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Archiv "Prämissen: Aufatmen" (08.01.1999)

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A-6 (6) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 1–2, 8. Januar 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Prämissen

Zu dem Beitrag „Versuch einer Stand- ortbestimmung: Arzt zwischen Tra- dition und Wertewandel“ von Prof.

Dr. med. Hilko Schriewer in Heft 43/1998:

Gratulation

Normalerweise mache ich es wie die meisten deutschen Mediziner, ich beobachte und falle wenig auf. Dafür sind die habilitierten Kollegen zu- ständig. Heute aber kann ich nicht anders, als Ihnen zu Heft 43 zu gratulieren. Es be- finden sich einige Artikel dar- in, die so ganz die „meßbare“

Wissenschaftlichkeit verlassen und sich mit der Philosophie unseres Berufes beschäftigen.

Besonders gefällt mir „Arzt zwischen Tradition und Wer- tewandel“ von Hilko Schrie- wer. Ich selbst habe jetzt nahe- zu fünf Jahre im Krankenhaus gearbeitet (Innere, Chirurgie und Gynäkologie) und mich bei allem, was ich gesehen ha- be, doch nie als Arzt, vielmehr als Medizinarbeiter und Spiel- ball zwischen Chefarztsesseln gefühlt. Man arbeitet, wie aus- gezeichnet beschrieben, an seinen Schubladen und hat im- mer das Gefühl, die Krankheit und der Heilerfolg stehen im Mittelpunkt, nie der ganze Mensch. Die Patienten ver- lassen das Krankenhaus, neue Krankheiten, die unse- re „segensreiche“ Zuwendung brauchen, ziehen ein. Ich habe gut verdient, ich war vorwie- gend meinen Oberärzten Re- chenschaft über die geleistete Arbeit schuldig, wenig den Pa- tienten.

Seit einem halben Jahr ar- beite ich nun in einer Haus- arztpraxis, weil ich Allge- meinmediziner werden möch- te, bewußt, unter der Häme der klinischen Freunde. Ich lebe derzeit als Weiterbil- dungsassistent von 1 000 DM im Monat, habe aber erstma- lig das Gefühl, Arzt zu sein, Liebe zu geben, Respekt zu erfahren, und es macht unge- heuer Spaß. Erst jetzt habe ich das Gefühl, zu verstehen, was Menschen wirklich bewegt, sehe nah ihre Ängste und muß

täglich durch den Sumpf der Grauzonen laufen. Da draußen ist das Leben total anders, und jeder Arzt sollte das einmal erlebt haben. Pati- enten haben größtenteils im- mensen Horror vor den un- persönlichen Kliniken unse- rer Tage, in denen der wissen- schaftliche Erfolg und die Re- putation mehr zählt, als sich ans Bett zu setzen und den Menschen die Angst zu neh- men, Wärme zu geben. Dazu braucht es Persönlichkeit, ei- ne Tugend, die uns allen in der hierarchischen Maschinerie ausgetrieben wird. Ich bin froh, den Sprung geschafft zu haben. Auch wenn es draußen finanziell deutlich kälter ist als drinnen, so gehe ich abends doch immer mit dem Gefühl ins Bett, mich am Tag nicht tausendmal verbogen zu haben. Ich glaube, daß die Ärzte der Vergangenheit, von denen man heute oft noch be- wundernd spricht, keine aal- glatten Jasager waren, son- dern Persönlichkeiten, Men- schen, an denen man sich rei- ben kann. Wo gibt es diese?

Dr. med. Jan Erik Döllein, Johann-Georg-Kastner- Straße 17, 84543 Winhöring

Mutig

Ich möchte Sie und vor allem den Autor zu diesem Artikel beglückwünschen. Es kommt selten vor, daß in der modernen Medizinischen Presse nachdenkliche Auto- ren zu Wort kommen, da al- les vom „wissenschaftlichen“

Fortschritt beherrscht wird und dessen Prämissen so gut wie nie kritisch hinterfragt werden und so getan wird, als wäre er der Garant dafür, daß alles beherrschbar ist oder zu- mindest in Zukunft sein wird.

