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LLehre SALT LAKE CITY. Außereuropäische Stadtentwicklung Downtown USA. Seminararbeit von Andreas Schmalz SS 2006

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Dozentur für Städtebauliches Entwerfen • TU Dresden • Doz. Barbara Engel

L

Lehre

Außereuropäische Stadtentwicklung • Downtown USA Seminararbeit von Andreas Schmalz • SS 2006

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Inhalt

Einleitung

Einflüsse der Stadtentwicklung Exogene Einflüsse

Endogene Einflüsse

Downtown Salt Lake City Heute Ausblick zukünftiger Entwicklung

Kirche der Heiligen der Letzten Tage Masterplan The Gateway Development Project

Fazit

Anhang Glossar Quellen Bildnachweis

01 05 07 19 33 41 45 47 51

53 57 61

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Einleitung

Salt Lake City liegt im geographischen Westen der USA, im sogenannten Subelt West, einer wachs- tumsstarken Region, die von einem intensiven Suburbanisierungsprozess, einer stetigen Bevöl- kerungszunahme sowie einem gut ausgeprägten tertiären und quartären Sektor, sowohl auch von den Rocky Mountains, dem großen, wüstenähn- lichen Becken der Intermountain Region und dem namensgebenden Großen Salzsee geprägt ist. Utah, dessen Hauptstadt Salt Lake City ist, zählt zu den vielschichtigsten und an Naturphänomenen reichs- ten Regionen der Erde, neben den weitenläufigen Wintersportgebieten der Rocky Mountains gibt es szenische Landschaften zerklüfteter Canyons die Erinnerungen an alte John Wayne Hollywood Westernstreifen wachrufen.

75 % der Bevölkerung von Utah konzentrieren sich in einem Ballungsraum, der Wasatch Front, die mit ihren circa 2 Millionen Einwohnern die siebt größte Agglomeration des amerikanischen Wes- tens ist, und somit in ihrer Bedeutung weit über die Grenzen von Utah hinaus ausstrahlt. Betrachtet man die Verdichtung von Metropolregionen an der Nord-Ost und Süd-West Küste der USA sowie in den östlichen Great Plains und entlang der Großen Seen, so wird einerseits die isolierte Lage, ande- rerseits die daraus resultierende überregionale Bedeutung der Wasatch Front für die Intermountain Region, zwischen Rocky Mountains und Kaskaden- kette erkennbar.

Die Wasatch Front ist topographisch von der Wasatch Range, die sich in ihrer Utah durchschnei- denden Nord-Süd Ausrichtung, szenisch im Osten auf über 3.500 m erhebt, sowie dem Oquirrh Massiv und dem Großen Salzsee im Westen eingefasst. Die Siedlungsfläche, in 1.300 m Höhe gelegen, ist auf ein knapp 200 km langes, von Norden nach Süden verlaufendes, und durchschnittlich 8 km breites Band beschränkt. Dieser Ballungsraum teilt sich laut dem US Census von 2000 in drei Metropo- lenregionen und in eine Mikropolentregion. Dazu gehören neben der Brigham City Mikropolenregion, den Ogden-Clearfield und Provo-Orem auch die Salt Lake City Metropolenregion mit einer Bevölkerung von über 1 Million.

Salt Lake City ist das Zentrum der Salt Lake Metropolenregion, der sich über drei Counties, Salt Lake County, Toole und Summit, erstreckt. Im

Vergleich zur Bevölkerungszahl der Metropolregion und des gesamten Ballungsraum der Wasatch Front hat Salt Lake City mit einer Bevölkerung von ca.

182.000 Einwohnern [USCensus 2001] jedoch einen sehr geringen Anteil. Bei einem weiteren Vergleich mit der Downtown von Salt Lake City, die eine Ein- wohnerschaft von 5.939 Menschen hat, wird die dezentrale Struktur der Bevölkerungsverteilung der Stadt und des umliegenden Ballungsraums erkenn- bar. Die Wasatch Front erfuhr zwischen 1950 und 2000 ein Bevölkerungswachstum von 408 %, die Downtown hingegen einen Bevölkerungsrückgang auf die Hälfte des 1950er Niveau.

Aus der geringen Siedlungsdichte der Down- town sollte man jedoch nicht schließen, das diese in einem Verfall begriffen ist. Vielmehr war seit den 1950ern durch einen Homogenisierungsprozess die gemischte Nutzung der historischen Downtown einem Wandel unterlegen, der diese zu einer reinen Kommerz- und Einzelhandelszone transformierte.

Die Downtown hat als siebt größte kommerzielle Zone von Utah mit einem sechstel der Einzelhan- delsfläche des Salt Lake County seine Bedeutung für das Stadtgefüge, zumindest bei Arbeit und Ein- kauf, erhalten. Diese Struktur ist symptomatisch für Städte des amerikanischen Westens, des Sunbelt West, großflächige reine Wohngebiete um einzelne, gut erschlossene Wirtschaftspunkte, wobei die Downtown oft nur einer unter vielen ist.

Neben diesen recht allgemeinen Charakte- ristiken die sich aus dem regionalen und gesell- schaftlichen Bezug der Stadt ergeben besitzt die Downtown von Salt Lake City auch Merkmale die ihr eine Einzigartigkeit verleihen. Neben ihrer regi- onalen wirtschaftlichen Rolle ist sie auch globales Zentrum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die allgemein Mormonen genannt werden, einer synkretischen Neureligion die welt- weit eine Glaubensgemeinschaft von 12 Millionen Menschen hat. Die Downtown besitzt mit dem Tempel der Mormonen, dem Tabernacle, diverser Verwaltungsgebäude der Mormonen sowie einer Vielzahl kirchenhistorisch relevanter Gebäude auch sakrale Funktionen, die sich im Tempel Bezirk verdichten.

Die Downtown von Salt Lake City wird dem- nach von zwei Faktoren maßgebend bestimmt und geformt, der für amerikanische Innerstädte

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Metro- & Micropoliregionen der USA - deutliche Verdichtung entlang der Küsten & des amrikanischen Ostens

Wasatch Front 500250100km

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Downtown Salt Lake City

Computergeneriertes Bild des Salt Lake Valley

typischen kommerziellen Nutzung einerseits, und der atypischen religiösen des Tempelbzirks anderer- seits. Beide Faktoren prägen das Bild der Stadt seit deren Gründung, sie sind widerstreitende Partner einer Sache, mal gegeneinander, mal zusammen geben sie der Downtown ihren kommerziell- sakralen Charakter.

Dieser Dualität stellen sich verschiedene Fragen: Wie beeinflusst die kommerzielle Nutzung die sakrale Bedeutung sowie diese wiederum den Kommerz und beide die Stadt als gesellschaft- lichen Raum? Was sind die spezifischen Einflüsse die beiden Faktoren in ihrer stadtprägenden Rolle zugrundeliegen? Erzeugt die sakrale Bedeutung der Downtown ausreichend Kraft um diese aus dem Gefüge der amerikanischen Innenstädte herauszu- lösen und alleinzustellen? Entsteht aus der sakral- kommerziellen Konkurrenz ein konstruktiver Diskurs aus dem sich innerstädtische Merkmale heraus- bilden die auf andere Städte übertragen werden sollten, und ist dieses überhaupt möglich?

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Einflüsse der Stadtentwicklung

Einflüsse die auf die Stadtentwicklung von Salt Lake City während deren 150 jährigen Geschichte einwirkten können in zwei übergeordnete Grup- pen gegliedert werden – zum einen in endogen und zum anderen in exogen wirkende Einflüsse.

Endogene Einflüsse beeinträchtigen die Stadt aus dessen ‚Innerem’ heraus, sie sind ureigener spe- zifischer Bestandteil der Stadt selbst, bestehen in unterschiedlich intensiver, sich ständig wandeln- der Ausprägung ab der Gründung, bedingen sich gegenseitig und können daher nicht in räumlicher oder zeitlicher Dimension voneinander getrennt werden. Ihre Darstellung soll daher als Komparation und nicht als Reihung verstanden werden. Dem gegenüber gibt es exogene Einflüsse, welche als allgemeine oder generelle Faktoren von ‚Außen’ auf Salt Lake City einwirken, nicht integral mit der Stadt verbunden sind und in ihrer überregionalen, landes- weiten Ausbreitung als kulturräumlich zeitliche Phä- nomene charakterisiert werden können, und daher in chronologischer Reihenfolge dargestellt werden.

Die Grenzen zwischen exogenen und endogenen Einflüssen sind oft diffus, die unerschiedlichen Faktoren stehen in einem stetigen Wechselspiel und können daher nicht als absolut einer der beiden Gruppen zugeordnet werden.

