• Keine Ergebnisse gefunden

Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung"

Copied!
484
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung

(2)
(3)

Kooperative

Informationsinfrastrukturen als Chance und

Herausforderung

 Thomas Bürger zum 65. Geburtstag

Herausgegeben von Achim Bonte und Juliane Rehnolt

(4)

ISBN 978-3-11-058493-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-058752-4 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-058503-2

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution- NonCommercial- NoDerivatives 4.0 Lizenz. Weitere Informationen finden Sie unter http://creativecommons.

org/licenses/by-nc-nd/4.0/.

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Names: Bonte, Achim editor.

Title: Kooperative informationsinfrastrukturen als chance und herausforderung : festschrift fuer thomas buerger zum 65. geburtstag / [edited by] Achim Bonte.

Description: Boston, MA : De Gruyter, 2018.

Identifiers: LCCN 2018937179 | ISBN 9783110584936 (alk. paper)

Subjects: LCSH: Classification. | Library scienceGerman-speaking countries. | BISAC:

LANGUAGE ARTS & DISCIPLINES / Library & Information Science / General.

Classification: LCC Z696.A4 K567 2018 | DDC 025.4/2dc23 LC record available at https://lccn.loc.gov/2018937179

Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek

The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie;

detailed bibliographic data are available on the Internet at http://dnb.dnb.de.

© 2018 Achim Bonte und Juliane Rehnolt, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Buch ist als Open-Access-Publikation verfügbar über www.degruyter.com.

Coverabbildung: unter Verwendung von Jürgen Haufe: o. T., 1999. SLUB Dresden/Deutsche Fotothek. Foto: Klaus-Dieter Schumacher

Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

www.degruyter.com

(5)

Inhalt

Eva-Maria Stange Grußwort11 Achim Bonte

Zur Einführung13

Grußadressen

Peter Strohschneider23 Matthias Kleiner25 Frank Druffner26

Hermann Parzinger und Barbara Schneider-Kempf28 Hellmut Seemann31

Hans Müller-Steinhagen32 Hans Wiesmeth34

Dagmar Blei36 Bernhard Fabian38

Beiträge

Michael Knoche

Was macht die Zusammenarbeit von Bibliotheken so schwierig?43

(6)

Klaus Ceynowa

Was zählt und was stört–Zukunftsperspektiven der Bibliothek.

Zwischenrufe eines Erfahrungsübersättigten53 Dietrich Nelle

Die Verantwortung wissenschaftlicher Bibliotheken im Zeitalter der Digitalisierung70

Wolfram Horstmann

Zur Rolle von Bibliotheken in digitalen Forschungsinfrastrukturen93 Sabine Brünger-Weilandt

Kapital und Kooperation. Zum Wert von Bibliotheken110 Elisabeth Niggemann

Der„intelligente Datentopf“119 Thomas Stäcker

Das VD17 at your fingertips: Der Masterplan. Nachgedanken zu einem paradigmatischen Digitalisierungsprogramm131

Reinhard Altenhöner

Auf dem Weg zu einem nationalen Zeitungsportal. Eine materialspezifische Kooperation als Treiber eines neuen Dienstes für Wissenschaft und Forschung144

Ursula Hartwieg und Michael Vogel

Original und Digitalisat gemeinsam denken!161 Claudia Lux

Digitale Kooperationen der Qatar National Library172 Achim Bonte

Chancen und Fallstricke offener, kooperativer Softwareentwicklung.

Das Beispiel Kitodo182

Michaela Babion, Thomas Bähr und Irina Sens

Kooperation oder Wettbewerb. Oder: Ist Kooperation der neue Wettbewerb?193

6 Inhalt

(7)

Gabriele Beger

Kooperation. Drei Erfolgsgeschichten aus dem Norden203 Reiner Diedrichs und Ralf Goebel

Veränderungen sind nötig. Kooperation des Bibliotheksservice-Zentrums Baden-Württemberg (BSZ) und der Verbundzentrale des GBV (VZG)211 Katrin Stump

Kooperation unter dem Dach einer starken Marke. Die Zusammenarbeit der Bibliotheken der TU9224

Anne Lipp

Zuerst Kooperation, dann Förderung. Kooperationslinien im Vorfeld der Förderung wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft235

Frank Simon-Ritz

Politik für Bibliotheken. Zehn Jahre Thüringer Bibliotheksgesetz244 Konstanze Söllner

Der Deutsche Bibliothekartag. Netzwerk und Inkubator für den Wandel254 Klaus-Dieter Lehmann

Von smarten Oasen, Gameboxen und fahrenden Büchern268 Ulrich Johannes Schneider

Lesen als Arbeiten in der Bibliothek277 Julia Meyer

Kafka im Makerspace. Kooperation in der akademischen Schreibberatung289

Martin Munke

Gemeinsam Wissen schaffen. Vernetzte Beiträge von wissenschaftlichen Bibliotheken und Wiki-Communitys für eine digitale Landeskunde302 Roger Paulin

Der kosmopolitische Büchersammler. Zu August Wilhelm Schlegels Verzeichniß meiner Bücher im December 1811317

Inhalt 7

(8)

Wolfgang Schmitz

Bibliografien der lokalen Druckproduktion zur Frühen Neuzeit als Quelle der Regionalgeschichte. Neue Möglichkeiten im elektronischen Zeitalter326

Thomas Haffner

Konrad Haebler und die Entwicklung vom lokalen zum internationalen Inkunabelkatalog338

Klaus G. Saur

DasBörsenblatt für den Deutschen Buchhandel1834 bis 1945355 Andrea Wettmann

Die Archive und der„Digital Turn“. Eine Standortbestimmung361 Gilbert Lupfer

Bibliotheken und Kunstsammlungen in Dresden.

Eine Familiengeschichte372 Jens Bove

Fotografie aktivieren. Kooperative Strategien des„Archivs der Fotografen“ in der Deutschen Fotothek384

Barbara Wiermann

musiconn.performance–Musikalische Ereignisdaten im Fachinformationsdienst Musikwissenschaft398 Josef Matzerath

Leerstelle Kochbuch. Der Mangel an Kulinaria in öffentlichen Bibliotheken416

Jochen Strobel

Kollaborative Strukturen in der digitalen Edition. Akteure, Rollen, Verantwortlichkeiten, Rechtliches426

Andreas Degkwitz

Open Science. Kooperation zwischen Bibliothek und Wissenschaft438

8 Inhalt

(9)

Anke Berghaus-Sprengel

Forschungsnahe Dienstleistungen an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt447

Konstantin Hermann

Der konsortiale Bestandsaufbau als kooperative Informationsinfrastruktur.

Die AG Erwerbungskoordinierung der sächsischen Hochschulbibliotheken459

Anhang

Bibliografie Thomas Bürger471

Verzeichnis der Autoren und Herausgeber482

Inhalt 9

(10)
(11)

Grußwort

Diese Festschrift ehrt mit Prof. Dr. Thomas Bürger einen Bibliotheksdirektor, der über viele Jahre die sächsische Bibliothekslandschaft entscheidend geprägt hat. Er ist im Kreis seiner Fachkollegen hoch geschätzt, ebenso wie sein Rat in Fachgremien und im sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefragt ist.

Thomas Bürger wirkte seit 1998, von der Herzog August Bibliothek Wolfen- büttel kommend, zunächst als stellvertretender Generaldirektor in der Sächsi- schen Landesbibliothek–Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) und über- nahm im Jahr 2003 das Amt des Generaldirektors. Zu diesem Zeitpunkt lag hinter ihm und dem gesamten Bibliotheksteam eine Mammutaufgabe, der Be- zug des neuen Bibliotheksstandortes am Zelleschen Weg. Das war die erfolgrei- che organisatorische und physische Zusammenführung von zwei bedeutenden Bibliotheken des Freistaates Sachsens – der traditionsreichen Sächsischen Landesbibliothek und der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden, einer der größten Universitätsbibliotheken Deutschlands, zur Sächsi- schen Landesbibliothek–Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.

Ein wesentlicher Meilenstein in seiner Amtszeit in der SLUB ist die Initiative zu einem Struktur- und Entwicklungsplan für die wissenschaftliche Literatur- und Informationsversorgung im Freistaat Sachsen. Mit diesem Konzept ent- stand im Jahr 2008 eine weitsichtige Grundlage für die Entwicklung der wissen- schaftlichen Bibliotheken in Sachsen.

Die Novellierung des Gesetzes über die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und die Überführung in einen Staatsbetrieb zum 1. Januar 2014 eröffnete für die Bibliothek Räume für eigen- ständiges und wirtschaftliches Handeln.

