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Aufwindkraftwerke (2002) - PDF ( 532 KB )

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Die Vision

Das Aufwindkraftwerk ist ein solares Kraftwerk für die sonnenreichen Gegenden der Erde. Die dort fast ohne Ressourcenverbrauch erzeugte elektrische Energie dient dem Eigenbedarf und damit der Entwicklung des Standortlandes, zu einem späteren Zeitpunkt dem Export und damit der Verbesserung der Handelsbilanz. Da so natürliche Rohstoffe (Öl, Kohle, Gas) durch Investitionen ersetzt werden, entstehen viele neue Arbeitsplätze. Arbeit und Energie führen zu Wohlstand und dieser wiederum zu einer Dämpfung des Bevölkerungszuwachses.

Unsere heutige Energieerzeugung aus Kohle und Öl ist dagegen umweltschädlich und er- schöpflich. In vielen Entwicklungsländern kann man sich auch diese Energiequellen nicht lei- sten. Armut, Bevölkerungsexplosion und Völker- wanderungen sind nicht zuletzt die Folgen un- zureichender Energieversorgung bzw. zu hoher Energiekosten.

Eine allen Menschen in ausreichender Menge verfügbare saubere und sichere Energiequelle ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft.

Denn die Zukunft der Menschheit wird maßge- bend davon abhängen, ob es gelingt, Mensch und Natur mit Hilfe der Technik in Einklang zu bringen. Die großtechnische Sonnenenergie- nutzung könnte dazu einen entscheidenden Beitrag leisten:

• Nachhaltige Ressourcenschonung statt Umweltzerstörung

• Hebung des Lebensstandards durch eine unerschöpfliche Energiequelle als Maßnahme gegen Bevölkerungsexplosion und menschen- unwürdige Armut in den Ländern der dritten Welt

• neue Arbeitsplätze in globaler Partnerschaft gegen sozial bedingte Konflikte

Kurz: die Umsetzung der Agenda 21.

Das Hochtechnologieland Deutschland mit seiner Tradition in Naturschutz und Karitas sollte der Vorreiter dieser Entwicklung sein.

Das Prinzip des Aufwindkraftwerkes

Aufwindkraftwerke erzeugen Strom aus der Sonnenstrahlung. Durch die Sonne wird Luft unter einem großen transluzenten Kollektordach erwärmt. Auf Grund des dabei entstehenden Dichteunterschiedes zwischen der warmen Luft im Kollektor und der kalten Luft im Außen- bereich strömt die Luft radial einer in der Mitte

des Kollektors angeordneten, vertikalen, unten offenen Röhre zu und steigt in dieser auf. Durch die Luftströmung wird eine am Fuß der Röhre eingebaute Turbine mit Generator angetrieben und so Strom erzeugt (Abb.1).

Ein kontinuierlicher 24-Stunden-Betrieb wird durch unter dem Dach ausgelegte geschlossene Wasserschläuche garantiert. Sie geben ihre tags- über gespeicherte Wärme in der Nacht wieder ab (Abb. 2). Außer der einmaligen Befüllung der Schläuche gibt es keinen Wasserbedarf.

Neben seiner einfachen Bau- und Funktions-

weise – Windturbine und Generator sind die 85

Prof. Dr.-Ing.

Jörg Schlaich Schlaich Bergermann und Partner

j.schlaich@sbp.de

Dipl. Phys.

Wolfgang Schiel Schlaich Bergermann und Partner

w.schiel@sbp.de

Aufwindkraftwerke

Abbildung 1 Prinzip des Aufwindkraftwerkes:

Glasdachkollektor, Kaminröhre, Turbine

Solar Kollektor Turbine

Kamin/ Röhre Sonnenstrahlung

(2)

einzigen bewegten Teile – hat das Aufwindkraft- werk eine Reihe von Vorteilen gegenüber ande- ren Kraftwerkstypen:

• So arbeitet das Aufwindkraftwerk mit Luft, und benötigt kein Kühlwasser. In vielen sonnenreichen Ländern, die bereits große Trinkwasserprobleme haben, ist dies ein entscheidender Vorteil.