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1850

1860

1870

1880

1890

1900

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

kalifornischer Gold Rush

ZCMI Gründung

"Crossroads of the West"

Progressive Era

Große Depression

Zweiter Weltkrieg

Blue Collar Urbanization New Deal

exogen endogen

Sunbelt West Urban Renewal

"Federal Bulldozer"

Second Century Plan Historic Preservation Act

New Federalism

Urban Development Action Grant New Urban Reality

New Urban Realism

City of Zion Plat

HLT kauf massiv Land in DT SLC Tempel der Mormonen

1995 Downtown Plan Malling of America

Wiedervereinigung Amerikas

Gateway Development Plan Downtown Alliance

HLT Masterplan New Urban Privatism

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Exogene Einflüsse

Die exogenen Einflüsse könnten in zwei ele- mentare Gruppen gegliedert werden, einerseits die globalen Phänomene, wie Wirschaftskrisen, Kriege oder technischen Fortschritt, andererseits besteht ein Prozess anhaltender gesellschaftlicher Verände- rung speziell amerikanische Phänomene, wie bun- desstaatlicher Eingriffe an der Stadtentwicklung, Wohlstandswachstum und zunehmende Mobilität, sowie demographischer Wandel. Beide Gruppen können getrennt voneinander aufgewiesen und erläutert werden, was durch ihre gegenseitige Bedingung jedoch nicht erfolgen soll. In chrono- logischer Folge werden die endogenen Einflüsse, die symptomatisch für viele amerikanische Städte sind, mit deren Auswirkungen auf Salt Lake City dargestellt.

Die von den ‚Heiligen der Letzten Tage’ gewollte Isolation, mit der Besiedlung eines Gebiets für das sich sonst Niemand interessierte und deren Bestreben zur Etablierung einer rein mormonischen Gesellschaft, isolierte Salt Lake City in den Anfangs- jahren vor exogenen Einflüssen. Dieser Suche nach Abgeschiedenheit stehen aktive föderale Bestre- bungen der US Regierung, mit der Suche nach Bodenschätzen und dem Erstellen administrativer Einheiten sowie dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn, gegenüber, die zwar primär die Einglie- derung der mormonischen Gebiete, dem ‚Deseret

Territory’, in die USA zum Ziel hatten, jedoch auch den Rahmen exogener Einflüsse auf Salt Lake City öffneten.

Als erster exogener Einfluss kann der kalifor- nische Gold Rush von 1849 angesehen werden, der viele Siedler sowie Händler in den Westen brachte, die Bedeutung von Salt Lake City für Nicht- Mormonen lag zu dieser Zeit in deren Funktion als Raststätte, als letzte Station vor der Querung der Rocky Mountains, aus dieser Zeit stammt auch der Ursprung des Spitznames von Salt Lake City: dem

“Crossroads of the West” . Die starke mormonische Vorherrschaft und die Unwirtlichkeit des Terrains verhinderten das auf dem Trek nach Westen auch nicht-mormonische Siedler sich hier niederließen, einzig eine kleine Minderheit, ausschließlich Händ- ler, bildete sich. Erste Anzeichen das die arkadische Utopie einer autarken, landwirtschaftlich geprägten Stadt nicht gehalten werden kann, das die anfäng- liche Stadtstruktur zwangsläufig transformiert wird.

[Jackson 1977]

Kommerzielle, gewerbliche Nutzung war im orginalen Plan nach dem ‚City of Zion Plat’ nicht vorgesehen, doch mit der langsam wachsenden Bedeutung von Salt Lake City über deren Region hinaus und dem aufkeimenden Handel der sich aus dem Siedlerstrom ergab, wandelte sich die Stadtstruktur. Um 1850 scheint die kommerzielle Entwicklung, entlang der South Temple und Main

Verkehrsströme in den 1930er Jahren über die gesamte USA - Salt Lake City als einzige Spitze in der Intermountain Region

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1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2005 2010 2020 2030 2040 2050

11.380 40.273 86.786 143.963 210.779 276.749 373.351 449.396 507.847 550.310 688.862 890.627 1.059.273 1.461.037 1.722.850 2.233.169 2.547.389 2.833.337 3.486.218 4.086.319 4.701.369 5.368.567

910.222 1.072.227 1.333.914 1.520.189 1.665.238 1.966.372 2.207.282 2.429.057 2.654.682

6.157 11.295 18.337 31.977 58.457 77.725 131.426 159.282 194.102 211.623 274.859 383.035 458.607 619.066 725.956 898.387 970.748 1.053.258 1.230.817 1.381.519 1.521.926 1.663.994

44.843 53.531 92.777 116.110 140.267 149.934 182.121 189.454 175.885 163.034 159.936 181.743 182.046 184.889 196.491 203.059 212.976 225.066

11.383 6.098 4.647 4.824 5.939 6.414 10.000

+254%

+115%

+66%

+46%

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+20%

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74%

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4%

-7%

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-2%

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3%

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6%

-46%

-24%

4%

23%

68%

Jahr Utah SL Metro SL County SL City Downtown SL

Bevölkerungsentwicklung im Vergleich: Utah - Metropolitan - County - Stadt - Downtown

US Census [2001] | Utah Governor's Office [2005a] | Utah Governor's Office [2005b]

Birch, Eugenie L. [2005] | Woods, James A. [2005]

Quelle:

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Street, mit der Teilung einiger Parzellen, von längs zur Strasse liegend zu stirnseitig ausgerichteten, und dem Bau mehrerer Gebäude pro Parzelle, sich vorwegzunehemen. Die Ausprägung der Main Street zur kommerziellen Meile von Salt Lake City, hat die zunehmenden Korrumption des orginale Gründungsplans zur Folge, bestimmte Adaptionen bildeten sich aus, die in unterschiedlicher Intensität auf alle Blöcke wirkten.

Der Wandel war unvermeidlich. Mit der Fertig- stellung der Anbindung an die Erste Transkontinen- tale Eisenbahnstrecke 1870, wodurch das Reisen weniger beschwerlich wurde, und der Entdeckung natürlicher Ressourcen durch die US Army setzte eine massive Migration nicht-mormonisch religi- öser Gruppen ein. Eine Minderheit bestehend aus griechisch orthodoxer und römisch katholischer Glaubengemeinschaften, die überwiegend im Bergbau und Handel tätig waren prägte sich aus.

Die Abgeschiedenheit war vorbei.

Die Dominanz nicht-mormonischer Händler und die Abwanderung des Kapitals zwang die Latter-Day Saints Kirche dazu, sich den Verhält- nissen anzupassen. Mit der Gründung des ZCMI 1869 und dessen Versorgungmonopol, übernahm diese die Kontrolle über die Entwicklung des Geschäftsviertels. Das 1876 fertiggestellte, süd- östlich den Tempelbezirks angrenzend liegende Salt Lake City ZCMI Warenhaus war das erste seiner Art im Westen der USA. Das Wachstum des Geschäftsviertels lief in südlicher Richtung entlang der Main Street weiter, um 1880 erstreckte es sich bereits beidseitig bis zu 200 South und wuchs dann etwa einen Block pro Dekade bis es um 1900 400 South erreichte. Das drastische Wachstum des Geschäftsviertels, gefördert durch die Vorherrschaft

des ZCMI Warenhauses, führte zu steigender Bodenspekulation und folgender Zersetzung der innerstädtischen Parzellengliederung. Viele zentrale Parzellen waren bereits 40 Jahre nach der Stadt- gründung nicht mehr als Teil des ‚City of Zion Plat’

erkennbar. [Scheer 2003]

Dieser erste exogene Einfluss, der von der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents geprägt ist, in Salt Lake City durch den kalifor- nischen Gold Rush eingeleitet wurde und mit dem fortwährenden Siedlungsstrom nach Westen weiter anhielt, hatte die Ausprägung eines Geschäfts- viertels unter Transformation der ursprünglichen Struktur zur Folge. Tiefgreifender gilt, das Salt Lake City demnach ‚amerikanisiert’ wurde, die Stadt passte sich in ihrer räumlichen Ordnung und Nutzungsorganisation dem typischen Muster der westlichen amerikanischen Stadt, mit Main Street und flächigen Wohnquartier an, das Bestreben nach einer eigenständigen, isolierten mormonischen Gesellschaft mit dazugehöriger Stadtstruktur musste verworfen werden.

Die nächste Stufe der Entwicklung kam mit Beginn des 20. Jahrhunderts zur Progressive Era, als Salt Lake City sich zum Transportknoten der Intermountain Region entwickelte und entgültig zum „Crossroads of the West“ avancierte. In west- licher Nachbarschaft zur Downtown entstand mit dem Gateway Distrikt ein großer Umschlagsplatz für Güter die per Eisenbahn aus dem Westen und Osten hier zusammenkamen und gehandelt wurden. Kommerz erlangte zunehmend Bedeutung und Gewerbe siedelten sich verstärkt entlang der Main Street an. Salt Lake City expandierte um neue Rollen als regionales Zentrum für Beschäftigung

Panorama von Salt Lake City um 1910

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'60 '70 '80 '90 1900 '10 '20 '30 '40 '50 '60 '70 '80 '90 2000 '10 '20 '30 '40 100.000

200.000 500.000 1.000.000 1.500.000

Salt Lake City Salt L

ake County

Chart der Bevölkerungsentwicklung mit maßgebenden Einflussfaktoren

Blue Collar Urbanization

kalifornischer Gold Rush transkont. Eisenbahn "Crossroads of the West"

Progressive Era Große Depression Zweiter WeltkriegNew Deal Sunbelt West

und Einzelhandel eine Vielzahl von Dienstleistungs- unternehmen und Industriebetrieben aufnehmen zu können.

