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Archiv "Ernährungsmedizin: Herausforderung und Chance" (03.10.1991)

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Academic year: 2022

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Ernährungsmedizin

Herausforderung und Chance

Peter Schauder

Die Ernährungswissenschaft hat der Medizin zahlreiche Wege zur Prophylaxe ernährungsbedingter Erkrankungen sowie zur Behandlung krankheitsbedingter Ernährungsstörungen aufge- zeigt. Dennoch ist nach Auffassung des Autors die emährungs- medizinische Versorgung der Bevölkerung nicht optimal. Des- halb wurde vor kurzem die „Deutsche Gesellschaft für Ernäh- rungsmedizin" gegründet, die sich dem Thema bereits auf ei- nem Symposium „Ernährungsmedizin an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland" widmete.

umfangreicher Spezialkenntnisse voraus.

Ernährungsmedizin ist an den Universitäten kein Lehr- oder Prü- fungsfach. Einige Universitäten bie- ten auf freiwilliger Basis ein spärli- ches Angebot ernährungsmedizini- scher Vorlesungen an. Medizinstu- denten erfahren somit kaum etwas über den theoretischen Hintergrund, die Indikationen, Kontraindikatio- nen, Durchführung, Überwachung und Nebenwirkungen der verschie- denen ernährungstherapeutischen Verfahren.

Die zunehmend mit ernährungs- medizinischen Fragen konfrontierte Ärzteschaft erhält somit während ih- res Studiums keine ausreichende Ausbildung für diese Tätigkeit. Es wird dem Arzt also zugemutet, sich das komplexe Gebiet der Ernäh- rungsmedizin selbständig zu erarbei- ten.

Die Liste der Erkrankungen, zu deren Prophylaxe und Therapie er- nährungsmedizinische Maßnahmen einen anerkannten Beitrag leisten können, wird ständig länger (1). Zu ihnen gehören insbesondere auch solche Erkrankungen, die wesentlich für die Morbidität und Mortalität der Bevölkerung in Deutschland ver- antwortlich sind, wie Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Tumorleiden oder Lebererkrankungen (2, 3). Die Er- nährungswissenschaft hat Wege auf- gezeigt, wie durch prophylaktische ernährungsmedizinische Maßnah- men die Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung erheblich gesenkt und die Lebenserwartung verlängert wer- den kann. Gleichzeitig wurden spek- takuläre therapeutische Leistungen erzielt, beispielsweise totale parente- rale Ernährung zu Hause für mehr als 15 Jahre bei Ausfall des gesamten Magen-Darm-Traktes. Das Spek- trum der ernährungsmedizinischen Möglichkeiten wird derzeit jedoch ungenügend genutzt.

In der Bevölkerung wächst das Interesse an Fragen der Ernährung.

Gesunde wie Kranke wünschen im- mer häufiger von ihrem Arzt Aus- kunft über richtige Ernährung. Sie dokumentieren damit ihr Vertrauen in die propagierte Wirksamkeit der ernährungsmedizinischen Maßnah- men zur Prophylaxe und Therapie

von Erkrankungen. Die Ärzteschaft steht vor der Aufgabe, diesem Ver- trauen einer großen und wachsenden Klientel gerecht zu werden.

Ernährungsmedizinische Ver- fahren reichen von der Ernährungs- beratung mit dem Ziel, gegebenen- falls Ernährungsgewohnheiten um- zustellen, über die Verordnung von Diäten bis hin zum Einsatz der künstlichen enteralen und parente- ralen Ernährung. Patienten zahlrei- cher Disziplinen der Medizin sind auf diese Verfahren angewiesen. Es gibt viele Belege, daß ernährungsme- dizinische Maßnahmen insgesamt zu selten zum Einsatz kommen. Bei- spielsweise ist Ernährungstherapie noch kein integraler Bestandteil im Gesamtkonzept der Behandlung von Tumorpatienten. Andererseits lei- den, je nach Turmorart, bis zu 80 Prozent der stationären Tumorpa- tienten an Mangelernährung (4).

Das Mißverhältnis zwischen Bedarf und Angebot ernährungsmedizini- scher Leistungen äußert sich zuneh- mend darin, daß Nichtmediziner in diesen Bereichen tätig werden.

Lehre

Kompetente Durchführung der verschiedenen ernährungsmedizini- schen Verfahren setzt den Erwerb

Forschung

Zahlreiche ernährungsmedizini- sehe Probleme sind noch ungenü- gend erforscht. Der Arzt sieht sich deswegen mit manchem Unklaren, Tendenziösen und Widersprüchli- chen konfrontiert, das über richtige natürliche oder künstliche Ernäh- rung sowie über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Erkran- kung geschrieben oder geredet wird.

Klarstellung ist notwendig, das heißt es besteht Forschungsbedarf.

Ernährungsmedizinische For- schungsmöglichkeiten an den medi- zinischen Fakultäten sind äußerst begrenzt. Etablierte ernährungsme- dizinische Einrichtungen für For- schung (und Patientenversorgung) stellen Ausnahmen dar. Wenn sonst noch irgendwo ernährungsmedizini- sche Forschung betrieben wird, ge- schieht dies in Privatinitiative einzel- ner Hochschullehrer unter erschwer- ten Bedingungen. Beispielsweise wird ernährungsmedizinische For- schung von der Deutschen For- schungsgemeinschaft nicht schwer- punktmäßig

gefördert.

An relevanten ernährungsmedi- zinischen Forschungsthemen aber herrscht kein Mangel. Welche Be- sonderheiten sind beispielsweise Dt. Ärztebl. 88, Heft 40, 3. Oktober 1991 (29) A-3305

(2)

Die meisten Hunde essen gesünder als der Mensch.

