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Wildnis in Städten

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Academic year: 2022

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Wildnis in Städten

Ergebnisse des Projekts:

Wild Cities 2012/2013, Berlin

Dieses Projekt wurde gefördert von:

Mai 2013

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Inhalt

1 Das Projekt „Wild Cities“ ... 2

2 Hintergrund: Warum Wildnis in der Stadt? ... 2

2.1 Artenvielfalt im Lebensraum-Mosaik Stadt ... 3

2.2 Wildnis als ein Bestandteil der Stadtnatur ... 4

2.3 Urbane Wildnis als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung ... 5

3 Divergierende Interessen und potentielle Konflikte ... 6

3.1 Politik ... 6

3.2 Verwaltung ... 7

3.3 Öffentlichkeit ... 7

4 Mittel und Wege zur Akzeptanzbildung für Wildnis in der Stadt ... 8

4.1 Kommunikation mit Entscheidungsträgern und Akteuren ... 8

4.2 Umweltbildung: Kommunikation mit der Bevölkerung ... 9

4.3 Beteiligung der Bevölkerung ...10

5 Urbane Wildnis konkret – Beispiele aus den Workshops ...11

6 Literaturverzeichnis ...15

Bildnachweise Deckblatt

Bild oben: Zuzana Hudekova, REC Slovakia Bild unten links: DUH

Bild unten Mitte: Stadt Hamm: Präsentation Lippepark Hamm – Strukturwandel durch Freiraumentwicklung

Bild unten rechts: Pixelio Manfred Schütze

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1 Das Projekt „Wild Cities“

Das Projekt „Wild Cities“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hatte die Schaffung von „Wildnis“- Flächen im urbanen Bereich, die Erprobung von Ansätzen für ihr Management und deren Kommunikation zum Thema. Vorhandene und geplante Ansätze zur Schaffung von Wildnis in Städten wurden gesammelt und mit nationalen sowie internationalen Experten diskutiert. In Deutschland steht die öffentliche Diskussion um Wildnis in Städten noch am Anfang, während Länder wie Großbritannien und die USA bereits seit längerem entsprechende Ansätze vorweisen können.

Das Projekt beinhaltete einen nationalen Workshop mit 9 Experten aus deutschen Städten und einen internationalen Workshop mit 21 Experten aus deutschen und internationalen Kommunen sowie aus relevanten Institutionen. In beiden Workshops wurden zum einen die Bedeutung und die Ausprägung urbaner Wildnis thematisiert sowie deren Bedeutung für Stadtbewohnerinnen und -bewohner diskutiert. Zum anderen wurden relevante Maßnahmen und Instrumente zur dauerhaften Sicherung von entsprechenden Flächen und deren Management analysiert. Des Weiteren wurden Strategien für eine zielgerichtete und wirkungsvolle Kommunikation, u.a. im Rahmen von begleitenden Umweltbildungsmaßnahmen, dargelegt und erarbeitet.

Das vorliegende Ergebnispapier beinhaltet die Ergebnisse einer einführenden Recherche zum Thema sowie die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und -teilnehmer, wie sie im Rahmen der Workshops dokumentiert und diskutiert wurden.

Die Ergebnisse der Diskussion sollen auf dem 10. Welt-Wildniskongress WILD10 (4. bis 10.

Oktober 2013 in Salamanca, Spanien) einer großen Fachöffentlichkeit vorgestellt und dort weiterentwickelt werden (Informationen unter http://www.wild.org/main/world-wilderness- congress). „Wild Cities“ soll dort eine Komponente im Themenschwerpunkt „Mobilisierung von Zielgruppen: soziale Bewegungen anstoßen“ werden, um mit und für die Menschen eine wilde Natur in den Städten der Welt zu erhalten oder wiederherzustellen.

2 Hintergrund: Warum Wildnis in der Stadt?

Städte sind künstliche, menschengemachte Räume, deren Hauptzweck es ist, menschlichen Interessen und Bedürfnissen zu dienen. Im Gegensatz dazu ist „Wildnis“ im engeren Sinne ein intakter, von Menschen unberührter Naturraum. Das Projekt bringt diese beiden Gegensätze zusammen, um auf die doppelte Bedeutung von Städten aufmerksam zu machen: Stadtnatur ist äußerst wichtig sowohl für den Naturschutz als auch für die Lebensqualität der Stadtmenschen.

Natürlich kann eine menschengemachte Stadt keine über Jahrhunderte hinweg vollkommen unberührte Wildnis beherbergen. Und doch sind in Städten häufig Naturräume zu finden, die über längere Zeiträume weitgehend sich selbst überlassen wurden und Eigenschaften einer Wildnis aufweisen.

Wildnis in der Stadt: Wildnis im engeren Sinne ist eine von Menschen unberührte Landschaft, in der alle natürlichen Prozesse ungestört stattfinden können. Da dafür große, zusammenhängende Flächen benötigt werden, ist diese Form von Wildnis weltweit nur noch an sehr abgelegenen Orten zu finden und kaum, bzw.

gar nicht, in Mitteleuropa. Eine seit Jahrhunderten menschlich überformte Kulturlandschaft – und damit auch Städte und Dörfer – stehen eigentlich im direkten Widerspruch mit dem Wildnisgedanken.

Und doch kann selbst Stadtnatur Wildnis-ähnliche Eigenschaften aufweisen, wenn Eigendynamik und natürliche Entwicklungsprozesse bewusst zugelassen werden. Urbane Flächen, die sich für solche natürlichen Sukzessionsprozesse eignen, sind z.B. Stadtwälder, Flussufer, Feuchtgebiete und andere Reste der ursprünglichen prä-urbanen Naturlandschaft. Auch auf städtischen Brachflächen und Baulücken entwickelt sich oft ungestört die Natur, solange die Nachnutzung nicht geklärt ist oder Investoren fehlen (siehe auch das Konzept der „Vier Naturen“ in Kapitel 2.1). Auf solche Flächen bezieht sich das Projekt „Wild Cities“.

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Stadtnatur im Allgemeinen hat positive Auswirkungen auf die Lebensqualität in einer Stadt. Es gibt sogar Hinweise, dass sich ein gut durchgrüntes Quartier z.B. positiv auf die Kriminalitätsrate oder auf die psychische Verfassung seiner Bewohner auswirkt. Leider werden diese positiven Effekte oft nicht wahrgenommen, oder anderen Themen wie Sicherheit, Familie, Arbeit usw. wird stärkere und unmittelbarere Bedeutung beigemessen. Der Wert und die Notwendigkeit von urbaner Wildnis begegnet in diesem Zusammenhang oft besonderer Skepsis. Auch ruft urbane Wildnis nicht immer nur positive Gefühle hervor, sondern wird mit Vernachlässigung und Unordnung assoziiert. Andererseits zeigt eine Schweizer Studie zu städtischer Biodiversität und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität, dass komplexe Vegetation und hohe Strukturvielfalt zu den dominierenden Kriterien einer positiv bewerteten städtischen Umwelt gehören. Eine hohe Naturnähe von Stadtnatur wird also gegenüber monotoner und artenarmer Natur bevorzugt, zumindest „bis zu dem Punkt, an dem sie Nutzbarkeit und Zugang einzuschränken“ beginnt (Gloor et al., 2010). Das deckt sich mit Erfahrungen aus Berlin, wo Wildnis zwar tendenziell gut akzeptiert wird, aber nur wenn diese durch einen Weg und Sitzbänke erschlossen ist.