Es folgte ein Bauboom in den ersten Deka- den des 20. Jahrhunderts, der die Downtown stark überformte und den Tempelbezirk schnell mit einer Vielfalt urbaner Aktivitäten umfasste. Die Blockstruktur wurde zunehmend irregulär, um die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verlorene Aut- horität der Kirche in der Stadtentwicklung zu erset-

zen wurde 1927 von der Stadtregierung der erste Flächennutzungsplan erstellt. Die Stadt erlaubte mit der neuen Flächeneinteilung Nutzungen die denen des orginalen ‚City of Zion Plat’ widerstre- ben, die Transformation der Stadtstruktur hielt weiter an. In der florierenden Zeit zwischen 1900 und 1930 verdreifachte sich fast die Bevölkerung, ein Wachstum von 53.531 auf 140.267 Einwohner war zu verzeichnen, Stadtparks wurden angelegt, die Infrastruktur ausgebaut.

Urban Renewal "Federal Bulldozer" Second Century Plan Historic Preservation Act New Federalism Urban Development Action GrantNew Urban Reality New Urban Realism

City of Zion Plat New Urban Privatism Downtown Alliance 1995 Downtown Plan Gateway Development Plan HLT Kirchen Master Plan

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Mit dem Börsenkrach von 1929, der die gesamte USA und Europa in eine wirtschaftliche Krise führte, und der darauffolgenden Großen Depression vollzog sich im Wachstum von Salt Lake City eine Zäsur, von der sich die Stadt nur langsam erholte. Die Arbeitlosenquote stieg 1932 auf 36%, zwischen 1929 und 1932 halbierten sich die Einkommen. Der ‚New Deal’, der unter Franklin D. Roosevelt erstellt wurde um die Auswirkungen der Großen Depression zu lindern, schuf in den USA eine erste allgemeine Sozialgesetzgebung, mit der auch das interesse der Bundesregierung an der Großstadtplanung und Slumbeseitigung erwachte. Ein Engagement der Bundesregierung an der Steuerung von Stadtentwicklungsprozessen war bis dahin nicht gegeben, die verfassungsmä- ßig gewährte zentrale Bedeutung der Kommunen im föderalen System der USA hatte bereits die Wertvorstellung einer Private City fest verankert.

[Schneider-Sliwa 2005]

Die Slumproblematik der Innenstadt, war zu der Zeit in Salt Lake City nicht so akkut und aus- geprägt wie in anderen amerikanischen Städten gewesen, doch richteten sich die Gesetze und Revitalisierungsmaßnahmen der Bundesregierung vielmehr an die Notwendigkeit allgemeine Arbeits- beschaffungsmaßnahmen bereitzustellen. Der depressionsgeschuldete Stadtverfall der 1930er Jahre wurde von der sozial orientierten Roosevelt Administration als rein lokales Problem angesehen.

Die Rolle der Bundesregierung sollte zu dieser Zeit keine zentralistisch determinierende, sondern lediglich eine rein vermittelnde, zwischen Unter- nehmertum und strukturschwachen Stadtgebieten sein. Trotz des ‚New Deal’ und dem vermittelnden Engagement der ‚Kirche der Heiligen der Letzten

Tage’ erholte sich Salt Lake City von dem wirtschaft- lichen Zusammenbruch bis zum Zweiten Weltkriegs nicht vollständig.

Brachte die Große Depression die Stadtent- wicklung zum Erliegen, so setzte mit dem Zweiten Weltkrieg der Boom erneut ein. Der Bedarf an Metall bescherte der Bergbauindustrie von Salt Lake City einen rapiden Aufschwung, die Ansied- lung von Rüstungsindustrien durch Förderung der Bundesregierung und das Entstehen neuer militä- rischer Einrichtungen wirkten revitalisierend auf die Wirtschaft, gleichzeitig wurde der Druck auf den Wohnungsmarkt stärker. Die Umwälzungen aus Großer Depression und dem Zweite Weltkrieg bewirkten bei den Einwohnern gemischte Erfah- rungen. Wirtschaftliche und politische Änderungen führten die Bevölkerung von Salt Lake City in eine neue Zeit des Wohlstands, doch auch der sozialen Verlagerung und des Abenteuers. Salt Lake City hat sich seiner mormonischen Vergangenheit weit- gehend entledigt und war entgültig eine ‚amerika- nische’ Stadt geworden. [Salt Lake City, 2006]

Die tiefgreifenden gesellschaftsverändernden Prozesse, die in den 1940ern und 1950ern in den USA einsetzten beeinflussten auch Salt Lake City maßgebend. In der Nachkriegszeit subventionierte die US Regierung massiv die Metropolregionen des amerikanischen Westens. Das rapide Wachstum der Militärstützpunkte, Forschungseinrichtungen und föderal unterstützten Rentnersiedlungen för- derte eine breitere Ausdehnung der metropolitanen Wirtschaft. Die boomenden Städte benötigten ein größeres Volumen und Angebot an Gütern, Dienst- leistungen und Qualifikationen um die wachsenden Bedürfnisse der Bevölkerung und des Kommerz befriedigen zu können. Dieser Prozess war in der

Panorama von Salt Lake City 1929

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Anordnung öffentlicher Einrichtungen in Entfernung zum Tempelbezirk & an Aussembereiche der Downtown

N m250500

Downtown Main Core

Central Business District

Downtown Support District Downtown 1920

Hauptentwicklungsachse South Tempel

Hauptentwicklungsachse Main Street

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ersten Dekade nach dem Krieg in Salt Lake City offentsichtlich, der Wachstum des Handels war zu dieser Zeit stärker als das der Bevölkerung. [Abott 1993]

Während der Wachstumsstarken Ära der Nachkriegszeit in den 1950er und 60ern führte die zunehmende Steigerung der Lebensqualität und Motorisierung der Gesellschaft zur weiteren Suburbanisierung der amerikanischen Stadt, wobei dieses Phänomen sich in den Städten des ameri- kanischen Westens besonders stark ausgeprägte.

Aufgrund der wachsenden suburbanen Bevölke- rung führte die Stadtregierung von Salt Lake City in den 1950ern erste Maßnahmen ein um dieses Wachstum zu beeinflussen. Die Stadt verwirklichte zahlreiche Investitionsprojekte die dem suburbanen Wachstum förderlich waren, wie verbesserte Parks, erweiterte Rückhaltebecken und neue Wasserauf- bereitungsanlagen. Die Downtown verlor in der folgenden Zeit zunehmend ihre Vochmachtstel- lung im Geschäfts- und Einzelhandelssektor, ihre regionale Bedeutung nahm ab, die Stadtstruktur dezentralisierte. Um 1960 hatte Salt Lake City mit 189.454 Einwohnern einen Grenzwert erreicht, der laut Prognose erst 2015 wieder eingestellt wird, im gleichen Zeitraum soll die suburbane Bevölkerung jedoch um das dreifache angewachsen sein. [DEA Utah, 2006]

Ursprung des Suburbanisierungsprozess lässt sich in den 1930ern verorten, als die US Regierung durch den Erlass unterschiedlicher Gesetze und Programme die Eigentumsbildung und den Erwerb von Eigenheimen in Form von Einfamilienhäusern mit Schwerpunkt auf die untere Mittelschicht för- derte. Die Hypothekenversicherung der Bundesre- gierung machte es dem unteren Mittelstand seit

den 1930ern möglich, Eigenheime in den Vororten zu erwerben wodurch die suburbanen Wohngebiete durch die sogenannte blue collar suburbanization immens ausgedehnt wurden. Parallel dazu wurde die Entwicklung industrieller Strukturen an der städ- tischen Peripherie unterstützt. Angestrebt wurde eine Dezentralisierung der Bevölkerung und der Arbeitsplätze aus den heruntergekommenen Teilen der Innenstädten. Die Maßnahmen erwiesen sich als folgenschwer für die Problematik des Kernstadt- verfalls, der Abwanderung breiter Massen an die Peripherie folgte die Randwanderung der Arbeits- plätze, der Verfall des Kernstadtbreichs weitete sich dadurch aus: der städtebauliche Verfall führte zu wirtschaftlicher Verödung.

