebungsprogramms (WEP) 1992-1995,ModulForstschutz.

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Murgänge undErosion möglichst dauerndzu erhalten; andererseitssollte mit den stehengelassenen Stirzeln die Vermehrung und Ausbreitung von schäd- liehen Forstinsekten, insbesondere des Buchdruckers (7/?,v typograp/ins), möglichst nicht gefördertwerden (Ä7äyund Mam, 1993).

Um die Austrocknung der stehengebliebenen Fichtenstirzel zu be- schleunigen, wurden diese oberhalb des Wurzelanlaufes mit der Motorsäge dreifach geringelt. Dadurch sollte die Gefahr einesInsektenbefalls verringert werden.

Da zum Ringeln und über den Austrocknungsverlauf von stehenden, entkronten Bäumen keine Erfahrungswerte gefunden werden konnten, ent- schloss sich der Forstdienst der SBB in Zusammenarbeit mit dem phyto- sanitären Beobachtungs- und Meldedienst der Eidgenössischen Forschungs- anstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf, die Aus- Wirkungen dieserRingelungen anhand einer Fallstudie zu untersuchen.

Aöö/Mungi.Geschädigter Schutzwaldan derRigi-Nordlehne. Foto:U.Wasem, WSL

2.Fragestellung und bisherige Erkenntnisse

Neben wirtschaftlichen Erwägungen stellte sich die Frage, ob die stehen- gebliebenen, entkronten Bäume einen Einfluss auf die Populations- entwicklung von schädlichen Insekten ausüben. Es sollte geklärt werden, wie lange die Stämme im Saft und somit fängisch bleiben. Weiter wurde unter-

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sucht, ob durchdasRingeln derStämme dieAustrocknung beschleunigtwird, und ob dadurch ein Befall durch Schadinsekten abgeschwächt oder gar ver- hindert werden kann.

In grossen Schadengebieten des Sturms vom Februar 1990 wurde be- obachtet,dassaufbesonnten Totalschadenflächen liegende Fichtenstämme häu- fig rasch austrockneten, bevor sich die Buchdruckerpopulationen aufbauen konnten,undesdeswegenzu keinemBefallkam. Andere, imSchatten liegende Stämme, welche noch über einen gewissen Wurzelkontakt verfügten, wurden hingegen einbiszwei Jahre nach dem Sturm nochbefallen (Förster, 1993).

Aus verschiedenen Untersuchungen wird über den Einfluss des Ringeins von stehenden Bäumen berichtet. Es handelt sich dabei vor allem um ältere Arbeiten aus Nordamerika oderneuerdings auch aus Finnland (Viü/cka et a/., 1991). Geringelt wurden in diesen Versuchen aber ausschliesslich Bäume mit intakten Kronen, meistens mit dem Ziel, Konkurrenzbäume mit geringem Aufwand zu eliminieren, oder stehend getrocknetes, verwerfungsfreies FIolz fürden Blockhausbauzu produzieren.

3.Methode und Beschreibungdes Experimentes

Neben der Beobachtung kritischer Waldbestände und der Schädlings- Überwachung im ganzen Katastrophengebiet wurde auf drei Totalschaden- flächen einExperimentmit dem Vergleich vongeringelten und ungeringelten Fichtenstirzeln durchgeführt. Wir überprüften, inwieweit beim Austrock- nungsverlauf und beim Buchdruckerbefall Unterschiede bestehen. Das Ex- périment wurde bewusstauf die Fichteund den Buchdrucker ausgerichtet, da durch den letzteren in angeschlagenen Nachbarbeständen die deutlichsten Folgeschäden zu erwartenwaren, wie Erfahrungen aus Schadengebietendes Sturms von 1990zeigen.

Im Schadengebiet wurden drei repräsentative Teilflächenausgewählt. Sie liegen zwischen 480 und 800 m über Meer und decken das gesamte Spektrum anaufgetretenen Fichtenstirzelnbezüglich Durchmesser undHöhe der Bruch- stelle ab. Da die Stirzel ungleichmässig, klumpig verteilt sind, konnte kein systematisches Stichprobennetz angelegt werden.