„Wildnis“ und „Stadt“ in einen Zusammenhang zu bringen ist provokant und durchaus kontrovers.

Doch gerade dies birgt interessante Möglichkeiten.

Die englische Stadt Exeter hat sich die Begriffskombination mit dem Slogan „Wild City Exeter“ bereits zu eigen gemacht und führt unter dessen Dach viele Naturschutzmaßnahmen und wildnisorientierte Einzelprojekte durch. Eine „wilde Stadt“ kann als eine „Anti-Sterilisation“ der heutigen Hightech-Welt verstanden werden und kann daran erinnern, dass auch in der heutigen Zeit nicht alles bestimmt und geplant werden muss: Selbst in einer Stadt kann man der Natur einen Teil der Arbeit

überlassen. Immerhin hat Wildnis auch eine interessante kulturelle Dimension, da das Leben in der Wildnis – im Gegensatz zum Leben in der künstlich angelegten Stadt – für einen Großteil der Menschheitsgeschichte der normale Lebensstil war.

2.1 Artenvielfalt im Lebensraum-Mosaik Stadt

Die Städte dieser Welt wachsen: Über die Hälfte der Weltbevölkerung, mit steigender Tendenz, lebt inzwischen in urbanen Räumen (BMU, 2007). Dieser Trend zur Urbanisierung gilt als eine der Hauptursachen für den weltweit ungebremsten Artenrückgang. Gleichzeitig sind Städte – zumindest in Mitteleuropa – schon jetzt oft artenreicher als die sie umgebende, vielfach intensiv genutzte Kulturlandschaft. Zwar kommt die Stadt oft nicht für Arten mit besonderen Habitatansprüchen in Frage, die z.B. auf große, unzerschnittene und ungestörte Lebensräume angewiesen sind. Und doch hat es schon ganz erstaunliche Anpassungen an urbane Nischen gegeben, was die Bedeutung des städtischen Naturschutzes verdeutlicht. Stadtnatur inzwischen ein wichtiger Teil des Netzes von Rückzugsorten für die biologische Vielfalt geworden.

Auch wenn die Artenzusammensetzung in Städten sich meist stark von der natürlicherweise zu erwartenden Artenvielfalt unterscheidet, bietet eine Stadt in vielen, manchmal kleinräumigen Nischen einen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, die im Umland nur noch unwirtliche Bedingungen vorfinden. Je höher der Durchgrünungsgrad und je vielfältiger das Lebensraumangebot einer Stadt, desto mehr Arten können sich hier ansiedeln (Werner 2012).

Ein hoher Durchgrünungsgrad lässt auch den Anteil an heimischen Arten steigen und den Anteil an solchen Arten mit besonderen Habitatansprüchen. Die Hauptfaktoren in diesem Zusammenhang sind Größe, zeitliche Kontinuität, Vernetzung untereinander und das Vorhandensein besonderer Standorte (z.B. geringe Störung, Vielfalt an Strukturen, besondere

Wild City: Der englische Begriff für Wildnis („wilderness“) ist sehr viel enger gefasst als im Deutschen. Das Wort ist begrenzt auf die unberührte, ungestörte Natur fernab der Zivilisation. Der Wortsinn in Richtung von Unordnung oder fehlender Zähmung, wie sie im Deutschen durchaus enthalten ist, fehlt im Englischen. Die Begriffskombination bzw. das Wortspiel

„Wild City“ ist daher für einen Menschen mit Englisch als Muttersprache ein größerer Widerspruch als im Deutschen.

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Böden). Große, alte Parkanlagen weisen z.B. oft eine hohe Artenvielfalt auf, genauso wie die Übergangsbereiche zwischen Stadt und Kulturlandschaft am Stadtrand.

Das Konzept der „Vier Naturen“ (Kowarik, 1992 & 2012) beschreibt und systematisiert die ausgesprochene Vielfalt an Stadtnatur. In allen vier „Naturtypen“ finden sich durchaus günstige Bedingungen für das Überleben vieler Arten. Entscheidend für das Vorkommen und den Erhalt einer hohen urbanen Biodiversität ist daher ein vielflächiges Mosaik im Stadtgebiet (Kowarik, 2012). Das Konzept unterscheidet folgende vier Typen von Natur:

„Natur der ersten Art“ – Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft: Natürliche Habitate wie Wälder und Feuchtgebiete; oft aber nicht ausschließlich am Stadtrand zu finden und meist nur geringfügig ökonomisch genutzt. Erhalt bzw. Renaturierung ist oft möglich, jedoch oft nur mit bestimmten Einschränkungen, wie z.B. Eutrophierung oder den Wasserhaushalt betreffend. Das Potential für Wildnisentwicklung ist hoch  „Alte Wildnis“.

„Natur der zweiten Art“ – Relikte der Kulturlandschaft: Elemente der Kulturlandschaft wie z.B. Äcker, Wiesen und Weiden, die erhalten geblieben oder weitgehend unbeabsichtigt entstanden sind. Diese Flächen sind nicht selten für eine Bebauung interessant und daher gefährdet; wo noch erhalten, sind diese Flächen mit ihrer Ausstattung an Naturelementen interessant für eine naturnahe Entwicklung.

„Natur der dritten Art“ – die gärtnerisch gestaltete Natur: gärtnerisch geschaffene oder überformte Natur auf allen Maßstabsebenen, vom Hausgarten über Sportanlagen bis zum großflächigen Landschaftspark; absichtliche Gestaltung mit stark variierendem Erscheinungsbild; nicht in der Stadt erfunden, jedoch heute größtenteils prägend für urbane Grünsysteme; häufig Überschneidungen mit Natur der ersten Art; gerade in alten Parks oder Friedhöfen mit alten Bäumen oft „Hotspots“ der Biodiversität

„Natur der vierten Art“ – die urban-industrielle Natur: Spontane Naturentwicklung auf zuvor bebauten oder intensiv urban-industriell genutzten Flächen: leerstehende Gebäude oder Rückbauflächen, stillgelegten Bahnflächen etc., d.h. Naturentwicklung auf Industriebrachen, aufgegebenen Bahngleisen, in Baulücken, etc.; stadt-spezifische Form von Natur, deren Entstehen und Verschwinden mit urbanen Wachstums- und Schrumpfungsprozessen korrelieren kann (u.U. Zunahme in wirtschaftlich schwierigen Zeiten); großes soziales Potenzial dieser Flächen, z.B. als Naturerfahrungsräume 

„Neue Wildnis“.

2.2 Wildnis als ein Bestandteil der Stadtnatur

Nicht jede Form von Stadtnatur ist mit urbaner Wildnis gleichzusetzen, noch ist jede Naturfläche in der Stadt für eine Wildnisentwicklung geeignet. Doch auf allen vier Naturen (siehe oben) bestehen Möglichkeiten für ein naturnäheres, vielfältigeres und letztendlich „wilderes“

Erscheinungsbild. Auf Naturen der zweiten und dritten Art bieten sich z.B. eine naturnähere Gestaltung wie artenreiche Wiesen und Gärten an, während sich die Naturen der ersten und vierten Art besonders dafür eignen, in Teilflächen eine natürliche, ungestörte Entwicklung zuzulassen: Wildnis in der Stadt.

