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Archiv "Kinderdermatologie: Die atopische Prädisposition ist nur ein Teil der Medaille" (16.02.2007)

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A398 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 7⏐⏐16. Februar 2007

M E D I Z I N R E P O R T

A

n der genetischen Kom- ponente ist nicht zu rüt- teln: Ist ein Elternteil Atopiker, hat das Kind ein doppelt so ho- hes Risiko wie ein „unbelaste- tes“, selbst eine Neurodermitis oder Allergie zu entwickeln.

Welche Ratschläge zur primä- ren und sekundären Prävention wirklich fundiert abgesichert sind, wurde bei der Wiesba- dener Fortbildung „Kinderder- matologie 2006“ klargestellt.

Dieses Fachgebiet führt ein Schattendasein, obwohl bis zu 25 Prozent der Patienten in der pädiatrischen Praxis Sympto- me oder Erkrankungen der Haut aufweisen, wobei das atopische Ekzem zu den häu- figsten chronischen Erkran- kungen des Kindesalters zählt.

Bei der Diagnostik ist zu berücksichtigen, dass die Kin- derhaut dazu tendiert, ein etwas an- deres Reaktionsmuster als die Er- wachsenenhaut zu zeigen, was eine andere Manifestation der meisten Hautaffektionen zur Folge hat. Des Weiteren werden Hautkrankheiten im Kindesalter häufig unterschied- lich therapiert.

Hypoallergene Nahrung Von Ehepaaren mit Kinderwunsch wird manchmal die Frage gestellt, ob es für den Nachwuchs hinsicht- lich der Entwicklung einer Allergie

„den“ jahreszeitlich günstigen Zeit- punkt gibt, das Licht der (Um-)Welt zu erblicken? Nach jetzigen Erkennt- nissen scheint eine Geburt im Früh- jahr ähnlich ungünstig zu sein wie im Herbst – Ersteres sensibilisiert für Pollen, beim Zweiteren sind er- höhte IgE-Spiegel nachgewiesen.

„Wir halten uns bei diesem Punkt

mit Empfehlungen besser zurück“, betonte Prof. Dr. med. Christiane Bayerl (Wiesbaden).

Die Prävention von Allergien ge- lingt primär durch Stillen und hypo- allergene Ernährung von Risikokin- dern im Säuglingsalter – und den Verzicht der Eltern auf das Rauchen in der Wohnung.

Während eine allergenarme Diät der Mutter in der Schwangerschaft keinen schützenden Effekt auf das Neugeborene hat, ist ein Nutzen die- ser Ernährungsform während der Stillzeit nur für Kinder mit hohem Risiko belegt. Wie Dr. med. Ulrik Winckelmann (Wiesbaden) ausführ- te, wirkt konsequentes Stillen – also ohne jede Flasche zwischendurch – gesichert präventiv.

Ist Stillen nicht möglich, schützt das Füttern mit geprüften Eiweiß- Hydrolysaten (bei hohem Risiko ex-

tensiv hydrolysierte Produkte auf Caseinbasis) oder hypo- allergener Kindernahrung für die Dauer von sechs Mona- ten; der Effekt hinsichtlich der atopischen Dermatitis hält dabei fünf Jahre an. Stark allergene Beikost (mit Ei, Kuhmilch, Fisch, Erdnüssen oder Zitrusfrüchten) vor Ab- lauf des ersten Lebensjahres sollte vermieden werden.

Probiotika in Form von Kapselextrakten (nicht als Joghurt) wirken bei Risiko- kindern präventiv hinsicht- lich einer atopischen Derma- titis – auch hinsichtlich der Ausdehnung der Läsionen.

