SPEKTRUM LESERBRIEFE
ken im eigenen Auge unmög- lich zu machen, neben dem Splitter im Auge des anderen auch seine positiven Beiträge zu sehen.
Welcher vernünftige Grund spricht denn gegen ei- ne vertrauensvolle Koopera- tion mit den Apothekern, ge- gen eine Zusammenarbeit, die, das haben etliche Bei- spiele im kleinen Rahmen ge- zeigt, zu beiderseitigem Nut- zen sein kann? Im Zeitalter des „Arzt-hopping" per Chip-Karte kann dies die Arzneimittelsicherheit nur fördern. So ganz nebenbei gewinnt dann auch der Pati- ent (ich habe einmal gelernt, daß es eigentlich um ihn geht).
Ein einfaches Beispiel:
Welcher Arzt weiß schon um den Konsum seiner alten Pa- tienten, zum Beispiel mit Vorhofflimmern, an „Klo- sterfrau Melissengeist" („Al- kohol trinke ich nie, Herr Doktor!")? Der Apotheker erlebt die Situation hautnah, er kann hier eher einmal mit dem Patienten darüber spre- chen.
Nebenbei bemerkt scha- det eine profunde Kenntnis - der Pharmakologie sicher nicht — und wer könnte nicht
Krankenhaus
Zu dem Beitrag „Die ,gerichtsfeste' Organisation des Krankenhausbetrie- bes: Erscheinungsform, Diagnose, Therapie" von Rechtsanwalt Gerd Krieshammer und Ass. jur. Ulrike Theulien in Heft 8/1995:
Qualitätsmanagement vonnöten
Völlig zu Recht weisen die Autoren darauf hin, daß es für das Krankenhaus bei be- haupteten Organisations- mängeln sehr vorteilhaft ist, über eine geschlossene Doku- mentation seiner Organisati- onsstruktur zu verfügen.
Analoges gilt auch für die me- dizinischen Fachabteilungen, denn organisatorische Män- gel innerhalb dieser Ebene stellen ebenso Gefahrenquel-
noch etwas dazulernen?
Manchmal läßt sich so ge- meinsam eine schwierige Therapie optimieren, wobei der Apotheker der Berater ist und sich auch als solcher fühlt.
Im übrigen klappt dies auch im Kollegenkreise — wenn das gegenseitige Miß- trauen nicht zu groß ist.
Letztlich führen eben auch Gesundheitschecks in Apo- theken neben Lebens- und Diätberatung zu dem Rat, den Arzt aufzusuchen.. .
Dr. med. Sabine Marbach, Am Breul 36, 61194 Niddatal
Hoffentlich bald Vergangenheit
. . . Daß Ärzte und Apo- theker sich in ihrem berufs- spezifischen Wissen ergänzen und in guter Kooperation für die Patienten das Optimum erreichen, kann man tagtäg- lich in der Klinik erfahren.
Ich kann im Sinne der Patien- ten nur hoffen und wünschen, daß die „Dr. med. Niepels"
bald Vergangenheit sind.
Dr. rer. nat. Claus Einberger, Klinikum der Stadt Mann- heim, Apotheke, 68135 Mannheim
len für den Patienten dar. Bei klinischen Laboratorien sind dies zum Beispiel Probenver- wechslungen, Verwendung verfallener Reagenzien, ein insuffizienter Notdienstser- vice oder die nicht rechtzeiti- ge Weitergabe alarmierender Befunde.
„Therapie" heißt auch hier: Klare Regelungen der Abläufe und Verantwortlich- keiten. Der Aufbau und die Pflege einer entsprechenden Dokumentation als Instru- ment des Qualitätsmanage- ments sind allerdings keines- wegs einfach. Das Institut für Standardisierung und Doku- mentation im medizinischen Laboratorium (INSTAND e.V.) hat deswegen einen Mustertext unter dem Titel
„Umfassendes Qualitätsma- nagement im medizinischen Laboratorium" ausgearbei-
tet, der bei der Überprüfung der eigenen Organisations- struktur und bei der Zusam- menstellung eines Hand- buchs als Hilfe dienen soll.
