• Keine Ergebnisse gefunden

EVA – Equine Virusarteritis –einetückische Tierseuche

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "EVA – Equine Virusarteritis –einetückische Tierseuche"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Equine Virusarteritis (EVA) ist eine ansteckende Virusinfektion der Equiden, die meistens als milde Er- krankung mit unspezifischen Symptomen verläuft. In Pferde- zuchtgebieten ist sie jedoch als Auslöser seuchenhafter Aborte ge- fürchtet. Infizierte Hengste aller Rassen können in ihrem Samen jahre- oder sogar lebenslang den Virus ausscheiden. Die Krankheit, auch Pferdestaupe oder „pink eye disease“ genannt, wird durch ein artenspezifisches Virus der Gattung Arterivirus ausgelöst. Das Virus be- schädigt Blutgefässe, die Schäden sind je nach Virusstamm mehr oder weniger schwerwiegend. Das Virus stirbt nicht, auch wenn es kühl ge- lagert wird. Somit kann auch Tief- gefriersperma über Jahre infektiös

bleiben.

Keine Rasse und kein Land verschont

Die Equine Virusarteritis gibt es auf der ganzen Welt. Der Anteil Pferde, die mit dem Virus Kontakt hatten, variiert je nach Land und Rasse von 2% bis 70%. In der Schweiz sind rund 5 Prozent betroffen. Die letzte Epidemie in der Schweiz trat 1995 auf. Seitdem sind in der Schweiz jährlich 0 bis 6 Fälle aufgetreten.

Wie die Ausbrüche 2006 in den USA und 2007 in Frankreich zeigten, bleibt keine Rasse verschont. Die Quarter Horses, eine bis dahin ver- schonte Rasse in den USA, war plötzlich massiv von einem Aus- bruch betroffen. In Frankreich waren es viele verschiedene Ras-

sen, so Warm- und Vollblüter, aber auch Kaltblut-Vertreter wie Perche- ron-Pferde.

Variables Krankheitsbild

Das Krankheitsbild ist sehr variabel.

Am häufigsten ist ein milder Verlauf oder einer ohne jegliche Symp- tome. In schweren Fällen zeigen die Pferde hohes Fieber mit schlech- tem Allgemeinzustand, Bindehaut- entzündung (pink eye), steifer Gang, Schwäche, Nasenausfluss und spä- ter Punktblutungen auf den Schleimhäuten, Nesselfieber und Ödembildung (Flüssigkeitsan- sammlung im Gewebe) an Extremi- täten und in inneren Organen.

Betroffene Hengste zeigen typi- scherweise ein Ödem des Hoden- sackes. Für erwachsene Pferde ist die Erkrankung selten lebensbe- drohlich, aber Stuten im 3.-10.

Trächtigkeitsmonat können wenige Tage nach Krankheitsbeginn abor- tieren und Fohlen sterben nicht sel- ten an der Erkrankung wegen schweren Lungen- oder Darment- zündungen. Die Therapie der akut erkrankten Tiere erfolgt symptoma- tisch: Pferde ruhig stellen und ab- sondern, evtl. Entzündungshemmer und Antibiotika.

Hengste als Virusreservoir

Übertragen wird das Virus durch di-

rekten Kontakt (Tröpfcheninfektion) oder beim Deckakt bzw. bei der künstlichen Besamung durch in- fektiösen Samen. Erkrankte Tiere scheiden in verschiedenen Sekre- ten (Nasensekret, Speichel, Urin, Kot, Sperma) über kurze Zeit das Virus aus. Bei infizierten Hengsten kann sich das Virus in den akzes- sorischen Geschlechtsdrüsen (Bsp.

Prostata) ansiedeln. Nach der In- fektion bleibt der Hengst Virusaus- scheider. Hengste, die über lange Zeit den Virus ausscheiden, spielen als Virusreservoir eine zentrale Rolle. Dabei wird zwischen kurz- fristigen (2-5 Wochen), mittelfristi- gen (3-7 Monate) und langfristigen (über Jahre, lebenslang) Ausschei- dern unterschieden. Schuld am Überleben der Viren in den akzes- sorischen Geschlechtsdrüsen sind die männlichen Geschlechtshor- mone (Testosteron).

Bei akuter Erkrankung kann die Di- agnose allenfalls durch einen Virus- nachweis im Nasentupfer gestellt werden. Sonst wird eine Blutprobe entnommen und diese auf Antikör- per gegen EVA-Viren untersucht (=

Serologie). Im Falle eines positiven Befundes, welcher einen früheren Viruskontakt beweist, werden bei Hengsten Samenproben auf das Vorhandensein vom Virus hin unter- sucht. Allfällige EVA-Virus-Aus-

EVA – Equine Virusarteritis – einetückische Tierseuche

Tote Fohlen im Stall und kranke Tiere im Betrieb…völlig überraschend wurden so Züchter aller Rassen in der Normandie von einer tückischen Seuche heimgesucht - Diagnose: EVA, Equine Virusarteritis.

