MEDICA informatica '88:
Computershow in Düsseldorf
Verbesserte Kommunika- tion ist nicht alles, aber eine wichtige Hilfe im beruflichen Alltag. Dies haben auch die niedergelassenen Ärzte er- kannt: Sie investieren kräftig in Kommunikationssysteme.
Die MEDICA informatica wird es vom 16. bis 19. No- vember 1988 in Düsseldorf zeigen.
Die Notwendigkeit zu ra- tionalisieren, den Verwal- tungsaufwand zu reduzieren und zu vereinfachen, hat die medizinische Praxis erreicht.
Derzeit sind in der Bundesre- publik 3000 Praxen mit Com- putern ausgestattet und da- mit fast 90 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Vorreiter sind die Labor- ärzte, die zu 40 Prozent mit EDV-Anlagen arbeiten, ge- folgt von den Mund- und Kie- fer-Chirurgen (15 Prozent), den Orthopäden (9 Prozent) und den Radiologen (7 Pro- zent). Von den niedergelas- senen Praktikern, Allgemein- ärzten und Internisten besit- zen nur 4,4 Prozent einen Praxiscomputer. Doch dabei wird es nicht bleiben. Am Jahresende, so die Progno- sen, wird mindestens in fünf Prozent aller Praxen in der Bundesrepublik eine EDV- Anlage installiert sein.
Verständlich, daß ange- sichts dieser rasanten Absatz- entwicklung sowohl Hard- wie Software-Hersteller die diesjährige MEDICA infor- matica nutzen werden. Mehr als 100 Aussteller — das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr — haben sich in Düs- seldorf angesagt.
Computer in der Praxis
Viele Ärzte haben in den letzten Monaten erkennen müssen, daß ärztliches Kön- nen und ein effizienter Pra- xisbetrieb zwei voneinander unabhängige Größen sind.
Der Arzt als Unternehmer
muß sich angesichts der ver- änderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen — neue Gebührenordnungen für Kassen- und Privatpatienten, Strukturreformgesetz im Ge- sundheitswesen — verstärkt darum bemühen, seine Ko- sten angesichts stagnierender oder gar sinkender Erträge in den Griff zu bekommen Hier kann die EDV, wenn die richtige Anlage (Hardwa- re) und das richtige praxis- spezifische Programm (Soft- ware) gekauft werden, si- cherlich helfen. Patientenver- waltung, Abrechnung per Datenträgeraustausch, Dia- gnose- und Therapievorschlä- ge — all dies ist mit einem Pra- xiscomputer möglich.
Auf der MEDICA infor- matica wird dem Arzt und seinen Mitarbeiterinnen Ge-
In den letzten Jahren wird zunehmend die Bedeutung von Neuropathien als einer der Spätschäden beim Diabe- tes mellitus erkannt, die gra- vierende Folgen bis hin zu stummen Infarkten und einer hohen Inzidenz von plötzli- chem Tod nach sich ziehen können. Besonders Schädi- gungen des autonomen Ner- vensystems ließen sich bisher jedoch nur unzureichend dia- gnostizieren, da einerseits die Methodik zur Erfassung der relevanten Meßparameter aufwendig war und anderer- seits aufgrund fehlender Ba- sisdaten Testergebnisse nicht als „normal" oder „patholo- gisch" einzuordnen waren.
In Zusammenarbeit zwischen dem Forschungsinstitut Pro Science in Linden bei Gießen und dem Diabetes-For- schungsinstitut an der Uni- versität Düsseldorf ist ein Sy- stem entwickelt worden, das eine einfache und zuverlässi-
legenheit gegeben, sich mit der Praxis-EDV und ihren Möglichkeiten vertraut zu machen. Von Einführungs- kursen mit PC-Übungen über EDV und Praxismarketing bis hin zur Investitions- und Kostenberatung reicht das Seminarangebot. Verdeut- licht werden soll dabei, daß Kassenabrechnung und Pri- vatliquidation per Computer ebenso in den Griff zu be- kommen sind wie beispiels- weise die medizinische Do- kumentation, die Text- oder die Labordatenverarbeitung.
Vorgestellt werden auch inte- grierte Arzneimittelinforma- tionssysteme für die Praxis, die für jeden Arzt die Mög- lichkeit schaffen, sich davor zu schützen, wegen zu teurer Verschreibungen den Kassen Regreßzahlungen leisten zu müssen. Ebenso wie im Vor- jahr wird auf der MEDICA informatica die Datenverar- beitung in Krankenhäusern demonstriert. EG
ge Diagnose der autonomen Neuropathie erlaubt.
Das rechnergestützte Dia- gnosesystem „ProSciCard"
charakterisiert die Funktions- fähigkeit des autonomen Ner- vensystems durch die Mes- sung der Variationen in der Herzschlagrate während ver- schiedener Tests. Dazu wird eine Standard-EKG-Extremi- tätenableitung auf den Rech- ner geschaltet und analysiert.
Das Programm ermittelt in einer Lernphase automa- tisch die optimalen Parame- ter zur Erkennung des ORS- Komplexes und paßt diese gleitend an Formänderungen des EKG-Signals an. Grund- lage aller berechneten Kern- größen ist dann die Folge der HR-Intervalle, die mit einer Genauigkeit von 1 ms gemes- sen werden. Für die Prüfung auf autonome diabetische (oder alkoholische oder ur- ämische) Neuropathie wer- den eine Reihe von klinisch
anerkannten Einzeltesten an- geboten: ,Bestimmung der Herzfrequenzvariation 1. in Ruhe und 2. bei tiefer Re- spiration. Bei diesem Test wird durch eine Balkengrafik auf dem Rechnerschirm ein Atemrhythmus mit sechs Se- kunden Inspiration und vier Sekunden Exspiration vorge- geben. 3. Messung der Ände- rung der Herzschlagrate beim Valsalva-Manöver, bei dem 15 Sekunden lang gegen ei- nen Druck von 40 mm Hg ge- preßt werden muß, bevor dann normal weitergeatmet wird. 4. Ermittlung der Re- aktion der Herzschlagrate beim Aufrichten aus dem Liegen zum Stehen.
Benutzerfreundlich
Bei der Arbeit mit dem Diagnosesystem fällt die gute Benutzerführung auf: Immer werden die Informationen, die zur Durchführung der Messungen notwendig sind, in Klartext auf dem Bild- schirm ausgegeben. Selbst der Text des Benutzerhand- buchs ist vom Programm aus abrufbar.
Während des eigentlichen Meßablaufs wird deutlich, daß dieses System nicht nach der „black box"-Methode arbeitet, bei der in eine Ap- paratur Signale eingefüttert werden, die dann auf un- durchschaubare Weise ohne Kontrolle des Anwenders verarbeitet werden. Beim
„ProSciCard" ist jede Phase des Meßablaufs transparent:
Das EKG-Signal wird konti- nuierlich auf dem Bildschirm abgebildet; die Zeitpunkte, an denen vom System R-Zak- ken erkannt werden, werden optisch und akustisch mar- kiert; die Länge der einzel- nen RR-Intervalle, die mitt- lere Herzschlagrate sowie die Entwicklung der momenta- nen Herzschlagrate werden schon während der Meßzeit dargestellt.
Das EKG-Signal kann auch zur Dokumentation auf dem Drucker ausgegeben werden. EB
Meßsystem zur Diagnose der diabetischen Neuropathie
A-3298 (102) Dt. Ärztebl. 85, Heft 46, 17. November 1988