Nachdenken darüber, was der Mensch ist und welche Rolle Krankheit, besser ge- sagt, Kranksein, dabei spielt, scheint nicht zeitgemäß. So- mit wird Medizin häufig un- menschlich. Vielen Dank nochmal an Herrn Schriewer für seinen mutigen Artikel.

Karl Weiß, Hermannstraße 55, 32756 Detmold

Hochachtung

Bereits seit Hippokrates bedurfte das „Arztsein“ eines Bekenntnisses, dem ein Eid abverlangt wurde. Daß es Gott sei Dank noch Kollegen gibt, die sich dem Zeitgeist entgegenstellen, indem sie die Anforderungen an das Arztsein und an ärztliches Handeln nach Form und In- halt so vorbildlich darlegen, verdient meine Hochachtung.

Dieses Vademecumgehört in die Tasche eines jeden jungen Studierenden und Kollegen, der noch mit Herzklopfen sei- nen Dienst am Kranken ver- sieht – doch ohne Vorbilder bleibt auch er mit diesen Ma- ximen allein gelassen, zumal wir in einer Zeit leben, wo um den Erhalt der Würde des Menschen gekämpft werden muß.

Das Motto des 51. Bayeri- schen Ärztetages: „Der Arzt:

Verantwortlich, aber zuneh- mend fremdbestimmt“ hat das deutlich zur Kenntnis gebracht. Die neue Ge- sundheitsministerin, von Be- ruf Offsetdruckerin, Diplom- Volkswirtin, dürfte besten- falls als Patientin – und dann hoffentlich ohne Ressenti- ments – Vorstellungen von ärztlicher Verantwortung er- halten haben; so wird auch ih- re Devise lauten: eine Medi- zin, die das volkswirtschaftli- che Budget möglichst wenig belastet.

Prof. Dr. med. Wolfgang Humke, Hockenheimer Stra- ße 19, 67117 Limburgerhof

Aufatmen

Wir alle erleben die zunehmende Technisierung und Distanzierung von den Wünschen und Ängsten der Patienten in unseren Kran- kenhäusern. Der Ruf von Schriewer zurück vom Ge- sundheitsunternehmen zum Heilkundler oder, besser ge- sagt, vom Mediziner zum Arzt läßt aufatmen. Sein Ruf nach Ehrfurcht vor Gott, der menschlichen Würde und dem Leben sowie der Selbst- bestimmung des Patienten ist

nicht mehr häufig anzutref- fen. Wichtige Forderungen an einen Arzt spricht er aber gar nicht oder zu wenig an:

Der Arzt soll heilen und in je- dem Fall Schmerzen besei- tigen oder lindern und kei- ne Untersuchungen durch- führen, die den Patienten quälen. Besteht keine Aus- sicht mehr auf Heilung, soll er in keinem Fall das Leben künstlich verlängern, nur um zu zeigen, was er und die mo- derne Technik alles können.

Unerwähnt bleibt bei Schrie- wer, daß der Arzt sich vom Sterbenden nicht abwendet, sondern ihn bis zum Tod „be- gleiten“ soll.

In meiner Assistenzarzt- zeit war es im Krankenhaus üblich, daß der Chef bei der Visite Zimmer mit Todkran- ken mied und sich über das Befinden beim Stationsarzt erkundigte. Ich, als Jüngster, wurde an das Bett eines Ster- benden geschickt, um dann zu melden, wenn er gestor- ben war. Anfangs lag der Pa- tient mit geschlossenen Au- gen still da. Plötzlich richtete er sich auf, umklammerte mich und rief: „Herr Doktor, helfen Sie mir, ich will nicht sterben.“ Ich war völlig überfordert, hatte nicht ge- lernt, was ich reden oder tun sollte. Ich glaube, die Aus- bildung über den Umgang mit Sterbenden fehlt bis heu- te. Wie wohltuend wäre es, ein Chef überginge Sterben- de nicht bei der Visite, näh- me in Augenschein, ob ein Dekubitus vorläge, der Pati- ent bequem liege oder Wün- sche äußere. Er soll nicht den Pfarrer ersetzen, aber ärztlichen Beistand leisten.

