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Archiv "Tahiti: Die Suche nach dem Paradies" (14.09.2007)

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A2526 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 37⏐⏐14. September 2007

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evor der französische Maler Paul Gauguin seine erste Reise nach Tahiti antrat, hatte er ei- nen Traum: Ein unbeachtetes Para- dies in der Südsee wollte er finden, dessen glückliche Bewohner vom Leben nichts anderes kennen als sei- ne Süße. „Für sie heißt leben singen und lieben“ – schrieb Paul Gauguin Ende 1890. „Dort auf Tahiti könnte ich in der Stille der schönen tropi- schen Nächte, den sanft rauschen- den Klängen in meinem Inneren lauschen, den Regungen meines Herzens folgen . . . Endlich frei, oh- ne Sorgen um das Geld, würde ich alsdann lieben, singen und sterben“, schwärmte der Maler in einem Brief an seine Frau Mette. Erst Monate später – kurz nach seinem 44. Ge- burtstag – sollte Paul Gauguin die sagenumwobene französische Ko- lonie im Pazifik erreichen. Seine Enttäuschung war groß: „Nur noch Zivilisierte, leider! – Soldateska, Geschäftemacherei und Beamten-

wirtschaft. Tiefe Trauer überkam mich. Einen so langen Weg zurück- gelegt zu haben, um nun dies anzu- treffen, gerade das, wovor ich geflo- hen war! Der Traum, der mich nach Tahiti führte, wurde durch die Ge- genwart grausam Lügen gestraft.“

Paul Gauguin, der davon träumte, wie ein „Wilder“ zu leben, war von der Kolonialstadt Papeete erst ein- mal geschockt – und vielen Besu- chern, die heute nach Tahiti reisen, geht es nicht anders. Eine gepflegte Geschäftsstadt mit Luxusboutiquen an der Hafenpromenade, mit akku- rat gesäuberten Grünflächen, Ver- kehrsstaus und Telefonzellen im französischen Stil. Obwohl Papeete nur 80 000 Einwohner hat, ist die Stadt doch so etwas wie ein Zen- trum der Südsee – schließlich ist die Hauptstadt Französisch-Polynesi- ens die bedeutendste Menschenan- sammlung zwischen Australien und Südamerika. Eine weitere Enttäu- schung waren für Gauguin, der sich

vorgestellt hatte, in Tahiti seine ständigen Geldsorgen hinter sich zu lassen, die hohen Preise. Das Ent- setzen darüber lässt sich auch heute gut nachvollziehen. Verglichen mit anderen Südseeinseln ist Franzö- sisch-Polynesien, das seinen Staats- haushalt vor allem durch Zuwen- dungen aus Frankreich und indirek- te Steuern finanziert, ein hochpreisi- ges Urlaubsziel.

Dennoch: So wie Paul Gauguin trotz Armut und Krankheit nur we- nige Kilometer außerhalb Papeetes ein zeitweiliges Glück gefunden hat, lassen sich auf Tahiti oder auf der weniger stark besiedelten Nach- barinsel Huahine Orte finden, an denen man das Getriebe der Haupt- stadt hinter sich lässt. Seit einigen Jahren fördert die Regierung zu- dem den Bau kleiner Bungalow- anlagen. Das „Small Lodging“ ist gefragt – denn mit rund 50 Euro pro Person und Nacht sind diese Unterkünfte ein echtes Schnäpp- TAHITI

Die Suche nach dem Paradies

Auf den Spuren Paul Gauguins

Umtriebig, gepflegt und teuer – Papeete gilt trotz seiner nur 80 000 Einwohner als Zentrum der Südsee.

Paul Gauguin – Selbstbildnis

„Nur noch Zivili- sierte“ – Paul Gau- guin war enttäuscht und geschockt, als er 1891 die Kolo- nialhauptsstadt Papeete erreichte.

Einen so langen Weg zurückgelegt zu haben, um nun dies anzutreffen, gerade dass, wovor ich geflohen war!

Foto:Tahiti tourismFoto:picture-alliance/HB Verlag

Foto:picture-alliance/AKG-images

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 37⏐⏐14. September 2007 A2527

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chen. Wer sich dann noch einen Leihwagen nimmt, kann sich auf- machen, um den Spuren Paul Gau- guins zu folgen. Die Insel selbst ist rund 1 000 Quadratkilometer groß.

Auf der etwa 140 Kilometer langen Uferstraße ist sie an einem Tag leicht zu umrunden.

Besonders lohnenswert: ein Aus- flug ins Inselinnere, das auch Gau- guin einst besucht hat. „Zwischen den beiden Wänden, die mir von unten erstaunlich hoch und oben sehr nah anein- ander schienen, war die Sonne am hellen Tage kaum sichtbar“, beschrieb Gau- guin eine seiner Wanderun- gen. Heute gilt vor allem das Papenootal als Eldora- do für Wanderer und Lieb- haber von Jeepsafaris. Die Berge auf Tahiti sind zum Teil über 2 000 Meter hoch und dicht bewachsen – Dschungel und Wildnis pur.

Wer sich einen Führer nimmt und dem wildro- mantischen Papenootal mit seinen imposanten Wasser- fällen folgt, kann die Insel in zwei Tagen in Ost-West- Richtung durchwandern.

Ein Bergabenteuer, mit dem man in der Südsee nicht unbedingt rechnet.