Der Text ist als Broschüre und auch auf Diskette erhält- lich.
Vor allem das Bemühen um eine optimale Struktur-, Prozeß- und Ergebnisqualität in der Patientenversorgung sind Anlaß, sich in der Klinik auch auf der Ebene der Fach- abteilung intensiv mit der Einführung von Qualitätsma- nagement zu beschäftigen.
Die Vermeidung von Rechts- streitigkeiten mit Patienten ist dabei ein wichtiges, aber für den verantwortlichen Ab- teilungsleiter sicherlich nicht das auslösende Moment.
Dr. med. Friedrich da Fonse- ca-Wollheim, INSTAND e.V., Abteilung Dokumenta- tion, Postfach 25 02 11, 40225 Düsseldorf
Therapie
Zu dem Leserbrief „Wissenschafts- streit" von Dr. med. Peter Zimmer- mann in Heft 6/1995, der sich auf den Beitrag „Ungeeignet",. eine Bespre- chung des Buches von Helmut Kiene:
Komplementärmedizin — Schulmedi- zin, durch Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Sewing in Heft 46/1994 bezog:
Zweigeteilte Medizin
Ich freue mich, daß wenig- stens in Form von Abstraktio- nen über die Therapie funk- tioneller Krankheiten gespro- chen wird. Konkrete Darstel- lungen läßt wohl der medizi- nische Dogmatismus nicht zu.
Was hat dieser Dogmatismus erreicht? Eine zweigeteilte Medizin! Die funktionellen Erkrankungen werden von den Heilpraktikern behan- delt, glücklicherweise meist mit Erfolg, somit ist unsere
„Außenseiter"-Vorarbeit doch nicht sinnlos. Den Ärz- ten bleibt die manifeste Er- krankung — der Krebs usw.
Die Techniker haben die- sen Dogmatismus wenigstens benutzen können. Tagelang haben sich die Entwickler der
Kernspintomographie bei mir über Magnetfeldtherapie in formiert, so daß diese Form der Magnetfeldbeeinflussung wenigstens objektiviert wur- de. . .
Dr. med. Gerhard Modereg- ger, Malvenstraße 2, 76189 Karlsruhe
Sprachliches
Zu dem Leserbrief „Sensibilitätsman- gel" von Dr. med. Kriemhild Synder in Heft 8/1995:
Nicht nachvollziehbar
Die Ausführungen von Frau Kollegin Synder bezüg- lich des Formulares zur „Ver- ordnung einer Krankenbeför- derung" sind meiner Mei- nung nach komplett nicht nachvollziehbar. Unbestreit- bar handelt es sich bei der ge- meinsamen Beförderung von mehr als einem Verletzten/
Erkrankten in einem Ret- tungsmittel (Krankentrans- portwagen beziehungsweise Rettungs-/Notarztwagen) um einen Sammeltransport. Die Fahrzeuge sind hierfür im Be- darfsfall ausgerichtet; die Be- zeichnung der Beförderungs- art als „Sammeltransport" ist sprachlich und sachlich zu- treffend.
Wie hier eine Verbindung zu den Sammeltransporten während des Nationalsozia- lismus gezogen werden kann, erstaunt. Ich kann diese Ver- bindung nicht nachvollzie- hen; ganz sicher verkenne ich dennoch nicht die von Frau Synder angesprochene Situa- tion der Judendeportierun- gen in den Jahren 1933 bis 1945. Einen „Sensibilitäts- mangel" bei der Wahl der Transportartbezeichnung er- kenne ich nicht. Wenn als lo- gische Konsequenz der Aus- führungen von Frau Synder alle doppeldeutigen/mehr- deutigen beziehungsweise mehrdeutbaren Vokabeln zu streichen wären, würde sich unser Wortschatz sicher er- heblich reduzieren.
Martin Schneider, Neuhäu- serstraße 113, 33102 Pader- born
A-908 (10) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995