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DAS IST DAS MINDESTE! Faire Löhne Gute Arbeit Soziale Sicherheit

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DGB-Kundgebung 1. Mai 2011 in Wolfsburg

Rede

Dietmar Hexel

DGB-Vorstandsmitglied

DAS IST DAS MINDESTE!

Faire Löhne Gute Arbeit

Soziale Sicherheit

BITTE BEACHTEN SIE:

SENDESPERRFRIST: 1. Mai 2011, 12:00 Uhr

Es gilt das gesprochene Wort!

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, liebe Freunde,

es ist schön, heute in Wolfsburg zu sein. Ich freue mich. Es ist die Stadt von Volkswagen und des VfL.

Ehrlich: von Fußball verstehe ich nichts – doch ich habe mir sagen lassen, die „Wölfe“ spielen wie auch Volkswagen in der ersten Liga. Ich hoffe und wünsche, dass beide auch dort bleiben und niemand absteigt! Das wird nur mit guter Arbeit und Leistung gehen – so wie Freitag beim Spiel gegen Bremen.

Nicht überall wird so gut gearbeitet wie in Wolfsburg. Hier scheint die Krise vorbei zu sein.

Finanzkrise und ihre Folgen

Doch ist sie wirklich vorbei? Oder täuscht die Konjunktur das nur vor?

Die sozialen Ungerechtigkeiten sind geblieben, die Maßlosigkeit der Finanzjongleure und mancher Manager auch. Und auch die Art und Weise, wie wir wirtschaften, hat sich noch nicht geändert. Die nächste Blase baut sich schon auf. Wieder wird darauf spekuliert, dass der Staat als letzte Instanz einspringt. Ganze Länder stehen in Europa am Abgrund.

Noch einmal wird es nicht gehen, dass die Disziplin der Arbeitnehmer, der Einsatz der Kurzarbeit und die Leistung der Unternehmen in Industrie, Handwerk und Handel die schlimmsten Folgen der Krise auffangen.

Finanzjongleure und Spekulanten haben einen schwunghaften Handel mit Schulden und ein weltweites Wettbüro betrieben. Die Gier und fehlende Regulierung hat einige wenige reich gemacht. Und uns zusammen alle ärmer. Der Staat, also wir, müssen für die Schulden der Banken und Spekulanten mit gigantischen Summen einstehen.

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Und jetzt fehlt uns deshalb das Geld

- für gute Kindergärten,

- für gute Schulen und Hochschulen,

- für bessere Straßen und einen attraktiver öffentlichen Nahverkehr, - für kostenlose Büchereien, Kultureinrichtungen und Grünanlagen, - für eine funktionierende kommunale Wasser- und Stromversorgung - und für mehr Investitionen gegen die Armut bei uns und weltweit.

Die Regierenden haben aus der Finanzkrise keine ausreichenden Konsequenzen gezogen. Das Casino ist längst wieder eröffnet. Weltweit feiert die alte Gier nach Millionen-Boni wieder fröhliche Urstände - als sei nichts gewesen. Von Mäßigung oder Scham keine Spur!

Damit muss Schluss sein! Das ist das Mindeste! Dass wir für die Zocker einstehen, darf sich nicht wiederholen! Der Finanzmarkt-Kapitalismus muss an die Kette – er hat uns fast ruiniert.

Niemand von uns will arbeiten, sich krumm legen und Steuern zahlen, nur damit einige Wenige reich werden. Und unser Gemeinwesen verkommt dabei.

Der ungezügelte Kapitalismus muss durch starke Gewerkschaften und eine engagierte Zivilgesellschaft in die Schranken verwiesen werden.

Solange die kapitalistische Wirtschaftsweise die Rendite und nicht das Wohlbefinden der Menschen verfolgt, solange es keine Freiheit und Gleichberechtigung der Menschen gibt, solange gibt es keine zukunftsfähige und gerechte Gesellschaft!

Wo kann man das besser studieren als bei dem blutigen Drama vor unserer europäischen Haustür, in Nordafrika? Dort werden Menschen brutal ermordet und eingesperrt, Menschenrechte massiv verletzt.