Doch es geht auch beschaulicher.

In Papeari, an der Westküste der In- sel, findet man ein Museum mit zahlreichen Reproduktionen von Gauguins Werken. Sein wichtigstes Motiv: die Anmut der Südseebe- wohner. „Der Markt braucht neue Motive“, schrieb er einst. Doch sein Faible für die Gesichter der Insula- ner war nicht wirtschaftliches Kal- kül, sondern echte Begeisterung.

Eine Bewunderung, die sich aller- dings erst allmählich einstellte. Als Paul Gauguin Maraü, die Frau des Königs Pomare V., zum ersten Mal sah, war sie für ihn nichts als eine

„gewöhnliche dicke Frau“. Später schwärmte Gauguin von der maje- stätisch, prachtvollen Gestalt der Südseeinsulanerin, „groß und doch anmutig, die Arme wie die Säulen eines Tempels“.

Originale von Gauguins Bildern freilich findet man kaum auf Tahiti – sie sind in Museen in Deutschland,

Frankreich, Russland und Amerika zu bewundern. Allerdings: Auf ei- nem Hügel am Stadtrand von Papee- te gibt es ein Atelier mit originalge- treuen Kopien seiner wichtigsten Werke. Der Initiator des Projekts heißt Marcelo Tai-Gauguin, ist 57 Jahre alt und einer der Enkel des im Jahr 1903 – im Alter von 55 Jahren – auf den Marquesas verstorbenen französischen Malers. Marcel Tai-

Gauguin war viele Jahre erfolgrei- cher Bauunternehmer, doch vor drei Jahren hat er angefangen, sich mit der Malerei zu beschäftigen. „Ich bin sicher, dass Gott mir das Talent und die Gabe meines Großvater ge- schenkt hat“, sagt er. Zeigen will er seine eigenen Bilder freilich noch nicht. Stattdessen geht er mit den Reproduktionen – die meisten stam- men vom Maler Claude-Charles Fa-

rina – auf Tour. In Chicago hat er be- reits über die Werke seines Großva- ters verhandelt, im österreichischen Graz bereits einige Bilder ausge- stellt. Die mehr als 70 Gemälde, die Marcelo in seinem Atelier präsen- tiert, sind zwar allesamt Kopien – doch der 57-Jährige beteuert, dass der Geist seines Großvaters an allen Bildern mitgewirkt habe – was von einem Eingeweihten und wah-

ren Kunstexperten auch er- kannt werden könne. Aus diesem Grund, davon ist Marcelo überzeugt, wür- den die Kopien in den nächsten Jahren enorm an Wert gewinnen – und das sei nur gerecht. Schließlich sei sein Großvater als ar- mer Mann gestorben, und auch seine Nachkommen hätten von den Früchten des Werks bisher nicht profitiert.

Für den traurigen und ernsthaften Gesichtszug vie- ler der porträtierten Frauen – für Gauguin einst ein ty- pischer Ausdruck für das Geheimnisvolle der poly- nesischen Menschen – hat Marcel Tai-Gauguin eine soziologische Erklärung: In der Zeit seines Großvaters waren die Men- schen ernsthafter, sie gingen regel- mäßig zur Kirche. Die heutige ta- hitianische Gesellschaft ist aus Mar- celos Sicht vor allem eine Spaß- und Partygesellschaft. „Zu der Zeit gab es weniger zu lachen, weniger la- chende Gesichter, deshalb sind es meist ernste und traurige Bilder.“ I Rainer Heubeck

Informationen

Anbieter:Eine 16-tägige 3-Insel-Reise nach Französisch-Polynesien, die Aufenthalte auf den Inseln Tahiti, Bora Bora und Moorea umfasst, wobei jeweils in preisgünstigen Pensionen über- nachtet wird, ist bei L’Evasion Tours im Angebot (Oskar-Pletsch-Straße 7+8, 01324 Dresden, Telefon: 03 51/8 48 08 46, Fax: 03 51/

8 99 61 00, E-Mail: l-evasion-tours@t-online.de, Internet: www.tahiti-evasion.de).

Bei Benecke’s Reisewelt (Dorfstraße 19, 38486 Poppau, Telefon: 03 90 00/5 10 00, Fax:

03 90 00/5 10 01, E-Mail: info@beneckes-reise welt.de, Internet: www.beneckes-reisewelt.de)

gibt es einen 8-Tage-7-Nächte-Aufenthalt in Lu- xushotels auf Tahiti und zwei Nachbarinseln.

Eine gute Auswahl an individuell kombinierba- ren Petite Hotels in Französisch-Polynesien bietet auch Karawane Reisen GmbH, Schorndorferstraße 149, 71638 Ludwigsburg, Telefon: 0 71 41/

2 84 80, Fax: 0 71 41/28 48 55, E-Mail: info@

karawane.de, Internet: www.karawane.de.

Auskunft:Tahiti Tourisme, c/o TravelMarketing Romberg TMR GmbH, Schwarzbachstraße 32, 40822 Mettmann/Düsseldorf, Telefon: 0 21 04/

28 67 25, Fax: 0 21 04/91 26 73, E-Mail:

tahiti@travelmarketing.de, Internet: www.tahiti tourisme.de.

Gauguins wichtigstes Thema:

Die Anmut der Südsee- bewohner

Der Markt braucht neue Motive.

Foto:picture-alliance/AKG-Images

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