Es zeugt von Weitsicht, dass Thomas Bürger die Notwendigkeit von Digitali- sierung und Langzeitarchivierung frühzeitig erkannt und in der ihm anvertrau- ten Bibliothek konsequent eine Modernisierungsstrategie verfolgt hat. Heute ist die SLUB eine der leistungsfähigsten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland, setzt Standards, wenn es um technische Entwicklungen im Be- reich bibliothekarischer Infrastruktur geht und koordiniert maßgeblich die Ent- wicklung in den sächsischen wissenschaftlichen Bibliotheken. Das seit 2015 durch den Freistaat Sachsen geförderte Landesdigitalisierungsprogramm ist ein Ergebnis nicht zuletzt seiner Bemühungen, um bei der Entwicklung und Stär- kung der Informationsinfrastruktur und der digitalen Informationsversorgung im Freistaat Sachsen Schritt zu halten. Die Entwicklung der Beiträge des Frei- staates Sachsen für die Deutsche Digitale Bibliothek und die Europäische Di-

Open Access. © 2018 Eva-Maria Stange, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-001

(12)

gitale Bibliothek –Europeana sind beispielhaft. Die SLUB kann sich heute zu den bedeutendsten Zulieferern aus Deutschland zählen. Aber auch dem Origi- nalerhalt fühlt sich Thomas Bürger verpflichtet, wie sein aktives Wirken in der Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts zeigt. Seinen unermüdlichen Einsatz für den jeweils angemessenen Umgang mit originalen und digitalen Quellen habe ich stets als beispielhaft empfunden.

Es wären noch viele weitere Aspekte der Arbeit Thomas Bürgers in den ver- gangenen 15 Jahren zu nennen: eine erfolgreiche Drittmittelstrategie, fruchtbare Kooperationen zwischen den Hochschulbibliotheken, mit der TU Dresden und im Verbund von DRESDEN-concept, Steigerung der internationalen Sichtbarkeit durch die erfolgreiche Bewerbung einer Lutherhandschrift für das UNESCO-Pro- gramm Memory of the World oder bedeutende Erwerbungen historischer Quellen für das Gedächtnis des Freistaates Sachsen.

In dieser Festschrift werden Teile und Aspekte einer kooperativen Infra- struktur für Bibliotheken vorgestellt. Dieses Thema war und ist ein ganz zen- trales Anliegen von Thomas Bürger.

Es ist mir ein Bedürfnis, Thomas Bürger sehr herzlich für seine Jahre im Dienst des Freistaates Sachsen an der Spitze der SLUB zu danken und ihm alles erdenklich Gute und vor allem stabile Gesundheit für die Zukunft zu wünschen.

Dresden, im Juli 2018

Dr. Eva-Maria Stange

Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

© SMWK/Martin Förster 12 Grußwort

(13)

Zur Einführung

Thomas Bürger erhält diese Festschrift zum 65. Geburtstag und zu seinem Dienstende als Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek–Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, der SLUB.„Eine Festschrift für den Generaldi- rektor“: Diese Formel passt für Thomas Bürger eigentlich nicht. Erstens zählt er selbst zu den inzwischen nicht mehr so seltenen Geistern, die die Gattung der Festschrift eher skeptisch bewerten; und zweitens entspricht der Gefeierte nach allgemeinem Urteil so gar nicht dem Klischee eines„Generaldirektors“. Distan- ziert auf dem Feldherrnhügel, eingebildet, autoritär und streitbar, das alles ist der scheidende Leiter der SLUB beileibe nicht. Wenn sich binnen kurzer Frist sehr viele Menschen dankenswerterweise bereit erklärt haben, mit Grußadres- sen und Beiträgen an einer Festschrift für Thomas Bürger mitzuwirken, ist dies vielmehr gewiss auch darauf zurückzuführen, dass der Gefeierte zu diesem Klischee geradezu das Gegenteil bildet. Nahbar, gleichbleibend freundlich, be- merkenswert uneitel und stets auf Harmonie und Zusammenarbeit bedacht, hat Thomas Bürger mit hohem persönlichen Einsatz nicht nur „seine“Bibliothek sowie das deutsche Bibliothekswesen wesentlich beeinflusst, sondern auch weit darüber hinaus, im Dresdner Wissenschaftsraum, in der Stadtgesellschaft, in wichtigen wissenschaftlichen und kulturellen Gremien oder bedeutenden Insti- tutionen des Archiv- und Museumswesens engagiert zahllose Beziehungen ge- pflegt und wertvolle Entwicklungsimpulse geliefert. Das Leitthema dieser Fest- schrift–Kooperation bzw. beharrliches Streben nach Kooperation–darf damit zweifellos als ein Markenzeichen seiner Persönlichkeit und seiner beruflichen Arbeit gelten.

Obwohl von ihm selbst nicht angestrebt, ist eine Festschrift das geeignete Mittel, um Thomas Bürgers Arbeit angemessen zu würdigen. Die erste Fest- schrift der Welt erschien 1640 in Sachsen, eine Publikation anlässlich des 200.

Jubiläums der Erfindung der Buchdruckerkunst. Wie sollte ausgerechnet die Sächsische Staatsbibliothek mit dieser Tradition brechen? Zudem gilt die Fest- schrift zwar zuerst der gefeierten Person, aber doch immer auch dessen Amt und der ihm anvertrauten Institution. Was dem ersten regulären Generaldirek- tor der SLUB, Jürgen Hering, recht war, sollte entsprechend auch dem zweiten, Thomas Bürger, billig sein. Schließlich scheint die Festschrift auch passend, da der Gefeierte wie kaum ein zweiter derzeit aktiver Bibliotheksdirektor seine dienstliche Arbeit mit seinen vielfältigen geistigen Interessen und einer regen Publikationstätigkeit zu verbinden wusste. Der in dieser Festschrift gewürdigte persönliche Einsatz für den Nachlass August Wilhelm Schlegel, die Bibliotheca Gastronomica oder die systematische Zeitungsdigitalisierung, Thomas Bürgers

Open Access. © 2018 Achim Bonte, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-002

(14)

intensive Beschäftigung mit den Verzeichnissen der im deutschen Sprachraum erschienenen historischen Drucke, mit dem Maya-Codex und dem Dresdner Sachsenspiegel, mit Talleyrand, Maria Sibylla Merian und Karl May, mit Wolf- ram Siebeck oder Hartmut Haenchen bediente jeweils nicht nur die Interessen der SLUB als einer bedeutenden Informationseinrichtung und Forschungsbi- bliothek, sondern bewies auch die nie versiegende Leidenschaft ihres Direktors für neuen Wissensstoff und die wissenschaftliche Arbeit.

Die Wolfenbütteler Jahre

Bevor Thomas Bürger als Stellvertreter des Generaldirektors der SLUB 1998 nach Dresden kam, wirkte er über 20 Jahre an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, zuletzt als Leiter der„Sammlung historischer Drucke“. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Müns- ter wurde er 1981 in der Bibliothek angestellt, nachdem er schon als Student mit ihr in Berührung gekommen war. Die Anregung zur bibliothekarischen Laufbahn erhielt Thomas Bürger durch die Begegnung mit dem bedeutenden Li- teraturwissenschaftler und Bibliothekar Paul Raabe, der ihm bis zu Raabes Tod ein geschätzter Mentor und Freund geblieben ist. Nach der Ausbildung zum Hö- heren Bibliotheksdienst in Wolfenbüttel und Köln 1984/1985 widmete sich Thomas Bürger mit Fleiß und Begeisterung dem international beachteten histo- rischen Buchbestand der Wolfenbütteler Bibliothek. Besondere Verdienste er- warb er sich um den von Martin Bircher begründeten, zuletzt 46 Bände umfas- senden Katalog der Wolfenbütteler Barockdrucke, einen Meilenstein der Er- schließung des gedruckten deutschsprachigen Schrifttums des 17. Jahrhunderts.

Folgerichtig hatte er auch an der Entstehung des 1996 gestarteten Verzeichnis- ses der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17) wesentlichen Anteil. Zu den Höhepunkten der Wolfenbütteler Jahre zählte gewiss ebenfalls, dass er im Rahmen der kooperativen, anfangs durch die Volkswagen-Stiftung geförderten „Sammlung deutscher Drucke“ jährlich für bis zu einer Million DM fehlende und seltene Drucke des 17. Jahrhunderts erwerben durfte. Neben dem 17. Jahrhundert beschäftigten Thomas Bürger auch die Buch- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, wie seine 1990 abge- schlossene, auf Anregung Martin Birchers entstandene Dissertation über„Auf- klärung in Zürich. Die Verlagsbuchhandlung Orell, Gessner, Füssli & Comp.“ belegt.

14 Zur Einführung

(15)

Stellvertreter des Generaldirektors an der SLUB

Als Stellvertreter des Generaldirektors der SLUB blieb Thomas Bürger zunächst eng seinen Wolfenbütteler Aufgabenschwerpunkten verbunden. Während sein Chef, Jürgen Hering, alle Kraft auf die Vorbereitung des 2002 eröffneten Neu- baus der Zentralbibliothek am Zelleschen Weg konzentrierte, widmete er sich im Altbau der Landesbibliothek in der Marienallee hauptsächlich dem von Krieg und Kriegsfolgen arg gebeutelten wertvollen historischen Bibliotheksbestand.

Er initiierte unter anderem die Imagedigitalisierung der historischen Zettelka- taloge und führte die datenbankunterstützte Handschriftenerschließung ein.