Sie können am 1. Mai nicht ohne Gefahr frei für Ihre Rechte demonstrieren. In Tunesien verbrannte sich

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ein junger Gewerkschaftler in seiner Verzweiflung über mangelnde Zukunftsaussichten. Damit begann der Aufstand.

Wir unterstützen Alle, die sich in den nordafrikanischen Ländern gegen Diktatur und Willkür auflehnen und für Freiheit und Demokratie kämpfen. Ihnen gilt heute am 1. Mai unsere besondere Sympathie!

Fragen, nicht nur an Volkswagen

Wir haben aus der Krise gelernt: Wir müssen die Unternehmen stabiler und robuster machen. Dazu müssen wir auch unsere Wirtschaftsweise ändern, unsere Art, wie wir konsumieren und produzieren.

Wir brauchen eine Paradigmenwechsel. Unser Wohlstand ist neben Wissen und Fleiß auf dem

Verbrauch von fossiler Energie und der Ausbeutung von Natur und Mensch gegründet. Das geht nicht so weiter.

Ich lese, Volkswagen geht es prächtig, anderen Betrieben auch. Sogar Conti. Das ist gut. Für alle, die dort arbeiten und auch für die Region. Nur das Handwerk schwächelt noch etwas.

Im ersten Quartal hat Volkswagen fast 20 Mrd. Euro in der Kriegskasse. Eine unvorstellbare Summe.

Und diese Entwicklung provoziert mich zu vier Fragen:

Erste Frage:

Gibt es von diesem schönen Geld auch einen Sicherungsfonds als Rücklage für Arbeitnehmer?

Damit auch Geld da ist, wenn die Autokonjunktur wieder mal einbricht und die Bundesagentur kein Geld mehr für Kurzarbeit hat.

Immerhin: es gibt einen vereinbarten Innovationsfonds mit 20 Mio. Euro pro Jahr. Daraus werden neuen Technologien gefördert, um Ressourcen zu sparen, um die Umwelt zu schonen.

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Zweite Frage:

Arbeitnehmer erhalten Tarifeinkommen und Gewinnbeteiligung. Wie werden sie aber dauerhaft an der Wertschöpfung und dem Eigentum des Unternehmens Volkswagen beteiligt?

Einen Großteil der VW-Aktien besitzt das Volk, bzw. das Land Niedersachsen. Ohne eine starke IG Metall, ohne die Mitbestimmung, ohne die klare Haltung des Unternehmens wäre das VW- Gesetz nicht möglich gewesen.

Ich meine, noch besser wäre es, wenn weitere Anteile direkt bei der Belegschaft lägen. Als kollektives Belegschaftskapital. Sagen wir mal durch 2, 3 oder gar 5,1 Prozent. Eigentum bedeutet bekanntlich stets ein Stück Freiheit und Sicherheit.

Dieses Belegschaftskapital hilft gegen zukünftige Krisen. Ein Unternehmen ist dann besser vor räuberischen Hedgefonds oder gierigen Aktionären geschützt.

Einseitige Opfer der Arbeitnehmer helfen nämlich nicht. Auch nicht in einer Krise. Das ist das Mindeste, was wir gelernt haben.

Dritte Frage:

Ist das Ziel, der Größte auf der Welt zu werden wirklich richtig? Wäre es für die Arbeitsplätze und das Wohlergehen von uns Allen nicht besser, lieber der „Beste statt der Größte“ zu sein?

- Und noch eine Frage an das Management:

Wäre es nicht an der Zeit, bei den üppigen Vorstandsgehältern und Pensionsansprüchen Maß zu halten? Reichen zwei Millionen, also eine Million im Jahr oder 2.500.- Euro netto (!) pro Tag – nicht aus? Müssen es über neun Millionen sein?

Klar, beim Fußball könnte Herr Winterkorn vielleicht noch mehr verdienen – doch da müsste er auch ganz alleine die Leistung bringen und alle Tore schießen!

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Im Ernst: Leistet ein Manager wirklich mehr als das 30 oder 50fache eines Arbeitnehmers? Sind das Wunder-Menschen? Oder geht es nur um Status und Privilegien? 2010 haben DAX-

Manager ihre Bezüge auf durchschnittlich 2,7 Mio. Euro gesteigert, Vorsitzende sogar auf 4,2 Mio. Das sind in einen Jahr satte 18 Prozent! Wie wäre wohl der öffentliche Aufschrei, wenn wir soviel forderten!