Auf

den untersuchten Flächenwurden alle Stirzel numeriert und kartiert, insgesamtrund 200 Stück, so wie sie der Sturm «zufällig» bereitgestellt hatte.

Der Brusthöhendurchmesser, die Höhe der Bruchstelle sowie besondere Kennzeichen wie aufgespaltene Stämme oder verbliebene Grünäste wurden für jeden Stirzel zusätzlich erfasst. Die Hälfte der Stirzel wurde Anfang Mai

1993oberhalbdes Stammfusses durch rund3 cmtiefe Schnitte mit derMotor-

säge dreifach geringelt. Eine kleinereAnzahl bereits imHerbst 1992 geringel- ter Stirzel wurde ebenfallsin das Experiment einbezogen und separaterfasst.

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Im Mai 1993 wurde an sämtlichen Stirzeln auf den Versuchsflächen eine Spanprobe entnommen und im Laborihre Holzfeuchte bestimmt. Ende Sep- tember 1993 wiederholten wir das Prozedere, um so die Austrocknungjedes Stirzels zu erfassen.

Während der Vegetationsperiode 1993 und im Frühsommer 1994wurden sämtliche Stirzel des Experiments wiederholt auf Schädlingsbefall ange- sprachen. Auch das übrigeSchadengebiet wurde durch spezielle Begehungen kontrolliert. Auch hier, ausserhalb der Versuchsflächen, wurden die Fichten- stirzel beim Aufrüsten der abgebrochenen Kronen vom Sommer 1992 bis Sommer 1993 nach der selben Methode geringelt. Zusätzlich wurde mittels Lockstoffallen die Buchdruckersituation überwacht.

nach Immensee

4. Resultate der Beobachtungen an den Stirzeln und im Bestand

Im Mai und Juni 1993 wurden mit rund 500 Käfern pro Falle und Woche eine beachtliche Menge überwinterter Buchdrucker gefangen. Gleichzeitig

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zeigte sich ein deutlicher Befall an noch liegendem Sturmholz, vor allem im Gebiet «Rinderweid». An Stirzeln, sowohl an geringelten wie auch an un- geringelten, konnte hingegen kein Buchdruckerbefall festgestellt werden.

Das befallene, liegendeSturmholz konntenochvordemAusflugderKäfer aufgearbeitet und abgeführt werden. Hierdurch wurde ein grösserer Teil der ersten Buchdruckergeneration aus dem Gefahrengebiet entfernt.

Im Sommer 1993 konnte zunächst kein Befall durch eine zweite Buch- druckergeneration beobachtet werden, weder an Stirzeln noch an anderen stehenden Fichten.Die wöchentlichen Fangquoten derLockstoffallenzeigten jedoch den Flug der ersten Käfergeneration an, wenn auch zeitlich etwas verzettelt. Die Fangzahlen waren allerdings deutlich kleiner als im Frühjahr.

Insgesamtwar diejährliche Fangquotemit4500 Käfern jeFalle deutlich unter dem schweizerischen Mittelvon 1993 (9400Käferje Falle). Die Buchdrucker- population kann im Schadengebiet bis anhin als deutlich geringer bezeichnet werden alsin denHauptsturmschadengebieten von 1990. Dieslässt sich durch die tiefe Ausgangspopulation an Buchdruckern, die bisher intensive und termingerechte Käferüberwachung und -bekämpfung,dierelativkühle Nord- expositionsowie die naturnahen Mischbeständeerklären.

Im Herbst/Winter 1993/94 wurde an wenigen geschwächten Fichten am Rand der Sturmschadenflächen doch noch einBuchdruckerbefall festgestellt.

Vereinzelte Stirzel mit nochverbliebenen grünen Ästen des unteren Kronen- teils wurdenebenfallsbefallen.

Auf

den drei Versuchsflächen traten keine Buchdrucker in Erscheinung.