Das Überleben der Menschheit ist auf Produkte und Dienstleistungen angewiesen, die die Natur zur Verfügung stellt. Daraus ergeben sich neben ökologischen und ökonomischen Gründen auch soziale, kulturelle und ethische Gründe für den Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt (BMU, 2007). Dies betrifft auch Städte, und zwar auf eine zunächst gegensätzlich erscheinende Weise: Einerseits werden die Urbanisierung und der damit einhergehende immense ökologische Fußabdruck gemeinhin für den Artenverlust verantwortlich gemacht.

Gleichzeitig beherbergen urbane Räume andererseits – wie bereits erwähnt – oft eine außerordentlich hohe Artenvielfalt. Städten kommt daher eine besondere Verantwortung beim

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Schutz der Biodiversität zu, und urbane Wildnis ist eine wichtige Komponente um ein möglichst breites Spektrum an Lebensräumen für möglichst viele Arten zu bieten.

Im Allgemeinen stimmt das mit den Erwartungen von Menschen an ihr eigenes Lebensumfeld überein. Die bereits erwähnte Schweizer Studie bestätigt, dass Stadtmenschen eine vielfältige Natur in ihrem Umfeld bevorzugen (Gloor et al., 2010). In den USA brachte eine informelle Befragung unter Bürgern zu Tage, dass das ideale Verhältnis zwischen Natur und Mensch für eine hohe Lebensqualität 50:50 beträgt, was zur internationalen Kampagne „Nature Needs Half“

(„Natur braucht die Hälfte“) geführt hat (www.natureneedshalf.org, siehe Kapitel 5).

Der Bedarf an urbaner Wildnis zeigt sich auch im modernen städtischen Leben: viele Menschen verlassen oft kaum noch die Stadtgrenzen. Bei Kindern spielt sich das Leben nicht selten praktisch ausschließlich im eigenen Quartier ab. Gerade für ärmere Familien ist es oft einfach zu teuer, die eigene Nachbarschaft zu verlassen, so dass sich die Naturerfahrung von Kindern auf die im Quartier befindliche Natur beschränkt. Intakte Natur oder gar echte Wildnis fern der menschlichen Agglomerationen sind für die meisten Menschen zu weit weg. Darüber hinaus verbringen moderne Stadtmenschen rund 80 bis 90% ihrer Zeit in geschlossenen Räumen wie Gebäuden oder Verkehrsmitteln (Internetauftritt des Gesundheitsamts Baden-Württemberg, siehe Internetlinks auf Seite 15). Wenn die Menschen von heute also eine positive Einstellung zur Natur und den Willen, sie zu schützen, bewahren sollen, dann muss Natur und Wildnis in den Städten vorhanden sein.

Städtische Wildnis kann Menschen auch Alternativen zum üblichen Stadtleben aufzeigen.

Urbane Wildnis kann Menschen eine Wertschätzung von Natur und der Koexistenz mit anderen Lebewesen lehren.

Grün- und Parkanlagen haben positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Ob eine urbane Wildnisfläche sich dabei anders auswirkt als eine „normale“ Grünfläche, ist jedoch nicht sicher.

Erfahrungsgemäß übt eine wildere Natur jedoch zumindest auf Kinder oft eine höhere Anziehungskraft aus als herkömmliche Parks und Spielplätze. Auch lernen Kinder in wilder Natur besser, Risiko einzuschätzen und sich angemessen zu verhalten. Verletzungsraten sind in Naturräumen oft niedriger als auf konventionellen Spielplätzen. Spielplätze sind zwar so konzipiert, dass sie keinerlei Verletzungsrisiko bergen, doch in Naturräumen ist es offensichtlicher, dass ein angemessen vorsichtiges Verhalten notwendig ist.

2.3 Urbane Wildnis als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung

Die Bevölkerung in Städten profitiert in vielfältiger Weise vom Vorhandensein urbaner Grünräume. Neben ihrem ästhetischen Reiz tragen diese durch eine Vielzahl von Ökosystemleistungen zu einer Verringerung von Umweltbelastungen für die Stadtbewohner bei.

So stellt die Vegetation einen natürlichen Staubfilter dar und schützt vor verkehrsbedingten Emissionen. Daneben bewirken Grünflächen in der Stadt einen Kühlungseffekt, der besonders in Anbetracht des Klimawandels bedeutsam ist. Der temperaturausgleichende Effekt wirkt sich entscheidend positiv aus auf die Nutzung und die Akzeptanz der Grünräume seitens der Bevölkerung (Wulp, N.Y. van der; Lenzholzer 2010). Gleichzeitig dienen Grünflächen in der Stadt als Begegnungs-, Bewegungs-, Entdeckungs- und Erholungsorte.

Dies gilt für urbane Wildnis in besonderer Weise. Begehbare und erlebbare Wildnisflächen im Stadtgebiet bieten der Stadtbevölkerung die Möglichkeit, sich selbst überlassene Natur am eigenen Leib zu erfahren. Hierin liegen hervorragende Potentiale für eine dringend erforderliche Bewusstseinsbildung, insbesondere bei sonst oft naturfern lebenden Menschen, deren Bewegungsradius oftmals weitgehend auf die eigene Stadt beschränkt ist.

Urbane Wildnis darf daher nicht als umzäuntes Gebilde in Erscheinung treten, von dem die Stadtbewohner ausgeschlossen sind. Urbane Wildnis muss vielmehr ein Platz sein für alle: Für vielfältige Tier- und Pflanzenarten gleichermaßen wie für die Menschen, die den Lebensraum Stadt erfunden und geschaffen haben. Jeder Stadtbewohner sollte die Möglichkeit haben, ursprüngliche Natur unmittelbar zu erfahren. Und zwar nicht nur im Urlaub und auf

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ausgedehnten Ausflügen ins Umland, sondern möglichst an dem Ort, wo er lebt und arbeitet.

Die Menschen in der Stadt sollen sich inspirieren lassen. Wilde Natur auf öffentlichen Flächen soll positiv empfunden und zukünftig gewünscht werden und soll auch in Privatgärten und Balkonkästen einziehen.

Wildnis kann auch verstärkt in Parks oder Grünzüge Einzug halten, indem stark gestaltete Zonen (z.B. Spielplätze, Sportplätze etc.), Übergangszonen wie Liegewiesen und sich weitestgehend selbst überlassene Bereiche nebeneinander zugelassen werden. Der Nutzungsgrad kann sich dabei stark unterscheiden, so dass auch Wildnisflächen mit eingeplant werden können. Insbesondere lineare naturnahe Elemente wie Hecken, Gewässerläufe etc.

können dabei auch direkt angrenzend an die stark gestalteten Zonen angelegt werden.

3 Divergierende Interessen und potentielle Konflikte

Die Etablierung und Entwicklung von Wildnis in der Stadt findet sich in einem komplexen Spannungsfeld verschiedener, teilweise divergierender Interessen wieder. Um Wildnis in der Stadt nachhaltig zu schaffen und zu sichern, ist es zunächst sinnvoll, die verschiedenen Interessen und potentiellen Konflikte zu betrachten um im Weiteren einen für alle Beteiligten akzeptablen Managementplan für eine Wildnisfläche in der Stadt aufzustellen. Denn „wer Naturschutz ohne Feingefühl für Interessenkonflikte betreibt, der verkennt die Realitäten des menschlichen Daseins und erliegt einem bloßen utopischen Traum“, so bereits der „Wildnis- Pionier“ Aldo Leopold 1937 (nach: http://www.aldoleopold.org/greenfire/quotes.shtml).

