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Archiv "Statt einer Fußnote:" (29.01.1981)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

ASG-VORSCHLÄGE

Zu dem Beitrag in Heft 29/1980, Seite 1797, „Die Drei-Klassen-Approbation":

Ausdruck der Paralyse

Obwohl dem Konzept der ASG zum Aus- und Weiterbildungsproblem in dieser Form nicht zugestimmt wer- den kann, tut die Ärzteschaft gut daran, die Vorschläge der ASG —die- se ist immerhin ein Teil der Regie- rungspartei — sehr ernst zu nehmen.

Einer verballhornisierenden Ausein- andersetzung mit diesen Reformvor- schlägen könnte eines Tages ein bö- ses Erwachen folgen. Zu oft hat die Ärzteschaft es versäumt, sich ab- zeichnende Entwicklungen im Ge- sundheitswesen durch eigene reali- sierbare Konzepte zu beeinflussen, und allzuoft sind Gesetze an den Ärzten vorbei gemacht worden, weil sie sich wieder einmal in der politi- schen Defensive befanden.

Die Ärzteschaft muß erkennen, daß nach der weitgehenden Lösung des Quantitätsproblems der Qualitäts- aspekt der medizinischen Versor- gung zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Die jetzige qua- litätsbezogene Statusungleichheit der an der ambulanten Versorgung beteiligten Ärzte könnte eines Tages politisch verantwortliche Kräfte da- zu bewegen, einen „regelungsbe- dürftigen Mißstand" zu proklamie- ren. Dies hätte staatliche Eingriffe in die Weiterbildung zur Folge, die für alle — aber insbesondere für die an- gestellten Ärzte — sehr unangeneh- me Folgen haben könnte.

Nach dem jetzigen Stand der Dis- kussion gibt es zum Problem der Aus- und Weiterbildung drei Lö- sungsmodelle:

C) Das erste Modell [eine Reform der Ausbildung; die Red.] ist eigentlich kein Reformvorschlag, weil es an dem entscheidenden Problem, näm- lich der Qualitätssicherung der am- bulanten Medizin, vorbeigeht. Es läßt die Tatsache außer acht, daß sich das Gebiet der Allgemeinmedi- zin zu einem eigenständigen Fach

entwickelt hat, das hinsichtlich der Aus- und Weiterbildungsanforde- rungen genauso behandelt werden muß wie andere Fächer. Der Allge- meinarzt kann seine koordinativen und sonstigen Funktionen kompe- tent nur erfüllen, wenn er dasselbe Bildungsniveau wie der Organspe- zialist hat.

© Dieses „kollektivistische" Modell [Aufteilung in Approbation 1 und 2;

die Red.] würde zu einer völligen Umstrukturierung des jetzigen Sy- stems der Aus- und Weiterbildung führen. Die Weiterbildung wird — wenn diese Vorstellungen verwirk- licht werden — dem autonomen Auf- gabenbereich der Kammern entzo- gen, sie erhält dadurch Ausbil- dungscharakter. Dies hätte weitge- hende Folgen für die Selbstverwal- tung, insbesondere aber für den ta- rifrechtlichen Status der angestell- ten Ärzte.

e

Die Qualitätssicherung durch Än- derung der RVO bzw. Zulassungs- ordnung ist eine effektive und nicht systemsprengende Lösung. Sie ge- fährdet nicht den jetzigen Status der Kammern, weil die obligatorische Weiterbildung — unter Einschluß des Faches Allgemeinmedizin — im Ver- antwortungsbereich der ärztlichen Selbstverwaltung bleibt. An der zen- tralen These der Allgemeinmedizin, nämlich Qualitätssicherung der am- bulanten Medizin durch gleiches Bil- dungsniveau von Organspezialist und Allgemeinarzt, kann sich je- doch kein ärztliches Gremium, auch nicht die BÄK und die KBV, vorbei- mogeln.

Die Widersprüche des Blauen Pa- piers (ambulante ärztliche Versor- gung/Ausbildung zum Arzt) sind Ausdruck der Paralyse der deut- schen Ärzteschaft in der Aus- und Weiterbildungsfrage. Vielleicht zeigt das ASG-Papier den innerärztlichen Gegnern der Allgemeinmedizin, wo- hin die Reise führen wird, wenn man nicht selbst die Kraft für vernünftige Reformen aufbringt.

Dr. med. H. Warnecke Scharnhorststraße 31 3062 Bückeburg Wort des Historikers Stern zu, das

dieser über das Verhalten der schweigenden Mehrheit im Dritten Reich prägte: „Die Bevölkerung im Reich wußte so viel und so wenig, wie sie wissen wollte. Was sie nicht wußte, das wollte sie nicht wissen.

Etwas nicht wissen zu wollen, heißt jedoch stets, daß man genug weiß, um zu wissen, daß man nicht mehr wissen will." (DIE ZEIT 28. 7. 1978) Wir bedauern, daß Präsident Hein- richs es verhindert hat, diese Diskus- sion in den hauseigenen Pro-familia- Informationen stattfinden zu lassen.

Unser ursprünglicher Brief an Herrn Dr. Heinrichs war ebenfalls ein offe- ner — er kam in die Hände vieler Interessenten. Wir verwahren uns dagegen, daß diese ursprüngliche Form des Briefes im Stil anders sei („gröbere Beleidigungen" nach Mei- nung von Herrn Dr. Heinrichs) als die im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT publizierte Form. Es ist gut, daß es innerhalb und außerhalb von pro fa- milia noch genügend Menschen gibt, die den Grundkonflikt beim Schwangerschaftsabbruch erken- nen.

Hier scheiden sich die Geister.

Prof. Dr. med. R. Petersen Mitglied der pro familia, Hannover Dr. med. I. Retzlaff

Mitglied der pro familia, Lübeck

Statt einer Fußnote: Dr. Heinrichs glaubt of- fenbar, die Redaktion habe den Artikel von Petersen/Retzlaff mit hinterlistiger Absicht we- nige Wochen vor der Bundestagswahl veröf- fentlicht (vgl. Seite 195, dritte Spalte). Tatsäch- lich ist die Veröffentlichung des Manuskriptes, das am 7. Mai einging, durch zwei Umstände, die Dr. Heinrichs treffen, verzögert worden:

Zunächst versuchte der Pro-familia-Präsident die Veröffentlichung des ihm unliebsamen Ar- tikels unter Hinweis auf „strafrechtliche Ge- sichtspunkte" zu verhindern. Später, unmittel- bar nach einem Anschlag auf die Pro-familia- Beratungsstelle in Bremen (am 14. und 15.

Juni 1980), bat Heinrichs die Redaktion, die Publikation hinauszuzögern, um nicht ausge- rechnet jetzt die Argumentation vön Pro-fami- lia-Gegnern zu rechtfertigen. Die Redaktion hat dieser Bitte fairerweise entsprochen und Heinrichs zugesagt, eine Veröffentlichung erst dann vorzunehmen, wenn über die Bremer Vorgänge Gras gewachsen sei. Als dann aber die Pro familia selbst glaubte, durch soge- nannte Aktionstage im September die Bremer und andere Aktionen breittreten zu müssen, gab es auch für die Redaktion keinen Anlaß mehr, das Manuskript zurückzuhalten. Dr.

Heinrichs scheint seine eigene Hinhaltetaktik offenbar verdrängt zu haben. DÄ

BRIEF AN DIE REDAKTION

„Pro familia"

202 Heft 5 vom 29. Januar 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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