Ist die Zuschrift aus dem Klinikum Magdeburg nicht traurig, daß dort entgegen ärztlicher Überlegung „rela- tiv häufig“ eine Magensonde angelegt werden muß, um ei- ne Verlegung in ein Pflege- heim zu ermöglichen (DÄ 39/1998)? Hier wird die Würde des Menschen vom Pflegeheim keineswegs ge- achtet.

Dr. med. Gerd Höfling, Beethovenstraße 5, 42489 Wülfrath

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A-10 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 1–2, 8. Januar 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Jeder Mensch kann intuitiv verstehen

Herr Prof. Schriewer be- hauptet: „Intuitives Fühlen und Erkennen. Diese Ebene der ganzheitlichen Betrach- tung des Kranken . . . ist als höchste Stufe unserer ärztli- chen Kunst leider nur wenigen Ärzten zugänglich.“

Diese Behauptung ist er- stens nicht zu überprüfen, zweitens anmaßend und drit- tens falsch. Arthur Schopen- hauer hat in seiner Dissertati- on 1847 den Begriff der „ver- standesdurchwirkten sinnli- chen Anschauung“ verwendet für die Tatsache, daß jeder Mensch durch reine Anschau- ung „intuitiv versteht“, was sich in der Welt oder beim Ge- genüber abspielt. Was Herr Prof. Schriewer also den mei- sten Ärzten abspricht, ist das Standardrepertoire aller Men-

schen. Auch die Verhaltens- forschung, zum Beispiel Nor- bert Bischof, sagt: „ . . . wird die psychologische Evi- denz auf einem besonderen Erkenntniswege gewonnen, nämlich durch nacherlebenden Mitvollzug. ,Verstehen‘ in die- sem Sinne heißt soviel wie die intuitive Erfassung seelischer Gehalte, so wie sie sich spie- geln im Verhalten, vor allem im Ausdrucksverhalten eines anderen Menschen oder eines anderen Lebewesens.“ Natür- lich gibt es Unterschiede zwi- schen der bewußten Reflexion und der Verwertung des intui- tiv Wahrgenommenen. Das meint der Autor wahrschein- lich. Aber die Fähigkeit zu

„intuitivem Fühlen und Er- kennen“ hat tatsächlich jeder Mensch.

Dr. med. Hermann Fahrig, An der Steige 1, 74743 Seckach

tionalpark führen sollte, such- te ich zur Beratung betreffs Malaria zunächst meinen Hausarzt auf. Dieser sprach die Empfehlung aus, bereits zwei Wochen vor Reisebe- ginn eine Expositionsprophy- laxe mit Mefloquin zu begin- nen. Die Kombination aus Chloroquin und Proguanil hielt er nicht für sinnvoll, da er mit Mefloquin gute Erfah- rungen gemacht hätte und man mit dieser Art der Pro- phylaxe ohnehin auf der si- cheren Seite sei. Der frühzei- tige Beginn wurde mit „neue- sten Erkenntnissen“ und der Möglichkeit des Absetzens des Mefloquins bei Unver- träglichkeit erklärt. Mit die- sen Informationen suchte ich anschließend die Impfsprech- stunde des Mikrobiologi- schen Instituts der Univer- sität Göttingen auf. Hier wur- de ebenfalls die Expositions- prophylaxe mit Mefloquin empfohlen, jedoch mit der Einschränkung, diese erst ei- ne Woche vor Eintritt in defi- nitives Malariagebiet zu be- ginnen. Was genau „definiti- ves Malariagebiet“ innerhalb Südafrikas sein sollte, blieb zunächst im dunkeln. Dies sollte bei einem zweiten Be- such endgültig geklärt wer- den. Als dritte Informations- quelle diente schließlich das Tropenmedizinische Institut in Göttingen. Hier wurde de- finitiv die Expositionsprophy- laxe mit Mefloquin eine Wo- che vor Eintritt in „definitives Malariagebiet“ empfohlen.

