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Archiv "Pathophorien – Häufige Ursache von Lernstörungen und Schulversagen" (21.05.2010)

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360 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 20

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21. Mai 2010

M E D I Z I N

DISKUSSION

Pathophorien – Häufige Ursache von Lernstörungen und Schulversagen

Wie in fast allen Arbeiten zum Thema Schulversagen werden die Gründe hierfür im intellektuellen, psy- chischen und sozialen Bereich vermutet und die thera- peutischen Ansätze entsprechend angesetzt. Ein sehr wesentlicher Zusammenhang wird stets ausgeklam- mert, nämlich die Störungen im visuellen System im Sinne einer Pathophorie.

Seit 15 Jahren befasse ich mich augenärztlich inten- siv mit Kindern, die schwerste schulische Probleme im Sinne einer Legasthenie oder Konzentrationspro- blemen (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts- Störung, ADHS) mit Verhaltensstörungen aufweisen, die zu Demotivation, Leistungsverweigerung, Ab- schiebung in Sonderschulen für leistungsschwache oder verhaltensgestörte Schüler oder eben Schulver- weigerung führt.

Bei einer Analyse des Binokularsehens fand sich vor allem am Polatest nach der Mess- und Korrektionsme- thode nach Haase (MKH) fast immer eine assoziierte Heterophorie (Winkelfehlsichtigkeit), nach deren Aus- gleich sich spontane Rückbildung der Wahrnehmungs- störungen und Verbesserung der Schulproblematik ein- stellte. Vor allem die Verweigerung von Lese- und Schreibarbeiten hörte auf, die Kinder wurden ruhiger und konzentrierten sich wesentlich länger und besser.

Damit wurde auch das Grundproblem Schulverweige- rung behoben.

Da die visuellen Defizite vererbt werden können, waren auch die Eltern oder mindesten ein Elternteil häufig von der Problematik betroffen und infolge schlechter Schulleistung, da unbehandelt im sozialen Unterfeld gelandet, ein Circulus vitiosus.

Im Zusammenhang mit Leistungsverweigerungen im schulischen Bereich sollte auch nach einer „Win- kelfehlsichtigkeit“ gefahndet werden. Leider werden diese Zusammenhänge von der Schulmedizin so noch nicht gesehen, sodass es schwierig ist, Ansprechpart- ner unter Augenärzten für diese differenzierte Diag- nostik und Korrektion zu finden und häufig darauf spezialisierte Optometristen in die Bresche springen.

Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu be- rufspolitischen Querelen, war für die betroffenen Schüler aber ein Segen.

Schlusswort

Dr. Gorzny weist zurecht auf die Bedeutung mögli- cher visueller Störungen bei der Genese von Lern-/

Leistungsproblemen hin, die wiederum erheblich zur Entstehung von Schulvermeidung beitragen können (siehe die Abbildung zur Pathogenese: individuelle Faktoren). Studien zu diesem Thema sind uns leider nicht bekannt, auch mögliche Zusammenhänge zwi- schen auditiven Störungen (etwa im Sinne einer audi- tiven Wahrnehmungsstörung) sowie anderen Funkti- onsstörungen und sukzessiver Schulvermeidung sind unseres Wissens bislang nicht beforscht. Hier sei noch einmal auf die große Heterogenität der Ursachen schulvermeidenden Verhaltens verwiesen, die inter- disziplinäre Zugänge zu dem Problemfeld erfordert – natürlich auch bei gegebener Indikation Konsultatio- nen eines Augenarztes. In der klinischen Praxis unse- rer Schulverweigererambulanz wird bereits so verfah- ren. Bei Verdacht auf visuelle Störungen wird konsi- liarisch ein Augenarzt hinzugezogen, bei Verdacht auf auditive Störungen erfolgt eine pädaudiologische Un- tersuchung. Der aktuelle Forschungsstand lässt je- doch zur Zeit insgesamt nur eine recht grobe Skizzie- rung individueller Risikofaktoren und deren Bedeu- tung zu.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0360b LITERATUR

1. Knollmann M, Knoll S, Reissner V, Metzelaars J, Hebebrand J: School avoidance from the point of view of child and adolescent psychiatry:

Symptomatology, development, course, and treatment [Schulvermei- dendes Verhalten aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht: Er- scheinungsbild, Entstehungsbedingungen, Verlauf und Therapie].

Dtsch Arztebl Int 2010; 107: 43–9.

Dr. phil. Martin Knollmann

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Rheinische Kliniken Essen Virchowstraße 174 45147 Essen

E-Mail: martin.knollmann@lvr.de

zu dem Beitrag

Schulvermeidendes Verhalten aus kinder-

und jugendpsychiatrischer Sicht: Erscheinungsbild, Entstehungsbedingungen, Verlauf und Therapie

von Dr. phil. Dipl.-Psych. Martin Knollmann,

Dr. med. Susanne Knoll, Dr. med. Volker Reissner, Dipl.-Psych. Jana Metzelaars, Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand in Heft 4/2010

LITERATUR

1. Knollmann M, Knoll S, Reissner V, Metzelaars J, Hebebrand J: School avoidance from the point of view of child and adolescent psychiatry:

Symptomatology, development, course, and treatment [Schulvermei- dendes Verhalten aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht: Er- scheinungsbild, Entstehungsbedingungen, Verlauf und Therapie].

Dtsch Arztebl Int 2010; 107: 43–9.

Dr. med. Fritz Gorzny Schlossstraße18 56068 Koblenz

E-Mail: dr.fritz_gorzny@web.de www.ivbv.org

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0360a

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Edi- tors besteht.

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