26

Gestüt No 111 mars 2011 / Nr . 111 März 2011

FM 111 mars 2011_Mise en page 1 15.03.11 11:08 Page26

(2)

scheider dürfen in den meisten Ländern nicht in der Zucht einge- setzt werden.

Bekämpfung der Krankheit und Vorbeugung von Seuchen

Für Ausscheiderhengste gab es lange Zeit nur die Kastration als Therapie, was für Besitzer von Zuchthengsten keine befriedigende Lösung war. Seit wenigen Jahren gibt es aber eine befriedigende Al- ternative zur chirurgischen Kastra- tion. Mittels einer sogenannten GnRH-Impfung wird eine temporäre immunologische Kastration er- reicht, d.h. der Hengst produziert mehrere Monate kein Testosteron mehr. In einem internationalen Pro- jekt unter Regie des Schweizeri- schen Nationalgestüts konnten so 51 von total 52 Hengsten in ganz Europa erfolgreich behandelt wer- den: Bei einem Grossteil der Hengste konnte die Virusausschei- dung innerhalb 4-8 Monaten ge- stoppt werden. Es besteht hierbei jedoch ein Risiko von 20-30%, dass geimpfte Hengste langfristig kein Testosteron mehr bilden und somit zur Zucht nicht mehr einsatzfähig werden.

Die Equine Virusarteritis gilt in der Schweiz als Krankheit, die über- wacht werden muss und gemäss

Tierseuchenverordnung melde- pflichtig ist. Die Vorbeugung ist sehr wichtig und konzentriert sich vor allem auf die Überwachung der Hengste. In der EU werden eben- falls grosse Anstrengungen unter- nommen, das Virus auszurotten. In EU-Absamungsstationen müssen Hengste periodisch alle 30 Tage un- tersucht werden, in Frankreich bei- spielsweise alle – auch im Natursprung eingesetzten - Hengste aller Rassen getestet wer- den. Die Situation in der Schweiz ist momentan ruhig resp. es sind der- zeit keine Ausscheiderhengste be- kannt – dort wo getestet wird. Aber die Bedrohung, dass die Erkran- kung einge- resp. weiterver- schleppt wird, besteht dauernd, auch angesichts der zahlreichen Sport- und Zuchtanlässe sowie des heutzutage weltweiten Handels mit Pferden und Samen. Eine gute Überwachung lohnt sich, um die Verbreitung und die wirtschaftli- chen Verluste durch Folgen der EVA (Erkrankungen, Aborte, Fohlenver- luste, neue Ausscheider, abgesagte Sport- und Zuchtanlässe, etc.) zu verhindern.

Med.-vet. Bettina Wespi und Garance Christen

27

Gestüt No 111 mars 2011 / Nr . 111 März 2011

FM 111 mars 2011_Mise en page 1 15.03.11 11:08 Page27

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Trotzdem kann es sein, dass die Krankheit nach Deutschland kommt..

Dies scheint jedoch nur eingeschränkt für ctxB konjugiertes VP60 zu gelten, da hier kein Antigennachweis über Antikörper stattfand, welches aber auch auf eine zu

Interessanterweise konnte bei adulten Lewis Ratten in der späten Phase der BD (nach ca. 42 Tage p.i.) ein Rückgang der entzündlichen Infiltration ohne Rückgang der

Zudem erhöhte die BDV-Infektion bei allen drei Gruppen (ntg, tg+/- und tg+/+) in allen Gehirnregionen signifikant die Kopienzahlen im Vergleich zu den nicht infizierten Tieren,

Nach experimenteller BDV-Infektion aller Mausgruppen war BDV-GP im Gegensatz zu BDV-N und BDV-M wie bei der Ratte nur in Neuronen nachweisbar, obwohl die BDV-Intron II

Diese Be- handlungsstrategie basierte auf der Be- obachtung der Arbeitsgruppen aus Hannover und Berlin, daß Amantadin bei einer Patientin, bei der sich BDV im Blut nachweisen

Horx geht davon aus, (1) dass uns Verzicht nicht schwerfallen wird, (2) dass es neue und breitere Formen der Höflichkeit gibt, (3) dass wieder „wirklich“, von Mensch zu Mensch in

Wiederzulassung in Gemeinschaftseinrichtungen für Kontaktpersonen Ein Ausschluss von Kontaktpersonen ist nicht