Dieses Gebiet konnte anhand einer Karte genau bezeichnet werden. Beim zweiten Be- such im Mikrobiologischen Institut der Universität Göt- tingen wurde indes von einem anderen Mitarbeiter des Insti- tuts die Kombinationspro- phylaxe mit Chloroquin und Proguanil empfohlen. Das ge- fährdete Gebiet konnte nun immerhin benannt werden und unterschied sich nicht von dem vom Tropenmedizi- nischen Institut ausgewiese- nen Gebiet.

Schließlich und endlich er- hielten wir kurz vor Beginn der Reise vom Touristenin- formationszentrum aus Süd-

afrika ein Faltblatt bezüglich der Malariaprophylaxe in Südafrika zugesandt. Hier wurde für den September die Notwendigkeit der Exposi- tionsprophylaxe an sich in Frage gestellt, diese vielmehr erst ab Oktober für sinnvoll erachtet und dann auch nur mit der Kombination aus Chloroquin und Proguanil.

Läßt man die Meinung aus Südafrika zunächst einmal außer acht, so ergeben sich doch bereits innerhalb Göt- tingens eine Vielzahl von Empfehlungen zur Malaria- prophylaxe, die allenfalls ge- eignet sind, gerade bei Nicht- medizinern zur absoluten Verwirrung beizutragen. Völ- lig schockiert hat mich per- sönlich die Tatsache, daß in- nerhalb eines Instituts der Universität Göttingen zwei völlig verschiedene Empfeh- lungen zur Malariaprophyla- xe abgegeben wurden.

Meine Freundin und ich haben indes die Reise nach Südafrika sehr genossen und sind mit einer adäquaten (?) Expositionsprophylaxe mit Mefloquin auch von der Ma- laria verschont geblieben. Bei der Vielzahl der Informatio- nen bleibt jedoch eine gehöri- ge Portion Zweifel, ob die Art der Prophylaxe nun letztend- lich richtig gewesen ist oder nicht.

Christian Meine, Göttinger Straße 1, 37073 Göttingen

Einkommen

Zu dem Leserbrief „Abkoppeln vom BAT?“ von Steffen Grüner in Heft 45/1998:

Beeindruckend

Der Leserbrief hat mich sehr beeindruckt, weil ich zu der „langsam aussterbenden“

Assistentengeneration gehö- re, die in den ersten Nach- kriegsjahren in kommunalen und karitativen Krankenhäu- sern für Verpflegung und Un- terkunft arbeiten durfte.

Die Begründungen dafür waren folgende:

Alle Planstellen seien besetzt.

Rechtschreibreform

Gedanken eines Amtsarztes, nach Er- halt der Durchführungsrichtlinien sei- ner Verwaltung zur Rechtschreibre- form:

Nicht verschont

Die Rechtschreibreform verschont auch Patienten und die Mediziner nicht. Der ba- nale Schnupfen, früher impo- santer benannt als Katarrh, wird zu einem einfachen Ka- tarr. Auch das bisherige Schneuzen in das Taschen- tuch wird neu geregelt. Jetzt schnäuzt man. Ob die Ober- lehrer der Rechtschreibre- form da an ihren bekleckerten Schnauzbart beim Schneuzen dachten? Gut, daß umgekehrt wenigstens die Volkskrank- heit der Büromenschen, die Hämorrhoide, jetzt einfacher zu schreiben ist, nämlich Hämorride. Aber über diese eigene Krankheit outeten Pa- tienten sich eigentlich bisher öffentlich sowieso nicht viel.

Senioren wird die Bedeutung ihres Alters durch die Recht- schreibreformer auch deut- licher vor Augen geführt.

Wenn man früher schrieb

„Ende Fünfzig“, so wird jetzt

in reformierter Großschrift der wahre Sinn dieser Aussa- ge über Menschen in der zwei- ten Lebenshälfte deutlich, nämlich „Ende fünfzig“. Gut, daß wenigstens in der Arzt- praxis noch – fast – alles beim alten bleibt, wenn es heißt

„der nächste bitte!“. Pardon, künftig spricht der reformier- te Arzt natürlich so: „Der Nächste bitte.“

Dr. med. Stefan Müller-De- chent, Ltd. Medizinaldirek- tor und Amtsarzt, Gesund- heitsamt Salzgitter, Joachim- Campe-Straße 14, 38226 Salzgitter

Malaria

Zu dem Beitrag „Malaria – Entwick- lungsland Deutschland?“ von Prof.