Um die Aufwertung der Downtown wieder anzukurbeln, vollzogen Bundesgesetze deshalb seit 1954 eine zweifache Schwerpunktsverlage- rung in der Abkehr von der Sanierung verfallener Wohngebiete für Wohnnutzung hin zur Sanierung von Wohngebieten für Gewerbe- und Industrie- flächen, Behörden und Institutionen sowie die grundlegende Abkehr von der Sanierung verfallener Wohngebiete überhaupt hin zur Revitalisierung von Industrie- und Gewerbegebieten. Dies regte die Interessen der Investoren besonders an, da es sich bei den Industrie- und Gewerbebrachen um die grö- ßeren Flächen der Downtown handelte, die meist ein höheres Profitpotential mit sich brachten und aus Handelsflächen und Büroeinheiten ein höhere Renditen als aus dem Wohnungsbau gewonnen werden konnte. Auch Downtown-Areale, die nicht unbedingt sanierungsbedürftig waren, aber einen möglich hohen Gewinn versprachen, wurden als Sanierungsgebiete für zukünftige Entwicklung ausgewiesen. [Schneider-Sliwa 2005]

Panorama von Salt Lake City 1950

(17)

In Salt Lake City wurde 1962 die vom Tempel Square ausgehende und zur Universität von Utah laufende, historisch überaus wertvolle South Temple, als zukünftiger Geschäftskorridor für eine verdichtete kommerzielle Bebauung freigegeben.

Erst in den 1970er Jahren wurde die bereits stark reduzierte historische Bausubstanz der Strasse nach massiven Bürgerbegehren zu einer Historical Preservation Zone umgewandelt. Die Revitalisie- rungsmaßnahmen der 1950er endeten mit dem Bau kontrovers diskutierter Großprojekte nach dem Schema der Public-Private Partnerships, die als großdimensionale Kultur-, Kongress- und Behörden- zentren, Sportarenen, Büro- und Shoppingzentren, den sogenannten ‘Beton-Forts’, einen erheblich Verödungseffekt auf ihr urbanes Umfeld ausübten.

Zeitzeugen dieser Periode in Salt Lake City sind die stark introvertierten Crossroads Mall sowie ZCMI Center Mall.

In der Downtwon von Salt Lake City führten diese Umwälzungen zu wachsender Spannung.

Die Führer der ‚Kirche Jesu Chistu der Heiligen der Letzten Tage’ sahen sich in ihrer Idee, der Aufrecht- erhaltung ihres Tempelbezirk als Zufluchtsstätte vor dem Vordringen der Kommerzialisierung amerika- nischer Innenstädte, mit dieser stark konfrontiert.

Sie mussten ihre Vision einer sakralen und attrak- tiven, jedoch nicht rein auf kommerz bedachten Downtown gegen die umgebenden Unternehmen behaupten. [Jackson 1993] Die Spannung zwischen kirchlicher Vision und profitorientierter Entwicklung des Central Business District wurde in den 1960er und 70er Jahren kritisch, als urbane Aufwertungs- sprogramme, des Urban Renewal, in den USA ihren Höhepunkt in der Revitalisierung der durch die allgegenwärtigen suburbanen Malls bedrohten Downtowns erreichte.

Wie in anderen Städten, so wurden auch in Salt Lake City, aus den Revitalsierungsbestreben heraus historisch wertvolle Bausubstanz aus dem späten 19ten und frühen 20ten Jahrhundert zerstört und durch utilitaristische Gewerbeeinheiten und Bürohochhäuser ersetzt. Auf der anderen Seite litt die Downtown unter zunehmenden Verfall und Fragmentation, sie kennzeichnete sich durch veraltete, leerstehende und heruntergekommene Gebäude aus, mit Nutzungen, die dem sakralen Werten des Kerns der Downtown von Salt Lake City nach dem Bild der ‚Heiligen der Letzten Tage’

widersprachen.

Die Dekade zwischen 1960 und 1970 war der Beginn des ‚Sunbelt West’, der auch als ‚Growth Belt’ bezeichnet wird, welches als ein rein fun- damentales ökonomisches Phänomen definiert werden kann, und keine politischen oder histo- rischen Verknüpfungen enthält. Der Charakter des

‚Sunbelt West’ erklärt sich über ein konstantes Wachstum der Metropolregion unter intensiver Beteiligung der treibenden Kräfte der wirtschaft- starken Wachstumsjahre der 60er Jahre. Der Wachstum basierte auf regionalen Vorzügen, einer räumlichen Konzentration der ‚Sunrise Industries’

und der Immigration des amerikanischen Handels in Richtung Lateinamerika und Asien. Des weiteren wurde in derselben Dekade der massive Ausbau des amerikanischen Highwaynetzes vorangetrie- ben. Innerhalb von zehn Jahren verdoppelte sich der Pendlereinzugsbereich der Stadt, um 1970 bezog Salt Lake City sein Arbeitskräftepotential aus einem 75 Meile Radius. Der Wachstum vollzog sich jedoch überwiegend in den suburbanen Gebieten, die günstige Fläche bei bester infrastruktureller Anbindung boten. [Abbott 1993]

ZCMI Center Mall

Crossroads Mall

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In der Innenstadt dominierten die Revitalisie- rungsmaßnahmen mit Schwerpunktsetzung auf der kommerziellen und industriellen Struktur bei reduzierter Wohnungsbauorientierung. Die Bun- deswohnungs- und Stadtbaugesetze des Urban Renewal hatten seit Mitter der 1950er Jahre ent- scheidende Einwirkungen auf das Erscheinungsbild der Downtown Salt Lake City. Es begannen große Kahlschlagsanierungen, dem ‚Federal Bulldozer’, denen viele Bewohner der Innenstadt weichen mussten um Büro- und Einzelhandelsflächen oder Institutionen und Behörden schaffen zu können. Zeugnis dieser Maßnahmen sind die aus den 1960er bis in die Gegenwart als Parkflächen zwischengenutzten Flächen der Downtown. Die Revitalisierung seitens der öffentlichen Hand diente dazu, Areale infrastrukturell so vorzubereiten, das private Sanierungsinvestitionen rentabel wurden.

Daher wirkte das Bundesprogramm des Urban Renewal wie eine städtische Flurbereinigung, um zersplitterten, ungenutzten, verlassenen und verfallenen Grundstücken eine höhere Attraktivität zuzuführen. Die Flächenkonsolidierung erlaubte es,

große Landstücke innerhalb der Downtown neu zu gestalten, ohne vom Stadtgrundriss eingeengt zu sein. [Schneider-Sliwa 2005]

In den 1960’ern wurde, wohl durch Initiative der HLT Kirche, von der Salt Lake City Handels- kammer eine geschäfts orientierte Vision für die Downtown formuliert. Dieser ‚Second Century Plan’

bezog bedeutende geschäftliche und städtische Führungspersonen ein, um eine Blaupause für die Entwicklung der Downtown im zweiten Jahrhun- dert des städtischen Bestehens zu skizzieren. In Zusammenarbeit mit dem American Institute of Architecture wurde ein auf 25 Jahre ausgelegter Plan erstellt, der „den Fortschritt und das Wachs- tum der Downtown von Salt Lake City unterstützt.“

[Gochnour 2006] „Mit dem Gelöbnis bis 1985 eine neue Downtown von Salt Lake City zu erschaffen“, verbrachte die Planungsgruppe die ersten zwei Jahre mit dem Erstellen eines Rahmenplans der ‚für die Menschen geschaffen’ war. Die Vision des Plans war es der Downtown zu alter Bedeutung zu ver- helfen und zum „geschäftlichen, finanziellen, Einzel- handels-, Regierungs-, Unterhaltungs-, kulturellen und religiösen Zentrum der ‚Intermountain Region’

zu entwickeln.“ [Salt Lake Chamber 2006a]

Der Plan wird heute als erfolgreich angesehen, da viele Vorschläge und Anregungen die Basis für Entscheidungen der folgenden Dekaden bildeten, durch ihn wurde der Bau wichtiger Großstruktu- ren wie dem Main Street Plaza sowie dem neuen Salt Palace Convention Center und die Errichtung föderaler Gebäude in der Innenstadt maßgebend beeinflusst. Doch auch die Restaurierung histo- rischer Gebäude, die Aufwertung der Main Street sowie die Bestrebungen die Winterolympiade von 2002 nach Salt Lake City zu holen haben diesen Plan zur Grundlage.

“Downtown wird vollständig für Fußgänger ausgelegt sein; es wird einladend, leicht zu errei- chen und einfach zu erschließen sein. Salt Lake City wird zusätzliche Anreize für Besucher erhalten, und die Downtown der Hauptstadt von Utah wird der Stolz eines jeden Utaher sein.”

Second Century Plan, 1962 Die getroffenen Maßnahmen zur Revitalisie- rung der Downtown unterscheiden sich zu denen anderer amerikanischer Städte dieser Zeit kaum.

Den suburbanen Malls durch innerstädtische

Downtown Salt Lake City in den 1960ern

(19)

Typologienkopie in Kombination mit den verloren- gegangenen Werten amerikanischer Städte des Westens in deren Erlaufbarkeit der historischen Main Street Konkurrenz zu machen und das Leben zurück in die Innenstadt zu holen funktionierte bei der motorisierten amerikanischen Konsumgesell- schaft nur marginal. In der Downtown bildeten sich Pole aus Mall, Veranstaltungort und Sportzentrum heraus, die in ihrer räumlichen Organisation von- einander losgelöst, im innerstädtischen Raster liegend der Lebhaftigkeit der Strasse Konkurrenz machen. Der ‚Second Century Plan’ konnte einzelne Impulse setzten die sich um den Tempelbezirk konzentrierten, doch die Situation der gesamten Innenstadt nicht verbessern. So waren 1971 60 % der innerstädtischen Wohneinheiten in baufälligem Zustand und zwischen den 1960ern und 1980ern ist die suburbane Bevölkerung von Salt Lake County um 136 % gewachsen während die Bevölkerung der Downtown, mit einem Rückgang von 59 %, sich mehr als halbierte.