Das Halten von Haustieren führt nur bei Risikopatienten mit atopischer Diathese zu ei- ner erhöhten Sensibilisie- rungsgefahr. „Wahrscheinlich kommt es dabei auch auf die Tierart an“, äußerte Bayerl. Für Katzen sei der Zusammenhang gut abgesichert (Evidenzgrad B), die frühe Hunde- haltung deute hingegen in eine ande- re Richtung. Auch bei prädisponier- ten Kleinkindern scheint sich das All- ergierisiko nicht zu erhöhen, viel- mehr sogar zu erniedrigen. „Für die Empfehlung eines Hundes als ,Spiel- kameraden‘ zur Allergieprophylaxe ist es allerdings zu früh“, erklärte die Dermatologin.

Sanierung der Räume

Schimmel und Feuchtigkeit in den Innenräumen sollten nicht mit dem häufig empfohlenen Essigwasser, sondern besser mit 70- bis 80-pro- zentigem Alkohol entfernt werden.

Die Sanierung der Räume von Haus- staubmilben ist nur bei Risikopati- enten ratsam, in den übrigen Fällen KINDERDERMATOLOGIE

Die atopische Prädisposition ist nur ein Teil der Medaille

Fakten, Mythen und fundierte Tipps zur Prävention von Allergien und atopischen Ekzemen bei Risikokindern

Migration der T-Zellen in die Hautläsionen:

In der Dermis und Epidermis regen sie die Proliferation der Keratinozyten an.

Foto:Serono GmbH

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A400 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 7⏐⏐16. Februar 2007

M E D I Z I N R E P O R T

ist der Effekt nur kurzfristig. Die Evidenzlage für Luftschadstoffe (in- nen und außen) ist relativ niedrig.

Gleiches gilt für die „Urwaldhy- pothese“, nach der die Kindheit auf dem Bauernhof als unspezifische Immunmodulation im Sinne einer Sensibilisierung wirkt – nach dem Motto: Schmutz macht immun.

Pruritus-Schwelle erniedrigt Für die höhere Prävalenz von Atopien in Familien mit höherem sozioöko- nomischen Status wird oft die „bes- sere“ Hygiene als Ursache angeführt, die eine ungünstige Shift in den Sub- populationen der T-Zellen bewirken soll: Durch mangelnde Auseinander- setzung mit bakteriellen und viralen Infektionen entstehen weniger schüt- zende TH1-Zellen, es resultiert ein relatives Übergewicht von TH2-Zel- len, die Allergien fördern.

Die wichtigste Maßnahme bei Ri- sikokindern ist der effektive Schutz der epidermalen Hautbarriere durch optimale Hautpflege – und das Auf- decken und Vermeiden von Provoka- tionsfaktoren. In der antiekzematösen Bedarfstherapie hat Prof. Dr. med.

Dietrich Abeck (München) das medi- kamentöse Arsenal deutlich reduziert auf den topischen Einsatz von Cor- ticosteroiden und Calcineurinhem- mern bei Inflammationen. Von Bu- fexamac riet er wegen Allergien ab.

Topische Antibiotika stufte der Dermatologe als entbehrlich ein; bei Superinfektionen verwendet Abeck Antiseptika wie Gentianaviolett und Steroide.

Bei Atopikern ist die Reiz- schwelle für Juckreiz erniedrigt.

Ursächlich ist die erhöhte peri- phere Sensibilität der schnell leitenden A- und der langsam leitenden C-Fasern in der Haut.

Deshalb erfordere der Pruritus bei Neurodermitis gerade im Kin- desalter von Anfang an ein gutes Therapiekonzept, betonte Priv.-Doz.

Dr. Dr. med. Sonja Ständer (Münster).

Sinkt die Reizschwelle weiter, kommt es durch das ständige „Feuern“ der Juckreizbahnen zur „Umpolung“ der ganz in der Nähe liegenden schmerz- leitenden Fasern zu juckreizleitenden Bahnen und damit zur zentralen Sen- sibilisierung im Rückenmark – der Chronifizierung.

Dieser chronifizierte Pruritus ist nur noch über zentralwirksame Sub- stanzen zu beeinflussen. Da diese Option im Kindesalter nicht be- steht, muss die Therapie der periphe- ren Sensibilisierung entgegenwirken.

Eine gute Schulung von Eltern und Kindern ist wesentlich und vermin- dert die Zahl von Exazerbationen (www.neurodermitisschulung.de).