Dr. med. Thomas Löscher in Heft 43/1998:

Verwirrende Ratschläge

Anläßlich einer geplanten vierwöchigen Reise nach Süd- afrika im September dieses Jahres, die, von Kapstadt aus- gehend, Richtung Nordosten ins Grenzgebiet von Mozam- bique bis hin zum Krüger-Na-

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S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Von unserer Sorte stän- den noch genug auf der Straße.

Wir redeten immer vom Geld, wo bliebe da unser ärztliches Ethos?

Anschließend Niederlas- sung als Ninika (niedergelas- sener Nicht-Kassenarzt). Be- griff heute weitgehend unbe- kannt.

Dr. med. Richard Winz, Burg- wall 64, 48165 Münster

Sterbehilfe

Zu dem Beitrag „Ist der Freitod mit ärztlicher Hilfe ein Geschenk an die Solidargemeinschaft?“ in Heft 48/1998:

Wo bleiben Ethik und Moral?

Der wissenschaftlich-tech- nische Fortschritt hat in jeder seiner Entwicklungsetappen neuer Überlegungen bedurft, um seine Erkenntnisse in der Gesellschaft zu etablieren.

Nicht immer wurden die neu- en Erkenntnisse zum Wohle der Menschheit angewendet.

In der praktischen Medizin steht das Problem eines er- träglichen Sterbens schon seit Jahrhunderten im Mittel- punkt des ärztlichen Han- delns, wenngleich hierzu ein- schränkend gesagt werden muß, daß in jeder Zeitepo- che „schwarze Schafe“ zum Mißbrauch von Ethik und Moral ärztlichen Handelns aufgerufen und durch ihre Handlungsweisen den ärztli- chen Stand in Mißkredit ge- bracht haben.

Ich selbst betrachte den Inhalt des obengenannten Beitrags als Atheist und habe vierzig Jahre in einem soge- nannten „diktatorischen Re- gime“ meine Pflicht als Arzt getan. Auch in diesem Staate wurde im Gesundheitswesen ökonomisch gedacht, wenn- gleich auch nicht immer da- nach gehandelt.

Entsetzlich und unmora- lisch finde ich in jeder Hin- sicht die zur Zeit geführte Diskussion um den sogenann- ten „Freitod“ eines sich in ge-

sundheitlich auswegloser Si- tuation befindlichen Men- schen, der in der schwersten Phase seines Lebens sicher- lich keinen Arzt oder Bei- stand hat, der ihm ein erträg- liches Ableben ermöglicht, obwohl uns Ärzten in der heutigen Zeit eine Vielzahl wirksamer Möglichkeiten zur Verfügung steht.

Absurd finde ich in die- sem scheußlichen Beitrag, daß man einen Menschen, der im Laufe seines Lebens sehr viel, nicht nur für seine Fami- lie, sondern oftmals auch für die menschliche Gesellschaft, gegeben hat, die letzten Tage seines Daseins in Geld be- rechnet und dann noch die Frage stellt, ob das für die Solidargemeinschaft ein Ge- schenk ist, wenn er einen Arzt findet, der ihn in seiner Not tötet.

Man müßte hier die Frage aufwerfen: Wo bleiben Ethik und Moral? . . .

OMR Dr. med. Eberhard Hetzke, Gartenstraße 67a, 03050 Cottbus

Landminen

Zu dem Beitrag „Krisengebiet Angola:

Das Leid der Minenopfer“ von Akram Naasan in Heft 46/1998:

Lukrativ

Die Allgemeinheit be- täubt ihr Gewissen mit Spen- den. In der Ärzteschaft gibt es Kolleginnen, welche in Kri- sengebieten arbeiten. Welt- weit ist die Beschaffung von Waffen billiger und einfacher als die medizinische Versor- gung und Ernährung.