Hingegen wurden die Fichtenstirzel, sowohl geringelte wie auch ungeringelte, häufigdurch folgende sekundäre Käferarten befallen:

-

Gelbbrauner Fichtenbastkäfer (/7 v/urgo/Mpa//iaürsj

-

Doppeläugiger Fichtenbastkäfer (Po/ygrap/zns po/igrap/zws)

-

Zottiger Fichtenborkenkäfer (Dryocoefe.s'awrograp/zns)

-

Gestreifter Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron //«earwmj;

oft nur in geringer Dichte

-

SpürenderZangenbock (R/zag/nra inç«hitor)

-

SägehörnigerWerftkäfer (7/y/ecoeZws z/ermeyZo/r/e.sj

Werftkäferwarenvorallem amStammfuss undan denWurzelanläufender Stirzel zu beobachten. Wegen des weissen Bohrmehls kann es zu Verwechs- lungen mit dem Gestreiften Nutzholzborkenkäfer kommen.

FreistehendeStirzelwaren imallgemeinen schwächerdurchdieerwähnten Käferarten befallen als streuschadenartig verteilte im Bestandesinnern. Bei den starkbefallenen Stirzelnlöste sich durch den Reifungsfrass derBastkäfer bereits im Juli 1993 die Borke. Solche Stirzel wurden für den Buchdrucker raschunattraktiv.

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Weitere Kontrollen im Juni 1994 zeigten, dass zwei Jahre nach dem Schadenereigniskeinefür denBuchdruckerfängischeStirzel mehr vorhanden waren. Die Stämme waren bereits zu stark ausgetrocknet.

5. Resultate der Holzfeuchtebestimmung

Die Holzfeuchten der Stirzel von Mai und September 1993 wurden nach der Darrtrocknungs-Methode bestimmt, wie sie auch die Schweizerische Interessengemeinschaft Industrieholz empfiehlt (D/./V527&?, 1977).

Dazu wurde mit einer Motorsäge, an welcher ein spezieller Auffang- behälterfür die Sägespäne montiert war,jeweils rund ein Meteroberhalb der Ringelung von der Bergseite aus ein vertikaler Stechschnitt bis in das Kern- holz geführt. Beiaufgerissenen Stämmenwurde möglichst nicht indenBereich des Spaltes gesägt. Bei der zweiten Probenahme im Herbst wurde der Stech- schnitt jeweils oberhalb oder unterhalb des ersten Schnittes angebracht, um eine Beeinflussung der Ergebnisse durch die Probenahme vom Frühjahr möglichst zu vermeiden. Der Eingriff erfolgte bei trockener Witterung, und die Sägespäne wurden sofort luftdicht in Gefrierbeutel verpackt. Dadurch wurde ein vorzeitiges Austrocknen der Proben verhindert. Auffangbehälter und Motorsäge wurden nach jeder Probenahme gereinigt, um eine Ver- fälschung des Feuchtegehalteszu vermeiden.

DerAnteilderBorke und des Splintholzes an derGesamtprobevariiertje

nach Schnittführung und Stammdurchmesser. Welchen Einfluss dies auf die gemessenenFeuchtigkeiten hat, konnte nichtermittelt werden.

Die Holzproben wurden nach der Entnahme sofort in einen Kühlraum gebracht und bei +4°C zwischengelagert, bevor das Frischgewicht ermittelt wurde. Anschliessend wurden die Holzproben im Trockenschrank bei 103°C 12Stunden langgetrocknet. Danach wurde das Trockengewicht bestimmt. Dies muss sehr rasch geschehen, dadie getrocknete ProbeFeuchtigkeitausderRaum- luft aufnimmt und sich das Gewicht bereits nach 10 Sekunden deutlich erhöht.

