Zur Bewertung von Wildverbiss Die
Bewertung Die
Bewertung
«Methode Eiberle»
VonOswaldOrferaatt
Keywords:Game damage; mountain forests; acceptable browsing; regeneration;influ-
ence ofgrowth conditions. fdk156:isi.4:524.63: udk57.087.1
1.Einleitung
Als
Prof. Dr. K. Eiberle am 26. Mai 1993 verstarb, verlor die Schweizer Forstwissenschaft ihren Exponentenfür
Wildfragenschlechthin.Die
Zahl der PublikationenvonEiberle beläuftsichauf über200.EingrosserTeildavon hat die Wechselbeziehung Wald/Wild zum Thema, wobei 19Artikel
derHerlei-
tung zulässiger Wertefür
die Verbissintensität bei verschiedenen Baumarten gewidmet sind (£76er/e, 1980, 1985 a, 1985 b, 1985 c und 1989; E/üer/e und Dürr, 1984 und 1985; Ei6er/e und Mgg, 1983 a, 1983 b, 1984, 1986 a, 1986 b, 1987 a, 1987 b und 1988; E/üer/e und Ezedz, 1985 a und 1985 b; EzEer/e und Ze/müer, 1985a und 1985 b). Die Untersuchungen alterVerbissspuren an auf- geschnittenen Jungbäumchen und die Herstellung des Zusammenhangsmit
Höhenzuwachsverlust undMortalität
sindinzwischen als «Methode Eiberle»ein
Begriff
geworden.Ein
messbaresMerkmal,dieVerbissintensität,wird für
dieBeurteilungdes Wildschadens herangezogen. Die Verbissintensität ist nichtselber der «Scha- den», sondern nureinIndikator,
der aber beimÜberschreiten eines bestimm- ten Wertes Verjüngungsprobleme erwarten lässt.Wenn dieVerbissintensität im Durchschnitt überdie Jahreeinenbestimm- ten Grenzwert überschreitet, muss
mit
negativen Folgenfür
die Waldstruktur gerechnet werden. Eiberle und Koautoren gehen davon aus, dass sich einem bestimmten Gebietein solcher Grenzwert zuordnen lässt. Siehabenmit
ihrenArbeiten
versucht, denkritischen Bereichfür
die Verbissintensität einzugren- zen. Ihren Ausführungen ist nicht immer einfach zu folgen, weshalb die Ver- bissgrenzwerte häufig falschinterpretiert
undunkorrekt
angewandt werden.Die Herleitung der Werte ist aber logisch, konsequent, wildökologisch fun-
Schweiz.Z.Forstwes.,247(1996) 3:177-199 177
diert
und aufdie Praxis ausgerichtet. In dieserArbeit
gehtesvorallemdarum, die Methode zu beschreiben, ihre Brauchbarkeit, vorrangigfür
den Gebirgs- wald,zubewerten, Mängelzudiskutieren,Forschungslücken aufzudeckenund immer wieder auftretende Missverständnisse auszuräumen.Fachbegriffe:
• Ge/ä/irrfungizeiVraum (G): durchschnittliche Anzahl Jahre, während derer die Pflanzen demVerbiss ausgesetzt sind.
• Ver&üs/nfeniifat (/); Anteil
ausgesetzt
Anteil
ausgesetzt
verbissener Endtriebe pro Jahr in Prozenten der Gesamt- pflanzenzahl
(1^
zulässigeVerbissintensität)• Veröüsöetostimg
(1^
Veröüsöetostimg
(1^
(A): Anteil der Pflanzen mit zwei undmehr sichtbaren Verbissspuren beliebigen DatumsanderSprossachsein Prozenten der Gesamtpflanzenzahl
(A^;
zuläs-sigeVerbissbelastung).
• Morta/zzäf:Anteilabgestorbener Pflanzen in Prozenten der Gesamtpflanzenzahl. (Überdie UrsachefürdasAbsterben sagt dieMortalitätnichtsaus.)
• SOLL-ZaMen.' Für die Walderneuerung erforderliche Anzahl Bäumchen pro Flächen- einheitmitArtenmischung und Verteilung.
2. Die Methode
2.7 Überezc/zf
Die «Methode Eiberle» ist ein vonProf. Dr. K. Eiberle und verschiedenen
Mitarbeitern
zwischen 1975 und 1990 an derETH
Zürich entwickeltes Vor- gehen,mit
dem dieAuswirkung
des Wildverbisses auf dieEntwicklung
der Waldverjüngung bestimmt wird. ImZentrum
des Verfahrenssteht die Radial- schnittmethode. Bäumchenmit
1,3 m Höhe werden in5 cm lange Abschnitte zersägt, die danach radial aufgespalten werden.Aufgrund
der Jahrringe und der eingewachsenen Verbissspurenwird ermittelt,
wie alt die Bäumchen sind und wieoft ihr
Terminaltrieb in derVergangenheitschonverbissenwordenist.Derartige Untersuchungen an einer grossen Zahl von Bäumchen
mit
1,3 mHöhe haben wichtige Aufschlüsse dazu gebracht, wie das Höhenwachstum junger Bäumchen durch den Verbiss beeinflusst wird. Es zeigte sich, dass der Einfluss je nach Baumart stark verschieden ist, aber kaum von den örtlichen Wuchsbedingungen abhängt.
Unter
Beizug der Ergebnisse aus Kontrollzaununtersuchungen anderer Forscher (7hzr.se/ze/, 1975; Sc/zreyer und Razzse/z, 1978) wurde dann auch der Bezug hergestellt zwischen dem Höhenzuwachsverlust, den die Bäumchen durch den Wildverbiss erleiden und demAnteil
der Bäumchen, die in der Folge daran absterben. Jene Werte der Verbissintensität, und Verbissbela- stung, bei denen derdurchschnittliche Höhenzuwachsverlust so gross ist, dass erste Bäumchen verbissbedingt ausfallen, wurden zur Tragbarkeitsgrenzefür
den Verbiss erklärt.Die Mortalität
istim Unterschiedzum Höhenzuwachsverlustklar von den örtlichen Wuchsbedingungen abhängig. Eiberle und Koautoren haben abermit
einemzulässigen Höhenzuwachsverlust von 25% die Grenze sotief
ange- setzt, dass die resultierenden Richtwertefür
den Grossteil des Schweizer Gebirgswaldes gültig seindürften.Wer den Wildverbiss in einer Gebirgsregion nach der Methode Eiberle beurteilen
will,
muss in den meisten Fällen weder die aufwendige Radial- Schnittmethode anwenden, noch vieljährige Kontrollzaununtersuchungen anstellen, sondern kann einfach überprüfen, ob die zulässigen Verbissinten- sitäten bzw. die zulässigen Verbissbelastungen (7abe//e 5 unter Punkt 2.2.3) überschrittenwerden oder nicht. Dies geschiehtanBäumchen derHöhe 10bis 130cm (Verbissgrenze).Keimlingeund Sämlingebis10cmHöhewerden nicht erfasst. WelcheBäumchenalsverbissen gelten,ist genau definiert. FürdieVer- bissintensitätsindesdieBäumchen, dieim Verlaufe einesJahres amTerminal-trieb
verbissen wurden.Für
die Verbissbelastung sind es die Bäumchenmit
zwei oder mehr sichtbaren Verbissspuren an der Sprossachse, ungeachtet desZeitpunktes ihrer
Entstehung.Da es nicht möglich ist, alle Bäumchen einesgrösseren Gebieteszubegut- achten, muss die Aufnahme stichprobenweise erfolgen.