Grundsätzlich besteht Klärungs- und Handlungsbedarf hinsichtlich

 der Flächenbereitstellung und -sicherung

 verschiedener Vorstellungen von urbaner Wildnis und ihrem begleitenden Management

 der Akzeptanz der Wildnisfläche bzw. „-maßnahme“ seitens der Bevölkerung.

Fig. 1: Spannungsfelder zwischen verschiedenen Interessen im Kontext von urbaner Wildnis

3.1 Politik

Die politischen Vertreter einer Stadt sind nicht unbedingt die treibende Kraft hinter Umweltprojekten, doch ihre Akzeptanz und Wertschätzung ist für den Erfolg eines Naturprojektes notwendig, besonders wenn es um urbane Wildnis geht. Die Arbeit mit der

Politik & Verwaltung

Öffentlicher Druck für Wildnis in der Stadt

Urbane Wildnis

Positive Wildniserfahrung, Umweltbildung, Sensibilisierung

Bevölkerung

Öffentlicher Druck gegen Wildnis in der Stadt

Flächenbereitstellung und deren langfristige Sicherung

Andere Prioritäten (Bebauung, ökonomische Interessen etc.) Andere Prioritäten

(Angst vor Verwahrlosung, mangelndes Interesse etc.)

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Kommunalpolitik birgt zwei Herausforderungen: Erstens sind Wildnisprojekte im Normalfall Langzeitprojekte über Legislaturperioden hinaus. Zweitens sind Politiker nur selten Experten im Bereich Naturschutz. Obwohl Stadtgrün grundsätzlich positiv besetzt ist, ist es oft schwierig, die Kommunalpolitik davon zu überzeugen, naturnähere Pflegemaßnahmen und Ansätze zu befolgen. Gleichzeitig ist es für Politiker immer mit Schwierigkeiten verbunden, Naturschutzprojekten gegenüber ökonomischen Aspekten den Vorzug zu geben: jedoch bedeutet die Bereitstellung auch nur einer kleinen öffentlichen Fläche immer, dass in der nahen Zukunft auf jegliche möglicherweise finanziell ertragreichere Nutzung verzichtet wird.

3.2 Verwaltung

Im Gegensatz zu den politischen Entscheidungsträgern ist das Personal in der Kommunalverwaltung nicht an Wahlperioden gebunden. Auch ist im Regelfall das relevante Fachwissen im Naturschutz gegeben, natürlich auch die notwendigen Kompetenzen und weitreichende Praxiserfahrung. Sie können geeignete Flächen identifizieren, stellen sie für ein Wildnisprojekt zur Verfügung und regeln die dauerhafte Sicherung. Dies erfordert einen intensiven Dialog zwischen verschiedenen Fachverwaltungen, „Wildnis-Protagonisten“

außerhalb der Verwaltung und natürlich mit Vertretern der lokalen Politik. Die zuständige Fachverwaltung ist dabei oft diejenige Institution, die zwischen betroffenen Behörden, Politik, Interessenvertretern und Öffentlichkeit vermitteln muss.

3.3 Öffentlichkeit

Die Akzeptanz seitens der Bevölkerung gegenüber urbaner Wildnis spielt eine entscheidende Rolle. Werden Wildnisprojekte und dazugehörende Pläne und Maßnahmen von den Bürgerinnen und Bürgern erst einmal akzeptiert, dann wird vielleicht sogar eine Lobby für urbane Wildnis entstehen, z.B. um die Kommunalpolitik zu beeinflussen oder gar öffentlichen Druck auszuüben.

Um öffentliche Wertschätzung von urbaner Wildnis zu erreichen, muss einerseits die Bevölkerung Zugang zu Wildnis in ihrer Stadt haben. Andererseits muss Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung betrieben werden, um damit Umweltbewusstsein zu fördern. Daher ist die Entwicklung tragfähiger Kommunikationskonzepte von großer Bedeutung. Diese beinhalten auch zielgruppenspezifische Maßnahmen der informellen Umweltbildung, um die Menschen

„mitzunehmen“ und zu mobilisieren. Ziel ist es, zu erreichen, dass sich ihre Einstellung gegenüber wilder Natur in der Stadt zum Positiven ändert und insoweit soziale Bewegungen angestoßen werden.

Wenn die Bedeutung von Natur und Wildnis für die Lebensqualität in der Stadt fest im Bewusstsein der Menschen verankert ist, wird deren Schutz ein höheres Gewicht für das private und gesellschaftliche Handeln beigemessen. Wildnis soll nicht als Unordnung oder Vernachlässigung wahrgenommen werden, sondern als wertvoller Bestandteil der Stadt. Die Stadtbewohner sollen die Stadtnatur als ihr Eigenes betrachten und aktiv erleben. Für eine aktive Naturerfahrung müssen die Menschen in der Natur sein und sie nicht ausschließlich von außen betrachten. Kinder sollen die Stadtnatur als Abenteuerspielplatz ansehen und dabei den pfleglichen Umgang lernen. Anstelle von „Betreten verboten“-Schildern soll das Betreten eine Selbstverständlichkeit sein. Besonders empfindliche Bereiche der Natur können z.B. durch vorausschauende Lenkungskonzepte geschützt werden.

Neben der Vermittlung einer entsprechenden „Botschaft“ sollte dabei besonderes Augenmerk auf die Schaffung einer kontinuierlichen Kommunikationsstruktur gelegt werden, d. h. eine regelmäßige, aktuelle und aktive Informationsarbeit und ganz besonders einen unmittelbaren Dialog mit den relevanten Zielgruppen. Dazu gehören auch die Kommunalverwaltung und die Kommunalpolitik: Eine offene Kommunikationskultur ist entscheidend.

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4 Mittel und Wege zur Akzeptanzbildung für Wildnis in der Stadt

Menschen müssen die Natur kennen, um dazu bereit zu sein, sie zu schützen. Genauso müssen Menschen Stadtwildnis kennen, um sie zu akzeptieren und wertzuschätzen. Dies gilt nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern genauso für die Stadtverwaltung, die örtliche Politik und all diejenigen, die Projekte umsetzen und für die Erhaltung der Flächen zuständig sind: Planer, Landschaftsarchitekten, Gärtner, usw. Um eine umfassende Akzeptanz für urbane Wildnis zu erreichen, muss die Akzeptanz bei all diesen Akteuren und Interessenvertretern geschaffen werden.

Eine wiederkehrende Erfahrung aus den untersuchten Naturschutzprojekten ist es, dass die Bewusstseinsänderung für urbane Wildnis ihre Zeit braucht, und zwar sowohl in der Verwaltung als auch in der Öffentlichkeit. Oft ist eine langfristige und konsequente Kommunikation über Jahre hinweg notwendig.

Eine erfolgreiche Kommunikation zu urbaner Wildnis muss immer die Sprache der Menschen sprechen. Dabei ist es wichtiger, die zugrundeliegende Idee zu vermitteln, als immer die wissenschaftlich korrekten Begriffe anzuwenden oder großen Wert auf Artenzahlen und ökologische Zusammenhänge zu legen. Verschiedene Zielgruppen brauchen verschiedene Kommunikationsmethoden. Marketingagenturen können bei der Entwicklung einer angemessenen Kommunikationsstrategie sehr hilfreich sein.