Mit den Faksimileausgaben der Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels sowie des Dresdner Exemplars des Blumenbuchs der Maria Sibylla Merian sorgte er außerdem dafür, dass besonders bedeutende Kulturdokumente der Bi- bliothek wieder international wahrgenommen und für die wissenschaftliche Forschung leichter verfügbar wurden. Dank seiner Begeisterungsfähigkeit und mit geschicktem Werben um die jeweils geeigneten Sponsoren folgten dem Sachsenspiegel-Faksimile eine wissenschaftliche Edition mit Transkription, Übersetzung, Bildkommentar und Aufsatzband, schließlich die Beschreibung nach neuesten wissenschaftlichen Standards im Rahmen eines großen DFG-Pro- jekts zur Tiefenerschließung und Digitalisierung aller deutschsprachigen mittel- alterlichen Handschriften der SLUB. Ein bleibendes Zeugnis aus dieser Zeit ist auch das 2006 zum 450. Gründungsjubiläum der Bibliothek erschieneneSLUB- Lexikonüber Geschichte und Gegenwart, Personen, Bestände und Dienstleis- tungen, das einem ähnlichen Werk für Wolfenbüttel aus dem Jahr 1992 ent- sprach.

Als Mitglied des Leitungsteams war Thomas Bürger daneben selbstver- ständlich auch in die grundlegenden Veränderungsprozesse in der Bibliothek eingebunden. Die 1990er Jahre waren für die SLUB eine besonders anstrengen- de Zeit. 1996 aus der Zusammenführung von Universitätsbibliothek der TU Dres- den und Sächsischer Landesbibliothek entstanden, mussten im Zuge von Fusion und Neubauvorbereitung in kurzer Frist zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für neue Aufgaben gewonnen, alle Betriebsabläufe vereinheit- licht und dezentrale Bibliotheken integriert werden. Zugleich galt es, empfindli- che, historisch bedingte Bestandslücken an aktueller Literatur auszugleichen und umfangreiche Bestände auszusondern bzw. neu zu signieren. Nach den sehr harten Auseinandersetzungen um die Gründung der neuen wissenschaftli- chen Großbibliothek zu Beginn des Jahrzehnts wurde all dies noch begleitet von der Skepsis der Verfechter einer eigenständigen „Sächsischen Landesbi- bliothek“, die bezweifelten, ob die Fusion auch tatsächlich das halten würde,

Zur Einführung 15

(16)

was sich ihre Befürworter davon versprachen. Die wesentlichen Protagonisten jener Zeit, der langjährige sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Mey- er (1990–2002), der kommissarische Generaldirektor Günter Gattermann (1996/

1997) sowie Generaldirektor Jürgen Hering (1997–2003), haben sich um die SLUB unschätzbare Verdienste erworben. Aber auch alle anderen damals Betei- ligten, insbesondere die hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SLUB, dürfen auf diese erfolgreichen Gründerjahre der SLUB mit Recht stolz sein.

Generaldirektor

Als Thomas Bürger im Herbst 2003 den Staffelstab übernahm, bezog er sein Bü- ro in einem neuen Gebäude mit einem umfangreichen neuen Dienstleistungsan- gebot und einem wohlgeordneten Bestand. Während die äußere Neugründung der Bibliothek somit sichtbar zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen war, standen in seiner Amtszeit vor allem zwei Themen fortlaufend auf der Tagesord- nung. Erstens ging es darum, nach der äußeren Integration auch die innere zu vollenden, d. h. mit den Kolleginnen und Kollegen aus ehemals zwei Bibliothe- ken–und durch starken Zuzug von Westdeutschen mehr als anderenorts übri- gens auch aus zwei Gesellschafts- und Wertesystemen– eine gemeinsame Bi- bliotheksstrategie und Betriebskultur zu entwickeln. Zweitens blieb noch die Aufgabe, die neue wissenschaftliche Großbibliothek aus„Deutsch-Fernost“mit dem seltsamen langen Namen hinsichtlich Image, Sichtbarkeit, Kooperations- netz sowie Innovations- und Drittmittelfähigkeit im vereinigten Deutschland wieder dahin zu bringen, wo die traditionsreiche Sächsische Landesbibliothek in den 1920er Jahren bereits einmal gewesen war: auf die vorderen Plätze der deutschen Bibliotheks-Liga.

Branchenkenner wissen, dass diese Aufgabe in den letzten 15 Jahren glän- zend gemeistert wurde. Die SLUB ist heute eines der wichtigsten bibliothekari- schen Koordinierungs- und Servicezentren im deutschsprachigen Raum und schickt sich z. B. in Kooperations- und Leistungspartnerschaften mit den großen Bibliotheken in Polen und Tschechien in den letzten Jahren auch vermehrt an, Hans Joachim Meyers Gründungsvision der„Bibliothek europäischen Ranges“ mit Leben zu erfüllen. Die Bibliothek entwickelt unter anderem im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft drei Fachinformationsdienste, betreibt das sächsische Landesdigitalisierungsprogramm und ein überregional wirksames Langzeitarchiv, sie ist Motor der großen Entwicklergemeinschaft für die Digitali- sierungssoftware „Kitodo“, Kompetenzzentrum für Open Science und For- schungsdaten, für Provenienzforschung und Bestandserhaltung. Daneben be- 16 Zur Einführung

(17)

müht sie sich in zahlreichen Gremien, wie etwa dem„Rat für Informationsinfra- strukturen“, dem„Kompetenznetzwerk Deutsche Digitale Bibliothek“oder der Gruppe„TU9-Bibliotheken“, fortgesetzt um eine engere Kooperation und Ab- stimmung unter den führenden Informationsinfrastruktureinrichtungen. Diese Leistungen sind umso mehr anzuerkennen, als sie fast in der gesamten Amtszeit von Thomas Bürger von einem anhaltenden Personalabbau begleitet waren.

Zwischen 2003 und 2018 hat die SLUB über ein Drittel ihrer Personalstellen ver- loren, so viel wie wohl kaum eine zweite wissenschaftliche Bibliothek in Deutschland. Zugleich ist für die zahlreichen zusätzlichen Aufgaben der digita- len Transformation im gesamten Zeitraum niemals auch nur eine einzige zu- sätzliche Stelle neu bewilligt worden.

Auch als Generaldirektor blieben Thomas Bürger Themen des Alten Buches besonders nah, freilich betrieb er diese keineswegs traditionell, sondern suchte sie stets mit den aktuellen Chancen der digitalen Informationsinfrastruktur zu verknüpfen. Auf ein besonders großes Presseecho stieß zum Beispiel seine Fest- veranstaltung zur Maya-Zeitenwende am 21. Dezember 2012, in der mit einem transkontinentalen, live bei ARTE übertragenen Konzert der Dresdner Sinfoni- ker und einer „Überlebensparty“ nach Mitternacht die seinerzeit blühenden Spekulationen um ein im Maya-Kalender vorgeblich prophezeites Weltende kreativ aufgenommen wurden. Ähnlich ergreifend war die digitale Rekon- struktion des Dresdner bzw. Breslauer Machsor, einer jüdischen liturgischen Prachthandschrift aus dem 13. Jahrhundert, die nach Jahrhunderten der Trennung an beiden Orten wieder zusammengeführt werden konnte. Erwäh- nenswert sind ferner Thomas Bürgers Verdienste um den Aufbau der„Koordi- nierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“(KEK) und die Eta- blierung eines entsprechenden „Nationalen Aktionstages“. Mit der Ausarbei- tung einer Denkschrift, die im April 2009 an Bundespräsident Horst Köhler übergeben wurde, trug er entscheidend dazu bei, dass die Gefährdung der Originale in Archiven und Bibliotheken die politische Agenda erreichte. Persön- lichen Anteil hatte er ebenso an der Gründung des„Notfallverbunds Dresden“ im September 2011, mit dem elf Dresdner Institutionen für ihre Archive, Biblio- theken und Museen Strukturen geschaffen haben, um sich im Bedarfsfall bei der Sicherung gefährdeten Kulturguts rasch unterstützen zu können.

Die zweite zentrale Aufgabe seiner Amtszeit, die Entwicklung einer verbin- denden Bibliotheksstrategie und Betriebskultur unter den Kolleginnen und Kollegen, ist per se ein kontinuierlicher Prozess, an dem viele Menschen betei- ligt sind und der sich nicht ähnlich planmäßig entwickeln lässt wie etwa der Bau eines neuen Gebäudes. Mit seiner stets einladenden, teamorientierten Art hat Thomas Bürger indes auch auf diesem Gebiet zweifellos Manches erreicht.

Vorbildlich wirkte zum Beispiel der entschlossene Ausbau der Personalentwick-

Zur Einführung 17

(18)

lung mit spezifischen Personalressourcen und einem nennenswerten Budget, ein Bereich, der in vielen öffentlichen Einrichtungen trotz absehbarer demogra- fischer Probleme und stetig wachsender Qualifikationsanforderungen immer noch grob vernachlässigt wird. Einen erheblichen Entwicklungsimpuls bedeute- te ferner die Einführung eines modernen sozialen Intranets im Jahre 2012, das auf der Basis eines professionellen Enabling-Programms und klarer Erwartun- gen an die Vorbildfunktion der Führungskräfte des Hauses jährlich höhere Be- teiligungsraten hinsichtlich der Gesamtbeteiligung wie auch der nicht nur le- senden, sondern aktiven Mitwirkung am betriebsinternen Informations- und Willensbildungsprozess ergab.