Die
Stichprobe kann auf kreis- oder streifenförmigen Probeflächen erfolgen.Mit Hilfe
der Stich- probenstatistik lässt sichvom Stichprobenergebnis auf die tatsächliche Situa- tion im Untersuchungsgebiet schliessen. Je nach Verwendungszweck sind unterschiedliche Genauigkeiten erforderlich.Für
das detaillierte Vorgehen bei der Feldaufnahme existieren verschiedene Anleitungen (E/ber/e und Larcz, 1989; Eüegg, 1994; Sft'er/m et a/., 1994; interne Anleitungen der Kan- tonsforstämter Graubünden und Thurgau).Auf
dieAufnahmetechnikwird
in diesemAufsatz nicht weitereingegangen.Vielmehr
geht eshierum dieBewer- tung des Verbisses nach den zulässigen Verbisswerten, wobei sich die Aus- führungen auf die Grenzwerte beschränken, diefür
den Gebirgswald gelten (E/ber/e und Mgg, 1987 b).Für
die Verbissanalyseaufgrund der Grenzwerte von EiberlesinddieAus- wähl des Untersuchungsgebiets, dasTragbarkeitskriterium
und die Massein- heit charakteristisch, weshalbhier aufdiese näher eingegangen wird.Das GhtersMcb«ngvgeb/et
für
die Wildschadenerhebung ist der «Wild- räum».Mit
«Wildraum»wird
ein Gebiet bezeichnet,das nachwildökologisch/jagdlichen
Kriterien
ausgeschieden ist. Namentlich sind dies ein Populations- Zusammenhang und eine einheitliche jagdliche Planung. Wird die Vegetation im Verlaufe desJahres durchdas Wild unterschiedlich beansprucht (Sommer-/Wintereinstand), so sollte das über das ganze untersuchte Gebiet in der glei- chen Weise derFallsein.Esistim
Hinblick
auf allfällige Massnahmensinnvoll,das Untersuchungsgebietnach diesen
Kriterien
auszuscheiden. SowohlWild-
bestandesregulierung wie auch Äsungsverbesserung wirken sich aufden Ver- biss im ganzenWildraum
aus.Fürdie Beantwortungder Frage, ob der Verbisstragbaristodernicht,sind dann innerhalb des Wildraums die besonders empfindlichen Teilflächen ent- scheidend. Eine besondere
Empfindlichkeit
auf Wildverbiss hängtmit
Stand- ort, Vegetationseinheit oder forstlichen Planungszielen zusammen. Eiberle verzichtet darauf, die kritischen,für
die Beurteilung des Schadens entschei- dendenTeilflächeninnerhalbdes Wildraumeszulokalisieren undnimmtgene-rell
an, dass im Gebirgswald immer Teilflächen vorhanden sind, wo ein ver- bissbedingterVerlust von Jungbäumchen nicht tragbarist.Tragbar/ceds/cnferàzm ist der äsungsbedingte
Ausfall
von Bäumchen. Ein Verbiss, der zumAusfall
von Bäumchenführt, wirdalsuntragbarerachtet. Ein Wildraumim
Gebirge schliesst in der Regel auch Waldteile ein, in denen ein zusätzlicherAusfall
von Bäumchen als Folge von Wildverbiss bereits ungün- stige Folgenfür
die Verjüngung des Waldes hat. Da sich die Wildtiere nicht steuernlassen, ist dasTragbarkeitskriterium indenkritischen Waldpartiennur dannerfüllt,
wennes im ganzen Wildraumerfüllt
ist.Atesem/zed ist die Verbissintensität. Da der
Anteil
verbissener Seiten- triebemitdemAnteil
verbissenerTerminaltriebeengkorreliert,
kann derTer- minaltriebverbiss als Gradmesser benützt werden. Veränderungen bei den Wildbeständen erfolgenhauptsächlich imJahresrhythmus (Setzzeit, Jagd).Es ist deshalb sinnvoll, denWilddruck
über ein Jahr zu messen, von einem AbschlussderVegetationsperiodezum andernbzw.von einemWiederaustrieb im Frühjahr zum andern.Bei einer einmaligen Aufnahme ist die Verbissbelastung als Messgrösse besser geeignet, da sie nicht durch die
Zufälligkeit
des einzelnen Jahres ver- fälscht wird.Die
Flerleitung der Grenzwerte wird im folgenden anhand der Verbissintensität dargestellt. £zder/e undMgg
(1987 b) haben aber parallel dazu auch Grenzwertefür
die Verbissbelastung definiert (siehe 7aöe//e 3).2.2 7/er/edung des Znsammen/zangs zvroc/zen Verbzssmtensdäfund Morta/ddf 2.2J Ëderszc/zt
Mit
welchemAnteil
verbissener Bäumchen geht derAusfall ersterIndivi-
duen einher? DieAntwort
aufdiese grundlegende Frage beantworten Eiberle undKoautoren inzweiSchritten,diebei denweiteren Ausführungenzuunter- scheiden sind:• Es
wird ermittelt,
bei welchemAnteil
verbissener Bäumchen das ganze Pflanzenkollektiv einen bestimmten durchschnittlichen Höhenzuwachs- verlust erleidet.• Dann
wird
bestimmt,bei welchem durchschnittlichen Höhenzuwachsver- lust des ganzenPflanzenkollektivs erste Bäumchen ausfallen («kritischer»oder «zulässiger» durchschnittlicherHöhenzuwachsverlust).
Aèèi'Mung7. Zusammenhang zwischen Verbissintensitätund Mortalität.
Diese zwei Schritte werden imfolgenden ausführlich abgehandelt. Da die Pflanzenverluste alsTragbarkeitskriteriumgewähltwurden,soll
mit
dem zwei- ten begonnen werden.2.2.2A/zYtve/c/zem//ö/ienzHwac/zsver/uVz'.stderVer/ujfvonP/Zanzenverbunden?
An
den Folgen des Verbisses können Pflanzen absterben.Ein
Bäumchenstirbt
in der Regel erst ab, wenn es im Verlaufe der Jahre mehrmals amLeit-
triebverbissenwird. Bei derAufnahme imFeldlässt sichnichtdirekt
feststel- len, wieviele Pflanzen absterben. Feststellen lässt sich nur, wieviele Pflanzen verbissen sind. Werden beispielsweise jedes Jahr 40% der Bäumchen verbis- sen, dann werden im Verlaufe von zehn Jahren einzelne Bäumchen zehnmal verbissen, anderenie. WelcherAnteil
der Pflanzen nie verbissenwird, welcherAnteil
einmal, welcher zweimal,dreimal...,
zehnmal,wird
in einersogenann- ten Häufigkeitsverteilung ausgedrückt. Ob eine Pflanze verbissen wird, ist nicht zufällig. Einzelne Pflanzen werden bevorzugt, sei dies wegen der guten Erreichbarkeit, wegen ihrer Schmackhaftigkeit oder aus andern Gründen.Eine Pflanze, die schon einmal verbissen worden ist, hat die grössere Wahr- scheinlichkeit, nochmals verbissen zu werden, als eine, die noch nie verbissen worden ist. Die Verteilung der Pflanzen auf die Verbissklassen folgt einer mathematischen Gesetzmässigkeit. £Yber/e und
Mgg
(1987) haben nachge- wiesen,dass der bestehende KausalzusammenhangeinernegativenBinomial-
Verteilung entspricht. Da die
Art
der Häufigkeitsverteilung nun bekannt ist, kann berechnet werden, wieviele Pflanzen im Verlaufe des Gefährdungszeit- raumes z.B. fünfmal verbissen werden, wenn diesim Durchschnitt sämtlicher Pflanzen dreimal geschieht.Wie sich die Fichten auf die Verbissklassen verteilen, ist in 7abe//e
f
undAbbildung
2 am Beispiel der Untersuchungseinheit «Seselchopf, Untervaz, GR» dargestellt.7abeWe7.Verteilung derFichtenmit1,3mHöheauf dieVerbissklassenineinemUntersuchungs- gebiet in Untervaz, Kanton Graubünden(ß'berie undAhgg, 1987b)
Verbissk/assen zl/terder7,3m zlntei/am 7ota/ai/eruntersuchten
nachztnzahi hohen Bäumchen P//anzen
vorhandener h/ahre) (%)
Verbissspwren beobachtet kritisch
nieverbissen 18,6 5,05321 9,18900
1 malverbissen 19,9 14,13753 20,82507
2 21,6 20,64532 24,63422
3 23,7 20,94467 20,24394
4 26,3 16,57958 12,98074
5 29,4 10,90677 6,91714
6 33,0 6,20246 3,18638
7 36,9 3,13218 1,30342
8 41,4 1,43211 0,48275
9 46,3 0,60159 0,16427
10 51,7 0,23483 0,05194
11 57,5 0,08569 0,01540
12 63,8 0,02972 0,00431
13 70,5 0,00977 0,00115
14 77,7 0,00307 0,00029
15 85,4 0,00092 0,00007
16 93,5 0,00027 0,00002
17 102,0 0.00008 0
Total 99,99995 100,00011
Im Durchschnitt waren die Bäumchen 3,2mal verbissen worden und wie- sen ein
Alter
von 25 Jahren auf, 34% mehr als ein unverbissenes Bäumchen dieser Grösse (18,6 Jahre).Mit
Hinsicht auf den Totverbiss war aber festgelegtworden, dass dasErrei-
chen der Verbissgrenzehöchstensum25% hinausgezögert werden darf.