Jede Interaktion mit Akteuren geht mit einer Form von Kommunikation einher. Im Folgenden wird zwischen „Kommunikation“ und „Umweltbildung“ folgendermaßen unterschieden:

Umweltbildung hat das Ziel, Menschen über Natur und ihren Wert zu informieren und richtet sich daher an die breite Öffentlichkeit. „Kommunikation“ richtet sich dagegen vor allem an Politik und Verwaltung, also an die konkreten Entscheidungsträger. Dies ist äußerst wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als Umweltbildung, da es eben die Entscheidungsträger sind – noch unmittelbarer sogar die Planer – die bestimmen, wie mit der Natur in der Stadt umgegangen wird. Gleichzeitig wird eine gute Akzeptanz eines Wildnisprojektes in der Öffentlichkeit natürlich auch die politische Akzeptanz steigern.

4.1 Kommunikation mit Entscheidungsträgern und Akteuren

Die Kommunikation mit Politikern vor Ort spricht ähnliche Themen an wie jede Umweltbildung für Laien. Sie sollte dabei immer die positiven Effekte für das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger hervorheben sowie die ökonomischen und sonstigen positiven Effekte auf die Stadt.

Positive Auswirkungen auf die unmittelbare Zukunft, aber auch Langzeitfolgen sollten betont werden. Auch müssen die Entscheidungsträger kennen, worüber sie entscheiden: Exkursionen und Ortsbesuche haben sich hierbei sehr bewährt, um sicherzustellen, dass die Stadträte das Projektgebiet persönlich kennen.

Planer, Bauhofmitarbeiter und Gärtner müssen oft erst noch überzeugt werden, wenn es darum geht, ein Wildnisprojekt einzurichten. Ihre Arbeit ist normalerweise darauf ausgelegt, die vorhandene Natur zu gestalten und nicht der Natur das Gestalten zu überlassen – zwei zunächst gegensätzliche Ansätze, deren Koexistenz nicht selbstverständlich ist. Dies muss in der Kommunikation stets berücksichtigt werden.

Eine gute Möglichkeit, Politik, Verwaltung, relevante Institutionen und die Öffentlichkeit an einen Tisch zu bekommen ist es, gemeinsam ein Grünflächenkonzept zu entwickeln, das offen mit allen Akteuren diskutiert wird. Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Organisationen – sog. private-public partnerships – können auch ein gutes Werkzeug sein, da auf diese Weise Synergien aus beiden Bereichen genutzt werden können, die sich gut ergänzen: die Verwaltung und Naturschutzorganisationen haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Möglichkeiten hinsichtlich Grundbesitz, Naturschutzexpertise, Akzeptanz in der Öffentlichkeit und Zugang zu Fördermitteln.

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4.2 Umweltbildung: Kommunikation mit der Bevölkerung

Stadtwildnis im direkten Wohnumfeld wird nicht automatisch positiv bewertet. Auch verstehen Anwohner nicht immer den Wert solcher Wildnis über die eigene Erholung hinaus. Deshalb sollten Wildnisprojekte in der Stadt möglichst oft Hand in Hand mit Umweltbildungsmaßnahmen gehen. Menschen müssen besser informiert werden über die positiven Aspekte und den Wert von Natur und Wildnis. Die Gründe für Naturschutzmaßnahmen müssen kommuniziert werden, z.B. der Naturschutzwert verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Gloor et al. (2010) fanden heraus, dass Informationen über den ökologischen Wert einer Stadtlandschaft die Präferenz für diese Landschaft erhöhen. Dies deutet darauf hin, dass Informationen über den ökologischen Wert einer Wildnisfläche auch die Akzeptanz dieser Fläche und der dazugehörigen Maßnahmen, bzw. das Unterlassen entgegenstehender gestalterischer Eingriffe, steigern. Was kommuniziert werden muss ist das ausgewogene Verhältnis von positiven Effekten wilder Natur für Mensch und Natur: Wildnis in der Stadt lebt von der Existenz natürlicher, dynamischer Prozesse, während der Mensch von der Möglichkeit zur Naturerfahrung profitiert. Gerade Wildnisflächen bieten hierfür einen Schatz an Möglichkeiten für Erholung und Naturerleben. Je intensiver Menschen Natur am eigenen Leib erlebt haben, desto weniger werden sie ökonomischen Überlegungen Bedeutung beimessen.

Sich langfristig entwickelnde Vorteile von urbaner Wildnis sind immer schwerer vermittelbar als kurzfristig sichtbare attraktive Entwicklungen. Doch gerade in Wildnisflächen gibt es zu jeder Zeit im Jahr viele Möglichkeiten, den Wert und bestimmte Charakteristiken oder jahreszeitliche Ausprägungen von Stadtwildnis zu demonstrieren: vielfältige Arten sind hier zu finden, deren Zusammenstellung, Aussehen und Attraktivität sich ständig verändern. Auffällige Phänomene können genauso gezeigt werden, wie unauffällige Erscheinungen. Das praktische und persönliche Erfahren spricht alle Sinne an und bringt auch naturfern lebende Stadtmenschen in Kontakt mit der Natur.

Kinder sind eine sehr wichtige und zugleich dankbare Zielgruppe für Umweltbildungsmaßnahmen. Kinder sind nicht nur einfach zu erreichen, weil sie über Schule und Kinderbetreuung bereits gut vernetzt sind. Sie sind auch gute Multiplikatoren, denn wenn sie in die Natur hinaus wollen, dann können sie zum „Pull-Faktor“ für die ganze Familie werden.

Schulungen für LehrerInnen und ErzieherInnen können ein sehr gutes Instrument sein.

Computer und Soziale Medien sind heute weitverbreitet. Kommunikationsfirmen können rund um das Thema Stadtwildnis Internetseiten oder Apps für Smartphones entwickeln. Es gibt bereits Smartphone-Apps, die bei der Bestimmung von Pflanzenarten oder Tieren unterstützen, weitere werden derzeit entwickelt (z.B. http://naturemobile.org, http://leafsnap.com/). Die Stadt Leipzig etwa bietet mp3-gestützte Stadtführungen an, was sich mit Sicherheit gut auf Wildnisaspekte und Naturangebote übertragen ließe (www.atelier-latent.de/talk-walks).

Mottos können dabei helfen, mehr Menschen ins Boot zu holen, indem sie Aufmerksamkeit erregen und eine positive Stimmung der Natur gegenüber forcieren können. Auch können sie eine ganze Reihe von unterschiedlichen Ansätzen, Maßnahmen und Akteursgruppen miteinander vernetzen bzw. unter einem Dach vereinen. Dies kann den Lernprozess von- und miteinander voranbringen. Ein Motto muss griffig und klar sein, positive Assoziationen hervorrufen und die Sprache der Menschen sprechen. Im besten Falle sollte ein Motto gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelt werden und nicht nur von der Politik entschieden und dann den Menschen aufgedrängt werden. Beispiele für Mottos, wie sie auf dem internationalen Workshop im Rahmen dieses Projektes vorgestellt wurden, waren z.B. „Exeter Wild City“ (www.devonwildlifetrust.org/exeter-wild-city/, siehe auch Kapitel 5) und „Eine Stunde Kanada in Arnsberg“ (inoffizielles Motto für eine weitreichende Renaturierung der Ruhr in Arnsberg, siehe Kapitel 5).