Wir sind sehr wohl für Unterschiede, aber gegen einen Manager-Feudalismus.

Manager- und Aktionärseinkommen und ihr Vermögen dürfen nicht länger von der Lohnentwicklung abkoppelt sein. Das ist das Mindeste!

Diese Fragen richte ich an alle Unternehmen, nicht nur an VW. Es geht um eine Politik der sozialen Gerechtigkeit und um eine Politik der Mäßigung!

Damit ich nicht missverstanden werde: es geht um Mäßigung bei denen, die schon viel haben! Sie werden es mit uns teilen müssen! Der Kampf wird härter.

Mitbestimmung und Einkommensgerechtigkeit

Als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer treten wir heute am 1. Mai mit erhobenem Haupt auf. Unser Einsatz, unsere Steuermilliarden, unsere Zurückhaltung, unsere Arbeit haben das Land und viele Unternehmen gerettet. Die Mitbestimmung der Betriebsräte und die Mitbestimmung in den Aufsichtsräten und das gemeinsame Krisenmanagement haben sich bewährt.

Darauf können wir stolz sein! Jetzt fordern wir selbstbewusst, wie der nächste Kuchen gebacken und wie er aufgeteilt wird. Das ist das Mindeste!

Unsere Rechte werden nicht auf dem Altar des Europäischen Rechts geopfert. Die europäische Aktiengesellschaft SE – und auch die geplante europäische Privatgesellschaft EPG – gefährden die

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deutsche Mitbestimmung. Wir verlangen von der Bundesregierung: unsere Mitbestimmung nach deutschen Recht muss gesichert bleiben. Das ist das Mindeste!

Unicef-Deutschland hat Kinder gefragt: „Was versteht ihr unter Gerechtigkeit“? Ein 6-jähriger Junge antwortete: „Wenn Kuchen aufgeteilt wird, müssen alle Stücke gleich groß sein.“

In Deutschland bekommen aber manche Leute erheblich größere Stücke vom Kuchen als andere. Einige kriegen sogar noch ein Sahnehäubchen obendrauf, Boni genannt. Weil sie sonst trotz üppiger Gehälter angeblich nicht motiviert sind.

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich in Berlin unter einer bestimmten Brücke durchfahre. Ein Sprayer hat geschrieben:

„Wir wollen nicht das Stück Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei!“

So kann man es auch sehen. Auf jeden Fall haben die Arbeitnehmer ein ordentliches Stück vom Kuchen verdient. Wir brauchen gute Tarifabschlüsse. Das ist das Mindeste! An dieser Stelle Gratulation an die IG Bau für ihre Zähigkeit in der schwierigen Branche der Bauwirtschaft! Andere Kolleginnen und Kollegen stehen noch im Tarifkampf:

- die NGG in der Süßwarenindustrie

- ver.di für die Journalisten und in der Druckindustrie.

Die Teuerungsrate betrug im Januar und Februar 2 Prozent. Unsere Löhne stiegen aber nur um 0,9 Prozent. Wir werden uns anstrengen, damit unser Stück am Kuchen nicht ständig kleiner wird.

Gerechtigkeit beim Einkommen ist das Mindeste, was wir bei üppigen Dividenden erwarten!

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Lohndumping und Mindestlöhne

Jenseits der gewerkschaftlichen Tariflandschaft sieht es besonders schlimm aus: Über fünf Millionen Frauen und Männer arbeiten zu Hungerlöhnen unter 8,50 Euro. Viele können davon nicht leben. Sie brauchen als sogenannte „Aufstocker“ Hartz IV. Es ist ein Skandal, dass Unternehmer unser Sozialsystem ausnutzen. Sie zahlen Löhne, die nicht zum Leben reichen.

Gegen Lohndumping und gegen den Zerfall der Sitten muss ein gesetzlicher Mindestlohn her!

Ab 1. Mai haben alle Arbeitnehmer der EU das Recht, ihren Arbeitsplatz frei zu wählen. Ohne Mindestlöhne wird diese Freizügigkeit ein Desaster. Wir befürchten, dass unser Lohnniveau weiter unterhöhlt wird.