Damit
dies der Fall ist, müssen sich die Pflanzen bei Beibehaltung der negativen BinomialVerteilung so auf die Verbissklassen verteilen, wie das in Spalte vier der 7hbe//e2 und durchdieKurve «kritisch» inderAbbi/dung2 dargestellt ist.
Bei dieser Verteilung sind die Pflanzen mit 1,3 m Höhe im Durchschnitt
23,3 Jahrealt, 25 % älterals die unverbissenen undwurdenbiszudiesem
Zeit- punkt
im Durchschnitt2,5mal verbissen,was einer kritischen Verbissintensität von 11% entspricht23,3
Verbissklassen
(nachAnzahl Terminaltriebverbisse,
die dasIndividuum bisher erlitten
hat)ztöWMung2. Verteilung der Pflanzen aufdie Verbissklassen (Häufigkeitsverteilung)im Beispiel
«Seselchopf» (gemäss £76er/e undZVigg, 1987 b).
Neben dem AusmassdesZuwachsverlusts durch den Verbiss oder, wasauf dasselbehinausführt,derVerlängerungdes Gefährdungszeitraumesmussman
für
dieBeurteilung der Verbisssituation auchdenAnteil
derPflanzen kennen, der verbissbedingtausfällt. Dieskann über Feldexperimenteermittelt
werden.Ezher/eund
Mgg
(1987b) haben Ergebnisse ausWeiserzaunexperimentenvon Bursc/ze/ (1975), Sc/trejyerund Bansc/z (1978) aufdiesenAspekt
hinausgewer- tet. Die Zaununtersuchungen wurdenin
Bayern unterverschiedensten Stand- orts-und Überschirmungsverhältnissen realisiert. Die EntwicklungenderVer- jüngungen auf gezäunter und ungezäunter Fläche wurden verglichen. Durch den Vergleich von Anzahl und durchschnittlicher Flöhe der Pflanzen auf geschützter und ungeschützter Fläche ergibt sich der Zusammenhang zwi- sehen Zuwachsverlust undMortalität.
Nach 15 bis 25 Jahren, entsprechenddem Gefährdungszeitraum am Untersuchungsort, wurden die Höhen der Bäumchen
im
Zaun und ausserhalb des Zauns gemessen. Für jede Baumart wurde die durchschnittliche Höhe berechnet. Ausserdem wurde die Anzahl Individuen im Zaun und ausserhalb des Zauns gezählt. Man ging davon aus, dass ohne den Wildeinfluss ausserhalb des Zauns die gleiche Anzahl Bäume vorhanden sein müsste wie innerhalb. Die Minderzahlvon Bäumchen ausser- halb des Zauns wurde-
mangels genauerer Daten-
gleichgesetztmit
der Anzahl abgestorbener Bäumchen. Für sie wurde in der Berechnung der Durchschnittshöhe die HöheNull
eingesetzt. Jene Bäume, die am häufigsten verbissen wurden, dabei den grössten Zuwachsverlusterlitten
haben und in der Folge abgestorben sind, konnten so in dieErmittlung
des durchschnitt- liehen Höhenzuwachsverlustes einbezogen werden.ßmp/e/.-
Im
Zaunbefindensich60Pflanzenmit
durchschnittlich1mHöhe.Auf
der ungezäunten Vergleichsfläche werden 36 Pflanzenmit
durchschnitt- lieh 70 cm Höhe gezählt (7hbe//e2).7höe//e2. Ermittlungdesdurchschnittlichen Höhenzuwachsverlustes. Beispiel ArczuW
P/Ianzen
durcfoc/mto/tc/ie //öfce (cm,)
ImZaun 60 100
Ausserhalb vorhanden 36 70
Zaun erwartet* 60 i36x70+24x0i
1 60 '
*Die Anzahl der vorhandenen Pflanzen wurde auf die Pflanzenzahl im Zauninnern aufgestockt durch BäumchenmitderHöhe Null.
Bei einem durchschnittlichen Höhenzuwachsverlust von 58% (42 statt
100 cm) registriert man eine
Mortalität
von 40% (24 von 60 Pflanzen sind abgestorben).Die Untersuchungen von ßnr^c/ze/ (1975) sowie 5c/zre_yer und Fawsc/t (1978) zeigten,dass, weitgehendunabhängigvon der Baumart, erste Pflanzen ausfallen, wenn der durchschnittliche Zuwachsverlust des ganzen Pflanzen- kollektivs 27% erreicht.
F
Per/co (1983) registrierte Totverbiss bei 35%Zuwachsverlust. Da Bäumchen auch über den Gefährdungszeitraum hinaus noch an den Spätfolgen des Verbisses absterben können und die
Mortalität
unterschlechteren Wuchsbedingungen nochfrüher
einsetzenkann,erachteten Eiberle und Nigg denWert von 25% durchschnittlichem Zuwachsverlustfür
den zulässigen Grenzwert als angemessen.«Mit
diesem Wert kannmit
Sicher- heit bei sämtlichen Baumarten ein waldbaulich bedeutsamerAnteil
von totverbissenen Pflanzen ausgeschlossen werden» (£/her/e und Mgg, 1987 b.S. 756).
2.2.5 We/c/zer //ö/zenzzzRvzc/z.swr/zz.sr enZ.sïe/zZr/zzrc/z den Ver/ziw?
Am
ganzen F//anzen/co//etozV?An
der £mze/p//nnze?Die
Abklärung
des Zusammenhangs zwischen Verbissintensität und durchschnittlichem Höhenzuwachsverlust erfolgte anhand von insgesamt 2644 Bäumchen, die Eiberle auf alte Verbissspuren hin untersuchen liess (einschliesslich derUntersuchungen imMittelland).