„Thomas Bürger, der Menschenfischer“, so hat ihn einmal ein Dresdner Wissenschaftler genannt. Sein ausgeprägtes Interesse für Menschen und anre- gende Ideen sowie seine schier unermüdliche Hilfsbereitschaft belegt Thomas Bürgers vielfältige Gremientätigkeit. Er war nicht nur Mitglied im bedeutenden

„Rat für Informationsinfrastrukturen“, Vorsitzender des Ausschusses für Wis- senschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme der DFG oder Beiratsmit- glied der Deutschen Nationalbibliothek oder der TIB Hannover, sondern z. B.

auch des Wissenschaftlichen Beirats des Karl-May-Museums in Radebeul, des Beirats der Sächsischen Heimatblätteroder des Vereins„Studienstätte Schloss Nöthnitz“. Er engagierte sich außerordentlich intensiv für den Wissenschafts- verbund DRESDEN-concept und die „Henry Arnhold Dresden Summer School“ und beteiligte sich ebenso an zahlreichen Aktivitäten, um Dresden als tolerante, weltoffene Stadt zu profilieren. In Anerkennung seiner kontinuierlichen wissen- schaftlichen Arbeit und vielfältigen Verdienste um die Entwicklung der TU Dresden wurde er 2009 zum Honorarprofessor an der Fakultät Sprach-, Litera- tur- und Kulturwissenschaften berufen.

In seinen informationswissenschaftlichen Veröffentlichungen beharrt Thomas Bürger auf dieser Haltung–und formuliert sie zugleich mit beruhigen- der Zuversicht, Umbrüchen und Veränderungen gegenüber fasziniert und neu- gierig zu bleiben. Der Traum einer Universalbibliothek ist ein alter, nur kann er jetzt um die Attribute „virtuell“ und„weltumspannend“ ergänzt werden. Für ihn kennzeichnet das digitale Zeitalter einen Wandel, der der Aufklärung, der Erhellung, dem Austausch und der Vermittlung neuen Schub gibt. Alle diese Stichwörter sind nicht nur Bestandteile von Publikationstiteln Thomas Bürgers, sondern untrennbar mit seiner grundoptimistischen Persönlichkeit verbunden.

An der Festschrift haben zahlreiche Persönlichkeiten mitgewirkt, die Thomas Bürgers Weg teils seit vielen Jahren begleiten. Entsprechend der breiten Interessen und des spartenübergreifenden Ansatzes des Jubilars stammen die Autorinnen und Autoren längst nicht nur aus dem Bereich der Bibliotheken, sondern auch aus Archiv, Museum, Forschung und Wissenschaftsmanagement.

18 Zur Einführung

(19)

Einige wenige Menschen, die man in der Liste gegebenenfalls vermissen mag, mussten jeweils aus zwingenden beruflichen oder privaten Gründen ihre ur- sprüngliche Zusage zurückziehen. Sehr viel mehr andere fehlende, die ihre Dankbarkeit gewiss ebenfalls noch gern ausgedrückt hätten, gehen zu Lasten der Herausgeber, da sie schlicht übersehen bzw. nicht rechtzeitig angefragt wurden. Speziell diese Gruppe bitte ich herzlich um Entschuldigung. Ange- sichts der hohen Bekanntheit und Beliebtheit des Jubilars ist uns sehr bewusst, dass sie leicht für die Produktion einer zweiten Festschrift ausreichte. Vielleicht zum 70. Geburtstag? Auf eine klassische Tabula gratulatoria haben wir deshalb vorsorglich schon einmal verzichtet, zumal diese ja auch keineswegs ein ange- messener Ersatz sein kann.

In der über 460-jährigen Geschichte einer Bibliothek scheinen 15 Dienstjah- re als Generaldirektor vielleicht keine besonders lange Zeit. Wir Zeitgenossen wissen indes sehr gut, dass die Uhren seit Beginn des digitalen Zeitalters gerade auch in den Bibliotheken deutlich anders gehen als früher. Für die langjährig übernommene Verantwortung zum Wohle der SLUB, für sein unermüdliches Engagement, für seine Menschlichkeit und Toleranz gebührt Thomas Bürger der aufrichtige Dank aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SLUB. Ad mul- tos annos, lieber Herr Bürger!

Dresden, im Juli 2018 Dr. Achim Bonte

Stellvertreter des Generaldirektors der Sächsischen Landesbibliothek– Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Zur Einführung 19

(20)
(21)

Grußadressen

(22)
(23)

Ein Bibliothekar aus Wolfenbüttel!

Man hätte es sich eigentlich denken können. Indes, als die Sächsische Landes- bibliothek– Staats- und Universitätsbibliothek Dresden vor zwei Jahrzehnten einen Stellvertretenden Generaldirektor suchte, da stand anderes vor Augen als nun gerade die frühneuzeitliche Buch- und Bibliotheksgeschichte: das Bauen selbstverständlich, sodann die tatsächliche strukturelle Integration der Vorgän- gereinrichtungen, nicht zuletzt die rapide wachsenden kapazitären wie qualita- tiven Anforderungen zumal auf der universitätsbibliothekarischen Seite.

Fünf Jahre später dann hatte sich die Lage merklich verändert. Das schöne Haus war bezogen. Und längst hatte es auch seine praktische Bewährung im Alltag bestanden. Die Bibliothek hatte sozusagen ihre Reiseflughöhe erreicht.

Und das machte den Blick weiter–auch, als dem Haus ein neuer Generaldirek- tor zu bestellen war. Dabei wollten wir, was heutzutage in sprödestem Deutsch auch Informationsinfrastruktur genannt wird, durchaus emphatisch verstehen.

Und dies hieß, und heißt es immer noch, dass noch andere Ziele anzusteuern waren – doch diese freilich auch – als diejenigen eingeführter bibliothekari- scher Dienstleistungen.

Auf den digitalen Weltenwandel durfte die Bibliothek nicht bloß atemlos reagieren. Seine enorme, ebenso chancenreiche wie riskante Komplexität refle- xiv begreifend, sollte sie vielmehr mitzugestalten versuchen, wohin die Reise geht. Die Dynamik studentischer und wissenschaftlicher Arbeits- und Kommu- nikationsformen würde sie weiterhin wahrnehmungsgenau begleiten und ihr Raum geben müssen; einschneidend verändern ja ihre Sozialfunktionen die Bibliothek zu einem akademischen Zentrum, in dem Anwesenheit ungleich wichtiger ist, als die Lobredner vollständiger Virtualisierung sich das vorstellen mögen. Und in eins damit gewinnt die kulturelle Ausstrahlung der Gedächtnis- institution an Bedeutung: als Museum, als intellektueller Vermittlungsort, als besonderes Forum wacher gesellschaftlicher Selbstverständigung.

Thomas Bürger hat all dies im Blick, im Sinn, in der Hand. In den Jahren seiner Leitung erfüllen und entfalten sich in Dresden anspruchsvolle Konzepte dessen, was Bibliothek heute und in Zukunft sein könne. Seinem Rat und Urteil gibt das auch in Wissenschaftspolitik und wissenschaftlicher Selbstverwaltung besonderes Gewicht, nicht zuletzt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Es ist das Gewicht von praktischer Überzeugungskunst, von sensibler Tatkraft und diplomatischer Intellektualität. Und es verbindet sich mit dem optimisti- schen Charme dieses Bibliothekars, dem sehr viele zu Dank verpflichtet sind da-

Open Access. © 2018 Peter Strohschneider, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizen- ziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-003

(24)

für, dass er sein Haus stets von denjenigen her denkt und gestaltet, für die es da ist, die Wissenschaftsgesellschaft und ihre Bürger.

Prof. Dr. Peter Strohschneider

Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft 24 Grußadressen

(25)

Grußadresse

Der Name Thomas Bürger ist nicht nur eng verknüpft mit der von ihm über viele Jahre erfolgreich geleiteten und im Zeitalter des Digitalen Wandels konsequent weiterentwickelten Sächsischen Landesbibliothek–Staats- und Universitätsbi- bliothek Dresden, sondern mit einer über die Grenzen der Institution und des Landes hinausreichenden Vision: dem freien Zugang zu Wissen. Thomas Bür- gers langjähriges Engagement, zum Beispiel im Rat für Informationsinfrastruk- turen, führt dabei zugleich die gesellschaftliche Verantwortung von Wissen- schaft in eben diesem Zeitalter des Digitalen Wandels vor Augen. Open Science und Open Access, also der freie Zugang zu wissenschaftlichen Informationen im Internet, sind zentrale Bausteine sowohl für Bildungsgerechtigkeit im digita- len Zeitalter als auch für eine nachhaltige Erhöhung der internationalen Sicht- barkeit der deutschen Forschung. Den wissenschaftlichen Bibliotheken und Ar- chiven kommt in diesem Hinblick eine Schlüsselrolle zu. Thomas Bürger hat früh weitsichtig erkannt, dass eine umfassende Mission wie die Umsetzung der freien Zugänglichkeit von Wissen innovative Methoden und vor allem die Ko- operation über Organisations-, Disziplinen- und Staatengrenzen hinweg erfor- dert. Die tiefe Überzeugung vom hohen Stellenwert des Wissenstransfers in die Gesellschaft und vom Mehrwert kooperativer Forschung, zwei der Grundpfeiler des Selbstverständnisses der Leibniz-Gemeinschaft, verbinden mich auch ganz persönlich mit Thomas Bürger und‚seiner‘Sächsischen Landesbibliothek.

Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner Präsident der Leibniz-Gemeinschaft

Grußadressen 25

Open Access. © 2018 Matthias Kleiner, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-004

(26)

Thomas Bürger, Bibliothekar – Kooperativ, informiert, strukturiert

In einem Brief aus dem fernen Rudolstadt bezeichnete Friedrich Schiller im November 1788 die sächsische Residenzstadt Dresden rückblickend als eine

„Wüste der Geister“. Es war ihm damals offenbar noch nicht bekannt, dass sich in diese vermeintliche Einöde seit Jahresbeginn ein reicher Strom der Er- kenntnis ergoss, war doch zu Anfang des Jahres die königliche Bibliothek„im weitesten und liberalsten Umfange des Wortes eine öffentliche geworden“, so ihr Chronist Friedrich Adolf Ebert 1822. Folglich konnte Goethe 1791 konstatie- ren, es sei„ein unglaublicher Schatz aller Art an diesem schönen Orte.“

Diesen schönen Ort Dresden suchten in unseren Tagen wahrlich wüste Geister heim, die sich in seiner reichen Kulturtopografie breitmachten, um gegen Ausländer und die vorgeblich drohende„Islamisierung“Deutschlands zu protestieren. Die Kultureinrichtungen, die trotz aller Zeitläufte noch immer den von Goethe gerühmten „unglaublichen Schatz“ bewahren, schwiegen dazu nicht, sondern bezogen klar Stellung. So setzten sich auch die SLUB und ihr Direktor, Thomas Bürger, ausdrücklich für ein weltoffenes und tolerantes Dres- den ein, dessen wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen auf Internatio- nalität angewiesen seien.

Der oberste Bibliothekar Dresdens, ja ganz Sachsens sprach klare Worte.

„Wissenschaft ist international!“stand im Dezember 2014 im Blog der SLUB zu lesen.„Wir wollen, dass ausländische Studierende und Wissenschaftler sich für Dresden und unsere Einrichtungen entscheiden und dass sie sich hier will- kommen fühlen.“Hier sprach Bürger als ein Bürger der Gelehrtenrepublik, die zu allen Zeiten und zuallererst der Kooperation, des Informationsaustausches und der größtmöglichen Offenheit bedarf. Des Sprechers herausragende Eigen- schaft ist der auf diese Republik des Geistes ausgerichtete Bürgersinn.

Thomas Bürger erfüllt die Ansprüche, die im fernen 18. Jahrhundert an ei- nen Bibliothekar gestellt wurden, aufs Trefflichste.„Il y a peu de fonctions litté- raires qui demandent autant de talens”, brachten es die Enzyklopädisten auf den Punkt. In der Tat ist er vieles gewesen: Sachwalter der Bücher, Wahrer und Mehrer der Bestände, Vermittler und Wissenschaftsmanager, Visionär und Pragmatiker zugleich. Originalerhalt und Digitalisierung, Erwerbung und Er- schließung und der immerwährende Kampf um das Geld sind gleichermaßen seine Betätigungsfelder gewesen. Auf ihnen ist unser Bürger in seinem Element.

Er kämpft dafür, dass die Bibliothek gerade in Zeiten undemokratischer Umtrie- be ein Zentralort der Aufklärung bleibt.

26 Grußadressen

Open Access. © 2018 Frank Druffner, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-005

(27)

Es ist das gute Recht eines jeden Bürgers, sich zu gegebener Zeit aus seinen Geschäften zurückzuziehen. Thomas Bürger aber wird nicht nur der Gelehrten- republik insgesamt schmerzlich fehlen, sondern auch der SLUB, der KEK zu Berlin, vielen Gremien und Verlagen und auch uns, der Kulturstiftung der Län- der. Wir konnten sein Haus mehrfach bei Ankäufen unterstützen, so zuletzt beim Erwerb des Reisetagebuchs von Johann Andreas Silbermann und eines kostbaren Briefkonvoluts von Johann Joachim Winckelmann. Auch wenn man sicher sein darf, dass sich zahlreiche Möglichkeiten des Weiterwirkens bieten werden, so gilt hinsichtlich der endenden Amtsgeschäfte Thomas Bürgers das, was Friedrich Adolf Ebert 1822 über einen der fürstlichen Patrone der Dresdner Bibliothek geschrieben hat:

Vorzüglich ist die Bibliothek verpflichtet,

sein Andenken in dankbarer Verehrung zu bewahren

– zuzüglich zu den Kolleginnen und Kollegen aber empfinden diese Ver- pflichtung besonders auch die Wegbegleiter der vergangenen Jahrzehnte, die Thomas Bürger hiermit aufs Herzlichste für die stets konstruktive, anregende Zusammenarbeit danken, ihm zu dem Geleisteten aufrichtig gratulieren und mitnichten„Adieu“, sondern„Auf ein häufiges Wiedersehen“sagen.

Prof. Dr. Frank Druffner

Kommissarischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder

Grußadressen 27

(28)

Ein belle vue auf die Bestandserhaltung!

Thomas Bürger, ein Wegbereiter der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts

Foto: © Jörg F. Müller

Stolz steht er da, im Schloss Bellevue, und glücklich, zuversichtlich und auch selbstzufrieden. Zu Recht, denn dem Bundespräsidenten ein politisches Positi- onspapier zu überreichen und erläutern zu dürfen, widerfährt auch einem Thomas Bürger nicht alle Tage.

Am 28. April 2009 übergab die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin und zugleich Sprecherin der„Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten“, Barbara Schneider-Kempf, dem Bundespräsidenten im Schloss Bellevue die Denkschrift Zukunft Bewahren. Das Papier formuliert eine nationale Strategie sowie pragmatische Handlungsempfehlungen für die Sicherung der histori- schen Bestände in Archiven und Bibliotheken. Bei der Übergabe appellierten Frau Schneider-Kempf und die sie begleitenden Archiv- und Bibliotheksdirekto- ren, Dr. Thomas Bürger (Dresden), Dr. Bernd Kappelhoff (Hannover) und Dr.

Michael Knoche (Weimar), vor allem an den Bund und die Länder, die Erhal- tung von originalen Dokumenten sowie deren Digitalisierung und Verfilmung effizienter zu organisieren und zu fördern. Die Denkschrift griff eine Forderung der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“vom Dezember 2007 auf, eine nationale Konzeption für die Erhaltung von gefährdetem Kulturgut zu erarbei- ten.

28 Grußadressen

Open Access. © 2018 Hermann Parzinger, Barbara Schneider-Kempf, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivati- ves 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-006

(29)

Seither sieht Bestandserhaltung in Deutschland anders aus. Nicht grundle- gend anders–noch immer sind die Mittel zum präventiven Schutz wie auch zur Restaurierung bereits geschädigten schriftlichen Kulturguts bei Weitem zu gering. Und dennoch: Seit dem 28. April 2009 ist vieles, sehr vieles in Bewegung geraten. Die Zuversicht, die Thomas Bürger an jenem Tag ausstrahlte, ist in Er- füllung gegangen.

Vier Mitglieder der„Allianz für Bestandserhaltung“ – Bürger, Kappelhoff, Knoche und Schneider-Kempf–hatten sich zusammengefunden, ein Memoran- dum zu verfassen, eine aufrüttelnde Denkschrift vorzulegen, die auf wenigen Seiten die Problematik und die zu bedenkenden Aspekte – Originalerhalt in Zeiten der Digitalisierung–erläutern, das Ausmaß der Schäden skizzieren und sieben Handlungsempfehlungen an die Entscheidungsträger in der Politik rich- ten sollte. Es war nicht leicht, denn 16 Seiten sind manchmal aufwendiger zu komponieren als 60 Seiten. Doch am Ende stand ein schlüssiges Positionspa- pier, ein verantwortungsbewusst argumentierendes Memorandum, das nie- mand guten Gewissens ignorieren konnte.

Zunächst gelang es, den Bundespräsidenten als eine Art ideellen Schirm- herrn zu gewinnen; und die Presse berichtete landauf, landab, von Saarbrücken bis Leipzig. Nun sprang der Funke auf Kulturstaatsminister Bernd Neumann über, der die Rettung bedrohter Archiv- und Bibliotheksbestände in der Bundes- republik zu einer „dringlichen nationalen Aufgabe“ erklärte, seien doch, so Neumann, die Originale des schriftlichen Kulturguts„von immenser Bedeutung für unsere Kulturnation“. Endlich war die Bestandserhaltung ‚Chefsache‘ ge- worden; endlich besaß ein namhafter Kulturpolitiker den Wagemut, sich per- sönlich als zuständig zu erklären und wegweisende Schritte in eine vielleicht nicht sorgenfreie, aber doch sonnigere Zukunft einzuleiten. All dies hat Thomas Bürger maßgeblich mitverantwortet.

Bei einem Treffen im Kanzleramt wurde alsbald die Bildung einer Arbeits- gruppe vereinbart, denn Neumann lag viel daran,„den Erhalt von schriftlichem Kulturgut im digitalen Zeitalter–unbeschadet der besonderen Kompetenz der Länder–in gesamtstaatlicher Verantwortung effizienter zu organisieren, zu ko- ordinieren und zu fördern“. In den folgenden Monaten schmiedeten Ingeborg Berggreen-Merkel, Isabel Pfeiffer-Poensgen und Barbara Schneider-Kempf die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)–an- gebunden an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, angesiedelt an der Staatsbi- bliothek zu Berlin. Und wer war von Anbeginn engagiert im Fachbeirat der KEK tätig? Natürlich Thomas Bürger.