• Da die Solarstrahlung nicht konzentriert wird, kann auch diffuse Strahlung zur Luft- erwärmung unter dem Glasdach genutzt werden. Dadurch ist ein Kraftwerksbetrieb auch bei ganz oder teilweise bedecktem Him- mel möglich. Das ist insbesondere für tropi- sche Länder mit häufig bedecktem Himmel von entscheidender Bedeutung.

• Der Wasserspeicher unter dem Kollektordach dient als billiger Energiespeicher und sichert einen kontinuierlichen 24 Stunden-Betrieb auf rein solarer Basis, ohne fossile Zufeuerung.

Eine erste Prototypanlage mit einer Turmhöhe von 200 m und einer Kollektorfläche von 44.000 m2wurde zu Beginn der 80er Jahre im Auftrag des Bundesforschungsministeriums in Manzanares in Spanien errichtet und über meh- rere Jahre erfolgreich im Dauerbetrieb betrieben (Abb. 4). Ziel dieses Forschungsvorhabens war es, die grundlegenden thermodynamischen Zusammenhänge zu erarbeiten, um damit eine qualifizierte Grundlage für die Planung großer Anlagen zu legen.

Aufwindkraftwerke großer Leistung

Die Leistung eines Aufwindkraftwerkes ist pro- portional zur Intensität der Sonnenstrahlung, der Turmhöhe und der Kollektorfläche. Man kann dieselbe Leistung mit einem hohen Turm und einem relativ kleinen Kollektor oder mit einem relativ niedrigen Turm und einem großen Kol- lektor erzeugen (Abb. 4). Solange das Produkt Höhe mal Fläche konstant bleibt, ergibt sich in erster Näherung dieselbe Leistung. Erst die Kosten für die einzelnen Komponenten an den jeweiligen Standorten entscheiden über die Dimensionierung einer kostenoptimierten Anlage.

Ein einzelnes Aufwindkraftwerk kann mit einer entsprechend großen Glasdachfläche und einem hohen Kamin für 100 bis 200 MW Leistung ausgelegt werden. So können wenige Aufwind- kraftwerke bereits ein großes Kernkraftwerk ersetzen.

Ein 200 MW-Kraftwerk braucht ein Glasdach von mehreren Kilometern Durchmesser und eine Röhre von etwa 1.000 m Höhe, um bei einer Einstrahlung von 2.300 kWh/m2/a auf eine Jahresenergieproduktion von ca. 1.500 GWh zu kommen.

Die für den Bau von Aufwindkraftwerken erfor- derlichen Materialien Beton, Glas und Stahl sind überall in ausreichenden Mengen vorhanden.

Aufwindkraftwerke können heute auch in indu- striell weniger weit entwickelten Ländern un- mittelbar gebaut werden. Die in den meisten Ländern bereits etablierte Industrie genügt den Anforderungen vollkommen. Investitionen in 86

in den Boden u. die Schläuche

in die Luft in die Luft

Sonne

Glasdach

tags nachts

Boden Wasserschläuche Boden

nur Bodenspeicherung Wasserschicht 10 cm Wasserschicht 20 cm

Uhrzeit (h)

0:00 3:00 6:00 9:00 12:00 15:00 18:00 21:00 0:00 100

80

60

40

20

0

relative Nutzleistung [%]

Abbildung 2 Oben:Prinzip der Wärmespeicherung mit Wasserschläuchen unter dem Kollektor- dach des Aufwind- kraftwerks

Unten:24-stündiger Verlauf der Nutz- leistung des Aufwind- kraftwerks in Abhän- gigkeit von der Dicke der energiespeichern- den Wasserschicht

(3)

hochtechnologische Fertigungseinrichtungen sind nicht nötig. Damit ist selbst in ärmeren Ländern die Realisierung einer großen Anlage ohne Devisenaufwand mit eigenen Ressourcen und eigenen Arbeitskräften möglich; dies schafft viele Arbeitsplätze und senkt die Stromkosten drastisch.