Es gibt viele natur-unabhängige Methoden, die Menschen in Parks und Naturflächen locken, wo sie dann mit Angeboten der Umweltbildung angesprochen werden können. Kulturelle Angebote wie Open-Air Konzerte ziehen z.B. regelmäßig viele Menschen an. Historische Ereignisse oder Jubiläen und natürlich internationale Tage (z.B. Weltwassertag oder der internationale Tag der

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biologischen Vielfalt) können gute Gelegenheiten sein. Der „Lange Tag der Stadtnatur“ in Berlin bietet z.B. 24 Stunden lang unzählige große und kleine Veranstaltungen in Grünflächen im ganzen Stadtgebiet (www.langertagderstadtnatur.de) und findet vergleichbar inzwischen u.a.

auch in Bochum, Dessau-Roßlau, Hamburg und Kiel statt.

Immer gilt jedoch, dass auch die beste Umweltbildung nur dann einen bleibenden Effekt haben kann, wenn sie durch das Vorhandensein von Natur im Lebensumfeld gestützt wird. Die nachhaltigste Umweltbildung ist es daher, Flächen zur Verfügung zu stellen, auf denen Natur erfahren werden kann. Dies ist besonders wichtig in den Stadtteilen, in denen nur wenige, oder unattraktive Grünflächen vorhanden sind.

Das Themenfeld „Wildnis“ bietet zahlreiche Möglichkeiten für spannende und vernetzte Fragestellungen für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung, u. a.:

 Was ist Wildnis – und was bedeutet sie für mich?

 Welchen Reiz übt Wildnis auf Menschen aus und warum?

 Wie viel Wildnis verlangen wir von Städten bzw. Staaten anderer Länder und Kontinente?

 Und wie viel Wildnis sind wir bereit in unserer Region zuzulassen?

(siehe "Biologische Vielfalt und Bildung für nachhaltige Entwicklung" der AG Biologische Vielfalt beim Runden Tisch „Bildung für nachhaltige Entwicklung“)

4.3 Beteiligung der Bevölkerung

Die Beteiligung der Bevölkerung an der Planung und Umsetzung sowie ggf. an der Betreuung von städtischen Naturflächen ist als sehr wichtig einzuschätzen. Denn eine aktive Beteiligung fördert die Sensibilisierung und das Bewusstsein für den Bedarf und zugleich für den Schutzwert und die Schönheit von Natur. So ist auch zu erwarten, dass die beteiligten Stadtbewohner auf dieser Basis viel bewusster mit Naturbereichen, also z.B. Wildnisflächen, in ihrer Stadt umgehen und sie anders nutzen.

Die Beteiligung bei der Planung urbaner Wildnisbereiche sollte Motive und Wünsche der beteiligten Stadtbewohner aufgreifen und ggf. ihre Besorgnisse und Befürchtungen, etwa vor Verwahrlosung, erörtern. Inwieweit können sie wilde Bereiche in ihrem Wohnumfeld akzeptieren, inwieweit wären sie auch mit eingeschränkter Begehbarkeit einverstanden, in welcher Form wären wilde Natur und Kultur aus ihrer Sicht im Einklang?

Im Weiteren kann sich, wenn auch ggf. nur begrenzt möglich, die Beteiligung an der Umsetzung bzw. am Erhalt von Wildnisbereichen in der Stadt positiv auswirken. Dies kann beispielsweise in der Form geschehen, dass lokal ansässige Gruppen und Vereine sich des Wildnisgedankens annehmen und selbst Projekte entwickeln und durchführen oder in anderer Form für bestimmte Flächen Verantwortung übernehmen. Viele Städte verfügen über Freiwilligenprogramme, die die Bevölkerung zum Aktivwerden animieren (z.B. die Initiative der Freiburger Stadtverwaltung

„Freiburg packt an“: www.freiburg.de/pb/,Lde/233288.html; international z.B.:

www.chicagowilderness.org/what-you-can-do/volunteer/, www.devonwildlifetrust.org/get- involved). Dazu gehören auch die vielen Möglichkeiten der Patenschaften für Bäume, Baumscheiben oder Bachabschnitte, wie sie in vielen deutschen Städten angeboten werden.

Dazu gibt es weltweit unzählige Gemeinschaftsgärten oder andere Gartenprojekte, die Menschen dazu aufrufen, Verantwortung zu übernehmen und die Stadtmenschen mit der Natur in Kontakt bringen.

Beteiligung in dieser Form kann überdies dazu beitragen, soziale bzw. interkulturelle Grenzen zu überwinden: Auf Grünflächen können sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Bevölkerungsschichten begegnen. Vielfältige Natur und eine kulturelle Vielfalt der Nutzer können sich gegenseitig stärken.

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5 Urbane Wildnis konkret – Beispiele aus den Workshops

Urbane Naturbereiche bieten das Potential, einen bestimmten Grad an „Wildheit“ zu erreichen bzw. sich auf einigen Flächen einem Zustand von Wildnis im Sinne der „Natur der vierten Art“

anzunähern (siehe 2.1). Weltweit gibt es bereits gute Ansätze, die nachfolgend anhand von einigen Beispielen dargestellt werden.

Deutschland:

Arnsberg: Im Stadtgebiet von Arnsberg ist ein Renaturierungsprojekt entlang des Flusses Ruhr und einiger Zuflüsse durchgeführt worden. Hauptziele waren der Hochwasserschutz, die Herstellung der Durchgängigkeit und damit die ökologische Aufwertung des Flusseinzugsgebiets insgesamt. Von besonderer Bedeutung ist dabei das konsequente Zulassen der eigendynamischen Entwicklung der Ruhr und ihrer Ufer. Das schotterdominierte Flussbett der Ruhr verändert sich stetig, Totholz sammelt sich an und ergänzt das Lebensraumangebot. Die Ufervegetation kann sich ungelenkt entwickeln. Die Bevölkerung, insbesondere die Fischereivereine und Schulen, wurden in die Renaturierungsmaßnahmen intensiv und frühzeitig eingebunden. Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. im aktuellen Kommunalwettbewerb „Lebenswerte Stadt“ der DUH. Mehr Informationen unter http://www.arnsberg.de/umwelt/wasser/ruhr_renaturierung.php

Berlin: Die politische Situation in Berlin zwischen 1945 und 1989 beeinflusste stark die Naturentwicklung in der Stadt. Im Krieg zerstörte Flächen wurden oftmals nicht bebaut sondern für eine spätere Entwicklung vorgehalten, wenn Berlin wiedervereint und die Hauptstadt sein würde. Sämtliche Bahngleise wurden von den Alliierten der Reichsbahn mit Sitz in Ostberlin zugeschlagen, was den Bahnverkehr im Westteil der Stadt auf ein Minimum reduzierte und zu vielen stillgelegten Gleisanlagen führte. Die Natur eroberte solche Baulücken und Gleisanlagen zurück und entwickelte sich in über vier Jahrzehnten oft unbemerkt zu urbanen Wildnisflächen

„der vierten Art“.

Das Schöneberger Südgelände ist ein Beispiel dafür, wie solch eine Wildnisfläche unter Schutz gestellt und der Bevölkerung zugänglich gemacht wurde. Das ehemalige Güterbahnhofsgelände wurde 1952 aufgegeben. Danach konnte sich das 18 ha große Gelände praktisch ungestört entwickeln. Bahngleise wurden überwuchert und sorgen heute für eine einzigartige Atmosphäre. In den 1980er Jahren stießen Pläne, den Güterbahnhof wieder herzustellen oder die Fläche anderweitig zu bebauen auf breiten Widerstand in der Bevölkerung, so dass das Gebiet schließlich zum Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiet erklärt wurde. Im Jahr 2000 wurde das Gelände für den Besucherverkehr geöffnet und ist seither zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden. Stegs und Wege wurden angelegt um den Zugang zu ermöglichen. Große Bereiche entwickeln sich weiterhin natürlich, andere werden extensiv gepflegt, um ein möglichst breites Mosaik an Lebensräumen zu erhalten. Das Schöneberger Südgelände mag nicht mehr ganz so wild und unberührt sein, wie es einmal war, doch es bleibt ein faszinierender Ort von besonderer Eigenart und Schönheit, wo auch historische und kulturelle Werte einen Platz gefunden haben (Kowarik & Langer, 2005).