„Minenräumen ist lukra- tiv.“ Sowohl mit der Zer- störung als auch mit dem Wiederaufbau läßt sich Geld verdienen. Staeck hat recht:

„Der Friede gefährdet Ar- beitsplätze.“ Auch Deutsch- land produziert (unter ande- rem) Minen (siehe „Gute Miene“ zum bösen Spiel, Landminen made in Ger- many, ISBN 3-929-522-31-4).

Dr. med. Hartmut Hein- lein, Ringstraße 10, 37632 Eschershausen

Jürgen Apitz (Hrsg.): Pädia- trische Kardiologie.Erkrankun- gen des Herzens bei Neugebore- nen, Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt, 1998, XXII, 666 Seiten, 348 DM

Primär angesprochen sind Weiterbildungsassistenten des Teilgebietes Pädiatrische Kar- diologie und ratsuchende Kinderärzte. Während das Buch für die erste Gruppe ei- ne Art Pflichtlektüre wird, kann die zweite frei entschei- den, welches Kapitel und wel- cher Nutzen der Investition gegenüberstehen. Dabei ist das Angebot durchaus attrak- tiv: In 16 harmonisch geglie- derten Kapiteln werden nicht nur Grundlagen und angebo- rene Herzfehler besprochen, sondern auch seltenere An- omalien, Systemerkrankun- gen oder Karditisprobleme.

Zusammen mit den Beiträ- gen zur medikamentösen und kardiochirurgischen Thera- pie ergibt sich ein guter Über- blick. Die Materie selbst folgt größtenteils mathematisch- physikalischen Regeln und ist vergleichsweise leicht zu ver-

mitteln. Ihre Komplexität er- fordert aber die Aufteilung auf diverse Autoren, wobei die Dominanz des Herausge- bers unübersehbar ist. Tabel- len, Schemazeichnungen und Abbildungen sind essentiell, hier aber nochmals gesondert herauszuheben: Die Vielzahl von Röntgenbildern ist an- schaulich reproduziert, ein- schließlich einer stattlichen Quote angiokardiographi- scher Befunde. Auch wenn letztere heute in den Hinter- grund treten, sind sie didak- tisch eine Bereicherung und haben deshalb ihren festen Platz. Der aktuelle Schwer- punkt diagnostischer Bildge- bungen liegt bei den sonogra- phischen Techniken, sie kom- men ausreichend zur Geltung und sind teilweise auch mehr- farbig gedruckt. Die Illu- strationsbeispiele gehen aber noch einen Schritt weiter, eine Reihe von Abbildun- gen zeigt kernspintomogra- phische Herz-Thorax-Befun- de; hier ist bereits ein neuer Trend erkennbar.

Manfred Doerck, Würzburg

Zwei Themen stehen im Mittelpunkt der neuen Folge der Sendereihe „Praxis – das Gesundheitsmagazin“

im ZDFam 20. Januar, ab 21 Uhr:Neues aus der Zahn- medizin und Depressionen.

Im ersten Teilbeitrag wird konstatiert: Fast jeder Deut- sche hat Karies; 99 Prozent der Erwachsenen leiden unter Zahnfäule, ebenso auch ein Großteil der Kinder und Ju- gendlichen. Die Behandlungskosten steigen exponentiell.

Welche Möglichkeiten es im Bereich der Prophylaxe, der Aufklärung und der Zahngesundheitserhaltung gibt, darüber konkete Informationen.

Im zweiten Teilbeitrag der Sendung wird berichtet, daß Depressionen sich explosionsartig ausbreiten. Berichtet wird: Jeder zehnte durchlebt im Laufe seines Lebens ein- mal eine depressive Phase, häufig nur ein paar Tage, aber auch über mehrere Wochen, Monate und Jahre. Dabei ist es einhellige Meinung von Psychiatern, daß Depressionen effektiv behandelt werden können. Was die Betroffenen tun können und welche Aufgaben die Haus- und Fachärz- te in der Behandlung haben, darüber Einzelheiten durch

Praxisautor Dierk Heimann. EB

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