DabeiwurdenBäumchenmit
1,3 m Höhe gesammelt und in 5 cm lange Abschnitte zersägt. Diese wur- den der Länge nach aufgespalten.Alte
Verbissspuren, derZeitpunkt
ihres Entstehens sowie dasAlter
der Bäumchen konnten so bestimmt werden. Es zeigte sich, dass der Höhenzuwachsverlust, den eine bestimmte Verbissinten- sität bewirkt, vonder Baumart abhängig ist. Der Einflussderörtlichen
Wuchs- bedingungen war dagegen nicht deutlichzu erkennen. Der relative Höhenzu- wachsverlust scheint unter schlechten Wuchsbedingungen jedenfalls nicht grösser zu sein als unter guten. Die Untersuchung von 293 Bergahornen am Üetliberg in Höhenlagen zwischen 500 und 820 m ü.M. zeigte, dass eine Ver- bissintensität von 24% einen durchschnittlichen Höhenzuwachsverlust von 32% (£z&er/e, 1985b) bewirkt. Untersuchungenan 175 Bergahornenam Wer- denberg in BuchsSG, in Höhenlagenzwischen790m und 1310m, ergabenda- gegen, dass die höhere Verbissintensität von 30% einen durchschnittlichen Höhenzuwachsverlust von nur 25% zurFolge hat (£76er/e undMgg, 1987b).Ganzähnlich fielen die Ergebnisse bei der Esche aus.
In einer Untersuchung aus den USA (Cun/zum et a/. 1994) war der Zuwachsverlustunterschlechteren Wuchsbedingungen (beschattete Laubholz- Sämlinge) ebenfalls kleiner als unter besseren (keine Beschattung). Dies wird damiterklärt, dassdiebeschattetenPflanzen kleinund wenigaktivsindunddie Kohlehydrate hauptsächlich in der Wurzel angelegt haben, wo sie durch den Verbissnichtbehelligtwerden.Beiaktiven Pflanzen invollemWachstumfinden sich die Reserven dagegen zu einem bedeutenden Teil im Trieb.
Die Verbissintensitätist nach dem
Anteil
verbissenerTerminaltriebe defi- niert. Der Höhenzuwachsverlust kommt aber nicht allein aufgrund des Ter- minaltriebverbisses zustande. Wenn ein Teil der Pflanzen im Verlaufe eines Jahres mindestens einmal am Terminaltrieb verbissen wird, ist damit immer auch ein gewisser Seitentriebverbiss verbunden. Zudemwird
bei einzelnen Pflanzen der Terminaltrieb im Verlaufe eines Jahres unter Umständen auch mehrmals (Sommer undWinter)
verbissen. Wenn deshalb die Verbissinten- sität durch das Abschneiden des Terminaltriebes simuliertwird, fällt
der ver- stärkendeEffekt
von Seitentriebverbiss und wiederholtemTerminaltriebver-biss weg. In einem derartigen Versuch (£z'6ez7e, 1978) machten die meisten Laubbaumarten (Ausnahme Buche) und die Lärche den Höhenzuwachsver- lust nicht nur wett, sondern waren
fünf
Jahre später z.T. sogar bedeutend höher als die unbehandelten Kontrollbäume.Bestätigt wurde in dem erwähnten Simulationsversuch hingegen, dass es primär von der Baumart abhängt, welcher Höhenzuwachs durch den Verbiss
verloren geht: «Die
Empfindlichkeit
der Baumarten gegenüber dem Trieb- schnitt ist im allgemeinen nicht von der Geschwindigkeit des Jugendwachs- turns abhängig. Es zeigt sich hingegen, dass die Nadelbäume wesentlich stär- ker auf die Entfernung der Gipfelknospen reagieren als die Laubbäume.»(£/6er/e, 1975).
Die Untersuchungen von und
Mgg
(1987 b) ergaben, dass der durchschnittliche Zuwachsverlust von 25% bei folgendenVerbissintensitäten (L,ul) und -belastungen(A^j) eintritt
(Tahe/Ze5).TofteZ/eJ. Zulässige Verbissintensitäten (I^ui) und zulässige Verbissbelastung (A^i) für den
Gebirgswald(nach£7Z>er/e undMgg, 1987 b).
ßaumarf ^zw/ ^zw/
Tanne 9 (%) 29(%)
Fichte 12 28
Waldföhre 12 17
Lärche 22 35
Bergahorn 30 31
Esche 35 21
Der durchschnittliche Höhenzuwachsverlust des Pflanzenkollektivs einer Baumart lässt sich nun auf den Höhenzuwachsverlust des Einzelbäumchens zurückführen: Einverbissenes Bäumchen
fällt
imHöhenwachstum gegenüber einem unverbissenen Bäumchenzurück.Die Anzahl
Jahre,die durchden ein- maligen Verbiss desTerminaltriebes in Verbindungmit
dem gleichzeitigstatt- findenden Seitentriebverbiss verlorengehen, istje nachBaumart verschieden.Wenn 9% verbissene Bäumchen
für
das ganze Pflanzenkollektiv einen durchschnittlichen Höhenzuwachsverlust von 25% bedeuten (Beispiel Tanne), mussderVerlust bei den verbissenenBäumchen selberweitgrössersein.91%der Bäumchen erleiden ja in dem Jahr, auf das sich die Verbissintensität bezieht, keinen wachstumshemmenden Verbiss. Tatsächlich beläuft sich der Höhenzuwachsverlust bei den verbissenen Pflanzen auf 278%
(9%x2,78
+91%xO 25%). Das bedeutet, dass der einzelne Jahresverbiss am Termi- naltrieb zusammenmit
dem gleichzeitig stattfindenden Seitentriebverbiss an der Tanne im Durchschnitt einen Verlust von 2,78 Jahreszuwächsen bewirkt.Dieser Wertist als Durchschnitt
für
das ganze von Eiberle untersuchte Pflan- zenmaterial zu verstehen.Der
Durchschnitt schliesst Bäumchen von 10 bis 130 cm Höhe ein und Verbissereignisse, die die Pflanze zum ersten und ein- zigenMal
oder auchschon zumx-tenMal
treffen.In
jedemEinzelfall
istdabei die Auswirkung aufdas Höhenwachstum der Pflanze eine andere.Die Division des zulässigen durchschnittlichen Zuwachsverlustes
(V^|)
durch die Werte
für I^ I^zulässigenzulässigenaus TaheZZe 5 führt
zur Anzahl Jahre, die im Durch-
schnitt durch den einmaligen Verbiss des Terminaltriebes in
Verbindung mit
dem Seitentriebverbiss verlorengehen (TabeZZe4).
7abc//e4. AnzahlJahreshöhenzuwächse (J),dieamEinzelbäumchenmitdemeinmaligen Verbiss des Terminaltriebs r/nrc/wc/tn/w/ic/i verlorengehen (Einflussdes gleichzeitig stattfindendenSei- tentriebverbisses eingeschlossen).
ßflwmart
/
SßtOTMrt 7Tanne 2,8 Lärche 1,1
Fichte 2,1 Bergahorn 0,8
Waldföhre 2,1 Esche 0,7
In
den WertenistderEinflussdes Seitentriebverbisses, derimmermit dem Terminaltriebverbiss einhergeht, einbezogen.Es seiausdrücklich daraufhingewiesen,dassessich hierumDurchschnitts- werte eines umfangreichenPflanzenmaterials handelt. Ein einmaligerVerbiss verringert den Höhenzuwachskaum.