Viele verdienstvolle Facetten hat das bibliotheksfachliche Wirken von Thomas Bürger; und eine nachhaltig besonders leuchtende dieser Facetten ist sein Engagement für die Herausbildung fester Strukturen für eine ebenso bun-

Grußadressen 29

(30)

desdominierte wie föderal unterstützte Bestandserhaltung. Er darf zufrieden, selbstzufrieden auf das Geleistete zurückblicken.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hermann Parzinger Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Barbara Schneider-Kempf

Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin–Preußischer Kulturbesitz 30 Grußadressen

(31)

Grußadresse

Wenn zwei Städte eine Städtepartnerschaft eingehen, entsteht im Italienischen ein Gemellaggio, also keine Partner-, sondern eine Zwillingsschaft. Die Städte werden zu Zwillingen und ihre Bürger zu Zwillingsbürgern, man könnte auch sagen zu Thomasbürgern. Wann immer ich, und das ist immer ein glücklicher Augenblick, in einer italienischen Provinzstadt ankomme und das Ortsein- gangsschild passiere, die Stelle, wo in aller Regel stolz vermerkt wird, mit wem eine Kommune verzwillingt ist, denke ich an Thomas Bürger, denn er ist der Städtezwillingsschaft Idealbürger.

Dieser Civis idealis auch in der Republik der Bücher ist seit vielen Jahren– und gewissermaßen in der Nachfolge seines eigenen Lehrmeisters Paul Raabe– ein treuer Freund, Begleiter und Berater der Klassik Stiftung Weimar und insbe- sondere ihrer Herzogin Anna Amalia Bibliothek. 2004 von Klaus-Dieter Leh- mann in die ‚Strukturkommission‘ für die damals noch unter dem Namen Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen firmierende Institution beru- fen, trug er maßgeblich dazu bei, die Stiftung neu zu denken, ihre Aufgabe und Zukunft für das 21. Jahrhundert zu programmieren. Dass dieses Unternehmen durch die Katastrophe vom 2. September 2004, als 50 000 Bände des histori- schen Buchbestands in einer Nacht zu Asche verglühten, in ein ganz besonde- res, die Lage der Stiftung grell beleuchtendes Licht gerückt wurde, mag man glauben. Ohne dieses Fanal, so viel ist sicher, wären die Forderungen und Emp- fehlungen der Kommission gelassener aufgenommen worden, vieles wäre ver- mutlich in den Mühlen der Gremien zu kleiner Münze zermahlen worden. Aber vor diesem Hintergrund des Schreckens erlangte der Bericht‚Zukunft Weimarer Klassik und Kunstsammlungen‘den Status eines Gesetzes, das nicht schon ein Jahrzehnt vorher erlassen zu haben allseits beklagt wurde.

Der Raum steht hier nicht zur Verfügung, um die Vielfältigkeit des Wirkens von Thomas Bürger in und für Weimar zu dokumentieren. Aber dass er im Freundeskreis unserer Bibliothek als Beiratsvorsitzender bis heute regelmäßig von Dresden nach Weimar herüberkommt, um nach dem Rechten zu sehen, darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Wenn er eintrifft, verwandelt sich verpflich- tende Gremienarbeit in die reine Arbeitslust. In seiner Gegenwart rückt die Bi- bliothek sogleich ins Zentrum. Keinen kenne ich, dessen Leben für die Biblio- thek mit solch anhaltender Freude einhergeht, für sie zu wirken.

Hellmut Seemann

Präsident der Klassik Stiftung Weimar

Grußadressen 31

Open Access. © 2018 Hellmut Seemann, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-007

(32)

Grußadresse

Sehr geehrter Herr Kollege Bürger,

als ich im Jahr 2010 nach Dresden kam und meine Tätigkeit als Rektor aufnahm, wurde ich mit der für eine Universität ungewöhnlichen Situation konfrontiert, über keine eigene Bibliothek zu verfügen. Doch bereits in den ersten Wochen stellte ich beruhigt fest, dass diese Bedenken vor einem theoretisch möglichen Mangel nicht einmal im Ansatz ihre Berechtigung gefunden haben. Das lag zu einem erheblichen Teil auch an den eingespielten Arbeitsabläufen zwischen den beiden Einrichtungen SLUB und TU Dresden. Gänzlich genommen wurde mir dann auch der leiseste Zweifel, dass das Dresdner Bibliotheksmodell funktioniert, als ich auf Sie, Herr Prof. Bürger, traf: im gleichen Maße konziliant im Umgang mit Ihren Gesprächspartnern und gleichzeitig mit einem fast über- bordenden, berechtigten Stolz auf die Einrichtung, die Sie leiten.

Ich erinnere mich lebhaft an einen Sommertermin der Landesrektorenkon- ferenz in Dresden. Aufgrund verschiedener paralleler Veranstaltungen an der Universität hatten wir die Sitzung in das wunderbare Talleyrand-Zimmer der SLUB verlegt. Am Ende steckten Sie den Kopf in den Raum und luden die Rekto- rinnen und Rektoren der sächsischen Hochschulen zu einem kleinen Rundgang durchs Haus ein. Sie sprühten vor Begeisterung und übertrugen Ihre Euphorie auf die Gästeschar, sodass am Ende alle begeistert waren–von„unserer“SLUB und von einem Generaldirektor, der sowohl seine Einrichtung als auch die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter in den höchsten Tönen lobt.

Während unserer vertrauensvollen Zusammenarbeit ist mir dabei stets der Facettenreichtum Ihres Handelns aufgefallen. So ist es selbstverständlich, dass die Erläuterung der restaurierten Sachsenspiegel-Handschrift ebenso große Auf- merksamkeit erhält wie die Planungen der digitalen Infrastruktur einer moder- nen Bibliothek. In begeisterter wie begeisternder Weise bringen Sie sich seit ei- nigen Jahren in den Hochschulrat der TU Dresden genauso ein wie im Board von DRESDEN-concept. Auch dort spielen Sie Ihre Fähigkeit aus, in einem ganz- heitlichen System zu denken und Ihre Handlungsempfehlungen und Ratschläge danach auszurichten, was für die gesamte Dresdner Wissenschaftslandschaft förderlich ist.

Lieber Kollege Bürger, ich gratuliere Ihnen in großer Verbundenheit, danke Ihnen für Ihren grenzenlosen Enthusiasmus und Ihr herausragendes Engage- 32 Grußadressen

Open Access. © 2018 Auckland Hans Müller-Steinhagen, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-008

(33)

ment für den Wissenschaftsstandort Dresden und wünsche Ihnen für die Zu- kunft beste Gesundheit und persönliches Wohlergehen.

Prof. Dr.-Ing. habil. DEng/Auckland Hans Müller-Steinhagen Rektor der Technischen Universität Dresden

Grußadressen 33

(34)

Grußadresse

Meine Gedanken zu Prof. Bürger haben viel mit dem Umbau und Aufbau der TU Dresden zu tun, den ich in den 1990er Jahren als Prorektor ein Stück weit be- gleiten durfte. Viele Maßnahmen galten insbesondere der Bibliothek, der aus der Integration der Sächsischen Landesbibliothek und Universitätsbibliothek hervorgegangenen SLUB. 1998 kam Herr Bürger nach Dresden, der Neubau der SLUB war nach dem ersten Spatenstich im Februar 1996 bereits in vollem Gange. War dieser erste Spatenstich gleichsam ein Symbol für eine der letzten Phasen der tief gehenden strukturellen Erneuerung der TU Dresden, so mussten nun die Wege geebnet werden für die inhaltliche und organisatorische Neuaus- richtung der Bibliothek, sodass sie zugleich den Aufgaben einer Landesbiblio- thek und einer Universitätsbibliothek voll gerecht werden konnte. Herr Bürger widmete sich den damit einhergehenden Herausforderungen mit ganzem Ein- satz und außergewöhnlicher Begeisterung–zunächst als Stellvertreter des Ge- neraldirektors und ab 2003 als Generaldirektor der SLUB.

Gewaltige Aufgaben gab es zu bewältigen: etwa den Umbau der Fachbiblio- theken mit entsprechender finanzieller Untersetzung, die behutsame Heranfüh- rung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die neuen Rahmenbedingungen, die wissenschaftliche Einbindung der SLUB in die Förderinitiativen des Bundes und des Landes und vieles mehr. Die große Flut im Jahre 2002 brachte zusätz- liche Mühen, so die Rettung und Restaurierung der Bücher der vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogenen Fachbibliothek in Tharandt.

Erstaunlich, was in diesen 20 Jahren, die Herr Bürger nun in Dresden ist, im Kontext der SLUB alles geschehen ist, was alles bewältigt werden konnte und auch musste. Oft kreuzten sich dabei unsere Wege: Wir waren beide im Kurato- rium der Bibliothek, danach, nach meinem Ausscheiden aus dem Amt des Pro- rektors, im Redaktionsbeirat derWissenschaftlichen Zeitschrift der TU Dresden, und bis heute sind wir beide im Vorstand der Gesellschaft der Freunde und För- derer der SLUB. Aber auch darüber hinaus waren und sind wir oft in Kontakt.