Inzwischen ist urbane Wildnis als eines der Ziele der Berliner Biodiversitätsstrategie festgeschrieben.

Hannover: Grünflächen, Stadtwald, Auen und landwirtschaftliche Flächen durchziehen Hannover sternförmig und bilden einen Ring um die Stadt. Jeder Bürger erreicht innerhalb von 10 Minuten Fußweg eine Grünfläche. Die Stadt hat ein Biodiversitätsprogramm „Mehr Natur in der Stadt“ verabschiedet, das viele Einzelmaßnahmen und Maßnahmenpakete bündelt. U.a.

werden Totholz und alte Bäume gefördert und Fließgewässer naturnah unterhalten. Die

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Bürgerschaft wird dazu aufgerufen, ihre Gärten oder das Wohngebietsgrün in „wildere“ Orte zu verwandeln.

Hannover entwickelt derzeit mit Dessau-Roßlau und Frankfurt am Main ein gemeinsames Wildnisprojekt. Innerhalb des Projekts sollen unter anderem wildnisorientierte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen entwickelt werden, z.B. extensive Grünflächenpflege in direkter Siedlungsnähe und freie Sukzession auf weiter entfernten Flächen. Parallel dazu sollen geeignete Kommunikationsmittel entwickelt werden.

Europa:

Exeter, England: Zwischen dem Rat der britischen Stadt Exeter und dem Devon Wildlife Trust besteht eine Partnerschaft unter dem Namen „Exeter Wild City“. Das Ziel ist die Förderung und der Schutz des Wildniswertes grüner Bereiche in der Stadt, mit besonderem Fokus auf Bürgerbeteiligung und positiven Auswirkungen auf die Biodiversität. Exeter ist ein regionales Zentrum mit starkem ökonomischem Wachstum und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Ein wesentlicher Faktor für Investitionen in Wirtschaft und Wohnen ist die Inwertsetzung der grünen Infrastruktur innerhalb der Stadt und in der Umgebung. Hierzu hat Exeter Wild City ein Fünf- Jahres-Programm aufgestellt, welches verschiedene Maßnahmen rund um die Wahrung und Förderung urbaner Wildnis beinhaltet, darunter ein Biodiversitätsmonitoring, Umweltbildung zum Thema Wildnis in der Stadt, Baumpflanzaktionen und Wildlife-Gardening – ein Projekt, bei dem Hausgärten in der Stadt als Mini-Wildnis-Bereiche gefördert werden. Exeter Wild City arbeitet dabei mit einer wachsenden Zahl lokaler Partner zusammen, u.a. mit Schulen und gesellschaftlichen Gruppen im Stadtgebiet. Mehr Informationen unter:

http://www.devonwildlifetrust.org/exeter-wild-city/

Grande-Synthe, Frankreich: Grande-Synthe liegt am Ärmelkanal nahe der belgischen Grenze.

In den 1960er Jahren begann die großangelegte Ansiedlung von Schwerindustrie den bis dahin ländlich geprägten Ort grundlegend zu verändern, die Bevölkerung wuchs um ein Vielfaches.

Bis heute wird die Stadt von der Schwerindustrie geprägt.

Seit 1995 wurden große Anstrengungen unternommen, die Stadt grüner zu machen um die Lebensqualität zu erhöhen. Heute leben 95 % der Bevölkerung weniger als 300m von einer Parkfläche entfernt. 170 Apfel- und Birnensorten sind in der Stadt zu finden.

Das „Niemandsland“ zwischen dem Siedlungsgebiet und den Industriefabriken wurde zu einem Naturpark entwickelt, in dem seltene Insekten- und Vogelarten zu finden sind. Hier hat sich ein besonderes Ökosystem entwickelt, das vielfach wissenschaftlich untersucht wurde. Wege und Informationstafeln erlauben lehrreiche Spaziergänge.

Städtische Nationalparks in Finnland: In Finnland wurde eine neue nationale Schutzgebietskategorie eingeführt, um speziell Natur in und rund um Städte zu schützen:

städtische Nationalparke (National Urban Park – NUP). NUPs werden vom Finnischen Umweltministerium ausgewiesen und befinden sich im unmittelbaren Umfeld vom Siedlungsbereich von Städten. NUPs beinhalten meist Seen, Wälder und Offenland, können aber auch bebaute Bereiche umfassen.

NUPs wurden als Antwort auf die Urbanisierung eingerichtet, die mit einer immer kompakteren Bebauung finnischer Städte einhergeht und die urbane Grünbereiche immer wieder in Bedrängnis bringt. Das finnische NUP-Konzept hat sich bewährt, bedeutende Naturgebiete im städtischen Umfeld zu bewahren. Kriterien für die Ausweisung von NUPs sind:

 Naturbereiche mit Bedeutung für den Schutz der Biodiversität,

 Kulturelle Werte: Grünbereiche mit historischer und/oder ästhetischer Bedeutung, bei Bedarf auch mit dazugehörigen Gebäuden;

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 Ökologische Korridore, die für Tierwanderungen und Populationsaustausch wichtig sind und städtische Naturflächen mit dem Außenbereich verbinden.

Die Ausweisung neuer NUPs wird von den Städten selbst angeregt, die sich mit geeigneten Flächen beim Umweltministerium für eine Ausweisung bewerben. Die lokalen Akteure, wie Verwaltung, Bürgerschaft, Naturschützer und weitere Akteure, müssen im Vorfeld eingebunden worden sein.

Die Schutzgebietskategorie wurde eigens so ausgerichtet, dass der Status und die Ausdehnung im Nachhinein nicht mehr angetastet werden können, z.B. bei sich ändernden Mehrheitsverhältnissen im Kommunalparlament. Lediglich Vergrößerungen sind möglich, was in einigen bereits bestehenden NUPs derzeit angestrebt wird. Derzeit gibt es fünf NUPs in folgenden finnischen Städten: Hämeenlinna, Heinola, Pori, Hanko und Porvoo. Ein Ziel ist ein Netzwerk von NUPs, in dem jeder Park eine besondere Rolle spielt. Jeder NUP reflektiert die besonderen Gegebenheiten seiner Stadt. Im größeren Maßstab sollen die NUPs mit anderen Schutzgebieten verbunden werden, z.B. mit Nationalparken.

Weltweit:

Boulder, Colorado, USA: Die Stadt Boulder besitzt und unterhält über 18.000 ha Land in der Stadt und im umliegenden Bezirk (Boulder County). Schon 1967 wurde ein Freiflächenprogramm aufgelegt, indem die BürgerInnen der Stadt sich selbst eine Steuer auferlegten, mit der die Stadt Freiflächen kaufen und langfristig sichern konnte – als erste Kommune in den USA.