Der ‚Second Century Plan’ orientierte sich in seiner Anwendung stets an föderalen Leitplänen, die für Stadtentwicklungsprojekte Subventionen und Steuerermäßigungen mit sich brachten. Der Plan war von leitender und unterstützender Struktur, die maßgebende Richtung der innerstädtischen Entwicklung von den 1970ern bis 1990ern wurde überwiegend von föderaler Ebene aus beein- flusst.

Der Einfluss der Bundesregierung auf städte- bauliche Entwicklungsprozesse wandelte sich in den Folgejahren von den eingreifenden, radikalen Maßnahmen der Revitalisierungsprogramme und des Urban Renewal der 1950er und 1960er zu behutsamen Sanierungen. Mit dem 1966 erlas- senen Historic Preservation Act, der in scharfem Gegensatz zum Urban Renewal stand wurde „die Erhaltung der historischen und kulturellen Grundla- gen der Nation als lebendige Teile des kommunalen Lebens und seiner Entwicklung“ in den Vordergrund gerückt. Wohnviertel innerstädtischer Bereiche von Salt Lake City, der Central City und dem East Central North sowie des Korridors entlang der South Temple, von 300 East beginnend zur University of Utah laufend, wurden als Historic Preservation Districts klassifiziert. Diese Einstufung erlaubte den Zugang zu verschiedenen föderalen Förderetats wodurch eine, im großen Umfang von Privatper-

sonen betriebene, subventionierte und steuerbe- günstigte Gentrifizierung eingeleitet wurde.

In den 1970er Jahren begann die Ära des New Federalism, die von der Reagan und Bush Sen.

Administrationen in den 1980er Jahren fortgeführt wurde. „Let private enterprise do it“ wurde als Leitgedanke ab 1974 verstärkt angewandt sowie staatliche Aufgaben zunehmend an bundestaat- liche und kommunale Ebenen abgegeben. In der Stadtpolitik wurde diese Leitlinie in zweifacher Weise umgesetzt. Erstens wurden verschiedene Bundesprogramme für die Stadtentwicklung kon- solidiert und ein Bundesfinanzausgleichprogram eingeführt, das auf wenige Jahre begrenzt war. Die Kommunen waren aufgerufen, eigene Mittel und Wege zu finden, ihre Stadtentwicklungspolitik zu finanzieren. Der Finanzausgleich verschärfte jedoch die bestehende Polarisierung zwischen Kernstadt und Suburb, da der Bundestaat die Mittel ohne jegliche Auflage oft an die schnell wachsenden Kommunen, die Suburbs, weiterleitete. Zwei- tens wurde ein Pauschalzuweisungsprogramm

HLT Kirche Verwaltungshochhaus

(20)

eingeführt, dessen wichtigste Komponente die Vereinfachung der Finanzierung von Stadterneue- rungsmaßnahmen war. Dieses Programm ist bis in die Gegenwart die bedeutendste Maßnahme der Bundesregierung für die Stadterneuerung. Wirt- schaftliche Stagnation und sinkende Lebensqualität der Downtown sollte durch Ankurbelung privater Investitionsbereitschaft beseitigt werden, doch volle Handlungs- und Entscheidungsfreiheit der Kommunen über die Verwendung der Bundesmittel, Eliminierung von Zweckbindungen und Programm- kontrollen durch die Bundesregierung, sowie eine weit interpretationsfähige Sozialbindungsklausel führte zu einer Downtown Aufwertung statt Kern- stadtrevitalisierung. Die Attraktivitätssteigerung der Downtown durch Hotels, Kongresszentren, Mehrzweck-, Büro- und Einzelhandelskomplexen sowie olympischen Sportanlagen diente laut offi- ziellem Sprachgebrauch prinzipiell den ärmeren Einkommensgruppen.

Das 1976 eingeführte Komplementärpro- gramm zum Pauschalzuweisungsprogramm, das Urban Development Action Grant [UDAG] Pro- gramm war mit Schwerpunkt auf innerstädtische Stagnationsgebiete konzipiert. Es war das erste gebietsspezifische Förderungsprogramm für Städte und innerstädtische Prioritätsgebiete. Die kurzfris- tige Erfolgarantie von einem Jahr gekoppelt mit der Bereitstellung von Bundesmitteln im Verhälnis 1:2,5 US$ zu private investierter Mittel lies das UDAG wesentlich zum großen Downtown Bauboom der ausgehenden 1970er und 1980er Jahre beitragen.

In den ersten zehn Jahren des Programms wurden in der gesamten USA fast 3000 Projekte als public- private partenerships mit einem Volumen von über 4,4 Mrd. US$ gefördert, die Privatwirtschaft hatte in diese Projekte mit über 26 Mrd. US$ investiert.

In Salt Lake City wurden zahlreiche neue Gebäude errichtet. Mit dem Triad Center, dem Wells Fargo Building und dem 28 geschössigen Verwaltungs- hochhaus der HLT Kirche entstanden überwiegend Bürokomplexe, die die Skyline der Stadt überform- ten. Investitionsbereitschaft und Ertragspotential wurden damit zum wichtigsten Standortfaktor für die Revitalisierungspolitik, womit die eigent- lichen Problemgebiete ausgeschaltet wurden, die Standorte der subventionierten Projekte liegen daher genau dort, wo Firmen ohnehin investiert hätten. Da Wohngebiete und Gewerbeviertel der bundesstaatlichen Erfolgsklausel und dem Streben nach höchstem Ertragspotential weichen mussten, nannte man diese Phase der Revitalisierung den

‚Wirtschaftsbulldozer’. [Schneider-Sliwa 2005]

Die Wende der Großstadtpolitik der 1980er bestand darin, in den Kernstädten nicht mehr einen Eckpfeiler der amerikanischen Wirtschaft anzuse- hen. Grund hierfür waren die post-industriellen Umbrüche mit denen sich die enge Verknüpfung zwischen Wohlstand der Industriestadt und der Volkswirtschaft enflocht, und die New Urban Reality entwickelte. Der irreversible Bedeutungsverlust der Kernstädte in der dezentralisierten postindus- triellen Wirtschaftsstruktur der USA, mit dem sich

Panorama von Downtown Salt Lake City in den späten 1970ern

(21)

im suburbanen Raum vollziehendem Wirtschafts- wachstum, führte zum Niedergang der Downtown, stellte jedoch keine Gefahr für die Volkswirtschaft dar. Für die föderale Großstadtpolitik bedeutete dies von direkten Fördermaßnahmen der Innen- stadtentwicklung abzusehen und zu indirekten Maßnahmen überzugehen. Die New Urban Reality hatte wichtige Folgen für die Downtownentwick- lung, in Anpassung an den Bedeutungswandel der Innenstädte waren neue innovative Konzepte für die Finanzierung gefragt. Seit den 1980ern nahmen die Kommunen, aufgrund des Rückzugs bundesstaat- licher Engagements und Kontrollfunktionen, eine selbstständigere Rolle in der Revitalisierung ihrer Innenstädte ein, in bedeutender Weise wurden sie selber Developer, Investor und Kreditgeber sowie Teilhaber an private-public partnerships – die Ära des New Urban Privatism war eingeleitet.

Mit dem Wegfall letzter bundesstaatlicher Auflagen an der Projektfinanzierung lag der typische Schwerpunkt der Innenstadtentwicklung der späten 1980er in der Aufwertung der Downtown zu einer First Class American City oder Corporate Center.

Sichtbare Folgen der New Urban Reality gliedern sich in zwei Gruppen: Zum einen die zielgerichtete Verwirklichung des New Town in Town Konzepts, bei dem innerhalb der Downtown eine funktionale Aufteilung in Restnutzungen sowie komparative Standortvorteile, zu den suburbanen Gebieten und anderen amerikanischen Großstädten, bietende Spezialnuztungen vollzogen wurde. So wurde aus dieser Bewegung heraus das Conference Center der Kirche der Heiligen der Letzten Tage gebaut, einem 21.000 Sitze bietendem, 100.000 qm großen Versammlungszentrum und Konzerthaus für den Mormon Tabernacle Choir. Eine andere sichtbare Auswirkung der Politik der New Urban Reality war die Bestückung der zentralen Geschäftsbereiche mit sogenannten speciality oder festival Malls, großen Einzelhandels und Mischnutzungszentren, sowie dem Bau von Wohnanlagen für den geho- benen Anspruch. Exemplarisch für dieses Malling of America steht in Downtown Salt Lake City das Gateway Distrikt das, als Revitalisierungsprojekt ehemaliger Bahnbrachen, prototypisch eine intakte Stadt in der Stadt mit einer Mischung verschie- dener Nutzungen, Vielfalt von Einzelhandels- und Spezialläden mit Fußgängerzone für Strassenfeste und Künstlerdarbietung sowie einer Großzahl an Wohneinheiten darbietet.