Die Regierung muss jetzt handeln! Gesetzliche Mindestlöhne müssen her! 8,50 Euro sind das Mindeste!

Beim Wirtschaften den Paradigmenwechsel einleiten

In Deutschland geht es zurzeit konjunkturell wieder aufwärts – die Arbeitslosigkeit steigt nicht. Sie sinkt. Die Gewinne der großen Unternehmen sprudeln. In Spanien dagegen sind 21 Prozent der

Arbeitnehmer arbeitslos. Bei den Jugendlichen sind es über 40 Prozent. Andere Länder in Europa stehen vor dem Abgrund. Die meisten unserer Kommunen in Deutschland auch. Steuereinnahmen für das Gemeinwesen fehlen!

Bei aller Freude über die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland übersehen wir oft, dass wir Teil Europas und der Welt sind. Dass wir überwiegend vom Export leben. Dass unsere Staatsschulden durch das Versagen der Finanzmärkte enorm gestiegen sind und uns belasten. Öffentliche Armut –

gigantischer privater Reichtum bei Wenigen, das passt nicht zu einer sozialen Marktwirtschaft. Das passt nicht zu sozialer Gerechtigkeit!

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Es geht um einen drastischen Kurswechsel: Wir müssen anders, nachhaltiger und sozialer wirtschaften.

Die Güter müssen länger halten und anders verteilt werden. Der Kuchen, um den es geht, muss in Zukunft anders aussehen, und er muss anders verteilt werden müssen.

Noch gibt es dafür kein Rezept, aber gute Vorschläge. Vor allem gibt es Fakten, die zum Handeln zwingen:

- denken wir an die Klimakatastrophe durch den CO2-Ausstoß. Er muss gestoppt werden. Das ist die zivilisatorische Aufgabe der nächsten Jahrzehnte.

- Wir wissen: 6,5 Mrd. Menschen leben auf der Welt, demnächst sind es 9 Mrd.

Wasser und Nahrungsmittel fehlen schon heute.

Über eine Milliarde Menschen hungern. Millionen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

40 Prozent der Menschheit müssen täglich mit einem Euro und weniger auskommen.

- Rohstoffe und Energie werden weltweit knapp und teuer. Darauf müssen wir uns alle einstellen: jeder von uns privat und vor allem auch die Industrie.

Das bedeutet nicht, weniger Autos zu bauen. Aber das bedeutet ganz sicher andere, bessere Autos, mit weniger Material, mit weniger Spritverbrauch. Chemikalien im Kühlsystem. Und wir brauchen andere Verkehrskonzepte, bei uns in Deutschland und weltweit.

Das Erdbeben und der Tsunami in Japan, die Bilder aus Australien, die letzten Bilder aus den USA haben uns schockiert. Sie zeigen uns deutlich: Wir können die Natur nicht endgültig beherrschen. Die Natur ist älter, sie ist weiser und sie ist auch mächtiger als wir. Wir sollten sorgsam mit ihr umgehen.

Unbegrenztes materielles Wachstum ist nicht möglich. Es verstärkt nur unsere Probleme. So kommen wir nicht zu mehr Lebensqualität und Wohlstand. Ich spreche von einem Wandel. Die Bereitschaft muss

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in unseren Köpfen und in unseren Herzen wachsen. Und: auch ganz praktisch bei der Energiepolitik beginnen.

Energieumstieg: ab 2020 ohne Atomstrom!

Energie ist das Herzstück einer Industriegesellschaft. Die Botschaft lautet: Wir müssen Energie verwenden, aber nicht verschwenden! Energie muss sicher, verfügbar, sauber und bezahlbar sein.

Das geht auch ohne Atomstrom! Die deutschen Gewerkschaften fordern einen geordneten Ausstieg bis spätestens 2020!

Der Umstieg auf alternative Energien und der Abschied von der Atomindustrie sind seit Fukushima noch offensichtlicher geworden. Wir haben die einmalige Chance, mit einem Energieumstieg unsere

Lebensqualität zu erhöhen. Das hat auch Vorteile für die deutsche Industrie. Sie kann mit neuen Produkten Märkte nachhaltig erschließen. Es können neue Arbeitsplätze entstehen.