War Ende der 1990er Jahre das Internet noch in seinen Anfängen, so sind heute die Digitalisierung, die elektronische Bibliothek bzw. die E-Library das Thema. Ein Internetzugang genügt, um den Katalog der Bibliothek komfortabel zu durchsuchen. Ich erinnere mich noch, wie ich in den Anfangszeiten meiner wissenschaftlichen Laufbahn oft Tage in den Magazinen der Universitätsbiblio- theken zugebracht habe, um die Literatur für eine neue wissenschaftliche Ar- beit zu erschließen. Heute lässt sich das meist bequem von einem PC aus erledi- gen, in kürzester Zeit. Die SLUB war für diese Entwicklung, nicht zuletzt dank des Engagements ihres Generaldirektors, eine der federführenden und wegbe- 34 Grußadressen

Open Access. © 2018 Hans Wiesmeth, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-009

(35)

reitenden großen Bibliotheken in Deutschland. Unter Digitalisierung subsu- miert man meist die revolutionären Entwicklungen im Bereich der Produktion, das Stichwort„Industrie 4.0“steht dafür. Doch gibt es gerade auch in den Geis- teswissenschaften interessante Ansätze. Die Digital Humanities charakterisieren neue Wege, die der Pflege und dem Erhalt des Weltkulturerbes dienen, dieses aber gleichzeitig einer interessierten Öffentlichkeit einfacher zugänglich ma- chen.

Selbstverständlich ist die SLUB auf diesem Gebiet unterwegs. Sie koordi- niert das „Landesdigitalisierungsprogramm für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen“und übernimmt die Langzeitarchivierung der im Rahmen dieses Programms entstandenen Digitalisate. Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW) koordiniert andererseits etwa 20 Akademie- vorhaben, die vom Bund und den Ländern im Rahmen des größten geisteswis- senschaftlichen Forschungsprogrammes Deutschlands oft über Jahrzehnte ge- fördert werden und die heute alle eine digitale Komponente aufweisen müssen.

Erwähnenswert ist ebenfalls das Verbundprojekt„Virtuelle Archive für die geis- teswissenschaftliche Forschung in Sachsen“an der SAW, welches das Sächsi- sche Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) seit Mai 2017 im Rahmen einer Förderinitiative für die landesfinanzierten geisteswissenschaftli- chen Einrichtungen unterstützt. Wiederum ergeben sich viele direkte Bezüge zur SLUB und ihrem Generaldirektor, die wir erst unlängst in einem Kooperati- onsvertrag verschriftlicht haben.

Unsere Wege kreuzen sich, auch wenn wir beide nun im Ruhestand sind.

Da unsere Begegnungen, die Stücke gemeinsamen Weges, die wir gegangen sind, immer höchst angenehm und fruchtbar waren, hoffe ich sehr, dass es noch lange so bleiben wird. Herrn Bürger wünsche ich weiterhin die motivieren- de Begeisterung für die schönen Dinge des Lebens, die er viele Jahre auch in seiner Bibliothek, der Sächsischen Landesbibliothek–Staats- und Universitäts- bibliothek Dresden, gefunden hat.

Prof. Dr. Hans Wiesmeth

Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Grußadressen 35

(36)

Grußadresse

Vorstand und Mitglieder der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB blicken in Achtung und Dankbarkeit auf eine langjährige freundschaftliche Zu- sammenarbeit mit dem Generaldirektor Professor Dr. Thomas Bürger zurück, der kraft seines Amtes sowohl Mitglied des Vorstands als auch richtungsweisen- der Berater bei der inhaltlichen Profilierung der Freundesgesellschaft war, wie es die Ziele der Satzung erforderten.

Wir fanden bei Herrn Bürger stets ein offenes Ohr, wenn es galt, Entschei- dungen über restaurierungsbedürftige Altbestände, über die Auswahl wertvol- ler Neuerwerbungen oder auch über Prioritäten bei der Vergabe von Fördermit- teln zu treffen. Wir erlebten über Jahre hinweg in der Zusammenarbeit mit ihm einen Fachmann, eine Persönlichkeit, ja einen Menschen, der ideenreich, aber auch klug abwägend für das Machbare agierte, der stets ansprechbar, hilfsbe- reit und kooperativ war, wenn wir nach effizienten Lösungswegen Ausschau hielten.

Wir profitierten in unseren Mitgliederversammlungen von Herrn Bürgers re- gionalen und internationalen Kontakten zu Persönlichkeiten aus Gremien, Bi- bliotheken, Institutionen, Verwaltungen u. a. m. Wir blickten durch seine Ver- mittlung„hinter die Kulissen“der Lesesäle, um die verschiedenen Abteilungen mit ihrem Sammelgut und ihren Leistungsträgern näher kennenzulernen. Und wir folgten seinen Orientierungen für Förderprojekte, die nachweislich der SLUB mittels Ausstellungen, Konferenzen und Publikationen nach innen und außen Ansehen verschafften.

Herr Bürger hielt uns stets auf dem Laufenden, wenn er zu den Vorstands- und Mitgliederversammlungen über Neues in„seiner Bibliothek“Rede und Ant- wort stand, denn nicht nur in die Arbeitswelt im Haus, sondern auch in die ge- sellschaftlich bedingten Veränderungen von der„Papierbibliothek“zur„digita- len Bibliothek“ wurden wir miteinbezogen. Wenngleich wir als Gesellschaft eher traditionelle Informationsstrukturen pflegten, so verfolgten wir doch von Jahr zu Jahr mit steigendem Interesse und uneingeschränkter Bewunderung die immensen Anstrengungen des Generaldirektors und seiner Mitarbeiter, um der SLUB einen führenden Platz in der deutschen bzw. internationalen Bibliothe- kenlandschaft bei der Initiierung und Gestaltung von Transformationsprozes- sen der Digitalisierung in unserer Gesellschaft zu garantieren.

Was dabei geleistet wurde bzw. noch zu leisten ist, belegen die Beiträge zahlreicher Freunde und Wegbegleiter in der Festschrift für Herrn Bürger an- lässlich seiner Verabschiedung aus der SLUB. Wir würden uns freuen, wenn er 36 Grußadressen

Open Access. © 2018 Dagmar Blei, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-010

(37)

unserer Freundesgesellschaft weiterhin mit Rat und Tat als Ehrenmitglied zur Seite stünde.

Prof. Dr. Dagmar Blei

Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB

Grußadressen 37

(38)

Grußadresse

Bibliotheken führen und entwickelnheißt die Festschrift, die Thomas Bürger und ein Kollege für seinen Vorgänger Jürgen Hering zusammenstellten (2002). Der Titel weist in die Vergangenheit und in die Zukunft und macht einmal mehr be- wusst, dass auch für die Bibliothek, scheinbar eine statische Institution, die Entwicklungzu den Lebensgesetzen gehört. Die transitive Form des Wortes ver- deutlicht die Notwendigkeit der klugen Steuerung entsprechender Prozesse.

Thomas Bürger übernahm eine Bibliothek, deren Entwicklung noch zum Abschluss gebracht werden musste. Es war eine neue Bibliothek, die mit der Landesbibliothek und der Universitätsbibliothek zwei heterogene Komponenten vereinigte. Der Zusammenführung waren Kontroversen vorausgegangen. Doch wie sein Vorgänger hatte Thomas Bürger eine glückliche Hand. Heute gilt die Bibliothek in ihrer Art als Musterbibliothek. Jeder Leser scheint darin zu seinem Recht zu kommen – selbst wenn er sich nur in ein Buch versenken möchte.

Selbstverständlich ist dies längst nicht mehr überall.

Thomas Bürger übernahm die Bibliothek zu einer Zeit, als das Digitale in die Bibliothekswelt einbrach und mehr als eine Krise auslöste.“The empower- ing nature of being digital”(Negroponte) galt auch hier als Leitspruch. Dresden durfte sich nicht ausschließen, wenn es um die Digitalisierung der eigenen Be- stände ging. Manches war mustergültig. Die Frage war, welchen Rang und wel- che Rolle der neue Generaldirektor dem Digitalen zuweisen würde. Sicher eine bedeutende Rolle. Aber das Buch war ihm nicht minder wichtig. Sachsen hatte sich schon früh um seine historischen Bestände gekümmert, mehr als andere Länder. Thomas Bürger entwickelte die Bibliothek auch in diesem Bereich intensiv weiter.

Spätestens mit der Allianz für Bestandserhaltung weitete sich der Wir- kungskreis Thomas Bürgers beträchtlich aus. Er war einer der Bibliothekare und Archivare, die beim damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ein natio- nales Engagement für die Bewahrung der schriftlichen Überlieferung einforder- ten. Mit Erfolg. Inzwischen ist sie allenthalben in Gang gekommen. Dies war in- dessen wiederum nur die eine Seite. Seit Jahren ist er auch in Gremien aktiv, in denen die Zukunft der digitalen Informationssysteme beraten und geplant wird.

Beides gehört für ihn zusammen.