Bis Heute steht die Großstadtpolitik des Bundes einem amerikanischen Dilemma gegen- über: Es gilt, nicht nur wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten abzubauen, sondern auch sozia- lunverträgliche Stadtstrukturen zu beeinflussen die aus der großstadtbezogenen Bundesgesetzgebung erwachsen sind. Mit anderen Worten:

„Die Städte sind vielleicht nicht das Hauptprob- lem der amerikanischen Politik, aber Politik ist das Hauptproblem amerikanischer Städte.“

C. N. Stone, 1989

Salt Palace Convention Center

(22)

Endogene Einflüsse

Der ‚Mormon Grid’ oder die Rasterstruktur nach dem ‚City of Zion Plat’ gilt als wichtiger endo- gener Faktor für die Stadtentwicklung von Salt Lake City. Im Folgenden sollen zunächst die Ursprünge dieses Idealplans aufgezeichnet werden nach dessen Vorbild später der Nucleus von Salt Lake City ausgelegt wurde. Die Religion der Mormonen und deren Gesellschaft war, in den Gründungsjah- ren der ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’, sehr eng mit der Vision einer idealen Stadt, die eine neue soziale Ordnung hervorrufen könnte und den zentralen Versammlungsort darstellte, verbunden.

Seit den 1790ern bis in die Mitte des 19. Jahr- hunderts hinein gab es eine Art Stadtgründungs- Manie, Zeitzeugen berichten das fast jede Person in der Ohio-Mississippi Ebene einen grandiosen Plan für den Entwurf einer Idealstadt in seiner Tasche trug um diesen gesamt oder in Teilen gewinn- bringend zu verkaufen. All diese Pläne basierten auf den Vorteilen, die das Stadtleben gegenüber dem Landleben bietet, Schulbildung, ärztliche Versorgung, sozialer Austausch, besserer Handel.

Manche dieser Städte entwickelten sich prächtig, so Cincinnati, St. Louis, Pittsburg oder Philadelphia, andere verschwanden wieder, gemein unter allen war eine rechtwinklige Rasterstruktur mit geraden Strassen.

Zur gleichen Zeit existierte eine Phase ver- mehrter religiöser Neugründungen und Abspal- tungen. Die christliche Glaubenslandschaft war in viele, kleine sektenartige Gemeinschaften zersplit- tert, Wanderprediger durchquerten den Osten der USA, jeder mit seiner eigenen, oft eigenwilligen Interpretation der Bibel. Aus diesem Milieu heraus gründete Joseph Smith, laut ihm nach einer gött- lichen Offenbarung, 1830 die ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’ - die im folgenden nur als ‘Die Kirche’ bezeichnet wird [Style Guide 2006]

– diese wird vom Vatikan nicht als Bestandteil der christlichen Kirche anerkannt sondern als synkretis- tische Neureligion bezeichnet. 1833 folgte, wieder nach einer göttlichen Offenbarung, der ‚City of Zion Plat’, einem Idealplan für das ‚Neue Jerusalem’

in dem das ‚wahre Erbe des Judentums’ gelebt werden sollte. [Jackson 1977]

Die formale Ausprägung des ‚City of Zion Plat’

folgt einerseits der Vision des ‚Neuen Jerusalem’,

in dessen quadratischen Grundriss und der Posi- tion nach den Himmelsrichtungen, [Offenbarung 21.12 – 15], doch auch dem Prinzip der föderalen amerikanischen Landvermessung der Teilung des Gebiets in 1 x 1 Meile, der Grundfläche des ‚City of Zion Plats’. So gehören zu den bedeutenden Charakteristiken des ‚City of Zion Plat’ dessen uni- forme, rechtwinklige Rasterstruktur, die sich nach den Himmelsrichtungen orientiert, quadratische Blockzuschnitte mit einer Größe von 4 ha, 40 m breite Strassen, alternierend angeordnete 0,2 ha große Parzellen, wodurch die Stirnseiten der Parzellen des einen Blocks zu den Längsseiten des gegenüberliegenden ausgerichtet sind. Die städtischen Grundstücke dienen der Selbstversor- gung mit Gemüse und Obst, landwirtschaftliche Gebäude dagegen sind der Stadt vorgelagert, so das ein agrarwirtschaftlicher Grünzug entsteht, der die Siedlung einrahmt. Das Stadtzentrum besteht aus der Konzentration bedeutender öffentlicher und sakraler Einrichtungen. Der ‚City of Zion Plat’ ist für eine Bevölkerung von 15,000 bis 20,000 Einwoh- nern ausgelegt, welches bei genauer Betrachtung jedoch eine zu hohe Einwohnerzahl pro Haus und Parzelle ergeben hätte, einer unter den vielen Grün- den weshalb der Plan nie eins-zu-eins umgesetzt wurde und werden konnte. [Hamilton 1995]

Joseph Smith stellte sich die Gesellschaft der Mormonen als landwirtschaftlich geprägte, autarke Gemeinde vor. Der ‚City of Zion Plat’ war für Smith und Young ein dogmatisches Konzept welches auch auf sozial gesellschaftlicher Ebene wirkte und zentral für den moromonischen Glauben des 19.

Jahrhunderts war. Die Vision einer Stadt nach dem

‚City of Zion Plat’ war daher die Utopie eines neuen Arkadien. Die Religion der Mormonen und die Stadt nach dem ‚City of Zion Plat’ vereinen sich in den Gründungsjahren der Religion zur Vision einer, von arkadischer Utopie geprägten, landwirtschaft- lich autarken und christlich sozialen Gesellschaft.

[Hamilton 1995]

(23)

City of Zion Plat nach Joseph Young

Zentrale Bezirke für religiöse Einrichtungen Raster gleicher Strassenbreiten mit 40 m

N strenge Ausrichtung des Rasters nach den Himmelsrichtungen Zentraler Bezirk für öffentliche Einrichtungen alternierende

Parzellenstruktur

(24)

Der wohl bedeutendste endogene Einfluss für die Stadtstruktur ist, wie bereits angerissen, die Auslegung des Gründungsrasters nach dem

‚City of Zion Plat’, der mit dessen arkadisch uto- pischen Credo die Entwicklung der Stadt immens beeinflusst hat und es immer noch tut. Keine ame- rikanische Innenstadt ähnlicher Größe ist in ihrer räumlichen Struktur und Organisation in derart intensiver Weise durch Leitgedanken einer Religion geprägt wie die von Salt Lake City.

Obwohl Smith nach einer göttlicher Offen- barung Zion definitiv in Jackson County, Missouri lokalisierte, war es den Anhängern der ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’ – folgend als

‘Heilige der Letzten Tage’ bezeichnet [Style Guide 2006] - nicht vergönnt dort dauerhaft zu siedeln, so ist der endgültige Bestimmungsort Salt Lake City eine Art spiritueller Kompromiss. Im Gegensatz zu anderen Religionen wurden die Gläubigen aus aller Welt nach Zion gerufen, so das der mormonische Glauben gleichzeitig eine Auswanderung nach Utah bedeutete. Das Konzept des Zion wandelte sich über die Zeit leicht in dessen Interpretation ab, blieb jedoch stets der Ort an dem sich die Gläubigen vor der zweiten Ankunft Jesu versammeln sollten.

Smith und Young sahen in Zion einen gewaltigen Ballungsraum verstreuter Städte, mit einer zentra- len, dominierenden Stadt - Salt Lake City.

„Vor einer langen Zeit, in einem Tal weit von den restlichen Zivilisationen entfernt, siedelten die Getreuen Moronis, Erben des wahren Glaubens, in einer unfruchtbaren jedoch szenischen Ebene umgeben von aufstrebenden Bergen, nahe einem gewaltigen toten Meer. Dort in der Abgeschieden- heit vor ihren Verleumdern, legten die Heiligen eine schöne Stadt rechtwinklig zur Welt aus, ein gerechter Ort um zur Versammlung der Gläubigen aller Zivilisationen in den letzten Tagen vor der zweiten Ankunft Jesu zu laden.“

Olsen 2002 1847 kamen die ersten mormonischen Pio- niere unter der Leitung des Kirchenführers Brigham Young in das Salt Lake Valley. Die erste Handlung bestand im Abstecken des Bereichs für den Tem- pelbezirk, darauf folgte, ausgehend von der süd- östlichen Ecke des Tempelbezirks und in Überein- stimmung mit dem ‚City of Zion Plat’, die Auslegung

des Plat A entlang der Haupthimmelsrichtungen in Salt Lake City, 1870, Mormon Grid & Temple Square

Form von 135 4 ha großen, quadratischen Blocks in einem 9 x 15 Raster. Jeder Block wurde in 8 gleichgroße, alternierend ausgerichtete, ½ ha mes- sende Parzellen unterteilt, wobei gleichberechtigte Verteilung ein zentrales Anliegen für ‚Die Kirche’

war. [Hamilton 1995]