Regenerative Energien machen den Menschen keine Angst, weil sie beherrschbar sind. Das gilt auch für Kohle und Gas. Atomenergie ist dagegen zivilisatorisch nicht beherrschbar. Und die Endlagerung des Mülls ist nach wie vor nicht gelöst.

Der Schacht Konrad oder die Asse eignen sich jedenfalls nicht. Das wissen die Menschen hier in der Region schon lange! Die Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden. Wir können sie dann für die abgebrannten Brennstäbe nutzen. Die qualifizierten Belegschaften in den Kernkraftwerken werden sie kompetent und sicher überwachen. Das ist möglicherweise deutlich besser, als sie zu verbuddeln oder in schlecht gesicherten Zwischenlagern zu deponieren.

Wir waren einmal einen Schritt weiter - unter Rot-Grün! Es ist schon fast makaber, jetzt Mut,

Entschlossenheit und Verlässlichkeit von der CDU/CSU/FDP zu erwarten. Doch wir wollen, dass sie den Atomausstieg und die Energiewende konsequent und glaubhaft beschleunigt! Das ist das Mindeste!

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Natürlich können wir mit Sonnenkollektoren keinen Industriebetrieb wie Volkswagen betreiben. Auch kein Elektrostahlwerk. Auch keine chemische Fabrik oder eine Zementfabrik.

Wir werden deshalb Wind-, Wasser- und Biogas-Energie weiter entwickeln. Und neue Stromnetze und Speicher bauen. Für den Ausbau brauchen wir etwa ein Jahrzehnt. Keine Angst, die Lichter gehen trotzdem nicht aus! Denn wir können:

- kräftig Energie sparen durch die Wärmedämmung für Häuser und Industriebetriebe. Das schafft auch jede Menge Arbeitsplätze. Wir fordern von der Bundesregierung das mit jährlich 5 Mrd. zu unterstützen!

- Bei allen Verbrauchsgeräten, auch bei Automobilen, können wir Energie sparen. Auch alte Kühlschränke, Waschmaschinen oder Computer könnten „abgewrackt“ werden.

- Kohle und Gas sind unsere Brückentechnologien für die nächsten Jahrzehnte. Sie müssen modernisiert werden, damit sie weniger C02 ausstoßen.

- Und auch das ist wegweisend: die neuen Mini-Kraftwerke von Volkswagen und Lichtblick: sie nutzen Energie durch Kraft-Wärme-Kopplung optimal und erzeugen dezentral Strom.

- Und dann gibt es das Programm „Blaue Fabrik“. Hier wurde in Emden Energie gespart und das CO2 um 50 Prozent reduziert. Das sollte auch Nachahmer in der Industrie anspornen.

Energieumstieg ist finanzierbar: mehr dezentrale Strukturen nötig

Warum jammern die deutsche Industrie und der BDI über die angeblich zu hohen Kosten des

Atomausstiegs? Der Energieumstieg ist technisch machbar und auch finanzierbar! Wer für spekulative

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Schuldenberge der Banken gigantische Mengen Geld auftreiben kann, wird das wohl für einen Umstieg der Energieproduktion erst recht können!

Dass es am Anfang für uns etwas teurer wird, müssen wir in Kauf nehmen – und sozial ausbalancieren.

Später liefern Sonne, Wind und Erdwärme die Energie umsonst! Das ist doch eine phantastische Aussicht!

Deshalb werbe ich

- für neue, dezentrale Energie-Genossenschaften, - für mehr Versorgung durch kommunale Stadtwerke,

- für Energieversorgung der Industrie durch eigene, moderne Kraftwerke,

- für eine neue Architektur des Stromnetzes als öffentliches, demokratisch kontrolliertes Gut - für einen Kurs- und Investitionswechsel bei den großen Energieerzeugern.

So leiten wir eine andere Art des gemäßigten und nachhaltigen Wirtschaftens ein. Das ist das Mindeste! Und vor allem das Richtige!

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Richtig ist es aber auch, dass wir weiter um soziale Gerechtigkeit kämpfen, z.B. auf dem Arbeitsmarkt.