Eine holistische Perspektive leitet Thomas Bürger in seinem Denken und Wirken. Schnittstellen, schrieb er mir einmal,„werden immer interessanter und damit auch wieder der Blick frei für das Große, das Ganze.“ Es ist eine Per- spektive, deren Wert kaum überschätzt werden kann in einem Lande, in dem Vielfalt und Divergenz ausgeprägt sind und das Kleine und Eigene oft den Vor- 38 Grußadressen

Open Access. © 2018 Bernhard Fabian, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-011

(39)

zug vor dem Großen und Ganzen genießt. Man darf aus dem Titel der Festschrift für Thomas Bürger herauslesen, dass die Schaffung kooperativer Informations- infrastrukturen der nächste Schritt in der Entwicklung der Bibliotheken sein wird und sein muss. Darf man in den Titel auch hineinlesen, dass bei ihrem Aufbau, der die Gestaltung eines Ganzen aus zahlreichen Teilen erfordert, der Rekurs auf die unifizierende Denkweise Thomas Bürgers stimulierend wirken könnte und würde?

Eine Festschrift ist, unter anderem, ein Medium für die öffentliche Bekun- dung von Dank. Persönlich möchte ich Thomas Bürger für eine lange Wegge- fährtenschaft danken; sie begann, als er noch in Wolfenbüttel war. Symbolisch möchte ich ihm als der ‚professionelle Leser‘danken, der gegenüber dem Bi- bliothekar immer eine Dankesschuld abzutragen hat.

Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Fabian, FBA

emer. Professor der Englischen Philologie und der Buchwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster

Grußadressen 39

(40)
(41)

Beiträge

(42)
(43)

Michael Knoche

Was macht die Zusammenarbeit von Bibliotheken so schwierig?

Stellt man sich die Person leibhaftig vor Augen, die mit dieser Festschrift geehrt wird, erscheint es völlig unverständlich, warum die Zusammenarbeit von Bi- bliotheken ein Problem sein soll. Gibt es einen Bibliothekar, der sich für die Zu- sammenarbeit von Bibliotheken untereinander und mit anderen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen aufgeschlossener und begeisterungsfähiger gezeigt hätte als Thomas Bürger? Gibt es jemanden, der für seine Kollegen mehr Inter- esse aufgebracht und sie mehr ermutigt hätte? Eine Person, die anscheinend völlig frei von hässlichen Gefühlen wie Missgunst, Neid und Angst um den eige- nen Status agiert? Die das Große und Ganze zum Leitmotiv ihres Handelns ge- wählt hat? Zu Recht haben die Herausgeber für seine Festschrift das Thema

„Kooperation“gewählt. Eine bibliothekarische Festschrift mit diesem Fokus hat es noch nicht gegeben, aber es hat auch noch keinen Thomas Bürger gegeben.

Und doch … Selbst eine Persönlichkeit mit herkulischer Integrationskraft stößt im deutschen wissenschaftlichen Bibliothekswesen an Grenzen. Denn es hängt nicht alles von Menschen ab. Es gibt auch kooperationsfeindliche Struk- turen und Entwicklungen, die mit gutem Willen der Betroffenen allein nicht zu verändern sind.

Dabei sind Bibliotheken wie wenige andere Institutionen auf Arbeitsteilung und Kooperation angelegt.1 Bibliotheken müssen sich abstimmen, welche Schwerpunkte sie in ihrer Sammlung von analogen und digitalen Medien setzen wollen: in Stadt, Region, Verbund, gegebenenfalls auch national und interna- tional. Sie müssen sich fragen, welche Dienstleistungen bei der Produktion von Metadaten gemeinsam erbracht und wie sie ihre Bestände in den globalen Nachweissystemen und Suchmaschinen sichtbar machen können. Sie müssen untereinander vereinbaren, wer die Langzeitverfügbarkeit der analogen und di- gitalen Medien garantiert. Alle Bibliotheksleistungen in Bestandsaufbau, Nach- weis, physischer Aufbewahrung, Speicherung digitaler Daten und Informations- vermittlung können sinnvoll nur noch in abgestimmter Kooperation organisiert werden. Ihre Nutzer sind schon lange nicht mehr mit dem lokal verfügbaren Be- stand zufriedenzustellen, sondern brauchen einen umfassenden Zugriff auf Pu-

Open Access. © 2018 Michael Knoche, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.

https://doi.org/10.1515/9783110587524-012

1 Den folgenden Ausführungen liegen Gedanken zugrunde, die ich in dem BuchDie Idee der Bibliothek und ihre Zukunft(Göttingen: Wallstein 2018) für eine allgemein interessierte Leser- schaft dargelegt habe.

(44)

blikationen. Waren es früher Sonderleistungen wie etwa die Fernleihe, die im Verbund der Bibliotheken untereinander erbracht wurden, sind es heute die Kernaufgaben, die in geteilter Verantwortung erledigt werden müssen. Die tech- nologischen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen sind so groß, dass auch die mächtigsten Institutionen auf Zusammenarbeit angewiesen sind. Selbst die Library of Congress in Washington D. C. ist nicht mehr autonom zu denken.

So notwendig die Bibliotheken zusammenwirken müssen, so kompliziert sind die Voraussetzungen für kooperatives Handeln in Deutschland. Vor 25 Jah- ren wurden die Hochschulen einschließlich der Hochschulbibliotheken durch die Ministerialbürokratie noch aktiv gesteuert. Damals haben sich Minister in die Berufung von Professoren eingemischt. Heute ersetzen Zielvereinbarungen den Ministerwillen. So werden den Hochschulen nur die Rahmenbedingungen ihres Wirkens vorgegeben. Sie müssen sich im internationalen Wettbewerb des Wissenschaftsmarktes behaupten und um Studenten, qualifiziertes Lehrperso- nal, Finanzmittel und Reputation konkurrieren. Jede Hochschule gibt sich ihr Leitbild und profiliert sich: als Ausbildungseinrichtung, als Anstalt zur Politik- beratung oder als Exzellenzuniversität. Deutlicher als früher bekommen auch die Bibliotheken von ihren Hochschulen klare Vorgaben, was sie zum Erfolg der Gesamtinstitution beizutragen haben.

Dabei können die überregionalen Absprachen und Dienstleistungen der Bibliotheken, von denen die einzelne Hochschule nur mittelbar profitiert, ins Hintertreffen geraten. Es ist schon haushaltsrechtlich schwierig, Ausgaben zu tätigen, die nicht unmittelbar der eigenen Organisation zugutekommen oder zu- nächst nicht fühlbar werden. Die Hochschulleitungen sehen sich in ihrem Rol- lenverständnis den eigenen Hochschulangehörigen stärker verpflichtet als der Allgemeinheit und steuern die Bibliotheken entsprechend.2

Die Hochschulbibliotheken haben in ihrer abhängigen Stellung keine aus- reichenden Handlungsspielräume. Wer aber kann dann Bibliothekspolitik ge- stalten? Fast alle möglichen Akteure fallen aus: Welches Bundesland verfolgt eine erkennbare Bibliothekspolitik? Alles steht unter dem Vorbehalt der Hoch- schulautonomie. Die Kultusministerkonferenz? Hier lässt sich nur schwer Einstimmigkeit herstellen, und falls doch, ist die Finanzministerkonferenz die nächste hohe Hürde. Stets muss Rücksicht auf das schwächste oder am wenigs- ten einsichtige Mitglied unter den Bundesländern genommen werden. Neosepa- ratistische Tendenzen sind nicht gänzlich zu übersehen. Die Hochschulrekto- renkonferenz als Organ ist zu schwach und nicht für die Staats-, Regional-, 44 Michael Knoche

2 Vgl. Nettelbeck, Joachim: Das Wunschbild des starken Präsidenten. In: Frankfurter Allge- meine Zeitung vom 17. Februar 2016, S. N4.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In der Abgrenzung von Pflege und Medizin besteht die Tendenz, dass Pflege eher aufmerksam für alle Bedürfnisse des Patienten ist, die Medizin dagegen konzentriert

Der Arzt sieht sich deswegen mit manchem Unklaren, Tendenziösen und Widersprüchli- chen konfrontiert, das über richtige natürliche oder künstliche Ernäh- rung sowie

Bundesrepublik Deutschland und Länder der Bundesrepublik Deutschland (2009, S.. 53 Die Bund-Länder-Fachgruppe, eigens aus Vertretern der Fachsparten dafür eingerichtet, war

Zum Teil lassen sich auch Anwendungen für die Erstellung von Mitschriften nutzen, die ursprünglich für den Einsatz in Telekonferenzen und Teleteaching entwickelt wurden oder als

Zulassungspflichtige & zulassungsfreie HW-Gewerbe & Handwerksähnliche Gewerbe mit Affinität zu und Interesse an diesem spezifischen Thema sowie am Thema

o Eine Online-Plattform zum Thema digitale Produktionsformen in Bottrop fungiert als erste Anlaufstelle für alle Interessierten und zeigt den Erfindergeist Bottrops.. 

Damit diese (nicht gerade kostengünstige) Massnahme aber auch wirk- lich nach dem neusten Stand der Technik und mit höchstmöglichem Qualitätsanspruch durch- geführt wird,

Wenn wir uns die vom International Team for Implantology (ITI) etablierte SAC-Klassifikation ansehen, dann soll der Absolvent des Curriculums sicher die