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Fruchtrutenschnitt bei Garanoir

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Academic year: 2022

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W E I N B A U

Lese. Der Schnitt unterbricht den Saftfluss und die Bee- reninhaltsstoffe werden dank der Wasserverdunstung durch die Beerenhaut eingedickt. Das Vorgehen ergibt

«normale» Trauben im stocknahen Teil der durchschnit- tenen Fruchtrute und aufkonzentrierte Trauben ausser- halb der Schnittstelle (Abb. 1 u. 2). Die Ergebnisse von Studien über diese Art der Saftkonzentrierung aus kli- matisch verschiedenenWeingebieten variieren stark und sind vom Klima, der Trocknungsdauer sowie der Rebsor- te abhängig.

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Fruchtrutenschnitt bei Garanoir

Durch Fruchtrutenschnitt kann der Saft in den Trauben des abgetrennten Pflanzenteils

konzentriert werden. Der Erfolg dieser Methode ist aber sowohl klima- als auch sortenabhängig.

Beim früh reifenden Garanoir stiegen dabei in der Westschweiz die Zucker- und Polyphenolwerte rasch an, während die Gesamtsäure im Gegensatz zur Kontrolle zumindest nicht weiter abnahm.

Demgegenüber zeigten sich beim später reifenden Sauvignon blanc unter den Klimaverhältnissen der Region Zürich (Limmattal) kaum Veränderungen der Inhaltsstoffe. Folgeschäden wurden nach Fruchtrutenschnitt nicht beobachtet.

Robin Haug,

Ecole d’Ingénieurs de Changins (Bachelorarbeit) Johannes Rösti und Vivian Zufferey,

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW johannes.roesti@acw.admin.ch

Eine gute Traubenreife ist Voraussetzung für Qualitäts- weine und körperreicheWeine liegen im Trend. Eine pra- xisgerechte Methode zur Saftkonzentration ist das Durchschneiden der Fruchtrute einige Wochen vor der Abb. 1: Garanoir-

Rebstock einige Tage nach dem Fruchtruten- schnitt.

(Foto: ACW)

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W E I N B A U

Dichtere Weine – bessere Qualität

Die Resultate zeigen bezüglich Variabilität der Saftin- haltsstoffe aufkonzentrierter Trauben bei Rot- und Weissweinen ähnliche Tendenzen. Unter entsprechen- den Klimabedingungen gaben alle Versuche gegenüber Standardansätzen erhöhte Zucker- und Gesamtsäure- werte und bei roten Sorten einen höheren Gehalt an Po- lyphenolen. Ein massgebender Faktor für die eigentliche Traubenqualität ist der Graufäuleanteil. Bei sämtlichen Versuchen, in denen Botrytis auftrat, war der Befall bei den aufkonzentrierten Trauben tiefer als in den Refe- renzproben. Diese positiven Eigenschaften widerspie- geln sich im Wein. Die wichtigsten Qualitätsparameter sind dort die Degustationsresultate. Weine aus Trauben mit Fruchtrutenschnitt wurden ausnahmslos besser be- wertet als die Vergleichsweine (Rösti und Zufferey 2012).

Die Konzentration durch Fruchtrutenschnitt ist zwangläufig mit einem namhaften Ernteverlust verbun- den, der hauptsächlich auf die Wasserverdunstung zu- rückzuführen ist. Versuche in Italien haben eine Reduk- tion um 4 bis 45% gezeigt. Die Einbussen sind im We- sentlichen von der Dauer und den Wetterbedingungen während der Trocknungsphase sowie von der Sorte ab- hängig. Wirtschaftlich gesehen müssen die Verluste mit dem Mehrerlös aus demVerkauf des qualitativ höher ste- henden Weins aus aufkonzentrierten Trauben aufge- rechnet werden.

Wie verändern sich die Beereninhaltsstoffe?

Um die Auswirkungen des Fruchtrutenschnitts bei Ga- ranoir zu beurteilen, wurden dieVeränderungen der Bee- reninhaltsstoffe vor und während der Trocknungsphase verfolgt. Zusätzlich wurde der Einfluss der Erntemenge einbezogen, indem man zwei Ansätze mit unterschiedli- cher Ertragsregulierung (Entfernen von grünen Trauben) verglich (Abb. 2a u. b). Der Fruchtrutenschnitt hatte eine deutlicheVerringerung des Beerengewichts und der Saft- menge und damit des Ertrags zur Folge (Abb. 3).

Der Zuckergehalt ist in der Konzentrationsphase stark angestiegen, was einen dichteren und alkoholreicheren Wein ergibt. Der Gesamtsäuregehalt war nach dem Fruchtrutenschnitt höher als jener der Vergleichstrau- ben, was angesichts der globalen Erwärmung bei man- chen Rebsorten positiv gewertet wird. Weitere qualitäts- relevante Inhaltsstoffe bei roten Sorten sind die Antho- cyane und Polyphenole. Die Mengen dieser beiden Kom- ponenten stiegen in den konzentrierten Beeren stark an, wogegen sie in den Vergleichstrauben gegen Ende der Reifephase stagnierten (Abb. 4).