Oft wird
sogareine Förderungbeobach- tet.Wiederholter
Verbiss hatjedocheindeutigeine entgegengesetzte Wirkung.2.3
Me
bee/n/Zusstder MYdverbm dießestande.y.vfr«bZur
des Wa/des?Auch
wenn der Verbiss keine Verluste vonBäumchen bewirkt, sind seine Auswirkungen auf den Wald dennoch vorhanden. Als Folge der Wachstums- Verzögerungbei den verbissenen Bäumchen beansprucht die Jungwaldphase einen längeren Zeitabschnitt in der Bestandesentwicklung des Waldes. Ent- sprechend muss der Flächenanteilmit
Pflanzen in der verbissgefährdeten Jungwaldphase grösser sein, damit dieAltersstruktur
des Waldes nachhaltig sichergestellt ist. Diese verbissbedingte Strukturveränderung des Waldes hängt von der relativen Verlängerung des Gefährdungszeitraumes und der Lebenserwartungder Bäume ab. Im GebirgewächstdasBäumchen langsamer und ist dadurch dem Verbiss länger ausgesetzt. Die Strukturveränderung des Waldes muss aber angesichtsdes ohnehinlangen Gefährdungszeitraumes und der hohen Baumalter nicht von vornherein ungünstiger sein als inTieflagen.Wie sich der Verbiss aufdie Bestandesstruktur eines Waldes auswirkt, wäre aufgrund der genannten Einflussfaktoren anjedem
Objekt
neu zubeurteilen.2.4. Gw/Zzg/cei
ft
beretc/t derVerbwsgrenz werfe «acb £zber/e 2.4.7 StandortVon den zwei hauptsächlichen Auswirkungen, die der Verbiss auf die Pflanzen hat, Höhenzuwachsverlust und
Mortalität,
ist vor allem die zweiteabhängig von den herrschenden Wuchsbedingungen. Je nach Wuchsbedin- gungen (Standort, Überschirmung) ertragen Jungbäume ganz unterschied- liehe Verbissbelastungen.So
führt
beider Fichte bei derentsprechendenKom- bination der Standortsfaktoren wie Boden, Höhenlage und Überschirmung schon der geringste Zuwachsverlust, also der geringste Verbiss, nochzuMor-
talität, während unter anderen Bedingungen diese Baumart jahrelang derart verbissenwerdenkann,dassjederHöhenzuwachsverhindert ist, ohnedassdie Pflanzen absterben. Grenzwerte, die aufgrund derMortalität
unterbestimm- ten Wuchsbedingungenermittelt
worden sind, lassen sich daher nicht ohne weiteres auf Standortemit
anderen Wuchsbedingungen übertragen. Bei der Herleitung der zulässigen Verbissintensität stützen sich Eiberle undMitar-
beiter, was dieMortalität betrifft,
auf Zaunexperimente.Zwei
dieserUnter-
suchungenmit
Fichteund Tanne waren auf480mü.M.
angelegt, zwei anderemit
Fichte, Tanne, Buche und Bergahorn auf 900 mü.M.
(Bwrsc/ze/, 1975).Eine dritte
mit
den gleichen vier Baumarten wird von den Forschern (Schreyer undRai«c/z, 1978) alsrepräsentativ erachtetfür
den grossenTeil einesSchutz- waldes mit5000 ha Fläche in einer Höhenlage zwischen900 und 1400m ü.M.Mindestens vier Zäune waren unter Schirm eingerichtet, wovon zwei unter
«dicht geschlossenem
Altholz»
(Bursc/ie/, 1975).Aus diesen Zaunexperimenten abgeleitete Grenzwerte würden
unkorri-
giert nurfür
die dort vorliegendenWuchsbedingungen gelten. Angesichts der allgemein nicht sehr hoch gelegenen Zaunobjekte korrigieren Eiberle und NiggdenWertfür
dendurchschnittlichen Höhenzuwachsverlust,bei dem erste Pflanzen absterben, deshalbfür
den Gebirgswald auf25% hinunter.Die Höhenlage ist nur einer von mehreren Faktoren, die sich auf die
Mortalität
auswirken. Es gibt auch Fichten in der alpinen Strauchzone, die jahrzehntelang den Verbiss durchWild
oderVieh
ertragen, ohne dass sie absterben. Die entstehenden Baumformen sindunter
den Begriffen «Besen- fichte» oder «Moosfichte» bekannt (Kuhn, mündliche Mitteilung). Die Wuchs- bedingungen können auch sehr kleinräumig wechseln (kleinorographische Unterschiede, Besonnung, Ausaperung). Wie und in welcher Kombination sich Meereshöhe, Boden,Klima,
Überschirmungsgrad usw. auf die verbiss- bedingteMortalität
auswirken, ist nur ansatzweisebekannt.Im
Unterschied zurMortalität
hängt derHöhenzuwachsverlust,der durch den Wildverbissbewirkt
wird, kaum von den Wuchsbedingungen ab. Die Wuchsbedingungen andenOrten, wo Eiberle undMitarbeiter
ihre Bäumchenfür
die Bestimmung des verbissbedingten Höhenzuwachsverlustes entnom- men haben, sind daherfür
denGültigkeitsbereich derVerbissgrenzwertenicht ausschlaggebend.2.4.2 Ört/ic/ze nnrfzeü/zc/ze Dzmemzo«
Der Wildverbiss ist nicht homogen über Raum und
Zeit
verteilt, sonderntritt
immer in örtlichen und zeitlichen Konzentrationen auf. Verbissgrenz-werte können deshalb nur als Durchschnitte über grössere Gebiete und län- gere Zeiträume eingehalten werden.
Ein häufiger Fehler bei Verbissinventuren ist der, dass eine Verbissinten- sität, die
nur
auf einer kleinenFläche (z.B. einer Wiederherstellungsfläche aus einem Sturmereignis) erhoben worden ist, aufgrund von Eiberies Grenz- wertenbeurteilt
wird. Eiberies Grenzwerte sind aber als Durchschnittswerte grösserer Gebiete (Wildräume vgl. oben) zu verstehen, deren Abgrenzung nach wildökologischenKriterien
geschieht.«Esverstehtsich vonselbst, dass
für
die Überprüfungder Verbissbelastung nur die Durchschnittswerte grosser Waldflächen verwendet werden sollen, in der Regel von Gebieten, die einer einheitlichen jagdlichen Planung unter- liegen.Allenfalls
kommen auch grosseTeilareale inFrage, wie etwa Sommer- oderWintereinstandsgebiete des Rotwildes» (£7ber/eundMgg,
1983 b).3. Andere methodische Ansätze zur Bewertungvon Wildverbiss
3.7 Beobac/hang einer Entwic/c/ungstall Verl/izierangeines Grenzwertes Weniger problematisch als die Festlegung und Verifizierung von Grenz- werten ist der einfache Vergleich von zwei verschiedenen Aufnahmeergeb- nissen. Diesist insbesondere geeignet, um die Wirksamkeit getroffener Mass- nahmenzu überprüfen. Voraussetzung dabeiist, dass Gleiches
mit
Gleichem verglichen wird. Ergebnisse aus Verbissaufnahmen können nur verglichen werden, wennfür
die verglichenen Situationen in folgenden Punkten Über- verglichen Über- verglichen einstimmung besteht:• //o/ieii/c/assc deruntersuchten Verjüngung: Pflanzen
mit
Höhen zwischen 40 cm und70 cm werden am meisten verbissen.• ßaumarl: Das Wild hat
für
die einzelnenArten
ganz unterschiedliche Präferenzen.•
Ze/tpim/cldes Verbisses: Verbiss im Sommer hat nicht die gleicheAuswir-
kungwie Verbiss im Winter.• WiWarl: Die Verursacher sindnach
Möglichkeit
auseinanderzuhalten.Winter- und Sommerverbiss sind also
für
die Beobachtung vonEntwick-
lungen auseinanderzuhalten. Dabei ist zu beachten, dass der Sommerverbiss nur im Herbst einwandfrei zu identifizieren ist. Bei Aufnahmen im Frühjahr muss der Sommerverbiss des Vorjahres erfasst werden. Dieser ist aber vom Verbiss des vorausgehenden Winters nicht immerklar
unterscheidbar.Oft
genügt derWinterverbissalsGradmesserfür
die Verbisssituation.Der
Sommerverbiss stellt in der Regel das geringereÜbel
dar, weil dieTiere, ins- besondere Rot- und Gamswild, im Sommer vermehrt von Gras- undKraut-
äsung leben und sich speziell im Gebirge auf ein grösseres Gebiet verteilen.