Wie die Dermatologin darlegte, enthält die Haut atopischer Kinder nicht nur mehr A- und C-Fasern, sondern auch mehr Neuropeptide und Rezeptoren, die den Juckreiz übermitteln. Histamin als klassi- scher Vermittler spielt dabei aller- dings eine untergeordnete Rolle;

Tryptase und PAR-2 werden heute als wichtiger eingeordnet.

Die beteiligten Rezeptoren sind zudem noch anfälliger für Sensibili- sierungen; nach neuesten Erkennt- nissen geht ihre Aktivierung einher mit einer Störung der epidermalen Barriere – dem ersten Schritt auf dem Weg zur Allergie.

Therapeutisch hat sich der früh- zeitige Einsatz von Calcineurinhem- mern bewährt, die offenbar genau in dieses neuropeptidgesteuerte Regel- werk eingreifen. In schwierigen Fällen ist es – bei intakter Haut – bei Kindern ab

zehn Jahren auch möglich, über die topische Applikation von Vanilloid (Capsaicin) den Rezeptor-Subtyp 1 zu „sättigen“ und damit den Juckreiz zeitlich begrenzt „lahmzulegen“.

Voll ausgebaut in der Haut ist auch das Cannabinoid-System, bei- de Rezeptoren sind auf den Ner- venfasern funktionell aktiv. Deshalb könne über Agonisten die Nozizep- tion gehemmt werden, was bei chro- nischen und subakuten Stadien mit einer frei verkäuflichen Creme in ei- nem akzeptablen Umfang gelinge, erklärte die Allergologin.

Pickel und Akne: In der Jugend- dermatologie ist die Akne eine re- levante Erkrankung, die sogar zu De- pressionen und sozialen Ängsten führen kann. Das Wichtigste für die Compliance – nur 70 Prozent der ge- plagten Jugendlichen halten die The- rapie durch – und Behandlung ist nach Auffassung von Prof. Dr. med. Uwe Gieler (Gießen) die gute Arzt-Patien- ten-Beziehung: Viele Betroffene ha- ben eine eigene Vorstellung über das Krankheitskonzept und die Umset- zung therapeutischer Maßnahmen.

Wenn der Arzt dafür Verständnis zeigt, entsprechende Überlegungen in das Konzept integriert und die Patienten nicht mit Informationen überfrachtet, steigt nach Erfahrungen des psycho- somatisch ausgerichteten Dermatolo- gen die Bereitschaft, die Behandlung lange genug durchzuhalten, um einen Therapieerfolg zu sichern.

Pathogenetisch wird die Akne heute weniger als bakterielle Entzün- dung denn als immunologische Re- aktion angesehen. Die Propionibak- terien spielten zwar weiterhin eine Rolle, wichtiger seien jedoch hormo- nelle und – über Neuropeptide ver- mittelte – nervale Einflüsse, verdeut- lichte Prof. Dr. med. Falk Ochsen- dorf (Frankfurt/Main). Bei der medi- kamentösen Therapie stehen nach den neuen Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft bei der Akne vulgaris topische Retino- ide, Tetrazykline und Benzoylpero- xid nach wie vor an erster Stelle, bei pustulösen Läsionen systemisches Tetrazyklin und Retinoide. I Dr. rer. nat. Renate Leinmüller

Wiesbadener Fortbildung „Kinderdermatologie 2006“, Veranstalter: HSK, Wilhelm-Fresenius-Klinik, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Wiesbaden

STATISTIK

Atopien nehmen weltweit in Industrieländern zu. Nach Daten des Robert-Koch-Institutes sind zehn bis 15 Pro- zent der Säuglinge und 20 Prozent der Jugendlichen als Atopiker einzustufen – Stadtkinder häufiger als Kin- der, die in ländlichen Gebieten aufwachsen. Der frühere Unterschied in der Prävalenz zwischen alten und neuen Bundesländern hat sich inzwischen „verwaschen“.

Foto:Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.

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