Die Versuchsreben wurden spät geerntet, um die Ent- wicklung der Parameter möglichst lange aufzeichnen zu

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Abb. 2: Schema des Fruchtrutenschnitts mit zwei Som- mertrieben im ungeschnittenen Teil (PNT) und vier Som- mertrieben im geschnittenen Teil (PT).

a) Ansatz «Erhöhter Ertrag» mit acht Trauben pro Stock, wovon sechs im geschnittenen Teil.

b) Ansatz «Normalertrag» mit sechs Trauben pro Stock, wovon vier im geschnittenen Teil.

0 200 400 600 800 1000 1200

Ertrag(g/m) 06.08. 11.08. 16.08. 21.08. 26.08. 31.08. 05.09. 10.09. 15.09. 20.09. 25.09.

Datum Kontrolle: 6 Trauben/Stock Kontrolle: 8 Trauben/Stock

Fruchtrutenschnitt: 6 Trauben/Stock Fruchtrutenschnitt: 8 Trauben/Stock

2 Fruchtrutenschnitt

Abb. 3: Verlauf des geschätzten Er- trags errechnet mit dem Beeren- gewicht und einer geschätzten Bee- renzahl von 150 pro Traube. Die Kurven sind poly- nomische Trendli- nien.

a

b

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können. Basierend auf den Inhaltsstoffen wäre der ideale Erntezeitpunkt bei Fruchtrutenschnitt am 9. Sep- tember erreicht gewesen, also zehn Tage nach dem Schnitt. Zu beachten ist, dass man in der Praxis jeweils ein Gemisch aus «konzentrierten» und «normalen» Trau- ben erntet und gemeinsam verarbeitet.

Fruchtrutenschnitt und Erntemenge

Der Gewichtsverlust während der Konzentrationsphase war beachtlich. Die berechnete Erntemenge der Ver- gleichsansätze mit sechs Trauben pro Stock (800 g/m2) wird trotzdem erst 15 Tage nach dem Fruchtrutenschnitt erreicht (Abb. 3). Idealerweise hätte die Ernte gestützt auf den Zuckergehalt und die Gesamtsäure wie erwähnt rund zehn Tage nach dem Fruchtrutenschnitt erfol- gen müssen. Zu jenem Zeitpunkt war der Ertrag mit acht Trauben pro Stock und Fruchtrutenschnitt noch 80 bis 100 g/m2höher als jener der Vergleichsreben mit sechs Trauben, wobei der Zuckergehalt und die Poly- phenole beim Fruchtrutenschnitt klar höhere Werte zeigten. Man hätte somit, verglichen mit der Ernteregu- lierung durch Entfernen von Trauben, wohl eine besse- re Qualität bei sogar etwas höherer Erntemenge erhal- ten. Die Veränderung der Beereninhaltsstoffe nach Fruchtrutenschnitt ist in beiden Ansätzen trotz unter- schiedlicher Erträge sehr ähnlich. Der Effekt der Kon- zentration war somit viel ausgeprägter als derjenige der klassischen Ernteregulierung. Bei Garanoir könnte demzufolge die Ernteregulierung bei entsprechenden klimatischen Verhältnissen durch den Fruchtruten- schnitt erfolgen.

Folgeschäden?

Mit dem Schnitt der Fruchtrute unterbricht man den Saftfluss zum aussen liegenden Teil der Fruchtrute. Ge- gen Ende der Reifephase kann die noch in die Beeren eingelagerte Zuckermenge zwar wohl vernachlässigt werden, die spätere Reservestoffbildung ist jedoch für die Holzreife und Wuchskraft der Reben weiter von Be- deutung. Bei wiederholter Anwendung des Fruchtruten- schnitts besteht somit das Risiko einer Schwächung der Pflanze. Um zu ergründen, ob Folgeschäden zu befürch- ten sind, wurden verschiedene Wachstumsparameter in einer Garanoir-Parzelle erfasst, in der in den vorange- henden sechs Jahren durchwegs ein Fruchtrutenschnitt erfolgt war. Die Resultate in der Tabelle zeigen, dass ein jährlich wiederholter Schnitt keinen signifikanten Ein- fluss auf das Austriebsdatum, den Chlorophyllindex und Messgrössen wie das Wachstum und die Länge der Som- mertriebe, den Blütenansatz oder die Laubwandfläche ausüben. Dies bestätigen die Ergebnisse von Versuchen mit Merlot im Tessin, wo ebenfalls keine Sekundäreffek- te beobachtet wurden (Murisier et al. 2002). Entweder ist die in der Reifephase produzierte Zuckermenge nicht relevant oder die verbleibenden Blätter kompensieren den Ausfall durch erhöhte Assimilationsleistung. Die un- tersuchte Parzelle wies allerdings (wie schon diejenige im Tessin) mittelstarken Wuchs auf. Ein weniger ausge- prägtes Kompensationsvermögen schwachwüchsiger Reben bleibt vorbehalten.