Die Holzfeuchtigkeit in % errechnet sich nachfolgender Formel:

Holzfeuchte F G^/G^ * 100

G„ Wassergehaltin Gramm (Frischgewicht

-

Trockengewicht) G|, GewichtderHolzsubstanz in Gramm (Trockengewicht)

Resn/tate:

Die Fichtenstirzel wurden zur Auswertung in vier Klassen nach Durch- messer und Höhe eingeteilt; so enthieltjede Klasse eine ausreichende Stück- zahlfür die statistische Auswertung. Es wurden folgende Klassengebildet:

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HO hohe, starke Stirzel HU hohe, schwache Stirzel TO kurze, starke Stirzel TU kurze,schwache Stirzel

(BHD > 40 cm; Höhe > 7 m)

(BHD < 40 cm;Höhe > 7 m)

(BHD > 40 cm;Höhe < 7 m) (BHD < 40 cm;Höhe< 7 m) Innerhalb jeder Klasse befanden sich sowohl geringelte wie auch un- geringelte Stirzel.

Die im Frühling 1993 bestimmten Holzfeuchten wiesen eine sehr grosse Bandbreite auf: Minimum 30%, Maximum 148%, Streuung 16%. Bis zum Herbst hattesich dieHolzfeuchte derStirzel verringert:Minimum 16%, Maxi- mum 73%, Streuung 12%.

Zunahme der Holzfeuchte Mai-Sept.93

Abnahme der Holzfeuchte Mai-Sept. 93

O o o

55 70

HolzfeuchteMai93in%

O ungeringelte Stirzel

A im Herbst1992geringelte Stirzel O imMai 1993geringelte Stirzel

SymbolgrössevariiertnachBrusthöhendurchmesser

AhMdimg3. Austrocknungsverlauf der Stirzel vonMaibisSeptember 1993.

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Wegen der grossen Streuung konnten zwischen den einzelnen Höhen- klassen statistisch keine Unterschiede abgesichert werden. Ein Einfluss der Bruchstellenhöhe auf den Austrocknungsverlauf konnte somit nicht nach- gewiesen werden.

Hingegen wiesen dicke Stirzel im Frühjahr 1993 noch eine höhere Holz- feuchte aufals schwache. Dies war der einzige feststellbare Unterschied. Bis zum Herbst 1993, 15 Monate nach dem Sturm, hatte sich diese Differenz jedochausgeglichenundwarnicht mehrnachweisbar.Die dicken Stirzelwaren somit langsameroder später ausgetrocknet als die dünnen.

Das Ringeln hatte keinen Einfluss auf den Austrocknungsverlauf der Stämme. Am Ende der Vegetationsperiode 1993 wiesen geringelte und unge- ringelte Stirzel keine unterschiedlichen Holzfeuchten auf. Auch die wenigen bereits 1992 geringelten Stirzel unterschieden sich nicht von den im Mai 1993 behandelten. Einzelne dünne, meist ungeringelte Stirzel wiesen im Herbst sogar eine höhere Holzfeuchte aufals im Frühling!

Da die Stirzel nicht vom Buchdrucker befallen wurden, und auch am stehendenBestand kaum Buchdruckerbefall auftrat, lassen sich bezüglich der Zeitspanne derBruttauglichkeit und derBefallswahrscheinlichkeit der Stirzel keine gesicherten Aussagen machen.

6. Diskussion

6.7 E/n/7w.s.vuw/d/e Swc/zc/rwc/rerpopn/ah'on

Die Stirzel im ganzen Schadengebiet wurden vom Buchdrucker praktisch nichtbefallen. Auchanbekrönten Fichten trat 1993und1994nursehrgeringer Buchdruckerbefall auf. Da nicht näher bekannt ist, ob dies auf die geringe

Attraktivität der stehenden Stämme oder aufeinen zu geringen Befallsdruck zurückzuführen ist,lassen sichkeine eindeutigen Aussagen machen.

Jedenfalls gibt der im Frühjahr 1993 festgestellte,beträchtliche Befall an liegendem Bruchholz mit Grünästeneinen Hinweis aufeine grössere Attrak- tivität des am Boden liegenden, noch feuchten Sturmholzes. Vermutlich fanden die Buchdrucker imliegenden Holzeinen attraktiveren Brutraumvor,

als in den im Frühjahr bereits teilweise angetrockneten Stirzeln. Es ist nicht auszuschliessen, dass letztere bei einer grösseren Käferdichte ebenfalls be- siedelt wordenwären.