Aktion:

Essen mit Köpfchen.

Ni. Ihre Gesunclh,2 nvxfien*unaate,.

Gesunde Ernährung ist „in", und das auch längst bei den gesetzlichen Krankenkassen. Bei- spiel dafür: Eine Plakataktion „Essen mit Köpfchen" der Allgemeinen Ortskrankenkassen zu diesem Thema. Ob Säugling, Senior oder Single: Richtige Ernährung, so die Botschaft der Plakate, ist für alle wichtig. Foto: AOK bei der Ernährung gesunder und

kranker alter Menschen zu berück- sichtigen, deren Anteil an der Ge- samtbevölkerung ständig wächst?

Wie muß die natürliche oder künstli- che Ernährung von Tumorpatienten beschaffen sein, um das Weiterwach- sen des Tumors möglichst zu verzö- gern? Welches ist die optimale par- enterale Ernährung bei postoperati- ver Sepsis? Schließlich, als letztes Beispiel, welche Ernährungsmög- lichkeiten stehen zur Verfügung, um freie Radikale bzw. reaktive Sauer- stoffgruppen zu neutralisieren, die an der Entstehung degenerativer Er- krankungen, zum Beispiel aus dem rheumatischen Formenkreis, betei- ligt sind (5)?

Fazit und

Konsequenzen

Die Ernährungswissenschaft hat der Medizin zahlreiche Wege zur Prophylaxe ernährungsbedingter Er- krankungen sowie zur Behandlung krankheitsbedingter Ernährungsstö- rungen aufgezeigt. Auf Erkenntnis- sen der Ernährungswissenschaft ba- sierende richtige Ernährung gehört mit zu den wirksamsten und kosten- günstigsten Formen der Präventiv- medizin. Die Umsetzung der vorhan- denen Möglichkeiten zur Verbesse- rung der ernährungsmedizinischen Versorgung in konkreten Maßnah- men läßt erheblich zu wünschen üb- rig.

Die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)" erfolgte mit dem Ziel, an der Schaffung entsprechender Vor- aussetzungen mitzuwirken.

Auf dem Symposium „Ernäh- rungsmedizin an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland"

wurden als derzeit gravierendstes Hemmnis für eine Verbesserung der ernährungsmedizinischen Versor- gung der Bevölkerung die ungenü- genden Ausbildungs- und For- schungsmöglichkeiten an den Uni- versitäten verantwortlich gemacht.

Die DGEM wird sich dafür einset- zen, daß Ernährungsmedizin als Lehr- und Prüfungsfach in das Medi- zinstudium integriert wird, und daß an den Universitäten selbständige

Abteilungen für Ernährungsmedizin eingerichtet werden.

Um möglichst schnell Verbesse- rungen der ernährungsmedizini- schen Betreuung zu erreichen, wird die DGEM in enger Kooperation mit den ärztlichen Standesorganisatio- nen ein Fortbildungsprogramm erar- beiten und flächendeckend anbieten.

Literatur

(1) Heepe, F. (ed): Diätetische Indikationen.

Basidaten für die interdisziplinäre Ernäh- rungstherapie. Springer-Verlag, Berlin Hei- delberg New York London Paris Tokyo Hong Kong, 1990.

(2) Schriftenreihe des Bundesministers für Ju- gend, Familie und Gesundheit. Kohlham- mer Verlag, Stuttgart, 1989.

(3) Häußler, A., Rehm, J., Naß, E., Kohlmeier, L.: Ernährung, Krankheit, Gesundheit, Wechselwirkungen. Bundesgesundheitsblatt 3/90: 94-96.

(4) De Wys, W. D., Begg, C., Lavin, P. T. et al:

Prognostic effect of weight loss prior chemotherapy in cancer patients. Am. J.

Med. 1980; 69; 491-497.

(5) Slater, T. F., Block, G. (eds): Antioxidant vitamins and ß-carotene in disease preven- tion. Am. J. Clin. Nutr. 1991; 53 (Supple- ment)

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Peter Schauder Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Robert-Koch-Straße 40 W-3400 Göttingen

FERNSEHKRITIK

Andrew Vachss — der zornige An- walt (Montag, 23. September, ZDF).

Der New Yorker Anwalt benutzt ein unkonventionelles Mittel, um auf Kindesmißhandlungen aufmerksam zu machen. Er schreibt Kriminalro- mane über die Greuel, die tagtäglich an Kindern verübt werden. „Mein Schlüsselerlebnis war die Nachfor- schung einer Syphilis-Infektion. Das letzte Glied in der Kette war ein neun Monate altes Baby", berichtete der bescheidene Jurist, der sich in angenehmer Weise von vielen Inter- view-Partnern unterscheidet, die meist keine Gelegenheit zur Selbst- darstellung ungenutzt lassen.

Daß Vachss mit seinen Schilde- rungen nicht übertrieben hatte, ver- deutlichten unter anderem Bilder von Kindern, auf denen Eltern ihre Zigarettenkippen ausgedrückt hat- ten. „Wenn Ihr Film fair ist, dann sa- gen Sie nicht, das sei typisch für Amerika", stellte Vachss abschlie- ßend fest. Seine Befürchtungen wa- ren jedoch unbegründet. Die ausge- wogenen Kommentare ließen keinen Zweifel daran, daß Kindesmißhand- lungen nicht nur in New York, son- dern in ähnlichem Ausmaß überall auf der Welt anzutreffen sind. Kli A-3308 (32) Dt. Ärztebl. 88, Heft 40, 3. Oktober 1991

Referenzen

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