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Entlassmanagement – Bilanz nach einem Jahr

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Ärzteblatt Sachsen 10|2018 Dipl .-Med . Sabine Ermer

Editorial

Entlassmanagement – Bilanz nach einem Jahr

Am 1 . Oktober 2017 trat die Rahmenvereinbarung zum Ent- lassmanagement in Kraft . Wir hatten schon länger geplant, nach einem Jahr einen kritischen Blick auf die bis dahin erzielten Ergebnisse zu werfen . Angesichts der politischen Ereignisse der letzten Wochen, die weit über Sachsen hinaus für Aufmerksamkeit sorgten, frage ich mich allerdings, ob es nicht etwas weltfremd ist, jetzt ein „Randproblem“ zu be - leuchten . Andererseits, wenn es ein nicht nur gefühltes Pro- blem beim Übergang von der stationären Behandlung in die weitere ambulante medizinische, rehabilitative oder pflege- rische Versorgung für eine relevante Anzahl von Patienten gibt, dann ist es auch unsere Aufgabe, uns damit zu befas- sen . Vielleicht gerade hier wird deutlich, wie sehr uns das Wohl des Patienten wirklich am Herzen liegt, denn das Ent- lassmanagement betrifft in vielen Fällen nicht nur den Pati- enten selbst, sondern auch sein familiäres Umfeld .

Stichwort: relevante Anzahl von Patienten . Hier zeigt sich meines Erachtens am deutlichsten, dass die bereits 2017 geäußerte Befürchtung, ein neues „Bürokratiemonster“

würde geschaffen, zutrifft . Im Jahr 2017 gab es 19,5 Millio- nen Krankenhausfälle . Jeder Patient muss schriftlich über den Inhalt und Zweck des Entlassmanagements informiert werden und die erforderlichen Unterlagen (insgesamt fünf A4-Seiten) unterschreiben . Ohne eine Zustimmung zur Inan- spruchnahme, bestätigt durch eine rechtskräftige Unter- schrift, können die Krankenhausmitarbeiter keinen Schritt zu einer wie auch immer gearteten weiteren Versorgung

unternehmen . Hier gebrauche ich bewusst das Wort „Fälle“, da auch ein Patient, der mehrmals im Jahr in das selbe Krankenhaus aufgenommen wird, zu jedem neuen Behand- lungsvertrag eine Zustimmung zur Datenübermittlung an den Hausarzt, zum Tragen eines Identifikationsbändchens usw ., auch die Zustimmung beziehungsweise Ablehnung eines Entlassmanagements unterschreiben muss . Die unterschriebenen Originalformulare (es sind Dokumente!) werden in der Papierakte abgelegt, müssen aber für den weiteren Ablauf des Prozesses auch in der elektronischen Patientenakte hinterlegt sein . Das bedeutet jeweils fünf Seiten Formular müssen gescannt werden . Geht man davon aus, dass geschätzt 10 bis 20 Prozent der Krankenhauspati- enten tatsächlich weitere Leistungen im Rahmen des Ent- lassmanagements benötigen, dann wird klar, wieviel Ar - beits zeit hier mit unnötiger Mehrfachdokumentation sinn - los gebunden wird . Ab 1 . Januar 2019 wird die Übermittlung der Tatsache „Zustimmung oder Ablehnung des Entlassma- nagements“ an die Krankenkasse zur Pflicht . Das muss möglichst schnell nach der stationären Aufnahme gesche- hen . Werden vom Patienten Leistungen im Rahmen des Ent- lassmanagements benötigt, sind die unterschriebenen For- mulare elektronisch an die Krankenkasse zu übermitteln und auf Verlangen „physisch“ nachzureichen .

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Umfragen zufolge (kma, Ausgabe 6/2018) Klinikmitarbeiter erheblichen Nach- besserungsbedarf sehen . 65 Prozent empfinden das Ent- lassmanagement als deutlichen Mehraufwand, 71 Prozent sehen die Digitalisierung in diesem Bereich als nicht ausrei- chend an, da die Klinikinformationssysteme (KIS) zum größ- ten Teil noch keine ausgereiften Lösungen anbieten . Bei- spielhaft sei hier das Ausfüllen von Rezept- und Verord- nungsformularen genannt . Nur Fachärzte dürfen die Verord- nung vornehmen . Aber müssen sie auch jedes Detail selbst ausfüllen? Organisatorisch stellt das ein Krankenhaus in mehrfacher Hinsicht vor größere Herausforderungen . Hof- fentlich sind das nur die Mühen des Anfangs .

Die Einführung der Arztnummer wurde übrigens auf den 1 . Juli 2019 verschoben .

Für weitere belastbare Aussagen ist es sicher noch zu früh . Eine echte Evaluation über den Nutzen der Rahmenverein- barung für Patienten und niedergelassene Ärzte gibt es mei- nes Wissens noch nicht . Daher bleibt vorerst wieder nur der Eindruck, dass Ärzten und Schwestern Zeit für ihre eigentli- chen Aufgaben verloren geht .

Dipl .-Med . Sabine Ermer Vorstandsmitglied

© SLÄK

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