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6.2 Rùîge/n undAw.s7roc/fn«/7g'

Eskonnte festgestelltwerden, dassdie AustrocknungderStirzeldurch ein Ringeln nicht beeinflusst wird. Offenbar versiegt der Saftstrom auch bei un- geringelten Stirzeln relativrasch, da keine Assimilate mehr transportiertwer- den, und auch die Sogwirkung durch die Krone nicht mehr vorhanden ist.

6.3 Dauer<ierAusfrockuung

Die Stirzel waren nach ein bis zwei Jahren bereits soweit ausgetrocknet, dass sieaufdenBuchdrucker nicht mehrfängischwirkten. Eine Ausnahmebil- deten lediglich Stirzel mit noch vorhandenen Grünästen, welche nur allmäh- lieh abstarben.

Einen Einfluss der Höhe der Bruchstelle auf den Austrocknungsverlauf konntenichtnachgewiesen werden. Hingegentrockneten dickere Stirzeletwas langsamerausunddürften daherauchlängerattraktiv gewesen sein als dünne.

7. Schlussfolgerungen

Unter den gegebenen Bedingungen hat sich das Stehenlassen der Stirzel gelohnt. Die Stirzel wurden während ihrer Austrocknung nicht durch den Buch- drucker befallen und stellten kein Forstschutzproblem dar. Die beobachteten sekundären Käferarten bedrohten denverbleibendenWaldbestand nicht.

Dank dem Stehenlassen der Stirzel reichten die Arbeitskapazitäten zu einer rechtzeitigen Räumung der fängischeren und befallenen liegenden Stämme aus. Wären die Stirzel aufgearbeitet worden,so wäre die rechtzeitige Räumung desliegenden Holzes nicht gelungen. Ferner können die stehenden Stirzel ihre Schutzfunktionen gegen Steinschlag, Erosion und zum Teil auch gegen Schneebewegungen bis zur Wiederbewaldung der Schadenflächen wahrnehmen. Im übrigen konnten durch die differenzierte Konzeption der Schadenbewältigung beträchtliche Kosten gespart werden, da die Aufarbei- tung der Stirzel bei weitem nicht kostendeckend gewesen wäre. Überdies wurden durch die grosse verbleibende Totholzmenge auch Anliegen des Naturschutzes berücksichtigt. Ökologie und Ökonomie

Totholzmenge Ökonomie Totholzmenge

müssen auch im Schutzwald keine Gegensätze darstellen.

Da derBuchdruckerbefall und die Entwicklung der Käferpopulation von zahlreichen Faktoren abhängen, wie Ausgangspopulation, Witterungsverlauf und vorhandenes Brutmaterial (je nach Schadenereignis und Räumungsfort- schritt), können für die Behandlung von Sturmschadenflächen keine all- gemeingültigen Empfehlungen abgegeben werden.

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Sturmschäden stellen die Forstbetriebe häufig vor komplexe Probleme betreffend Arbeitskapazitäten,Erschliessung, Holzabsatz, Forstschutz,Finan- zierung von Massnahmen, Arbeitssicherheit und weitere mehr, und sie ver- langen daher auch komplexe, massgeschneiderte Lösungen. Diese können auch das Stehen- bzw. Liegenlassen von defizitären Holzsortimenten um- fassen.Eine undifferenzierteAufarbeitung undRäumungumjeden Preiswird im heutigen Umfeld (Staatsfinanzen, Naturschutz) zunehmend in Frage gestellt. Es lohnt sich jedenfalls, im Schadensfalle zuerst die Situation genau zu analysieren, mögliche Gefährdungen abzuschätzen und die Ziele klar festzulegen. Daraus ergibt sich automatisch ein differenziertes Ausfüh- rungskonzept, welches auch die Forstschutzsituation mitberücksichtigt.