Sommerverbiss hat in der Regel
für
die Pflanze auch den geringeren Höhen- zuwachsverlust zur Folge undfindet
sich eher an Baumarten, die ein gutes Regenerationsvermögen haben wie z.B. die Esche.Findet der Verbiss im Spätsommer statt, wenn in der laufenden Vegeta- tionsperiodekeine Übernahme
Spätsommer Übernahme
Spätsommer
des Höhenwachstums durcheinenSeitentrieb mehr möglich ist und die winterliche Reservebildung von Kohlehydraten in derWurzelnoch nicht abgeschlossen ist, können seine Auswirkungen grösser sein, als diejenigen des Winterverbisses, wie amerikanische Untersuchungen zeigten (Canhara et a/., 1994).
Füreinereine
Erfolgskontrolle
kanndieUntersüchungseinheitauchklein- räumigangelegt werden. Diesist etwa dann der Fall, wennmaninnerhalbklar
umrissener Grenzen der Wiederbewaldung höchstePriorität
einräumt und dortim
Rahmen einer Schwerpunktsbejagungden Abschuss erhöht.Ein
Vergleich von zwei Ergebnissen kann nur zeigen, in welche Richtung eine Entwicklung geht. Irgendwann kommt bei jeder fortschreitenden Pro- blemlösung der Punkt, wo entschieden werden muss, ob die Situationjetzt
tragbar ist oder nicht. In der Praxis kann dieser Entscheid in einer waidbau- liehen Einschätzung bestehen oder einfach das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den einzelnenGruppensein,die einInteresse am Wald oder amWild haben: z.B. Waldeigentümer, Forstdienst, Jägerschaft undTourismus.3.2 Erhebung her Ver/üngung staffhes Verbisses
Solange die übrigbleibende brauchbare Verjüngung
für
die Erneuerungdes Waldes ausreicht, ist es im Prinzip ohne Bedeutung, wieviele Pflanzen durch Verbiss verschwinden.
Auf
dieser Idee beruht unter anderem das Wildschaden-Kontrollsystemdes österreichischen Bundeslandes Vorarlberg (Re/moser, 1991). Ausgehend vom Grundgedanken, dass «Schaden» die Divergenz ist zwischen einem IST- und einem SOLL-Zustand, werden SOLL-Werte
für
die Verjüngung nach Standort und Entwicklungsphase des Waldes definiert. Die Begriffe «Verjün- gungsziel» aus der waldbauliche Planungmit
Mischungsart, -grad und -form und «SOLL-Wert», dereherim
Zusammenhangmit
Verbissanalysen verwen- det wird, bezeichnen ein und dasselbe und werden im Berichtzum Wildscha- den-Kontrollsystem Vorarlberg auch als Synonyme verwendet (Rebnoser, 1991). DieWald/Wild-Situation
wirdbeurteilt
aufgrund des SOLL-Zustands der Verjüngung im Vergleichmit
dem IST-Zustand beim aktuellenWild-
einfluss einerseits und dem IST-Zustand bei Ausschluss des Faktors Wild(Kontrollzaun)
andererseits.Dieses Verfahren
dürfte
die ausgereifteste der zurZeit
verfügbaren Mög- lichkeiten zur Erfassungder Verjüngungssituation eines Waldes und des Ein-flusses von Wild auf dieselbe sein.
Allerdings
istmit
seiner Anwendung ein beträchtlicher Arbeitsaufwand verbunden. Ausserdemerweistessichalsrecht anspruchsvoll,SOLL-Zahlen
bzw. Verjüngungsziele festzulegen, dienicht nur aufWirtschaftlichkeit
ausgerichtet sind oder einfach dem Wunsch des Wald- eigentümers entsprechen, sondern auch ökologisch fundiert sind. WerdenSOLL-Zahlen
nicht erreicht, istdieUrsachedafürimmer wieder neu abzuklä- ren. Diese kann neben dem Wildverbiss z.B. in fehlendemLicht,
fehlender Sonneneinstrahlung (Wärme), Verdämmung durch Krautvegetation oder im Fehlenvon Samen bestehen.3.3 Gesonderte ßetrac/ztung dereinze/nen P/ZanzengeseZ/sc/zn/fen
Dastragbare Ausmass vonWilddichteundVerbiss ist
für
jeden Waldstand- ort wiederanders. Fürdeneinen Standort sind 5 Rehepro 100haschonzuviel,für
einen andern können 50 Rehe/100 ha durchaus tragbar sein.Eine gesonderte Aussage zu jedem Standort kann aus Gründen des Arbeitsaufwandes
nur
in Ausnahmefällengemacht werden, denn dazumüsstefür
jeden Standorteine abgeschlosseneStichprobenaufnahmeerfolgen.Damit
eineStichprobeaberetwas aussagt, muss sieeineminimale Anzahlvon Probe- flächen umfassen. Bei der Beurteilung vieler Einzelstandorte würde dabei ein Vielfaches desArbeitsaufwandes anfallen, derfür
eine standortsübergrei- fende Beurteilungnötig ist.In
der Regel ist eine solche differenzierte Aussage auch nicht erwünscht.Eine bestimmte Verbissbelastung bezieht sich auf ein grösseres Gebiet und lässt sich auchnur indiesem Rahmenverändern. Es kann beispielsweisenicht
für
jede Pflanzengesellschaft eine andere Wilddichte hergestellt werden.Die Einheit,
aufdiesichMassnahmen auswirken, ist alsoimmerderWildraum.Für die Beurteilung derVerbisssituation in diesemWildraum
sind dann allerdings die empfindlichsten Standorte ausschlaggebend, aufdenen der grösserräumig bestehende Verbissdruck zuerst zum Problem wird.Sowohl die Beurteilung der Verbisssituation aufgrund der Grenzwerte nachEiberlewie auchdieSOLL-Wert-Verfahren tragenderunterschiedlichen Verbisstoleranz der Standorte auf ihre
Art
Rechnung:Eiberlegeht davonaus, dass imGebirgswald
immer
Teilflächen vorhanden sind, wo verbissbedingte Verluste von Jungbäumchen nichttoleriert
werden können. Die Verbissgrenzwerte sind aufdiese kritischen Stellen ausgerichtet.Aus verschiedenen Gründen erspart man sich jedoch den Aufwand, sie ausfindigzumachen. Einerseits würde man denArbeitsaufwand
für
die Stich- probenerhebung nur unwesentlich reduzieren, wenn man diese auf die Pro- blemflächen reduzieren könnte, andererseits sind esoft
gerade diese Pro- blemflächen,diewenig Verjüngungaufweisen,wodurcheine Verbisserhebung beträchtlich erschwert wird.Im
Laufe derZeit
sind es auch nicht immer diegleichenTeilflächen, die gegenüber dem Verbiss am empfindlichsten sind. Sie wären immer wieder unterentsprechendem Arbeitsaufwand neuausfindigzu machen.