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40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140

Mostgewicht(°Oechsle)

2.5 4.5 6.5 8.5 10.5 12.5 14.5 16.5

Gesamtsäure(g/L)

2.5 4.5 6.5 8.5 10.5 12.5 14.5 16.5

06.08. 11.08. 16.08. 21.08. 26.08. 31.08. 05.09. 10.09. 15.09. 20.09. 25.09.

Datum Kontrolle: 6 Trauben/Stock Kontrolle: 8 Trauben/Stock

Fruchtrutenschnitt: 6 Trauben/Stock Fruchtrutenschnitt: 8 Trauben/Stock

Gesamtpolyphenolindex (DO280) Fruchtrutenschnitt

Abb. 4: Verlauf des Mostgewichts, der Gesamtsäure und des Gesamtpolyphenolindex. Die Kurven sind polyno- mische Trendlinien.

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Was bewirken nicht ideale klimatische Bedingungen?

Ausser mit Garanoir in der Westschweiz wurde der Fruchtrutenschnitt auf dem elterlichen Betrieb des Erst- autors mit Sauvignon blanc in Weiningen (ZH) durchge- führt. 2010 war ein eher spätes Weinjahr und Sauvignon blanc erreichte so den Zeitpunkt für einen Fruchtruten- schnitt erst anfangs Oktober. Das Wetter während der Versuchsphase war in der Folge kalt und nass und der Konzentrationseffekt entsprechend gering. Nach zwei Wochen wurden die Trauben des abgeschnittenen Teils mit knapp zwei Oechslegraden weniger als jene der Ver- gleichsreben geerntet, da die Blätter gegen Ende der Rei- fephase offenbar noch etwas Zucker produzierten. Somit scheint, dass in einem späten Jahr bei einer mittel- bis spätreifen Sorte vom Fruchtrutenschnitt abgesehen wer- den sollte, obwohl der Verlust von ein bis zwei Oechsle- graden keinen grossen Nachteil bedeutet. Keinesfalls darf einfach früher geschnitten werden. Eine gewisse Reife muss erreicht sein, weil sonst nur grüne Aromen und unausgereifte Gerbstoffe aufkonzentriert werden.I

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R É S U M É

Passerillage sur souche du cépage Garanoir

Des essais de passerillage sur souche, en taillant la branche à fruit ont été réalisés avec le cépage Garanoir à Changins (VD). En plus, l’effet sur différents rende- ments initiaux a été analysé afin de vérifier le potentiel d’utiliser cette méthode pour réguler le rendement. Le passerillage a amélioré la qualité du jus en concentrant les composants des grappes par une évaporation naturelle de l’eau. Le sucre, les anthocyanes, les poly- phénols et l’acidité totale ont montré un taux nette- ment plus haut par rapport au témoin. Par contre, la

différence entre les deux rendements initiaux a été faible. Le coupage de la branche à fruit pourrait donc être utilisé sous certaines conditions pour diminuer le rendement au lieu de la méthode traditionnelle appelé «vendange verte». Dans le but d’examiner l’apparition d’un éventuel arrière-effet, des contrôles sur une parcelle ayant subi une DMR les six dernières années ont été réalisés. Il n’y avait aucune différence significative à constater concernant le développement végétatif et la physiologie de la vigne.

Analyseresultate über eine mögliche Schwächung beim Garanoir in Changins nach sechs Jahren Fruchtrutenschnitt.

Abweichung = Vertrauensintervall bei 95%.

Untersuchungen 2010 Kontrolle Eintrocknen Unterschied Datum Austrieb 50% der Knospen 18. April +/- 2 18. April +/- 1 NS

Trieblänge am 17. Mai (cm) 25 +/- 2 23 +/- 4 NS

Trieblänge am 8. Juni (cm) 85 +/- 8 82 +/- 9 NS

Triebwachstum 17. Mai bis 8. Juni (cm) 60 +/- 9 60 +/- 9 NS Chlorophyllindex (Mittel 18.6. und 13.8.) 508 +/- 14 499 +/- 17 NS Fruchtbarkeit (Trauben/Trieb) 2.3 +/- 0.3 2.3 +/- 0.1 NS Potenzielle exponierte Blattfläche (m2/m2) 0.3 +/- 0.0 0.3 +/- 0.0 NS

Blattanalyse (N, P, K, Ca, Mg) (% TGW ) Alle NS

Abb. 6: Links: Garanoirtraube nach dem Fruchtrutenschnitt zum Erntezeit- punkt, rechts: Garanoirtraube der Vergleichsrebe.(Foto: ACW)

Abb. 5: Garanoirparzelle einige Tage nach dem Frucht- rutenschnitt.(Foto: ACW)

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Literaturverzeichnis

Murisier F., Ferretti M. und Zufferey V.: Amélioration de la qualité des raisins rouges par le passerillage sur souche: essais sur Merlot au Tessin. 1. Résultats agronomiques. Revue suisse Vitic., Arboric., Hortic. 34, 381–386, 2002.

Rösti J. und Zufferey V.: Traubentrocknen am Rebstock.

Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau. 148, 6–9, 2012.

Referenzen

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