Das Glasdach, das etwa 60% der Gesamtkosten ausmacht, ist einfach aus quadratischen Hänge- dachfeldern konstruiert (Abb. 5). Diese Bauweise wurde jahrelang an dem Prototyp in Spanien erfolgreich getestet.

Die Turbinen stehen prinzipiell den druckgestuf- ten Wasserturbinen näher als den geschwindig- keitsgestuften Windkraftanlagen in natürlichem Wind. Sie wurden mit Wasserkraftwerksbauern ausführungsreif entwickelt und kalkuliert. Man kann viele kleine Horizontalachsenmaschinen am Umfang des Kaminfußes oder billiger eine große 200 MW Turbine mit vertikaler Achse in den Kaminquerschnitt setzen (Abb. 6).

Für die Röhre wurden verschiedene Bauweisen und Werkstoffe verglichen und herausgefun- den, dass in der Regel in allen in Frage kom- menden Wüstenländern Stahlbetonröhren die höchste Lebensdauer bei günstigsten Kosten

versprechen. Technologisch sind das zylindri- sche Naturzugkühltürme (Abb.7), mit ca. 170 m Durchmesser bei 1.000 m Höhe und Wand- stärken von 99 cm, abklingend auf 25 cm, im Inneren ausgesteift mit Speichenrädern.

87 Abbildung 3

Prototyp für ein Aufwindkraftwerk in Manzanares Spanien

Abbildung 4

Jahresenergieerzeugung von Aufwindkraft- werken in Abhängig- keit vom Kollektor- durchmesser und der Kaminhöhe

Jahresenergieerzeugung [GWh/a]

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 1600

1400 1200 1000 800 600 400 200 0

Kollektordurchmesser Dkoll[m]

Einfachverglasung (1 x 4 mm)

Doppelverglasung (2 x 4 mm)

Kaminhöhe Hk[m]

1500

1000

800

600 445

(4)

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Mit Unterstützung von Bauunternehmern, Tur- binenherstellern und der Glasindustrie konnten die Investitionskosten von typischen 200 MW- Aufwindkraftwerken recht verläßlich kalkuliert werden. Das große badenwürttembergische Energieversorgungsunternehmen Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat dafür, im Ver- gleich zu Kohle- und GuD-Kraftwerken (Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke) auf gleicher betriebswirtschaftlicher Berechnungsbasis, die Stromgestehungskosten ermittelt (Abb. 8).

Man erkennt, dass rein betriebswirtschaftlich gerechnet, bei einem Gesamtzinssatz von knapp 11 % und einer Bauzeit von vier Jahren, in der die Investitionskosten allein um 30 % steigen, Strom aus Aufwindkraftwerken nur noch etwa 20 % teurer ist als aus Kohle. Bei einem Auf- windkraftwerk sind allein die Investitionskosten und Steuern, bei den fossilen Kraftwerken vor allem die Brennstoffkosten bestimmend für den Strompreis. Bereits bei einer Reduktion des Zinssatzes auf 8 % wäre Strom aus Aufwind- kraftwerken heute schon konkurrenzfähig (Abb. 9).

Außerdem kann in Niedriglohnländern, insbe- sondere beim sehr einfach herstellbaren Glas- dach und Speicher (die 57 % der Gesamtkosten ausmachen) noch eine Kostensenkung erwartet werden.

Volkswirtschaftliche und ökologische Vorteile von Aufwindkraftwerken

• Keine Umweltbelastung: pro erzeugter kWh vermeidet ein Aufwindkraftwerk ca. 1 kg an CO2. Das heißt eine 200 MW-Anlage würde pro Jahr insgesamt 1,4 Mio. Tonnen CO2

vermeiden. Setzt man 36 Euro für die ver- miedene Tonne CO2an, so dürfte der Strom aus Aufwindkraftwerken um 3,6 ct/kWh teurer sein als aus fossil befeuerten Anlagen.