Der Entwurf von Brigham Young enthielt einerseits bedeutenden Abweichungen zum ‚City of Zion Plat’. So wurde die Größe und Ausdehnung der Stadt nicht limitiert, wodurch der starke Siedler- zustrom der folgenden Jahre mit den Stadterwei- terungen von 1848 und 1849 aufgefangen werden

(25)

Gründungsraster [Plat A] von Salt Lake City in 1947

km 0.25 1.00

City of Zion Plat

Manhattan Raster [Commissioners Plan]

Vergleich Salt Lake City - City of Zion - Manhattan

N

Temple Square

(26)

konnte. Weitere Unterschiede finden sich in den Abmessungen der Parzellen, der Anzahl der Raster- felder und der Position des Tempels, der aufgrund der Topographie nicht in die Stadtmitte sondern auf eine leichte Anhöhe gesetzt wurde. Andererseits folgte die Gründung von Salt Lake City unter der Regie von Brigham Young dem Vorbild des ‚City of Zion Plat’ exakter als es die Städte die unter Joseph Smith im Osten der USA gegründet wurden aufwie- sen. Diese Nähe zu Smith’s Idealplan reflektiert die Bedeutung der Religion in der Ausprägung der Salt Lake Gemeinde zu einem sakralen Ort, ein Ort der viele Ideen des gemarterten Propheten der Mor- monen in dessen Organisation vergegenständlicht.

[Jackson 1993]

Die Ausrichtung der Strassen entlang der Haupthimmelsrichtungen verdeutlichen den reli- giösen Grundgedanken des Entwurfs wobei die zentrale Rolle des Tempelbezirks nicht überbewer- tet werden kann. Alle Strassen von Salt Lake City und selbst der Region, sind in ihrer Bezeichnung von der süd-östlichen Ecke des Tempelbezirks aus- gehend numeriert. Selbst die föderale Regierung, als diese das Gebiet des Großen Salzsees aufmaß, fügte sich dieser gegebenen Regelung und machte Main Street zum Nullmeridian und South Temple zur Nulllinie des regionalen Koordinatennetzes.

Dies bedeutet, das die gesamte ‚Intermountain Region’, von den Rocky Mountains bis zur Kaska- denkette sich vom Tempelbezirk aus ermisst. Die vom Tempel ausgehend nach Süden laufende Main Street wird zur Axis Mundi des mormonischen Reichs. [Olsen 2002]

Auffällig an der Stadtstruktur von Salt Lake City ist die Dimension der Blocks und die Unterteilung dieser in ungewöhnlich große Parzellen. Mit der Parzellengröße sollte die Selbstversorgung der agrarisch geprägten Bevölkerung sichergestellet werden, die Grundstücken dem Gemüse- und Obstanbau dienen und falls möglich auch prächtige Gärten enthalten. Im Kontrast zu anderen landwirt- schaftlichen Gemeinden, waren jedoch Scheunen und Tierhaltung in der Stadt nicht erwünscht.

Neben dieser Konzentration auf das Agra- rische, wurde jedoch bei der Stadtgründung nicht auf das Entstehen eines Geschäftsviertels und dessen Anforderungen an die Rasterstruktur ein- gegangen. Mit steigender Zuwanderung musste der orginale Plan aber bald aufgegeben werden, Parzellen wurde geteilt, mehr als ein Gebäude pro

Grundstück errichtet und jede Seite eines Blocks bebaut. [Jackson 1977] Mit zunehmender Verdich- tung entwickelte sich das Gebiet südlich des Tem- pelbezirks, einige Blocks entlang der Main Street schnell zu einem Zentrum für Händler. Über die Zeit wird die Entwicklung dieses Geschaftsviertels bedeutend für die Bildung moderner räumlicher Beziehungen der Stadt sein.

Das Konzept des ‚City of Zion Plat’ steuerte die anfängliche Gestaltung von Salt Lake City und diese Anfangsgestalt hat die Struktur der Stadt seither stark beeinflusst. Die Dimensionierung des

‚Mormon Grid’ mit dessen unüblichen Blockgrößen und Strassenbreiten wird heutzutage von vielen Planern beklagt. [Forsyth & Goldsmith 2000] Es gibt kein Beispiel einer vergleichbar großen Stadt mit ähnlicher Dimension der Blockstruktur außer dem

‚City of Zion Plat’ selbst. [Reps 1981] Zusammen- fassend muss gesagt werden, das viele Stadtplaner den Einfluss des ‚Mormon Grid’ auf die Ausformung eines einprägsamen Stadtbilds von Salt Lake City als nachteilig betrachten, abgesehen von ein paar bemerkenswerten Ausnahmen. Die ursprüngliche Größe und Konfiguration der Parzellen hat zu einem chaotischen Wachstumsmuster geführt in dem nur dem ursprünglichem Raster Uniformität innewohnt.

[Scheer 2003]

(27)

km 0.25 1.00

N Main Street - prime meridian

South Temple - base line erweiterter Temple Square

Salt Lake City - Stadterweiterungen Plat B, Plat C & Big Field - föderale Vermessungsachsen

(28)

Utah State Caiptol Building

Salt Lake City & County Building

Als weiterer wichtiger endogener Einfluss ist die Rolle der ‚Kirche der Heiligen der Letzten Tage’

für Gesellschaft, Stadtstruktur und Entwicklungs- politik anzusehen. Der Einfluss den ‚Die Kirche’ auf die Entwicklung der Stadt, speziell der Innenstadt ausübt, hat sich mit der Geschichte von Salt Lake City gewandelt. Da Salt Lake City Produkt der mormonischen Religion ist, als deren zentrales Heiligtum und letzter Zufluchtsort vor der Erlösung durch Jesu gegründet wurde, scheint die überpro- portionale Einflussgewalt den ‚Die Kirche’ auf städ- tische Entscheidungsebenen hat nicht sonderlich zu überraschen. ‚Die Kirche’ hält drei Werkzeuge zur Hand um die Entwicklung der Innenstadt mit- zugestalten: Direkter Einfluss über kircheneigenen Landbesitz sowie indirekte Beeinflussung durch politische und wirtschaftliche Verpflechtungen. Die Dominanz und Einstellung die ‚Die Kirche’ gegenü- ber der Innenstadtentwicklung hat hat sich über die Entstehung von Salt Lake City gewandelt, dies soll in dem folgenden Abschnitt erläutert werden.

Direkt nach der Auslegung des Stadtrasters wurden die Parzellen vom Tempelbezirk ausgehend kostenlos verteilt. Die angrenzenden Grundstücke des Tempelbezirks, insgesamt acht Blocks, wurden an die Führer der Mormonenkirche vergeben. Die zentralen Blocks um den Tempel waren damit bereits zur Gründung der Stadt eng mit der ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’ verwo- ben, viele gingen später in deren Besitz über. Die Entwicklung des Umfelds des sakralen Zentrums der ‚Heiligen der Letzten Tage’ konnte somit bereits zu Beginn der Stadtgeschichte direkt durch ‚Die Kirche’ beeinflusst werden.

Während ‚Die Kirche’ in den ersten Jahren nach der Stadtgründung ihren Fokus auf den Ausbau ihres sakralen Zentrums legte, wuchs die Stadt rasant an. Der Gold Rush von 1848 führte zu einer Zunahme der Migration und Immigration und bis zur Fertigstellung der transkontinentalen Eisen- bahn 1870, wuchs die Bedeutung von Salt Lake City als Handelszentrum der Region weiter an.

Das wachsende Geschäftsviertel zwischen First und Fourth South wurde in zunehmenden Maße von der nicht-mormonischen Minderheit dominiert, 1869 waren den 15,000 Einwohnern der Stadt geschätzte 750 nicht ‚Heilige der Letzten Tage’. Der Erfolg der nicht-mormonischen Händler und die folgende Kapitalabwanderung aus den unabhängigen mormonischen Siedlungen bewegte

die Kirchenführer zur Gründung eigener Geschäfte.

Die erste kommerzielle Unternehmung der Kirche war das ZCMI [Zion’s Cooperative Mercantile Insti- tutions], ein Geschäftsverbund der das erklärte Ziel hatte die Mormonen aus deren Abhängigkeit von den nicht-mormonischen Geschäften zu befreien.

Das ZCMI erlangte schnell im gesamten Bereich der mormonischen Siedlungen das Versorgungs- monopol, so auch in Salt Lake City, wodurch der Einfluss den ‚Die Kirche’ bis dahin hatte sich auf die direkte Beteiligung an der Entwicklung des inner- städtischen Geschäftsbereichs ausweitete.