In SOLL-Wert-Verfahren
wird
zwar bei jeder Probefläche differenziert beurteilt, ob der geradefür
diese Stelle spezifisch geltende SOLL-Werterfüllt
istoder nicht, eineAussagezujedemeinzelnenStandortwird abernichtange- strebt. Bei der Stichprobenauswertungwird
nicht die Anzahl vorhandener Bäumchen hochgerechnet, sondern die Relation zum entsprechenden SOLL- Wert. Das Ergebnis ergibt dann etwa, dass die SOLL-Vorgabe, die in jedem Fall wieder in einem andern Wert bestehen kann, in 60% der Fälleerfüllt
ist und in40% nicht.Im Wildschadenkontrollsystem Vorarlberg
wird
dieVerjüngungssituationals günstig eingeschätzt, wenn auf 80% der Probeflächen die
SOLL-Zahl
erreicht wird.Die
Einhaltung der SOLL-Vorgaben auf 100% der Probe- flächen istdagegen nicht möglich. Da Rudelbildungenlokal
beschränktimmer zur Überschreitung der Grenzwerte führen können, aufkleiner
Fläche schon der Verbisseineseinzigen Tieres,könnte maneinersolchenForderung nurmit
einemNullbestand anWild
nachkommen.Anzufügen ist hier, dass differenzierte Verbissgrenzwerte
für
den einzel- nen Standort nicht existieren.Aufgrund
des vorhandenen und erforderlichen Pflanzenpotentials kannzwargesagt werden,wieviele Pflanzen ausfallendür- fen. Beiwelchem Verbissdasallerdings derFallist, istnicht bekannt. Bekannt ist aufgrund der Forschungen vonEiberle und Koautoren nur der Schwellen- wert, bei dem erste verbissbedingte Ausfälle auftreten. Es muss auchbezwei- feit werden, ob es von grossem praktischem Nutzen wäre,in
jedem Fall zu wissen, beiwelcherVerbissintensität welcherAnteil
derPflanzen ausfällt.Der
Aufwandfür
zahllose Stichprobeninventuren (je einefür
jeden Standort) zur Beurteilung einer Situation, die nur grossräumig einer Lösung zugeführt wer- den kann, wäre nicht vertretbar.4. Folgerungen
4.7 Zu/öss/ge
Bei der ökologischen Begründung von Grenzwerten
für
die zulässige Verbissintensität sind noch zahlreiche Fragen offen.Eiberle
hatfür
den Gebirgswald Grenzwerte abgeleitet,dieeine praktikableRichtlinie
darstellen.Bei der praktischen Problemlösung
wird
der Grenzwertfür
die Verbiss- intensitätoft
auch einfach das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den beteiligten Interessengruppen sein. Angesichts einer unbefriedigenden Wild- Schadensituation und einem Winterverbiss bei der Tanne von z.B. 80% der Terminaltriebe, kommt man etwa überein, diesen auf 20% zu senken. DieBedeutung der Verbissintensität liegt dann in ihrer objektiven Messbarkeit, die eine
Kontrolle
des gesetzten Zieles überhaupt erst ermöglicht. Dabeisind Massnahmenkorrekturen erst bei einer vorliegenden Zahlenreihe über min- destens drei Jahre vorzunehmen. Der Wert eines einzelnen Jahres hängt zu stark von den äusseren Bedingungen ab, insbesondere davon, wie hoch die Schneedecke in den einzelnen Wintermonaten ist.Als Alternative
zur mehr- jährigen Aufnahme der Verbissintensität bietet sich eine einmalige Erhebung der Verbissbelastung an. DiesesMerkmal
sollte überhauptbei einererstmali- gen Aufnahme der Verbissintensität immer ebenfalls aufgenommen werden.Es lässt einebessere erste Lageanalysezu undderzusätzlicheArbeitsaufwand ist minim.
4.2 Konfra/feaMmiAhersMc/zungen
Der
verbissbedingteAusfall
von Bäumchen kann je nach Wuchsbedin- gungen (Standort, Überschirmung) schon bei einem minimalen durchschnitt- liehen Höhenzuwachsverlust und damit einer geringen Verbissintensität vor- kommen oder selbst bei grossem durchschnittlichem Höhenzuwachsverlust und starkem Verbiss ausbleiben.Mit
Kontrollzaununtersuchungen, insbeson- dere in subalpinen und obermontanen Gebirgswäldern, müssten die entspre- chenden Grundlagen noch erarbeitet werden. Vorderhand istfür
dieseGebirgswälder, die unter Schirm verjüngt werden, nur ansatzweise bekannt, bei welchem durchschnittlichen Höhenzuwachsverlust Bäumchen ausfallen.
Erber/e und
Mgg
(1987 b) haben Kontrollzäune von Sursc/zeZ (1975), Sc/zreyer undEatrscb (1978) aufdiesenAspekt hin ausgewertet. Diese Zäune befanden sich in Höhenlagen zwischen 480 und 1400 m ü.M. und bis auf wenige Aus- nahmen auf Freiflächen. Die Auswertung dieser Zäune durch Eiberle und Nigg weist ausserdem einige methodische Mängel auf, weil ihrer Einrichtung ursprünglich andere Untersuchungsfragen zugrunde gelegen hatten. Für Untersuchungen zur Bestimmung desZusammenhangs Zuwachsverlust/Mor-talität
über Zaunexperimente sind zukünftig insbesondere Vergleichsflächen von Beginn an auszuscheiden. Die Ausgangslage im Zaun und auf den Ver- gleichsflächen muss genau beschrieben werden. Voraussetzung ist eine ver- gleichbare Ausgangslage aufgezäunter und ungezäunter Fläche, vorzugsweise auch eine identischeAnzahl
Bäumchen bei Beginn des Versuchs. Die FormdesKontrollzauns,die hier zur Anwendung kommt, weicht vom üblichen Ein- satz dieses Instruments ab. Meist dient der
Kontrollzaun
dazu, an einer ganz bestimmten Stelle Aufschluss zu gewinnen, wie sich die Verjüngung ohne Wildverbisseinstellen und entwickeln würde.Auf
Pflanzungen innerhalb und ausserhalb des Zaunswird
in diesem Fall verzichtet, würde doch bei der Bepflanzung der kleinen ungezäunten Vergleichsfläche Wildverbiss geradezu provoziert.Soll aber einzig das Verhältnis
Mortalität
zum durchschnittlichen Zuwachsverlust untersucht werden, dann macht die Pflanzunginsofern Sinn, als sie die einzigeMöglichkeit
ist, identische Ausgangslagen innerhalb und ausserhalb des Zauns zu schaffen und derörtlich
bestehende Verbissdruck nichtGegenstand der Untersuchung ist.Die
Pflanzung sollte aber auch indie- sem Fall eine Notlösung bleiben, dabeiihr
die Wuchsbedingungenund damit der Zusammenhang zwischen Höhenzuwachsverlust undMortalität
gegen- überderNaturverjüngung verändertsind.Die Frage: «Kontrollzäune und Vergleichsflächen bepflanzen oder nicht bepflanzen?» hatinderVergangenheitzu Missverständnissengeführt, die ihre Ursache einzig in einem unterschiedlichen Versuchsziel hatten. Je nach der gestellten Frage sind Kontrollzaunversuche unterschiedlich anzulegen. Die Möglichkeiten, die sich auseinanderhaltenlassen, sind nachstehend dargestellt:
Fttttkaonew desKo«/ra//zanns
• Demonstrationsobjekt zur Darstellung des Wildeinflusses auf die Verjüngung an einerganzbestimmtenStellein einemWaldbestand.
• Bestandteil einer Stichprobenuntersuchung über den Wildeinfluss auf die Wald- Verjüngung eines grösseren Gebietes. Eine derartige Untersuchung sollte minde- stens 30 Zäuneumfassen (Reimoser, zitiert nach Rttegg, 1995).
• HilfsinstrumentinSOLL-Zahl-Verfahren. UmbeiderFestlegungvonSOLL-Zah- len denoberen Rahmen abstecken zukönnen,istes notwendigzu wissen, welches Pflanzenpotential unter Ausschluss des Wildes verfügbar wäre. Mit dem Zaun kann ausserdem abgeklärt werden,ob das Wild dieUrsache ist,wenn die Verjün- gung die festgelegtenSOLL-Zahlennicht erreicht.