Damit wäre Strom aus Aufwindkraftwerken bereits günstiger als der aus Kohle oder Gas (Abb. 8).

88

Abbildung 5 (oben) Glasdachkollektor für ein Aufwindkraftwerk

0,25 m

0,25 m

0,32 m

0,41 m

0,53 m

0,68 m

0,87 m 0,99 m

1000 m

840 m

660 m

500 m

Wanddicken

Schnitt

170 m

Abbildung 7 Wanddicken einer vertikalen Röhre mit 1000 m Höhe und 170 m Durchmesser

(5)

• Kein Ressourcenverbrauch für den Bau. Auf- windkraftwerke bestehen im Wesentlichen aus Beton und Glas, das ist Sand und (selbst- erzeugte) Energie; sie können also in Wüsten verhältnismäßig einfach gebaut werden.

• Die (hohen) Investitionskosten sind fast aus- schließlich Lohnkosten. Das schafft Arbeits- plätze, also eine hohe Wertschöpfung im Lande mit erhöhten Steuereinnahmen und verminderten Sozialkosten.

• Wegfall devisenzehrender Importe von Kohle, Öl, Gas, was insbesondere den Entwicklungs- ländern hilft, Devisen zu sparen.

• Eingliederung der bevölkerungsreichen Ent- wicklungsländer in die Weltwirtschaft mit riesigen neuen Märkten.

Wir müssen mehr tun für die Umwelt, und vor allem für eine Energieerzeugung für die Milliar- den Menschen in der Dritten Welt. Aber nicht mit Almosen, die wir uns über deren Schuld- zinsen mehrfach zurückholen, sondern über eine globale Arbeitsteilung. Wenn wir ihnen Solar- energie abkaufen, können sie sich unsere Pro- dukte leisten. In der Tat sind wir der festen Über- zeugung, dass eine globale Energiewirtschaft, zu der die Sonne ortsabhängig wie die Wasser- kraft im Mix mit konventionellen Brennstoffen einen wesentlichen Anteil beisteuert, keine

Utopie ist. 89

Anzahl der

Investition Brennstoff Personal Instandhaltung Versicherung

Sonstige Betriebskosten Steuern

Gesamt

Aufwind ct/kWh

5,79 0,00 0,05 0,27 0,01 0,00 1,07

7,19

Kohle ct/kWh

1,99 1,98 0,40 0,47 0,27 0,59 0,35

6,05

2 x GuD ct/kWh

1,08 3,36 0,16 0,42 0,60 0,02 0,19

5,83

Inbetriebnahme im Jahr 2001 Leistung: 400 MW Betriebsstunden: 7445 h/ a Jahresenergie: 2978 GWh

Eigenkapital 1/3 zu 13,5 % Fremdkapital 2/3 zu 8 % Gesamtzinssatz: 10,67 % Steuersatz: 30 %

Abbildung 8 (unten) Die Stromgestehungs- kosten aus Aufwind-, Kohle- und GuD-Kraft- werken nach derzeitiger betriebswirtschaftlicher Berechnung (Gesamt- zinssatz: 10,7 %) Abbildung 6 (links) Vertikalturbine im Schaft eines Aufwindkraftwerkes

Aufwindkraftwerk Ergbn.: EnBW Kohlekraftwerk Ergbn.: EnBW GuD-Kraftwerk Ergbn.: EnBW

Stromgestehungskosten [ct/kWh]

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 10,00

9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0

Zinssatz [%]

Betriebskosten:

AWK: 0,32 ct/ kWh Kohle: 3,58 ct/ kWh GuD: 4,02 ct/ kWh

Abbildung 9

Die Stromgestehungskosten aus Aufwind-, Kohle- und GuD-Kraftwerken in Abhängigkeit vom Zinssatz

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