Der Wildwuchs auf dem Arbeitsmarkt muss beendet werden! Die Bundesregierung muss stabile Leitplanken gegen den Wildwuchs setzen:

- zu viele befristete Verträge,

- sieben Millionen Minijobs ohne nennenswerte Rentenansprüche, - statt Festeinstellung, Ausbeutung als Praktikant,

- Scheinselbstständigkeit besonders bei Handwerkern statt ordentlichen Arbeitsverträgen - billige Leiharbeit statt gesicherter Dauerbeschäftigung.

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Weit über eine Million Menschen arbeiten in der Leiharbeitsbranche.

Stammbelegschaften werden verkleinert, um Leiharbeiter einzustellen und diese schlechter zu

behandeln. Das ist sozial hochgradig ungerecht! Das widerspricht jedem Gerechtigkeitsempfinden! Das muss aufhören!

Leiharbeitnehmer müssen genau so behandelt werden wie die Stammbelegschaft! Es gilt der alte, gewerkschaftliche Grundsatz: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Bei Volkswagen ist das schon weitgehend realisiert. Am besten ist natürlich die Übernahme von Leiharbeitnehmern in ein festes Arbeitsverhältnis. Ich gratuliere dem Betriebsrat und der IG Metall zu dem Erfolg, 2.200

Leiharbeitnehmer bei VW einzustellen!

Bildung und Ausbildung

Zur 1. Liga gehört auch eine gute Bildung und Ausbildung. Wie ist es jetzt um unsere Schulen bestellt?

Immer noch zu schlecht! Es fehlt an Personal und somit an Zeit für die Kinder. Wir wollen, dass jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft gleiche Chancen hat und gefördert werden kann.

Eine gute personelle und sachliche Ausstattung für alle Schulen – und auch für Universitäten – das ist das Mindeste!

Die Zahl der Bundesländer, die Studiengebühren verlangen, wird immer weniger: gut so! Nur das Niedersachsen-Pferd lahmt hier stark. Das wird sich ja hoffentlich nach der nächsten Landtagswahl ändern.

1,5 Mio. junger Menschen sind ohne Berufsabschluss. Ein gesellschaftlicher Skandal, den wir uns weder sozial noch wirtschaftlich leisten können.

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Neben dem Staat sind die Unternehmen gefragt. Sie müssen sich engagieren. Wir müssen diese jungen Menschen motivieren, sie einladen und ihnen ein konkretes Angebot im Betrieb machen. Wer über Fachkräftemangel klagt, darf nicht an der Ausbildung sparen! Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist nach wie vor enttäuschend niedrig. Mit 560.000 fehlen noch 40.000 Ausbildungsplätze.

Und wer im Handwerk genügend Auszubildende haben will, der muss auch wieder Tarifverträge abschließen, mit fairen Löhnen und angemessenen Ausbildungsvergütungen. Sonst verliert das Handwerk den Wettbewerb mit der Industrie um die besten Köpfe und Hände!

Gesundheit

Wenn wir sagen: Das ist das Mindeste, dann meinen wir eine Politik der sozialen Gerechtigkeit:

- für Alle eine Arbeit, die einen Sinn macht, - ein Einkommen, dass zum Leben reicht,

- gute Tariflöhne und einen gesetzlicher Mindestlohn, - gleiche Bildungschancen für alle Kinder,

- gleicher Lohn für gleiche Arbeit,

- keine Diskriminierung von Frauen und Minderheiten,

- Teilhabe und Beteiligung der Arbeitnehmer im Unternehmen,

- ein Gesundheitssystem, das von allen durch eine solidarische Bürgerversicherung finanziert wird.

Das Mindeste ist auch, dass Kapitaleinkünfte ebenfalls zur Finanzierung herangezogen werden. Die Kosten für unser Gesundheitssystem stehen in keinem Verhältnis mehr zum Ergebnis. Gerade hier ist ein Kurswechsel überfällig.

Ob das allerdings mit einem FDP-Minister an der Spitze geht, da habe ich so meine Zweifel!

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Gutes Leben: mehr als materieller Wohlstand

Wir leben in einer globalisierten Welt, die digital vernetzt ist. Beschleunigung bis zur Atemlosigkeit erfahren wir täglich. Immer mehr, immer schneller.