• Versuchsanordnung, um zulässige Verbissgrenzwerte zu erforschen. Der Zaun erlaubt es, den Zusammenhang zwischen durchschnittlichem Höhenzuwachs- Verlust und Mortalitätzu bestimmen.
4.J Ketm/mgiverbù's, se/ferae ßawtttarfett, For.se/twttg.v6eiJar/
Eskann der Fall vorliegen, dass Verbiss nicht erhoben werden kann,
weil
Verjüngungschon garnicht vorhanden istodernurvereinzelteBäumchen vor- handen sindund diese nur einen geringen Verbiss aufweisen,während gleich- zeitig ein beträchtlicher Verlust an Pflanzen infolge Keimlingsverbiss erfolgt ist. Die geringe Verbissintensität in diesem Fallerklärt
sich dadurch, dass die Pflanzen gerade darum dem Keimlingsverbiss entronnen sind, weil sie expo- nierte Standplätze einnehmen, die schwer erreichbar sind oder abseits der Wildwechsel liegen.Ein
Schwachpunkt der Stichprobenerhebung ist die Erfassung seltener Baumarten.In
der Regel sind gerade im Gebirgswald nurzweibisdrei Baum-arten so zahlreich vorhanden, dass sie auf einer
für
die Auswertung ausrei- chenden Anzahl von Probeflächen vorkommen. Schlüsse von einer Baumart aufdie andere sind mangels ausreichend abgeklärterKorrelation
vorderhand nicht möglich (z.B. «wenn die Fichtezu5% verbissen ist, ist die Tannezu50% verbissen»). Diese Relationenhängen vonvielen Faktorenab,wie Mischungs- anteil derArten,
gesamtes Äsungsangebot,Wildart
usw. Über diesen Punkt sollte künftige Forschung bessere Kenntnis verschaffen. Weitere Fragen, die zusätzlicher Forschung bedürfen, sind:• Kanndurchdie Analyse aller verjüngungsrelevanten Faktoren (Samenpo- tential, Boden, Keimbett,
Licht,
Sonneneinstrahlung, Schnee, Exposition, Höhenlage, Konkurrenzvegetation usw.)beurteilt
werden, ob ohne Wild- verbiss Verjüngung vorhanden wäre?• Unterscheidung des Verbisses verschiedenerSchalenwildarten.
• Auswirkungen von Sommerverbiss gegenüberWinterverbiss.
• Zusammenhang zwischen Verbissintensität und durchschnittlichemHöhen- zuwachsverlust bei Buche,Arve, Vogelbeere.
• Verbissbedingter
Ausfall
von Pflanzen unter verschiedenen Wuchsbe- dingungen.Soll dieAnalyse derWildschadensituation in umfassenderWeiseerfolgen, müssteeinVorgehen gewähltwerden, wiees etwa in der Jungwaldbeurteilung
des Vorarlberger Wildschadenkontrollzaunsystems über einen SOLL/IST- Vergleich angewandt wird. Arbeitsaufwand und Dauer einer derartigen Ana- lyse sind aberbeträchtlich. Eine unmittelbare
Information
über den Wildein- fluss kann bei diesem Vorgehen nicht gewonnen werden.Kommt
man zum Schluss, dass die vorhandene Verjüngungfür
die Walderneuerung nicht aus- reicht, muss zuerst die Ursache abgeklärt werden. Doch ohne mehrjährige Kontrollzaununtersuchungen ist das selten einwandfrei möglich.Obwohl noch viele Fragen offen sind, stehen genügend Instrumente zur Verfügung, um den Wildverbiss an der Waldverjüngung zu bewerten. Je schnellerman damit beginnt, destoeher
wird
man zuaussagekräftigen Ergeb- nissengelangen, um damit die Probleme in der Praxiszu lösen.Zusammenfassung
ProfessorK.Eiberleunddiverse Koautorenhaben zwischen 1975und 1990 ander ETH Zürichin zahlreichen Forschungsarbeitenein System zur Beurteilung des Wild- Verbissesentwickelt. Esbaut aufdemAnteil der vorhandenen Bäumchenauf, dievom Wildverbissenwerden.
FürmehrereBaumarten wurden Verbissgrenzwertefestgelegt. Wenn diese Grenz- werte im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum und über ein grösseres Gebiet
hinwegüberschritten werden, bedeutet das, dass die am stärkstenbetroffenen Bäum- chen absterben, was sich an den empfindlichsten Stellen des Gebirgswaldes bereits ungünstig auf die Walderneuerung auswirkt. Messgrössen sind die Verbissintensität unddie Verbissbelastung.
DerHöhenzuwachsverlust, der durchdenVerbissentsteht,istjenachBaumart ver- schieden. Über sein Ausmass haben die erwähnten Forschungsarbeiten für Fichte, Tanne, Bergföhre, Lärche,Bergahorn undEsche Klarheitgebracht. Derdurchschnitt- liehe Flöhenzuwachsverlust, bei dem erste Individuen verbissbedingt absterben, ist dagegenbeiallenBaumartenetwadergleiche.ErhängtabervondenörtlichenWuchs- bedingungen ab.Zur Frage,wie eraufverschiedenen Standorten und unter verschie- denen Überschirmungsgraden ausfällt, liegen nur spärliche Untersuchungsdaten vor (Bursc/ie/, 1975; ScAreyerundBaw.sc/2,1978;Per/co, 1983).Eiberle hatdievorhandenen Werte somodifiziert, dass die resultierenden Verbissgrenzwerte für den Grossteil des SchweizerGebirgswaldesGültigkeithaben.
Genauer als mit einer Verbissaufnahme,wie sie Eiberle entwickelthat, kann der Wildschaden mit einer umfassenden Verjüngungsanalyse quantifiziert werden. Dabei wird die vorhandene Verjüngung mit einer SOLL-Vorgabe verglichen. Mittels Kon- trollzäunen kannbeurteiltwerden,inwelchemGradesdemWildverbisszuzuschreiben ist,wenn SOLL-Zahlen nicht erreichtwerden.
Hinsichtlich praktischer Handhabung verdient die grossräumige Verbissanalyse von Eiberle den Vorzuggegenüber einer Verjüngungsanalyse mittels standortspezifi- scher SOLL-Zahlen. Letztere ist aber hinsichtlich einer umfassenden ökologischen Beurteilung der Verjüngungs- und Wildschadensituationzufavorisieren.
Résumé
Appréciationdel'abroutissement du gibier La «Méthode Eiberle»
Aucours deplusieursrecherches réaliséesà l'EPFdeZurichentre 1975 et1990, le professeurK. Eiberle etdivers coauteurs ont mis au point un système d'appréciation del'abroutissement du gibier. Cette méthode estfondée sur lecalcul dela proportion
deplantssectionnés parla dent dugibier.
Des seuilsde tolérance à l'abroutissementontété fixés pourdiversesessences sur la base de deuxdonnées, àsavoirlaproportion annuelle de poussesterminales abrou- ties et laproportion deplantsprésentantaumoins deux tracesd'abroutissementvisibles surla tige. Un dépassement moyen de ces seuils durant une période prolongée et sur une large zone signifie que les arbres les plus gravement touchés ne résisteront pas à la mort. Leur disparition a d'ailleurs déjà des conséquences défavorables dans les périmètres de forêtdemontagne lesplus difficilesàrepeupler.
D'aprèsles auteurs, qui se sont penchés surl'épicéa,le sapin,le pin de montagne, lemélèze,l'érablesycomore etlefrêne,l'abroutissement provoqueune perte d'accroisse- ment en hauteur qui varie d'une essence à l'autre. Par contre lorsque cette perte est d'une telle gravité qu'elle entraîne la mort du plant abrouti, elle est en moyenne la