Im Rahmen des Freiflächenprogramms werden Flächen gekauft, unterhalten und gesichert sowie bestimmten Nutzungen zugeführt, z.B. Natur- und insbesondere Auenschutz, Erholung, Landwirtschaft, usw. Freiflächen dürfen nach dem Erwerb nur dann aktiv aufgewertet werden, wenn entsprechende Maßnahmen notwendig sind um die Fläche für die vorgesehene Nutzung zu schützen oder zu erhalten.

Bemerkenswerte 67% von Boulder County (39.254 ha) unterliegen einer Schutzgebietskategorie, davon sind 60% für die Öffentlichkeit zugänglich. Boulder County ist ein herausragendes Beispiel für die Naturschutzvision Nature Needs Half (www.natureneedshalf.org). Dies bedeutet die Koexistenz mit 500 Tierarten (auch Raubtiere wie Pumas, Schwarzbären, Elche etc.) und einer Vielzahl an Ökosystemen (Prärie, Wälder, Berggipfel) sowie rund 370 km Wanderwege. Dies macht es möglich, von der eigenen Haustür zu einer Baumgruppe zu laufen, die seit der letzten Eiszeit existiert, oder eine seltene Schmetterlingsart zu entdecken, die auf eine einzige Blumenart angewiesen ist.

Bei 5 Mio. Besuchern pro Jahr hinterlassen Wanderer, Hunde und Mountainbike-Fahrer ihre Spuren in den Naturflächen von Boulder. Wege erodieren, wildlebende Tiere werden gestört und invasive Arten werden verbreitet. Diese Belastungen lassen immer wieder Konflikte entstehen zwischen den Erholungssuchenden bzw. den Anbietern von Outdooraktivitäten und den Verfechtern des segregativen Naturschutzes. Kluge Managementkonzepte sind für dieses bemerkenswerte Beispiel von urbaner Wildnis unabdingbar, um auch weiterhin die Vielzahl an damit zusammenhängenden Ökosystemdienstleistungen zu erhalten.

Text (gekürzt): Vance G. Martin, Präsident der WILD Foundation mit Sitz in Boulder, Colorado (www.wild.org). Ungekürzter Text ist verfügbar bei der DUH und lag beim Workshop aus.

Quellen: http://www.bouldercolorado.gov; www.natureneedshalf.org; Austin Perez.

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Chicago Wilderness Alliance, Chicago, Michigan, USA

Die Region Chicago erstreckt sich über mehr als 38 Verwaltungsbezirke und 500 Kommunen in vier Bundesstaaten. Über 10 Millionen Menschen leben hier, mehr als 234 ha Land stehen unter Schutz. Die Region ist geprägt durch eine komplexe Natur mit vielen verschiedenen Landschaftsräumen: Prärie, Wälder, Savannen, Dünen, Feuchtgebiete, Flüsse und Seen.

Chicago Wilderness Alliance ist ein regionaler Zusammenschluss von Organisationen und Institutionen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Menschen wieder mit der Natur zu verbinden. Die Allianz wurde 1996 von 34 Organisationen gegründet. Heute gehören ihr mehr als 260 Verbände und Verwaltungseinheiten an, von denen derzeit drei Viertel der Mitglieder Nichtregierungsorganisationen sind.

Das Ziel ist es, die Lebensqualität für Mensch und Tier zu verbessern, indem Ländereien und Gewässer unter Schutz gestellt und Naturgebiete aktiv geschützt, entwickelt und renaturiert werden. Modellhafte Regelungen und Positionspapiere werden veröffentlicht um Renaturierungen voranzubringen. Die Allianz erstellte mehrere regionale Planungswerke, wie z.B. der Biodiversity Recovery Plan (Plan zur Wiederherstellung der Biodiversität) und die Green Infrastructure Vision (Vision für eine grüne Infrastruktur).

Daneben gehört Umweltbildung zu den Kernaufgaben der Allianz. Unter dem Titel „Leave No Child Inside” (etwa: Lasst keine Kinder im Haus) koordiniert die Allianz Programme und regionale Kampagnen um das Bewusstsein zu stärken, dass Kinder dringend eine Verbindung mit der Natur brauchen. Und zwar einerseits um ihrer Gesundheit und einer gesunden Entwicklung willen, andererseits aber auch um sicherzustellen, dass auch künftige Generationen noch Natur wertschätzen und schützen werden.

Weitere Informationen: www.chicagowilderness.org

Singapur

Rund 4.5% der Landesfläche von Singapur (5.2 Mio. EinwohnerInnen) sind Parks und Schutzgebiete. Nahe des Äquators gelegen, ist im Stadtstaat eine reiche Biodiverstät zu finden.

Die Grünflächen reichen von großen Nationalparken zu kleinen Parkanlagen, Spielplätzen und Gartenanlagen. Ein Biotopverbundsystem („Park Connector Network”, etwa: Park-Verbindungs- Netzwerk) verbindet diese Grünflächen miteinander.

Die Nationale Biodiversitätsstrategie von Singapur deckt verschiedenste Bereiche ab, die die biologische Vielfalt berühren, wie z.B. der Ablauf von politischen Entscheidungsprozessen.

Partnerschaften mit allen Interessensgruppen, aber auch internationale Kollaborationen, sollen gestärkt werden. Die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung für ihre natürliche Umgebung gehört zu den wichtigsten Arbeitsbereichen. Die Bevölkerung wird inspiriert und dafür begeistert, selbst einen Beitrag für eine grünere Stadt zu leisten. Singapurs Engagement für den Naturschutz zeigt sich auch daran, dass Singapur mit großem Einsatz die Entwicklung des City Biodiversity Index (CBI or “Singapore Index”) initiert hat und weiterhin begleitet (www.cbd.int/authorities/gettinginvolved/cbi.shtml).

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6 Literaturverzeichnis

Kowarik, I. (1992): Das besondere der städtischen Flora und Vegetation. In: Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege, Heft 61, S. 33-47

Kowarik, I., Langer, A. (2005): Natur-Park Südgelände: Linking Conservation and Recreation in an Abandoned Railyard in Berlin. In: Kowarik, I., Körner, S. (eds): Wild Urban Woodlands.

Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2005, S. 287-299

Kowarik, I. (2012): Stadtnatur in der Dynamik der Großstadt Berlin. In: Denkanstöße.

Stadtlandschaft – die Kulturlandschaft von Morgen? Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, Heft 9/2012, S. 18 – 24.

Werner, P. (2012): Biologische Vielfalt in der Stadt – Ökologischer, sozialer und ökonomischer Faktor in der Stadtentwicklung. In: Umweltgerechtigkeit & Biologische Vielfalt. Deutsche Umwelthilfe, 2012, S. 12/13.

Wulp, N.Y. van der; Lenzholzer, S. (2010): Thermal experience and perception of the built environment in Dutch urban squares. In: Journal of Urban Design 15 (2010) 3.

Internetlinks:

Gesundheitsamt Baden-Württemberg: http://www.gesundheitsamt-

bw.de/oegd/Fachservice/Publikationen/Pressearchiv/Seiten/ShowDetails.aspx?itemId=27&item List=9cd0a1d7-bf14-4503-be08-8242db57081e

Runder Tisch „Bildung für nachhaltige Entwicklung“: „Biologische Vielfalt und Bildung für nachhaltige Entwicklung" der AG Biologische Vielfalt. Download unter:

http://www.bne-portal.de/coremedia/generator/unesco/de/02__UN-

Dekade_20BNE/02__UN__Dekade__Deutschland/06__Gremien_20der_20UN- Dekade/05__Die_20Arbeitsgruppen/AG_20Biologische_20Vielfalt.html

Referenzen

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