Kommtman zumSchluss, Stirzel stehen zu lassen, sokann auf einRingeln dieser Stämme verzichtet werden, da die Austrocknung dadurch nicht beschleunigt wird. In jedem Falle ist eine begleitende, möglichst intensive Überwachung der Forstschutzsituation in den Schadengebieten von grösster Bedeutung, da allfällige Käferschäden möglichst rasch erkannt und Gegen- massnahmen getroffen werden sollten, bevor eine neue Käfergeneration aus-

fliegt.

Zusammenfassung

Im August1992zerstörte ein Hagelsturm73 haSchutzwaldander Rigi-Nordlehne in der Zentralschweiz. Zahlreiche Fichten wurden nicht geworfen,sondern in 3bis 15

Metern Höhe abgebrochen. DerForstdienst entschloss sich, diese Stümpfe im steilen Gelände alsSchutzgegen Steinschlagund weitere Naturgefahren stehenzulassen. Das Risiko,mit einem solchen Vorgehen derVermehrung von Borkenkäfern, insbesonde- re//«fypograpÄus Vorschubzu leisten,wurdediskutiert.

Mittels eines Experimentes wurde überprüft, ob durch Ringeln dieser Fichten- Stümpfe dieAustrocknungdesHolzesbeschleunigtwerdenkönne und obdie Stämme ihreAttraktivität für Borkenkäfersorascherverlieren.

Resu/tat: Zweimalige Holzfeuchtemessungen ergaben, dass der Austrocknungs- verlauf der Stümpfe durch das Ringeln nicht beeinflusst wird, ebensowenig durch die Höhe der Bruchstelle. Einzig der Stammdurchmesserspielteine Rolle; dünne Stümp- fetrocknenrascheraus alsdicke.

/ps typograp/zi« hat im untersuchten Fall nur abgebrochene, liegende Fichten- kronen befallen; diese konnten rechtzeitig geräumt werden. Nach einem Jahr waren alle stehengebliebenen Stümpfeso stark ausgetrocknet, dasssie fürgefährliche Forst- Schädlinge nicht mehr attraktiv waren. Das Stehenlassen der entkronten Fichten hat sichhier gelohnt. DieSchutzfunktion bliebzu einem grossenTeil gewährleistet, unddie Arbeitskapazitäten reichten aus, um befallenesoder attraktiveresHolzzuräumen.

Es ist durchaus denkbar, dass bei einem stärkeren Befallsdruck der Käferpopula- tion auch die Stümpfe hätten befallen werden können. Deshalb war während ein bis zweiJahren eine gezielteÜberwachung unbedingt erforderlich.

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Résumé

L'annélationdetroncsd'épicéas éhouppés est-elle une mesure favorable

à laprotection desforêts?

Elaboréaveclesoutienfinancierdel'Officefédéraldel'environnement,desforêtsetdu pay- sage/Direction fédéraledesforêts,dans le cadredesMesuresd'appoint(FLAM)du Programme d'inventaires forestiers (PIF) 1992-1995,moduleProtectiondesforêts.

En août 1992, unetempête de grêle a dévasté 73 hade forêts de protection sur la paroinord du Righi,en Suisse centrale. Elleacassédemultiples épicéasàunehauteur variant entre3et15 mètres.Afind'assurer laprotection contreleschutes depierreset autres dangers naturels,leServiceforestieradécidéde laisser sur piedles restesdeces arbres. Cet article étudie le risque qu'un tel procédé favorise les pullulations de sco- lytes, plusparticulièrementcelles dutypographe (7ps(ypograp/iMi).

Uneexpériencea étéréaliséeafind'examiner s'il étaitpossible,enprocédantàdes annélationssurcestroncs,d'activerledessèchementduboisafindeluifaire perdreplus rapidement sonattractivitépourlesscolytes.