Mormonischer Einfluss auf politische Ent- scheidungen führten dazu, das öffentlich adminis- trative Einrichtungen in Respektabstand entfernt vom Tempelbezirk errichtet wurden, um diesen in dessen Sakralität frei administrativer Einflüsse zu halten. Die Verwaltung von Stadt und County wurde eine Meile südlich des Tempels, das State Capitol in etwa derselben Distanz in nördlicher Richtung auf einem Ausläufer der Wasatch Range errich- tet. Einerseits distanzieren sich die öffentlichen Gebäude durch ihr Ausweichen von den sakralen

(29)

Anordnung öffentlicher Einrichtungen in Entfernung zum Tempelbezirk & an Aussembereiche der Downtown

N

Utah State Capitol Forrest Supervision Office

Courthouse City & County Building

m250500

(30)

Mormon Temple - sakrales Zentrum

Mormon Tabernacle - zentrale Versammlungshalle

Einrichtungen, andererseits spannt sich zwischen State Capitol und Stadtverwaltung eine Achse auf dessen Mitte der Tempel definiert, wodurch dessen Bedeutung abermals zementiert wurde.

Die grundlegenden gesellschaftlichen Verän- derungen in den USA der Nachkriegszeit, zwischen den 1950ern und 70ern, wirkte einschneidend auf Salt Lake City. Wachstum der Stadt verlagerte sich von den Innenstadtbereichen in die suburbanen Gebiete. Die Spannung zwischen kirchlicher Prä- gung des Tempelbereichs und der zunehmenden materiellen Kommerzialisierung des Central Busi- ness District, zwischen den neuen allgegenwärtigen suburbanen Einkaufszentren und der von ihrer historischen Bedeutung beraubten, verfallenden Downtown, zwischen wohlhabender, suburban wohender Mehrheit und verarmter, innerstädtisch lebender Minderheit verlangte nach einer Neuaus- richtung der Entwicklungspolitik der Downtown.

Da seit jeher die mormonische Bevölkerung in Salt Lake City die Mehrheit stellt, versuchte

‚Die Kirche’ anfänglich den urbanen Erneuerungs- prozess indirekt zu beeinflussen. Mormonische Geschäftsleute und Politiker sollten die wachsende Verwahrlosung der Downtown verlangsamen.

Die kontinuierliche Konkurrenz suburbaner Malls löste jedoch denselben Kreislauf aus, der auch auf andere amerikanische Städte einwirkte. Unterneh- men wanderten in die profitableren Suburbs ab, andere niedrig kapitalisierte Geschäfte versuchten sich in der Innenstadt zu etablieren, und auf deren Scheitern folgten Entwicklungen die für ‚Die Kirche’

unakzeptierbar waren. Auf die Unfähigkeit die urbane Verwahrlosung zu stoppen reagierte ‚Die Kirche’ in den 1960ern und 70ern mit dem ener- gischen Kauf von Grundstücken. Am sichtbarsten wird diese Initiative an den in direkter Nähe zum Tempelbezirk liegenden Blocks. [Jackson 1993]

‚Die Kirche’ lies neue Gebäuden, die die Tem- pelbebauung rahmen, Arbeitsplätze sowie Besuche- rattraktionen schaffen und die kirchengewünschte Ausstrahlung des Tempelbezirks unterstützen errichten. Unmittelbar südlich des Tempelbezirks kooperierte ‚Die Kirche’ mit anderen Landbesitzern um eine große innerstädtische Mall zu realisieren, das historische ZCMI wurde teilweise abgerissen und blockfüllend zum Mittelpunkt für Einkauf und Unterhaltung der Innenstadt erweitert. Westlich des Tempalbezirks entstanden unter der Regie der Kirche Museen und Gebäude für kirchenverwandte

Aktivitäten. Im Osten wurde ein 26-stöckiges Ver- waltungshochhaus für ‚Die Kirche’ errichtet und der Block mit landschaftsgestalterischen Eingriffen aufgewertet. Blocks nördlich des Tempelbezirks wurden von ihren verfallenen Gebäuden bereinigt und in Parkflächen für die Besucher des Museums- komplex, der sakralen Gebäude und der kirchlichen Verwaltungseinrichtungen, welche von da an die drei zentralen Blocks der Downtown von Salt Lake City bildeten, umgewandelt.

Weiterhin nahm die Kirche indirekten Einfluss auf den Bau weiterer Gebäude, wie dem Salt Place Convention Centre, dem Cross Roads Plaza und der Symphony Hall, drei weiteren Großstrukturen neben dem ZCMI Center. In knapp einer Dekade wurde der Bereich um den Tempelbezirk fast voll- ständig transformiert. Die Rolle, die ‚Die Kirche’

in der Stadtentwicklung hatte wandelte sich von indirekter Einflussnahme zu aktiver Beteiligung, mit direkter Teilnahme an den Aufwertungsprozessen.

Der fortlaufende Verfall innerstädtischer Strukturen und Bestrebungen die Heiligkeit des Zentrums von Salt Lake City aufrechtzuerhalten führte zu weiteren

(31)

Direkter Landbesitz der Kirche der Heiligen der Letzten Tage um den Tempelbezirk ca. 1980

N m250500

(32)

Landkäufen. Schätzungen gehen heutzutage davon aus, das ‚Die Kirche’ Grundbesitz in Downtown Salt Lake City im Wert von 1,6 Mill. US$ hat.

Kirchliches Landeigentum um den Tempel- bezirk und das kontinuierliche Engagement an der Wiederbelebung der Innenstadt sind jedoch nur ein Bruchteil des Einflusses, den ‚Die Kirche’ auf die Entwicklung von Salt Lake City hat. Obwohl 50

% der Einwohner von Salt Lake City Anhänger der

‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’

sind, ist die politische Führung auf Stadt- und Staatsebene in überwältigendem Maße mormo- nischen Glaubens. Während die politischen Ent- scheidungsträger nicht notwendigerweise direkt durch ‚Die Kirche’ beeinflusst werden, liegt es trotzdem auf der Hand das sie indirekt, aufgrund gleicher religiöser Überzeugungen beeinträchtigt sind. Im privaten Sektor bietet sich ein ähnliches Bild, die Dominanz der mormonischen Unterneh- mensführer bedeutet, das die Wirtschaft die Ideen der Kirchenführer für Salt Lake City als sakrales Zen- trum der ‚Heiligen der Letzten Tage’ teilen. Die weit- reichenden, oft geheim gehaltenen Verwebungen, die ‚Die Kirche’ zu Politik, Wirtschaft, und Kommerz unterhält, sind nur schwer zu erfassen.

Die Bedeutung von Salt Lake City für die

‚Heiligen der Letzten Tage’ gilt als weithin aner- kannt, was ihr den Beinamen ‚Mormon Mekka’

verlieh, jährlich werden mehr Pilger von Salt Lake City angezogen als von Mekka selbst. [Jackson 1989] Die Stadtplanung und Gestaltung sind von fundamentaler Bedeutung um die Heiligkeit des Ortes dieser Gemeinde zu erklären. Der Tempel der Mormonen definiert das Zentrum der Stadt, aufragende Form und prominente Position dieses 1893 fertiggestellten Bauwerks auf einer Anhöhe, machte diesen zum dominanten Merkmal der Stadtlandschaft von Salt Lake City. Entstehung und Sanierung der Downtown entwickelte sich aus der Entschlossenheit der Kirche heraus den Tempel- bezirk als Zentrum eines sicheren, sauberen und attraktiven Geschäftsviertel zu etablieren. Landbe- sitz der Kirche sowie die politische und wirtschaft- liche Vorherrschaft derer Anhänger garantiert den kirchlichen Führer, das deren Visionen Ursprung der Planungsentscheidungen des Stadtzentrums blie- ben. Der ‚City of Zion Plat’ formt die Morphologie der Stadt, die Entscheidungen der Führer der Kirche und deren Einfluss auf politische und wirtschaft- liche Entscheidungsebenen werden die Evolution

der Stadt mitbestimmen. [Jackson 1993]

Das bisherige Engagement der Kirche, beson- ders in den letzten 40 Jahren, wird von Befürwor- tern der Mormonen als sehr positiv angesehen.

Durch den Einfluss und die Initiative der ‚Heiligen der Letzten Tage’ soll es Salt Lake City gelungen sein, dem Schicksal des Verfalls und der Verwahrlo- sung der Downtown, wie in vielen amerikanischen Städten geschehen, zu entgehen. Aus den Erneu- erungsbestrebungen seit den 1960ern soll eine Downtown entstanden sein, die Käufer- und Besu- cherfreundlich ist während viele alte überflüssige Gebäude beseitigt wurden. [Jackson 1993]

Die Rolle der Mormonen in der Planung und Weiterentwicklung von Salt Lake City wird auch in Zukunft weiterhin bedeutend bleiben. Die Eigen- tumsverhältnisse im Stadtkern garantieren den Kirchenführern eine Entwicklung, die der Heiligkeit des Tempelbezirks angemessen ist. Die Kirche hat folglich einen eigenen Masterplan, der den Bereich der Downtown in tempelnähe umfasst, und die Zentralisierung des Tempelbezirks in Salt Lake City kontinuierlich vorantreibt.

HLT Conference Center

HLT Museum der Kunst und Geschichte

(33)

Gebäude die von der Kirche der Heiligen der Letzten Tage errichtet wurden oder dieser gehören

N m250500

Salt Palace Center Mormon Conference Center

HLT Krankenhaus

Crossroads Mall ZCMI Center Mall

Referenzen

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