Angst, Depressionen und Suchtverhalten nehmen in unserer Gesellschaft zu. Die Zufriedenheit nimmt ab, auch bei der Arbeit. Es ist an der Zeit, einen Kurswechsel einzuleiten. Wir haben es selber in der Hand. Stress und Leistungsverdichtung bestimmen den Arbeitsalltag. Andere werden dagegen zum Nichtstun gezwungen. Drei Millionen sind arbeitslos – in Wirklichkeit sind es fast fünf Millionen.

Stellen wir uns vor: Alle hätten Arbeit – wir alle hätten weniger Stress und mehr freie Lebenszeit! Und wir alle könnten gesund und alt werden!

Was wir brauchen, ist ein Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeit. Und dazu gehören

- eine höhere Flexibilität für die Beschäftigten bei ihrer Arbeitszeit, nicht nur wenn Kinder zu betreuen sind oder Eltern gepflegt werden müssen.

- Ein lebenslanges Arbeitszeitkonto, das durch Tarifverträge gesichert ist und bei Betriebswechsel mitgenommen werden kann.

- Keine Benachteiligung von Teilzeitarbeit bei der Eingruppierung oder Fortbildung, besonders weil Frauen betroffen sind.

- Eine bessere Finanzierung von Familienzeiten und Elternurlaub.

- Und natürlich: keine Rente mit 67 – sondern flexible Übergänge, je nach Belastung und Lebensplanung.

Was ist eigentlich mit der prächtigen Sonne der 35-Stunden-Woche? Brauchen wir einen zweiten Anlauf? Auf jeden Fall muss Arbeit mehr sein, als ein täglicher Kampf ums Überleben. Sie muss Sinn machen und unser Leben bereichern.

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Lebensqualität und Wachstum

Manchmal haben wir uns schon im Labyrinth des Überflusses verirrt und haben die wichtigsten Dinge aus dem Auge verloren: Steigert der 1.000 Handy-Klingelton unser Wohlbefinden? Brauchen wir noch mehr PS für die Lebensqualität – oder den dritten Fernseher wirklich?

Über zwei Drittel der Deutschen haben Zweifel daran, dass ihre Lebensqualität steigt, wenn die Wirtschaft wächst. Dass sie persönlich vom aktuellen Aufschwung profitieren, glauben ohnehin nur 18 Prozent der Deutschen. Damit werden wir uns niemals abfinden – und wir werden es ändern.

Dabei geht es nicht nur um Materielles. Es geht insgesamt um ein besseres Leben. Wesentlich ist: wir wollen gesichert vor Armut und bei Krankheit leben. Wir wollen in Frieden und Freiheit leben. Wir brauchen die Möglichkeit und die Zeit, uns um unsere Familie und Kinder zu kümmern, um Freunde, um Gemeinschaft, um Hobbys und Künste.

Alles keine materiellen Dinge. Zu unserem Wohlergehen gehört:

gesund zu sein und zu bleiben, die volle Gleichberechtigung von Frauen und Männern und der Respekt voreinander, die Fähigkeit, auf Fremde zuzugehen, mit Anderen ins Gespräch zu kommen, in guter Nachbarschaft zu leben und aktiv an einem guten Arbeitsklima mitzuwirken. Andere solidarisch unterstützen, die unsere Hilfe brauchen, Wissen weiter zu geben und die Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden.

Zum Wohlergehen gehört das sichere Gefühl, einen Platz zu haben und gebraucht zu werden. Wir wollen uns zeigen: Wir wollen beteiligt sein, mitgestalten und mitverantworten! Es geht uns dann gut, wenn wir einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Jeder kann das tun!

Wir wollen zu einer Gemeinschaft dazu gehören – unabhängig davon, aus welchem Land wir kommen und zu welcher Religion wir gehören.

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Es sind universelle Werte und Wünsche, die uns alle verbinden. Nehmen wir uns dafür die Zeit! Erfüllen wir sie uns! Lassen wir uns Zeit für Phantasien und neue Träume für eine humane, friedvolle Zukunft!

Und vergessen wir auch nicht das Feiern – zum Beispiel heute am 1. Mai!

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