Rés«/tar: D'après la teneur en humidité du bois, relevée àdeux reprises, force est deconstaterque ni l'annélation ni la hauteur de la cassure ne modifie leprocessus de dessèchement des troncs. Seul leur diamètre peut exercer un certain rôle: les troncs minces sèchent plus rapidementque lestroncsépais.

Au coursdecesuivi, 7pi(ypograp/zMsn'a attaquéquedescouronnes d'épicéascas- séeset gisantau sol. Cesdernières ontété évacuéesàtemps. Auterme d'uneannée,les troncslaisséssurpied étaient tellementdesséchésqu'ilsavaient perdu toute leur attrac- tivitéenversles ravageurs dangereuxpourlaforêt. L'opérations'estdoncrévéléefavo- rable. La protection apu êtrelargementsauvegardée ettout leboisinfestéouattractif

a puêtre évacué grâceàl'apport d'une main-d'œuvresuffisante.

Il convient de relever que si l'impact des scolytes avait été plus fort, il est très

probable que les troncs en question auraient également été colonisés. Voilà pour- quoi il a été indispensable d'exercer une surveillance ciblée pendant une année ou deux.

Traduction: Monique Dozi.swe

Summary

GirdlingofcrownlessNorwayspruce snags: ameasure in forest protection?

In August 1992 ahailstorm destroyed73 haofprotectionforeston the north face

ofthe Rigi. Manyspruces were notwind thrown, but their stems were broken off at heights ranging from 3 to 15 metres. As the trees had been growing on steep slopes, the local forest service decided to leave the stumps standing as a protection against rock fallsandother naturalhazards. The question asto whether this procedure would further the propagation ofbark beetles, in particular /pi rypograp/zMs, came under debate.

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An experiment was conducted to determine whether girdling of these stumps wouldaccelerate theirdrying outand thus more rapidly render themless attractiveto barkbeetles.

f?esM/rs:Two measurements ofwood moisture showed that the drying out ofthe stumpswasnot influenced eitherbygirdlingorbythe heightatwhich thecrown broke off. The only factorwas thediameter ofthestem: thin stumps dried out more rapidly thanthickones.

Inthecase investigated,Tpstypograp/«« invaded only broken crownslying on the ground, which couldberemovedintimetopreventthebeetlefromspreading. One year afterthehailstorm all thestumpsleftstandinghaddried out tosuch anextent that they were no longer attractivefordangerous forestpests, so that hereit was worthwhileto leavethe stumps standing.Theirprotective function proved itself toalargeextent,and therewasenoughmanpower to remove theinfestedwoodandthatwhich might attract thepests.

Without doubt, it is thinkable that

if

the bark beetles underwent a population explosion,even the stumps may have beeninvaded.Thereforeitwasessential tomain- tain observationfortwofurtheryears. Translation: MargaretS/eèer

Literatur

D/1V527&3, 1977: Prüfung von Holz, BestimmungdesFeuchtigkeitsgehaltes,2S.

Förster,S.,1993:EntwicklungderBorkenkäfersituationinden SchweizerSturmschadengebieten.

Schweiz.Z.Forstwes. 744,10:767-776.

/Gay, M.,A7an/, F,1993:Gebrochene Stämme stehenlassen.Wald Holz 74,3:8-12.

ProS//vaF/gi-iVord, 1992:Sturm-und Hagelschäden ander Rigi-Lehne ImmenseeArth-Goldau vom21.8.1992,internerBericht,20S.

Vitikka,P.,Posio, H.,Saarenmaa,H„ 1991: Hyönteistuhoriski keinotekoisessa ylispuidenkelout- tamisessa. Metsäntutkimuslaitoksen Tiedonantoja378:16-17.

Abbildungen gedruckt mit Unterstützung der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft(WSL),CH-8903Birmensdorf.

Ver/asser:

GünterFeiger,dipl. Forsting.FH,Zelglistr.6a, CH-4800Zofingen.

Beat Forster, dipl. Forsting.ETH,undDr.ChristianHoffmann,Eidg.ForschungsanstaltfürWald, Schnee und Landschaft(WSL),CH-8903Birmensdorf.

Referenzen

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